Der junge französische Ökonom Thomas Piketty sorgte mit seinem Buch „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ in Fachkreisen weltweit für Aufsehen. Nicht aufgrund ethischer oder philosophischer Überlegungen sondern aufgrund der Untersuchung empirischer Daten gelangte Piketty zu dem Ergebnis, dass in westlichen Staaten seit den 1970er Jahren die soziale Ungleichheit zunimmt. Reichtum wird auch heute nicht anders verteilt als vor 100 oder 200 Jahren zur Zeit des ausgehenden Feudalismus. Für Piketty entstehen solche Verhältnisse immer dann, wenn die Kapitalrendite größer ist als das reale Wirtschaftswachstum. Ein weiteres Ergebnis von Pikettys Untersuchung: Es ist nicht die persönliche Leistung, die zu größerem Reichtum führt, sondern es sind die Lebensbedingungen, zum
Beispiel Herkunft und Vermögen. Dieses Resultat widerspricht sehr deutlich der von Politik und den Bildungssystemen behaupteten Linie. Was bedeutet es für die Gesellschaft, wenn nicht die Leistung und die Bildung des Einzelnen, sondern vor allem seine Herkunft für die beruflichen Perspektiven entscheidend ist? Und können die wirtschaftlichen und monetären Mechanismen, die die Kluft zwischen arm und reich verstärken, staatlich kontrolliert und gesteuert werden? Gert Scobel versucht in der Gesprächssendung „scobel“ mit seinen Gästen inspirierende Antworten auf die zunehmende Ökonomisierung unserer Welt zu finden. Sie diskutieren die Ursachen und die Folgen der Einkommens- und Vermögensverteilung sowie die Frage: Kann es einen fairen Kapitalismus geben? (Text: 3sat)