Prosit, Käpt’n Blaubär! 30 Jahre Lügen, dass sich die Balken biegen

Chronik einer Kultfigur des Kinderfernsehens

Dennis Braun
Dennis Braun – 06.10.2021, 10:00 Uhr

2002–2007: Sketche am laufenden Band – „Blaubär + Blöd“

Im Mai und Juni 2002 zeigte der KI.KA erstmals die „Käpt’n Blaubär Geschichten“ – diese bestanden aus den zusammengeschnittenen Rahmenhandlungen der „Club“-Ära von 1999 bis 2001. Insgesamt 30 Folgen à 15 Minuten wurden – ähnlich wie der „Käpt’n Blaubär Mini-Club“ – in den Folgejahren sporadisch wiederholt. Doch auch an neuem Material wurde bereits gearbeitet: Quasi als Nachfolger des „Clubs“ wurde die Sendung „Blaubär + Blöd“ (lies: Blaubär und Blöd) konzipiert, die sich vollständig im Comedy-Bereich bewegte und in 25-minütigen Folgen Sketche am laufenden Band präsentierte. Als neue Figur begrüßte die Schnatterschnute, ein übergroßer Mund mit Sonnenbrille, die Zuschauer und legte sich besonders gern mit dem Käpt’n an. Schauspieler Peer Augustinski lieh ihr seine Stimme.

Michael Wirbitzky und Sascha Zeus, die erneut für sämtliche Drehbücher verantwortlich zeichneten, traten auch in einer eigenen Rubrik auf: Als Dieter Dumm und Didi Dämlich sorgten sie mal als Anstreicher, dann als Klempner oder auch als Maurer für Kutter-Chaos bei Käpt’n Blaubär. Schauspielerin Nina Bott porträtierte in „Hein und die Liebe“ Katharina, die Traumfrau von Hein Blöd, die er jedes Mal erfolgreich umgarnte. Im fiktiven Ort Uffkupuffkutuffendorf stellte die Schiffsratte den anderen Charakteren (Käpt’n Blaubär, den Bärchen, Karin und dem Flöt) „Die aktuelle Umfrage“, die diese stets mit „Nein, auf keinen Fall, niemals!“ beantworteten.

Unter der Regie von Käpt’n Blaubär wurden „Die großen Momente der Filmgeschichte“ nachgestellt, wobei Hauptdarsteller Hein Blöd im Wechsel von Susanne Pätzold und Michael Müller (beide bekannt aus „Switch“ und „Switch Reloaded“) sowie Anke Engelke und Rita Hatzmann unterstützt wurde. Als Fach- und Lacharzt „Dr. med. Schlaubär“ behandelte dieser seine Patienten wie Hein, die Bärchen oder Karin, wobei Heilung jedes Mal Glückssache war. Neben einigen weiteren Rubriken kehrten die „Kuriose Kombüsenküche“ und „Heins Blödsinn“ zurück, darüber hinaus waren auch „Seemannsgarn“-Wiederholungen Bestandteil der Sendung.

Als besonderes Highlight sicherte man sich die Rechte an der berühmten Serie „Die kleinen Strolche“ und ließ 53 Tonkurzfilme der Jahre 1930 bis 1938 kolorieren sowie neu synchronisieren, die dann erstmals im Rahmen von „Blaubär + Blöd“ zu sehen waren. Dazu gesellten sich Animationsformate wie „Katja Kaj und Bente Bent“, „Panik in der Pampa“ und „Planet Sketch – Die Gag-Show“, die hier ebenfalls ihre Deutschlandpremiere feierten. Sogar „Shaun das Schaf“ konnte man erblicken, noch bevor die Figur, besonders durch die Ausstrahlung in der „Sendung mit der Maus“, selbst zum Kult wurde.

Offizieller Sendestart von „Blaubär + Blöd“ war der 14. September 2002 im KI.KA. Insgesamt wurden bis 2007 satte 191 Folgen produziert, wobei die letzte am 17. Februar 2008 im Ersten lief.

Knapp einen Monat, nachdem die Sendung im KI.KA an den Start gegangen war, schaffte auch Das Erste einen wöchentlichen Sendeplatz am Samstagmorgen um 7:35 Uhr, beginnend am 5. Oktober 2002. Zwei Tage zuvor, am Tag der Deutschen Einheit, zeigte man zudem ab 6:00 Uhr ein dreistündiges Special, das sowohl das Format als auch die neue Internetseite www.kaeptn-blaubaer.de bewerben sollte. Neben diversen Einspielern, von „Seemannsgarn“ bis „Käpt’n Blaubär Geschichten“, wurde in einer Rahmenhandlung eine fiktive Fernsehshow vorbereitet. In einer Gastrolle war Schlagersänger Guildo Horn als aufbrausend-selbstverliebter Regisseur zu sehen, während die österreichische Schauspielerin Rita Hatzmann eine Maskenbildnerin darstellte.

Abseits des TV-Bildschirms veröffentlichte Tivola im Juni 2005 mit „Käpt’n Blaubär – Bannig auf Zack!“ ein Computerspiel, dessen Hauptfigur abermals Wolfgang Völz synchronisierte. 2006 wurde ein auf dem Buch „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ basierendes, gleichnamiges Musical für Kinder und Erwachsene in Köln uraufgeführt. Hierzu konnten die Verantwortlichen Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth das Vertrauen von Walter Moers höchstpersönlich gewinnen, indem sie ihm garantierten, sich eng an der Romanvorlage zu orientieren. Schon zuvor hatte es Pläne für eine Musicalproduktion gegeben, für die Moers die Rechte an seiner Figur aber nicht freigab.

Ebenfalls im Jahr 2006 bekam der Käpt’n in der ARD-Familienshow „Frag doch mal die Maus“ seine eigene Quiz-Rubrik. In einem Einspieler, zwischenzeitlich sogar live im Studio, erzählte er eine Geschichte, woraufhin die prominenten Kandidaten und die Zuschauer auf den Tribünen mittels Abstimmungsgeräten entscheiden mussten, ob sie wahr oder gelogen ist. Diese Spielrunde war bis Mitte der 2010er Jahre fester Bestandteil der Show.

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