TV-Flops 2018: Von Henssler und Maschmeyer bis „Akte X“ und „Lucifer“

Deutsche Fernseh-Tiefpunkte im Rückblick

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 27.12.2018, 09:00 Uhr (erstmals veröffentlicht am 21.12.2018)

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2018 – Die deutschen TV-Flops des Jahres
2018 – Die deutschen TV-Flops des Jahres

Wo Licht ist, ist meist noch mehr Schatten. Nach dem Jahresrückblick und den Tops 2018 soll es jetzt darum gehen, auf welche Flops so mancher Fernsehmacher in diesem Jahr am liebsten verzichtet hätte. Und welche Formate haben die meisten Zuschauer schon wieder verdrängt? Wir erinnern an die nennenswertesten Flops des deutschen TV-Jahres 2018.

Mehrfach auf die Nase fiel etwa ProSieben. „Sommer bis Weihnachten: Ab August ist jeden Samstag Showtime auf ProSieben!“, kündigte der Münchner Sender an. Doch noch bevor der August vorbei war, nahm ProSieben schon wieder Abstand von den Plänen. Grund war der Totalausfall „Time Battle – Kämpf um deine Zeit!“, der nach einer von vier geplanten Ausgaben sofort abgesetzt wurde. Doch auch „Schlag den Henssler“ entpuppte sich mehr und mehr als Sorgenkind. Nachdem das Format unter eine Reichweite von einer Million Zuschauer rutschte, nahm Steffen Henssler freiwillig den Hut.

Einen Flop mit Ansage legte auch Carsten Maschmeyer hin: Sat.1 wollte im Fahrwasser von „Die Höhle der Löwen“ schwimmen und gab dem Investor mit „Start Up! Wer wird Deutschlands bester Gründer?“ sein eigenes Format, das allerdings nach vier Wochen mit katastrophalen Quoten (Tiefpunkt waren 2,8 Prozent in der Zielgruppe) vorzeitig auf dem Fernsehfriedhof landete. Eine Dauer-Baustelle ist seit Jahren die Daytime diverser Sender. Nachdem die Scripted Realitys ihre besten Zeiten hinter sich haben, suchen insbesondere RTL und Sat.1 händeringend nach erfolgversprechenden Alternativen. Problem: Die bereits vergraulten Zuschauer können nur mühsam wieder zurückgewonnen werden. Sat.1 versucht sein Glück am Vorabend mit dem Magazin „Endlich Feierabend!“ und der Show „Genial daneben – Das Quiz“, doch die Quoten stagnieren nach wie vor im schwachen einstelligen Bereich. Viele weitere Flops des Jahres aus dem Show- und Dokutainment-Bereich tummeln sich in unserer ausführlichen Bilderstrecke:

Shows und Dokutainment: Die Flops 2018
Für Erheiterung sorgte RTL mit den Promofotos für „Promi Undercover Boss“. In dem Ableger sollten Detlef D! Soost und Angelo Kelly „in perfekter Maske“ begabte Menschen entdecken, um sie gegebenenfalls zu fördern. Trotz der viralen Aufmerksamkeit blieben die Quoten lauwarm: Mehr als 12,7 Prozent in der Zielgruppe waren nicht drin. MG RTL D
Im Mai startete Das Erste die neue Vormittagssendung „Live nach Neun“, in der wechselnde Moderationsduos aus unterschiedlichen Generationen gemeinsam einen serviceorientierten Start in den Tag bieten wollen. Obwohl insbesondere die Folgen mit Isabel Varell und Tim Schreder äußerst unterhaltsam sind, verharrt das Format momentan bei rund 240.000 Zuschauern und 4,8 Prozent Marktanteil. WDR/​Linda Meiers
In „Sylvies Dessous Models“ suchte Sylvie Meis das neue Gesicht für ihre Dessous- und Bademodenkollektionsfirma – und RTL wollte es auch mal mit einer Model-Castingshow versuchen. Doch dies ging gehörig schief: Schon der Start fiel mit nur 1,44 Millionen Zuschauern und 8,9 Prozent Zielgruppen-Marktanteil enttäuschend aus – das Finale stürzte sogar auf 6,2 Prozent. MG RTL D /​ Stephan Pick
In Deutschland existiert kein Bedarf an einer Castingshow im Pay-TV. Diese Erfahrung musste Sky machen, als man mit einer Neuauflage von „X Factor“ punkten wollte. Doch trotz groß angelegter Plakatkampagne haben nur wenige Menschen von dem Comeback überhaupt Notiz genommen. Die offiziellen Quoten wiesen nur 40.000 Zuschauer für das „X Factor“-Finale aus. Nach „internen Analysen“ entschied sich Sky gegen eine Fortsetzung. Sky Deutschland/​Silviu Guiman
Der Mega-Flop 2018 geht auf das Konto von Sat.1. „Start Up!“ schwamm im Fahrwasser von „Die Höhle der Löwen“, doch Carsten Maschmeyer als alleiniger Investor trug kein eigenes Format. Nach katastrophalen 2,8 Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49 Jährigen bei insgesamt lediglich 570.000 Zuschauern beendete Sat.1 das Trauerspiel vorzeitig und schob die restlichen vier von acht Folgen ins Internet ab. Sat.1
„Schlag den Henssler“ sollte für ProSieben ein ähnlicher Quotengarant wie einst „Schlag den Raab“ werden, doch es kam anders. Nachdem die Ausgabe vom 22. September nur noch 7,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe erreichte und die Reichweite im Sommer auf unter eine Million Zuschauer gesunken war, nahm Steffen Henssler nach insgesamt acht Folgen freiwillig den Hut. ProSieben
Nach dem Wechsel von Steffen Henssler zu ProSieben startete VOX als Nachfolger zu „Grill den Henssler“ die Show „Grill den Profi“. Doch ohne Protagonist Henssler ließ das Interesse der Zuschauer spürbar nach – und VOX beendete die Show im Sommer 2018. Gute Nachricht für die Fans: 2019 kehrt „Grill den Henssler“ zurück. MG RTL D /​ Frank W. Hempe
Eigentlich wollte ProSieben von August bis Weihnachten nonstop Shows am Samstagabend zeigen, doch noch bevor der August vorbei war, musste der Sender schon wieder Abstand von den Plänen nehmen. Nach desaströsen Quoten der Premierenausgabe von „Time Battle“ mit einer Reichweite von 600.000 Zuschauern und miesen 4,9 Prozent Zielgruppen-Marktanteil wurde die Spielshow mit Janin Ullmann und Christian Düren nach einer von vier geplanten Folgen abgesetzt. ProSieben
Noch ein Misserfolg am Samstagabend für ProSieben: Ein Hit war „Beginner gegen Gewinner“ nie, doch die fünfte Ausgabe der Action-Sportshow von Joko Winterscheidt markierte mit 670.000 Zuschauer sowie 5,7 Prozent Zielgruppen-Marktanteil den Tiefpunkt. ProSieben/​Jens Hartmann
Der Vorabend ist eine der großen Problemzonen in Sat.1. Dem wollte der Sender mit einer Reihe an neuen Formaten entgegenwirken. Doch „Endlich Feierabend!“ mit Annett Möller und Daniel Boschmann ist auch nach Monaten um 18 Uhr nicht vom Fleck gekommen. Meist liegen die Zielgruppen-Marktanteile zwischen 3 und 6 Prozent. Sat.1/​André Kowalski
Auch mit „Genial daneben – Das Quiz“ versucht es Sat.1 seit Mitte Juli am Vorabend. Der Ableger zur beliebten Comedyshow ist um 19 Uhr ebenfalls kein Erfolg, doch mit Zielgruppen-Marktanteilen zwischen 4 und 8 Prozent für Sat.1 noch das geringste Übel. Sat.1/​Willi Weber
In der Vorweihnachtszeit wollte Sat.1 schließlich mit einer weihnachtlichen Doku-Soap punkten. Doch auch dieser Schuss ging nach hinten los: Auf dem 19-Uhr-Sendeplatz holte das Format „Unser allerschönstes Weihnachten“ miese Marktanteile zwischen 2,0 und 4,1 Prozent und wurde vorzeitig abgesetzt. Sat.1
RTL sprang mit dem neuen Nachmittagsformat „Hol dir die Kohle“ auf den Erfindershow-Trend auf. Tüftler haben die Chance, in 100 Sekunden eine Jury, bestehend aus 100 potenziellen Käufern, von ihrer Erfindung zu überzeugen. Knapp 500.000 Zuschauer waren im Schnitt dabei, der Zielgruppen-Marktanteil lag bei mauen 8,3 Prozent. MG RTL D /​ Bernd-Michael Maurer
Sat.1 ist weiter auf der Suche nach einem starken Format, das um 20:15 Uhr den Fun Freitag einläutet. Mit „Big Blöff“ hat dies nicht funktioniert: Die Blödel-Rateshow mit Chris Tall, Bülent Ceylan, Martin Rütter und Paul Panzer holte nur miese Marktanteile zwischen 5,1 und 7,3 Prozent beim jungen Publikum. Sat.1/​Willi Weber
In den USA ein Hit, importierte Sat.1 die Spielshow „Game of Games“ und ließ sie von Bülent Ceylan moderieren. Nach einem vielversprechenden Start bröckelten die Quoten in den Folgewochen am Freitagabend jedoch rapide auf unter eine Million Zuschauer und 5,9 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Sat.1/​Arne Weychardt
Selten wurde das Versprechen des Sendungstitels so ungenügend umgesetzt wie im Fall von „Die Comedy Show“ auf ProSieben. Comedians erzählten in Stand-ups fünf „unglaubliche, witzige Storys“, die mit nachgespielten Szenen unterlegt waren. Dies war jedoch nur unglaublich unlustig – und wurde mit entsprechenden Quoten quittiert. Am späten Samstagabend verabschiedete sich das Format mit völlig enttäuschenden 4,2 Prozent in der Zielgruppe – vermutlich für immer. ProSieben/​Benedikt Müller
Schon im letzten Jahr war die Reality-Actionshow „Global Gladiators“ für ProSieben kein großer Erfolg. Die zweite Staffel fiel dann im September 2018 schließlich auf unterdurchschnittliche 7,3 Prozent beim jungen Publikum. ProSieben/​Richard Hübner
In dem VOX-Format „Die Notrufzentrale“ sollen authentische Einblicke in die Arbeit von Polizisten, Rettungskräften und Feuerwehrleuten gegeben werden. Die erste Staffel lief Anfang des Jahres, doch da der Auftakt zur zweiten Staffel im September am späten Freitagabend nur miese 2,4 Prozent in der Zielgruppe erreichte, setzte VOX die Sendung kurzerhand ab. MG RTL D /​ Fandango
Eine weitere Sendung, mit der Sat.1 am Freitagabend auf Quotenfang ging, war „Guckst Du?! Kayas große Kinoshow“. Doch auch dieses Format schlug sich mehr schlecht als recht. Im Schnitt waren 1,40 Millionen Menschen dabei, der Zielgruppen-Marktanteil belief sich auf 7,0 Prozent. Sat.1/​Brainpool
Susan Sideropoulos wurde für RTL II im Frühjahr zum Hochzeitsengel. In der Doku-Soap „Traut euch! In 12 Stunden zum Altar“ überraschte das frühere Soap-Sternchen verliebte Paare und machte ihnen ein Angebot: Sie erhalten ein Budget von 15.000 Euro für ihre eigene Hochzeit – allerdings nur, wenn diese noch am selben Tag innerhalb von zwölf Stunden stattfindet. Das Interesse der Zuschauer blieb verhalten – mehr als 5,6 Prozent Zielgruppen-Marktanteil waren nicht drin. RTL II/​Magdalena Posser
Ende 2017 tauschte RTL den Moderator der Show „5 gegen Jauch“ aus. Statt Oliver Pocher führte nun Frank Buschmann durch die Show. Dies wirkte sich allerdings nicht positiv auf die Quoten aus: Die zwei in diesem Jahr gezeigten Folgen verharrten bei 10,4 und 11,6 Prozent in der Zielgruppe – Fortsetzung ungewiss. MG RTL D /​ Frank Hempel
Im Frühjahr brachte Sat.1 die deutsche Adaption des belgischen Formats „Hotel Römantiek“ an den Start. Zwölf Damen und zwölf Herren jenseits der 60 erhielten in „Hotel Herzklopfen – Spät verliebt!“ die Chance auf eine Reise in die Schweizer Berge, um noch einmal die ganz große Liebe zu finden. Dies interessierte jedoch im Schnitt nur 740.000 Menschen – in der jungen Zielgruppe sah es mit 5,7 Prozent sehr mau aus. Sat.1
In der von Ralf Schmitz moderierten Show „Der Chef bekommt die Quittung“ forderten Mitarbeiter ihren Chef heraus und kämpften um Sachpreise, die sich die Belegschaft für ihren Betrieb schon immer gewünscht hat. Der Clou: Der Chef hat zu Beginn der Show keine Ahnung – und muss die erspielten Preise seiner Mitarbeiter aus eigener Tasche zahlen. Unterdurchschnittliche 10,4 und 11,6 Prozent Marktanteil holten die beiden ausgestrahlten Folgen. MG RTL D /​ Stefan Gregorowius
Chris Tall gilt als Shootingstar unter den jungen Comedians. In den Fernsehquoten hat sich dies bislang noch nicht so recht widergespiegelt. Nachdem bereits seine erste RTL-Show „Chris! Boom! Bang!“ unterging, fiel auch seine zweite Sendung „Darf er das? – Die Chris Tall Show“ am späten Samstagabend kontinuierlich auf durchwachsene 10,5 Prozent in der Zielgruppe. Constantin Film/​Robert Maschke
Nach drei Staffeln hat RTL II seine Suche nach den „schönsten Kurven der Nation“ eingestellt. In diesem Jahr fielen die Quoten von „Curvy Supermodel“ in der Zielgruppe regelmäßig unter den Senderschnitt und pendelten sich bei durchschnittlich unter fünf Prozent ein. RTL II
Für das Sommerprogramm importierte RTL die US-Show „Genius Junior“. Max Giermann präsentierte am Samstagabend „Einstein Junior“, doch die Spielshow mit einem Wettkampf zwischen hochbegabten Kindern war bei RTL offenbar fehl am Platz: Alle gezeigten Ausgaben verharrten bei unter 10 Prozent in der jungen Zielgruppe. MG RTL D /​ Guido Engels
Nach dem Motto „Wenn schon Trash, dann aber so richtig“ ließ RTL II Märchenklassiker im Scripted-Reality-Look neu verfilmen. Heraus kamen Geschichten namens „Schneewittchen und die sexy Seven“ und „Aschenputtel – Verliebt in einen Millionär“. Katastrophale 2,8 und 1,7 Prozent beim jungen Publikum waren die Quittung für „Es war einmal … auf Ibiza“. RTL II
Mareile Höppner moderierte mit „Stadt, Land, Haus – So wohnt Deutschland“ eine deutsche Adaption des britischen Formats „Guess This House“. Zwei Paare besichtigten jeweils drei verschiedene Traumimmobilien und sollten tippen, was die Häuser und Wohnungen wert sein könnten. Nur rund 500.000 Zuschauer verfolgten das Format am ARD-Nachmittag. rbb/​Oliver Ziebe
RTL II startete mit „Jung, weiblich, Boss!“ eine eigene Gründershow, in der Jette Joop acht junge Frauen bei der Gründung eigener Unternehmen unterstützen wollte. Nach desaströsen Einschaltquoten und einem Tiefpunkt von 2,8 Prozent Marktanteil zog RTL II allerdings vorzeitig den Stecker. RTL II/​Bernd Jaworek
In diesem Jahr startete Sat.1 die mittlerweile vierte Inkarnation der Abenteuer-Gameshow „Fort Boyard“. Der Klassiker, der sich in Deutschland nie richtig durchsetzen konnte, tat sich auch bei seiner Rückkehr schwer. Im Schnitt waren 1,34 Millionen Menschen dabei, bei den 14- bis 49-Jährigen wurden maue 7,6 Prozent Marktanteil erreicht. Sat.1/​Willi Weber
Mit „Unsere Schule“ zeigte VOX im Herbst eine Reality-Doku, die sich durch hohe Authentizität auszeichnete. Bedauerlicherweise kam das jedoch beim Großteil der Zuschauer nicht an – und das Format blieb quotentechnisch hinter den Erwartungen zurück. 860.000 Menschen schalteten durchschnittlich ein, in der Zielgruppe wurden 6,3 Prozent Marktanteil eingefahren. MG RTL D /​ Andreas Friese
Auch die VOX-Sendung „Eine Nacht mit dem Ex“ fiel am Montagabend durch. Ex-Paare erhielten darin die Chance, sich nach ihrer Trennung auf neutralem Boden noch einmal richtig auszusprechen. Auf sehr intensive und intime Art wurden die Zuschauer Zeuge des finalen Trennungsgesprächs. Der Marktanteil fiel im Verlauf der ersten Staffel auf bittere 3,8 Prozent in der jungen Zielgruppe. VOX
Mit den „ProSieben Wintergames“ wollte der Sender etwas an glorreiche „Wok-WM“-Zeiten anknüpfen. Doch ohne Stefan Raab scheint es mit den Promi-Sportevents einfach nicht so recht zu klappen. Nach einem bereits schwachen Auftakt am Freitag brachen die Quoten bei der zweiten Ausgabe komplett ein. Nur noch 810.000 Zuschauer sind übrig geblieben, in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen ging der Marktanteil auf miese 6,5 Prozent zurück. ProSieben/​Willi Weber


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