2024, Folge 361–379
Texas – Die Küste der Cowboys
Folge 361 (45 Min.)Bei Texas denken selbst die Amerikaner eher an Cowboys, Prärie und Ölindustrie als an Sonne, Strand und Meer. Dabei ist es vom berühmten Space Center in Houston nur ein Katzensprung bis an den Golf von Mexiko. Gut 600 Kilometer ist die Küste lang: Die Texaner sprechen stolz von ihrer Riviera. Beachlife im Texas-Style: Der Surfer James Fulbright ist mit seinem schnellen Motorboot im Houston Ship Channel unterwegs, der Zufahrt zum, gemessen an der Tonnage, zweitgrößten Seehafen der USA. Mit seinem Team hält James Ausschau nach Containerschiffen oder Supertankern, denn die machen die größten Wellen.
Er ist immer topinformiert und weiß, wann er wo sein muss. Mit ihrem umgebauten Müllwagen ist Shannon Batte dreimal pro Woche in den Außenbezirken von Houston unterwegs. Die Leiterin des Oyster Restoration Programs braucht unbedingt Nachschub für den Bau ihres künstlichen Riffs. Das Baumaterial: Austernschalen aus den Abfalltonnen der Seafoodrestaurants. Mit Austern schlürfen Riffe bauen: eine Win-win-Situation für Menschen und Meerestiere.
Rockport liegt direkt an der Route der Zugvögel, die im Winter aus dem Norden der USA ins wärmere Zentral- und Südamerika aufbrechen. Beinahe täglich werden der Leiterin Kay Adams und ihren freiwilligen Helferinnen verletzte oder verwaiste Tiere gemeldet, vor allem Pelikane. Im Jahr zuvor hat das Wings Rescue Center rund 200 der großen Seevögel aufgenommen und die meisten wieder gesund in die Wildnis entlassen. Shane Wilson wurde in die Freshwater Fishing Hall of Fame aufgenommen.
Er ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten der US-Angelszene. Lange schon nutzt Shane seine Popularität, um Gutes zu tun. Jede Woche nimmt er mit Kapitän Tim Lippholdt körperlich eingeschränkte Menschen mit hinaus in den Golf von Mexico, um ihnen das Angeln beizubringen. Dass Tim der Captain auf diesen sportlichen Handicap-Touren ist, macht den Newcomern in der Fishing-Community besonders viel Mut. Er ist nämlich selbst querschnittsgelähmt. An der Pleasure Pier, dem berühmten Vergnügungspark auf der historischen Seebrücke von Galveston, muss sich Jakob Koperski beeilen: Schrauben checken, nach Rost und Rissen Ausschau halten, Gelenke mit Schmierfett versorgen und dann eine Testrunde drehen.
Jakob nimmt Platz in der vorderen offenen Kabine der Achterbahn. Mit 84 Kilometern pro Stunde rauscht er abwärts und dann in drei Loopings. Eine Achterbahn über dem Meer macht noch viel mehr Fun als an Land, braucht allerdings auch viel mehr Pflege. Und bei zu starkem Wind ist selbst auf der Pleasure Pier Schluss mit lustig. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 18.01.2024 NDR Ghanas tropische Küste – Afrika mit Atlantikbrise
Folge 362 (45 Min.)Lagunen, von Palmen gesäumte Strände und Mangrovengürtel: Ghana beeindruckt mit seiner zu großen Teilen unberührten Atlantikküste. Dabei lebt ein Drittel der Einwohner des Landes in den maritimen Provinzen, jeder Zehnte vom Fischfang. Sie sind überall an den Stränden zu finden: die bunten Einbaumkanus der Fischer. Wenn sie zu Wasser gelassen werden, hilft die Dorfgemeinschaft mit. Und auch beim Einholen der Netze. Doch der traditionelle Fischfang ist bedroht. Denn industrielle Fischtrawler, meist in chinesischer Hand, fangen weit draußen vor der Küste die Bestände weg.
James Ebu fährt trotzdem noch jeden Tag raus und hofft auf volle Netze. 30 Dorfbewohner gehören zu seiner Helfercrew. Das Viertel Bukom in der Hauptstadt Accra ist eine Hochburg der Fischer. Viele von ihnen haben einen Traum: Bukom hat bereits neun Boxweltmeister hervorgebracht. Auch Emmanuel Quaye möchte das Fischernetz gern dauerhaft gegen Boxhandschuhe eintauschen und trainiert dafür jeden Tag am Strand. Doch die Konkurrenz ist groß. In 25 Boxschulen mit über 2000 Nachwuchsboxern fliegen hier die Fäuste.
Ein düsteres Kapitel der Geschichte Ghanas erzählen die noch erhaltenen Festungen der einstigen Kolonialmächte. In Elmina Castle wurden Hunderttausende Afrikaner als Sklaven in die Neue Welt verschifft. Heute ist die Festung ein Ort der Erinnerungskultur. Gideon Amissah organisiert hier emotionale Zeremonien, in denen die Nachkommen einstiger Sklaven ihrer Angehörigen gedenken. Ganz im Westen des Landes befindet sich der Ort Nzulezo, ein Stelzendorf mitten in einem Feuchtgebiet.
Für die 105 Kinder gibt es eine Grundschule, die allerdings unter notorischem Lehrermangel leidet. Denn die meisten Lehrkräfte halten nur wenige Monate durch. Das Leben auf dem Wasser ist nicht jedermanns Sache. Und viele Ghanaer sind Nichtschwimmer. Praba Gifty ist eine der wenigen, die hier bereits seit einigen Jahren unterrichtet. Kein Wunder: Praba ist in Nzulezo geboren. Der Tod gehört für Ghanaer zum Leben dazu. Die Trauer um einen Verstorbenen drückt sich in ausgelassenen Feiern aus, die mitunter über Tage gehen.
Und auch die Sargkultur ist besonders, oft wird der Beruf des Toten im Holz verewigt: Ein Bauer findet seine letzte Ruhe dann in einem Sarg in Form eines Huhns, ein Taxifahrer im Auto, der Manager eines Softdrinkherstellers in einer Colaflasche. Star der figürlichen Sargkunst ist Jakob Ashong aus Accra. Handwerk und das Händchen fürs Design hat er von seinem Vater. Einige von dessen Werken haben es sogar ins British Museum in London geschafft. Sohn Jakob trat in seine Fußstapfen und hält die Sargkunst lebendig. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 01.02.2024 NDR Usedom – Der stürmische Charme der Sonneninsel
Folge 363 (45 Min.)Sobald der Sommertrubel auf Usedom nachlässt, wandelt sich das Bild der zweitgrößten Insel Deutschlands: Dann peitscht schon mal ein Ostseestturm entlang der mit zwölf Kilometern längsten Strandpromenade Europas. Doch auch in der kühlen Jahreszeit macht die „Sonneninsel“ ihrem Namen alle Ehre und taucht die einzigartigen Kaiserbäder in besonders mildes Licht. Mayk Borchardt, Strandkorbvermieter auf Usedom, hat den kältesten Monat des Jahres ausgewählt, um „Wintertainment“ zu veranstalten. Seit 16 Jahren findet immer Ende Januar die Weltmeisterschaft im Strandkorbsprint statt.
Ein 70 Kilogramm schwerer Strandkorb muss so schnell wie möglich über die Distanz von 20 Metern getragen werden, ohne Bodenberührung, versteht sich. Jeweils zwei Teams treten im K.-o.-System gegeneinander an, bis ein Sieger feststeht. Das Usedomer Team um Johann Grott und Leopold Kaatz rechnet sich gute Chancen aus, denn ihr Trainer Phillip Schmidt hat den WM-Titel schon zweimal geholt. Auf dem 40 Meter langen Plattbodenschiff „Weisse Düne“ von Kapitänin Jane Bothe geht’s an die Schwerter.
Im Herbst muss das Schiff winterfest gemacht. Dafür müssen die schweren hölzernen Schwerter, die die Abdrift des Schiffes verringern, in die Peenemünder Werkstatt gebracht werden. Für die vier Auszubildenden der „Weissen Düne“ ist es das erste Mal. Clara Leschner, Berufsbezeichnung Decksfrau, eifert ihrem großen Vorbild nach: Sie will wie Jane Kapitänin werden. Aber sich an Bord zu behaupten, ist gar nicht so einfach.
Die beiden Polizisten Kamil Zwierzchowski und Max Will sind zu einer polnisch-deutschen Streife eingeteilt. Schließlich gehört ein kleinerer Teil Usedoms, die Stadt Swinoujscie, deutsch: Swinemünde, zu Polen. Und viele Besucher flanieren am Strand hin und her oder passieren die kaum wahrnehmbare Grenze mit dem Auto. Achtung: In Deutschland gilt 0,5 Promille als Grenzwert am Lenkrad, auf der polnischen Seite schon 0,2 Promille. Ganz nebenbei müssen Max und Kamil lernen, wie sie sich am besten miteinander verständigen.
Durch die strategisch günstige Lage an der Ostsee hat die Region auch eine militärische Vergangenheit. Traurige Berühmtheit erlangte etwa die Versuchsanstalt Peenemünde durch die Entwicklung der ersten Marschflugkörper, die als sogenannte „Vergeltungswaffen“ im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden. Kaum bekannt dagegen ist die „versunkene Stadt“ bei Swinemünde. Hinter und vor allem unter den Dünen befindet sich eine der wichtigsten polnischen Militäranlagen des Kalten Krieges.
Die Bateria Vineta ist eine bizarre Unterwelt, die bis zum Jahr 2014 für die Öffentlichkeit gesperrt war. Sie wurde in den 1930er-Jahren von den Nationalsozialisten erbaut und sollte ab den 1950er-Jahren als Küstenverteidigung des Warschauer Pakts vor Angriffen der NATO schützen. Der 18-jährige Milan Litwinowicz arbeitet daran, die Anlage als Museum zu erhalten. Sie sollte schon gesprengt werden, doch Milan und sein Freund Kacper Stachula sind fasziniert von dem einst „geheimsten Ort Polens“ und opfern viel Freizeit für ihr Vorhaben.
Wasserbüffel stammen zwar aus Südostasien, sind aber robust genug für Herbst und Winter auf Usedom. Sie sind vor allem wegen der Landschaftspflege hier, denn sie sollen den Bewuchs wiedervernässter Moorflächen auf der Insel kurzhalten; anders als heimische Rinderarten kommen Wasserbüffel sehr gut auf dauerfeuchten oder morastigen Untergründen klar. Trotzdem wird die Herde von Hartmut Golnow täglich beaufsichtigt. Denn ob und wie gut die Exoten mit der Kost aus mecklenburgischen Moorpflanzen zurechtkommen, muss sich noch zeigen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 15.02.2024 NDR Die Karibikinsel Dominica: Grünes Juwel der Kleinen Antillen
Folge 364 (45 Min.)Berge mit tropischem Regenwald, kochend heiße Thermalquellen und tosende Wasserfälle: Die kleine Karibikinsel Dominica, nicht zu verwechseln mit dem Pauschaltourismusziel Dominikanische Republik, ist eine wahre Naturschönheit. Jeanelle Brisbane hat in London studiert und hätte eine Karriere an der dortigen Universität machen können. Stattdessen ist sie zurückgekehrt in ihre Heimat und gründete mit einem kleinen Team die einzige Umweltschutzorganisation der Insel. Mit viel Eigeninitiative setzt sie sich für den Schutz bedrohter, zum Teil endemischer Arten wie etwa dem riesigen Ochsenfrosch ein und organisiert Expeditionen hinein in den Regenwald.
2017 wütete der Hurrikan „Maria“ auf der Insel, bis heute untersuchen Jeanelle und ihr Team, inwieweit sich das außergewöhnliche Ökosystem der in weiten Teilen naturbelassenen Insel erholt hat. Dominica gehört zu den wenigen Regionen der Erde, in denen sich Pottwale das ganze Jahr über aufhalten. Gerade wird deshalb die weltweit erste Schutzzone für die riesigen Meeressäuger rund um die Insel eingerichtet.
Irwin Dublin und sein Kollege „Captain Bill“ sind Spezialisten im Aufspüren dieser riesigen Meeressäuger, mittels einer mit Neopren bespannten Salatschüssel, befestigt an einer langen Holzlatte! Ein selbst gebautes Hydrofon, mit dem sie die typischen Klicklaute der Pottwale empfangen, die sogenannten Codas. Auf Dominica leben die Kalinago, einer der letzten noch verbliebenen indigenen Volksstämme der Karibik. Rund 3000 Ureinwohner zählt das Kalinago Territory in den Bergen nahe der Ostküste.
Irvince Auguiste, das ehemalige Oberhaupt des Stammes, hat in seinem Dorf Touna ein neues Projekt initiiert: alte Handwerkskünste der Kalinago wie Korbflechterei oder Bootsbau reaktivieren, um Beschäftigung und Einkommen zu generieren. Die schottischen Großeltern von Alan Napier wanderten 1931 nach Dominica aus. Ihr Landgut war immer Alans Sehnsuchtsort. Jeden Sommer verbrachte er als Junge hier, bis er 2008 das Anwesen übernahm. Nur eines vermisste Alan auf der Insel, die einst auch für ihren Kakaoanbau bekannt war: Schokolade.
Also beschloss er, seine eigene herzustellen. Mit Maschinen Marke Eigenbau produziert er kleine Mengen Bitterschokolade mit 80 Prozent Kakaogehalt aus dem Kakaoanbau des Gutes. Wenn David Benjamin die Conch, eine Meeresschneckenart, bläst, flippen die Leute aus: Als „the one and only Conch Shell Man“ ist David auf Dominica ein Star. Seine Liebe zu diesem außergewöhnlichen Instrument entdeckte der Sohn eines Fischers schon als Kind: Es war Brauch auf Dominica, dass die Fischer die Conch ertönen ließen, wenn sie mit ihrem Fang vom Meer zurückkamen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 07.03.2024 NDR Schottland – Aberdeenshire
Folge 365 (45 Min.)Hier geizt Schottland nicht mit Reizen: An 265 Kilometern Küstenlinie bietet die Grafschaft Aberdeenshire lang gestreckte Sandstrände, versteckte Buchten und spektakuläre Klippen mit imposanten Schlössern oder Burganlagen. Pro Quadratkilometer mehr als in jedem anderen Landstrich im Königreich. 263 wurden gezählt, in vielen davon soll es spuken. Das beschwören jedenfalls die Eigentümer und Bewohner der altehrwürdigen Gemäuer. Auch im Haughton House von Alford, einem Hostel, will die Managerin Geister wahrgenommen haben und hat die Paranormal Investigators (Geistersucher) alarmiert.
Julie Reid und Ian Pennington bauen schon ihr Equipment auf: Das Laserthermometer und die Wünschelrute gehören zur Basisausstattung, neuester Schrei in der Geisterjägerszene aber ist eine App, die herumgeisternden Seelen helfen soll, ihr Anliegen auf einem Computerbildschirm sichtbar zu machen. Deutlich irdischer geht es an der Nordspitze der Grafschaft zu: Maritime Industrie dominiert die Stadt Fraserburgh. Dort gibt es Werften, Schiffsausrüster und den Malereibetrieb William Bruce, wo alte Schiffe seit mehr als vier Jahrzehnten einen neuen schmucken Anstrich bekommen.
Fred Bruce hat den Laden von seinem Vater übernommen und denkt gar nicht daran, hier irgendetwas zu verändern. Alles bleibt beim Alten und wandelt sich doch ständig, denn Freds Malerteam drückt an der Fassade vom Schuppen die Farbreste aus unzähligen Rollen und Pinseln aus. Täglich wachsen die Farbschichten, echtes Action-Painting, das längst Kultstaus hat. Portsoy hingegen ist ein etwas verschlafenes kleines Küstenstädtchen an der Nordküste von Aberdeenshire.
Kleiner Hafen, großes Fest: Einmal im Jahr feiern hier die 1500 Einwohnerinnen und Einwohner die Wiege der schottischen Seefahrt und 300 Jahre maritime Geschichte mit einer wilden Spaßregatta. In abenteuerlichen Konstruktionen Marke Eigenbau treten Teams aus der Stadt gegeneinander an. Im Jahr zuvor hat die Mannschaft von der freiwilligen Feuerwehr den Pott geholt. Das will die Konkurrenz diesmal unbedingt verhindern, und zwar ganz und gar nicht zimperlich. Wie üblich in Portsoy, kommt es auf dem Kurs zu Rangeleien mit robustem Paddeleinsatz.
Whisky ist ein wichtiges schottisches Exportgut. Aber vor dem Export muss dieses edle Produkt jahrelang in Eichenfässern reifen, bevorzugt in alten. Die einzige Böttcherei Schottlands steht in Speyside. Hier hat sich Kyle Cooper („Ich bin ein Böttcher namens Böttcher“) schon das nächste defekte Fass gegriffen und geht beherzt an die Reparatur. Ohne Akkordarbeit ist das Pensum der Speyside Cooperage nicht zu schaffen: Tausende Fässer aus der ganzen Welt warten vor der Halle des Betriebs auf ein neues Leben. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 21.03.2024 NDR Traumküste Uruguay – Alles außer Pampa
Folge 366 (45 Min.)Weitläufige Strände, dahinter duftende Pinienwälder, die in der Brise des Atlantiks rauschen: Die Küste von Uruguay, dem kleinsten spanischsprachigen Land Südamerikas, ist wild und meist menschenleer. Doch in der Metropole Montevideo steht die Küste kopf: Auf der Rambla, der Küstenstraße der Hauptstadt, tanzen sich jedes Wochenende die Nachfahren der Sklaven in ekstatische Verzückung zu den traditionellen Candombe-Trommelklängen. Angeführt wird einer der pulsierenden Züge von Wellington Silva, Dirigent, Eintänzer und Manager der Trommeltruppe mit dem Namen C 1080. Der energiegeladene Tanz Candombe wurde 2009 mit all seinen komplexen Regeln und Facetten in die Liste des immateriellen UNESCO-Kulturerbes aufgenommen.
Auch an den Stadtstränden von Montevideo wird gefeiert: Mit einer großen Prozession huldigen Hunderte Gläubige ihrer Yemanjá, der Göttin des Meeres. Sie beladen große Papierschiffe mit Opfergaben, Blumen und Kerzen, singen sich in Trance und schieben die Boote nachts hinaus auf den Rio de la Plata. Im unwegsamen Gelände des Nationalparks von Cabo Polonio steuert Agustine Nuñez ihren riesigen 40 Jahre alten Ural-Lkw durch gewaltige Sanddünen und malt sich dabei ganz lässig die Lippen nach.
Auf der Ladefläche werden ihre 40 Passagiere kräftig durchgeschaukelt. Sie wollen unbedingt nach Cabo, einem legendären und quirligen Hippie-Dorf mit bunten Hütten und vorgelagerter Seeelefanten-Kolonie. In La Paloma ragt eine zehn Kilometer lange Landzunge aus Dünensand ins Meer. Hier fährt Milton Molina mit uraltem Auto samt Anhänger zweimal die Woche in die Einsamkeit der Laguna de Rocha. Sein Gespann ist vollgepackt bis unters Dach. Mit dem rollenden Dorfladen versorgt Milton die Fischerfamilien in dieser entlegenen Ecke. Er hat alles an Bord, was der Mensch braucht.
Und so nebenbei bringt der Kaufmann den Kindern das Rechnen bei. Ganz praktisch, mit Geld! Ebenso fleißig und der Jugend zugewandt päppelt Richard Tesore an den Stränden von Punta Colorada seit 27 Jahren Seelöwenbabys mit der Flasche auf. Sein aktuelles Pflegekind hat er La Loca Tóxica getauft. Die kleine „verrückte Nervensäge“ ist extrem anhänglich und folgt Richard auf Schritt und Tritt, auch an den Strand zum morgendlichen Bad. Alles ist eben ein wenig anders an dieser Küste. Und zumindest für die Besucher von der Nordhalbkugel steht die Welt hier Kopf. Unser Norden ist der Süden, sagen sie in Uruguay. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 04.04.2024 NDR Die Danziger Bucht – Frischer Wind an Polens Ostseeküste
Folge 367 (45 Min.)An der Danziger Bucht lässt es sich gut leben: auf der einen Seite endlose Strände und imposante Bäderarchitektur im Seebad Sopot, auf der anderen Seite die stolze Stadt Danzig, das heutige Gdansk, dessen Gassen und Plätze an die goldenen Zeiten der Hanse erinnern. Jeder Platz, jede Straße, jede Ecke atmet hier Geschichte. Weiße Strände, feinster Sand: Die Halbinsel Hel ist das Surf- und Urlaubsparadies, aber auch hier finden sich an den Stränden die Spuren des Zweiten Weltkrieges. Bunker erzählen die dramatische Geschichte von der einst strategisch wichtigen und hart umkämpften Insel.
Eine der größten Anlagen ist die Geschützstellung Schleswig-Holstein, 1941 von der deutschen Wehrmacht errichtet, Tausende Tonnen Stahlbeton im Küstenwald. Nur sehr wenige Menschen haben Zutritt. Piotr Lisakowski ist einer von ihnen. Einmal die Woche besucht er die dunklen und feuchten Anlagen. Zehn Quadratmeter hat er hier gemietet. Darin lagern mehrere bis zu 120 Kilogramm schwere Fässer mit Sprotten aus der Bucht: Ganz langsam reifen die kleinen Ostseefische im sechs bis zwölf Grad kühlen Bunker zu einer pikant-salzigen Delikatesse heran.
Fermentiert und anschließend von der ganzen Familie liebevoll filetiert, werden sie zu Anchovis. Im Seniorenzentrum auf dem Bischofsberg, dem Biskupia Górka, sind alle in Hochstimmung. Für ihre Party haben die Bewohner Wirginia Szmyt alias DJ Wika gebucht. Sie gilt mit ihren 85 Jahren als die älteste Auflegerin Polens, höchstwahrscheinlich sogar Europas. Die gelernte Sonderpädagogin kümmerte sich früher um straffällige Jugendliche. Erst im Rentenalter begann sie, Musik aufzulegen. Mehr als 50 Mal im Jahr wird Wika als DJ gebucht.
Ihr Job führte sie bis nach Budapest, London und Prag mit Auftritten vor 10.000 Menschen. DJ Wika bittet nicht zum Seniorentanz: Ihre Sets sind auch in der coolen Location der ehemaligen Leninwerft gefragt bei einem Publikum in der Altersklasse von Wirginias Enkeln oder Urenkeln. Die Küste mit dem Inland zu verbinden, das war der Traum der Ingenieure vor über 180 Jahren. Der knapp 130 Kilometer lange Oberländische Kanal sollte die Lösung sein. Aber wie überwindet man einen Höhenunterschied von 100 Metern? Der Königsberger Baurat Georg Steenke entwickelte ein System, das 1860 zur Vollendung kam: Per Rollwagen werden die Schiffe einfach den Berg hoch- und wieder hinuntergezogen.
Andrzej Galezowski setzt das System aus Zahnrädern und einer Wassermühle in Gang, das die langen Stahlseile zieht. Seit 30 Jahren arbeitet er nun schon in der Maschinenhalle wie zuvor sein Vater und Großvater. Bis heute funktioniert die Schiffstransportanlage anstandslos, nur die Bootsbesatzungen muss die Mannschaft der Anlage unbedingt streng im Auge behalten. Der Artushof in Danzig gilt als Wahrzeichen und prunkvollstes Gebäude der Stadt.
Einst traf sich in diesem Haus die mächtige Gilde der Hansekaufleute, um zu beraten, zu speisen und zu feiern. Die Modellschiffe, die in der Halle hängen, waren meist Vorlagen für große Schiffsbauten, die im Auftrag der Reeder und Kaufleute entstanden. Sie haben die Zeit im Artushof überdauert. So wie der Heilige Jakob, eine Galeone aus dem Ende des 17. Jahrhunderts. Staubwischen ist die wichtigste Aufgabe des Restaurators Marek Parczynski. Mit Tupfer und einem Arsenal an Pinzetten und Pinseln arbeitet er sich durch die maritime Geschichte der Danziger Bucht. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 18.04.2024 NDR Deutsche Streaming-Premiere Mi. 17.04.2024 ARD Mediathek Vietnam – Die Sonnenküste am Wolkenpass
Folge 368 (45 Min.)Eine Küste wie ein Kontinent: In der Mitte Vietnams, zwischen der Kaiserstadt Hue und der Metropole Da Nang, findet sich auf 300 Kilometern am Ufer fast alles, was Asien ausmacht. Schroffe Felsen, Lagunen und Reisfelder, so weit das Auge reicht. Pittoreske Küstendörfer wechseln sich ab mit großen Hafenstädten, dazwischen reiht sich ein Traumstrand an den nächsten. Die Tam Giang-Lagune ist durch eine Nehrung vom Südchinesischen Meer getrennt und bekannt für besonders aromatische Muscheln. Ho Thi Thuy und acht weitere Frauen haben eine ganz eigene Taktik, um die begehrten Schalentiere zu ernten.
Sie nutzen dafür weder Boot noch Netz oder Angel, sondern sammeln die Muscheln mit den Füßen. Bis zum Kinn waten sie jeden Morgen ins Wasser, ertasten die Muscheln mit den Füßen und holen diese dann mit den Zehen aus dem schlammigen Boden. Bis zu 200 Kilo sammeln die Frauen Tag für Tag, per pedes. Auf dem Han-Fluss ist jeden Abend ein Traumschiff unterwegs. So jedenfalls nennt Vo Durong Minh Hai liebevoll seinen in die Jahre gekommenen Ausflugsdampfer.
Die „Tau Rong Song Han“ war hier einst das erste „Riverboat“ mit Drachenköpfen am Bug und Bambusverkleidung im Innenraum. Heutzutage ist die Konkurrenz groß, und vor allem viel moderner. Doch Kapitän Minh Hai gibt nicht auf im Kampf um die einheimischen Ausflügler: Mit Karaoke-Maschine und lauter Tanzmusik geht es zur Drachenbrücke von Da Nang, die sogar Feuer speit. Direkt neben der Metropole Da Nang liegt ein Naturparadies. Die Halbinsel Son Tra ist bedeckt von Regenwald.
Hier leben die seltenen Rotschenkligen Kleideraffen. Doch ihr Idyll aus dichtem Urwald und bisher unberührten Stränden ist bedroht, große Hotels sollen hier gebaut werden. Nguyen Thi Tinh will das verhindern, die Rangerin kämpft für den Schutz der Natur. Gerade plant sie den Bau einer Affenbrücke, sie führt über eine asphaltierte Straße, die den Lebensraum der Tiere durchtrennt. Die Altstadt des malerischen Küstenortes Hoi An blieb im Vietnamkrieg unversehrt und zählt heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Hier mündet der Thu Bon ins Meer, mitten in diesem Fluss wächst ein ganzer Palmenwald, ein Hotspot für Garnelenfischer. Deren Fang verarbeitet Pham Van Binh zu einer Zutat, die aus der vietnamesischen Küche nicht wegzudenken ist. Gemahlen und mit Salz vermischt reifen und fermentieren die Garnelen bis zu zwölf Monate lang, dann wird daraus die würzige Garnelenpaste Mam Ruoc. Die verkauft Bhin sogar bis in die Hauptstadt Saigon. Vor vier Jahren hat er den Familienbetrieb übernommen, doch er setzt nicht allein auf Tradition: Seine neuste Idee ist eine Edeledition der Paste.
Die „Signature Line“ soll es auf die Speisekarte der vornehmsten Restaurants des Landes schaffen. Am Fuße der berühmten Marmorberge muss sich Dang Bao Vuong ranhalten. Der Steinmetz arbeitet im Dorf Non Nuoc, dessen Straßen komplett mit weißem Staub bedeckt sind. Denn Vuong ist nicht der Einzige, der hier riesige Statuen aus Marmorblöcken schnitzt. Der Ort ist landesweit bekannt für seine Steinmetze und ihre Werke. Vuongs Kunde will bald die von ihm bestellte Statue abholen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 02.05.2024 NDR Deutsche Streaming-Premiere Mi. 01.05.2024 ARD Mediathek Nordseeinsel Pellworm – Nur die Ruhe
Folge 369 (45 Min.)Pellworm ist die drittgrößte Nordfriesische Insel, wem Föhr zu doll und Sylt zu voll ist, wird sie lieben. Die Insel ist grün, ruhig und entspannend: kein Schickimicki, kein Massentourismus, sondern viel Platz und viel Natur. Rolf Hansen ist eine der wichtigsten Personen auf Pellworm. Das würde er in seiner nordfriesisch trockenen Art so nie über sich selbst sagen, aber der Schöpfwerkswärter sorgt tatsächlich dafür, dass Pellworm nicht „absäuft“. Gegen Nordseestürme schützt der 28 Kilometer lange Ringdeich die Insel. Gegen zu viel Wasser im Inselinneren durch Niederschläge bedient Hansen ein kompliziertes System aus Entwässerungsgräben, Pumpen und Fluttoren, mit dem er überschüssiges Wasser in die Nordsee leitet.
Ein Job, der ihm immer wieder schlaflose Nächte bereitet. Für junge Leute hält sich das Freizeitangebot auf Pellworm in Grenzen, einer der Gründe, warum viele Jugendliche der Insel den Rücken kehren. Genau das wollen Felix Leitermann und seine Mitstreiter vom Kino Klub Pellworm verhindern. Neben ihrem Kinosaal im Bürgerhus sind sie stets auf der Suche nach besonderen Spielstätten: Dieses Mal funktionieren sie das Autodeck der Ersatzfähre im Hafen um für ein einmaliges Leinwanderlebnis.
Dienstkleidung: abgeschnittene Jeans, Rucksack. Und sonst nix. Knud Knudsen, Deutschlands einziger Watt-Postbote, marschiert gerne barfuß und mit freiem Oberkörper durchs Watt. Ist gesund, sagt er. Seine einzige Kundschaft ist Familie Spreer-Wree auf der Hallig Süderoog. Im Auftrag der Deutschen Post stellt er ihr Briefe und Paketsendungen zu. Viel Zeit bleibt ihm bei Nele, Holger und ihren beiden Kindern nicht, denn er muss ja vor dem auflaufenden Wasser wieder zurück auf Pellworm sein. Doch Kaffee und Klönschnack sind immer drin. Die sagenumwobene versunkene Siedlung Rungholt, das „Atlantis des Nordens“, wird seit Langem im Watt vor Pellworm vermutet.
Doch wo genau, das konnte bis dato niemand belegen. Der Archäologin Ruth Blankenfeldt und einem Team aus Wissenschaftlern verschiedener Institute ist ein echter Durchbruch gelungen. Mit speziellen Ortungsgeräten fanden sie die Umrisse einer Kirche, die mutmaßlich zu Rungholt gehörte. Die GPS-Daten des Fundortes werden vorerst nicht veröffentlicht, denn die Experten vermuten noch mehr wertvolle Rungholt-Spuren. Und jede Buddelei eines Amateurs würde das wissenschaftliche Gesamtbild beeinträchtigen und verfälschen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 16.05.2024 NDR Die Küste der Normandie – Klippen, Dünen und der D-Day
Folge 370 (45 Min.)Alabasterküste, Blumenküste, Perlmuttküste, so klangvolle Namen tragen die Abschnitte der ebenso langen wie vielseitigen Küste der Normandie. Steile Felsklippen wechseln sich ab mit kilometerbreiten Sandstränden und versteckten Naturbuchten. Und zwischendrin finden sich mehr als 1000kantige Betonkolosse, halb versunken in Sand und Wasser, deutsche Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Jedes Jahr am 6. Juni wird in der Normandie der D-Day (Decision Day) gefeiert, der kriegsentscheidende Tag im Jahr 1944, als die alliierten Soldaten hier den für die Wehrmacht errichteten Atlantikwall überwanden.
Jedes Jahr kommen auch die Kriegsveteranen zur großen Feier wie der Amerikaner Arthur Hullett. Er besucht zum ersten Mal den US-Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer, nur wenige Meter oberhalb des blutigen Geschehens am Omaha Beach. Angesichts der langen Reihen mit weißen Kreuzen ist er tief erschüttert, aber auch glücklich, wie würdevoll hier an seine Kameraden erinnert wird: „Lasst uns hoffen, dass das nie wieder geschieht!“ Ganz anders begehen Christophe Lecacheur und seine Familie den D-Day.
Christophe ist Sammler von amerikanischen Militärfahrzeugen und nimmt jedes Jahr an der Panzerparade im Städtchen Sainte-Mère-Église teil. Sein Sohn, seine Schwiegertochter, seine Freundin sind mit dabei – uniformiert und motiviert. Oberhaupt der „Panzerfamilie“ ist Christophes Mutter Janine, die ihm damals seinen ersten Jeep spendiert hat. Bei der Parade sitzt sie ganz oben auf dem Radpanzer. Stéphane Costa ist Geologe. Er erforscht seit drei Jahrzehnten die Erosion der weiß schimmernden Kreideklippen an der sogenannten Alabasterküste.
Immer mehr Felsen stürzen ins Meer. Der Klimawandel beschleunigt dieses Naturphänomen. Nun drohen auch Wohnhäuser und Siedlungen in die Tiefe zu rutschen, genauso wie die Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg und die berühmte Kirche von Varengeville-sur-Mer, die 1882 vom Impressionisten Claude Monet auf Leinwand verewigt wurde. Am Strand von Deauville dagegen ist die größte Sorge des jungen Schirm- und Strandmeisters Alex Thompson, dass er die speziellen Knoten der bunten Sonnenschirme unter dem Massenansturm der Badegäste, die zumeist aus Paris anreisen, nicht rechtzeitig gelöst bekommt.
Deauville ist das bekannteste der normannischen Seebäder, die die reichen Leute aus der Hauptstadt im 19. Jahrhundert für sich entdeckt und zu mondänen Villenorten ausgebaut haben. Wie eine Fata Morgana ragt die Klosterinsel Mont Saint-Michel aus dem kilometerweiten Watt. Sie ist das Wahrzeichen der Normandie. Zwölf Meter Tidenhub liegen hier zwischen Ebbe und Flut.
Bei Niedrigwasser schwärmen Tausende Freizeitfischer aus auf die weiten Strände zur pêche à pied, der Fischerei zu Fuß. Jean Lepigouchet gilt als Legende dieser traditionellen Gezeitenfischerei. Er weiht seine Gäste von der Nachbarküste in die Suche nach einer Venusmuschelart ein, der begehrten Palourde: „Schaut nach einer Mulde mit einem kleinen Loch im Sand!“ Nebenbei stößt er auf ein Exemplar der amerikanischen Pantoffelschnecke. Sie ist 1944 als invasive Art mit den US-Landungsbooten in der Normandie angekommen. Der D-Day ist hier überall noch sichtbar. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere So. 09.06.2024 NDR Deutsche Streaming-Premiere Do. 06.06.2024 ARD Mediathek Kreta – Insel mit Größe
Folge 371 (45 Min.)Auf einem Bauernhof bei Chania experimentieren Christina Lantzaki (mi.) und ihr Freund Nikos Gryspolakis (re.) mit Fischabfällen. Durch Zerkleinern und Fermentation entsteht daraus Fischöl, welches sie als wertvollen Pflanzendünger einsetzen und verkaufen.Bild: NDR/Eddy ZimmermannAlles auf Kreta hat Größe: die Fläche als größte Insel Griechenlands, gleich drei Bergmassive ragen über 2000 Meter aus dem Mittelmeer und Zeus, der oberste Gott der griechischen Mythologie soll hier geboren worden sein. Wenn in den Fischläden von Chania die morgendlichen Fänge der Fischer verkauft werden, fallen Hunderte Kilo Fischabfälle an. Diese wurden lange Zeit einfach weggeschmissen, obwohl sie viele wertvolle Nährstoffe in sich tragen. Das brachte Christina Lantzaki und Nikos Gryspolakis auf eine Idee: Sie entwickelten aus den Fischabfällen eine Flüssigkeit, die als Naturdünger dienen soll, denn Phosphor, Stickstoff und Mangan aus dem Fisch machen die Pflanzen widerstandsfähiger und größer, so ihre Überzeugung.
Auf ihrem Bauernhof bei Chania jedenfalls gedeihen dank Meereskraft inzwischen über 200 Pflanzenarten, von der Banane bis zur Papaya. Ihr Ziel: der Vertrieb des natürlichen Düngemittels auf der ganzen Insel. Das griechisch-orthodoxe Osterfest auf Kreta ist nicht nur ein frommes Ereignis, sondern das absolute Highlight des Jahres.
Dabei werden die Traditionen in den einzelnen Orten unterschiedlich gelebt. In Tourloti, einem kleinen Bergdorf mit Meerblick, bereitet Katerina Giakoumaki die Dolmades vor, mit Reis gefüllte Weinblätter. Ihr Sohn Stelios sammelt mit seinen Freunden Sträucher für das Osterfeuer. Es soll, nein, es muss das größte der Umgebung werden! Dass der kleine Ort Sitia zum Zentrum für Stand-up-Paddler wurde, ist Nancy Karaindrou zu verdanken. Sie ist Lehrerin für Wassersportarten und ganz nebenbei eine der besten Stand-up-Paddlerinnen Europas.
Im Hafen von Sitia gründete sie mit zwei Containern und ein paar Boards eine SUP-Schule, über 100 Jugendliche und Kinder aus der Stadt trainieren mittlerweile hier. Nun wird sogar die griechische Meisterschaft das erste Mal in Sitia ausgetragen. Für Nancy eine Doppelrolle mit viel Stress: Sie ist Ausrichterin und gleichzeitig Athletin. Einer der schönsten Strände ist der Paralia Glyka Nera, der am Fuße einer 600 Meter hohen Felswand liegt.
Er ist nur per Boot oder zu Fuß erreichbar, ein logistischer Albtraum für den Wirt der schwimmenden Taverne Mermaid Island, Giorgos Deligiannis: Bei Wind kann kein Boot mit Gästen anlegen, Wellen beschädigen oft die Einrichtung und der rote Sand aus der Sahara kriecht in jede Ecke. Und nie weiß Giorgos, wie viele Gäste sich überhaupt an den abgelegenen Ort verirren. Aber da gibt es ja noch seinen Bruder Nikos. Der empfiehlt als Taxibootfahrer jedem seiner Gäste dringend einen Besuch in Glyka Nera: Familienbusiness. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 04.07.2024 NDR Deutsche Streaming-Premiere Mi. 03.07.2024 ARD Mediathek Am Golf von Neapel – Das Meer, die Stadt und der Vulkan
Folge 372 (45 Min.)Die pulsierende Metropole Neapel liegt in einer Meeresbucht der Extreme, in direkter Nachbarschaft: links die Campi Flegrei, brodelnde Vulkanfelder, und rechts der mächtige Kegel des Vesuv. Und im südlichen Teil der Bucht die liebliche Halbinsel von Sorrent im Golf von Neapel. Mare Libero, freies Meer, so wie ihre Mission nennen sich die Leute, die dahinterstehen. Allen Bewohnern der Millionenmetropole sollen die Zugänge zu den raren öffentlichen Stränden offenstehen. Denn diese sind häufig nur durch versteckte Tore im Häusermeer zu erreichen.
Und weil die Zugänge meist in Privatbesitz sind, werden sie einfach verschlossen gehalten oder abschreckend mit Schildern wie „Privat! Kein Durchgang!“ markiert. Dabei ist der Zugang zum Meer per Gesetz garantiert. Mit Demos und Aktionen zu Land und zu Wasser will Mare Libero das Meer für alle zurückerobern. Für viele Neapolitaner ist der Motorroller das bevorzugte Gefährt, um sich durch die engen Gassen der Altstadt zu schlängeln. Salvatore Cascella aber schiebt eine alte Kinderkarre vor sich her, behängt und beladen mit Dutzenden Tüten: Sasà, so nennen ihn alle, ist der Brötchenbote des Pallonetto-Viertels.
Frühmorgens und abends liefert er in zwei Touren seine Panini aus: für die Kundschaft parterre einfach durchs Fenster, die aus höher liegenden Stockwerken lässt vom Balkon aus Eimer oder Körbe an Seilen herunter. Typisch für diesen „Kiez“ Neapels, in dem die alteingesessenen Bewohner nach und nach wegen steigender Mieten verdrängt werden. Die Halbinsel von Sorrent ist nicht nur eine beliebte Kurregion, sondern auch die Heimat der besonders großen und fleischigen Sorrent-Zitrone.
Valentina Nunziata führt den Hof ihrer Eltern weiter, einen der ältesten Zitronengärten Sorrents. Um die Früchte vor Hagel und Wind zu schützen, wird die Plantage von einem hölzernen Gestell überdacht, bisher bedeckt mit Plastiknetzen. Doch Valentina möchte zurück zu den Ursprüngen und lässt deshalb extra Schilfmatten anfertigen und anbringen. Nur noch ein paar Spezialisten beherrschen dieses alte Handwerk. Neapel ist berüchtigt für seine hohe Jugendkriminalität.
Die sogenannten Scugnizzi, die Straßenkinder, landen häufig in den Fängen der kriminellen Organisation Camorra und werden straffällig. Seit 2013 gibt es in der Stadt das Projekt La pizzeria dell’Impossibile, die Pizzeria des Unmöglichen. In diesem Restaurant bildet Pizzameister Gennaro Gattimolo ehemalige strafgefangene Jugendliche zu Pizzabäckern aus. Von bisher 220 Teilnehmenden haben immerhin 120 danach eine feste Anstellung gefunden. Getreu dem neapolitanischen Leitspruch des Projekts: Solange es Pizza gibt, gibt es auch Hoffnung. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 01.08.2024 NDR Deutsche Streaming-Premiere Do. 01.08.2024 ARD Mediathek Ameland – Oranjes herbe Friesen-Insel
Folge 373 (45 Min.)Wie Perlen einer Kette aufgereiht liegen die Westfriesischen Inseln vor der niederländischen Küste. Und mittendrin ein Eiland mit ausgesprochen kernigem Charakter: Ameland. Vielen deutschen Jugendlichen und ihren Eltern ist die Insel in guter Erinnerung durch organisierte Ferienfreizeiten. Unter Niederländern gelten die Insulaner seit jeher als besonders verwegen, nicht zuletzt wegen ihrer Walfangtradition und der Strandräuberei. Dennoch überlassen die 3800 Bewohnerinnen und Bewohner rund ein Fünftel ihrer schönen Insel in der Brutsaison komplett der Vogelwelt.
1979 kamen bei einem dramatischen Seenotrettungseinsatz acht Pferde ums Leben, die heute noch durch das Festival Muzikaal Bootwateren geehrt werden. Das Festival lockt jedes Jahr gut 20 Blaskapellen in das verschlafene Städtchen Hollum mit seinen Kapitänshäuschen. Eine Bühne steht neben der anderen, die Kapellen übertönen sich gegenseitig. Wenn der Tidenkalender es zulässt, ziehen in all dem Getöse zehn kräftige Pferde das historische Rettungsboot „Abraham Fock“ mit donnernden Hufen durch die Dünen ans Meer.
So wie damals, 1824, als ein dänisches Frachtschiff vor Ameland strandete. Seither wurden hier Pferde für die Seenotrettung eingesetzt – bis zu einem tragischen Unglück 1979. Damals ertranken acht Pferde bei der Rettungsaktion für eine deutsche Jacht. Gerrit Dokter hat drei kräftige Koninklijk Warmbloed Pferde (Niederländisches Warmblut) und verschiedene, ziemlich antike Gerätschaften für seine Landwirtschaft. Einmal im Monat, wenn das alte Seenot-Warnhorn ertönt, eilt Gerrit mit den anderen Bauern zur „Abraham Fock“.
Die beiden stärksten Pferde von Gerrit führen das Gespann an, das das 15 Tonnen schwere Boot über einen Kilometer Sand ins Meer zieht. Vom Alarm bis zum Auslaufen dauert es rund 20 Minuten. Das Naturschutzgebiet Het Oerd an der Ostspitze von Ameland wird ab dem Frühjahr für Besucher gesperrt. Es ist das Brutrevier für mehr als 50 Vogelarten: von der Silbermöwe über den Sandregenpfeifer bis zur Zwergseeschwalbe. Hüter über diese einzigartige Landschaft ist Arjan Verbiest, ganz offiziell auch mit Polizeigewalt ausgestattet.
Seine wichtigste Aufgabe: Menschen von dem empfindlichen Biotop fernhalten, damit alles im Gleichgewicht bleibt. Auch Jaap Boersma ist ein viel beschäftigter Insulaner. Er betreibt ein Geschäft in Hollum, ist Leiter der Rettungsbootmannschaft, Blasmusiker und Jutterer. Das Juttern ist eine alte Tradition, die auf der Strandräuberei fußt. Jutterer nehmen sich, was das Meer hergibt. Viele Menschen auf Ameland haben eine Podolski-Puppe zu Hause, nachdem ein damit beladener Container 2006 zur Fußball-Weltmeisterschaft an den Strand gespült worden ist.
Das Ameland Beach Rugby Festival ist das größte seiner Art in Europa. Dank der breiten Strände können hier 120 internationale Teams auf 17 Spielfeldern gleichzeitig antreten. Monique Mosterman spielt am längsten in der Ameland Seals-Frauenmannschaft. Sie ist sowohl Stürmerin als auch „große Schwester“ für die jungen Spielerinnen. Am Wochenende kann jedes Team bis zu acht Spiele pro Tag bestreiten. Ganz schön kräftezehrend im Sand. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 05.09.2024 NDR An der Lübecker Bucht – Strandleben und viel dahinter
Folge 374 (45 Min.)Es gibt Tage im Sommer, da geht es auf der norddeutschen Küsten-Autobahn A1 höchstens noch im Schritttempo voran. Dann zieht es wieder Tausende an ihre Lieblingsbucht: Die Lübecker Bucht. Statt der üblichen Nummern stehen auf der Rückseite ihrer Strandkörbe drei Buchstaben: „INA“. Ihr Vorname ist ihr Markenzeichen. Ina Kurz will in Erinnerung bleiben, damit die Leute sich vielleicht auch bei norddeutschem Schietwetter einen Korb gönnen. Am Strandabschnitt 52 in Niendorf regiert nur sie, hart, aber herzlich.
Wer die Regeln beachtet und ihr nicht dumm kommt, kriegt schon mal ein Stück von ihrem selbstgebackenen Kuchen ab. Wer in Neustadt tief tauchen will, muss erstmal nach oben. Der Turm der Marine ist 42 Meter hoch und mit 1,25 Millionen Litern Wasser gefüllt. Niklas Hingst ist Ausbilder hier, er trainiert mit seinen Schülern für Notsituationen, die auf See passieren können. Zum Beispiel unter Wasser aus einer U-Boot-Luke aussteigen und wegen des Druckausgleichs langsam an die Oberfläche tauchen, ohne Pressluft.
Ziegen ahoi!, heißt es im Sommer im Naturschutzgebiet Dummersdorfer Ufer. Eine Spezialfähre bringt eine Herde dieser „Landschaftspfleger“ von Travemünde zur Insel Buchhorst im Dassower See. Die Tiere sollen dort die Pflanzen wieder kurz „mähen“, damit Brutvögel bessere Bedingungen vorfinden. Matthias Braun ist der einzige Naturschützer mit entsprechendem Bootspatent im Verein. Doch auf der Ziegenfähre fehlt es ihm an Praxis. So droht aus der Herde eine Horde zu werden.
In einiger Entfernung zu den Badestränden kreuzt das Forschungsschiff „Alkor“. Jens Greinert und seine Crew vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung suchen im Auftrag der Bundesregierung den Meeresgrund nach Weltkriegsmunition ab und kartographieren die Fundstellen. Allein in der Lübecker Bucht wurden ursprünglich 50.000 Tonnen an giftiger Altlast vermutet. Seit Wissenschaftler wie Greinert jedoch hochmoderne Tauchroboter und Ortungsgeräte einsetzen, finden sie immer mehr Bomben.
Der Tanzlehrer Rasoul Khalkhali steht vor einer kniffligen Herausforderung. Er hat sich vorgenommen, Salsa an der norddeutschen Ostseeküste zu etablieren. Also tingelt er im Sommer in der Lübecker Bucht von Seebad zu Seebad und gibt kostenlosen Open Air-Unterricht am Strand. In Scharbeutz sind 150 Besucher bereit, ihre Hüften zu bewegen. Mit mehr oder minder großem Erfolg, aber Rasoul betrachtet seine Mission eher philosophisch, sein Lebensmotto lautet nach Friedrich Nietzsche: „Und verloren sei uns der Tag, wo nicht einmal getanzt wurde!“ (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 19.09.2024 NDR Schwedens Badewanne – Die Küste von Halland
Folge 375 (45 Min.)Schweden wie aus dem Bilderbuch: Die Region Halland südlich von Göteborg ist in Skandinavien bekannt als „schwedische Riviera“ und ein beliebtes Ziel im Sommer. Typisch für diese Küste: kilometerlange Strände und flaches, klares Wasser. Kein Wunder, dass Halland den Spitznamen „Schwedens Badewanne“ trägt. Durch Halland verläuft der Kattegattleden, Schwedens erster nationaler Küstenradweg. Er führt durch das beschauliche Steninge. Das kleine Hotel Küstenstation ist berühmt für ein ganz besonderes Fahrradfahrer-Frühstück: Haferbrei, und zwar preisgekrönt.
Catarina Arvidsson kocht „Weltmeister-Porridge“, diesen Titel hatte ihr Mann errungen. Nach seinem plötzlichen Tod hat Catarina zusammen mit zwei Frauen, Martina Gustafsson und Frida Fernbrant, einen Neuanfang gewagt. Sie bringen frischen Wind in die Küstenstation. Zum Beispiel mit Prosecco-Bikingtouren und Abba-Musical-Kino am Meer. Hallands angesagtester Strand heißt Tylösand. Das Rettungsschwimmerteam besteht aus einer Truppe von Freiwilligen, die ihren Sommer hier verbringen.
Lina Brynjebo kommt aus Stockholm und hat für ein paar Wochen das Kommando. Sie geht Patrouille am Strand, denn auch wenn das Meer ruhig wie das Wasser in einer Badewanne wirkt, weiß Lina um die Gefahren von ablandigem Wind. Die Lehrerin Olivia Flagerup und ihr Zwillingsbruder Jonas, Jurastudierender, beide aus Göteborg, lieben vor allem den Teamspirit bei den Tylösand-Rettern. Das Küstenstädtchen Varberg hat eine lange Tradition als Kurort. Eine Art Märchenpalast im Meer ist die Top-Sehenswürdigkeit: das historische Kaltbadehaus auf Stelzen.
Ninna Lindeberg gehört zu der Familie, die es seit Generationen betreibt. Täglich bereitet Ninna alles vor für ihre Gäste. Gebadet wird vorzugsweise nackt und strikt nach Geschlechtern getrennt. Der Vorhang im Wasser, der einst als Sichtschutz diente, ist aber nur noch ein Fetzen. Die Stammkundschaft stört das wenig. Das Mittsommerfest ist der Höhepunkt des schwedischen Sommers. Das Schloss Tjolöholm am Kungsbacka Fjord wird geschmückt. An der Küstenstation von Steninge wird mit Blumenkränzen als Kopfschmuck um die Mittsommerstange getanzt.
Picknick mit Erdbeerkuchen ist ein Muss, genau wie der sogenannte Froschtanz, ein fröhliches Ritual am längsten Tag des Jahres. Was man bei so viel Idylle wirklich nicht erwartet, ist der größte Supermarkt der Welt. Das 700-Seelen-Dorf Ullared wird beherrscht von Gekås, einem gigantischen Shoppingcenter. Schnäppchenjäger nehmen stundenlange Anreisen in Kauf, viele übernachten in den supermarkteigenen Hotels oder im Camper, um sich in das Einkaufserlebnis zu stürzen.
Für das Sortieren der 8000 Einkaufswagen braucht man schweres Gerät. Andreas Hertinge, Angel-Guide aus Falkenberg, sucht im XXL-Supermarkt Köder. Sein Revier ist der Ätran, Schwedens zweitlängster Fluss. Die Gegend trägt den Spitznamen „Laxastan“ wegen ihres großen Bestands an Wildlachs. Doch in diesem Jahr lässt der sich kaum blicken. Zum Saisonbeginn am 1. April hat die Gemeinde Falkenberg deshalb ein Spezialkommando geschickt: den Falkenberg Manskör. Der Männerchor soll die Lachse mit einem Lied aufheitern, damit sie wieder springen, wie man es aus dem Bilderbuch kennt. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 17.10.2024 NDR Portugals Costa Verde – Die grüne Küste am Atlantik
Folge 376 (45 Min.)Frauen-Power in der Fischfabrik: Bei „Pinhais & Co.“ werden seit 1920 Sardinen in Dosen eingelegt. Fischkonserven aus Portugal sind weltberühmt, werden von hier nach ganz Europa und sogar in die USA verkauft.Bild: NDR/Julian RingerRiesige Lagunen, weite Strände und eine üppige Vegetation, die der Küste ihren Namen Costa Verde gab. Die grüne Küste erstreckt sich ganz im Norden Portugals bis an die spanische Grenze. Die Região Norte ist eine der vielfältigsten Regionen des Landes, das Leben hier ist bunt und quirlig. Am Strand von Areão ist Fischfang noch Kunst. Die traditionelle Fangmethode heißt Arte Xavega. João Esteves Neves, genannt Valdemar, ist der Chef einer kleinen Truppe. Er muss den richtigen Moment abpassen: Nur wenn sich eine Lücke in der Brandung auftut, kann der Traktor das betagte Fischerboot in den Atlantik schieben.
Früher haben Ochsen die schwere Arbeit erledigt, diese Tradition wollen ein paar Landwirtschaftsstudierende wiederbeleben, Valdemar unterstützt sie dabei. Für Marta Paço sind die Wellen vor Viana do Castelo praktisch ihr Zuhause. Und doch hat sie das Meer noch nie gesehen. Die blinde Surferin ist Mitglied im portugiesischen Nationalteam und konnte schon drei Weltmeistertitel gewinnen. Für Marta ist die Verständigung mit ihrem Coach, wenn sie auf dem Brett steht, extrem wichtig; ein speziell entwickeltes Funkgerät soll die Kommunikation verbessern.
Im Training testen sie die neue Technik zum ersten Mal. Die Leidenschaft von Marisa Ferreira und Alba Plaza sind Azulejos, handbemalte Fliesen, die das Stadtbild von Porto prägen. Noch, denn es ist nicht gut bestellt um die Fliesen: Sie sind mehrere Jahrhunderte alt, verfallen an den Wänden, werden mutwillig beschädigt oder sogar gestohlen. Marisa und Alba kämpfen um den Erhalt, sie sind mittlerweile richtige Azulejos-Detektivinnen, besuchen Baustellen, sprechen mit Hauseigentümern, haben einen Onlinekatalog erstellt.
Und sie fertigen exakte Nachbildungen, um die Fliesenlücken an den prachtvollen Häuserwänden zu schließen. Vor den Toren Portos befand sich einst das Zentrum der Sardinenproduktion. Heute gibt es in Matosinhos nur noch zwei Fabriken. Paula Remelgado und Emilia Braga sind bei Pinhais & Co. für den Einkauf zuständig. Frühmorgens sind sie deshalb bei der Anlandung des Fangs dabei. Anschließend sorgen sie mit knapp 100 Frauen in einer riesigen Halle dafür, dass die kleinen Fische in die Konservendosen kommen, für die Sardinen ist Portugal weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Lurdes Cacheira besitzt bis heute keine Waschmaschine, so moderner Kram kommt ihr nicht ins Haus. Regelmäßig marschiert die 69-Jährige runter an den Hafen von Afurada, denn dort steht das lavadouro publico, der öffentliche Waschsalon. Hier geht es um viel mehr, als nur Wäsche waschen. Die Frauen schnattern und besingen sich selbst mit Liedern über das einsame Leben der Waschfrauen. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 07.11.2024 NDR Alaskas legendäre Bären-Insel – Kodiak Island
Folge 377 (45 Min.)Alaska ist der größte und zugleich am dünnsten besiedelte US-Bundesstaat. Alles, was ihn ausmacht, findet sich auch auf Kodiak Island. Nur noch etwas extremer: das raue Wetter, die wilden Landschaften, die schier unendlichen Entfernungen. Selbst die nach der Insel benannte Braunbärenart ist größer als der Grizzly. Erstmals besiedelt wurde Kodiak Island vor rund 8000 Jahren. Im 18. Jahrhundert gehörte Alaska zum russischen Zarenreich. Erst 1867 kauften die USA das gesamte Gebiet – und somit Kodiak – von Russland.
Für 7,2 Millionen US-Dollar. Verschiedenste Bodenschätze, riesige Fischbestände und die strategisch günstige Lage machten den Erwerb schnell zu einem Schnäppchen. Adelia Myrick und ihre Zwillingsschwester Jennifer Pedersen sind Wildlachs-Fischerinnen. In der entlegenen Uganik Bay haben sie eine Lizenz für Stellnetze. Mit dieser nachhaltigen Methode führen sie ein Unternehmen fort, das ihre Eltern einst hier gründeten. Die Zwillinge sind in dieser vollkommenen Abgeschiedenheit aufgewachsen. Schon als kleine Mädchen waren sie mit Papa auf Fangtour draußen auf dem malerischen Fjord.
Seit mehr als 30 Jahren bringt Jo Murphy Wissenschaftler, Fotografen oder Tierliebhaber ganz nah ran an die Kodiakbären. Sie gilt auf der Insel als die „Bärenflüsterin“. Man muss die Stimmung der Tiere lesen können, sagt sie. Vorteil: Der Ursus arctos middendorffi, so der wissenschaftliche Name des Kodiakbären, ist alles andere als ein blutrünstiger Jäger. Im Gegenteil: Die Tiere gelten als eher faul, haben auf Kodiak mit Lachs und Beeren mehr als genug Futter und interessieren sich kaum für Menschen.
Tyler Randolph ist Wassertaxi-Unternehmer. Von Brennholz bis zum Radlader transportiert er alles, was auf sein extra angefertigtes Landing-Craft passt. Tyler muss meist an Stränden anlanden und braucht deshalb ein Vehikel, das am Bug eine große Klappe hat, über die man die Waren aus- und einladen kann. Und einmal im Jahr bringt Tyler auch eine riesige Pilgergruppe ans Grab des heiligen Herman von Alaska. Dorthin zieht es auch Mary Donaldson.
Sie lebt in Kodiak City, ihre Vorfahren väterlicherseits waren Russen, die ihrer Mutter vom Stamm der Alutiiq, der Ureinwohner von Kodiak. Die Wallfahrt nach Spruce Island, der Fichteninsel, ist für die russisch-orthodoxe Christin immer ein besonderer Moment. Anfang des 19. Jahrhunderts bekehrte Herman von Alaska, ein russischer Mönch, Tausende indigene Einwohner zum christlichen Glauben. Zur Ikone wurde er aber durch seinen Einsatz gegen die Unterdrückung der Alutiiq. Der große Freiluftgottesdienst zu seinen Ehren zieht Gläubige aus den ganzen USA an. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 21.11.2024 NDR Das spanische Baskenland – Raue Küste, kühne Kunst und starke Frauen
Folge 378 (45 Min.)Strände mit goldgelbem Sand, grüne Hügel, raue Biskaya und mondäne Meeresmetropolen: Das ist das spanische Baskenland. An der Küste zwischen Bilbao und San Sebastián wechseln sich Kunst und Natur ebenso wie Tradition und Moderne auf das Schönste ab, sie sind sogar auf Häuserwänden verewigt. Im Fischerdorf Getaria herrschen die Netzflickerinnen über das Geschehen im Hafen. Die Männer sind lange Zeit auf See, da haben die Frauen das Sagen und eine Menge zu tun. Kilometerlange Fischernetze voller Löcher müssen geflickt werden, von Hand. Marian Uribe Echeverria ist die Vorarbeiterin und ständig unter Strom, damit sich die Netzberge nicht noch weiter türmen.
Ein paar Buchten weiter steht ein zwölf Meter hoher Welpe aus Blumen. Der amerikanische Künstler Jeff Koons kreierte den Hund für das Guggenheim-Museum in Bilbao. Ein Tier, das tägliche Fürsorge braucht von Gärtner Paco Velasco, zerrupfen doch die Spatzen das Blütendesign oder echte Vierbeiner pinkeln an die bunte Pracht. Mit ähnlichen Problemen kämpft der Hausmeister des alten Leuchtturms von San Sebastián. Im Inneren des ehemaligen Seezeichens erwartet ihn eine tonnenschwere Bronzeinstallation, die Besucher aus aller Welt anlockt.
Das hat Folgen: Ständig lassen sie versehentlich Gegenstände oder Müll auf das Kunstwerk fallen, das nicht betreten werden darf. Nur Iñigo Olano darf das – gesichert mit Helm und Seil. Denn das Kunstwerk ist dem baskischen Meeresboden nachempfunden, wird permanent von Wasser umspült und ist höllisch rutschig. Im Hafenstädtchen Pasaia wird eine Galeone aus dem 16. Jahrhundert nachgebaut, originalgetreu und weitgehend mit den Mitteln von damals. Das Original sank 1565 voll beladen mit Waltran vor Kanada. Über 400 Jahre später entdeckten Archäologen das Wrack, das bis heute das am besten erhaltene Schiff aus dem 16. Jahrhundert ist.
Die Schiffszimmerer hoffen, mit der rekonstruierten „Nao San Juan“ bald in See stechen zu können. In nahezu jedem baskischen Küstenort ist Rudern Sportart Nummer eins, baskisches Rudern! Mit der „Trainera“, einem traditionellen Fischerboot nachempfunden, pflügen sich die Ruderer bei Wind und Wetter durch die Wellen der Biskaya. Steuerfrau Miren Garmendia und ihr junges Team aus Hondarribia wünschen sich zum Saisonauftakt raue Bedingungen. Denn erst, wenn die Elemente wüten, fühlen sie sich „stark – wie Königinnen des Meeres.“ (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 05.12.2024 NDR An der schottischen Ostküste – Dundee und der Firth of Tay
Folge 379 (45 Min.)Zum Mythos wurde Dundee, viertgrößte Stadt Schottlands, ausgerechnet durch eine Katastrophe: 1879 riss der Einsturz der Firth of Tay-Eisenbahnbrücke 75 Menschen in den Tod. Theodor Fontane hat dieses historische Ereignis als Mahnung vor Technikgläubigkeit in seiner Ballade „Die Brück’ am Tay“ verewigt: „Tand, Tand ist das Gebild’ von Menschenhand“. Dundee, einst Zentrum der weltweiten Juteproduktion, ist wieder einmal dabei, sich neu zu erfinden – mit Design, Technik und Lebenskunst, ohne das maritime Erbe zu vergessen.
Mit der Eröffnung der Tay Road Bridge im Jahr 1966 wurde der Fährverkehr komplett eingestellt. In die historischen Abfertigungshallen an der alten Pier in Newport ist ein kleiner Familienbetrieb für Bootszubehör eingezogen. David Andersons Telefon klingelt im Minutentakt. Drei Pannenhilfe-Schiffe hat er immer einsatzbereit und mehr als 100 Bootsmotoren auf Lager: David ist der Mann für alle Fälle auf dem Tay. Klassiker sind hier los gerissene Ankertaue – wegen der enormen Gezeitenströmung. David betreibt den Marine Supply Store gemeinsam mit seiner Frau Liz und ihren beiden Söhnen.
Vor 400 Jahren begannen Mönche die Ufer des wilden Tays mit Schilf zu befestigen, um ihre Felder vor Erosion zu schützen. Mittlerweile sind die sogenannten Reedbeds das größte zusammenhängende Schilfgebiet Großbritanniens, in der ein angepasster Spezialist lebt: die Bartmeise. Eine Zählung soll Aufschluss über die Größe der Population bringen, denn die Bartmeise ist in Gefahr. Extreme Regenfälle haben viele Nester zerstört. Und vor vier Jahren vernichtete ein Feuer große Teile der Schilffläche.
Seit 1884 stürzen sich Mutige bei der Amphibious Ancients Bathing Association in das von den Highlands gespeiste eisig kalte Wasser des Meeresarms. Wild Swimming hat Tradition in Schottland. Nur einmal im Jahr übertreiben sie es ein wenig: Beim Double Tay-Wettbewerb durchschwimmen die Teilnehmenden den 1,6 Kilometer breiten Meeresarm gleich hin und zurück! Auch Lynsey Coupland traut sich das noch einmal, zehn Jahre nach der Geburt ihrer Tochter: von Broughty Ferry nach Tayport und retour, brutale 3,2 Kilometer am Stück durch zwölf Grad kaltes Wasser.
Ohne Neoprenanzug. Tatsächlich machen die Teilnehmenden noch mehr Strecke, denn bei der extremen Strömung müssen alle einen großen Bogen schwimmen, um auch wirklich anzukommen. Die Stoffindustrie brachte Dundee einst Reichtum. Damals machte man hier Jute aus Indien mit Waltran weich und verarbeitete sie dann weiter. In den alten Produktionshallen der Baltic Works Mill werden heute mit modernster Technik und dem Spirit von damals gewachste Stoffe hergestellt.
Kerrie Alexander näht und designt in ihrem kleinen Atelier moderne Alltagskleidung. Aus den wachsbeschichteten Materialien entstehen in Handarbeit kultige Raincoats, inspiriert von der Arbeitskleidung der Fischer vor 150 Jahren. Geräucherter Schellfisch, „Smokeys“, aus der Hafenstadt Arbroath rangieren in Schottland auf einer Ebene mit Edelprodukten wie Parmaschinken oder Champagner. Paarweise an der Schwanzflosse zusammengebunden, hängen die Fische kopfüber in exakt austarierter Höhe an speziellen Holzgestellen.
Celeste Lyons und ihre Tochter Cean leben vom traditionell geräucherten Haddock. Alle Details der althergebrachten Produktionsweise werden im Familienbetrieb minutiös eingehalten. Allerdings gibt es eine etwas skurril anmutende Innovation: Zum Zusammenbinden der Haddocks setzt Celeste inzwischen auf Gummi-Kastrationsringe aus der Viehzucht. Tonnenweise Schellfischpaare mit grobem Bindfaden zu schnüren sorgte nämlich jahrzehntelang für wunde Finger und war nicht unbedingt hygienisch. Jetzt haben die Ladys in der Traditionsfirma das Ruder übernommen – Problem gelöst. (Text: NDR)Deutsche TV-Premiere Do. 19.12.2024 NDR
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