49 Folgen, Folge 26⁠–⁠49

  • Folge 26 (45 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 05.06.2000 arte
  • Folge 27 (45 Min.)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 03.07.2000 arte
  • Folge 28 (45 Min.)
    (1): Treibhausgase aus göttlicher Pflanze
    20 Prozent aller Treibhausgase kommen aus dem Reisanbau. Reis ist die göttliche Pflanze Asiens. Es war die Grüne Revolution, die einst leere Reisschüsseln weltweit auffüllte: Neue Reissorten, verbesserte Anbaumethoden, Pestizide und Kunstdünger ließen die Erträge der göttlichen Pflanze in die Höhe schnellen – eine halbe Milliarde Tonnen jährlich. Reisfelder standen schon lange im Verdacht, Treibhausgase, wie Distickstoffoxid und Methan, direkt in die Atmosphäre abzugeben. Prof. Rolf Conrad und seinem Team vom Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg gelang jetzt der Nachweis, dass das Methan durch die Reispflanze in die Atmosphäre gelangt.
    (2): Ultraleichte Flieger als Satelliten
    Seit Jahren tauchen über der kalifornischen Mojave-Wüste riesige, aber lautlose Flugdrachen auf. Die amerikanische Welttraumbehörde NASA testet hier unbemannte, ferngesteuerte Flugzeuge mit der Spannweite eines Jumbo-Jets, die jedoch nur ein paar hundert Kilogramm wiegen. Die bis zu 16 Propeller der Prototypen werden mit Solarstrom angetrieben. Schon bald sollen die leichtgewichtigen Gleiter mit Hilfe der Solarenergie in der höheren Atmosphäre kreisen, um Forschungsmissionen, wie beispielsweise Wetterbeobachtungen wahrzunehmen.
    (3): Green City
    Jedes Jahr von Frühling bis Herbst wandern 20 in Container gepflanzte Bäume in bisher baumlose Straßen von München. Green City ist eine seit 1990 aktive Münchner Umweltschutzorganisation, die sich für eine ökologische Stadtgestaltung – verbunden mit umweltfreundlicher Mobilität – einsetzt. Der gemeinnützige Verein mit 600 Mitgliedern, wurde weit über München hinaus durch seine Wanderbaumallee bekannt, eine bisher in Deutschland einzigartige Initiative. Die Allee bleibt jeweils einige Wochen in einer Straße und wirbt so für deren künftige Begrünung. Den Anwohnern wird – von Informationskampagnen unterstützt – anschaulich vor Augen geführt, wie ihre Straße aussehen könnte.
    Dies weckt häufig ökologisches Bewusstsein und führt dazu, dass Anwohner die Begrünung der Straße fordern. Zur Finanzierung sucht Green City zwischenzeitlich Paten für die Wanderbäume. Vor allem zahlreiche Unternehmer aus Handel und Industrie – oft im jeweiligen Viertel ansässig – haben sich hier bereits ohne großen Kostenaufwand imagefördernd engagiert. Am Ende einer erfolgreichen Aktion steht die tatsächliche Pflanzung der Wanderbäume. 100 Exemplare konnten auf diese Weise bereits in bisher baumlosen Straßen gepflanzt werden. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 07.08.2000 arte
  • Folge 29 (45 Min.)
    (1): Auffanglager für exotische Tiere
    Die Tierliebe der Europäer bedeutet oft millionenfaches Leid. Der Tierpfleger Peter K. Arras hat deshalb eine eigene Einrichtung ins Leben gerufen, die im Sinne von Tierethik auf dieses Leiden aufmerksam machen will. Denn was sich vordergründig als Tierliebe darstellt, ist oft nur Ausdruck einer egoistischen Selbstdarstellung. Arras hat zusammen mit Gleichgesinnten ein regionales Auffanglager für die Tiere organisiert, die am häufigsten ausgesetzt werden. In den Tierheimen finden Schildkröten, Giftschlangen, Skorpione, Vogelspinnen, Fische, Papageien und andere Raritäten in der Regel keinen Unterschlupf.
    (2): Call a bike
    Mal eben schnell irgendwo in der Nähe was erledigen? Auf den Bus warten? Ein Taxi nehmen? Mobilität in der Stadt ist für viele immer noch das eigene Auto. In München wollen das zwei Jungunternehmer ändern. Seit dem Oktoberfest läuft das Projekt „Call a bike“. 2.000 Spezialfahrräder wurden auf die Telefonzellen der Stadt verteilt. Ein Anruf mit Kundennummer gibt den Zugriff aufs Rad frei. Nach Rückgabe des Rades an einer Telefonzelle wird die Leihgebühr vom Konto des Nutzers abgebucht. Die Grundgebühr beträgt 1,80 DM, jede Minute 3 Pfennige, macht für eine Stunde Radeln 3,60 DM. Das Leihsystem ist besonders ausgeklügelt und garantiert, dass keine Räder gestohlen oder „Schwarzfahrten“ unternommen werden. Wie es funktioniert, was Nutzer und Unternehmer dazu sagen und welche Vorteile es für den Stadtverkehr haben kann, zeigt der Film.
    (3): Größter Schatz von Ur- und Vormenschenknochen
    Professor M.D. Phillip V. Tobias – der ordnende Geist – verwahrt den weltweit größten Schatz von Ur- und Vormenschenknochen. Sein Verdienst ist unter anderem, dass Paläoanthropologen in der Welt mit einheitlichen Artenbezeichnungen umgehen. Phillip V. Tobias ist kein Star der Selbstdarstellung, eher ein stiller Gelehrter mit einer Begabung für verständliche Erklärungen komplizierter Zusammenhänge der Humanevolution. Die Science Community hat Südafrika wegen der Apartheid lange boykottiert, heute akzeptiert man Tobias Meinung: Afrika war die Wiege der Menschheit. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 04.09.2000 arte
  • Folge 30 (45 Min.)
    (1): Vitales Wasser
    Seit der Fuldaer Unternehmer Wolfgang Gutberlet das „vitale Wasser“ erfunden hat, sind seine Bäckereiumsätze gestiegen. Das hängt mit seinen Versuchen zusammen, die Qualität des Wassers durch Bewegung zu verbessern. Als er dieses Wasser 1991 erstmals in seiner „Herzberger Bäckerei“ für sein Brot verwendete, zweifelten einige Mitarbeiter an ihrem Chef. Doch die Spötter verstummten schnell, als sie das Brot kosteten und die Kundschaft es den Bäckereien in den Lebensmittelfilialen aus der Hand rissen, ohne dass sie etwas von dem „Wunderwasser“ wussten. Die Laibe schmeckten nicht nur besser, sie blieben auch länger frisch.
    Dabei lässt Gutberlet nichts anderes geschehen, als das Wasser über einen sogenannten Turmozean fließen zu lassen, einen zwölf Meter hohen gläsernen Turm, in dem das Wasser über 41 Granitsteine verwirbelt wird und herunterplätschert, um dann sofort in die Teigmaschine geleitet zu werden. An dem Geheimnis des „vitalen Wassers“ wird noch geforscht. Inzwischen macht die Erfindung aber schon weitere Fortschritte: Mit dem Wunderwasser kommt die Fleischwurst mit weniger Nitraten aus. Auch zum Putzen ist es geeignet, es werden weniger Reinigungsmittel verbraucht. Nun haben auch schon Brauereien ihr Interesse bekundet.
    (2): Genforschung
    Mit Volldampf in die Keimbahn. Gentechnologie scheint der finanziell erfolgversprechendste Wirtschaftszweig der Zukunft zu werden. Dabei haben Todesfälle in den USA zu einem Stop der Menschenversuche geführt. Führende Wissenschaftler stimmen allerdings überein, dass eine kritische Bioethik den „Fortschritt“ nicht mehr verhindern kann. Der in Los Angeles forschende Biophysiker Gregory Stock, Direktor des Programms „Science, Technologie and Society“, ist der Auffassung, dass die Keimbahntherapie die größten Möglichkeiten und Herausforderungen der Molekulargenetik verkörpert, „weil sie verspricht (manche würden sagen: weil sie damit droht), letztlich unser ganzes Wesen zu transformieren, wenn immer tiefgreifendere genetische Veränderungen an unseren Genomen vorgenommen werden.
    Wir werden nicht umhin kommen, uns auf neue Weise zu überlegen, was uns von anderen Lebewesen unterscheidet, wie unsere Gene uns formen und wie weit wir in den Fluss des Lebens eingreifen.“ Müssen wir alles tun, was machbar ist?
    (3): Lichtnahrung
    Ohne Licht gäbe es auf dem Planeten Erde kein Leben. Das gilt für Blumen und Pflanzen und ganz besonders für Nahrungsmittel. Lichtintensive Pflanzen sind besonders gesund, und je frischer sie verzehrt werden, um so reichhaltiger sind sie. Mit Hilfe von Licht sind die Pflanzen in der Lage, aus Kohlendioxid und Wasser Stärke und Zucker aufzubauen. Auch wir Menschen profitieren davon – entweder nutzen wir die Nährstoffe direkt in Form von Obst und Gemüse oder indirekt über tierische Produkte. Dass sich die Qualität der Nahrung entscheidend auf den Gesundheitszustand auswirkt, ist kein Geheimnis.
    Viele Menschen sind der Überzeugung, mit einer vegetarischen Ernährung länger und gesünder zu leben. Lichtmangel hat auch Auswirkungen auf unsere Seele, wir erleben das jeden Winter neu. Also scheint eine Lichttherapie für den Menschen nicht abwegig. Die Australierin Ellen Greve, genannt „Jasmuheen“, geht sogar noch einen Schritt weiter und behauptet, ganz allein von Licht leben zu können. Sie hat seit 1993 außer ein paar Tassen Tee am Tag keine Nahrung und Flüssigkeit aufgenommen.
    „Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass die Kräfte des Prana, der universellen Lebensenergie, mich ernähren und erhalten. Prana ist ein feines, subtiles Element, das jede Zelle in jedem lebenden Gewebe und jede Flüssigkeit im Organismus durchdringt, so wie in einer Batterie Elektrizität durch Atome fließt.“ Ihre Theorie ist nicht unumstritten und die Methode, diesen Zustand zu erreichen, ist nicht ungefährlich. Wir haben sie beobachtet. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 02.10.2000 arte
  • Folge 31 (45 Min.)
    (1): Plocher – der Saubermann
    Seit Jahren verkauft der Meersburger Roland Plocher ein „Zauberpulver“, das umgekippte Gewässer zu klaren Seen, Gülle wohlriechend und Ackerböden fruchtbarer macht. Es handelt sich dabei um Quarzsand oder Kreidekalk, die mit ganz bestimmten Frequenzen bestrahlt werden. Was vor Jahren noch wie esoterischer Hokuspokus klang („Bestrahlung mit kosmischer Energie“), versucht Plocher heute wissenschaftlich zu erklären: Die Wirkung seiner Produkte sei mit homöopathischen Präparaten vergleichbar, d. h. durch Schwingungen würden biologische Abläufe bzw. Mikroorganismen gezielt angeregt oder in Resonanz gebracht.
    (2): Löcher in der Erde
    Was bewegt Menschen dazu, Löcher zu graben? Philosoph Prof. Dr. Burghart Schmidt gibt Antwort: Das unfreundliche Klima war vor allem der Grund, dass unsere Vorfahren in Höhlen lebten. Doch aus Angst vor Höhlenbären und anderen Raubtieren, haben sie stets nur den vorderen Teil bewohnt. Auch heute noch machen Dunkelheit und Tiefe Angst, dennoch wurde und wird gegraben. Je tiefer der Mensch vordrang, desto wertvoller wurden die Bodenschätze. Jedoch gibt es auch eine nachhaltige Nutzung der Erde: Das deutsch-französische Geothermie-Forschungsprojekt im Elsass. In über 5.000 Metern Tiefe dreht sich der Bohrmeißel. Später will man die Hitze des Erdinneren für Energiezwecke nutzen. Eine unerschöpfliche Energiequelle für die Zukunft?
    (3): Karisoke – Dian Fosseys Erbe
    Liz Williamson ist die neue „Königin der Berge“, ihr Reich sind die Vulkane Ruandas. Die 44-jährige Britin hat vor wenigen Monaten ein schweres Erbe angetreten. Denn ihre Vorgängerin war schon zu Lebzeiten ein Mythos und spätestens seit dem Kinofilm „Gorillas im Nebel“ weltberühmt: Dian Fossey. Fossey wurde vor 15 Jahren, am 26. Dezember 1985, in ihrem Forschungscamp „Karisoke“ ermordet. Bis heute ist ihr Tod ungeklärt. Ihr Schicksal waren die vom Aussterben bedrohten Berggorillas. Deren Rettung und Erforschung hatte sie sich völlig verschrieben – bis zur letzten Konsequenz. Ihre Nachfolgerin, Liz Williamson, hat viel zu tun. Neben der Arbeit mit den Gorillas ist ihr Alltag von dem Wiederaufbau der Station bestimmt. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 06.11.2000 arte
  • Folge 32 (45 Min.)
    Bestellkataloge im Internet lassen das „Designerbaby“ immer mehr zur Wirklichkeit werden. Ein intaktes menschliches Ei kostet zwischen 15.000 und 30.000 Dollar. Die Reproduktionsmedizin löst Hoffnungen und Ängste aus, in jedem Fall aber versprechen sich clevere Geschäftsleute ein Milliardengeschäft. Der Wunsch, einen Menschen oder eine andere Kreatur auf künstlichem Weg zu erschaffen und über diese Macht auszuüben, beflügelt die Phantasie von Wissenschaftlern, Künstlern und Schriftstellern seit Jahrtausenden. Hormontherapie, Insemination und Invitro-Fertilisation sind die methodischen ‚Klassiker‘ aus dem Repertoire der „Babymacher“ und werden seit langem weltweit angewandt.
    Das Ziel ist immer das gleiche: Kinder für kinderlose Paare. Bisher gab es bei diesen Befruchtungshilfen keine direkte Qualitätskontrolle. Doch die moderne Gentechnik macht’s möglich: Auch menschliche Embryos können vor dem Ausreifen nicht nur auf Herz und Nieren, sondern auch auf alle anderen Eigenschaften hin geprüft werden. Das vor allem ruft die Kritiker auf den Plan, die ethisch geprägte Diskussion über den Nutzen der Gentechnik ist kurz davor, einen neuen Höhepunkt zu erreichen: Wenn Menschen nicht in der Lage sind, Kinder zu bekommen, ist es dann wirklich erforderlich nachzuhelfen? Und: Wer wird sich die ‚Superkids‘ leisten können, nur die Reichen – oder gibt es Geld vom Staat für die Frauen, die einen Power-Jungen oder ein Magic-Mädchen haben wollen? Die Antwort interessiert in den Hightech-Labs niemanden.
    Pünktlich zum dritten Jahrtausend steht die Forschung bereit, die letzten Refugien der Biologie zu erobern.
    „Menschliche Technologie wird die Evolution überwältigen“ prophezeit der US-Forscher Gregory Stock von der University of California, nun werde der Mensch „zum Objekt planvollen Designs“. Schon jetzt sind viele Bausteine für eine Technologie vorhanden, mit der der Mensch nach Maß machbar wird. In den „Genschmieden“ des 21. Jahrhunderts kann das Erbgut der Menschheit von Fehlern gereinigt, verbessert und seine genetische Evolution in die gewünschten Bahnen gelenkt werden. Doch wer garantiert, dass diese Designer-Schöpfung ausschließlich zum Wohl der Menschheit genutzt wird? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 13.11.2000 arte
    Dokumentation von Gabriele Herr
  • Folge 33 (45 Min.)
    Im Osten: Mondlandschaft, soweit das Auge reicht. Im Westen: Rauchschwaden am Himmel, 24 Stunden lang. So war es früher, als der Braunkohletagebau in der Lausitz und die Stahlproduktion im Ruhrgebiet ihre wirtschaftliche Blütezeit hatten. Das ist längst Vergangenheit. Lange litten die Menschen unter den Folgen: Arbeitslosigkeit, vergammelte Industrieanlage, riesige Löcher, gleichsam symbolische Male der Sünden aus der Vergangenheit. Heute sieht die Bilanz anders aus: Das Ruhrgebiet hat sich geradezu in eine europäische Modellregion verwandelt, und auch die ehemaligen Braunkohlereviere sind auf dem Weg in eine neue, erlebenswerte Zukunft. Das alles verbinden die Menschen mit einem Begriff, der immer mehr Karriere macht: Es ist der Begriff der nachhaltigen Entwicklung.
    Die internationale Bauausstellung IBA Emscher Park im Ruhrgebiet hat zwischen 1990 und 2000 in fast 100 Projekten konsequent gezeigt, wie sich Wasser, Energie und Boden regenerativ nutzen lassen, ohne dabei auf Wohn- und Lebensqualität verzichten zu müssen. Eine bedeutende Erkenntnis: Wohnen und Arbeiten dürfen im Zeitalter der Dienstleistungsgesellschaft nicht mehr getrennt betrachtet werden. Ein Beispiel dafür ist der Duisburger Binnenhafen, ein großes Areal, in dem derzeit alte Getreidespeicher zu Büro-, Wohn- und Kunsträumen umgebaut werden. Arbeiten, wohnen und Freizeit am Wasser ist das Motto.
    Der Film kommt Ursachen auf die Spur, zum Beispiel, dass Bausünden der vergangenen Jahrzehnte großen Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft haben – bis heute. Aber Architekten und Zukunftsplaner können auch aus der Vergangenheit lernen. Wohnkonzepte der alten Bergbau- und Gartenstadtsiedlungen wie Rheinpreußen oder Eisenheim werden ausgegraben, menschengerechtes, kommunikatives Bauen kommt zu Tage. Die Idee des Emscher Park hat nun den Osten Deutschlands erreicht, in der neuen Bauausstellung „Fürst Pückler“ in der Lausitz. Das ist kein Wunder, denn der Leiter der IBA im Ruhrgebiet, Professor Carl Ganser, hat auch das neue Projekt initiiert.
    Die ganzheitliche Betrachtung des Visionärs zum Umgang mit Energie, Flächennutzung, Wasser, Kunst und sozialer Architektur hat mittlerweile weltweit Anerkennung gefunden. Dennoch sind die Aufgaben in der Lausitz gigantisch. Wie soll eine auf 110.000 Hektar mehrfach umgegrabene Landschaft möglichst naturnah saniert werden? Und das auch noch touristisch so interessant und zügig, dass die gebeutelte Region, in der sich in riesigen Plattenbau-Wohnsiedlungen rechtsradikale Spannungen breit machen, neue Identität und Arbeitsplätze gewinnt? Auch hier sind die Pläne fertig: Gigantische Braunkohlebagger und ganze Gruben sollen stehen bleiben, um sie als riesige Erlebnisparks zu erschließen.
    Überlebensgarantie übrigens auch für das einzigartige Tier- und Pflanzenleben auf den Tagebau-Restflächen. Ja, es ist ein Experiment: Eine „Gegend“ entstehen zu lassen, die es so nie gegeben hat, eine künstliche Landschaft, menschengemacht, aber durchaus nach den Spielregeln der Natur. Und es gibt Widersacher, natürlich. Die Tentakel des alten System schlingen sich würgend um die Visionen der Nachhaltigkeit: Arbeitsplätze heißt das politische Argument, jetzt und gleich, Abriss sofort und Billigsanierung. Das bringt Stimmen für die nächste Wahl. Was aber, wenn sich danach die erlebenswerte Zukunft nicht einstellt? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 20.11.2000 arte
    Dokumentation von Martin Biebel - ursprünglich angekündigter Titel: Die neuen Paradiese - Industriereviere erleben ihre zweite Zukunft
  • Folge 34 (45 Min.)
    Zukunftsvisionen, Bilder und Träume vom 21. Jahrhundert – die Expo 2000 zeigt die gängigen Vorstellungen. Eine Welt in virtueller Schönheit, ästhetisch und vielfältig, aber künstlich, im Computer erzeugt. Die Umwelt, in der die Menschen des nächsten Jahrhunderts leben, zeigt sich als Vision einer artifiziellen „Erlebniswelt“ in weltumspannender digitaler und kommerzieller Vernetzung. Digitale Vernetzung haben wir schon heute, im Internet-Zeitalter. Information ist jederzeit überall verfügbar, der Wissensvorrat der Welt verdoppelt sich alle fünf Jahre.
    Wissen wird „billig“, aber wer die dazugehörige Technik nicht hat oder beherrscht, wird abgehängt. Auf den Gipfeltreffen der Weltwirtschaft zeigen sich die Trends. Der Einzelne wird in Zukunft zur Basiseinheit der globalen Wirtschaft, er muss sich mit neuesten Technologien auskennen, mobil sein, ein Leben lang lernen. Der „klassische“ Arbeiter in der Produktion wird durch Roboter ersetzt, und so wird der Computer zum wichtigsten Arbeitsplatz. Als Begleiterscheinung oder Folge dieser Digitalisierung beobachten Soziologen und Psychologen einen Trend zur Vereinsamung und dem Verlust überkommener Werte.
    Das Wissensgefälle der Generationen dreht sich um, nicht mehr die Älteren und Erfahrenen haben einen Vorsprung, sondern die Computerkids, die sogenannte „Generation@“: „Kinderzimmer gleichen heute schon modernen Schaltzentralen zwischen Walkman und TV, Stereoanlage und Videorekorder“, schreibt der Soziologe H. Opaschowski. Eine Gesellschaft, die so aufwächst, läuft Gefahr, in Orientierungslosigkeit und „Versingelung“ abzugleiten – und sich von der natürlichen Umwelt völlig abzukoppeln.
    Pokemons und andere virtuelle Spielgefährten besiedeln derzeit die Kinderzimmer und Kinderherzen. Das ist einerseits normal, denn immer schon haben sich Kinder in ihre Phantasiewelten zurückgezogen. Wenn aber die elektronischen Gefährten reale Freunde ersetzen und die virtuelle Umwelt bunter, eindrucksvoller und spannender ist als die reale, dann entwickeln sich immer stärkere Bedürfnisse nach künstlichen Erlebniswelten und „normale“ soziale Fähigkeiten und die emotionale Intelligenz verkümmern.
    Die natürliche Umwelt wird allmählich zur fremden Welt, die den Kindern Angst macht und zu der sie keine Beziehung mehr haben. Ihr Leben inmitten flimmernder Bildschirme lässt sie ständig unter Strom stehen, sie erwarten die ständige Berieselung und Unterhaltung und werden ungeduldig und leicht ablenkbar. Pädagogen sprechen vom KKK (Kurzzeit-Konzentrations-Kind), das nervös, hyperaktiv und aggressiv reagiert. Psychologen definieren das Krankheitsbild vom ADD (Attention Deficit Disorder) bei den vom Ansturm der Bilder überforderten Kindern und Jugendlichen.
    Die Dokumentation zeigt die Gefahren dieser Entwicklung, bei der vertraute Werte und Hierarchien verschwinden, die Gesellschaft immer stärker „fragmentiert“ wird. Diagnose: Vernetzung ist wichtig – nicht nur die digitale Verbindung der Computer, sondern eine gedankliche, natürliche und menschliche Vernetzung. Das bedeutet eine neue Weltsicht, in der Zusammenhänge klarer werden. Dank der Informationen aus TV und www sind die technischen Möglichkeiten dazu gegeben, darüber hinaus aber braucht die Gesellschaft das menschliche Engagement und gegenseitiges Ernstnehmen. Wahrnehmung, Verantwortungs-bewusstsein und emotionale Intelligenz müssen stärker gefördert werden.
    Pädagogen fordern die Erziehung zur „Medienkompetenz“, – ein neues Wort, über dessen Definition sie sich noch die Köpfe heiß reden. In letzter Konsequenz muss es aber eine völlig neue Pädagogik bedeuten, nicht mehr die reine Wissensvermittlung der Vergangenheit, sondern ein Wahrnehmungs-, Verhaltens-, und Entspannungstraining. Wie Ansätze zu einer „besseren Vernetzung“ und gesellschaftliche Zukunftsvisionen aussehen können, zeigt die Dokumentation in Beispielen wie dem Naturkindergarten, der es sich zum Programm macht, dass die Kinder jeden Tag miteinander draußen zwischen Bäumen spielen. So können sie schon früh, bevor sie zu tief in die virtuellen Welten eintauchen, die natürliche Umwelt kennen lernen und gemeinsam mit anderen Kindern etwas unternehmen.
    Soziale Bindungen und Liebe zur Natur erhöhen deutlich die „Medienkompetenz“ dieser Kinder, denn der Bezug zur Realität bleibt auch später bestehen. Ohne Internet, Fernsehen oder Computerspiele abzulehnen oder zu verteufeln, zeigen solche Beispiele, wie die Beziehungen zur Natur und zu anderen Menschen gefördert werden können, und wie sie das Selbstbewusstsein, soziale Intelligenz, Realitätssinn und die Fähigkeit zu „vernetztem Denken“ fördern – Eigenschaften, die unerlässlich sind für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 04.12.2000 arte
    Dokumentation von Gabriele Ammermann
  • Folge 35 (45 Min.)
    Die Liebe ist ungebrochen: das Auto bleibt Schlüssel unseres Wohlstandes und verkörpert weiter den Traum von Mobilität. Trotz drohendem Klimaschock, steigender Ölpreise und unvermeidlicher Staus steigt die Zahl der PKW-Fahrten weiter, die LKW Transporte explodieren. Aber das schlechte Gewissen nagt. Mobilität: Diesen Mythos beschreibt der Film und beleuchtet unterschiedliche Visionen für das 21. Jahrhundert. Hauptzeuge der anstehenden Zeitenwende ist der große, alte Mann der deutschen Luftfahrt, Ludwig Bölkow, der sich heute mit Wasserstoff und Brennstoffzellen beschäftigt – weil es sonst keine Zukunft gibt.
    Es ist faszinierend wie der heute 88-jährige Bölkow nüchtern das Ende der bestehenden Verkehrstechniken, aber auch die Chancen für das Neue beschreibt. Die wachsende Bedeutung von Formen, Schönheit und Image im modernen Automobilbau beschreibt der Chef-Designer von BMW, Chris Bangle. Die Zukunft des Autos, die Zukunft der Mobilität, wie wird sie aussehen? Wird das Internet viele der heutigen Fahrten überflüssig machen? Der e-commerce – höchst materiell die daraus resultierenden Warenströme auf den rechten Spuren unserer Autobahnen. Hier ist die Bahn längst kein Hoffnungsträger mehr, neue Ideen sind gefragt.
    Der Film zeigt die aktuellen Visionen von Verkehrsplanern und Tiefbauingenieuren für ein verblüffendes neues Transportsystem unter unseren Straßen, das in wenigen Jahren Realität werden könnte. Im angebrochenen Jahrhundert wird Mobilität neu definiert. Die aktuelle Krise bedeutet auch Chancen. Zukunft für die Innenstädte, in denen riesige brachliegende Gleisflächen auf neue Ideen warten, Konzepte wie Stuttgart 21. Chance auch für das ehrgeizige Ziel der Reduzierung des Treibhausgases CO2. Längst fahren schon im Alltagsversuch deutscher Automobilhersteller Wasserstofffahrzeuge, die keine Schadstoffe mehr produzieren und in Leistung und Komfort aktuellen PKW ähneln.
    Das Auto und der Traum von der Auto-Mobilität. Um nicht im kollektiven Stillstand zu enden, wird sich die Automobilität weiterentwickeln müssen: Navigationssysteme und Internet-Anschluss werden zukünftig den knappen Verkehrsraum besser verteilen. In Wolfsburg entstand die Autostadt, eine Erlebnislandschaft für Käufer und Autobesitzer, die aber seltsamerweise eine für Autos gesperrte Fußgängerzone ist.
    Wie in der Geburtsstation wird hier das neue Auto erstmals begrüßt – nicht als Transportmittel, sondern als neues Familienmitglied. Die Gegenwart ist widersprüchlich. Bilder aus Bangkok berichten vom Essen, Arbeiten und Schlafen im unvermeidlichen Stau. Während die Städte weltweit am Verkehr ersticken, erklimmt die Automobilindustrie Jahr für Jahr neue Produktionsrekorde. Doch die Ingenieure und Kaufleute in den Automobilkonzernen wissen, dass sie in einer Übergangszeit leben.
    Deswegen definieren sie ihr Kerngeschäft neu: Nicht nur das Auto, sondern Mobilität ist ihr Produkt. Werden in der Tagespresse in der Auseinandersetzung um Ölpreise und Ökosteuer noch die Schlachten der Vergangenheit geschlagen, rücken Ölkonzerne, Automobilindustrie, Wissenschaftler und Politiker hinter den Kulissen enger zusammen, um gemeinsam an der Mobilität am Ende des Ölzeitalters zu arbeiten. Der große Traum der Mobilität wird auch im dritten Jahrtausend weiter gehen – es muss kein Alptraum werden. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 18.12.2000 arte
    Dokumentation von Rüdiger Mörsdorf
  • Folge 36 (45 Min.)
    (1): Hero of the Planet
    Mit diesem Titel wurde der Russe Pavel Formenko von der Zeitschrift „Time Life“ mit Unterstützung der „Ford Foundation“ ausgezeichnet. Er erhielt den Preis für seine Arbeit zum Schutz des Sibirischen Tigers sowie für die Aktivitäten des Arten- und Naturschutzes im russischen Fernen Osten. Formenko ist ein menschenscheuer Einsiedler, der vor dem Medienrummel am liebsten in den Wald flieht. Als Überlebenskünstler macht er bei minus 40 Grad Feuer, fängt aus zugefrorenen Flüssen Fische und schläft nachts im Tiefschnee. Gleichzeitig spürt Formenko illegalen Holzfällern nach und verfolgt Wilderer. Der Schutz der Tiger und Schneeleoparden steht zwar im Mittelpunkt des Medieninteresses, für Pavel aber zählt der Erhalt der Natur. Doch er führt einen aussichtslosen Kampf: Denn Armut, soziales Elend und nicht zuletzt die merkwürdigen Auswüchse der chinesischen Medizin lösen Wilderei und Naturzerstörung aus.
    (2): Unkraut mit Zukunft
    Brennnesseln haben eine heilende Wirkung. Das ist mittlerweile allgemein anerkannt. Für die ungeliebte Pflanze eröffnen sich seit kurzem neue Nutzungsmöglichkeiten. Heinrich Kranz hat die Fasern der Brennnessel als Textilfaser wieder entdeckt. Die Idee ist nicht ganz neu: Bereits im Mittelalter wurde das Unkraut zur Herstellung von Stoff, Nähgarn, Tauen und Fischernetzen verwendet. Während des Zweiten Weltkrieges nähte man damit sogar Uniformen der deutschen Armee. Mit dem Durchbruch der Baumwolle und der Herstellung billiger Chemiefasern geriet die Brennnessel in Vergessenheit. „50 Jahre haben ausgereicht, dass die Menschen verlernt haben, wie man aus Brennnesseln Stoff machen kann“, so Kranz.
    Dem langjährigen Textilhändler ist ein Coup gelungen. Der Stoff selbst überzeugt in jeder Hinsicht: Er ist reißfester als Hanf, hat eine bessere Leinenoptik als Flachs, kann feiner gewebt werden als Baumwolle und wie Seide glänzen. Wird der Stoff aufgeraut, hält er warm wie Wolle. Die Industrie läuft Heinrich Kranz die Tür ein und sorgt für volle Auftragsbücher. Sogar für die Bauern lohnt es sich. Die Brennnessel ist die einzige Faserpflanze, die auf stillgelegten Flächen angebaut werden darf. Der Bauer bekommt weiterhin seine Stilllegungsprämie.
    (3): Das Binnenschiff – das ökologischste Transportmittel
    Güter gehören nicht auf die Straße, sondern aufs Wasser. Schwer zu glauben, aber es stimmt: Der Transport von Waren auf Fluss- und Kanalsystemen ist tausendmal umweltverträglicher als auf der Schiene oder der Straße. 950 Binnenschiff-Kapitäne transportieren inzwischen in Deutschland genauso viel Tonnen Güter wie die DB-Cargo. Trotz gut ausgebauter Wasserstrassen dümpeln die meist selbstständigen Partikuliere am Existenzminimum dahin. Obwohl der Schadstoffausstoß pro transportierter Tonne je Kilometer das Binnenschiff zum umweltverträglichsten Transportmittel macht, werden sie von den Grünen nicht besonders unterstützt.
    Neben der Bürokratie macht auch das Finanzamt den Kapitänen zu schaffen: Kapitän Schramm, Schifffahrer in der fünften Generation, kann sein altes Boot nicht verkaufen, weil der Fiskus 64 Prozent der Verkaufssumme einbehält. Von den verbleibenden 36 Prozent kann er sich kein neues, schadstoffärmeres Schiff leisten. In den Niederlanden und Belgien haben die Regierungen längst erkannt, wie wichtig die Binnenschifffahrt ist. In Deutschland hängen dagegen immer mehr Kapitäne ihren Beruf an den Nagel. Mit fatalen Folgen: Laut ADAC soll der Güterverkehr auf den Autobahnen bis 2005 um weitere 13 Prozent zunehmen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 08.01.2001 arte
  • Folge 37 (45 Min.)
    (1): Kuba – Medizin unter Palmen
    Als Kuba in den 50er-Jahren ins sozialistische Lager wechselte, fand ein russischer Botaniker, dass die Biodiversität der Insel bestenfalls für eine Monokultur in Form von riesigen Zuckerrohrflächen geeignet sei. Jahrzehntelanger Energie- und Devisenmangel erwirkten das Gegenteil. Auf Kuba machte nicht nur die Not erfinderisch, die Ressourcen richtig und nachhaltig zu nutzen. Kuba gilt seit kurzem als „Hotspot für Biodiversität“ in der Karibik: Hier sind Pflanzen endemisch, die für die internationale Phytopharmakologie große Bedeutung haben werden. Die Volksmedizin wird weitgehend auf Heilpflanzen umgestellt, selbst Apotheken sind jetzt verpflichtet, eigene Gärten für Medizinalpflanzen zu betreiben. In Pinar del Rio entstand ein eigenes Forschungszentrum und eine Medikamentenfabrik. Darin werden Heilpflanzen zu Cremes, Salben und Kapseln verarbeitet – und das nicht nur zur Selbstversorgung. Eine Erfolgsstory!
    (2): Die bedrohte Rückkehr der Lachse
    In einem wasserdurchspülten, neonhellen Kontrollschacht hinter einer dicken Glasscheibe, huschte bei Stromkilometer 334 ein majestätischer Lachs rheinaufwärts. Dass Lachse im Sommer 2000 den Rhein wieder hinaufwandern, hätte vor 35 Jahren niemand für möglich gehalten. In den 60er-Jahren galt der Lachs in Deutschland als ausgerottet. Zwei Jahrzehnte später beschloss man mit einer Subvention von mehr als 100 Milliarden Mark, den Lachs wieder heimisch werden zu lassen. Während die neue Generation von Wasserbauingenieuren die Sünden der Väter behebt, um den laichbereiten Lachsen den Aufstieg zu erleichtern, bauen Umweltbewegte Kleinwasserkraftanlagen, um den Abstieg der Lachse verhindern. „In den Turbinen wird der abwanderungsreife Jungfisch zu Sushi geschreddert“, so ein Lachsschützer. Daher fordern die Naturschützer, keine Kleinwasserkraftanlagen ohne Fischschutzvorkehrungen zuzulassen.
    (3): Holz, der älteste Bau- und Energiestoff
    Holz ist wieder gefragt und hat viele Vorteile: Es wächst auf natürliche Weise nach, hat als lebender Baum und in der Lebensgemeinschaft Wald einen vielfachen ökologischen Nutzen. Nach jahrzehntelanger Nutzung von Stahl, Beton, Öl, Gas und Kohle als Bau- und Energiestoff schien Holz in Vergessenheit zu geraten. Das scheint sich jetzt zu ändern, zumal der moderne Mensch sich mehr und mehr auf den Naturstoff besinnt und damit ein Gegenstück zu Plastik und Kunststoffen setzt. Durch neue, verfeinerte Bearbeitungsmethoden erfährt der Rohstoff eine Renaissance. Holz ist unbegrenzt haltbar und bringt hohe statische Werte. Neue Techniken und Verfahren beim Verfeuern sorgen dafür, dass Holz als Brennstoff wirtschaftlich wird. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 22.01.2001 arte
  • Folge 38 (45 Min.)
    (1): Korallentherapie
    Weltweit sterben die Korallenriffe. Abwasser überdüngen die Küsten, Bauschutt und vom Land eingeschwemmte Sedimente begraben die Riffe unter sich, Gift- und Sprengstoff-Fischerei tötet die Lebensgemeinschaft der Riffe und unerfahrene Tauchtouristen brechen die empfindlichen Korallenstöcke ab. Im Roten Meer experimentieren Forscher aus Essen mit naturidentischen Oberflächen, die die nötigen Schlüsselreize zum Anlocken der Steinkorallen bieten. Tonnen, Matten und gebogene Drahtnetze werden als negative Elektroden im Meerwasser befestigt. Zehn Zentimeter davon entfernt, dient ein weiteres Netz aus korrosionsfreier Titanlegierung als positiver Pol.
    Der Strom wird durch einfache Solarmodule am Strand gewonnen. Innerhalb von drei bis sechs Monaten schlägt sich eine zirka fünf Zentimeter dicke Schicht aus im Wasser gelösten Mineralien an dem Maschendraht nieder, der dem des natürlichen Korallenkalks stark ähnelt. Um die Besiedlung zu beschleunigen, wird das blanke Gitter vor der Bestromung mit Korallenbruchstücken geimpft. 70 Prozent dieser Setzlinge wachsen mit der Zeit in die Kalkschicht ein. Ist das die Rettung für die sterbenden Riffe der Welt?
    (2): Ernst-Paul Dörfler – Retter der Elbe
    Er kennt an der Elbe zwischen Dessau und Magdeburg jeden Baum, jedes Reihernest, jeden Tümpel, in dem die Rohrbauchunke lebt. Diesen Fluss in all seiner Vielfalt zu schützen, ist seine Lebensaufgabe. Dafür schreibt er Presseerklärungen und Briefe, radelt von Dorf zu Dorf, spricht mit den Bürgermeistern, organisiert jährliche Elbe-Kolloquien und „Elbe-Saale Camps“, führt Theaterstücke auf, schreibt Bücher. Sein Leben ist schon seit Jahrzehnten mit dem Schutz der Elbe verbunden. Als Chemiker im DDR-Regime war Dörfler jahrelang damit beschäftigt, die Wasserqualität von Elbe und Saale zu untersuchen. Er wusste von den verheerenden Umweltschäden an den Flüssen, kannte die Mengen von Schwermetallen und giftigen Nebenprodukten der Chemieindustrie.
    Vier Gutachten schrieb er der DDR-Regierung, viermal verpasste diese ihm sofort nach der Abgabe seiner Arbeiten einen Maulkorb. „Das war schlimm. Ich wusste das alles und ich durfte mit niemandem darüber reden, nicht mal mit meiner Frau.“ Ernst Paul Dörfler erzählt das heute ohne Bitterkeit: „Ich habe nach der Wende festgestellt, dass ich bis zu 50 Stasi-Mitarbeiter beschäftigt habe. Die hatten richtig Angst vor mir, schließlich wusste ich von Dingen, die nicht sein durften.“ Der Antrieb für sein unermüdliches Tun: „Und wenn ich dazu beitragen kann, diese Vielfalt zu retten, dann freut mich das immer wieder.“
    (3): Symphonie der Elemente
    Erneuerbare Energien sind Energien, die der Mensch des 21. Jahrhunderts durch die Kraft und das unerschöpfliche Potenzial der Natur für sich nutzen kann. Die Welt braucht Energie, die durch Wasser, Windkraft, durch Energieerzeugung mit Biomasse, Geothermie bis hin zur Solarthermie gewonnen werden kann. Der Film zeigt mit Aufnahmen aus den USA, Schweden, Spanien, Marokko, Österreich, Island und Deutschland neue Perspektiven und Chancen der erneuerbaren Energien. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 05.02.2001 arte
  • Folge 39 (45 Min.)
    (1): Eine Reise zu den Evenken
    Tyanya, ein Dorf, in dem 500 jakutische Ureinwohner, die Evenken, leben. Seit 40 000 Jahren betreiben sie hier als Nomaden Rentierzucht. Mit dem Ende der Sowjetunion und der teilweisen Autonomie Jakutiens haben internationale Bergbaukonzerne ihr Augenmerk auf das riesige Land geworfen. Wertvolle Bodenschätze sind der Grund hierfür. Um das sensible Ökosystem von Taiga und Tundra zu schützen, haben die Behörden in Jakutsk fast 25% des Landes unter Naturschutz gestellt. Unter Mitarbeit des WWF entstand ein Biotopverbund, der das Überleben der bedrohten Tier- und Pflanzenwelt auch langfristig sichern soll. In Zusammenarbeit mit den Evenken wurde ein Nutzungsabkommen des benachbarten Naturschutzgebietes für die Rentierzucht ausgearbeitet, das alle Interessen berücksichtigt und die von den Minenkonzernen ausgehende Gefahr ausklammert. Damit ist sowohl die wirtschaftliche, ethnische als auch ökologische Zukunft der Region gesichert.
    (2): Die Hiobsboten – aus dem Leben eines Katastrophenforschers
    Thomas Loster ist Geograph, ein nüchterner Naturwissenschaftler bei einem sehr speziellen Arbeitgeber: der Münchener Rückversicherung, der weltweit größten ihrer Art. Er arbeitet dort als Direktionsbevollmächtigter im Zentralbereich Entwicklung und Forschung. Überall auf der Erde lauern Naturkatastrophen: Wirbelstürme, Überschwemmungen, Erdbeben etc.. Solche Risiken sind das Geschäft der Münchener Rückversicherung. Damit befassen sich über 33 000 Mitarbeiter. Das Know-how, das Leute wie Loster zusammengetragen haben, ist dabei das eigentliche Geschäftskapital der Firma. Dramatisch steigt die Zahl der Unglücksfälle und die Höhe der Sachschäden. Die Forscher sind den Ursachen nachgegangen und sehen im rapiden Anstieg der Weltbevölkerung ihren wesentlichen Grund für die zunehmende Zahl an Naturkatastrophen.
    (3): Falsches Futter – falsche Politik: BSE
    Seit 15 Jahren beschäftigen sich Politik und Agrarindustrie mit dem Problem BSE. Trotzdem kam es zu einer europaweiten Epidemie. Ein unausweichliches Schicksal? Wer oder was bestimmt die Qualität unserer Nahrung oder die des Futters in der Tierzucht? Wer trägt die Verantwortung? Wer haftet für die Folgen? In welchem Ausmaß wird sich die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ausbreiten? Der Beitrag skizziert den Verlauf von BSE. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 05.03.2001 arte
  • Folge 40 (45 Min.)
    (1): Marokko goes Solar
    Nach jahrelanger Planung startet Marokko in diesem Jahr das größte Solarförderprogramm, das bisher von einem sogenannten „Dritte-Welt-Land“ initiiert wurde. Realisiert wird das Programm durch Solar-Elektrifizierung ländlicher Regionen über Solar-Home-Systems, von denen in den nächsten fünf Jahren 200.000 Stück installiert werden sollen. Die Finanzierung geschieht vorwiegend durch eine moderate Stromerhöhung für 50 Prozent der Bevölkerung, die das Glück hat, schon lange über das Stromnetz mit Elektrizität versorgt zu werden. In Zeiten der weltweiten Vernetzung ist dies der richtige Schritt, um nicht den Anschluss an die Entwicklung der „ersten“ Welt zu verlieren.
    (2): Chemikalienmanagement in Argentinien
    Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) hilft der argentinischen Regierung, mit den Giftstoffen umzugehen, die in Europa größtenteils verboten sind. In Argentinien und anderen Ländern werden diese Produkte jedoch nach wie vor verkauft und angewandt. Aufgrund der fehlenden Beschreibung in der Landessprache passieren dabei häufig Fehler oder die Gefahr wird falsch eingeschätzt. In Lagern und auf den Feldern liegen achtlos die Verpackungen oder Kanister herum. Das Gift gelangt in das Grundwasser und somit in die Nahrungskette. Die Kinder von Bigand haben einen Ökoclub gegründet – mit eigener Homepage im Internet. Sie wollen Erfahrungen mit anderen Jugendlichen austauschen, weltweit über deren und ihre eigenen Probleme chatten. Im Mittelpunkt ihres Interesses stehen nicht exotische Tiere, sondern der Umgang und die Wirkung von Pflanzenschutzmitteln.
    (3): Stress
    Er macht krank und ist die Geisel der Zivilisation. Was verbindet Alkohol, Kokain, Sexualhormone und Depressionen mit Stress? Es ist ihre Biochemie. Nach einem anfänglichen Kick kann Kokain im Kreislauf des Menschen eine ähnliche Reaktion hervorrufen wie psychische Probleme, die etwa auf Partner- oder Berufskonflikte, Geldprobleme oder räumliche Enge zurückgehen. Derartiger Dauerstress kann bis zum Herztod führen. Aber auch Depressionen erzeugen im Körper eine ähnliche Reaktion. Der Grund für diese biochemischen Reaktionen sind sogenannte Sigma-Rezeptoren.
    Sie befinden sich in Hirn, Leber und Blutgefäßen. Bei Stresssituationen verengen sich die Gefäße und es kann so zu schweren Störungen kommen. An der Universität München hat man eine weitere Entdeckung gemacht: Frauen scheinen mit ihren Sexualhormonen den Sigma-Rezeptor blockieren zu können. Ist das der Grund, warum Frauen weniger Herzinfarktgefährdet sind? Können Frauen besser Stress ertragen, weil ihre Biochemie darauf vorbereitet ist? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 02.04.2001 arte
  • Folge 41 (45 Min.)
    Bis heute gibt es in keinem Land der Erde ein schlüssiges Konzept zur Entsorgung des radioaktiven Atommülls aus den Atomanlagen. Die Zwischenlager und Abklingbecken laufen über, und die Wiederaufbereitung produziert mehr Probleme, als sie beseitigt. Der nukleare Brennstoffkreislauf hat sich als Illusion entpuppt. Die Atomwirtschaft, die mit dem Bau von Bomben ihren steilen Aufstieg begann, steckt am Ende des Kalten Krieges in einer tiefen Entsorgungskrise. Vor diesem Hintergrund intensiviert sich die multilaterale Zusammenarbeit der europäischen, russischen und US-amerikanischen Nuklearkonzerne. Unter dem Vorwand, Atomwaffen zu vernichten, wird eine erneuter Einstieg in die Plutoniumwirtschaft vorangetrieben.
    Deutsche und französische Unternehmen bauen in Russland eine neue Generation von Brennstäben mit Technologien, die in Westeuropa nicht zugelassen werden. Gleichzeitig kommen die Reaktoren in Frankreich und Deutschland nicht mehr ohne Uran aus, das in den verrotteten militärischen Anlagen Russlands angereichert wurde. Nicola von Oppel und Dethlev Cordts schildern in ihrem Film die aktuelle Lage der Atomindustrie in Westeuropa und den USA. In bewegenden Bildern zeigen sie den Zustand der Umwelt rund um die geheimen Atomanlagen in Sibirien. Dort soll nach den Plänen des russischen Atomministeriums der Müll aus dem Westen end gelagert werden – gegen harte Devisen. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 23.04.2001 arte
    Dokumentation von Nicola von Oppel und Dethlev Cordts, ursprüngliche Erstausstrahlung als Einzelfilm am 11.10.1999 (arte).
  • Folge 42 (45 Min.)
    (1): Wüste – Das schleichende Monster
    Die einzige Feuchtwüste der Welt ist die „Lencois Maranhenses“ in Brasilien. Mit dem Beginn der Regenzeit im Dezember erwacht die sonst karge Wüste über Nacht zum blühenden Paradies. Überall füllen sich die Senken zwischen den Dünen mit Wasser und Tausende von Seen entstehen. In den folgenden Wochen entwickelt sich eine eigene Flora und Fauna, die man allerdings nur bis zur nächsten Trockenzeit bewundern kann. Besorgniserregend ist aber die Tatsache, dass die Wüste jedes Jahr mehrere Quadratkilometer an Fläche zulegt. Sie begräbt wertvolles Ackerland und menschliche Siedlungen unter sich. Der Agrarwissenschaftler Dr. José Maciel versucht im Auftrag der Regierung den Geheimnissen der Wüste auf den Grund zu kommen.
    (2): Hydrokulturen – Eine Garantie für reiche Ernten
    Die Menschen am Inle-See in Burma haben ihre Felder als Art schwimmende Gärten auf dem Wasser angelegt. Der Schlamm des Sees liefert den Boden, das Wasser die Nährstoffe für üppiges Wachstum und reiche Ernten. Diese traditionelle Anbauart wurde auch andernorts in Asien praktiziert, bis sie in Vergessenheit geriet. Mit der stetig wachsenden Weltbevölkerung und dem damit steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln, aber auch dem Rückgang an geeigneten Böden für traditionelle Landwirtschaft, beschäftigt man sich jetzt verstärkt mit den Hydrokulturen. Alte Formen des Pflanzenanbaus erleben nun mit großem Erfolg eine Renaissance.
    (3): Intuition
    Die Intuition hat schon Menschenleben gerettet. Eine Mutter bringt ihr kränkelndes Kind trotz ärztlicher Abratens in die Klinik. Hätte sie es nicht getan, wäre das Kind gestorben. Ein Paar bucht einen Flug nach Übersee – mit der Concorde. Vor der Reise erkrankt die Frau und kein Arzt kann ihre Beschwerden enträtseln. Die Reise wird verschoben. Ihr Leben und das Leben ihres Mannes sind gerettet. Dies sind nur zwei Beispiele, die zeigen, wie nützlich es sein kann, wenn man sich auf sein Gefühl verlässt. Wir alle kennen das Grummeln im Bauch, wenn wir ahnen, dass eine Entscheidung nicht richtig ist. Umgekehrt spüren wir die kribbelnde Leichtigkeit, wenn wir glauben, auf dem rechten Weg zu sein. Erst wenn Verstand und Gefühl harmonieren, fühlen wir uns gut. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 07.05.2001 arte
  • Folge 43 (45 Min.)
    (1): Die Natur kapieren und kopieren
    Der Naturwissenschaftler Victor Schauberger (1885 bis 1958) setzte erste vielbeachtete Akzente im Bereich der Boden- und Wasserforschung. Er war eine der frühen Stimmen im Kreise der Naturforscher, die vor den Folgen intensiver Wasser- und Forstwirtschaft gewarnt hat. In den 20-er Jahren zeigte er eine neue Sicht des Wassers als „Träger allen Lebens’’ auf und konnte zudem Erkenntnisse im Wasserbau europaweit erfolgreich in die Tat umsetzen. Seine Erfindungen zur Verbesserung der Wasserqualität feierten internationale Anerkennung. Bei der Bewältigung aktueller Probleme schenkt die Wissenschaft Schauberger wieder zunehmend Beachtung.
    (2): Ein Paradies für Störche?
    Jesus Valiente ist Chefkoordinator der Umweltorganisation ADENEX. Seit 1994 hat Valiente durch seinen Einsatz den Storchenbestand in der zentralspanischen Region Extremadura verdreifacht. Dem Ruf als Glücks- und Kinderbringer wurden die Tiere indes nicht gerecht. Hausbesitzer und Passanten müssen befürchten, dass Schornsteine, Antennen sowie Dächer der Last der schweren Nester nachgeben. Selbst von untauglichen oder gefährlichen Stellen dürfen die Nester nicht beseitigt werden. Auch die Tierschützer sind besorgt: Die Störche fliegen zur Nahrungsbeschaffung vorzugsweise Müllkippen an. Auf diese bequeme Weise geht ihnen jedoch das angeborene Flugverhalten verloren.
    (3): Salz zerstört Australiens Fluss-Systeme
    In Australien offenbart sich eine ökologische und soziale Katastrophe. Der Salzpegel des Murray-Darling Fluss-Systems erhöht sich besorgniserregend schnell. Setzt sich diese Entwicklung fort, dann verliert das Flusswasser in 20 Jahren die Trinkwasserqualität. Ein Gebiet, das derzeit 40 Prozent der australischen Landwirtschaft trägt, würde austrocknen. Verursacher sind ironischerweise die bedrohten Landwirte selbst. Die unnatürlich intensive Bodenbewässerung bewirkt, dass im Gestein gelagertes Salz ausgewaschen wird. Ein Teufelskreis, denn gerade diese Wassermengen ermöglichen eine ertragreiche Landwirtschaft. Der australische Landwirtschaftminister denkt nun über Maßnahmen zur Rettung des Flusswassers nach. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 04.06.2001 arte
  • Folge 44 (45 Min.)
    (1): Tierliebe II
    Schon im August letzten Jahres berichtete das Umweltmagazin über das millionenfache Leid, das unsere zweifelhafte Tierliebe jeden Tag hervorruft. Anlass der Sendung war der Ausbruch der Eisbären aus dem Nürnberger Zoo, der ein Tier das Leben kostete. Damals stellte „Unser Universum“ den Tierschützer Peter Arras vor: Er beschuldigte die Stadtverwaltung, dass es bei der Umsiedlung der Eisbären von Karlsruhe nach Nürnberg und bei deren späteren Ausbruch nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. „Unser Universum“ hat sich mit diesem Fall noch einmal beschäftigt und bei dem Tierschützer nachgefragt. Das Resultat ist erstaunlich: Seit dem Bericht wird die Tierauffangstation von Peter Arras – die einzige in Deutschland, die auf exotische Tiere spezialisiert ist – von der Stadt gemieden.
    Zugesagte Zuschüsse wurden seit 1999 nicht mehr überwiesen. Beanstandungen aller Art machen dem Tiernarren das Leben schwer – einen Kaiman halte er zum Beispiel nicht artgerecht. Obwohl fachlich anerkannt, steht seine Einrichtung nun vor dem Aus, da sich die bürokratische Lobby gegen ihn verschworen zu haben scheint. Darunter nicht nur der Oberbürgermeister der Stadt, sondern auch der oberste Tierschützer und der Stadtveterinär, der zugleich Chef des Schlachthofes Karlsruhe ist. Tierschützern ist diese Kombination der Aufgaben schon seit langem suspekt.
    (2): Agent Orange
    Nguyen Te The hat als Kind den Vietnam-Krieg miterlebt und kann sich noch gut an alles erinnern. Mittlerweile erwachsen, hilft der 40-Jährige selbst vietnamesischen Kindern, die bis heute an den Folgen des Vietnam-Krieges erkranken. Sie leiden unter den Nachwirkungen des Nervengases „Agent-Orange“. Eigentlich hat Nguyen Te The in der ehemaligen DDR Forstwirtschaft studiert. Doch das Elend seiner Landsleute hat ihn nachhaltig beeindruckt. Seitdem sieht er seine Lebensaufgabe darin, diesen Menschen – vor allem den Kindern – zu helfen. Mit Spendengeldern und Sachhilfen aus Europa werden bedürftige Kinder und ihre Familien unterstützt.
    Behinderte Kinder erhalten dazu noch die notwendige Pflege und geeignete Hilfsmittel, um mit ihrer Behinderung leben zu können. Sie sind die Spätopfer des Krieges. Ihr Erbgut ist durch die chemischen Kampfmittel der US-Amerikaner geschädigt. Selbst in der zweiten Generation nach dem Krieg treten Erbschäden durch Dioxin auf. Bis heute erschrecken und beschämen die Bilder gleichermaßen. Vietnam lebt noch immer mit dem Trauma des Krieges und niemand weiß, wie lange dies noch anhalten wird.
    (3): Meeresalgen als Wundermittel
    Algen sind schon seit langem in der Kosmetik-, Ernährungs- und Pharmaindustrie als wertvoller Begleitstoff oder Lieferant von Grundsubstanzen bekannt. Ob Tabletten oder Wackelpudding – ohne Algin geht fast nichts mehr. Die besten Masken für die gestresste Haut bestehen aus Algenprodukten, ebenso wie zahlreiche Duschgels. Im letzten Jahr haben deutsche Forscher angefangen auch in unseren Meeren nach verwertbaren Substanzen zu suchen. In der Nordsee, vor Helgoland, entdeckten sie in einer Alge bisher unbekannte UV-Schutzsubstanzen. „Unser Universum“ ist hautnah bei der Erforschung neuer Wirkmechanismen dabei und zeigt, was Algen sonst noch alles können. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 02.07.2001 arte
  • Folge 45 (45 Min.)
    (1): Auf dem Weg zum Drei-Liter-Flugzeug
    Was auf der Erde undenkbar ist, ist in der Luft nichts Außergewöhnliches. Flugzeuge haben einen Treibstoffverbrauch von 40 Litern auf 100 Kilometer. In Nordfriesland geht jetzt erstmals das erste Serienflugzeug mit einem geregelten Kat an den Start. Statt einem Verbrauch von 40 Litern, benötigt diese Maschine nur vier Liter. Ein 30-jähriger Ingenieur aus der norddeutschen Tiefebene – selbst Testpilot – entwickelte diesen Prototypen. Das spritsparende Aggregat ist bislang aber nur in der Hobbyfliegerei zugelassen. Doch der junge Ingenieur arbeitet bereits an einem entsprechenden Triebwerk für die großen Jets. Die Strecke Berlin-Mallorca wäre Berechnungen zufolge in diesem Fall mit nur 15 Prozent der gewöhnlichen Menge an Kerosin zu bewältigen.
    (2): Im Tal von Kharagauli
    Vano Magradze lebt mit seiner Familie in einer der ärmsten Regionen Georgiens – im Tal von Kharagauli. Fast 250.000 Menschen sind in dieser kargen Region zu Hause, in der eine Arbeitslosenrate von 100 Prozent herrscht. Magradze versucht seine Familie mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Sein Dorf hat keine Straßen, keinen Strom, kein fließendes Wasser. Auch eine Schule fehlt. Doch mittlerweile gibt es Hoffnung für die Region. Die Landschaft Georgiens: Ewiges Eis im Hochgebirge, extrem trockene Wüsten, Badeorte am schwarzen Meer. Riesige Feuchtgebiete und zahllose historische Kulturgüter aus einer 2000-jährigen Geschichte. Hier soll ein Nationalpark entstehen: Der Borjomi Nationalpark. Er könnte Arbeit für viele schaffen.
    (3): Elektrosmog
    Immer häufiger klagen Menschen über Belastungen, die dem Elektrosmog angelastet werden. Was steckt hinter dem Phänomen, das von der Industrie bisher als nicht existent eingestuft wird? Gibt es eine Beeinflussung der Gesundheit, die als Spätfolge Autoimmunerkrankungen bewirkt? Sind Elektrowellen, in welcher Form und Konzentration wäre noch zu untersuchen, für den Menschen schädlich und wie könnte er sich schützen? Studien bestätigen bisher immer nur die Meinung ihrer Auftraggeber. Eine Standortbestimmung. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 06.08.2001 arte
  • Folge 46 (45 Min.)
    (1): Die Seiser Alm
    Sie ist die größte Hochalm der Alpen. Landwirtschaft und Tourismus haben sich in dieser Region breitgemacht: Hochmoore sowie eine Vielzahl wertvoller Biotope sind touristische Attraktionen im Sommer, Langlaufloipen und Abfahrten im Pulverschnee locken die Skifahrer im Winter. Hansl, im Winter Skilehrer, begleitet im Sommer als Bergführer die Wanderer über die autofreie Alm. Er ist Zeitzeuge der touristischen Entwicklung. Die Seiser Alm, ein Produkt aus Menschenhand.
    (2): Das Gift – lautlos und grenzenlos
    Zwar haben die Nationen beschlossen, die zehn gefährlichsten Gifte weltweit zu verbieten, doch sind sie nicht mehr aus dem Kreislauf des Lebens zu entfernen. Als die „Erste Welt“ die Gefahr erkannte, wurden sie in den Industrienationen verboten, jedoch weiter produziert und in der Dritten Welt verkauft. Und auch wir erhalten das Gift über Nahrungsmittelimporte, über Leder und Kleidung wieder zurück. „Unser Universum“ geht der Sache auf den Grund.
    (3): Olivenöl – das reine Gold von der Peloponnes
    Fritz und Burgi Bläuel kehrten von 20 Jahren Österreich den Rücken, um in der Mani, dem mittleren Finger der Peloponnes, mit dem Anbau von Olivenbäumen ein alternatives Leben zu führen: Sie begannen, das Olivenöl für Freunde und Verwandte abzufüllen. Da die Bauern am Existenzminimum wirtschafteten, der Olivenölpreis verfiel und die Dörfer entvölkert wurden, propagierte Fritz Bläuel bei den Olivenbauern den „Bioanbau“. So schwenkte ein ganzes Dorf auf den ökologischen Landbau um. Zehn Prozent vom Ertrag gehen an die Mühlen für das Pressen, bezahlt wird in Naturalien. Der Jahresbedarf der Familien wird direkt abgefüllt, der Rest geht an Fritz Bäuel. Eine arme Region hat ihre Chance genutzt und ein Aussteiger hat seiner neuen Heimat viel Gutes beschert. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 03.09.2001 arte
  • Folge 47 (45 Min.)
    (1): Der Hase – vom Aussterben bedroht?
    Der Hase, das Tier des Jahres 2001, ist vom Aussterben bedroht. Was hat dazu geführt? Sind ihm die Jäger oder die Füchse zu nahe auf den Pelz gerückt oder ist es der Straßenverkehr, der die Hasen tötet? Fest steht, dass der Mensch einen Teil zur Misere der Hasen beiträgt. Das liegt unter anderem daran, dass wir kaum etwas über dieses heimische Wildtier wissen. Der Göttinger Wildbiologe Dr. Eberhard Schneider hat Argumente für ein besseres Hasenleben gesammelt. Sein Fazit: Verändert sich die Landwirtschaft wie erwartet, haben auch die Hasen wieder eine Chance sich anzusiedeln.
    (2): Die Galapagosinseln
    Im Januar 2001 sind die Galapagosinseln durch das schwere Tankerunglück, das ihre einzigartige Fauna und Flora bedrohte, in die Schlagzeilen geraten. Doch die Katastrophe war vorprogrammiert: Durch den Tourismus wurden die Schifftransporte um ein Vielfaches erhöht, was Abfall- und Abwasserprobleme mit sich brachte. Experten sind der Meinung, dass nicht nur der Naturschutz ein wichtiger Aspekt für die Galapagosinseln ist, sondern auch die Entwicklungshilfe eine große Rolle spielt.
    (3): Umweltgefahr Licht
    Das Licht, der Beginn des Lebens, der universelle Taktgeber der Natur, ist schleichend zu einer allgegenwärtigen Umweltbelastung geworden. Seit Jahrtausenden will der Mensch die Dunkelheit abschaffen. Die Nacht gilt als Synonym für das Grauen, das Bedrohliche, den Tod. Durch die nächtliche Beleuchtung verschwindet der Sternenhimmel, was zur Folge hat, dass die Zugvögel ihre Orientierung verlieren. Viele Städte haben mittlerweile beschlossen, nachts die Lichter der Hochhäuser auszuschalten, was vielen Vögeln das Leben rettet. Das Bewusstsein der Lichtverschmutzung wächst. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 01.10.2001 arte
  • Folge 48 (45 Min.)
    (1): Die Enthüllung der Island-Gene – alles nur Schwindel?
    Einar Arnason, Professor für Populationsgenetik, protestiert gegen eine Auswertung der genetischen Daten der isländischen Bevölkerung durch die Firma deCode. Doch trotz starker Rückendeckung durch Wissenschaftler und Ärzte hatte Arnason mit seinem Protest bisher keinen Erfolg. Die Kernaussage seiner Argumentation ist: „Die Patienten werden überhaupt nicht gefragt, ob sie mit der Weitergabe der vertraulichen Daten einverstanden sind.“ 500 Meter Luftlinie von Arnasons Arbeitszimmer entfernt, suchen bei deCode über 300 Genetiker, Biologen und Mediziner bei der Entschlüsselung der isländischen Gene nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen für eine Gen-Datenbank. Anarson steht den wirtschaftlichen Interessen von deCode skeptisch gegenüber. Er hält die Gen-Datenbank für einen Schwindel.
    (2): Wenn Stoff in Zellen brennt – Wasserstoff-Forscher
    Wasserstoffzellen – bei diesem Begriff verklären sich die Augen vieler Futuristen in Frankreich und Deutschland. Forscher aus Wirtschaft, Wissenschaft und Technik sehen in dieser neuen Technologie die Chance zur Lösung vieler Umweltprobleme. Dem gegenüber stehen kritische Stimmen, die vor der Euphorie warnen. Das Zukunftspotential der Nutzung von Wasserstoff ist riesig. Doch ausreichend erforscht ist diese neue Technologie noch lange nicht. Josef Zeitler ist eigentlich Kfz-Meister, aber vor allem ist er Tüftler. Er widmet sein Leben der Erforschung des leichtesten Elements. Sein ehrgeiziges Ziel ist es, ein Wasserstoff-Motorrad oder einen Wasserstoff-Mopedmotor herzustellen.
    (3): Der Wasserheiler Vinzenz Prießnitz
    Lange vor Pfarrer Sebastian Kneipp entdeckte Vinzenz Prießnitz nach ausgiebigem Naturstudium die Heilwirkung von Wasserbehandlungen. Die von ihm entwickelte Heilmethode umfasste die innere und äußere Anwendungen mit kaltem und warmem Wasser. Dabei war für ihn die Naturbelassenheit des Wassers ausschlaggebend für die positive Wirkung. Prießnitz wurde von der Schulmedizin angefeindet und musste sich mehrfach vor Gericht verantworten. Ein Großteil seines Wissens über die Geheimnisse des Wassers gingen mit seinem Tod verloren. „Unser Universum“ würdigt den 150. Todestag des Wasserheilers. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 05.11.2001 arte
  • Folge 49 (45 Min.)
    (1): Tierliebe
    Günther Schuhmann – ehemals bester Tierfotograf des Jahres – hat seit elf Jahren eine Freundin, und das mit dem Einverständnis seiner angetrauten Frau. Sonderbar? Nein! Denn Feline ist eine Füchsin. Freilebend, unabhängig und wild hat sie den Naturbeobachter irgendwann in ihr Herz geschlossen und bot ihm so Einblicke in füchsisches Leben, die sonst niemand vorweisen kann. Das besondere ist zudem, dass Günther Schuhmann diese ungewöhnliche Begegnung auch noch mit der Kamera dokumentieren konnte. Und selbst als Feline mit ihrer Familie, sprich ihren Jungen, umziehen muss, zeigt sie ihrem Freund wo es langgeht. Ein eindrucksvolles Dokument einer ungewöhnlichen Liebe.
    (2): Die Techno-Tiere kommen
    Sie treiben über den Meeresboden, orten und zerstören Seeminen. Sie überprüfen Staudämme oder entnehmen Bodenproben vom Grund der Meere. Auch Hindernisse überwinden sie selbstständig und durchqueren ganze Ozeane. Künstliche Fische und Krabben, so genannte Biobots, biologische Roboter, entwickelt und konstruiert von Forschungsgruppen.
    (3): Die Kreuzotter
    Schlangenforscher erwartet man in exotischen Ländern, aber sicher nicht in Deutschland. Dennoch, die Kreuzotter – giftig aber nicht tödlich – steht im Mittelpunkt eines Forschungsprojekts im Spessart. Die Kreuzotter befindet sich schon seit Jahrzehnten auf dem Rückzug, denn sie braucht das Sonnenlicht, aber auch den Schutz des Unterholzes. Viele unserer Wälder sind aber so dicht bewachsen, dass für die Kreuzotter kein Platz bleibt. Kreuzottern sind die perfekten Energiesparer, sozusagen Solarkraftwerke. Sie können mit einer Nahrungsquelle von nur 20 Mäusen im Jahr überleben. Noch ist nicht bekannt, wie sich die Schlangen in unserer Welt arrangieren. Das Spessartprojekt versucht Licht in das Dunkel unseres Wissens zu bringen. Eine aufwendige Arbeit, denn man kann Schlangen nicht beringen und auch ein Sender ist nicht einfach anzubringen. Der wird bei großen Exemplaren implantiert, hält aber wegen der Batterie-Kapazität nur zwei Monate. Dann muss er wieder entfernt werden. (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 03.12.2001 arte

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