Handwerkskunst! Staffel 10, Folge 2: Wie man eine Treppe baut
Staffel 10, Folge 2
55. Wie man eine Treppe baut
Staffel 10, Folge 2 (45 Min.)
Arthur Ballert baut in seiner Holzmanufaktur in Köngen bei Stuttgart maßgefertigte Treppen, mit denen er schon Designpreise gewonnen hat. Eine Treppe muss jedoch in erster Linie stabil sein und einen hohen Gehkomfort bieten. Auf einer gut gebauten Treppe läuft es sich spürbar besser. Es passieren auch weniger Unfälle. Deshalb werden die meisten Treppen heute nach der Bequemlichkeitsformel konstruiert. Dabei kommt der Schrittmaßregel eine besondere Bedeutung zu. Im 18. Jahrhundert von einem französischen Mathematiker entwickelt besagt die Formel, wie sich Stufenauftritt und Stufenhöhe idealerweise verhalten. Arthur Ballert hält sich daran, wenn er eine neue Treppe entwirft. Für seinen aktuellen Auftrag baut er eine Podesttreppe in einem neu errichteten Einfamilienhaus. Die Stufen aus lebhaft-wildem Eichenholz werden wie die derzeit beliebten „Flying Steps“ direkt in der Wand verankert. Das Treppengeländer wird aus abstrakten weißen Wangen minimalistisch im Bauhaus-Stil gestaltet. In vielen Arbeitsschritten entstehen aus einem rohen Eichenstamm massive Stufen mit lebhafter Maserung. Bei der Montage der Treppe zeigt sich, ob präzise gearbeitet wurde. Trotz computergesteuerter CNC-Frästechnik sind viele Handgriffe
nötig. Zudem braucht man viel Erfahrung, um ein technisch und ästhetisch komplexes Bauwerk wie eine moderne Holztreppe zu fertigen. Für Arthur Ballert entwickelt sich der Treppenbau stets weiter. Derzeit testet er ein neues Öl für die Stufen, das keinen Nass-Glanz-Effekt hat, sondern matt ist. Aus einfachem Grund: Bei einer matten Oberfläche sieht man weniger Macken und Kratzer, die früher oder später in jede Treppe gelangen. Drei Männer bauen dann die fertigen Teile der Eichentreppe mit einer halben Tonne Gewicht millimetergenau in das vorgegebene Treppenhaus ein. Mit Schraubzwingen und Gummihammer wird Stufe für Stufe die Treppe aufgebaut. Damit sie später nicht knarzt, benutzt Arthur Ballert sein Wundermittel: Silikon, das er in den Zehntelmillimeter Hohlraum zwischen Stellstufe und Auftritt spritzt. Dass am Ende alles passt, wirkt wie ein Wunder. So leicht und formvollendet fügt sich die Treppe in die Architektur des neuen Hauses ein, als wäre sie schon immer ein Teil davon gewesen. Eine Designtreppe, bei der die Brüstung zu den weißen Wänden passt und die Stufen nahtlos in den Eichenparkettboden übergehen. Eine moderne Treppe mit hohem Gehkomfort, die eines Tages vielleicht zu einem Klassiker wird. (Text: SWR)
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