75 Jahre ARD: Ein kleiner Rückblick auf die Krimis im Ersten

Von „Stahlnetz“ über „Tatort“ bis „Babylon Berlin“

Vera Tidona
Vera Tidona – 28.06.2025, 09:00 Uhr

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Der „Tatort“ ist seit 55 Jahren deutschlands erfolgreichste Krimireihe im Ersten – Bild: Repro: WDR
Der „Tatort“ ist seit 55 Jahren deutschlands erfolgreichste Krimireihe im Ersten

In diesem Jahr feiert die ARD ein großes TV-Jubiläum, nämlich ihr 75-jähriges Bestehen. Den Geburtstag nimmt auch die Redaktion von fernsehserien.de zum Anlass, um der ARD zu gratulieren: Redakteure und Mitarbeiter der unterschiedlichsten Generationen teilen ihre persönlichen Erinnerungen und Gedanken rund um die ARD. Heute erzählt unsere Newsredakteurin Vera Tidona davon, warum der „Tatort“ zum Sonntag gehört und welche Krimi-Klassiker sie über die Jahre hinweg begeistert haben.

Die ARD wird 75 Jahre alt und auch ich möchte dem Ersten Programm zum großen Jubiläum gratulieren. Wie wohl jeden anderen auch hat die ARD mein Fernsehverhalten nachhaltig geprägt. Angefangen mit „Unser Sandmännchen“, das einen noch im Krabbelalter (viel zu früh) ins Bett geschickt hat, gefolgt von der „Augsburger Puppenkiste“ und der „Sesamstraße“ mit Ernie und Bert, die einem auf einfache und doch nachhaltige Art so manches beigebracht haben – nicht zu vergessen das Zählen mit dem gruseligen Graf Zahl.

Natürlich darf bei dem nostalgischen Blick zurück auf meine Kindheit „Die Sendung mit der Maus“ nicht fehlen, die ich bis heute liebe und die mich immer wieder mit ihren kuriosen Fragen und Antworten aus den Lach- und Sachgeschichten begeistern kann. Noch heute zolle ich Ideengeber Armin Maiwald und Christoph Biemann großen Respekt, auch nach über 50 Jahren für die Idee der Sendung und ihre bis heute unbeschwerte Herangehensweise, Kinder jeden Alters zu begeistern und neugierig zu machen – ohne dabei den pädagogischen Zeigefinger zu heben. Ich hoffe, dass die beiden und ihr Format, inzwischen mit vielen weiteren kompetenten Mitarbeitern und Moderatoren, uns noch lange erhalten bleiben!

Armin Maiwald (o. l.), Christoph Biemann (r.) und Maus-Zeichner Friedrich Streich (u. l.) WDR/​imago images/​Horst Galuschka

Wenn wir noch ein wenig bei der Kindheit bleiben möchten, gehörte es bei uns – wie in vielen anderen Familien sicherlich auch – zur gepflegten Tradition, sich gemeinsam vor der Glotze zu den beliebten Familien-Unterhaltungsshows einzufinden, sei es etwa bei „Einer wird gewinnen“ mit Hans-Joachim Kulenkampff, Rudi Carrells „Am laufenden Band“ und „Lass dich überraschen“, „Auf los geht’s los“ mit Joachim Fuchsberger oder Jürgen von der Lippe mit seinen beliebten Spielshows „Geld oder Liebe“ und „Donnerlippchen“.

Zur Erklärung für die Generation Z: Ja, wir waren so arm wie der Rest Deutschlands in dem Sinne, dass es anfangs nur drei TV-Programme gab: Das Erste, ZDF und das Dritte Programm, was in meinem Fall der Südwestfunk bzw. heutige Südwestrundfunk (SWR) und der Hessische Rundfunk (hr) war. Später kamen weitere Dritte Programme wie der WDR und die ersten privaten TV-Sender (Sat.1, RTL, ProSieben usw.) hinzu.

55 Jahre Tatort – und kein Stück älter

Krimis sind des deutschen Fernsehpublikums liebstes Genre und auch ich habe mich früh dafür begeistern können. So gehört, seit ich denken kann, der Sonntagabend mit dem neuesten „Tatort“ zum festen TV-Programm – wie für Millionen andere Zuschauer auch. Den allerersten „Tatort“-Fall „Taxi nach Leipzig“ mit Walter Richter als Kommissar Trimmel habe ich verständlicherweise nicht am Tag der Erstausstrahlung am 29. November 1970 sehen können. Dennoch gehört er zu meinen liebsten Fällen der bis heute sehr erfolgreichen Kriminalfilmreihe, die in der umfangreichen DVD-Sammlung nicht fehlen darf – neben weiteren „Tatort“-Klassikern und Ermittler-Teams aus den unterschiedlichen Regionen.

Die erste „Tatort“-Folge „Taxi nach Leipzig“ mit Hauptkommissar Trimmel (Walter Richter) ARD

Damals wollte die ARD der äußerst erfolgreichen neuen Krimiserie „Der Kommissar“ mit Erik Ode Konkurrenz machen, die seit dem 3. Januar 1969 im ZDF lief. „Tatort“-Erfinder Gunther Witte entwickelte hierzu eine neue Krimireihe, die regional und realitätsnah sein sollte. Diesem Motto bleibt die bis heute Deutschlands beliebte und langjährige Krimireihe treu.

Der Erfolg zahlte sich aus: Rund 23,4 Millionen Zuschauer haben „Taxi nach Leipzig“ (NDR) bei der Erstausstrahlung gesehen. Seitdem sind in den vergangenen 55 Jahren über 1.300 gezeigte „Tatort“-Folgen mit aktuell über 20 Ermittler-Teams aus fast jeder größeren Stadt Deutschlands erschienen, da kann man schnell mal den Überblick verlieren. Zugegeben, nicht jede Produktion der inzwischen etwa über 35 neuen „Tatort“-Folgen pro Jahr stößt bei mir auf Gegenliebe. Dafür ist das Angebot einfach zu groß geworden, auch gibt sich nicht jeder Autor oder Filmschaffende so viel Mühe in der Ausarbeitung der Drehbücher wie manch anderer. Kurz gesagt, es ist eine Menge Schrott dabei, die auch von den Zuschauern und Kritikern schnell abgestraft wird. Dennoch ist ein Ende der Marke „Tatort“ noch lange nicht in Sicht.

Die umfangreiche, private „Tatort“-DVD-Sammlung der AutorinVera Tidona/​privat

Ein Wermutstropfen ist, dass viele der beständigen „Tatort“-Ermittler sich in den kommenden Jahren von ihrem treuen Publikum verabschieden werden. Berühmte Beispiele sind etwa die Münchner Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), die noch in diesem Jahr nach 35 Jahren und genau 100 Folgen in den (wohlverdienten) Ruhestand gehen. Ich werde sie schmerzlich vermissen!

Zum Glück bleibt uns noch die dienstälteste Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) aus Ludwigshafen erhalten, ebenso die Stuttgarter Kommissare mit Richy Müller und Felix Klare sowie das Kölner Team aus Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär), die bereits seit 1997 gemeinsam ermitteln – Ballauf war vorher ja schon fünf Jahre lang an der Seite des Düsseldorfer Kommissars Flemming (gespielt von Martin Lüttge, an der Seite von Roswitha Schreiner als seine Kollegin Miriam Koch) im Einsatz. 2002 fügten sich die Münsteraner mit Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Gerichtsmediziner Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) in die Liste der langjährigen und beliebten „Tatort“-Ermittler ein. Bis heute zählen sie zu den beliebtesten und erfolgreichsten „Tatort“-Ermittlern aller Zeiten, mit regelmäßig rund zehn Millionen Zuschauern pro Folge in der Erstausstrahlung – die vielen Abrufe in der Mediathek nicht mit eingerechnet.

Götz George (1938⁠–⁠2016) als Duisburger Kommissar Horst Schimanski ist bis heute eine Legende. ARD

Geschichte geschrieben haben einstige Kommissare wie Götz George als Schimanski (1981 bis 1991) aus dem Ruhrpott, der mit seiner modernen Version eines Polizisten und Draufgängers damals vor allem die Jungen ansprach und schnell Kultstatus erlangte. Erstmals gab es sogar zwei Kinofilme mit einem „Tatort“-Kommissar (lange vor Til Schweiger, zu dem ich hier nicht näher eingehen will), gefolgt von einer eigenen „Schimanski“-Filmreihe.

Zu meinen liebsten Ex-Ermittlern gehört Peter Sodann als Kommissar Ehrlicher (mit 45 Fällen zwischen 1992 und 2007), Manfred Krug als Kommissar Stoever (41 Fälle zwischen 1984 und 2001), das Team Bodensee mit Eva Mattes als Klara Blum (2002 bis 2016) und das Berliner Ermittler-Duo Ritter & Stark mit Dominic Raacke und Boris Aljinovic (1999 bis 2014). Bis heute kann man eine (für meinen Geschmack viel zu kleine) Auswahl an klassischen „Tatort“-Folgen in der Mediathek finden – es dürften ruhig viel mehr sein, die man kostenlos noch einmal schauen darf … aber das ist ein anderes Thema.

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