Staffel 5, Folge 1–6

Staffel 5 von „Gipfeltreffen“ startete am 09.04.2007 im BR Fernsehen.
  • Staffel 5, Folge 1
    Den „Bodenschneid“ in den Schlierseer Bergen kennen nur wenige; den Mann, mit dem sich Werner Schmidbauer auf den Weg zum 1 669 Meter hohen Gipfel macht, kennen dagegen in Bayern viele: Willy Astor, Kabarettist und Komödiant, Liedermacher und „Wortpsychiater“, wie ihn Dieter Hildebrandt einmal bezeichnete. Kann man sich mit Willy Astor überhaupt unterhalten, ohne dass er ständig dichtet und reimt? Man kann. Und das sogar sehr gut. Auf dem Weg zum Gipfel erzählt er Werner Schmidbauer von seiner behüteten Kindheit im Münchner Stadtteil Hasenbergl als Ältester von drei Geschwistern. „Ich hatte eine Wiese, Freunde und einen Fußball. Mehr haben wir damals zum Glücklichsein nicht gebraucht“, erinnert sich Astor. Sein erstes Instrument war das Akkordeon, und damit hatte er, so sagt er, „bei den Mädchen kein Ass im Ärmel“.
    Erst mit 16 Jahren kam er zu seiner „ersten großen Liebe“, der Gitarre. Weil er auf einem Ohr nur noch zu 30 Prozent hört, kam er um die Bundeswehr herum und konnte das machen, was er am liebsten tat: Gitarre spielen und singen. Willy Astor erzählt mit großer Offenheit vom schmerzhaften Ende seiner Beziehung zur Mutter seiner 13-jährigen Tochter; und obwohl diese Liebe schon vor einigen Jahren zerbrach, spürt man noch, wie sehr ihm diese „Watsch’n“ zugesetzt hat. Sein Vertrauen, so gibt Astor zu, in eine neue Partnerschaft sei dadurch kleiner geworden. Bei der Gipfelbrotzeit zeigt sich, dass Willy Astor und Werner Schmidbauer mehr als das Liedermachen verbindet: Beide beherrschen nämlich die Kunst des Fleischpflanzerl-Zubereitens.
    Werner Schmidbauer, der zum „Gipfeltreffen“ immer selbst gemachte Pflanzerl mitbringt, hat in Willy Astor einen Gast, der vom Kochen was versteht und Fleischpflanzerl als seine „Spezialität“ bezeichnet. „Ein Leberstreichwurstbrot mit Gurke“, so erzählt Astor, vermittelt ihm ein „Gefühl von Heimat“. Angst vor dem Altwerden hat Willy Astor nicht. „Ich fühle mich immer noch als Kind“, sagt er. Und weil er seine Gitarre beim „Gipfeltreffen“ dabei hat, gibt es zum Schluss doch noch mit „She’s got the Blues“ bzw. „Schiss-Katze-Blues“ eine Kostprobe vom „richtigen“ Willy Astor (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.04.2007Bayerisches Fernsehen
  • Staffel 5, Folge 2
    Am 1. Juni 2007 wird der Liedermacher, Komponist, Autor und Schauspieler 60 Jahre alt. Ein willkommener Anlass für Werner Schmidbauer, Wecker zum „Gipfeltreffen“ einzuladen und dabei mit ihm über sein spannendes, von Höhen und Tiefen geprägtes Leben zu sprechen. Für dieses „Gipfeltreffen“ hat sich Werner Schmidbauer etwas Besonderes einfallen lassen – er „erklomm“ mit Wecker gleich zwei Gipfel: Ausgangspunkt ist der Hochries-Gipfel, den man bequem mit der Bergbahn erreichen kann. Auf einem wunderschönen Panoramaweg führt die Wanderung dann zum 1496 Meter hohen und eher unbekannten Karkopf-Gipfel, bei dem es die traditionelle Gipfelbrotzeit gab: wie immer mit selbstgemachten Fleischpflanzerl, die sogar dem überzeugten Vegetarier Wecker bestens geschmeckt haben.
    Auf dem Weg von Gipfel zu Gipfel erzählt der Musiker über seine glückliche Kindheit: Der Vater, Opernsänger von Beruf, brachte ihm italienische Opernarien bei, die „für mich meine Kinderlieder waren“. Die Mama lehrte ihn „die Liebe zum Gedicht“, aber wohl auch die Kunst, sich nah zu sein und gleichzeitig heftig miteinander zu streiten. Es war seine Mutter, die ihn am Höhepunkt seiner Drogensucht im Gefängnis besuchte und sagte: „Endlich bist du verhaftet: Jetzt weiß ich, dass du überlebst.“ Seit elf Jahren ist Konstantin Wecker mit der fast 30 Jahre jüngeren Annik verheiratet und hat mit ihr zwei Söhne.
    Annik, die ihn „im Zustand höchster Unansehnlichkeit“ kennen und lieben lernte, war es auch, die den Kinderwunsch in Wecker weckte (Sohn Tamino übernahm an der Seite des Papa in den BR-Filmen „Mozart – Ich hätte München Ehre gemacht“ von 2006 und „Gipfelsturm“ von 2007; Regie jeweils Bernd Fischerauer, wichtige Kinderrollen). Mit welchen Gefühlen sieht Wecker seinem runden Geburtstag entgegen? „Ich würde lieber 50 werden“, meint er und bezeichnet den Tod als sein „nächstes großes Abenteuer“: „Der Tod schreckt mich und ist aber gleichzeitig spannend“, so Wecker. „Nur wer sich mit dem Sterben auseinandersetzt, hat überhaupt eine Ahnung vom Leben.
    “ Zum Schluss des „Gipfeltreffens“ am 17. Mai im Bayerischen Fernsehen gibt es noch ein Schmankerl: Konstantin Wecker singt „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“, eines seiner schönsten Lieder, und Werner Schmidbauer begleitet ihn auf der Gitarre. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.05.2007Bayerisches Fernsehen
  • Staffel 5, Folge 3
    Das 1601 Meter hohe „Seekarkreuz“ in den Tölzer Voralpen ist das Ziel, das Werner Schmidbauer für das „Gipfeltreffen“ mit Claudia Schlenger am Pfingstmontag ausgesucht hat. Claudia Schlenger ist besser bekannt als „die bessere Hälfte“ des Komiker-Ehepaares „Herbert und Schnipsi“ und sie erzählte Werner Schmidbauer auch gleich: „Die wenigsten sagen zu mir ‚Frau Schlenger‘. Sogar zum Hanns sagen viele: ‚Herr Schnipsi‘!“ Für Claudia Schlenger, 1947 in Bad Tölz geboren, wurde die Bergtour mit Werner Schmidbauer zu einem „Ausflug in die Vergangenheit“, und daraus erzählte sie unterwegs eine Menge: Ihr Vater hatte sich eigentlich einen Sohn gewünscht. Er war Polizeibeamter und zeigte seiner Tochter schon früh ein paar handfeste „Polizeigriffe“.
    Die interessierten Klein-Claudia allerdings weniger als der Wunsch, sich zu verkleiden und Theater zu spielen. Doch der Vater bestand darauf, dass seine Tochter einen „sicheren Beruf“ erlernt. Schließlich war seine eigene Kindheit von Unsicherheit geprägt – seine Mutter war Nonne. Claudia Schlenger ergriff zunächst den Beruf der medizinisch-technischen Assistentin (MTA) und arbeitete sieben Jahre in verschiedenen Kliniken, denn, so der Vater, „Kranke gibt’s immer!“ Mit Mitte 20 holte Claudia Schlenger in Berlin ihr Abitur nach, ging an die Hochschule für Politik und absolvierte danach eine Schauspiel- und Gesangsausbildung. „Im zwischenmenschlichen Bereich“ war Claudia Schlenger eher „frühreif“ und erzählt, dass sie bereits mit vier Jahren das erste Mal richtig verliebt war. Und zwar „in den Sepperl“.
    Diese „Beziehung“ hatte etwa zwei Jahre Bestand. Auf einer Münchner Kleinkunstbühne begegnete sie Mitte der 70er Jahre Hanns Meilhamer. Der stammt aus Pocking /​ Niederbayern und ist seit 1977 Profi als Kabarettist und Liedermacher. Vorher hatte Meilhamer an der Kunstakademie in München sein Examen für Kunsterziehung abgelegt. Bis aus dem Niederbayern und der Oberbayerin jedoch ein Komiker- geschweige denn privat ein Paar wurde, verging noch viel Zeit, „denn beim Hanns geht nix schnell“, sagt Claudia Schlenger. Den ersten großen Erfolg feierten beide 1982 im Münchner Robinson-Club mit Liedern, später mit ihrem abendfüllende Programm „Muatta, i bin a Guckuck“. Zahlreiche Bühnenprogramme und Aufzeichnungen für das Bayerische Fernsehen und Das Erste folgten, u.a.
    die legendäre „Herbert & Schnipsi“-Reihe und regelmäßige Auftritte in „Kanal fatal“. Was Schnipsi in ihrer Bescheidenheit nicht erzählt:1983 bekam das Paar auf Anregung von Gerhard Polt den Kabarettpreis „Salzburger Stier“, noch im selben Jahr den Deutschen Kleinkunst-Förderpreis und 1984 den AZ-Stern des Jahres. 2003 erhielten Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer von Münchens Oberbürgermeister Christian Ude den Ernst-Hoferichter-Preis, und 2004 wurden sie mit dem Bayerischen Kabarettpreis ausgezeichnet. „Dabei“, merkt Claudia Schlenger an, „wissen die wenigsten, dass ich alle Sketche schreibe“, während Hanns Meilhamer für die Lieder zuständig sei. Manchmal ärgere sie sich darüber, dass alle glauben, Hanns Meilhamer sei der Autor.
    Aber dann strahlt sie und sagt: „Hauptsache, ich weiß es!“ Das Paar Schlenger /​ Meilhamer hat einen inzwischen 20-jährigen Sohn, den Simon. Simon zuliebe sind die beiden auch „aufs Land“, nach Simbach am Inn, gezogen. Dort, so erzählt Claudia Schlenger, sei sie erst so richtig in ihre Mutterrolle hineingewachsen: Simon habe immer mit den Nachbarkindern Fußball gespielt, aber „um Punkt 12:00 Uhr“ seien alle Kinder zum Essen gerufen worden – nur der Simon nicht. Da tat ihr der Sohn leid und sie begann, wie die anderen Frauen, zu kochen, damit auch sie „um Punkt 12:00 Uhr“ ihren Sohn zum Essen rufen konnte. „Der Bub und die Nachbarn haben mich zur Hausfrau erzogen“, lacht sie. Vor sechs Jahren ging es ihr nach einem Zeckbiss sehr schlecht. „Ich konnte nicht mehr sprechen und nicht mehr richtig laufen“, erinnert sie sich.
    Der Zeckenbiss hatte eine Hirnhautentzündung verursacht. Wirklich geholfen habe ihr dann die chinesische Medizin und „der Hanns, der immer für mich da war“. Im Dezember 2007 wird Claudia Schlenger 60 Jahre alt und sagt gelassen: „Ich hab’ schon meine Krisen. Aber der Hanns freut sich über jede Falte, die er bei mir sieht und macht’s mir leicht, älter zu werden“. Als Luxus bezeichnet es Claudia Schlenger, „in einem schönen Café zu sitzen und zu lesen“. Während der Gipfelbrotzeit resümiert sie, dass sie mit ihrem Leben „zufrieden“ ist und „dankbar“. An die Zukunft habe sie im Grunde keine Wünsche mehr, sondern sagt: „Schön wär’s, wenn alles so bleibt“. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.05.2007Bayerisches Fernsehen
  • Staffel 5, Folge 4
    Er selbst bezeichnet sich ironisch als „Botschafter des guten Geschmacks“. Die Zuschauer des Bayerischen Fernsehens kennen ihn als einen der besten bayerischen Komiker, Comedians und Kabarettisten: Günter Grünwald machte sich zusammen mit Werner Schmidbauer auf zum „Gipfeltreffen“ in die Garmischer Berge. Ziel war ein Vorgipfel des 1236 Meter hohen „Eckbauer“, der keinen Namen hat und den die Einheimischen „s?Kreiz“ („das Kreuz“) nennen. „s?Kreiz“ war eine Herausforderung für den gebürtigen Ingolstädter, der – abgesehen von zwei Bergtouren mit seiner Frau, einer gebürtigen Garmischerin – den „Scherbelberg“ in Ingolstadt als höchste Erhebung erklommen hatte. Auf dem Weg zum Gipfel erzählte Günter Grünwald von seiner Kindheit, die er „zu 90 Prozent draußen“ verbracht hat.
    Bereits nach dem ersten Schultag wusste er: „Ich g?hör da net her“. Und in der Konsequenz dieser Einsicht hielt er die Schulzeit „so kurz wie möglich“. Und was macht man in der Autostadt Ingolstadt, wenn man nicht weiß, was man werden will? Richtig, auch Grünwald begann eine Lehre als Automechaniker. Allerdings nur für ein Jahr, denn er stellte schnell fest, dass das nicht das Richtige für ihn war, schmiss hin und versuchte sich jahrelang mit den verschiedensten Gelegenheitsjobs. Wenn es auch noch einige Jahre dauern sollte, bis Günter Grünwald beruflich Fuß fassen konnte, so war er doch, was Damen betraf, deutlich fixer: Mit 20 Jahren heiratete er seine erste Frau und bekam mit ihr vier Töchter.
    Anfang 1988 begann er mit dem Kabarett und bereits Ende 1988 wurde er für seine Arbeit mit dem begehrten „Scharfrichterpreis“ in Passau ausgezeichnet. „Für einen, der sich treiben lässt, bin ich weit nach oben gekommen“, kommentiert er seinen Weg und bezeichnet sich selbst als „absolut faule Sau,“ aber auch als „Glückspilz“. Seine ganz eigenen Ansichten hat Günter Grünwald zum Thema „Urlaub“: Den verbringt er am liebsten daheim. „Aus Unsicherheit“, wie er sagt und einer „Angst“ vor dem Fremden. Am Gipfel angekommen stellte sich heraus, dass die mittlerweile schon berühmten und selbst gemachten Fleischpflanzerl von Werner Schmidbauer dieses Mal ernsthafte Konkurrenz bekamen, denn auch Grünwald hatte welche mitgebracht.
    Er selbst bezeichnet sich als „Gebrauchskoch“, denn: „Boeuf à la Boeuf an gepeitschten Wanzen“ sind nicht sein Ding … (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.08.2007Bayerisches Fernsehen
  • Staffel 5, Folge 5
    Alois Glück liebt das Bergsteigen – am liebsten kraxelt er schon in aller Herrgottsfrüh auf den Berg. Auf den 1808 Meter hohen „Geigelstein“, den er zusammen mit Werner Schmidbauer für die Sendung „Gipfeltreffen“ bestieg, geht er mindestens einmal im Jahr. Getroffen haben sich Werner Schmidbauer und der Präsident des Bayerischen Landtags auf der „Priener Hütte“, von wo aus sie sich zum Gipfel aufmachten. Er gilt als einer der einflussreichsten Politiker im Freistaat, sitzt seit 1970 im Landtag und war viele Jahre Bezirksvorsitzender der CSU Oberbayern. Aber die Politik spielte diesmal nur eine Nebenrolle. Auf dem Weg zum Gipfel lernte Werner Schmidbauer Alois Glück von einer sehr privaten Seite kennen. Geboren 1940 in Hörzing im Landkreis Traunstein verbrachte Glück eine ganz typische Nachkriegskindheit.
    An den Vater, der aus dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr nach Hause kam, hat er keine Erinnerung. Seine Mutter war mit den drei Kindern – Glück hatte zwei Schwestern – allein. Die ältere Schwester war an Kinderlähmung erkrankt und saß im Rollstuhl. „Ich habe meine Kindheit nicht als arm oder entbehrungsreich empfunden“, sagt Glück, obwohl er sich auch noch gut daran erinnern kann, dass die ganz selbstverständlich geforderte Mithilfe im elterlichen Bauernhof ihn manchmal vom Fußballspielen abhielt. Schon sehr früh engagierte sich Alois Glück bei der Katholischen Landjugendbewegung, wo er auch seine Frau kennenlernte. Bald merkte er, dass es „die Landwirtschaft allein nicht ist“. Und nachdem klar war, dass seine jüngere Schwester den Hof übernehmen würde, konnte er weggehen.
    „Der Mutter habe ich da schon was zugemutet“, erinnert er sich. Aber Leben, das heißt für ihn „unterwegs sein und suchen“. Gleichzeitig, so sagt er, „braucht der Mensch ein Zuhause. Und dieses Zuhause sind Menschen.“ Wie immer gab es bei der Gipfelbrotzeit Fleischpflanzerl, selbst gemacht von Werner Schmidbauer. „Da werde ich ja neidisch“, meinte der CSU-Politiker lachend und gestand: „Die Küche ist nicht meins …“. Da reiche es gerade mal zum „Leberkäs oder Würstl warm machen.“ Seit langer Zeit begleitet Glück die Formulierung des französischen Jesuiten Pierre Teilhard de Chardin, „engagierte Gelassenheit“, als Lebensziel. Engagiert ist er immer gewesen, „aber die Gelassenheit fällt mir schwerer“. Schon in den 60er Jahren habe er deshalb einen Yoga-Kurs gemacht.
    „Ich habe gespürt, ich brauche ein Gegengewicht, sonst verkomme ich zur Leistungsmaschine“, sagt er. Alois Glück bereitet schrittweise seinen Rückzug aus der Politik vor: „Vom Kopf her stelle ich mich ein, auf die Zeit nach dem Parlament.“ Er ist Vater von zwei erwachsenen Kindern; seine Tochter hat ihn zum zweifachen Opa gemacht. Sein Sohn Thomas erkrankte mit acht Monaten schwer und ist seitdem behindert. „Man geht durch ein tiefes Tal, bis man das akzeptiert“, erinnert er sich an diese „prägende Erfahrung“, die er heute so resümiert: „Es gibt wenige Menschen, von denen ich mehr gelernt habe als von meinem schwer behinderten Sohn.“ (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMi 03.10.2007Bayerisches Fernsehen
  • Staffel 5, Folge 6
    Er ist der Gast, der bisher die weiteste Anreise zum „Gipfeltreffen“ hatte: Aus Rom kam Abtprimas Notker Wolf, um mit Werner Schmidbauer an Allerheiligen auf das 1726 Meter hohe Dürnbachhorn zu gehen. Notker Wolf ist seit dem Jahr 2000 Abtprimas des Benediktinerordens und damit höchster Repräsentant der weltweit 25.000 Benediktinermönche. Er und Werner Schmidbauer kennen und schätzen sich seit vielen Jahren. Geboren wurde Notker Wolf 1940 im Allgäu. Sein Vater, so erzählt Notker Wolf, war Soldat und durfte zur Geburt seines Sohnes nach Hause. Weil sich der kleine Werner – so wurde Notker Wolf getauft – mit dem Auf-die-Welt-kommen Zeit ließ, war die Truppe seines Vaters bereits wieder nach Polen abkommandiert worden. Ohne Vater Wolf.
    Keiner seiner Kameraden kam zurück und so hatte der Sohn seinem Vater schon durch sein „Zuspätkommen“ das Leben gerettet. Bis der Vater dann endgültig aus dem Krieg heimkehrte, vergingen allerdings noch sieben Jahre. Notker Wolf erinnert sich noch gut an seine erste Frage an den Vater: „Papa, hast mir an Schoklad mitgebracht?“ Notker Wolf war, so erzählt er auf dem Weg zum Gipfel weiter, ein kränkelndes Kind. Die Familie – der Vater arbeitete als Schneider in der Fabrik – war gläubig, aber nicht „frömmelnd.“ Auf die Frage, was er denn einmal werden wolle, antwortete der kleine Werner: „Schiffbrüchiger“. Der Tag, Anfang September, als Werner Schmidbauer und der Abtprimas den Gipfel des Dürnbachhorns bestiegen, war der 46. Jahrestag seines Eintritts in die Benediktinerabtei Sankt Ottilien.
    „Die Leut’ wollten, dass ich Pfarrer werde. Ich aber wollte eine Familie haben“, erinnert er sich. Auf rund 300.000 Flugkilometer bringt es Notker Wolf pro Jahr, um die mehr als 800 Klöster und Abteien der Benediktiner auf der ganzen Welt zu betreuen. Seine letzte Bergtour liegt 40 Jahre zurück. Trotzdem ist der 67-Jährige fit und gerät auch beim Bergaufgehen nicht außer Atem. Das Geheimnis seiner Fitness verrät er Werner Schmidbauer: Seit rund 30 Jahren macht er jeden Morgen nach dem Aufstehen fünf Minuten lang Gymnastik nach einem Übungsbuch der Saturday-Night-Fever-Tanzlegende John Travolta … Nach einer kurzen Besinnung am Gipfelkreuz ging es an die Brotzeit. Dem Abtprimas schmeckten zwar Werner Schmidbauers selbstgemachte Fleischpflanzerl ausgezeichnet.
    Aber noch mehr freute er sich über die Wiener, die Schmidbauer auch noch mitgebracht hatte. Als Kind, so erzählt er, habe er sich zu Weihnachten immer nur eins gewünscht: „Zwei Pfund Wienerle“. Doch auch ein Abtprimas muss auf seine Linie achten. „Mir schmeckt’s einfach wahnsinnig“, gibt er zu. Seine Methode nicht zuzunehmen, besteht aus „FdH – Friss die Hälfte“. Auf den Gipfel haben Wolf und Schmidbauer übrigens auch noch Musikinstrumente mitgeschleppt: Notker Wolf, auch bekannt als „rockender Abt“ und hervorragender E-Gitarrist, bespielte dieses Mal – bei der gemeinsamen Session mit Schmidbauer – die Querflöte … Obwohl Notker Wolf seine Entscheidung, ins Kloster zu gehen, nie bereut habe, bleibe sie doch immer „ein bewusster Verzicht“. Er gesteht, dass ihm auch heute noch manchmal eine eigene Familie fehle.
    Denn, „das Schönste, was der Herrgott geschaffen hat“, sagt er, „ist die Liebe. (Text: Bayerisches Fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.11.2007Bayerisches Fernsehen

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