Terra Xplore Folge 95: Diagnose Frau – Hysterie über die Jahrhunderte
Folge 95
95. Diagnose Frau – Hysterie über die Jahrhunderte
Folge 95 (15 Min.)
„Hysterisch“ sagen wir noch heute. Einst war Hysterie aber eine medizinische Diagnose. Leon Windscheid erzählt die Geschichte von Hysterie, Geschlechterbildern und Medical Gaslighting. Paris im 19. Jahrhundert: Die junge Augustine liegt krampfend im Hörsaal, umringt von Ärzten und Kameras. In der Salpêtrière-Klinik wird die Diagnose Hysterie zur Show. Warum galt die Hysterie damals als Frauenkrankheit und wie prägt sie bis heute unser Denken? Über Jahrtausende galt Hysterie als Erklärung für unerklärliche Symptome – hauptsächlich bei Frauen wie der 15-jährigen Augustine. Ihre Anfälle, die der Neurologe Jean-Martin Charcot als „grande hystérie“ beschreibt, werden öffentlich zur Schau gestellt. Die Diagnose Hysterie sagt viel aus über
Macht, Medizin und Geschlechterrollen.
Ihre Geschichte reicht von Mythen über eine „wandernde Gebärmutter“ bis hin zu radikalen medizinischen Eingriffen. „Hysterie ist gewissermaßen die Krankheit der Hyper-Weiblichkeit im 19. Jahrhundert“, weiß die Medizinhistorikerin Professorin Karen Nolte, die intensiv zur Geschichte der Psychiatrie forscht. Leon Windscheid zeigt, wie diese Denkmuster bis heute wirken – etwa im Medical Gaslighting, wenn Beschwerden nicht ernst genommen werden. Trotz moderner Medizin bestehen geschlechtsspezifische Unterschiede fort: Medikamente werden seltener an Frauen getestet, Symptome anders bewertet. Der Gender Health Gap Report macht deutlich, wie sehr medizinische Ungleichheit unsere Gesundheit bis heute prägt. (Text: ZDF)