Folge 33

  • 33. Spezial: Freiheit für Regentropfen – Suche nach einer erlebenswerten Zukunft

    Folge 33 (45 Min.)
    Im Osten: Mondlandschaft, soweit das Auge reicht. Im Westen: Rauchschwaden am Himmel, 24 Stunden lang. So war es früher, als der Braunkohletagebau in der Lausitz und die Stahlproduktion im Ruhrgebiet ihre wirtschaftliche Blütezeit hatten. Das ist längst Vergangenheit. Lange litten die Menschen unter den Folgen: Arbeitslosigkeit, vergammelte Industrieanlage, riesige Löcher, gleichsam symbolische Male der Sünden aus der Vergangenheit. Heute sieht die Bilanz anders aus: Das Ruhrgebiet hat sich geradezu in eine europäische Modellregion verwandelt, und auch die ehemaligen Braunkohlereviere sind auf dem Weg in eine neue, erlebenswerte Zukunft. Das alles verbinden die Menschen mit einem Begriff, der immer mehr Karriere macht: Es ist der Begriff der nachhaltigen Entwicklung.
    Die internationale Bauausstellung IBA Emscher Park im Ruhrgebiet hat zwischen 1990 und 2000 in fast 100 Projekten konsequent gezeigt, wie sich Wasser, Energie und Boden regenerativ nutzen lassen, ohne dabei auf Wohn- und Lebensqualität verzichten zu müssen. Eine bedeutende Erkenntnis: Wohnen und Arbeiten dürfen im Zeitalter der Dienstleistungsgesellschaft nicht mehr getrennt betrachtet werden. Ein Beispiel dafür ist der Duisburger Binnenhafen, ein großes Areal, in dem derzeit alte Getreidespeicher zu Büro-, Wohn- und Kunsträumen umgebaut werden. Arbeiten, wohnen und Freizeit am Wasser ist das Motto.
    Der Film kommt Ursachen auf die Spur, zum Beispiel, dass Bausünden der vergangenen Jahrzehnte großen Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft haben – bis heute. Aber Architekten und Zukunftsplaner können auch aus der Vergangenheit lernen. Wohnkonzepte der alten Bergbau- und
    Gartenstadtsiedlungen wie Rheinpreußen oder Eisenheim werden ausgegraben, menschengerechtes, kommunikatives Bauen kommt zu Tage. Die Idee des Emscher Park hat nun den Osten Deutschlands erreicht, in der neuen Bauausstellung „Fürst Pückler“ in der Lausitz. Das ist kein Wunder, denn der Leiter der IBA im Ruhrgebiet, Professor Carl Ganser, hat auch das neue Projekt initiiert.
    Die ganzheitliche Betrachtung des Visionärs zum Umgang mit Energie, Flächennutzung, Wasser, Kunst und sozialer Architektur hat mittlerweile weltweit Anerkennung gefunden. Dennoch sind die Aufgaben in der Lausitz gigantisch. Wie soll eine auf 110.000 Hektar mehrfach umgegrabene Landschaft möglichst naturnah saniert werden? Und das auch noch touristisch so interessant und zügig, dass die gebeutelte Region, in der sich in riesigen Plattenbau-Wohnsiedlungen rechtsradikale Spannungen breit machen, neue Identität und Arbeitsplätze gewinnt? Auch hier sind die Pläne fertig: Gigantische Braunkohlebagger und ganze Gruben sollen stehen bleiben, um sie als riesige Erlebnisparks zu erschließen.
    Überlebensgarantie übrigens auch für das einzigartige Tier- und Pflanzenleben auf den Tagebau-Restflächen. Ja, es ist ein Experiment: Eine „Gegend“ entstehen zu lassen, die es so nie gegeben hat, eine künstliche Landschaft, menschengemacht, aber durchaus nach den Spielregeln der Natur. Und es gibt Widersacher, natürlich. Die Tentakel des alten System schlingen sich würgend um die Visionen der Nachhaltigkeit: Arbeitsplätze heißt das politische Argument, jetzt und gleich, Abriss sofort und Billigsanierung. Das bringt Stimmen für die nächste Wahl. Was aber, wenn sich danach die erlebenswerte Zukunft nicht einstellt? (Text: arte)
    Deutsche TV-Premiere Mo. 20.11.2000 arte
    Dokumentation von Martin Biebel - ursprünglich angekündigter Titel: Die neuen Paradiese - Industriereviere erleben ihre zweite Zukunft

Sendetermine

Mo. 20.11.2000
19:00–19:45
19:00–
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