Emmy-Nominierungen 2019: Analyse, Auffälligkeiten und interessante Kategorien

Wie kommt „Game of Thrones“ auf 32 Nominierungen?

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 17.07.2019, 16:50 Uhr

„Game of Thrones“ – Bild: HBO
„Game of Thrones“

Am gestrigen Dienstag wurden in Los Angeles die Nominierungen in 124 Kategorien bei den 71. Emmy Awards verkündet. Mehr als 9100 Bewerbungen sollen dafür eingegangen sein. Für viele überraschend ging aus dem Rennen um die meisten Nominierungen „Game of Thrones“ mit der viel gescholtenen achten Staffel hervor – allerdings hatten Branchenbeobachter ein starkes Abschneiden durchaus erwartet, wurden doch zahlreiche technische Meisterleistungen geboten. Ein Blick auf weitere Kategorien und interessante Details der Nominierungsliste.

Für Freunde des Stöberns: Die PDF-Veröffentlichungen auf Emmys.com zu den diesjährigen Nominierungen kann man stundenlang bearbeiten.

Die Hauptkategorien sowie die am häufigsten nominierten Serien und Sender: 71. Emmy Awards: „Game of Thrones“ sprengt die Nominierungen 2019

Rekordhalter
Schon vor der achten Staffel war das Fantasy-Epos „Game of Thrones“ Rekordhalter der fiktionalen Serien bei den Emmys: Insgesamt 47 Auszeichnungen konnte die HBO-Serie bereits mit den ersten sieben Staffeln einheimsen – insgesamt ist nur „Saturday Night Live“ stärker, das aber auch 44 Staffeln auf dem Buckel hat.

In diesem Jahr kommen nun 32 weitere Nominierungen für „GoT“ hinzu, wobei diverse in einer Kategorie gegeneinander antreten. Nach drei Auszeichnungen als „Herausragende Dramaserie“ könnte „Game of Thrones“ mit einem weiteren Sieg hier in die Top-Liga der vierfach ausgezeichnten Dramen aufsteigen, die aktuell „Polizeirevier Hill Street“,„L.A. Law“, „The West Wing“ und „Mad Men“ umfasst.

Insgesamt zehn Darsteller wurden für Auszeichnungen nominiert: Als Hauptdarsteller hatten sich diesmal Kit Harington und Emilia Clarke beworben, in den beiden Nebendarsteller-Kategorien kamen mit Alfie Allen, Nikolaj Coster-Waldau, Peter Dinklage, Gwendoline Christie, Lena Headey, Sophie Turner und Maisie Williams zum Zug, während Carice van Houten ihren Auftritt in der dritten Folge der Staffel einreichte.

Sicherlich ist da auch ein gewisser „Finalbonus“ enthalten, allerdings sollte man bei der Kritik manch einer Darsteller-Nominierung auch im Hinterkopf behalten, dass in den Schauspielkategorien eben nicht „die ganze Staffel“ bewertet wird, sondern eine Reihe durch die Darsteller ausgewählter und eingereichter Szenen.

Daneben erhielt auch das einzige in dieser Season eingereichte Drehbuch – das für das Serienfinale – eine Nominierung, dazu gesellen sich die drei eingereichten Regie-Leistungen (die Schlacht-Folge „Die lange Nacht“, das darauf folgende „Die Letzten der Starks“ sowie das Serienfinale).

Auch der für die Staffel neu gestaltete Main Title wurde mit einer Nominierung bedacht, das Casting, das Stunt-Team, Maske (sowohl die „normale“ Maske wie auch die „Special-Effects-Maske“ aka „Prosthetics“) und Hairstyling sowie Spezialeffekte, dazu Sound-Mixing, Cinematographie, das Picture-Editing von drei Folgen, der Score sowie Sound-Editing und Sound-Mixing.

Gerade bei den technischen Kategorien kann man trotz aller inhaltlicher Kritik dem Fantasy-Epos die Nominierungen gönnen.

Serien von Interesse
Die Miniserie „Good Omens“ hat es trotz allem Hype nur auf drei Nominierungen gebracht: Main Title Design, Fantasy/​Sci-Fi Costumes sowie Original Dramatic Score („Hintergrundmusik“). Auch „The Big Bang Theory“ musste sich am Ende seiner langen und finanziell sehr erfolgreichen Laufbahn mit drei Nominierungen bescheiden: Regie beim Serienfinale, Multi-Camera Picture Editing und Technical Direction. Vorbei sind die Zeiten, wo Jim Parsons und/​oder Gastdarsteller scheinen konnten.

Ähnliches gilt für „House of Cards“, das für seine finale Staffel nach dem Kevin Spacey-Skandal drei Nominierungen erhielt: Für Hauptdarstellerin Robin Wright, Nebendarsteller Michael Kelly und für den Score – für den hatte es in früheren Jahren schon zweimal einen Emmy gegeben. Im zweiten Anlauf kam „Star Trek: Discovery“ auf vier Nominierungen: Für den (neuen) Main Title, Spezialeffekte, Maske (Prosthetics) und Sound Editing.

Obwohl „The Handmaid’s Tale“ bei diesen Emmys aufgrund der Ausstrahlungspolitik und einem Regel-Hintertürchen nur mit den letzten drei Folgen der zweiten Staffel ins Rennen gehen konnte – und auch in den Hauptkategorien nicht startberechtigt war – erreichte man starke elf Nominierungen.

Drehbücher

Als Regel bei den Emmys gilt, dass jeder Autor in jeder Serie nur ein Drehbuch einreichen darf – es gibt eine Hintertür für Drehbücher mit mehr als einem Autoren-Credit, der sich „Mad Men“-Schöpfer Matthew Weiner häufig bediente, der bei nachezu alle Folgen „seiner“ Serie Ko-Autor war.

In früheren Jahren regierten hier vor allem Serienauftaktepisoden sowie Serien- und Staffelfinals. In diesem Jahr gab es hier einige Ausreißer von dieser Regel. Daneben fällt im Langzeitvergleich auf, dass es nur eine Serie gibt – „Russian Doll“ aka „Matrjoschka“ – die mehr als eine Nominierung erreichte.

Drama
„Better Call Saul“ – „Winner“ (4x10; Staffelfinale; Peter Gould und Thomas Schnauz)
„Bodyguard“ – „Episode 1“ (1x01; Jed Mercurio)
„Game of Thrones“ – „The Iron Throne“ (8x06; Serienfinale; David Benioff, D.B. Weiss)
„The Handmaid’s Tale“ – „Holly“ (2x07; Bruce Miller, Kira Snyder)
„Killing Eve“ – „Nice And Neat“ (2x02; Emerald Fennell)
„Succession“ – „Nobody Is Ever Missing“ (1x10; Staffelfinale; Jesse Armstrong)

Comedy
„Barry“ – „ronny/​lily“ (2x05; Alec Berg, Bill Hader)
„Fleabag“ – „Episode 1“ (2x01; Phoebe Waller-Bridge)
„The Good Place“„ – „Janet(s)“ (3x10; Josh Siegal, Dylan Morgan)
„Pen15“ – „Anna Ishii-Peters“ (1x09; Maya Erskine, Anna Konkle)
„Russian Doll“ – „Nothing In This World Is Easy“ (1x01; Leslye Headland, Natasha Lyonne, Amy Poehler)
„Russian Doll“ – „A Warm Body“ (1x03; Allison Silverman)
„Veep“ – „Veep“ (6x07; Serienfinale; David Mandel)

Regie
Auch hier gilt, dass pro Serie und pro Regisseur nur eine Bewerbung kommen darf. Allerdings wird hier doch eine Konzentration auf wenige Serien sichtbar.

Drama
„Game of Thrones“ – „The Iron Throne“ (8x06; Serienfinale; David Benioff, D.B. Weiss)
„Game of Thrones“ – „The Last Of The Starks“ (8x04; David Nutter)
„Game of Thrones“ – „The Long Night“ (8x03; Miguel Sapochnik)
„The Handmaid’s Tale“ – „Holly“ (2x07; Daina Reid)
„Killing Eve“ – „Desperate Times“ (2x04; Lisa Brühlmann)
„Ozark“ – „Reparations“ (2x01; Jason Bateman)
„Succession“ – „Celebration“ (1x01; Adam McKay)

Comedy
„Barry“ – „The Audition“ (2x07; Alec Berg)
„Barry“ – „ronny/​lily“ (2x05; Bill Hader)
„The Big Bang Theory“ – „The Stockholm Syndrome“ – (12x24; Mark Cendrowski)
„Fleabag“ – „Episode 1“ (2x01; Harry Bradbeer)
„The Marvelous Mrs. Maisel“ – „All Alone“ (2x10; Amy Sherman-Palladino)
„The Marvelous Mrs. Maisel“ – „We’re Going to the Catskills!“ (2x04; Daniel Palladino)

Animation

Animations-Serien
„Big Mouth“ – „The Planned Parenthood Show“, Netflix
„Bob’s Burgers“ – „Just One Of The Boyz 4 Now For Now“, FOX
„BoJack Horseman​“ – „Free Churro“, Netflix
„Adventure Time“ – „Come Along With Me“, Cartoon Network
„Die Simpsons“ – „Mad About The Toy“, FOX

Outstanding Character Voice-Over Performance
Anzumerken ist, dass Hank Azaria eine Nominierung erhalten hat, der sich zuletzt in die Kontroverse um seine Vertonung von Apu bei „Die Simpsons“ verstrickt sah – wobei er hinreichend menschliche Größe zeigte (fernsehserien.de berichtete), im Gegensatz zu seinem Boss (fernsehserien.de berichtete).

„F Is For Family“ – The Stinger (Kevin Michael Richardson als Rosie)
„Family Guy“ – „Con Heiress“ (Seth MacFarlane als Peter Griffin, Stewie Griffin, Brian Griffin, Glenn Quagmire, Tom Tucker, Seamus)
„Family Guy“ – „Throw It Away“ (Alex Borstein als Lois Griffin, Tricia Takanawa)
„Die Simpsons“ – „From Russia Without Love“ (Hank Azaria als Moe, Carl, Duffman, Kirk)
„When You Wish Upon A Pickle: A Sesame Street Special“ (Eric Jacobson als Bert, Grover, Oscar )

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1964) am

    Ich denke, auch die stärksten Kritiker der letzten Staffel von Game of Thrones kritisieren nicht die Leistungen der Schauspieler oder der Effekt-Teams. Allein die Drehbücher werden kritisiert, die Figurenentwicklungen an den Haaren herbeiziehen, und Logiklöcher haben, die für jemanden, der die Serie nicht kennt auch nicht an einzelnen Szenen auszumachen sind.
    Nur das Drehbuch zu Folge 2 war wirklich gut.

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