US-Quoten: „Magnum“ mit viel Raum nach oben, NBC überzeugt mit „Manifest“

So lief die erste Woche der neuen Season für die Serienneustarts

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 01.10.2018, 12:25 Uhr

Neustarts der Season: „New Amsterdam“, „Magnum P.I.“, „Manifest“ und „Last Man Standing“ – Bild: NBC, CBS; NBC, FOX
Neustarts der Season: „New Amsterdam“, „Magnum P.I.“, „Manifest“ und „Last Man Standing“

Die neue Broadcast-Season ist am vergangenen Montag offiziell gestartet. Die vier großen englischsprachigen Networks der USA schicken ihre neuen Serienstaffeln und Serien so ziemlich auf einen Schlag ins Rennen – dank kleineren Programmier-Tricks, Specials oder Doppelfolgen für Ausnahmeformate werden über zwei Wochen die meisten neuen Herbstserien an den Start geschickt (Startdatenübersicht). Nur das „fünftgrößte“ (=kleinste) Network, The CW, startet erst Mitte Oktober in die Season. Es kann dafür in späteren Wochen auf einige Wiederholungen verzichten.

Mit diesem Artikel blicken wir darauf, wie die einzelnen Serien aus der Startbox gekommen sind, was vielversprechend unterwegs ist und was schon ums Überleben kämpfen muss. Zu bedenken ist dabei, dass die Einschaltquoten neuer Serien in den ersten Wochen noch recht stark fluktuieren und dabei meist abbauen: Zwischen zehn und 30 Prozent Quotenverlust sind die üblichen Grenzen. Nur selten schafft es eine Serie, nach der – von einer Werbeoffensive begleiteten – Serienpremiere zusätzliche Zuschauer zu gewinnen.

Anmerkungen: Das mit der Quotenmessung beauftragte Institut Nielsen geht bei seinen Hochrechnungen für die Quoten von 305,40 Millionen US-Amerikanern im Alter von über 2 Jahren mit Zugang zu einem TV-Gerät aus – 0,3 Prozent mehr als im Vorjahr.
Das
Rating ist der prozentuale Anteil in einer Altersgruppe, die eine Sendung geschaut haben. Ein Rating 2.2 bedeutet also, dass 2,2 Prozent der US-Amerikaner, die Zugang zu TV-Programm haben, eine Sendung gesehen haben. Wird beim Rating keine Zielgruppe angegeben, wird beim US-Programm die Gruppe der 18- bis 49-Jährigen betrachtet, die sogenannte werberelevante Zielgruppe.
In dieser Übersicht werden die sogenannten „Live+Same Day“-Quoten (auch „Live+SD“) betrachtet, also die Zuschauer, die eine Sendung am Ausstrahlungstag live oder als Videoaufzeichnung bis 3:00 Uhr morgens geschaut haben.

MONTAG
Der Serienauftakt von „Magnum P.I.“ um 21:00 Uhr hat sich nur durchwachsen geschlagen, zumal er von einer Sonderprogrammierung von „The Big Bang Theory“ und „Young Sheldon“ im Vorlauf gestärkt worden war: 8,12 Millionen Zuschauer sind achtbar („TBBT“: 12,92 Millionen, „YS“: 10,58 Millionen), beim Zielgruppenrating haperte es dann für einen Serienauftakt allerdings mit 1.2 schon deutlich („TBBT“ 2.5; „YS“: 1.7). „9-1-1“ erreichte bei FOX auf neuem Sendeplatz parallel 1.6, NBC legte mit „The Voice“ und 2.0 vor, während ABC mit „Dancing with the Stars“ und 1.0 richtig baden ging.

Ungeahnte Höhen konnte hingegen das neue Mystery-Drama „Manifest“ erreichen: Mit einem Rating von 2.2 und 10,40 Millionen Zuschauern übertrumpfte es die Werte von „The Voice“. Das ist insofern bemerkenswert, als dass NBC „The Voice“ von seinem Sender immer als Startrampe nutzt, von der die Serie am Montag um 22:00 Uhr dann möglichst wenig „herunterfallen“ soll. Dass das später laufende „Manifest“ nun also noch besser lief, dürfte bei NBC Hoffnung auf einen Serienhit nähren. Auf der anderen Seite wurde „The Good Doctor“ bei ABC, der beste Dramaserienstart der vergangenen Season, vom schlechten „Dancing“ deutlich mit nach unten gerissen: Im Rating fiel die Serie von 1.7 (für das letzte Staffelfinale) auf 1.3, zudem kamen zwei Millionen Zuschauer zum neuen Staffelauftakt nicht zurück.

DIENSTAG
Bei NBC fungierte „This Is Us“ als solider Tentpole (als Zeltstange, die die anderen Formate um sich herum nach oben zieht) und kam auf ein Zielgruppenrating von 3.0. Davon konnte auch Neustart „New Amsterdam“ profitieren, das auf ein Rating von 1.8 kam und 8,39 Millionen Zuschauer anzog. Vermutlich hat man bei NBC aber auf noch bessere Quoten gehofft.

Deutlich schlechter lief es für CBS, wo „Navy CIS“ mit einem Rating von 1.4 (12,56 Millionen Zuschauer) für die neue Serienhoffnung „FBI“ nur begrenzt „Starthilfe“ geben konnte: Mit einem Rating von 1.3 konnte die neue Serie von Dick Wolf immerhin die meisten jungen Zuschauer halten.

Bei FOX kam der umgestaltete Dienstag mit „The Gifted“ (Rating: 0.9) und dem rebooteten „Lethal Weapon“ (Rating: 0.8) auf erwartbare, niedrige Werte. Immerhin kann „Lethal Weapon“ zunächst für sich in Anspruch nehmen, dass man durch den Hauptdarstellertausch (fernsehserien.de berichtete) keine jungen Zuschauer eingebüßt hat: Auch das letzte Staffelfinale erreichte ein Rating von 0.8.

MITTWOCH
Nur ABC brachte am Mittwoch neue Serienware ins Rennen. Im Anschluss an „Modern Family“ (Rating 1.6; 5,40 Millionen Zuschauer) lief zunächst die Sitcom „Single Parents“ mit einem Rating von 1.3 vor 4,91 Millionen Zuschauern. Im Anschluss musste die neue Dramaserie „A Million Little Things“ ran, die es nur noch auf ein Rating von 1.1 bei 5,07 Millionen Zuschauern brachte.

DONNERSTAG
Der Donnerstag ist in den USA der umkämpfteste Fernsehtag, da dort einerseits sehr viele US-Zuschauer vor dem Fernseher sitzen und andererseits zahlreiche Unternehmen Werbung schalten, die das Verhalten der Zuschauer am Wochenende beeinflussen wollen. Dazu kommt die Werbung für neue Kinofilme, die in den USA traditionell freitags in die Kinos kommen.

FOX konnte mit der Neuerwerbung „NFL Thursday Night Football“ (fernsehserien.de berichtete) satte 14,45 Millionen Zuschauer und ein Rating von 4.8 erreichen. Zum Vergleich: Im Vorjahr wurden in der Woche des Seasonstarts durch CBS „nur“ 11,34 Millionen Zuschauer und ein Rating von 3.2 erreicht. FOX nutzte dem Vernehmen nach die Zuschauermassen, um das eigene Programm – insbesondere den Comedyblock am Freitag – ausgiebig zu bewerben.

Bei CBS kam in diesem Jahr „The Big Bang Theory“ auf ein Rating von 2.2, „Young Sheldon“ erreichte 1.6, bevor „Mom“ auf 1.1 sackte. Das ist auch das Ergebnis für das Revival von „Murphy Brown“, das dabei von 7,50 Millionen Amerikanern gesehen wurde. Das ist ganz weit ab von Revival-Auftakten wie „Will & Grace“, das vor Jahresfrist mit einem Rating von 3.0 zurückkehrte oder gar „Roseanne“, das auf ein überragendes Rating von 5.2 für die Staffelpremiere kam.

FREITAG
Hier konnte FOX nun zunächst die Früchte der Werbung am Donnerstag ernten: Mit der Rückkehr von „Last Man Standing“ und der neuen Altersheim-Sitcom „The Cool Kids“ präsentierte man die einzigen beiden Formate am Freitag, die in Sachen Rating eine ‚1‘ vor dem Komma hatten.

„Last Man Standing“ erreichte ein – für den generell zuschauerschwachen Freitag – beachtliches Rating von 1.8 bei 8 Millionen Zuschauern (die letzte ABC-Folge konnte 1.1 beziehungsweise 6,06 Millionen vorweisen). „The Cool Kids“ hielt sich mit einem Rating von 1.5 und 6,79 Millionen Zuschauern fabelhaft.

NBC zeigte ab 20:00 Uhr eine Wiederholung von „Manifest“, die von weiteren 3,71 Millionen Zuschauern gesehen wurde (Rating: 0.5) und um 21:00 Uhr nochmals „New Amsterdam“ (Rating: 0.5; Zuschauer: 3,28 Millionen).

Zum Vergleich: CBS blieb mit seinem Krimi-Line-Up am Freitag konstant „unter 1.0“: „MacGyver“ (0.7; 5,8 Millionen), „Hawaii Five-0“ (0.9; 7,42 Millionen) und „Blue Bloods“ (0.9; 8,69 Millionen).

Zusammenfassung
Bester Neustart der Season ist NBCs Mystery-Serie „Manifest“, auch „New Amsterdam“ erscheint zunächst erfolgreich. FOX konnte – mutmaßlich durch viel Werbung während Football – den Start der siebten Staffel von „Last Man Standing“ nach dem Senderwechsel ordentlich pushen.

CBS hat bereits gleich zweieinhalb Problemfälle an der Backe: „Magnum, P.I.“ kam mit der Auftaktfolge nicht bei den jungen Zuschauern an und die Rückkehr von „Murphy Brown“ war alles andere als triumphal. Der prestigeträchtige und mutmaßlich teure Neueinkauf „FBI“ kann sich behaupten, bringt aber keine neuen Impulse/​Zuschauer ins Programm.

ABC hat nicht nur keinen guten Auftakt für seine beiden Neustarts hingelegt, der Montag ist mit den drastisch gesunkenen Zahlen für „Dancing with the Stars“ und „The Good Doctor“ eine akute neue Problemzone. Hier ruhen alle Hoffnungen auf dem neuen Dienstag, der am 16. Oktober mit „„The Conners“ und „The Rookie“ sowie den Comedys dazwischen („The Kids Are Alright“, „Black-ish“, „Splitting Up Together“) startet.

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