Wie wählen wir unseren Partner fürs Leben aus? Die Antwort ist einfach: Mit dem richtigen „Riecher“. Sie oder er muss schlicht über das passende Immunsystem verfügen. Zusammen mit seinen Gästen diskutiert Gert Scobel Fragen, die mit dem Thema Geruch, Geruchskultur, Partnerwahl und Evolution zu tun haben. Warum zieht uns der Geruch von Menschen im einen Fall besonders an, und warum stößt er uns im anderen möglicherweise ab? Um diese Frage zu klären, machte Claus Wedekind aus dem Team des Evolutionsökologen Professor Dr. Manfred Milinski an der Universität Bern 1995 ein interessantes Experiment: Er ließ weibliche Versuchspersonen an den getragenen T-Shirts männlicher Testpersonen schnuppern und bat sie, ihren Duftfavoriten auszuwählen. Eine Vorliebe für einen bestimmten Körperduft sollte so die Arbeitshypothese des Wissenschaftlers mit dem Vorhandensein bestimmter Gene zusammenhängen, denn die sexuelle Fortpflanzung und die damit verbundene Partnerwahl könnten einen Weg darstellen, um den Nachkommen möglichst unterschiedliche Immungene mitzugeben und
damit ihre Widerstandskraft gegen Krankheiten zu steigern. Tatsächlich werden die Körperdüfte bevorzugt, die einem Immunsystem entsprechen, das sich vom jeweils eigenen eines Mannes oder einer Frau unterscheidet. Offenbar bringt das jeweils passende „immungenetische Ergänzungsprogramm“ Vorteile für den potenziellen Nachwuchs mit sich. „Wir erfassen unbewusst, wie die eigene Immunabwehr beschaffen ist und können die eines potenziellen Partners am Geruch erkennen“, erklärt Manfred Milinski. Der Bochumer Biologe und Mediziner Hans Hatt entdeckte darüber hinaus, dass auch Zellen außerhalb des Riechorgans, der Nase, Rezeptoren für Geruch haben. Ihm gelang es nachzuweisen, dass nahezu in allen menschlichen Geweben Zellen mit Riechrezeptoren zu finden sind. Der Mensch riecht also nicht nur mit der Nase allein. Eine wichtige Frage, die sich aus diesen Befunden stellt, ist die nach der Bedeutung des Riechens, das offensichtlich nicht nur für die Partnerwahl große Bedeutung hat, sondern insgesamt für die Kultur, aber auch bereits für einfachste Zellen. (Text: 3sat)