Prosit, Käpt’n Blaubär! 30 Jahre Lügen, dass sich die Balken biegen

Chronik einer Kultfigur des Kinderfernsehens

Dennis Braun
Dennis Braun – 06.10.2021, 10:00 Uhr

2008–2012: (Mini-)Musicals und die letzten „Seemannsgarn“-Folgen

Nach dem Ende von „Blaubär + Blöd“ wurde es ein wenig stiller um den Käpt’n und seine Crew, was nicht zuletzt an dessen Synchronsprecher Wolfgang Völz lag, der stramm auf die 80 zuging und seine Karriere langsam ausklingen ließ. Auch an seiner Stimme ging das Alter nicht spurlos vorbei – diese wurde noch ein wenig rauer, passte aber nach wie vor wie keine zweite zum beliebten Lügenbär.

2008 gab der WDR neue „Seemannsgarn“-Folgen in Auftrag, die gleichzeitig eine frische Optik erhielten: Neben einem neuen Vorspann wurden die Zeichentrickinserts, bei denen es sich bislang stets um Legetrickanimationen gehandelt hatte, nun vollständig digital animiert. Damit trug man den technischen Möglichkeiten des neuen Jahrtausends und den veränderten Sehgewohnheiten der kleinen Zuschauer Rechnung, wenngleich die handgezeichneten, auf Walter Moers’ ursprünglichen Entwürfen basierenden Bilder unerreicht blieben.

Daneben schickte man Opa Blaubär nur noch zu besonderen Anlässen auf Sendung, die es dafür in sich hatten: Unter der Regie von Thomas Menke und der Federführung von Blaubär-Vater Moers entstand mit „Die drei Bärchen und der blöde Wolf“ ein erstes Fernsehmusical. Hein Blöd schlüpfte in die Rolle des großen Blödwolfs, der in einer Waldhütte hauste und ständig unter drei heftig rockenden Bärchen im Tokio-Hotel-Look litt, die seine Ruhe störten. Da er sich aufgrund seiner Dusseligkeit allerdings nicht richtig zur Wehr setzen konnte, erschien ihm die gute blaue Fee (Käpt’n Blaubär), die ihm eine Menge guter Ratschläge gab und zudem drei Wünsche für den schusseligen Waldbewohner im Gepäck hatte. Thomas Pigor zeichnete für die Lieder verantwortlich, die Filmmusik schrieb Claudius Brüse. Seine Premiere feierte das Musical am 16. November 2008 im Ersten, für das Drehbuch erhielt Moers ein Jahr später den Bayerischen Fernsehpreis.

Das ist ja nicht auszuhalten! Die hart rockenden Bärchen von nebenan proben mal wieder und der blöde Wolf (Hein Blöd) kriegt kein Auge zu.WDR/​Michael Fehlauer

Angespornt von dem großen Erfolg wurde ein weiteres Musical entwickelt: In „Abenteuer im Pizzawald“ stand die Pizzeria von Beppo Blöd (Hein Blöd) im Vordergrund, dessen drei Lieferantenbärchen – Rosakäppchen, Gelbkäppchen und Grünkäppchen – dem hungrigen Großvater Blaubär seine drei Pizzen bringen sollten. Doch im finsteren Forst lauerte der große böse Pizzawolf (Hein Blöd in einer Doppelrolle), der die Bärchen um ein Haar geschnappt hätte – wäre nicht einmal mehr die gute blaue Fee (Käpt’n Blaubär) zur Hilfe geeilt. Die Erstausstrahlung fand am 26. Dezember 2009 im Ersten statt.

Beppo Blöd (Hein Blöd) nimmt eine Pizza-Riesenbestellung entgegen: Drei Pizzen für Großvater Blaubär, seinen besten Kunden!WDR/​Michael Fehlauer

Offensichtlich war man auf den Geschmack gekommen: Zwar blieb es bei den zwei musikalischen Sonderfolgen, dennoch legte man noch ein wenig nach und produzierte insgesamt zehn Mini-Musicals, die wie die „Seemannsgarn“-Geschichten in der Regel nur knapp fünf Minuten lang waren. Darin musizierte die Kuttercrew gemeinsam und sang beispielsweise den Geistersong oder das Zeitlied, während der Käpt’n sich etwa als „Papageien-Papageno“ betätigte. In gebündelten vier Folgen à 15 Minuten waren diese als „Käpt’n Blaubärs Wunderkammer“ an Karfreitag, Ostermontag sowie am 1. Mai 2011 erstmals zu sehen, wurden später aber auch sporadisch in der „Sendung mit der Maus“ gezeigt.

Käpt’n Blaubär als „Papageien-Papageno“ WDR/​Michael Fehlauer

Im Jahr 2012 ging schließlich eine Ära zu Ende: Die letzten „Seemannsgarn“-Folgen wurden gedreht, am Ende waren es seit 1991 mindestens 197 Flunkergeschichten (die genaue Zahl ist leider nicht bekannt, da 1998 möglicherweise noch ein paar Folgen entstanden, was bei unserer Recherche nicht verifiziert werden konnte).

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