2025, Folge 380–387

  • Folge 380 (45 Min.)
    Am Puget Sound ist die Einsamkeit nie weit: Das historische West Point Lighthouse wurde 1881 in Betrieb genommen und steht in Seattles größtem Park. – Bild: NDR/​Astrid Reinberger und Julian Ringer
    Am Puget Sound ist die Einsamkeit nie weit: Das historische West Point Lighthouse wurde 1881 in Betrieb genommen und steht in Seattles größtem Park.
    Wie ein blaues Labyrinth verästelt sich der Meeresarm in den Küstengebirgen am Pazifik: Der Puget Sound im Nordwesten der USA ist ein Gesamtkunstwerk der Gegensätze aus Bergen und Meer, grandioser Natur und Großstadt. Das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region ist Seattle. Die Metropole mit der atemberaubenden Skyline am Wasser ist Standort zahlreicher US-Markengiganten wie Amazon, Microsoft oder Starbucks. Captain Skip Green und seine Crew der M/​V „Puget“ sind die heimlichen Helden des Alltags auf dem Puget Sound.
    Sie befreien das Fahrwasser von treibenden Baumstämmen, die selbst größere Schiffe in Gefahr bringen können. Das Totholz gelangt durch die starke Küstenerosion und Stürme ins Meer. Jeder von der Mannschaft herausgefischte Stamm wird an Land als natürliche Uferbefestigung wiederverwendet. Shellene George ist Meeresfrüchte-Händlerin der Suquamish. Sie kauft den indigenen Fischern und Muschelsammlern ihre Ware ab und vermarktet sie weltweit. Für den Stamm ist der Zugang zum Meer nicht nur wirtschaftlich wichtig, sondern auch kulturell unverzichtbar.
    Nach Häuptling Seattle, einem ihrer bedeutendsten Anführer, wurde die Stadt Seattle einst benannt. Bis heute haben die Suquamish ihre umkämpften Fischereirechte im Sound direkt vor den Wolkenkratzern an der Küste. In der Liberty Bay sorgt Thomas Gregory als selbsternannter „Pirat“ dafür, dass Freigeister, die wie er auf kleinen Booten auf dem Wasser leben, weiterhin akzeptiert werden. Das Wohnen in der Boomtown Seattle ist für viele Menschen kaum noch bezahlbar.
    Mit seinem Segelboot „Free Spirit“ ankert Thomas kostenlos in der Bucht, nicht ganz legal, aber geduldet, und kümmert sich darum, dass es vor seiner maritimen Haustüre ordentlich aussieht. Das Problem: verwahrloste oder verlassene Geisterboote stören die Blickachse einiger Landbesitzer. Thomas’ Version vom Piratentum steht für Freiheit und Verantwortung gleichermaßen, damit die Community ihr unkonventionelles Leben in der Bucht fortführen kann. Der Star am Puget Sound hat vier Pfoten: Eba, die Spürnase von Deborah Giles.
    Die Hündin wurde aus einem Tierheim adoptiert und hat sich als wertvolles Mitglied des Forschungsteams Wild Orca auf den San Juan Islands etabliert. Eba hat die Fähigkeit, auf dem Wasser treibenden Orca-Kot zu erschnüffeln. Der ist für die Erforschung der Meeressäuger von großer Bedeutung. Deborah Giles ist Meeresbiologin und bezeichnet sich selbst als „Orcaholic“: Seit 19 Jahren hat sie kaum Urlaub gemacht aus Sorge, die Meeressäuger könnten in ihrer Abwesenheit mal wieder überraschende Dinge tun und sie um neueste Erkenntnisse bringen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 06.02.2025 NDR
  • Folge 381 (45 Min.)
    Volkslauf quer durch den Dschungel – jeden Samstag ist „Hash Day“ auf Grenada. Ankommen ist das Ziel.
    Weltweit bekannt wurde der Karibikstaat Grenada ausgerechnet durch die US-Invasion 1983. Vielen war bis dahin dessen perfekt karibische Kombination verborgen geblieben: weiße Strände, bunte Boote auf türkisem Meer und sattgrüner Regenwald. Grenada und die dazugehörigen Inseln Carriacou und Petite Martinique zählen zu den Kleinen Antillen, genauer gesagt zu den „Inseln über dem Wind“. Der stetige Nordostpassat sorgt für angenehme Temperaturen und Regen in der Tropenregion: Grenada gilt als die karibische Gewürzinsel, hier wachsen Pfeffer, Vanille, Kakao, Nelken, Safran, Muskatnüsse und Zimtbäume.
    Jeden Sonnabend ist Hash-Day. Irgendwo auf der Insel findet dann eine Art Volkslauf im Stile einer Schnitzeljagd statt – ohne Preisvergabe, aber mit jeder Menge Action. Etwa 300 Teilnehmende laufen durch Sümpfe und Bäche, über Gewürzplantagen und Strände. Für die anstehende Schnitzeljagd bereitet Hash-Master Cato Johnstone eine besonders anspruchsvolle Strecke vor. Mit der Machete schlägt er Pfade, verankert Kletterseile und bringt Markierungen an. Die rund 20 Meter hohen Concord Falls zählen zu Grenadas imposantesten Wasserfällen. Travis Alexander hat hier vor sechs Jahren aus einer Mutprobe eine Passion fürs Leben entwickelt: Er springt hoch oben über die Felskante, und zwar so spektakulär wie möglich.
    Mittlerweile sind seine waghalsigen Sprünge auch eine nette Nebenerwerbsquelle. Er weiß ganz genau, wann welches Kreuzfahrtschiff hier vor Anker geht und spendable Touris zu den Kaskaden karren lässt. Im Juli 2024 richtete Hurricane „Beryl“ auf Grenadas Nachbarinsel Carriacou verheerende Schäden an. Etwa 80 Prozent der Häuser wurden stark beschädigt, viele vollständig zerstört. Auch vom Paradise Beach Club war nur noch ein Haufen Schutt übrig. Inhaberin Allison Caton ist immer noch mit dem Wiederaufbau beschäftigt.
    Ihr Restaurant soll schon bald wiedereröffnet werden. Dann steht auch die traditionelle String-Band endlich wieder auf der Bühne. Der Unterwasser-Skulpturenpark vor Grenadas Küste ist eine karibische Wunderwelt. Klar, dass viele Taucher davon angezogen werden. Tauchen galt hier lange als Vergnügen für Ausländer. Das hat Oscar Benjamin mit seiner Tauchschule verändert. Besonders beliebt sind die Anfängerkurse für Inselbewohner; ihr erster Tauchgang führt sie zu den Wesen auf dem Meeresgrund. In Oscars Schule gibt es auch eine Schwimmsparte. Wichtig, denn viele der Grenadians haben nie schwimmen gelernt und Angst vor Wasser. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 20.02.2025 NDR
  • Folge 382 (45 Min.)
    Menschentürme mit bis zu zehn Etagen: Der Bau von „Castells“ ist ein katalanischer Brauch, bei Barcelonas Stadtfest „La Merce“ treten mehrere Teams an – auf dem Rathausplatz, vor den Augen des Bürgermeisters.
    Eine Stadt wie ein Magnet! Barcelona hat nur 1,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, zieht aber im Jahr zehnmal so viele Besucher an. In den engen Altstadtgassen wie am endlosen Stadtstrand pulsiert das Leben, an den Boulevards wie La Rambla reiht sich eine Sehenswürdigkeit an die nächste. Die Hauptstadt Kataloniens beeindruckt mit den faszinierenden Bauten Antoni Gaudís, allem voran der Basilika Sagrada Familia. Sie ist das berühmteste Wahrzeichen der Metropole mit Meerblick. Die Basilika ist seit 142 Jahren eine Baustelle, soll aber 2026 endlich fertig werden, rechtzeitig zum 100. Todestag des Architekten und großen Baumeisters Antoni Gaudí.
    Fernando Vila ist für das Mammutprojekt zuständig, der Bauleiter muss jedes Detail kontrollieren. Zigtausende Elemente, alle individuell angefertigt, da können auch kleine Fehler im Chaos enden. Als nächstes kommt ein Megakran, mit dem der höchste Kirchturm der Welt errichtet werden soll. Ganz bodenständig ist Bademeisterin Sandra Tejero Ruiz, bei ihr sind Verstöße gegen die Badeordnung ausdrücklich toleriert.
    In dem riesigen Hundefreibad dürfen die Gäste „in den Pool pinkeln“ oder „vom Beckenrand springen“! Und gerade ist ein besonders stressiger Tag: Chihuahuas haben freien Eintritt. Und die gelten nicht gerade als begnadete Wasserratten. Als Unterstützung hat Sandra ihren Assistenten dabei, den deutschen Schäferhund Zeus. Bei den Castellers de la Vila de Gràcia ist Disziplin gefragt, ihre mehrstöckigen Menschentürme werden bis zu 15 Meter hoch! Von sehr Jung bis ganz Alt machen alle mit bei dieser katalanischen Tradition, die nicht ungefährlich ist: Berta, die Jugendbetreuerin der Truppe, hat sich gerade erst bei einem Sturz die Schulter gebrochen.
    Beim großen Stadtfest La Merce wollen die Castellers aus dem angesagten Stadtteil Gràcia acht Etagen bauen, dafür muss aber alles perfekt klappen. Am Strandabschnitt Nova Icaria kümmern sich San Carpena und ihre Kollegen darum, dass auch Menschen mit Beeinträchtigung ein Bad im warmen Mittelmeer genießen können.
    Die Stammgäste kommen fast jeden Tag, auch weil sie hier eine besondere Zuneigung erfahren, viele Freundschaften sind schon entstanden. An diesem Tag ist zudem eine Gruppe aus Frankreich angereist. San und ihr Team lassen am Stadtstrand von Barcelona Träume wahr werden. Die Gäste von Victor Khon und seiner Frau Kiira sind anspruchsvoll, schließlich haben sie viel Geld für das Dinner auf der privaten Dachterrasse hoch über den Dächern Barcelonas bezahlt.
    Die beiden sind Hobbyköche. Ihre Spezialität: Meeresfrüchte-Paella vom Grill. Die Kundschaft bucht über eine Onlineplattform. Und so wissen Kiira und Victor nie, wer genau kommt, nur wie viele Gäste. Die „halbe Welt“ hatten sie schon bei sich am Tisch, von der siebenköpfigen Familie aus Japan bis zur Gruppe von Deutschen auf Junggesellenabschied. Eigentlich gilt die Buchung für drei Stunden, aber fast immer bleiben die Besucher länger. Zu imposant ist der Blick über die Dächer der Stadt bis zum Meer. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 06.03.2025 NDR
  • Folge 383 (45 Min.)
    Amael David, einer der letzten Schleusenwärter am Canal, sorgt sich um die imposanten Platanen. Die Schattenspender sind von einem Pilz befallen.
    Savoir-vivre und Entschleunigung, der Canal du Midi ist eine Einladung zu einer Reise auf dem Wasser. Das technische Meisterwerk aus dem 17. Jahrhundert verbindet Toulouse mit dem Mittelmeer oder anders herum, ganz nach Belieben. „Querboot“ geht es durch Südfrankreich, immer wieder charmant ausgebremst von insgesamt 63 Schleusen. Dieser Kanal hat Kilometer für Kilometer Charakter: Er führt durch kleine Dörfer und passiert monumentale Prachtbauten wie in Béziers oder Carcassonne. Bei aller Romantik ist diese Wasserstraße auch ein Meisterwerk der Technik, erdacht und konstruiert von Pierre-Paul Riquet.
    Der Mann war eigentlich Steuerbeamter, aber er war auch ein Visionär: Er ließ Schiffe Treppen steigen und über Brücken gleiten. Seit 1681 bringt der Canal du Midi Boote und ihre Besatzung durch zauberhafte Landschaft von A nach B, und zwar en dirècte. Aus der ganzen Welt strömen Menschen herbei, die sich hier einmal für ein paar Wochen fühlen wollen wie Gott in Frankreich. Im denkmalgeschützten Trockendock liegt der ehemalige Lastkahn von David Martin.
    Nach drei Wochen aufwendiger Überholung steht das Schwierigste noch bevor: Das liebevoll restaurierte schwimmende Heim wiegt nämlich 120 Tonnen, ist äußerst schwer zu manövrieren und muss durch extrem enge Passagen zurück auf den Canal du Midi. Odile Maydieu ist „Capitaine du port de Castelnaudary“, diesen klangvollen Titel hat sich die Hafenmeisterin des kleinen Hausboothafens hart erarbeitet. Odile springt ständig von einem Boot zum nächsten, immer in Aktion in diesem Binnenschifferparadies.
    Den aufgeregten Freizeitkapitänen serviert sie auch Nervennahrung, und zwar einen französischen Klassiker: Cassoulet! Dieser legendäre deftige Bohneneintopf mit Entenconfit und Knoblauchwurst wird auch im Sommer serviert. Er soll im Hundertjährigen Krieg den Sieg über die Engländer gebracht haben. Seit acht Jahren ist Amaël David leidenschaftlicher Schleusenwärter, einer der letzten am Canal du Midi. Für gleich vier Schleusen hat er die Verantwortung entlang einer Strecke von 40 Kilometern.
    Allerdings werden nach und immer mehr Schleusentore automatisiert. Schleusenwärter – ein aussterbender Traditionsberuf. Traurig wird David, wenn er sich die imposanten Platanen anschaut. Sie säumen seit Jahrhunderten den Kanal, um Schatten zu spenden. Alle 42.000 Platanen entlang des Ufers sind von einer Pilzerkrankung bedroht. Mehr als 30.000 Bäume mussten bereits gefällt werden. Der Étang de Thau bildet Anfang und Ende des Canal du Midi, eine 75 Quadratkilometer große Lagune, durch eine Sandbank weitgehend vom Meer abgetrennt.
    Diese faszinierende Wasserlandschaft ist der Arbeitsplatz von Emmeline und Quentin Ovise, die hier eine Austernzucht betreiben. Am Mittelmeer eine ganz besondere Herausforderung. Jahrelang mussten sich die beiden Setzlinge von der Atlantikküste liefern lassen. Vor Kurzem ist es ihnen gelungen, eigene Austern in der Lagune züchten. Zwei Jahre sind Emmeline und Quentin nun schon verheiratet, doch ihre Hochzeitsreise muss warten. Die Austern vom Étang de Thau lassen ihnen einfach keine Zeit. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 20.03.2025 NDR
  • Folge 384 (45 Min.)
    Dieser Nachbau einer historischen „Paraw“ ist in der Inselwelt von Palawan unterwegs. Die Ausleger-Boote sind typisch für die Philippinen, es gibt sie als kleines Fischerboot und auch als größeren Frachtsegler.
    Geheimnisvoll exotisch und 10.000 Kilometer weit weg: die Philippinen. Aus der ganzen Welt locken Palmenstrände und romantische Buchten Urlauber an. Hunderttausende junge Menschen aus dem Inselstaat hat es hingegen auf die Weltmeere hinausgezogen. Kein anderes Land der Erde bildet mehr Seeleute aus. In einem Vorort der tropischen Metropole Manila werden hoffnungsvolle junge Männer und Frauen an einer Elite-Seefahrtschule zu Schiffsoffizier*innen ausgebildet. Die 18-jährige Kadettin Princess David, zweites Lehrjahr, ist Beste ihres Jahrgangs.
    Princess will unbedingt Kapitänin auf großer Fahrt werden. Rolly Casumpang und Francesco Aves haben ihr Heimatdorf nie verlassen. Sie verdienen ihren Lebensunterhalt als Vogelnestsammler. Seit ihrer Kindheit ernten sie in schwindelerregender Höhe Nester. Denn Vogelnestsuppe ist in Asien eine Delikatesse. Pro Gramm bekommen Rolly und Francesco von ihrer Händlerin sechs Euro. In den Mangrovenwäldern an der Küste von Palawan geht Familie Gabua auf die Jagd nach dem „Manla“, dem Mangrovenhummer.
    Mit ausgeklügelten Fallen aus Bambusrohr stellen sie dem Schalentier nach. Bambusstämme sind hohl, schwimmfähig und vielseitig verwendbar. Bambus ist auf den Philippinen ein traditioneller Baustoff – für Boote und Häuser. Beides baut Gener Paduga in Perfektion. Er ist der Bambusbaumeister und Bambusbootsbauer von Palawan. Auf seinem historischen Outrigger segelt er mit einer verwegenen Mannschaft durch die felsige Inselwelt wie einst seine Vorfahren. Traditionell arbeiten auch Veronica Salupan und ihr Team von Asin Tibuok auf der hügeligen Insel Bohol.
    100 Tontöpfe glühen auf offenem Feuer. Darin brodelt ein Sud, der nur ganz langsam kristallisiert. In einem mehrstufigen archaischen Prozess gewinnen die Asinderos aromatisches mild rauchiges Salz aus Meerwasser, eine seltene Delikatesse. Ein Kilogramm kostet auf dem Weltmarkt bis zu 140 Euro. Veronica liefert an zwei Spitzenköche aus Großbritannien. Die bestellen bei ihr schon seit Jahren das feine Salz mit dem Geschmack nach Meer. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 03.04.2025 NDR
  • Folge 385 (45 Min.)
    Einzigartig: Das Wattenmeer der Nordsee gehört zum UNESCO-Welterbe.
    Weite, Watt und noch wat: eine jahrhundertealte Hafenstadt: Husum. Die bunte Stadt am Meer ist das Zentrum an der nordfriesischen Küste. Schicke Seebäder und Chichi gibt’s hier nicht. In diesem Landstrich trifft das „mareTV“-Team Menschen, die mit den Gezeiten leben. Ruth Hartwig-Kruse hat den wohl ungewöhnlichsten Arbeitsweg aller deutschen Bürgermeister: Jeden Morgen pendelt sie 3,5 Kilometer mit der Lore von der Hallig Nordstrandischmoor auf die Halbinsel Nordstrand. Viel Geld hat die Kommune nicht. Und den Widerspruchsgeist der kantigen Küstenbewohner bekommt sie auch manchmal zu spüren.
    Doch Ruth lässt sich nicht beirren, sie will die „Bürgermeisterin der Herzen sein.“ Höhepunkt der Husumer Hafentage ist das Tauziehen. Den einzigartigen Wettbewerb quer über das Hafenbecken erfanden einst die örtlichen Fischer. Sie wetteten, dass niemand es schafft, sie über die Kaikante zu ziehen. Längst sind die Fischer mangels Masse nicht mehr dabei. Die „Schäfer der Westküste“ hingegen haben sich zum Dauerbrenner entwickelt. Zehn Mann am Seil bringen über 1300 Kilo auf die Waage.
    Und sie wollen endlich mal wieder gewinnen. Spot an für die schönsten Schafböcke Deutschlands: Jedes Jahr im Sommer stehen rund 700 wollige Models auf der Husumer Bockauktion im Rampenlicht. Züchter Christian Paulsen von Nordstrand tritt mit acht Böcken an, die er zuvor ein Jahr lang liebevoll gepäppelt hat, inklusive einer „Wwaschen- schneiden-legen“-Schönheitskur. Preise gibt es tatsächlich zu gewinnen, die Versteigerung ist aber auch knallhartes Geschäft. Christian muss mindestens 500 Euro pro Tier erlösen, um Gewinn zu machen.
    Levke Lorenzen wohnt am Watt und geht dort spazieren, häufig aus beruflichen Gründen: Sie fertigt Meeresschmuck aus Muscheln und – Muttermilch! Die Herzmuscheln sammelt sie im Schlick und veredelt sie mit ganz individuellen Perlen. Dafür wird die Muttermilch mit Harzen vermischt, in Form gebracht und gehärtet. Auf die Idee kam Levke, als sie nach der Geburt ihrer Zwillinge etwas suchte, was sie an die herausfordernde Stillzeit erinnern würde. Nach einigem Herumexperimentieren hielt sie ihre erste Muttermilch-Perlenkette in den Händen. Inzwischen hat sie Kundinnen aus aller Welt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 17.04.2025 NDR
  • Folge 386 (45 Min.)
    Kapitänsmütze und Charisma: Seit 30 Jahren bieten Luba und Hristov Atanasova Bootstouren auf der Kamtschija an. Doch an den Ufern des Flusses macht sich immer mehr Konkurrenz breit.
    Mondäne Villen treffen auf Bettenburgen aus Beton, pittoreske Fischerdörfer auf Industriehäfen und die Abgeschiedenheit des dschungelartigen Kamchia-Deltas auf den „Balkan-Ballermann“. Die Schwarzmeerküste Bulgariens bietet jede Menge Abwechslung in dem faszinierenden Land zwischen dem Gestern und Heute. Wo der Fluss Kamchia ins Schwarze Meer mündet, beginnt der Regenwald. „Bulgariens Amazonas“ wird diese nahezu unberührte Region auch genannt. Die Betonung liegt auf „nahezu“, denn eine Flotte von Safari-Booten erkundet täglich das Wasserlabyrinth. Auch das Werbebanner von Lucy & Longoz Boat Trips flattert dort im Wind.
    Hristov und Luba Atanasova haben den Betrieb gemeinsam vor 30 Jahren gegründet. Mit Charisma, Kapitänsmütze und Katze im Matrosenanzug versucht Hristov, Passagiere an Bord zu lotsen, doch auch die Konkurrenz buhlt einfallsreich um Kundschaft. Am Atanassow-See, wird Badekultur im postsozialistischen Balkanstyle zelebriert: lässige Bretterbuden statt mondäner Bäderarchitektur. Alles ist in ein surreales Pink getaucht, es wirkt fast wie am Set des neuesten Barbie-Films. Menschen floaten im Wasser wie am Toten Meer.
    Eine schlammbeschmierte Gruppe schlurft auf Badelatschen zur Duschkabine am Straßenrand. So geht Wellness am Schwarzen Meer. „Mit dem Heilschlamm bekämpfen wir Schuppenflechte, Rheuma, Arthrose und Gefäßkrankheiten. Unser rosa Paradies ist ein Jungbrunnen“, sagt Physiotherapeutin Dessislava Demireva. Rapana venosa, schon der lateinische Name klingt gefährlich und sie ist es auch: die invasive Stachelschnecke. Sie macht sich seit einigen Jahren an Bulgariens Küste breit. Diese räuberische Meeresschnecke frisst, was ihr vor die Fühler kommt, ist äußerst widerstandsfähig und enorm fruchtbar.
    Sie verdrängt heimische Arten und richtet damit große ökologische Schäden an. Aber: Für die bulgarische Fischereiindustrie hat das zähe Biest hat auch eine gute Seite. Peter Monev aus dem kleinen Ort Shabla hat bereits umgesattelt und den Neoprenanzug übergestreift. Unter Wasser geht er jetzt auf „Rapa-Jagd“. Bis zu 400 Kilogramm kann ein geübter Taucher pro Tag sammeln. In Japan oder Südkorea gelten die Schnecken als Delikatesse, und nun soll „Rapa“ auch in Bulgarien auf die Speisekarten. Am Sonnenstrand kämpft das Lifeguard-Team täglich gegen Leichtsinn und Übermut.
    Alle müssen topfit sein und das ganze Rettungs-Repertoire draufhaben. Den letzten Schliff geben interkulturelle Kompetenz und Deeskalationstraining, wichtig, denn aus ganz Europa pilgert die Jugend hierher zu wilden Abi-Partys. Star des Lifeguard-Teams ist die Rettungsschwimmerin Vanina Yotova. Mit Coolness und Trillerpfeife hält sie die Massen in Schach. Keine Autos, aber vor jedem Haus ein Boot: Das pittoreske Fischerdorf Chengene Skele in der Nähe von Burgas ist ein kleines „Wellblech-Venedig“ mit postsozialistischem Charme.
    Heute will hier niemand mehr weg, dabei ist die Siedlung in der kleinen Bucht aus der Not heraus entstanden, denn in den 1970er-Jahren mussten die Fischerfamilien Platz machen für große Trawlerflotten und Industrieanlagen. Am Bootsanleger treffen sich jeden Abend die Pioniere des Dorfes. „Scorpion“, „Chicago“, „der Schrauber“, „Whisky“ … Sie alle haben einen Spitznamen. Natürlich kommt frischer Fisch auf den Tisch. Und der muss bekanntlich „schwimmen“. Also Prost, nazdrave, einen Mastika, kräftigen Anisbrand, auf das wohl urigste Fischerdorf Bulgariens und auf die Vertreibung ins Paradies. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 15.05.2025 NDR
  • Folge 387 (45 Min.)
    An Kapellen mangelt es nicht auf Samos, aber nicht jede hat solch einen Meerblick.
    Die griechische Insel Samos in der östlichen Ägäis sieht aus, als hätte hier jemand die Urformel für die Schönheit griechischer Inseln entwickelt: begrünte Berge, einsame Buchten und idyllische Küstendörfer. Fast wirkt es, als würden sich Natur, Kultur und Mythos miteinander verbinden. Der berühmte Philosoph und Mathematiker Pythagoras wurde auf Griechenlands achtgrößter Insel geboren. Noch ist Samos vom Tourismus nicht überlaufen und so bewahren sich die Insulaner viel Ursprüngliches. Ostern ist das wichtigste Fest im griechisch-orthodoxen Kalender.
    Im Hafenviertel von Karlovasi haben die Menschen aber ein Problem: Die alte Hafenkirche ist seit einem Erdbeben im Jahre 2019 nicht mehr nutzbar. Die Fischer und Hafenanwohner müssen das Osterfest in bzw. vor einer improvisierten Ersatzkirche feiern, dem Mini-Supermarkt! Der sieht auch noch genauso aus. Ein paar Dörfer weiter wetteifern die Männer von Marathokambos um das spektakulärste Osterfeuerwerk. Der knallige Brauch geht auf den Beginn der griechischen Rebellion gegen die Herrschaft der Osmanen im Jahr 1821 zurück. Mittlerweile ist die Ballerei auf der Insel nicht mehr unumstritten, sie sorgt aber jedes Jahr für spektakuläre Bilder in den sozialen Medien.
    Nachhaltigkeit, heutzutage in aller Munde, ist auf Samos in vielen Bereichen schon lange selbstverständlich: Im Hafen von Marathokambos wird seit 1923 Olivenseife aus Resten der Olivenölproduktion hergestellt. Georgios Ksentouris leitet die Fabrik in vierter Generation. Er verkocht die Abfälle viele Stunden lang zu einer Art graugrünem „Pudding“. Dieser wird dann in Formen geschichtet und monatelang getrocknet, bis er vollständig ausgehärtet ist.
    Samos liegt auf einer der Hauptfluchtrouten übers Mittelmeer, immer wieder stranden flüchtende Menschen unter dramatischen Umständen. Hier gibt es ein großes Aufnahmelager, in dem die Geflüchteten wie kaserniert leben. Ein Schweizer NGO-Projekt versucht, den Menschen mithilfe zur Selbsthilfe eine Perspektive zu geben. In der Skills Factory an der Küste stellen Geflüchtete all das selbst her, was sie am dringendsten brauchen: Kleidung, Nahrung und vieles mehr. Alexandra Stadler leitet das Projekt, der Friseur-Workshop ist ihr Aushängeschild. Geflüchtete lernen, wie die Profis Haare schneiden.
    Später können sie damit Geld verdienen. In der malerischen Bucht Agios Isidoros werkelt Vangelis Manoliadis einsam vor sich hin. Er baut Kaiki, traditionelle griechische Holzboote. An Aufträgen mangelt es nicht: Zehn Anfragen hatte er dieses Jahr, nur drei Schiffe schafft er. Gerade hat er die Spanten für einen Rumpf fertig bekommen. Der reiche Kunde aus Athen macht Druck, er will sein Boot unbedingt im Sommer ins Wasser bringen. Vangelis aber hat die Ruhe weg, wer kein Boot von der Stange will, muss bei der Einmannwerft eben ein bisschen mehr Geduld mitbringen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-Premiere Do. 05.06.2025 NDR

zurückweiter

Füge mareTV kostenlos zu deinen Serien hinzu und verpasse keine Neuigkeit mehr.
Alle Neuigkeiten zu mareTV und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.

Auch interessant…

Hol dir jetzt die fernsehserien.de App