Grimme-Preis 2024 für „Sendung mit der Maus“ und „Sam – Ein Sachse“

Zwei Preise für Disney+-Serien, doch Privatsender gehen völlig leer aus

Lukas Respondek
Lukas Respondek – 14.03.2024, 10:00 Uhr

„Die Sendung mit der Maus“ und „Sam – Ein Sachse“ gehören zu den Grimme-Preisträgern 2024 – Bild: WDR/Stephan Burchadt/The Walt Disney Company
„Die Sendung mit der Maus“ und „Sam – Ein Sachse“ gehören zu den Grimme-Preisträgern 2024

Die Preisträgerinnen und Preisträger des diesjährigen „Grimme-Preises“ sind bekannt gegeben worden. Insgesamt 14 nominierte Fernsehproduktionen und Einzelleistungen werden mit dem renommierten Preis ausgezeichnet. Zudem vergibt die Marler Gruppe einen Publikumspreis. Studentinnen und Studenten der Universität zu Köln vergeben einen eigenen „Preis der Studierendenjury“. Das Team der Nachrichtensendung „heute – in Europa“ wird vom Deutschen Volkshochschul-Verband geehrt. Die Verleihung findet am 26. April in Marl statt.

Ausgezeichnet in der Kategorie Fiktion des 60. Grimme-Preises werden die Fernsehfilme „Tamara“ (ZDF) und „Nichts, was uns passiert“ (WDR). Letzterer erhält auch den Preis der Studierendenjury. Die arte-Serie „Haus Kummerveldt“ wird mit einem Spezial-Preis für „die experimentierfreudige Verknüpfung von Historie, Pop und Politik“ ausgezeichnet. Außerdem erhält die Disney+-Serie „Sam – Ein Sachse“ einen Grimme-Preis, und damit einen von lediglich zwei Preisen im gesamten Preisjahrgang für einen Anbieter außerhalb des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Der zweite Preis – ein Spezial für die Ensembleleistung der drei Hauptdarstellerinnen aus „Die drei !!!“ – geht in der Kategorie „Kinder & Jugend“ ebenfalls an eine Disney+-Serie. Ausgezeichnet in der Kategorie „Kinder & Jugend“ werden zudem das „HYPECULTUR“-Video „Straßenslang || Wie Rap Deutschland verändert“ (funk) sowie die Marokko-Spezialausgabe der „Sendung mit der Maus“ (WDR).

Die Jury der Kategorie Unterhaltung vergibt in diesem Jahr lediglich zwei von drei möglichen Grimme-Preisen. Aus dem ohnehin sehr kleinen Feld der Nominierten in dieser Kategorie gelang es einzig Sarah Bosetti („Bosetti Late Night“, ZDF/​3sat) und Anna Dushime („Der letzte Drink mit Anna Dushime“), die Jury zu überzeugen.

Für ihre Besondere Journalistische Leistung wird ARD-Auslandskorrespondentin Katharina Willinger ausgezeichnet. Die Qualität und Kompetenz in ihrer Berichterstattung aus der Türkei und dem Iran hat die Jury überzeugt – ob in Form von Kommentaren, schnellen Schalten oder tiefergehenden Features.

In der Kategorie Information & Kultur ebenfalls ausgezeichnet werden die Dokumentation „Drei Frauen – Ein Krieg“ (rbb/​WDR/​arte) über Kriegsreporterinnen im Zweiten Weltkrieg, die Trilogie „Einzeltäter“ (ZDF) über rechtsextremistisch motivierte Anschläge, die Kulturdokumentation „Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod“ (WDR/​rbb/​arte) über die Musikkultur von Gastarbeitern in Deutschland sowie der 60-Minüter „Ukraine – Kriegstagebuch einer Kinderärztin“ (rbb/​arte).

Die Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV) geht in diesem Jahr an das Team der werktäglichen Nachrichtensendung „heute – in Europa“ (ZDF). Die Sendung trage durch umfassende und verlässliche Berichterstattung dezidiert dazu bei, den europäischen Gedanken zu stärken und Gemeinsamkeiten der europäischen Länder hervorzuheben. Geehrt wird das Team für seine kontinuierlich exzellente Aufbereitung von europäischen Themen.

Grimme-Direktorin Dr. Frauke Gerlach meint zusammenfassend:

Auch in diesem Jubiläumsjahr zeigen unsere Preisträger*innen, was das Fernsehen in seiner Vielfalt für unterschiedlichste Zielgruppen und auf diversen Plattformen leisten kann.

Die Verleihung des 60. Grimme-Preises findet am 26. April im Theater der Stadt Marl statt und wird von 3sat zeitversetzt nach 22 Uhr im Fernsehen ausgestrahlt. Erstmals führt Siham El-Maimouni durch die Preisverleihung. Die Moderatorin des Kulturmagazins „ttt“ gehört in diesem Jahr auch zu den Preisträgern.

Die Preisträger und Nominierten in der Übersicht:

Preisträger der Kategorie Fiktion

  • „Nichts, was uns passiert“ (Gaumont für WDR)
  • „Sam – Ein Sachse“ (Big Window Productions, Panthertainment für Disney+)
  • „Tamara“ (Jost Hering Filme/​Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf für ZDF/​ZDF – Das kleine Fernsehspiel)
  • Spezial für die experimentierfreudige Verknüpfung von Historie, Pop und Politik in „Haus Kummerveldt“ (Goldstoff Filme/​Outside The Club/​Filmwerkstatt Münster für WDR/​ZDF/​Arte)

Außerdem nominiert in der Kategorie Fiktion waren:

Spezial-Nominierungen

  • ZDF/​ARTE und good karma fiction für die Initiation, redaktionelle Begleitung und Beratung der Serie „Country Queen“ (good karma fiction GmbH für DW/​Netflix/​ZDF/​ARTE/​Bundesministerium für Entwicklungshilfe)
  • Florian Geißelmann für die herausragende Darstellung des „Dennis Petzold“ in „Wer wir sind“ (VIAFILM für MDR/​ARD Degeto/​NDR)

Preisträger der Kategorie Unterhaltung

Außerdem nominiert in der Kategorie Unterhaltung waren:

Preisträger der Kategorie Information & Kultur

Außerdem nominiert in der Kategorie Information & Kultur waren:

„ARD Story“: Inside Rheinmetall – Zwischen Krieg und Frieden (NDR/​WDR)

„Capital B – Wem gehört Berlin?“ (Port au Prince/​Fruitmarket für rbb/​WDR/​ARTE)

„Die Karte der Schönheit“ (Sein+Hain Film/​Marcelo Busse Filmproduktion für ZDF/​3sat)

„Erhebe dich, du Schöne“ (FAMA Film/​Ma.ja.de Filmproduktion für ZDF/​3sat/​SRG SSR)

„IchDuWir – Wer pflegt wen?“ (U5 Filmproduktion für ZDF/​3sat)

„Joko Winterscheidt Presents: The World’s Most Dangerous Show“ (27 Kilometer Entertainment/​Florida Entertainment/​K2H Klamroth2Hohenfeld für Amazon Prime Video)

„Jonny Island“ (Petra Mäussnest & DOCDAYS Productions für ZDF/​3sat)

Jung & Naiv Folge #650 mit dem Wirtschaftshistoriker Adam Tooze (für YouTube)

„König hört auf“ (Neue Bioskop Film für MDR)

„Milliardenspiel – Die geheime Welt der Superreichen“ (btf für ZDF)

„Monitor“: Die Märtyrer-Kinder – Im Herzen des Nahostkonflikts (WDR)

„Monobloc – Auf der Spur des meistverkauften Möbelstücks aller Zeiten“ (PIER 53 Filmproduktion für NDR)

„Stalingrad – Stimmen aus Ruinen“ (Schmidt & Paetzel Fernsehfilme/​Russkoje Wosroschdenije für rbb/​NDR/​ARTE)

„We are all Detroit: Bochum – eine Stadt im Wandel“ (Filmproduktion Loekenfranke für WDR)

Spezial-Nominierungen

Nominiert für ihre Besondere Journalistische Leistung

  • Die Redaktion von „Monitor“ (WDR) für die herausragenden Recherchen zum Thema Migration
  • Das Rechercheteam hinter der Dokumentation „China. Macht. Essen“ und mehreren Politikmagazin-Kurzfassungen für die aufwändige Berichterstattung zur geopolitischen Instrumentalisierung der Welternährungsorganisation durch China (ARD/​SWR/​BR/​MDR/​rbb)

Preisträger der Kategorie Kinder & Jugend

Außerdem nominiert in der Kategorie Kinder & Jugend waren:

Nominierungen Kinder

Nominierungen Jugend

Spezial-Nominierungen

  • „Datteltäter“ für das Konzept der Channel-Rubrik SAG MIR (für rbb/​funk)
  • Konzept der Musik-Doku „Bye, Bye Kummer“ (Beat The Rich! /​ Eklat Tonträger für rbb Unit Junge Angebote /​ Fritz)

Publikumspreis der Marler Gruppe

„Drei Frauen – Ein Krieg“ (EIKON Media/​SD Cinematografica für rbb/​WDR/​ARTE)

Preis der Studierendenjury

„Nichts, was uns passiert“ (Gaumont für WDR)

Besondere Ehrung des Deutschen Volkshochschul-Verbandes

an das Team von „heute – in Europa“

Der Autor dieses Artikels war dieses Jahr Mitglied in der Grimme-Preis-Nominierungskommission Unterhaltung.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1978) am

    Um dann doch noch einmal etwas Sachlichkeit in die Diskussion zu bringen: Der Preis für "Bosetti Late Night" ist deshalb unverdient, weil die Sendung einfach technisch schlecht gemacht ist. Das Konzept ist völlig überladen, es gibt keinen roten Faden, vieles wirkt improvisiert oder als Teil einer "Testphase" und die Einbindung des Publikums ist eher ein Störfaktor als eine Bereicherung. Man hat ständig das Gefühl, die Macher wissen selbst noch nicht genau, was sie da eigentlich an den Start bringen wollen: eine Satire-Sendung, eine Talk- bzw. Late-Night-Show oder doch eher eine humorvolles Aufklärungsprogramm à la MaiThink X. Zudem erscheint mir die Gästeauswahl ziemlich einseitig und vermittelt den Eindruck, es gehe hier nicht um die Diskussion verschiedener Standpunkte, sondern vielmehr um die Selbstbestätigung der eigenen politischen Korrektheit. Das alles wäre für ein privates Online-Format vielleicht ausreichend, für einen öffentlich-rechtlichen Kulturkanal wie 3sat ist das aber m.E. zu wenig. Im Übrigen halte ich die Verleihung eines Preises nach gerade einmal 3 Folgen (in 2023) für reichlich verfrüht. Das "Kurzstrecke"-Format mit Pierre M. Krause wäre in der Kategorie "Unterhaltung" der verdientere Sieger gewesen.
    • am

      Herrlich, wie der Name Bosetti die üblichen Pappnasen triggert. Die Frau macht alles richtig. Und sie kriegt auch noch was von den ach sooo gemeinen und totaaal ungerechten Zwangsgebühren ab. Gebt ihr ne Gehaltserhöhung!
      • am

        Ich vermute mal, dass ich dem politischem Lager der Pappnasen angehöre, da konservatives Gedankengut extrem mies und charakterlos ist, und somit getriggert sein sollte. Tatsächich kenne ich Bosetti zwar von Namen her, jedoch habe ich bisher nichts von ihr konsumiert.

        Das kann ein fataler Bildungsfehler sein. Aber da könnte ich auch sagen: "MacBlack, Du hast noch nie einen Kishon gelesen?!"

        Aber vielleicht stappeln sich Kishons Werke auch in Deinem Regal...???

        Und es geht tatsächlich auch um Gebühren, für die Personen zahlen MÜSSEN, die dieses Programm einfach nicht mehr oder vollumfänglich nutzen. Ich habe zum Beispiel die ZDF Serie "Der Schatten" gesehen. Die Serie war in Ordnung. Ich hätte die Serie aber lieber über ein ZDF Abo geschaut als über permanente Gebühren, mit denen ich all das andere ungefragt mitfinanziere.

        Das nennt sich Angebot und Nachfrage.

        Und jetzt komm bloß nicht mit dem Argument der finanziell schwachen: da zahlt den ganzen öffentlich-rechtlichen Zirkus so oder so das Jobcenter. Und somit finanziert der Staat wieder indirekt seine eigene Presse.

        Krass.
      • (geb. 1987) am

        Eine große Mitte findet rechte Dinge gut UND findet linke Dinge gut, rechte Dinge schlecht UND linke Dinge schlecht.
        Nur die Ränder, rechtsaussen, linksaussen, beklatschen Hassprediger, die Spaltung und das Ende der Meinungsfreiheit.
        Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich die große gemäßigte Mitte die Deutungshoheit von den Extremisten zurückholt.
        Das war schon immer so.
        Es dauert nur immer ein wenig, dass Fanatiker erkennen, dass sie fanatisch sind. Welche Schreihälse sie bejubelt haben. Wie sie ihre Mitmenschen unterdrücken wollten. Wie sie zum Bösen wurden, indem sie sich als das alternativlose Gute wähnten.
    • am

      Das Budget von über 3 Mio. €, das die Landesregierung NRW (aus Steuergeldern) ausgibt, kann man sich wirklich sparen.
      • am

        Lächerlich. Letztes Jahr Böhmermann, der öffentlich Frauen beleidigt. Dieses Jahr Bosetti, die NS-Sprache benutzt. Nächstes Jahr dann Frau Chebli? Und dass "Neue Geschichten vom Pumuckl" keine Auszeichnung erhält, ist ein schlechter Witz. Grimme-Preis einstampfen.
        • am

          Das Konzept von Satire ist dir aber schon klar??? Was du mit deiner Aussage implizierst ist nämlich größter Bullshit.
        • am

          "Neue Geschichten vom Pumuckl" hätte ich den Grimme-Preis auch nicht verliehen - ganz einfach deshalb, weil mich die Schlampigkeit bei der Erstellung der KI-Stimme (mit Ausnahme der im Kino gezeigten Folgen wechselt die Stimmlage mehrfach pro Folge deutlich) tierisch aufregt.

          Man kann nur hoffen, dass man sich bei der angekündigten zweiten Staffel hier deutlich mehr Mühe gibt.
        • (geb. 1987) am

          DAS Konzept von Satire, das Bömme und Bosecke speien, ist schon klar. Jedenfalls den Meisten. Politischer Extremismus als Satire verpackt, um nicht wegen Volksverhetzung, Beleidigungen, Hass oder schlechten Geschmack angeklagt zu werden.
          Was sagt es über den Jubelperser aus, der Hass und Hetze beklatscht? Sich den feisten Bauch hält, vor Lachen, wenn zu Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung aufgerufen wird? Wenn entmenschlicht wird um straffrei hassen zu dürfen...?
          Also ich würde für sein Recht kämpfen, dass es das darf - ohne seine Entlassung, die Verhaftung seiner Kinder oder seine Keulung zu fordern.
          Aber das unterscheidet eben mich von dem Jubelperser...
      • (geb. 1970) am

        Grimme-Preis? Kann weg!
        Schon nur ein kurzer Blick auf Preisträger (Bosetti u.a.) und Nominierte sagt alles. Grüne Jugend vergibt Preise an die Grüne Jugend, lächerlich!
        • am

          Hat die Hitze in deiner blauen Blase einen Hitzschlag verursacht? Anders kann ich mir nämlich, wie auch bei Rüvönnchen, dieses dumme Blabla nicht erklären. 😮
        • (geb. 1970) am

          Passt ins Bild: Die Grünen (und deren Blase) reagieren neuerdings auf Widerspruch noch empfindlicher als ohnehin schon.
        • (geb. 1978) am

          Die "Grünen" reagieren nicht auf "Widerspruch", sondern auf Ignoranz, Impertinenz, Intoleranz und haarsträubend substanzlose, an jeder Realität vorbeigehende Dummheit.
        • am

          Medial leben/erleben/verherrlichen eigentlich nur die Grünen (Weltverbesserer) ihre Blase. Zum Glück wird die Luft darin immer stickiger und sie wird platzen.
        • (geb. 1987) am

          Sie haben recht, es ist alles ausschließlich nur noch politisch.
          Umso extremer politisch, umso höher fallen die Preise aus.
          Anständige Menschen erschreckt sowas...!

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