„Elixir – The Pain Killers“: Achtung, bittere Pille! – Review

Thriller-Serie um Machenschaften im Pharmabusiness fehlen Nervenkitzel und guter Rhythmus

Christopher Diekhaus
Rezension von Christopher Diekhaus – 24.10.2025, 16:00 Uhr

Isabelle Rombauts (Hanna Verboom) bangt um ihren Vater Ludo (Wim Opbrouck) – Bild: ZDF/Mark de Blok
Isabelle Rombauts (Hanna Verboom) bangt um ihren Vater Ludo (Wim Opbrouck)

Pharmaunternehmen arbeiten auf einem Gebiet, das Leben retten, Leid lindern kann. Und doch haben sie in der allgemeinen Wahrnehmung einen eher schlechten Ruf. Selbst während der Corona-Pandemie, als händeringend nach Impfstoffen gesucht wurde, gab es viele kritische Stimmen, die den Konzernen Profitgier und mangelnde Forschungssorgfalt unterstellten. Eine zentrale Rolle spielt das negative Image auch in der niederländisch-deutschen Thriller-Serie „Elixir – The Pain Killers“, die um einen fiktiven Pharmagiganten kreist und nach ihrer hiesigen Streaming-Veröffentlichung Ende September nun ihre TV-Premiere auf ZDFneo feiert. Nach Sichtung der ersten vier von insgesamt acht Episoden lässt sich festhalten: Aus einer eigentlich starken Grundidee holen die Macher rund um Dana Nechushtan und Maaik Krijgsman enttäuschend wenig heraus. Es fehlt an Spannung, an einem raffinierten Handlungsaufbau. Noch dazu hapert es etwas zu oft an der inneren Logik.

Die Serie beginnt mit einem Paukenschlag, der sofort das Interesse weckt: Ein Teenager steht im Bad. In seinem Gesicht zuckt es. Seltsame Verrenkungen sorgen für knackende Geräusche. Dann fängt er an, sich die Haare zu rasieren. Seine Mutter erinnert ihn kurz an seine Medikamente und verlässt das Haus. Nur wenig später sehen wir den Jungen, nun kahlgeschoren, auf einer Straße. Aus seinem Rucksack holt er ein Gewehr und marschiert damit geradewegs in eine Schule. Die Kamera verharrt, fixiert das Gebäude von außen. Kurz darauf ertönen Schüsse, Schreie. Anschließend rennen und klettern Schüler panisch ins Freie. Ein Amoklauf – aus heiterem Himmel, wie es scheint.

Ludo Rombauts (Wim Opbrouck) präsentiert sich mit seiner Gattin Riekje (Katelijne Damen) frisch genesen ZDF/​Mark de Blok

Von diesem belgischen Schauplatz geht es ans andere Ende der Welt nach Los Angeles, wo Isabelle Rombauts (Hanna Verboom) als Mitarbeiterin eines Energieunternehmens auf einem Kongress auftritt, der von Umweltaktivisten gestört wird. Sie und ihr Sohn Art (Roman Derwig), ein Jugendlicher im Autismus-Spektrum, treten schon bald eine Reise in ihre niederländische Heimat an, da Isabelles Vater Ludo (Wim Opbrouck), Gründer und CEO des Medikamentenherstellers Rombauts Pharmaceuticals, nach einem Jagdunfall schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Vor Ort sieht Isabelle, offenbar nach Jahren, auch ihre Mutter Riekje (Katelijne Damen) und ihre Brüder Quinten (Bart Bijnens) und Juliën (Jacob Derwig) wieder. Letzterer fliegt aus dem chinesischen Shenzhen ein, wo er einen Standort der Firma mit harter Hand leitet.

Erhalte News zu Elixir – The Pain Killers direkt auf dein Handy. Kostenlos per App-Benachrichtigung. Kostenlos mit der fernsehserien.de App.
Alle Neuigkeiten zu Elixir – The Pain Killers und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.

Am Krankenbett kommt es, wie es in solchen Familiensagas kommen muss: Ludo bittet ausgerechnet die lange abwesende Isabelle, die Führung des Konzerns zu übernehmen, was weder seine Frau noch seinen ältesten Sohn Juliën sonderlich erfreut. „Er steht noch immer neben sich“, kommentiert die schon bei Isabelles Ankunft spürbar reservierte Riekje lapidar den Wunsch ihres Mannes. Ungünstige Voraussetzungen für eine Stühlerücken an der Spitze. Obwohl Ludo rasch zu genesen scheint, übernimmt seine Tochter den Staffelstab und profiliert sich gleich bei einer im Fernsehen ausgestrahlten Diskussion mit der Gesundheitsministerin.

Glaubwürdigkeit sollte in der Fiktion nie zu hochgehangen werden. Das mahnte schon Spannungsexperte Alfred Hitchcock an, der Fragen nach der Plausibilität stets einer mitreißenden, möglichst effektiven Inszenierung unterordnete. Etwas seltsam geht der Machtwechsel in „Elixir – The Pain Killers“ allerdings schon über die Bühne: Was genau befähigt Isabelle in den Augen ihres Vaters? Warum sollte sie, die jahrelang nichts mit dem Geschäft zu tun hatte, die beste Wahl sein? Und kann sie einfach so, wie es aussieht, ohne Rücksprache mit den anderen Familienmitgliedern vor laufenden Kameras einen millionenschweren Fonds aufsetzen?

Andererseits ist die Skepsis sicherlich nicht so groß, dass gleich alles in sich zusammenfällt. Dafür drängt sich jedoch schon im Verlauf der zweiten Episode mit Blick auf den dramaturgischen Aufbau ein ungutes Gefühl auf. Die immer wieder zwischen verschiedenen internationalen Settings changierende Handlung kommt merkwürdig zerstückelt daher. Ein Fluss will nicht entstehen, manches wird unnötig zerdehnt. Das, worum es, zumindest laut Pressetext des ZDF, vor allem geht, nämlich die gefährlichen, mit dem Amoklauf in Belgien in Verbindung stehenden Nebenwirkungen des von Rombauts Pharmaceuticals entwickelten Antidepressivums Aspergon, ist bis zur Serienhalbzeit ein Element unter vielen. Juliëns Produktionsprobleme in China ziehen eine nebulös bleibende, unbeholfen inszenierte Gefangennahme nach sich. Der Austausch zwischen ihm und seiner unehelichen Tochter soll seiner Figur Tiefe verleihen, fühlt sich aber wie ein Fremdkörper in der Geschichte an. Das Schicksal des labilen Quinten wiederum veranschaulicht in erster Linie den Erwartungsdruck im Hause Rombauts. Allzu viel gibt der von seiner Mutter als Organist und Küster in einer Kirche untergebrachte junge Mann in den ersten vier Episoden allerdings nicht her.

Juliën Rombauts (Jacob Derwig) gönnt seiner Schwester Isabelle den CEO-Posten nicht ZDF/​Mark de Blok

Einer Erzählung Zeit zu geben, zwischendurch innezuhalten, ist eine gute Sache. „Elixir – The Pain Killers“ plätschert aber zu oft vor sich hin. Selbst dann, wenn, wie im Fall des potenziellen Whistleblowers Thomas Clopot (Vlad Ivanov), ein kräftiges Drehen an der Spannungsschraube möglich wäre. Dem Thriller fehlt es häufig an echtem Nervenkitzel, während sich immer mehr Drehbuchfragezeichen auftun: Aus welchem Grund lässt Ludos Handlanger Dries Lambrechts (Teun Luijkx) den eben erwähnten Nestbeschmutzer von der Klinge springen, setzt jedoch einer Journalistin, die wenig weiß, unerbittlich zu? Warum will niemand von Juliën genauer wissen, weshalb er in China mehrere Tage nicht erreichbar war? Und was um alles in der Welt ist an Isabelles Präsentation vor den zweifelnden Investoren eines möglicherweise bahnbrechenden Forschungsprojektes so genial, dass alle gleich bereitwillig ihre Taschen öffnen? Besonders bei letztgenanntem Punkt verlässt „Elixir – The Pain Killers“ zu sehr den Boden des Nachvollziehbaren. Eine differenzierte Abhandlung über unlautere Geschäftspraktiken, Macht und Gier sieht irgendwie anders aus.

Auch wenn sich nach einem tragischen Schicksalsschlag für Art einiges an innerfamiliärem Drama anbahnt, auch wenn Hanna Verboom als mal mitfühlende, mal kühl-arrogante, Integrität nicht ganz über Bord werfende Neuchefin eine engagierte Leistung erbringt, und obschon die Serie mit ihren exklusiven Locations schick anzuschauen ist, bleibt das Gesamtkonstrukt unbefriedigend. „Wir haben nach Silber gegraben, aber Gold gefunden“, sagt Isabelle an einer Stelle. Für den Zuschauer gilt das bedauerlicherweise nicht.

Meine Wertung: 2,5/​5

Die ersten beiden Episoden von „Elixir – The Pain Killers“ zeigt ZDFneo am Sonntag, den 26. Oktober ab 20:15 Uhr. Die restlichen Kapitel werden im wöchentlichen Rhythmus zur selben Uhrzeit in Doppelfolgen ausgestrahlt.

Über den Autor

Christopher Diekhaus, Jahrgang 1985, erlebte seine TV-Sozialisation in den 1990er-Jahren. Seine echte Liebe für den Flimmerkasten entbrannte allerdings erst gegen Ende der Schulzeit. Nach seinem Studium landete er zunächst in einer Film- und Fernsehproduktionsfirma. Seit 2013 schreibt Christopher als Freiberufler Film- und Serienkritiken. Das Portal fernsehserien.de unterstützt er seit Ende 2019. Im Meer der Veröffentlichungen die Perlen zu entdecken – diese Aussicht spornt ihn immer wieder an. Insgeheim hofft er, irgendwann eines seiner in der Schublade liegenden Drehbücher zu verkaufen. Bis er den Oscar in Händen hält, sichtet und rezensiert er aber weiter fleißig die neuesten Serien.

Lieblingsserien: Devs, Lass es, Larry!, Severance

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1967) am

    oh je, nur 2,5 Punkte!! DAS ist ja mal krass wenig!

    weitere Meldungen

    Hol dir jetzt die fernsehserien.de App