Handwerkskunst!

Marius Frommherz ist ein echter Schwarzwälder Zimmermeister. Seine Spezialität sind Holzschindeln. Auf dem Dach und als Fassadenverkleidung geben sie den Häusern ein angenehmes Raumklima, was seine Kundschaft wertschätzt. Das Holz für seine Schindeln stammt aus heimischen Wäldern. Von der Holzauswahl übers Schindeln herstellen bis zum Dachdecken liegt alles in Marius’ Hand. Der 30-Jährige gibt Einblick in die traditionelle Schwarzwälder Handwerkskunst. Auch das Handwerk von Susanne Rall-Steckdaub ist lange überliefert. Sie stellt in dritter Generation Dachziegel in unterschiedlichsten Farben und Formen her. Ihre Ziegel sind begehrt auf historischen Türmen und Dächern. Das Lehmmischen, Formen, Glasieren und Brennen findet in der Ziegelei in Echterdingen bei Stuttgart statt. Susannes aktuelles Projekt ist die Restaurierung des Kirchturms in Aichtal-Neuhausen. (Text: SWR)

Für ein kunstvoll geschmiedetes Balkongeländer braucht man eine hohe Kunstfertigkeit in Metallbearbeitung und einen guten Sinn für Ästhetik. Kunstschmied Peter Klink vereint beides. Er verwendet jahrtausendealte Techniken für ein Gitter im modernen Look. Eine Bronzeskulptur zu gießen ist nicht ungefährlich, die Vorbereitung aufwändig. Es erfordert viel technisches Knowhow. Im eigenen, patentierten Verfahren erzeugt Markus Kollinger von der Kunstgießerei Kollinger filigranste Objekte aus Metall. (Text: SWR)

Roman Weller baut seit vielen Jahrzehnten Motorflugzeuge. Als Ein-Mann-Betrieb in Handarbeit. In seiner Werkstatt in Bibersfeld bei Schwäbisch Hall hat er schon an die 20 verschiedenen Flugzeugtypen entwickelt und zusammengebaut. Sein Verkaufsschlager ist der Rebell. Ein motorisiertes Ultraleicht Flugzeug von vier Meter Länge und Platz für eine Person. Vier solcher Flieger baut Roman Weller im Jahr. Alles sind Auftragsarbeiten für Kunden, die sich für die einfache Bauweise des Flugzeugs begeistern. Hinter jedem Detail seiner Flugzeuge stecken endlose Überlegungen und Experimente: Wie konstruiere ich den Flieger möglichst stabil und dennoch leicht? Dabei kommt er immer wieder auch auf originelle Lösungen. (Text: SWR)

Mit grobem Werkzeug Details in Holz formen: Der weltweit bekannte Kettensägen-Künstler Michael Tamoszus verwandelt einen Baumstamm in ein Kunstwerk. Mit seiner Motorsäge schnitzt der Woodcarver innerhalb von vier Tagen einen gewaltigen Braunbären. Seine Arbeit erinnert an die eines Bildhauers. Statt Hammer und Meißel verwendet der Holzkünstler aus Bad Schussenried in Baden-Württemberg eine Auswahl unterschiedlich großer Kettensägen. Dabei setzt er die groben Werkzeuge ein, als ob er ein filigranes Schnitzmesser in den Händen führen würde. Neben der Gestaltung von Tiermotiven haben es ihm menschliche Gesichter und Körper angetan. Die detailgenaue Ausgestaltung lässt seine Holzskulpturen überaus lebendig wirken. Seine Werke stehen in Zoos, bei Vereinen, Firmen und Privatkunden. Als Woodcarver ist er weltberühmt. Mit einer Bärenskulptur wurde er Vize-Weltmeister. Heute lebt er von seiner Kunst. (Text: SWR)

Ein alter Starr-Rahmen aus den 1950er Jahren lässt sein Schrauber-Herz höherschlagen: Seit mehr als 20 Jahren baut Martin Becker in seiner Werkstatt in Heidelberg individuelle Motorräder – sogenannte Custom Bikes. Dabei gibt der Originalrahmen stets die Richtung vor, weil für den Neuaufbau die Bestimmungen der deutschen Erstzulassung gelten. Dementsprechend entwickelt der Motorradbauer aus jahrzehntealten Überbleibseln und neuen Einzelteilen innerhalb von wenigen Monaten ein fahrbares Unikat: Technisch ausgefeilt, im Retro-Design und mit viel Liebe zum Detail. Für seine Custom Bikes hat der Heidelberger schon mehrere internationale Preise bekommen. „Handwerkskunst“ begleitet den kompletten Aufbau des Motorrades, von der Vormontage bis zur ersten Probefahrt. (Text: SWR)

Vergoldermeister Benjamin Franck aus Neuhofen in der Pfalz ist Spezialist für Polimentvergoldung, einer jahrhundertalten Technik, bei der unter dem Blattgold eine Schicht aus brauner Tonerde und Leim aufgetragen wird. Erst diese Schicht lässt das Gold richtig glänzen. Wie man einen Bilderrahmen aus dem 19. Jahrhundert restauriert und polimentvergoldet, ohne die historische Patina zu zerstören, das zeigt der Vergolder in seiner Werkstatt. Die Künstlerin Anja Streese aus Trier hat den Siebdruck als Ausdrucksmittel entdeckt. Die Farbe drückt sie mit einem Gummirakel durch ein feinmaschiges Gewebe, das sogenannte Sieb. Um möglichst viele Farben und Motive auf die Leinwand zu drucken, wiederholt sie diesen Vorgang bis zu 70 Mal. So entstehen einzigartige Kunstwerke. (Text: SWR)

Die Dachnische ist so schräg, dass sie einen in die Knie zwingt. Der Raum, der wie ein Zelt anmutet, dient bisher als Besenkammer. Teresa Schneider-Heinzelmann und Matthias Reck sollen das ändern. Die Innenarchitektin und der Schreinermeister sollen hier einen nutzbaren Wohnraum schaffen, zuerst soll ein Einbauschrank her. Ihre Eckdaten sind: ein Zimmer mit Walmdach mit einer Neigung von rund 45 Grad. Dazu lehmverputzte Wände und einen Eichenboden. Hinzu kommt, Wände und Boden sind weder gerade noch eben. Für diese Dachschräge muss etwas Maßgeschneidertes her. Der Kunde wünscht sich einen festen Einbau, der Staub wenig Fläche bietet, maximalen Stauraum schafft, flexibel und funktional ist und den Raum wohnlich und wohlig macht. Ein Team von sechs Leuten plant und baut den Allrounder in Hohentengen bei Sigmaringen. Das Bauen des Unikats ist aufwendig, die Montage ebenfalls. Denn die fehlenden Geraden und Ebenen machen den Einbau zur Millimeterarbeit. (Text: SWR)

Es müssen viele an einem Strang ziehen, bis eine Kulisse auf der Bühne steht. Man braucht Schlosser:innen, Dekorateur:innen, Schreiner:innen und Maler:innen. Pragmatische Handwerkskünstler:innen für das Spiel mit der Illusion, denn Kulissenbau ist Team-Arbeit. In den Werkstätten des Pfalztheaters in Kaiserslautern sind es noch zwei Monate bis zur Premiere der Operette die „Lustige Witwe“ von Franz Lehar. Nicht einfach, die Vorgaben des Bühnenbildners umzusetzen, denn die Zeit ist knapp und viele Mitarbeiter:innen sind krank. So ist das beim Theater: Bei den Gewerken kommt immer das Wichtigste zuerst und wenn das nicht möglich ist, dann das Zweitwichtigste. Hauptsache, es geht voran und am Ende ist alles gut. Viel Herzblut, viel Kunsthandwerk, viel Kreativität stecken in den Bühnenbildern. Gebaut nur für eine Spielzeit, nicht für die Ewigkeit. (Text: SWR)

Die Zimmerer und Zimmerinnen der Genossenschaft Holzverbindung bauen in Tübingen eine Dachgaube. Mit der Gaube erweitern sie die Stehhöhe eines kleinen Badezimmers. In ihrer Werkstatt fertigen die Handwerker:innen die Seitenteile und die Sparren für die Konstruktion, bevor sie sie auf der Baustelle montieren. Auch eine traditionelle Holzverbindung kommt zum Einsatz: Die Schwalbenschwanzverbindung. „Handwerkskunst!“ begibt sich in luftige Höhen und schaut den Zimmerern beim Bau der Dachgaube über die Schulter. (Text: SWR)

Boris Bruckert fertigt in seiner Werkstatt im Nordschwarzwald Wintergärten. Ein Wintergarten, den man bei ihm in Auftrag gibt, ist keine Massenware, sondern handwerkliche Maßanfertigung. In der Systembau-Werkstatt stellen die Metallbauer:innen das große Puzzle aus Aluminium, Stahl und Glas für einen Kaltwintergarten her. Die Konstruktion besteht aus elf baugleichen Dachträgerwinkeln und zehn Querverbindern. Bis der Wintergarten am Bestimmungsort aufgestellt und das Glas eingesetzt werden kann, muss viel gesägt, geschweißt und geschraubt werden. In rund drei Wochen Arbeitszeit entsteht eine individuelle Glasoase. Grauen Beton in grüne Biotope verwandeln, ist die „Handwerkskunst“ von Daniel Hertfelder. Der Dachbegrüner legt pflegeleichte Gärten auf Dächer aller Art an. Wie etwa auf einem Flachdach in Dettenhausen bei Tübingen. Auf dem tristen Dach des Carports soll ein naturnaher und optisch schöner Lebensraum entstehen für Vögel, Insekten und andere Lebewesen. (Text: SWR)

Die Restaurierung von historischen Holzfenstern hat es in sich. Gleich drei Handwerker:innen sind dazu notwendig: Ein:e Schreiner:in, ein:e Maler:in und ein:e Glaser:in. Mit Säge, Hobel und Stecheisen werden Schäden beseitigt und dabei auch neue Holzstücke eingesetzt. Der Maler oder die Malerin untersucht den alten Lack und lackiert den Originalfarbton. Die Scheiben im Vorfenster bleiben. Das innere Fenster bekommt modernes Vakuumglas. Dazu passen die handgemachten Fensterläden aus Vollholz. Die Brüder Fabio und Alex Hupfauf haben sich darauf spezialisiert. Für ein denkmalgeschütztes Schulhaus in Welzheim schreinern sie 52 neue Läden, die den Originalen so ähnlich wie möglich sein sollen. (Text: SWR)

Der Mercedes 540K, Cabrio, Baujahr 1938 gehört zu den wertvollsten Oldtimern der Welt. In einer Werkstatt bei Stuttgart versetzen eine Mechatronikerin und ein Sattler den Innenraum des Wagens wieder in den Originalzustand. Ob aus Holz, Metall oder Leder, die Teile werden in Handarbeit restauriert oder neu hergestellt. Gleich nebenan formt Michael Völkner von Hand einen Kofferraumdeckel aus Aluminiumblech für einen Mercedes 300 SL. Er arbeitet freihändig am Englischen Rad, einer Maschine, mit der er aus flachen Metallblechen eine doppelte Krümmung formen kann. Das verlangt Können, Konzentration und viel Erfahrung. (Text: SWR)

Ein Skelett aus Birkenholz und eine Hülle aus Aluminium: Im rheinhessischen Nieder-Olm entsteht daraus ein Mini-Camper. Das Start-up Miniatouring baut sogenannte Teardrop-Caravans, ein Zuhause auf Rädern mit Retro-Charme. Dafür sind nicht nur eine riesige CNC-Fräse, Akkuschrauber und Schleifpapier notwendig. Wer Camper baut, muss vor allem zwei Dinge immer beachten: Leicht und dicht sollte er sein. Die Arbeit am kleinen Camper ist vielfältig: Dübel und Streichmaß, Schraubzwingen und Heißluftfön, dazu eine Mischung aus Team-Arbeit, einem ausgeklügelten Baukonzept und einer großen Portion Ideenreichtum. Nur so kommen Komfort und Minimalismus zusammen. Dominic Sartorio, Lucas Lambrich und Romanus Ludwig zeigen, wie Holz gefräst und verschraubt sowie Aluminium geklebt und verpresst werden. Es wird gebohrt, gedämmt und gefilzt, verleimt, verkabelt und verspachtelt. Schritt für Schritt, Schraube für Schraube, wird aus vielen kleinen Einzelteilen ein Mini-Camper für große Abenteuer. (Text: SWR)

Möbel mit Intarsien haben jahrhundertelang das Handwerk der Kunsttischler:innen geprägt. Es gibt nur noch wenige Möbelschreiner:innen, die diese Kunst beherrschen. Der Karlsruher Volker Lück baut einen Tisch mit edlen Furnierhölzern aus Ebenholz und der Amboina-Maser. Eine Laune der Natur lässt durch Wucherungen fantastische Formen entstehen. Ein Unikat ist auch der Schaukelstuhl, den Claus Müller in seiner Schreinerei in Ilsfeld bei Heilbronn fertigt. Das Geheimnis des Schaukelstuhls liegt in den Kufen. Je stärker sie gebogen sind, desto leichter lässt sich der Stuhl zum Schwingen bringen und desto höher ist der Entspannungsfaktor. Tüftelarbeit am Holz. (Text: SWR)

Die Schreiner:innen der Firma Schwarzwald Altholz bauen Möbel aus altem Holz. Ihre Werkstoffe sind zum Teil mehrere hundert Jahre alt und haben Geschichte. Geschäftsführer und Schreiner Maximilian Riedt ist ständig auf Abrissbaustellen unterwegs und rettet altes Gebälk, um es in neue Möbel zu verwandeln. Altholz ist nachhaltig, hat aber beim Verarbeiten seine Tücken und Herausforderungen. Die Zuschauer:innen begleiten die Schreiner:innen beim Bau der Einrichtung für ein Ferienzimmer auf einem traditionellen Schwarzwaldhof. (Text: SWR)

Wie ein saftiges Steak, medium gebraten, perfekt gelingt, zeigt Jürgen David aus Worms. Der Metzgermeister ließ als einer der Ersten in Deutschland das Rindfleisch in einer speziellen Salzgrotte abhängen. Bei dieser Dry-Aged-Methode reift es mehrere Wochen nach und wird besonders zart und aromatisch. Wo die Rinder herkommen, welches Geschlecht sie haben, was sie gefressen haben, alles trägt zur Qualität des Fleisches bei. Fleisch sei ein Luxusgut, für das man sich Zeit nehmen sollte, sagt Jürgen David. Eine Pfanne aus Eisen hält ein Leben lang, wenn man sie richtig behandelt. Je länger sie in Gebrauch ist, desto besser wird sie. Sie darf nur nicht nass werden, sonst beginnt sie zu rosten. Eine eiserne Bratpfanne ist besonders gut geeignet zum scharfen Anbraten von Bratkartoffeln oder Fleisch. Stefan Zydek aus Lochum im Westerwald ist Schmied und zeigt, wie man eine Bratpfanne aus Eisen macht. In seiner urigen Werkstatt bearbeitet er mit Hammer und Amboss das glühende Metall. (Text: SWR)

Tobias Ahlke ist eine Art Gitarren-Maßschneider. Er baut in seiner Werkstatt in Oberwinter Akustik- und E-Gitarren individuell nach Kunden:innenwunsch. Die Grundformen hat Ahlke selbst entworfen, alles andere ist Verhandlungssache. Von den verwendeten Hölzern bis zum Abstand der Saiten auf dem Griffbrett können die Kund:innen alles selbst bestimmen. Weil jede Gitarre anders ist, sucht man computer-gesteuerte Fräsen für die Massenfertigung in seiner kleinen Werkstatt vergebens. Wochen, teils Monate, arbeitet der Meister an jeder einzelnen Gitarre. Fast alles an den Instrumenten entsteht in Handarbeit vor Ort. Aus ausgesuchten Hölzern macht Tobias Ahlke optische und akustische Unikate. (Text: SWR)

Besuche beim Zahnarzt sind den meisten Menschen nur allzu vertraut. Hinter die Kulissen eines Dentallabors haben aber wohl die wenigsten bislang geschaut. Zahnersatz von Hand zu fertigen ist ein aufwendiger Prozess. Im Labor von Zahntechnikermeister Niklas Bösing wird demonstriert, wie man eine keramisch verkleidete Zahnbrücke fertigt. Dutzende Arbeitsschritte sind dafür nötig. Vom Gebissabdruck des Patienten erstellt der Zahntechniker zunächst ein Gipsmodell, das er später in Wachs nachbildet. Im Ofen wird das Wachs dann ausgeschmolzen – in die entstandenen Hohlräume wird flüssiges Metall geschleudert. Mit keramischen Massen baut der Zahntechniker schließlich die künstlichen Zähne Schicht für Schicht auf und gestaltet sie so, dass sie von natürlichen kaum zu unterscheiden sind. So entsteht eine perfekte Zahnbrücke – ein passgenaues, handgefertigtes Einzelstück. (Text: SWR)