Das Fernsehjahr 2015 im Rückblick – Teil 1

Die nationalen TV-Ereignisse des Jahres – von Glenn Riedmeier

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 25.12.2015, 10:00 Uhr

Shows

Ungeliebte Modernisierung: Aus dem „Musikantenstadl“ wird die „Stadlshow“BR/​ORF/​Thomas Ramstorfer

Gewinner und Verlierer
Die Fernsehsender befinden sich nach wie vor auf der Suche nach dem nächsten „großen Ding“ im Unterhaltungsbereich. Zu den großen Gewinnern des Jahres zählen die Dauerbrenner „The Voice“ bei ProSieben und Sat.1, sowie die Gründershow „Die Höhle der Löwen“ und die Musikshow „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ bei VOX. Verheerende Flops landen hingegen RTL II und ProSieben mit zwei Castingshows: Weder das relaunchte „Popstars“ noch „Die Band“ interessiert die Zuschauer.

Innovationen finden sich vor allem in der Nische. Nachdem Tele 5 Hugo Egon Balders Schnapsidee „Der Klügere kippt nach“ zunächst euphorisch realisiert, wird das Format noch während der zweiten Staffel vorzeitig abgebrochen und eingestellt. Deutlich erfolgreicher ist da schon das „Neo Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann bei ZDFneo. Gleich mehrfach gelingt es dem Entertainer, mit gelungenen Aktionen virale Online-Hits zu kreieren und die Medienlandschaft aufzuwühlen. Darüber hinaus etabliert der WDR mit „PussyTerror TV“ mit Carolin Kebekus eine ungewohnt frische Comedy.

ARD
Im Ersten ist vor allem das Quizfieber ausgebrochen. Am Vorabend können „Quizduell“, „Gefragt – Gejagt“ und „Wer weiß denn sowas?“ punkten und auch in der Primetime gibt Jörg Pilawa unter anderem mit „Spiel für dein Land“ weiterhin den Quizonkel. Günther Jauch beendet hingegen auf eigenen Wunsch sein Dasein als Polittalker zum Ende des Jahres. Einen Supergau landet die ARD mit der unnötigen Umwandlung des „Musikantenstadls“ in die „Stadlshow“, die weder beim alten noch beim anvisierten jungen Publikum ankommt – Zukunft ungewiss.

ZDF
Im ersten Jahr nach dem Ende von „Wetten, dass..?“ darf sich im ZDF Johannes B. Kerner an mehreren Shows versuchen, doch weder „1000 – Wer ist die Nummer 1?“, „Das Spiel beginnt!“ oder „Das große Schlüpfen“ entpuppen sich als großer Wurf. 2016 erhält der Mainzer Sender mit dem ehemaligen „Schlag den Raab“-Moderator Steven Gätjen Verstärkung. Ansonsten zelebriert der Fahndungsklassiker „Aktenzeichen XY …ungelöst“ seine 500. Ausgabe und „Das literarische Quartett“ wird mit komplett neuer Besetzung wiederaufgelegt.

RTL
Wenig innovativ präsentiert sich RTL und setzt trotz rückläufiger Quoten weiterhin auf altgediente Shows wie „Deutschland sucht den Superstar“, „Das Supertalent“, „Wer wird Millionär?“ und „Der Bachelor“. Der Versuch, mit „Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein!“ einen sommerlichen Ableger zum Dschungelcamp an den Start zu bringen, gelingt eher mittelmäßig, der „Let’s Dance“-Kopie „Stepping Out“ laufen die Zuschauer sogar reihenweise davon. Während „stern TV“ seinen 25. Geburtstag feiert, begeht Showdino Thomas Gottschalk seinen 65. Ehrentag mit einer Live-Gala, muss allerdings mit RTL-Gratulanten wie Bülent Ceylan und Walter Freiwald Vorlieb nehmen.

Sat.1
Sat.1 versucht zunächst, Wayne Carpendale als neues Sendergesicht zu etablieren, doch weder die Neuauflage von „Nur die Liebe zählt“ noch jene von „Deal or no Deal“ und „Keep Your Money“ können überzeugen. Hinter den Erwartungen bleiben auch die Kinder-Castingshows „The Voice Kids“, „Superkids“ und „Got to Dance Kids“ zurück. Comedian Luke Mockridge bereitet sich mit „Luke! Die Woche und ich“ auf einen größeren TV-Einsatz im kommenden Jahr bei ProSieben vor. Währenddessen verschwinden gleich zwei Formate mit Anke Engelke vom Bildschirm. Sowohl ihre Sat.1-Sketchshow „Ladykracher“ als auch ihr von Kritikern geschätztes WDR-Kulturformat „Anke hat Zeit“ werden eingestellt.

ProSieben
ProSieben rüstet sich schon 2015 für die Zeit nach Stefan Raab und startet zwei vielversprechende neue XXL-Shows am Samstagabend: „Mein bester Feind“ mit Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf und „Teamwork“ mit Jeannine Michaelsen. Weniger überzeugen können dagegen „Prankenstein“ mit Lena Gercke, „Himmel oder Hölle“ mit Jochen Schropp und auch der Tanzshow „Got to Dance“ geht mit der dritten Staffel allmählich die Puste aus. Neues Leben eingehaucht wird indessen „Big Brother“: sixx holt die Mutter aller Realityshows nach vier Jahren Pause zurück. Der richtig große Erfolg bleibt aus, doch nach einem holprigen Start hält sich das Format zumindest über Senderschnitt.

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