2015, Folge 168–192

  • Folge 168 (60 Min.)
    Google und Facebook wollen bis zu 20.000 Dollar für das Einfrieren von Eizellen ihrer Mitarbeiterinnen ausgeben. Den Frauen soll damit geholfen werden, sich zunächst ihrer Karriere zu widmen und ihre Schwangerschaft auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. In den USA stößt dieses Angebot auf großes Interesse. Die Mitarbeiterinnen der Unternehmen hätten es sich ausdrücklich gewünscht, heißt es. Wie sieht es aber in Deutschland aus? Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag der Zeitung „ZEIT“ könnten sich ein Drittel der Befragten ein Einfrieren ihrer Eizellen vorstellen.
    Allerdings lehnt die Mehrheit der Deutschen ein Angebot der Arbeitgeber kategorisch ab. Vor allem junge Menschen können sich „Social Freezing“ vorstellen: Bei den 14- bis 49-Jährigen sind es 53 Prozent, bei den über 60-Jährigen nur rund 20 Prozent. Für die über sechs Millionen Deutschen mit unerfülltem Kinderwunsch stellt sich die Frage, wie sie überhaupt Nachwuchs bekommen können. Gängige Methoden sind künstliche Befruchtungen oder Leihmutterschaften. Werden zukünftig auch deutsche Arbeitgeber Social Freezing für ihre Mitarbeiter finanzieren? Und werden die eingefrorenen Eizellen später nach Kriterien zunehmender Perfektionierung des Menschen ausgewählt werden? Über die moderne Reproduktionsmedizin diskutiert Gert Scobel zusammen mit seinen Gästen: Professor Dr. Uta Meier-Gräwe, Autorin und Professorin für Wirtschaftslehre des Privathaushalts und Familienwissenschaft an der Universität Gießen, Professor Dr. Andreas Bernard, Autor und Professor für Kulturwissenschaft am „Center for Digital Cultures“ an der Universität Lüneburg sowie Professor Dr. med.
    Jan-Steffen Krüssel, Koordinator des Universitären Interdisziplinären Kinderwunschzentrums Düsseldorf UniKiD an der Frauenklinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 08.01.20153sat
  • Folge 169 (60 Min.)
    Der junge französische Ökonom Thomas Piketty sorgte mit seinem Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ in Fachkreisen weltweit für Aufsehen. Nicht aufgrund ethischer oder philosophischer Überlegungen sondern aufgrund der Untersuchung empirischer Daten gelangte Piketty zu dem Ergebnis, dass in westlichen Staaten seit den 1970er Jahren die soziale Ungleichheit zunimmt. Reichtum wird auch heute nicht anders verteilt als vor 100 oder 200 Jahren zur Zeit des ausgehenden Feudalismus. Für Piketty entstehen solche Verhältnisse immer dann, wenn die Kapitalrendite größer ist als das reale Wirtschaftswachstum.
    Ein weiteres Ergebnis von Pikettys Untersuchung: Es ist nicht die persönliche Leistung, die zu größerem Reichtum führt, sondern es sind die Lebensbedingungen, zum Beispiel Herkunft und Vermögen. Dieses Resultat widerspricht sehr deutlich der von Politik und den Bildungssystemen behaupteten Linie. Was bedeutet es für die Gesellschaft, wenn nicht die Leistung und die Bildung des Einzelnen, sondern vor allem seine Herkunft für die beruflichen Perspektiven entscheidend ist? Und können die wirtschaftlichen und monetären Mechanismen, die die Kluft zwischen arm und reich verstärken, staatlich kontrolliert und gesteuert werden? Gert Scobel versucht in der Gesprächssendung „scobel“ mit seinen Gästen inspirierende Antworten auf die zunehmende Ökonomisierung unserer Welt zu finden.
    Sie diskutieren die Ursachen und die Folgen der Einkommens- und Vermögensverteilung sowie die Frage: Kann es einen fairen Kapitalismus geben? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.01.20153sat
  • Folge 170 (60 Min.)
    Vor 70 Jahren, am Nachmittag des 27. Januar 1945, befreiten sowjetische Truppen das Konzentrationslager Auschwitz. Rund eineinhalb Millionen Menschen wurden dort ermordet. Die meisten von ihnen waren Juden. Das Ausmaß und die unfassbare Grausamkeit der hier verübten Verbrechen machen Auschwitz zum Synonym für das Schlimmste, das Menschen je Menschen angetan haben. Zum Gedenken an den 70. Jahrestag der Befreiung sind etwa 100 Überlebende nach Auschwitz eingeladen. Wie soll aber ein wirksames Erinnern an den Holocaust und an die Ermordung von insgesamt sechs Millionen Menschen aussehen, wenn es diese Zeugen einmal nicht mehr gibt? Laut einer Forsa-Umfrage aus dem Jahre 2012 weiß jeder fünfte der unter 30-Jährigen heute bereits mit dem Begriff Auschwitz nicht mehr viel zu verbinden.
    Deutsche Juden sehen sich zunehmend mit unverhohlenem Antisemitismus konfrontiert und fühlen sich bedroht, ausgerechnet in Deutschland, dem Täterland. Doch Vorurteile und Ausgrenzung sind längst nicht mehr ein ausschließliches Phänomen des rechten Randes, sondern haben ihren Platz im Denken der bürgerlichen Mitte gefunden.
    „scobel“ geht der Frage nach, wo die Ursachen für Antisemitismus, Ausgrenzung und Verfolgung von bestimmten Menschengruppen liegen. Mit seinen Gästen sucht Gert Scobel die Gründe unter anderem in einer erstarrenden Erinnerungskultur und in unseren Bildungskonzepten. Gemeinsam mit Gästen wie dem Publizisten Michel Friedman und Monika Schwaz-Friesel vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin wirft er einen Blick auf Alternativen für eine wirksame Aufklärungsarbeit in der Zukunft. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 22.01.20153sat
  • Folge 171 (60 Min.)
    „Deutschland hat ein Problem in der Strafverfolgung von Vergewaltigungen“, stellte die Menschenrechtsorganisation für Frauen, Terre des Femmes, im Früh-jahr 2014 fest. Die jüngste Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen spricht von für einen Rechtsstaat problematischen Befunden . Das Ergebnis der Untersuchung: In Deutschland wurden in den letzten 20 Jahren immer weniger angezeigte Vergewaltigungstäter verurteilt: 1994 waren es noch 21,6 Prozent, 2012 nur noch 8,4. Nur noch einer von zehn Tätern hat demnach mit einer Strafe zu rechnen. Außerdem gibt es in den deutschen Bundesländern eklatante Unterschiede, was die Verurteilungszahlen angeht.
    Inzwischen hat die Politik versprochen zu reagieren. Bundesjustizminister Heiko Maas will im ersten Halbjahr 2015 eine neue Gesetzesvorlage einbringen und damit „Schutzlücken im Vergewaltigungsparagraphen schließen“. Vergewaltigung ist keine Straftat wie andere. Im Unterschied zu anderen Formen der Gewalt stellt sexualisierte Gewalt einen Angriff auf die Identität dar. Sie ist ein Akt der Entmenschlichung – und bietet gleichzeitig für den Täter ein maximales Machtgefühl. Die Folgen für die Betroffenen sind vielfältig: körperliche Verletzungen und massive Traumatisie-rungen der Psyche, die oft ein Leben lang andauern.
    Obwohl all das bekannt ist, sind Vergewaltigungsopfer immer noch mit massiven Vorurteilen, Vorwürfen und Verharmlosungsversuchen – den sogenannten Vergewaltigungsmythen – konfron-tiert. „scobel – Vergewaltigung – Was bringen neue Gesetze?“ untersucht die Frage, inwieweit sexualisierte Gewalt zum Alltag gehört und was den Opfern mögliche neue Gesetze bringen können. Dabei thematisiert Gert Scobel mit seinen Gästen auch die Gewalt an Frauen in Kriegs- und Krisengebieten und diskutiert mögliche Bekämpfungsmaßnahmen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 29.01.20153sat
  • Folge 172 (60 Min.)
    Seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wird der weltweite elektronische Datenverkehr von den amerikanischen Sicherheitsbehörden überwacht. Jede Nachricht, jede Kommunikation ist für den amerikanische Geheimdienst potentiell von Interesse: selbst das, was „rein persönlich“ erscheint. Laut Washington Post hat sich seit 9/​11 das Budget der 16 amerikanischen Geheimdienste auf 52,6 Milliarden US Dollar verdoppelt. Mit dem Machtzuwachs von Geheimdiensten und Militär setzen sich militärische Methoden zunehmend im öffentlichen und scheinbar privaten Leben durch: vollständige Überwachung, Folter und – wie unlängst sogar aus neuen von Edward Snowdon veröffentlichten Dokumenten hervorging – aktive Sabotage von Krankenhäusern, Stromnetz, Energieversorgung sowie privaten Unternehmen.
    All das wird mit dem Kampf gegen den Terrorismus gerechtfertigt. Das öffentliche Interesse, den Terrorismus zu besiegen, steht vor dem Schutz der Privatheit des Einzelnen. Da der Einzelne vom Anti-Terror-System als potentieller Täter und „Schläfer“ wahrgenommen wird, sind seine Rechte gegenüber den Geheimdiensten nicht existent. Doch nicht nur militärisch droht ein Ende der Privatheit.
    Auch die systematische Massenerfassung von Daten durch Internetunternehmen wie Google, Facebook, Yahoo oder Amazon hat Folgen, die auf ein Auflösen der Privatsphäre hinauslaufen. Selbst scheinbar „private“ Software wie in Smartphones bietet „Hintertüren“, durch die Geheimdienste und andere Kräfte sich in Privatcomputer hacken können. Und schon in wenigen Jahren wird die flächendeckende Erfassung aller Personen es nahezu unmöglich machen, sich unerkannt, ohne dabei nicht mindestens einmal gefilmt zu werden, durch eine deutsche Großstadt zu bewegen. Mit seinen Gästen diskutiert Gert Scobel über „Das Ende der Privatheit“. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.02.20153sat
  • Folge 173 (60 Min.)
    Was waren die letzten großen Anpassungen und Revolutionen in der Evolutionsbiologie des Menschen? Welche Faktoren bestimmen heute den Evolutionsprozess? Welchen Einfluss hat synthetische Biologie? Wie könnte der Mensch in ein paar Millionen Jahren aussehen, wenn seine Spezies überlebt? Über diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. Der Mensch hat sehr viel mehr mit Fischen, Würmern oder Bakterien gemeinsam, als ihm bewusst ist. Er ist das Ergebnis einer Milliarde Jahre dauernden Evolution.“Wir sind noch immer Fische, wenn auch stark modifiziert. Jedes unserer Körperteile erinnert daran, dass wir von Lebewesen abstammen, die vor 385 Millionen Jahren im Wasser gelebt haben“, so der amerikanische Paläontologe Neil Shubin.
    Shubin ist Lehrstuhlinhaber für organische Biologie und Anatomie an der University of Chicago und Autor des populärwissenschaftlichen Buchs „Der Fisch in uns“. Von und mit Neil Shubin sind auch die drei Dokumentationen „Der Fisch in uns“ (3sat: 4.3. um 20:15 Uhr), „Das Reptil in uns“ (3sat: 4.3. um 21:05 Uhr) und „Der Affe in uns“ (3sat: 5.3. um 20:15 Uhr). „scobel – Evolution“ zeigt herausragende Beispiele dieser filmischen Entwicklungsgeschichte aus Neil Shubins spektakulärer Reise durch die 3,5 Milliarden Jahre alte Geschichte unseres Körpers und spannt den Bogen von den Anfängen des Lebens bis in die Zukunft. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 05.03.20153sat
  • Folge 174 (60 Min.)
    Der Besuch beim Kinderarzt gehört vor allem in der Zeit nach der Geburt für viele Eltern zur Routine. Die Häufigkeit der Routineuntersuchungen lässt allerdings nach dem fünften Lebensjahr stark nach. Doch gerade diese Zeit zwischen dem fünften und dem zwölften Lebensjahr ist nicht unproblematisch. Die Kinderärzte empfehlen kontinuierliche Untersuchungen, die jedoch nur teilweise von den Krankenkassen gezahlt werden. Aus diesem Grund soll entsprechend einer Gesetzesvorlage von Ende 2014 die Regeluntersuchung für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr ausgeweitet werden. Allerdings ist – neben fehlenden medizinischen und therapeutischen Konzepten für diese Altersgruppe – auch das pharmazeutische Angebot problematisch, denn Medikamente werden in der Regel an Erwachsenen getestet.
    Auch um das Impfen wird in Deutschland eine erbitterte Debatte geführt. Tatsache ist, dass viele der klassischen Kinderkrankheiten wie Masern, Röteln, Drei-Tage-Fieber, aber auch Windpocken und Mumps Viruserkrankungen sind, die nicht selten mit schweren Komplikationen einhergehen. Welche dieser Erkrankungen sind tatsächlich auf dem Vormarsch? Und welche „neuen“ Kinderkrankheiten gibt es, beispielsweise Fettleibigkeit, ADHS und Allergien? Gert Scobel fragt in seiner Sendung „Scobel – Kinderkrankheiten“: Wie werden Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche im Jahr 2015 medizinisch in Deutschland versorgt? Und was ist die Perspektive für die kommenden Jahre? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.03.20153sat
  • Folge 175 (60 Min.)
    „Religion geht tiefer als der Glaube an einen Gott oder Götter“: Das behauptet der Rechtswissenschaftler und Philosoph Richard Dworkins in seinen Überlegungen zu einer Religion ohne Gott. Aber was ist das, was tiefer geht? Und was macht religiösen Glauben aus? Ausgehend von den Untersuchungen zum „säkularen Zeitalter“ des kanadischen Politikwissenschaftlers und Philosophen Charles Tylor geht „scobel“ der Frage nach, was Glauben in einer modernen, säkularen Gesellschaft ausmacht und was „Religion ohne Gott“ bedeutet – zumal Religion und Spiritualität auch in einer aufgeklärten, nachchristlichen Gesellschaft prägende Kraft haben.
    Dazu wird zum einen die Bedeutung des Wortes „glauben“ beleuchtet: Wie unterscheiden sich Glauben von Wissen? Und falls „glauben“, wie häufig behauptet, so viel heißt wie „unbedingt auf etwas vertrauen“ – glauben dann nicht auch Naturwissenschaftler und Atheisten? Und woran glauben Menschen sonst, und worauf vertrauen sie? Die Bertelsmann Stiftung hat mit dem „Religionsmonitor“ über 14.000 Menschen in 13 Ländern zu ihren persönlichen religiösen Einstellungen und zum Verhältnis von Religion und Gesellschaft befragt.
    Diese vermutlich international umfassendste Studie zum Glauben wird derzeit von Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtung ausgewertet und analysiert. „scobel“ stellt die empirisch erhobenen Daten und die neusten Ergebnisse vor. Liefern sie Hinweise auf eine „Religion ohne Gott“? Und was bedeutet das für die Gegenwart und das Zusammenleben in einer globalisierten Welt? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 26.03.20153sat
  • Folge 176 (60 Min.)
    Schätzungsweise 1,3 Millionen Alzheimer-Patienten gibt es derzeit in Deutschland. Experten gehen davon aus, dass sich diese Zahl bis 2050 verdoppeln wird. Auch wenn die Prognose nicht in dieser Größenordnung zutreffen sollte, steht fest: Es wird in Zukunft einen erhöhten Bedarf an Pflegeeinrichtungen und Pflegekräften geben. Aber wie und wo sollen die an Demenz erkrankten Menschen betreut werden? Die grundlegenden Fakten sind seit Langem bekannt: Alzheimer ist eine neurodegenerative Erkrankung, die fast immer im hohen Alter auftritt. Kennzeichen sind die Schrumpfung des Gehirns, der fortschreitende Verlust von Nervenzellen und die Eiweißablagerungen zwischen den Nervenzellen. Dadurch kommt es zu Zellveränderungen und Störungen der Informationsverarbeitung im Gehirn.
    Aber was sind die Ursachen für die Erkrankung: Sind es genetische Dispositionen, Gefäßverkalkungen oder Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht? Entsteht Alzheimer vielleicht sogar durch Infektionen? Oder ist die hirnorganische Krankheit schlicht die Folge eines biologischen Alterungsprozesses? Im NeuroForum 2015 diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen – der Ärztin Christine von Arnim, dem Psychologen Andreas Kruse und dem Neurobiologen Mathias Jucker – über die Erkenntnisse der aktuellen Alzheimer-Forschung. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung in Frankfurt am Main statt. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 09.04.20153sat
  • Folge 177 (60 Min.)
    Auch Wissenschaftler sind Ideenproduzenten auf einem Markt, dessen Ziel es ist, Drittmittel einzuwerben und die beteiligte Universität auf einen vorderen Platz im Uni-Ranking zu bringen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat 2013 Projekte mit insgesamt 2,5 Milliarden Euro unterstützt. Professoren, Institute, Fachbereiche und Universitäten müssen ihre Ideen möglichst wettbewerbsfähig präsentieren, um an diese Fördergelder zu kommen. Ideen, die eigentlich im Kontext wissenschaftlicher Debatten und Forschung entstehen, müssen also öffentlichkeitswirksam inszeniert werden. Kritiker wie der Schweizer Ökonom Mathias Binswanger werfen den Universitäten vor, statt „Wissen“ weiterzugeben und zu forschen, immer mehr zu „Kindergärten“ zu verkommen, wo Professoren sich gegenseitig mit Publikationslisten und der Menge eingeworbener Forschungsgelder zu übertrumpfen versuchen.
    Doch welche Alternative gibt es zur wirksamen Inszenierung von Ideen, um Unterstützung zu erhalten? Lassen sich Form und Inhalt, Idee und ihre Darstellung und ihren „Bewerb“ tatsächlich voneinander trennen? Zusammen mit seinen Gästen diskutiert Gert Scobel darüber, welche Formen einer Inszenierung notwendig sind, damit auch in der Forschung eine Idee erfolgreich wird – und welche eher gefährlich werden können. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 16.04.20153sat
  • Folge 178 (60 Min.)
    Für 2015 rechnet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit 200.000 Asylanträgen. Wie soll Deutschland mit den Flüchtlingen umgehen? Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen. Mehr als 50 Millionen Menschen waren 2014 auf der Flucht – so viele, wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Neun von zehn dieser Flüchtlinge wurden von Entwicklungsländern aufgenommen. Wie sieht es mit den Industriestaaten aus? Wie solidarisch sind sie mit Menschen, deren Leben durch Krieg oder Armut bedroht ist? Welche Rolle kann oder sollte Deutschland spielen? Gibt es einen Mittelweg zwischen moralischer Verpflichtung, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedenken? In der politischen Diskussion zum Umgang mit Flüchtlingen und dem Asylrecht wird in Deutschland gerne der Begriff Willkommenskultur bemüht.
    Er soll eine Wertschätzung den Menschen gegenüber signalisieren. Doch Europa hat sich hinter Mauern und Stacheldrahtzäunen verbarrikadiert und zahlt Ländern wie Libyen und Marokko Millionenbeträge für die Abschottung gegen die Migrantenströme und deren Elend.
    Diese Praxis zwingt die Menschen in die Arme von Schlepper- und Schleuserbanden und zur lebensgefährlichen Flucht über das Mittelmeer. In den vergangenen 15 Jahren sind mindestens 20.000 Menschen auf ihrer Flucht im Mittelmeer ertrunken, so die Schätzung internationaler Organisationen. Die italienische Seerettungsorganisation Mare Nostrum, die Tausende vor dem Ertrinken gerettet hatte, kostete pro Monat über neun Millionen Euro, die von der italienischen Regierung alleine aufgebracht werden mussten. Am 1. November 2014 begann die um ein Drittel billigere Operation Triton unter Führung der EU-Grenzagentur Frontex.
    Ihre Zielsetzung: Flüchtlinge nicht mehr auf dem offenen Meer sondern nur noch im küstennahen Bereich aufgreifen. Der Schutz der Grenzen steht im Vordergrund, nicht die aktive Suche nach Menschen in Seenot wie bei Mare Nostrum. „Push back“ heißt also die Devise von Frontex: Zurücktreiben der Flüchtlinge in ihre Herkunftsländer. Bereits 2012 hat der europäische Menschengerichtshof diese Praxis scharf gerügt. Geändert hat sich seither kaum etwas.
    Bezahlen diese Menschen die Sicherung unseres Wohlstandes mit ihrem Leben? Innerhalb Europas regelt das Abkommen Dublin II, welches Land die Flüchtlinge aufzunehmen hat. Rechtlich abgesichert, werden damit Flüchtlinge aus den wohlhabenden europäischen Ländern abgeschoben in die sogenannten Erstaufnahmeländer Griechenland, Italien, Malta und Bulgarien. Diese Länder sind mit den Zuströmen von Menschen hoffnungslos überfordert. In Bulgarien leben sie mit den Ärmsten der Armen obdachlos auf den Straßen.
    Gert Scobel fragt: Wie solidarisch agieren wir in Deutschland angesichts der Flüchtlingskatastrophe innerhalb Europas? Mit seinen Gästen diskutiert er Konzepte, um Fremdheit und Ängste abzubauen und die Aufnahme der Flüchtlinge zu finanzieren ohne damit einen Zusammenbruch der Sozialsysteme zu riskieren. Und es geht auch um die zweifelhafte Unterscheidung von Flüchtlingen in „echte Flüchtlinge“ und „Armutsflüchtlinge“. Wie steht es mit dem von der Philosophin Hannah Arendt geforderten „Recht des Menschen auf Rechte“, wenn Verzweifelte versuchen, der Armut zu entkommen? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 23.04.20153sat
  • Folge 179 (60 Min.)
    Auf der re:publica in Berlin, dem Forum für Netzaktivisten, treffen sich Anfang Mai Fachleute aus der ganzen Welt. Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen über Demokratie im Netz. Bringt die globale Digitalisierung mehr Freiheit oder unterläuft der in vielen Bereichen unkontrollierbare, rasende technische Wandel die Demokratie nicht vielmehr? Wer kontrolliert und beherrscht da wen? Und wer schafft die Rahmenbedingungen dafür? „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ – Immanuel Kants Ideal eines aufgeklärten Bürgers, formuliert im Jahr 1784, scheint in modernen Demokratien längst Realität zu sein.
    Aber wie gut informiert und wissend ist der moderne Bürger tatsächlich, was die fundamentale und revolutionäre technologische Entwicklung der Gegenwart betrifft, die Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche auf unserem Planeten? Mit der „digitalen Revolution“ ist für Netz-Visionäre das Universum der uneingeschränkten Freiheit, Gleichheit und unbegrenzten Möglichkeiten eingetreten. Wer fragt da noch nach Demokratie? Auf der re:publica in Berlin, dem Weltforum für Netzaktivisten und -experten treffen sich Anfang Mai (5.-7.5.) Fachleute aus der ganzen Welt.
    Dieses Jahr lautet das Motto: „Finding Europe“. Aus diesem Anlass diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen unter anderem folgende Fragen: Wie wendet man nationale Gesetze auf ein globales System an? Warum ist Deutschland so klar im Rückstand was die digitale Infrastruktur angeht? Welche Rolle spielt Europa im Netz? Wie lange können wir es uns noch leisten, dass politische Entscheidungsträger in Sachen digitale Gesellschaft so ahnungslos also unaufgeklärt sind? Was macht digitale Medienkompetenz wirklich aus und wie ist sie zu erlangen? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.05.20153sat
  • Folge 180 (60 Min.)
    Berechenbarkeit hat Grenzen. Gert Scobel geht mit seinen Gästen der Frage nach, was den Kern richtiger Entscheidungen ausmacht und welche Rolle Intuition und Erfahrung spielen. Der Fortschritt in Wissenschaft und Technik lässt die Welt zunehmend berechenbarer erscheinen. Doch wie kann alles, was man über eine Situation weiß, mit dem in Einklang gebracht werden, was mehr auf Einschätzung und Gefühl beruht als auf bloßen Fakten? Statistik, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Chaostheorie und andere mathematikbasierte Methoden helfen uns heute, Wetterverläufe, Börsentrends und Bedürfnislagen zu ermitteln, um darauf frühzeitig und angemessen reagieren zu können.
    Doch es zeigt sich immer wieder, dass plötzliche Entwicklungen, Katastrophen und Herausforderungen falsch oder zu spät erkannt wurden oder überhaupt nicht vorhersehbar waren. So auch 9/​11, die deutsche Wiedervereinigung oder der Verlauf des Ukraine-Konflikts. Hierbei wird deutlich, dass viele Phänomene sich trotz Datenanalyse und Big-Data-Strategien weitgehend oder völlig der Vorhersagbarkeit entziehen.
    Je komplexer die Bedingungen für ein Ereignis sind, desto aufwendiger und schwieriger ist es, über seinen Verlauf und seine Dynamik verlässliche Aussagen zu machen. Dennoch setzen Entscheidungsträger zunehmend auf Unterstützung durch mathematische Prognosemodelle, Hochleistungs-Computer, Expertenwissen und „Think-Tanks“. Immer öfter werden Prozesse der Entscheidungsfindung bis hin zur Entscheidung selbst auf diese Weise ausgelagert, um möglichst alle relevanten Faktoren in die Problemlösung einzubeziehen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 21.05.20153sat
  • Folge 181 (60 Min.)
    Aus Fehlern wird man klug. Doch diese Form des Lernens ist meistens sehr schwierig. Wie kann ein konstruktiver Umgang mit Fehlentscheidungen aussehen? Wer einen Fehler gemacht hat, denkt ungern darüber nach. Je schwerwiegender die Folgen von Fehlern sind, desto mehr werden die Fehlentscheidungen ignoriert, geleugnet und verdrängt. Die Abwehrmechanismen sind sowohl bei Individuen als auch Nationen zu beobachten. Aber was passiert, wenn Fehler nicht reflektiert und korrigiert werden? In der Regel wiederholen sie sich dann solange, bis die Widerstände derart groß werden, dass das jeweilige System nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. Manchmal geschieht so ein Bruch schnell, beispielsweise in Form einer Revolution.
    Aber es kann Jahrzehnte dauern, bis ein unerwartetes Ereignis das Fass zum Überlaufen bringt und dann erst die längst notwendige Veränderung bewirkt. In der Sendung sollen Ursachen, Folgen und Muster von Fehlentscheidungen erörtert werden. Themen sind unter anderem Behandlungs- und Beurteilungsfehler im Gesundheitswesen, Modelle und Realität am Beispiel der Finanzkrise, sowie Justizirrtümer und Rehabilitation. Den ausgewählten Themenbereichen liegt eine zentrale Frage zugrunde: Wie kann ein konstruktiver Umgang mit Fehlentscheidungen aussehen? Über Handlungsalternativen und deren Revidierbarkeit wird Gert Scobel mit seinen Gästen diskutieren. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 18.06.20153sat
  • Folge 182 (60 Min.)
    Kurswende statt Kollaps: Gert Scobel und seine Gäste diskutieren in dieser Ausgabe die Frage, ob nur ein neuer Umgang mit Energie Überleben und Wohlstand sichern kann. Der in vielen Teilen der Welt verbreitete anspruchsvolle Lebensstil hat seinen Preis und konfrontiert die Menschheit mit der existenziellsten aller Fragen: der des Überlebens, denn der Heimatplanet ist an seine physikalischen Grenzen gekommen. Die Produktion der Wohlstandsgüter verschlingt Unmengen an Energie, und die Begrenztheit der Ressourcen wird immer deutlicher.
    Es drohen Verteilungskämpfe und Konflikte mit weitreichenden Folgen. Gleichzeitig hat der steigende Energiekonsum dazu geführt, dass in manchen Ländern buchstäblich die Luft zum Atmen fehlt. Vor wenigen Monaten erst veröffentlichte die UNO alarmierende Zahlen, wonach die Menge an Treibhausgasen neue Höchststände erreicht hat und die Konzentration von CO2 in der Luft seit 30 Jahren nicht mehr so stark gestiegen ist wie von 2012 auf 2013. Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen den Stand der Dinge in Sachen Energie – eine unverstellte Momentaufnahme der gegenwärtigen Situation mit ihren politischen und gesellschaftlichen Hintergründen.
    Außerdem stellt „scobel“ innovative Ideen und Konzepte vor, die das Potenzial haben könnten, die großen notwendigen Transformationsprozesse tatsächlich einzuleiten. Denn, so der Oldenburger Wirtschaftswissenschaftler Niko Paech, „für unseren jetzigen Lebensstil gibt es keine Hoffnung, für ein anderes, genügsameres Wohlergehen der Gesellschaft durchaus“. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 25.06.20153sat
  • Folge 183 (60 Min.)
    Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen stellt einen Verstoß gegen die Menschenrechte dar. Die Zahlen der Verfahren sind 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent gestiegen. Der Anstieg ist nicht mit der Verschärfung der Gesetzeslage zu erklären – denn diese gibt es erst seit Februar 2015. Wie kann man diese dramatische Entwicklung trotz aller Aufklärungskampagnen und verschärften Kontrollen dann erklären? Gibt es mehr Straftaten, oder ist die Zunahme ein Ergebnis der verfeinerten Fahndungsmethoden? Wie groß ist das sogenannte Dunkelfeld und wie umfangreich und mächtig sind die gut organisierten Täter-Netzwerke? Gert Scobel und seine Gäste – Gaby Breitenbach, Psychologin, Psychotherapeutin und Expertin für dissoziative Störungen als Folge extremer Gewalt, sowie Manfred Paulus, ehemaliger Kriminalhauptkommissar und Experte für Organisierte Kriminalität und Menschenhandel – gehen diesen und anderen Fragen nach. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.09.20153sat
  • Folge 184 (60 Min.)
    Wie wählen wir unseren Partner fürs Leben aus? Die Antwort ist einfach: Mit dem richtigen „Riecher“. Sie oder er muss schlicht über das passende Immunsystem verfügen. Zusammen mit seinen Gästen diskutiert Gert Scobel Fragen, die mit dem Thema Geruch, Geruchskultur, Partnerwahl und Evolution zu tun haben. Warum zieht uns der Geruch von Menschen im einen Fall besonders an, und warum stößt er uns im anderen möglicherweise ab? Um diese Frage zu klären, machte Claus Wedekind aus dem Team des Evolutionsökologen Professor Dr. Manfred Milinski an der Universität Bern 1995 ein interessantes Experiment: Er ließ weibliche Versuchspersonen an den getragenen T-Shirts männlicher Testpersonen schnuppern und bat sie, ihren Duftfavoriten auszuwählen.
    Eine Vorliebe für einen bestimmten Körperduft sollte so die Arbeitshypothese des Wissenschaftlers mit dem Vorhandensein bestimmter Gene zusammenhängen, denn die sexuelle Fortpflanzung und die damit verbundene Partnerwahl könnten einen Weg darstellen, um den Nachkommen möglichst unterschiedliche Immungene mitzugeben und damit ihre Widerstandskraft gegen Krankheiten zu steigern.
    Tatsächlich werden die Körperdüfte bevorzugt, die einem Immunsystem entsprechen, das sich vom jeweils eigenen eines Mannes oder einer Frau unterscheidet. Offenbar bringt das jeweils passende „immungenetische Ergänzungsprogramm“ Vorteile für den potenziellen Nachwuchs mit sich. „Wir erfassen unbewusst, wie die eigene Immunabwehr beschaffen ist und können die eines potenziellen Partners am Geruch erkennen“, erklärt Manfred Milinski.
    Der Bochumer Biologe und Mediziner Hans Hatt entdeckte darüber hinaus, dass auch Zellen außerhalb des Riechorgans, der Nase, Rezeptoren für Geruch haben. Ihm gelang es nachzuweisen, dass nahezu in allen menschlichen Geweben Zellen mit Riechrezeptoren zu finden sind. Der Mensch riecht also nicht nur mit der Nase allein. Eine wichtige Frage, die sich aus diesen Befunden stellt, ist die nach der Bedeutung des Riechens, das offensichtlich nicht nur für die Partnerwahl große Bedeutung hat, sondern insgesamt für die Kultur, aber auch bereits für einfachste Zellen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 24.09.20153sat
  • Folge 185 (60 Min.)
    Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen über soziale und ökonomische Umbrüche im Berufsleben: Wie sieht die Arbeitswelt der Zukunft aus und wie können wir sie mitgestalten? Es werden sowohl vorbildliche Unternehmenskulturen als auch Schattenseiten von Ökonomie und Globalisierung behandelt. In Zeiten flexibler Beschäftigungsverhältnisse werden Prinzipien der Nachhaltigkeit und des Arbeitsschutzes immer wichtiger. Mit dem Anstieg von Minijobs und Zeitverträgen sowie wachsender globaler Konkurrenz wachsen bei den Arbeitnehmern auch Ängste und Sorgen. Nichts Geringeres als die der Existenz steht auf dem Spiel.
    Arbeitsplätze finden und erhalten ist daher ein zentrales Anliegen jeder Gesellschaft und nicht nur das Ziel von Arbeitslosen und prekär Beschäftigten. Ist die Arbeitswelt vertraglich abgesichert, wünschen sich Arbeitnehmer schnell mehr Freiräume, flache Hierarchien und größere Eigenverantwortung. Doch wie lassen sich diese Wünsche mit Blick auf Betriebsklima und Arbeitszufriedenheit, aber auch hinsichtlich Rentabilität, Gewinn und Kostenreduktion verwirklichen? Stellen Wünsche und Realität nicht Widersprüche dar? Hinzu kommt die Frage, wie sich unterschiedliche Interessen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in einer zukünftigen Arbeitswelt regeln lassen.
    Welche Organisationsmöglichkeiten bieten die neuen Technologien und welche neuen Gefahren rufen sie hervor? Das visionäre Zauberwort lautet zurzeit „Industrie 4.0“. Ziel dieses Projekts der deutschen Regierung und der Industrie ist die Vernetzung von digitalen Produktionsprozessen in „intelligenten“ Fabriken. Dabei soll nicht nur die Automatisierung in Produktionsstätten voranschreiten, sondern es sollen auch flexiblere Produktionsweisen entstehen. Während die einen für Arbeitnehmer neue Entlassungswellen prophezeien, reden die anderen von neuen Erwerbsmöglichkeiten und Berufsbildern.
    Unter Experten sind die Folgen der bestehenden, aber auch der kommenden technologischen Entwicklung umstritten. Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist einer der stärksten Einflussfaktoren auf Arbeit, Identität und Konsumverhalten der Menschen weltweit mit der Folge, dass unmenschliche Arbeitsbedingungen in anderen Ländern zum „normalen Geschäft“ gehören. Doch muss dies so sein? Lassen sich die Entwicklungen überhaupt einschätzen? Nach welchen Kriterien lassen sie sich beurteilen? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 01.10.20153sat
  • Folge 186 (60 Min.)
    Alles, was Menschen begegnet, erscheint geordnet. Selbst die Materie ist auf der untersten physikalischen Ebene eine wenn auch schwer zu verstehende Ordnung von Materie und Energie. Das, was ist, lässt sich als Muster beschreiben. Beispielsweise ist auch das Leben ein genetisches Muster, das sich im Kontakt mit der Umwelt eines Lebewesens weiter entfaltet. Auch unsere Handlungen und unsere Gefühle folgen Mustern. Diese Muster können auf vielfältige Weise in der Erziehung oder durch Erfahrungen entstehen. Sie können aber auch Resultat unserer Sprachfähigkeit und unseres Austausches miteinander sein. Sie führen zu Gedankenspiralen, denen wir kaum entkommen können. Die entstandenen Muster der Gedanken unsere Weltsicht, unsere Einstellungen und Überzeugungen – beeinflussen unsere Gefühle stark.
    Wir haben viele solcher Muster. Einige von ihnen bemerken wir, sie können wir verändern. Andere laufen unbewusst ab. Deshalb reagieren wir auf Menschen und Situationen nicht selten anders als wir wollen – wir folgen den vorgegebenen Mustern. Zusammen mit seinen Gästen diskutiert Gert Scobel die Frage, wie weit unsere Fähigkeit reicht, diese Muster zu erkennen: in der Natur, im Leben, in unserer Gesellschaft und Kultur – und auch in uns selbst. Und in wie weit sind wir in der Lage, etwa durch eine bewusste Veränderung des Denkens die Muster, von denen wir uns lösen wollen, zu verändern? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 15.10.20153sat
  • Folge 187 (60 Min.)
    Deutschland im Therapienotstand: Die gesetzlichen Richtlinien, die den Bedarf der therapeutischen Versorgung regeln, sind hoffnungslos veraltet. Sie basieren auf Zahlen des Jahres 1999. Bis 2011 ist die Zahl der Hilfsbedürftigen um 50 Prozent gestiegen. Für einen Betroffenen vergehen im Schnitt drei Monate, bis ein erstes Gespräch mit einem niedergelassenen Therapeuten geführt werden kann. Gert Scobel diskutiert den deutschen Therapienotstand. Viele Patienten müssen trotz akuter Belastung erheblich länger warten, manche sogar Jahre. „Monatelange Wartezeiten führen dazu, dass aus einer ersten depressiven Episode eine wiederkehrende und chronische Depression wird.
    Dieses Risiko steigt enorm mit jeder nicht behandelten depressiven Phase. „Jeder, der sich mit psychischen Erkrankungen auskennt, weiß das“, sagt Dietrich Munz, seit April neuer Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer. Immerhin ist seit Juni das sogenannte Versorgungsstärkungsgesetz in Kraft getreten. Bietet es die Chance, mit neuen Richtlinien auch neue therapeutische Angebote massiv auszubauen und zu verbessern? Mit Dietrich Munz und weiteren Gästen spricht Gert Scobel über den gravierenden Mangel an Therapieplätzen in Deutschland und das Problem die richtige Therapie zu finden und zu finanzieren.
    Ist es wirklich preiswerter auf Psychopharmaka zurückzugreifen statt auf Therapeuten? Neueste Studien weisen auf eine deutlich steigende Suizidgefahr bei Einnahme von Psychopharmaka hin, die bislang als „Rettung“ galten. Sind Kostenersparnisse wirklich ein Argument für den schnellen Griff zu Medikamenten? Welche Alternativen bieten neue Therapieformen wie etwa Onlinetherapien? Welche Weichen müssten jetzt gestellt werden, um möglichst vielen psychisch kranken Menschen effektiv und schnell zu helfen und auf diese Weise hohe Folgekosten in der Zukunft zu vermeiden? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 22.10.20153sat
  • Folge 188 (60 Min.)
    Im multimedialen Zeitalter scheint es möglich geworden zu sein, alles zu schreiben, alles zu sagen und alles zu zeigen. Sind tatsächlich sämtliche Tabuschranken gefallen? Zwar verbietet es die Political Correctness in Talkshows von „Negern“ zu sprechen oder die wahre Grausamkeit eines Krieges zu zeigen – aber spätestens beim Thema „Verletzung religiöser Gefühle“ gibt es immer wieder heftige Auseinandersetzungen. Im Falle von „Charlie Hebdo“ nahmen Terroristen verletzte religiöse Gefühle zum Anlass für die Ermordung von Menschen. Sieht man genauer hin, entdeckt man, dass es nach wie vor eine Reihe von Tabus, von ungeschriebenen, tradierten Regeln gibt, die unser Denken und Handeln leiten.
    Oft wirken Tabus aus dem Unbewussten heraus. Wir haben sie verinnerlicht, ohne sie je reflektiert zu haben. Ihre emotionale Wirkung ist stark, denn der Tabubruch wird mit der sozialen Höchststrafe, mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft, bestraft. Viele Tabus wirken unmittelbar auf der persönlichen, andere auf gesellschaftlicher Ebene. Es gibt die emotional stark besetzten großen Familiengeheimnisse, an die nicht gerührt werden darf, und es gibt Tabus im öffentlichen Leben, die unsere Identität mitbestimmen und stabilisieren.
    Die Diskussionen um die Mohammed-Karikaturen von „Charlie Hebdo“ zeigen, dass der gezielte Tabubruch selbst im Bereich der Kunst in Frage gestellt wird. Was macht die Wirkung solcher Tabus und Tabuüberschreitungen aus? Und wie erklärt sich ihre geheime Macht über uns? Gert Scobel und seine Gäste – die Historikerin Alexandra Przyrembel, Autorin des Buchs „Verbote und Geheimnisse. Das Tabu und die Genese der europäischen Moderne“ und der Analytiker und Kunstsammler Hartmut Kraft, Autor des soeben erschienen Buchs „Die Lust am Tabubruch“ – befassen sich in dieser Ausgabe der Gesprächssendung „scobel“ mit der Entstehung von Tabus, aber auch mit Theorien der wissenschaftlichen Erklärung und Analyse von Tabus: Wie bestimmen heutige Wissenschaften den Begriff des Tabus, den Sigmund Freud 1912 in seiner Schrift „Totem und Tabu“ erstmals in seiner ethnologischen und psychologischen Dimension bestimmte, womit er die wissenschaftliche Betrachtung des Themas über Jahrzehnte dominierte? Wie entstehen Tabus, und wie wirken sie? Welche Impulse, Wünsche, Gefahren sollen durch sie abgewehrt oder zumindest entschärft werden? Und wie sollten wir in einer aufgeklärten, demokratischen Gesellschaft mit Tabus vor allem seitens der Religionen umgehen? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 29.10.20153sat
  • Folge 189 (60 Min.)
    Einmal gab Einstein zu, sich geirrt zu haben: mit Blick auf die heute unbestrittene Expansion des Weltalls. Könnte es sein, dass es weitere Irrtümer gibt? Gert Scobel fragt mit seinen Gästen, was es bedeuten würde, wenn das ganze Universum nichts als eine mathematische Struktur wäre. Was spricht 100 Jahre nach der allgemeinen Relativitätstheorie für die Behauptung, dass Einstein sich öfter geirrt haben könnte? Vor 100 Jahren, am 25. November 1915, legte Einstein der Preußischen Akademie der Wissenschaften seine Grundidee einer allgemeinen Relativitätstheorie vor.
    Sie gehört zu den am besten etablierten Fundamentaltheorien der Naturwissenschaften. Verblüffend daran ist, dass Einsteins Überlegungen zunächst mathematischer Natur waren, obwohl sie das physikalische Verhältnis von Materie zu Raum und Zeit beschreiben und eine Theorie der Gravitation beinhalten. Manche Ergebnisse, die die mathematische Theorie voraussagte, konnten im Experiment erst Jahrzehnte später empirisch überprüft werden. Einmal allerdings sprach Einstein selbst von einem großen Irrtum, den er begangen habe.
    Seine Theorie hatte nahegelegt, dass sich das Universum entweder ausdehnen oder zusammenziehen würde. Damals ging man jedoch davon aus, dass das Universum statisch ist. Einstein änderte daraufhin seine Gleichungen, indem er eine Konstante einführte, die den „falschen“ Schluss beseitigte. Heute ist die zunehmende Ausdehnung des Universums unbestritten und Einstein hatte aufgrund der neuen Ergebnisse seinen Irrtum korrigiert und die Konstante entfernt. Inzwischen spricht manches dafür, dass die Konstante dennoch ihre Berechtigung hat.
    Im Kern verweist sie auf die späteren Entdeckungen von sogenannter „dunkler Energie“ und „dunkler Materie“, deren Existenz nahelegt, zentrale Konzepte Einsteins wie die Raumzeit neu zu überdenken. Die Idee, dass es Irrtümer in Bezug auf die allgemeine Relativitätstheorie geben könnte, ist so alt wie die Theorie selbst. Doch gibt es heute gute Argumente, neu nachzudenken nicht nur mit Blick auf die Unverträglichkeit der Relativitätstheorie mit einer anderen, weithin anerkannten physikalischen Grundtheorie, der Quantenphysik. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 05.11.20153sat
  • Folge 190 (60 Min.)
    Gert Scobel diskutiert in der Ausstellung „Krieg Eine archäologische Spurensuche“ in Halle mit Museumsdirektor Harald Meller und anderen über die archäologische Schlachtfeldforschung. Nur sechs Stunden dauerte eine der blutigsten Schlachten des 30-jährigen Krieges. Mit mehr als 6.500 Gefallenen gilt die Schlacht bei Lützen als verlustreichstes Gefecht des ersten großen europäischen Krieges. Was ist daraus zu lernen? Welche Spuren geben uns Jahrhunderte später Aufschluss über die damaligen Geschehnisse? Was sagen uns Merkmale, Strukturen und Strategien von vergangenen Kriegen? Kann die neue archäologische Schlachtfeldforschung die Geschichtswissenschaft verändern? Seit 2006 untersucht das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt mit einem internationalen Archäologenteam den freigelegten Kriegsschauplatz.
    Mit einer Fläche von 111 Hektar handelt es sich um das bisher größte systematisch untersuchte Schlachtfeld weltweit. Die Entdeckung eines Massengrabs mit dutzenden Toten, die eng beieinander liegend in mehreren Schichten bestattet worden sind, sorgte dort für Aufsehen. Das vorzüglich erhaltene Grab ermöglicht einen einzigartigen Zugang zur Realität eines Schlachtfeldes.
    Dank modernster Technik ist es nun möglich, die Geschichte auch der einfachen Soldaten zu rekonstruieren: ihr Alter, ihre Verwundungen, Krankheiten und sogar Herkunft. In der Ausstellung „Krieg Eine archäologische Spurensuche“ im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle bildet das mit neusten Verfahren präparierte Grab ein Mahnmal gegen Grauen und die Sinnlosigkeit des Krieges. Gleichzeitig ist die Ausstellung Anlass zu hinterfragen, seit wann und warum es Kriege gibt, obwohl sie so viel Gewalt und Gräuel mit sich bringen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 12.11.20153sat
  • Folge 191 (60 Min.)
    Das moderne digitale Leben ist eng verbunden mit Sklaverei und Krieg. Das ist weit weniger im öffentlichen Bewusstsein als das Problem schwindender fossiler Ressourcen wie Erdöl.“Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Laptops und Handys und unserem Leid und unserem Blut. Der Reichtum an Rohstoffen ist eher Fluch als Segen“, so der kongolesische Priester Justin Nkunzi, Menschenrechtsbeauftragter der Erzdiözese Bukavu, Kongo.Denn die Kämpfe um die sogenannten Konfliktrohstoffe wie Coltan und Zinnerz sind nicht minder brutal und blutig als die um fossile Energieträger. Sie werden für unsere digitale Lebenswelt, für Handys und Laptops sowie für die Kosmetik- und andere Wohlstandsprodukte benötigt.
    Ihr Abbau findet überwiegend illegal und außerhalb staatlicher Kontrolle statt in Ländern, die als Konfliktregionen gelten oder durch den Raubbau zu solchen geworden sind. Für die Gewinnung der umkämpften Stoffe werden systematisch Menschen- und Völkerrechte verletzt.“scobel – Rohstoffe: Der Fluch der knappen Güter“ dokumentiert die häufig verschleierte Kette aus Gier und Gewalt und zeigt das Leid, das viele Menschen im Namen des Wohlstands einiger weniger ertragen müssen. Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen über die Auswüchse der Rohstoffdiplomatie, das skandalöse Geschäft hinter den Kulissen, den aktuellen Stand politischer Maßnahmen und über konstruktive Lösungsmöglichkeiten. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.11.20153sat
  • Folge 192 (60 Min.)
    Nach der Griechenlandkrise haben Politik und Medien ein neues Thema gefunden: hunderttausende Immigranten aus Syrien, die vor dem Krieg in ihrem Heimatland nach Europa fliehen.Gert Scobel und seine Gäste, der Journalist Michel Friedman und der Philosoph Peter Trawny, legen Europa „auf die Couch“: Was ist tatsächlich los in Europa? Was brodelt unter der Oberfläche? Liefert „das Unbewusste“ Europas Hinweise für Wege aus der Krise?Notstandspolitik, ein europaweiter Rechtsruck, nationalistische und rassistische Übergriffe beherrschen europaweit die öffentlichen Debatten. Ungarn, Österreich und zuletzt auch Kroatien machen ihre Grenzen dicht. Die Flüchtlingsströme setzen Europa unter Dauerstress und die Politik droht angesichts eskalierender Gewalt die Kontrolle zu verlieren.
    Am 17. Oktober sticht ein 44-Jähriger die neugewählte Kölner Bürgermeister-Kandidatin Henriette Reker nieder und verletzt sie lebensbedrohlich. Sein Motiv: Fremdenhass. Reker hatte sich als Sozialdezernentin um die Unterbringung der Flüchtlinge gekümmert. In dieser Situation bittet die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in Istanbul den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan um Unterstützung in der „Flüchtlingskrise“. Mit EU-Geldern soll die Türkei seine Grenzen so weit wie möglich dicht machen und die Situation der Flüchtlinge vor Ort verbessern. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 10.12.20153sat

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