Das internationale Fernsehjahr 2018 im Rückblick: Quotenkönige, Köpferollen und jede Menge Wiederbelebungen

TV-Ereignisse und Strömungen aus den USA

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 28.12.2018, 10:15 Uhr

Roseanne


ABC


Mit der zehnten Staffel von „Roseanne“ wurde die Geschichte der Conner-Familie 20 Jahre nach dem Ende der ursprünglichen Serie fortgesetzt. Der Erfolg in den Einschaltquoten nach der Auftaktfolge am 27. März 2018 war gewaltig, „Roseanne“ wurde zum erfolgreichsten Serienstart der Season 2017/​18 und erreichte 18,44 Millionen Zuschauer (Live+SD). Die Verlängerung für eine weitere Staffel erfolgte umgehend.

Doch mit einem rassistisch aufgefassten Tweet, in dem Hauptdarstellerin Roseanne Barr eine ihr unliebsame schwarze Politikerin, die im Iran geboren war, als „Mischung aus den ‚Muslimbrüdern‘ und dem ‚Planet der Affen‘“ bezeichnete, brachte die für ihre eigenwilligen Ansichten bekannte Barr sich um die Früchte ihres Erfolges. ABC erklärte die Verlängerung von „Roseanne“ umgehend als nichtig. Barr selbst erklärte den ihrer Ansicht nach vor allem unglücklich formulierten Tweet damit, Mittel gegen Schlaflosigkeit eingenommen zu haben. Während sich die meisten Kollegen von Barr von ihren Aussagen distanzierten, erklärte Darsteller John Goodman später, dass Barr in seinen Augen definitiv erwiesenermaßen keine Rassistin sei.

Nach einigem Hin und Her wurde schließlich das Spin-Off „Die Conners“ aus der Taufe gehoben, das die Geschichte von Roseannes Familie nach deren Tod fortsetzt. Die neue Serie startete zwar weitab der Quoten, die mit der „Roseanne“-Fortsetzung anfangs erzielt werden konnten, aber doch auf Augenhöhe mit den Zuschauerzahlen vom Ende der „Roseanne“-Staffel. Daneben ist es der erfolgreichste Neustart des Senders ABC in der aktuellen Season.

Remakeritis


Warner Bros. TV


Auch im Jahr 2018 versuchten zahlreiche Rechteinhaber, aus einem weiteren Aufguss bekannter Stoffe oder Serienuniversen neuen Profit zu schlagen. Gut aufgenommen wurden dabei unter anderem das „Sons of Anarchy“-Spin-Off „Mayans MC“, bei dem Serienschöpfer Kurt Sutter erneut verantwortlich zeichnet. Obwohl vollkommen gegensätzlich zur alten Comedyserie „Sabrina – total verhext!“ fand auch die Teen-Horror-Serie „Chilling Adventures of Sabrina“ zahlreiche (neue) Fans. Vor allem in den USA beliebt war „Cobra Kai“ als Fortsetzung des Films „Karate Kid“ (1984), in dem die damaligen Darsteller William Zabka und Ralph Macchio der alten Geschichte ein gelungenes, neues Kapitel hinzufügen konnten.

In den Bereich „blutlos“ fallen die Neuauflagen von „Magnum P.I.“, „Charmed“ und „Lost in Space“ sowie die Serie „The Purge – Die Säuberung“. Ein Urteil steht noch zu den bereits bestellten Formaten „Roswell, New Mexico“ sowie „Grand Hotel“ aus – wobei sich letzteres als moderne Hochglanzsoap deutlich vom spanischen Original unterscheidet. Auch deutlich unter den Erwartungen zurück blieb die Fortsetzung von „Murphy Brown“ mit dem ursprünglichen Cast.

Nicht den Sprung auf den Bildschirm geschafft haben es der Serienpilot zu einem Remake von „Cagney & Lacey“ mit Sarah Drew und Michelle Hurd sowie einer zur Fortsetzung der Filmreihe „Tremors“ mit Kevin Bacon bei Syfy. Bereits auf dem Weg zu einer Pilotepisode gescheitert ist der Versuch einer Neuauflage zu „ALF“, und auch eine Fortsetzung zu „Verrückt nach Dir“ hat dem Anschein nach keinen Abnehmer gefunden, obwohl die Hauptdarsteller der zwölffach Emmy-prämierten Serie – Helen Hunt und Paul Reiser – wieder mit an Bord gewesen wären.

Out on Top


FX


Von zahlreichen langlebigen – und zahllosen kurzlebigen – Serien mussten die Zuschauer im Jahr 2018 Abschied nehmen. Nicht immer gelang das mit einer Glanzvorstellung, wie etwa beim nach dem Kevin Spacey-Rauswurf umkonzipierten Ende von „House of Cards“ (bei dem immerhin Hauptdarstellerin Robin Wright schauspielerisch die Fahne hochhielt).

Gelungen hingegen waren nach allgemeinem Urteil die Serienfinals von „The Americans“ nach sechs Staffeln und „The Middle“ nach neun Staffeln. Auch die kurze Abschlussstaffel von „New Girl“ fand gemeinhin viele Fürsprecher – auch wenn diese dank eines Zeitsprungs und einer Ausstrahlungspause sich fast schon wie eine eigene Miniserie anfühlte. „Major Crimes“ erhielt gemischte Kritiken für sein Ende nach sechs Staffeln, da die zentrale Figur, die von Mary McDonnell gespielte Sharon Raydor, bereits vorab den Serientod gestorben war. „The Fosters“ und „The Originals“ leiteten jeweils zu Spin-Offs über, so dass man nicht so ganz von einem Serienende sprechen mag, da manche Figur dann doch nochmal in dem Ablegerformat auftauchen wird.

Während bei „Once Upon a Time“ das Reboot mit der siebten Staffel den Ruf der Serie vielleicht ein bisschen angekratzt hat, war das Serienende für viele Fans versöhnlich.

„Nashville“ und „Scandal“ jedoch waren vor ihrem Abschied deutlich länger auf dem Bildschirm präsent gewesen als sinnvoll. Die Absetzung durch FOX brachte „The Last Man on Earth“ um sein verdientes Finale, auch „Colony“ endete beim USA Network nach drei Staffeln unvollendet. Unrühmlich war der doch recht schnelle – aber verdiente – Abgang der beiden enttäuschend verlaufenen, ehemaligen Hoffnungsträger „Kevin Can Wait“ und „Quantico“.

Das letzte Goodbye eingeläutet haben bereits „The Big Bang Theory“, „Homeland“, „Orange is the New Black“ und „Gotham“, deren letzte Episoden dann 2019 ausgestrahlt werden. Ähnliches gilt auch für das Fantasy-Epos „Game of Thrones“, hier stehen die Chancen auf ein Fortleben des Franchises dank eines bereits bestellten Serienpiloten gut – allerdings wird dessen Geschichte in der grauen Vorzeit von Westeros spielen.

Das US-Fernsehen im Schatten von Donald Trump

„Last Week Tonight“/​HBO


Weiterhin ist der umstrittene US-Präsident Donald Trump eine zentrale Figur, die ihren Schatten über die Medienlandschaft wirft. Abseits der Nachrichten einerseits natürlich im Bereich der Satire – denn über die Politik macht man sich immer lustig, und die Regierung Donald Trump gibt mehr als genug Anlass für spitzfindige Analysen. „Last Week Tonight with John Oliver“ verdiente sich hier (s)einen Emmy.

Daneben warf der Quotenerfolg zweier Serien die Frage auf, ob gewisse Zuschauerschichten lange Jahre einfach nicht vom Fernsehen bedient worden waren: Die Wiederbelebung von „Last Man Standing“ sowie von „Roseanne“ – Hauptdarstellerin Roseanne Barr gehört zu den Trump-Befürwortern.

Und schließlich gibt es noch den Gegenentwurf zu Trumps Schlachtrufen wie „America First“ und „Make America Great Again“, vertreten einerseits aus der eher intellektuellen Sicht von „The Good Fight“ und andererseits aus der alltäglichen Sicht durch die Netflix-Serie „One Day at a Time“.

zurückweiter

weitere Meldungen