Deutscher Fernsehpreis 2020 für „The Masked Singer“, „Der Pass“ und „Das Sommerhaus der Stars“

Sonderpreise für Corona-Berichterstattung, Förderpreis für Mai Thi Nguyen-Kim

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 17.06.2020, 12:05 Uhr

Ausgezeichnet mit dem „Deutschen Fernsehpreis 2020“: „The Masked Singer“, „Der Pass“ und „Das Sommerhaus der Stars“ – Bild: ProSieben/Jens Hartmann/Sky Deutschland/Sammy HartTVNOW/Stefan Gregorowius
Ausgezeichnet mit dem „Deutschen Fernsehpreis 2020“: „The Masked Singer“, „Der Pass“ und „Das Sommerhaus der Stars“

Vor rund zwei Wochen wurden die Nominierungen für den „Deutschen Fernsehpreis 2020“ bekanntgegeben – und nun stehen die Gewinner fest.

Im fiktionalen Bereich darf sich die Sky-Produktion „Der Pass“ über die Auszeichnung als Beste Drama-Serie freuen – sie setzte sich unter anderem gegen „Babylon Berlin“ und „Bad Banks“ durch. Der Preis für die Beste Comedy-Serie geht hingegen an Netflix für „How to Sell Drugs Online (Fast)“. Zum Besten Fernsehfilm wurde die hr-Produktion „Bist du glücklich?“ gekürt, während die ZDF-Reihe „Preis der Freiheit“ sich als Bester Mehrteiler durchsetzte. Hauptdarstellerin Barbara Auer gewann zusätzlich den Preis als Beste Schauspielerin, während Joachim Król neben „Preis der Freiheit“ auch für seine Darstellung in „Endlich Witwer“ als Bester Schauspieler ausgezeichnet wurde.

Das fiktionale Erzählen war geprägt durch die intensive Beschäftigung mit persönlichen Themen – Freundschaft und Glück, Trauer und Einsamkeit, Schuld und Zivilcourage, die in unterschiedlichster Tonalität verarbeitet wurden – von der Tragikomödie bis hin zum historischen Drama. Die Jury hat sich über große Drama-Serien und vor allem über herausragende Comedy-Serien gefreut. Die Verantwortlichen und Mitwirkenden dieser Formate zeigen, dass das deutsche Fernsehen auch in diesem Genre mittlerweile Großartiges zu leisten imstande ist. Den Fernsehschaffenden aus Deutschland ist vieles in außerordentlicher Weise gelungen, was man uns in der Vergangenheit nicht immer zugetraut hat, urteilt der Jury-Vorsitzende Wolf Bauer.

Kontrovers dürfte der eine oder andere Preisträger im Unterhaltungsbereich sein: Denn als Gewinner in der neu eingeführten Kategorie Beste Unterhaltung Reality ging die krawallige RTL-Trash-Show „Das Sommerhaus der Stars“ hervor, die sich gegen „Prince Charming“ und „Queen of Drags“ durchsetzte. In der Königsdisziplin Beste Unterhaltung Show geht der Preis an die deutsche Adaption von „The Masked Singer“ auf ProSieben. Doch auch Konkurrent „Denn sie wissen nicht, was passiert“ geht nicht leer aus: Das Entertainer-Trio Barbara Schöneberger, Günther Jauch und Thomas Gottschalk erhält zusammen mit Kommentator Thorsten Schorn den Preis für die Beste Moderation/​Einzelleistung Unterhaltung. In der Comedy setzte sich die „heute-show“ gegen „Die Anstalt“ und „Kroymann“ durch.

In der non-fiktionalen Unterhaltung sorgte insbesondere die Wiederentdeckung der Live-Show für überraschende Innovationen und beeindruckende Publikumserfolge. Zudem zeichneten sich auch seit längerer Zeit etablierte Formate durch frische Ideen und konsequente Optimierungen des Produktionsniveaus aus, so Wolf Bauer.

Die Preise im Bereich Information sind geprägt von der Corona-Berichterstattung. Gleich acht Sonderpreise wurden an verschiedene Sender vergeben. Die Corona-Pandemie wurde gerade in diesem Programmsegment zur Bewährungsprobe und als solche mit Bravour gemeistert. Der Sonderpreis geht senderübergreifend an die Redaktionen der Nachrichten- und vertiefenden Sondersendungen, so Wolf Bauer. Die Coronakrise hat uns gezeigt, wie hoch das Informationsbedürfnis der Menschen ist und wie glaubwürdiger Journalismus helfen kann, Orientierung zu finden. Mit ihrer umfassenden, verlässlichen und journalistisch hervorragend aufbereiteten Berichterstattung über das Geschehen in der Coronakrise, die zu wachsenden Reichweiten und steigender Nutzungsdauer selbst bei jungen Zielgruppen geführt hat, und der zunehmend kritischen Auseinandersetzung mit dem Regierungshandeln haben die Journalistinnen und Journalisten bewiesen, dass das klassische Fernsehen für die Mehrheit der Menschen immer noch das wichtigste Fenster zur Welt ist, das Anschluss und Teilhabe an den Geschehnissen ermöglicht und zum Entstehen einer kritischen Öffentlichkeit beiträgt. Die Jury versteht diesen Sonderpreis ausdrücklich als Verpflichtung zu Qualitätsjournalismus im digitalen Medienzeitalter und als Ermutigung für verantwortungsbewusste Journalistinnen und Journalisten.

Den Förderpreis erhält in diesem Jahr die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim, die mit ihren Beiträgen in „Quarks“, ihrem „Tagesthemen-Kommentar“ und ihrem eigenen Webformat „maiLab“(ARD/​WDR/​funk) die Jury beeindruckte. Sie beweise, wie zeitgemäßer Wissenschaftsjournalismus komplexe Sachverhalte nachhaltig vermitteln kann. Dieses außergewöhnliche Nachrichtenjahr hat gezeigt, wie enorm wichtig eine verständliche Vermittlung komplexer, wissenschaftlicher Themen ist. Mai Thi Nguyen-Kim hat maßgeblich dazu beigetragen.

Aus Sendersicht führt das ZDF mit insgesamt elf Auszeichnungen das Feld an, gefolgt von der ARD mit acht Preisen. Die Mediengruppe RTL kommt auf fünf Preise, vier Auszeichnungen gingen an die ProSiebenSat.1-Gruppe (nur eine davon an Sat.1). Drei Preise konnte arte einheimsen, zwei Preise gingen an Netflix, einer an Sky. Inklusive Sonder-und Förderpreis gingen 41 Preise an Frauen und 47 Preise an Männer.

Eigentlich sollte der „Deutsche Fernsehpreis“ in diesem Jahr als live übertragene TV-Gala zurückkehren. Doch wie viele andere Großveranstaltungen fiel auch diese Preisverleihung dem Coronavirus zum Opfer. 2021 soll der „Deutsche Fernsehpreis“ wieder als große Gala stattfinden..

Werkkategorien „Fiktion“

Bester Fernsehfilm

Bester Mehrteiler

Beste Drama-Serie

Beste Comedy-Serie

Personenkategorien „Fiktion“

Beste Schauspielerin

Bester Schauspieler

  • Barry Atsma für „Bad Banks“ (ZDF/​arte/​Letterbox Filmproduktion/​IRIS Productions)
  • Felix Kramer, Ronald Zehrfeld für „Warten auf’n Bus“ (rbb/​Senator Film)
  • GEWINNER: Joachim Król für „Endlich Witwer“ (ZDF/​arte/​Bavaria Fiction) und „Preis der Freiheit“ (ZDF/​Gabriela Sperl Produktion/​W&B Television/​Wilma Film)
  • Nicholas Ofczarek für „Der Pass“ (Sky/​W&B Television/​epo-film)
  • Ulrich Tukur für „Tatort: Murot und das Murmeltier“ (ARD/​hr)

Beste Regie Fiktion

Bestes Buch Fiktion

Beste Kamera Fiktion

  • Philip Peschlow für „Der Pass“ (Sky/​W&B Television/​epo-film)
  • Morten Søborg für „Preis der Freiheit“ (ZDF/​Gabriela Sperl Produktion/​W&B Television/​Wilma Film)
  • GEWINNER: Ngo the Chau für „Bad Banks“ (ZDF/​arte/​Letterbox Filmproduktion/​IRIS Productions)

Bester Schnitt Fiktion

Beste Musik Fiktion

Beste Ausstattung Fiktion

  • Uli Hanisch (Szenenbild), Pierre-Yves Gayraud (Kostümbild) für „Babylon Berlin“ (ARD/​ARD Degeto/​Sky/​WDR/​X Filme Creative Pool/​Beta Film)
  • GEWINNER: Silke Fischer (Szenenbild), Justine Seymour (Kostüm) für „Unorthodox“ (Netflix/​Studio Airlift/​Real Film)
  • Tilman Lasch (Szenenbild) für „Preis der Freiheit“ (ZDF/​Gabriela Sperl Produktion/​W&B Television/​Wilma Film)

Werkkategorien „Unterhaltung“

Beste Unterhaltung Show

Beste Comedy

Bestes Factual Entertainment

Beste Unterhaltung Reality

Personenkategorien „Unterhaltung“

Beste Moderation/​Einzelleistung Unterhaltung

Beste/​r Autor/​in Unterhaltung

Beste Regie Unterhaltung

Bester Schnitt Unterhaltung

  • GEWINNER: Bettina Böttger für „Hochzeit auf den ersten Blick“ (Sat.1/​RedSeven Entertainment)
  • Daniel Coenen, Denis Schnack, Thomas Knipf für „Kitchen Impossible“ (VOX/​Endemol Shine Germany)
  • Alexander von Sturmfeder für „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ (RTL/​ITV Studios Germany)

Beste Ausstattung (Kostüm/​Szenenbild) Unterhaltung

Programmbereich „Information“

Beste Moderation/​Einzelleistung Information

Bestes Infotainment

Beste Dokumentation/​Reportage

Beste Kamera Information/​Dokumentation

Bester Schnitt Information/​Dokumentation

  • Robert Handrick, Mathias Niepenberg, Martin Reimers für „Kindheit unterm Hakenkreuz – 80 Jahre 2. Weltkrieg“ (VOX/​Februar Film)
  • Ansgar Pohle für „Barfuß ohne Sattel – Die kleinen Reiter von Sumbawa“ (ZDF/​arte/​7T1 Media)
  • GEWINNER: Michael Scheffold für „Resistance Fighters – Die globale Antibiotika-Krise“ (ZDF/​arte/​Broadview Pictures)

Sonderpreis der Jury für „Beste Information“ – Die Corona-Berichterstattung

Programmbereich „Sport“

Beste Sportsendung

  • „Basketball-WM 2019“ (MagentaSport/​Telekom Deutschland/​thinXpool TV)
  • „FIFA eWorld Cup Grand Final 19“ (Sport1)
  • GEWINNER: „Die Finals Berlin 2019“ (ARD/​rbb/​ZDF)

Förderpreis

Mai Thi Nguyen-Kim für „Quarks“, ihren „Tagesthemen“-Kommentar und „maiLab“ (ARD/​WDR/​funk)

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Sonderpreis der Jury für "Beste Information" - Die Corona-Berichterstattung

    "Tagesschau"/"Tagesthemen": Marcus Bornheim, Chefredakteur ARD-aktuell (ARD)
    "ARD extra: Die Corona-Lage": Rainald Becker, ARD-Chefredakteur und Ellen Ehni, WDR-Chefredakteurin (ARD)
    "RTL Aktuell"/"RTL Nachtjournal": Michael Wulf, Chefredakteur infoNetwork (RTL)
    ntv Corona-Berichterstattung: Sonja Schwetje, Chefredakteurin (ntv)
    "ProSieben Spezial: Corona-Update. Live.": Stefan Vaupel, Chefredakteur (ProSieben)
    "Sat.1-Frühstücksfernsehen: Gemeinsam durch die Krise": Jürgen Meschede, Chefredakteur MAZ&MORE TV Produktion (Sat.1)
    "heute"/"heute journal": Bettina Schausten, Leitung Aktualität (ZDF)
    "auslandsjournal Spezial: Corona Global": Katrin Helwich, Redaktionsleitung (ZDF)

    Solche Preise sind doch wirklich der reinste Hohn, nun darf jede Nachrichtensendung sich wieder selbst loben, dabei hat jeder nur seine Arbeit gemacht und das nicht mal sehr gut. Wenn man so zurückblickt, wurden uns doch sehr viele widersprüchliche Meldungen um die Ohren gehauen, aber wichtig ist nur das man einen Preis erhält. Warum nicht auch einen Preis für jede Krankenschwester oder jeden Installateur, auch die haben ihre Arbeit gemacht. Fernsehleute müssen erschreckend Eitel sein.
    • am via tvforen.de

      persönlich freue ich mich besonders für die Gewandmeisterin Alexandra Brandner, deren Arbeiten ich schon viele Jahre kenne - hier mal ein älteres Video , um zu zeigen, wie phantastisch sie und ihre Leute arbeiten
      Mit den Kostümen für Masked Singer hat sie wirklich den Cpup geliefert


      https://www.youtube.com/watch?v=OtgW6n9srMs

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