An der Côte d’ Azur – Wahrer Luxus zwischen Cannes und Antibes
Folge 394 (45 Min.)
In Mandelieu-la-Napoule halten sich die Wasserwanderer fit. Long Côte nennt sich diese Disziplin: Das Paddeln ohne Boot bringt Power und macht gute Laune.Bild: NDR/Julian RingerStrahlend blaues Meer und goldenes Licht: Matisse, Picasso oder auch Chagall waren hingerissen von der Schönheit der Côte d’Azur. Heute prägen Superjachten und viel Bling-Bling das Image der französischen Riviera. „mareTV“ ergründet den wahren Luxus zwischen Cannes und dem mondänen Cap d’Antibes: das Savoir-vivre, diese typisch französische, charmante Art zu leben. Denis Gaucher hat sein kleines Glück an der Côte d’Azur längst gefunden. Mit seiner Partnerin Agnès wohnt er auf einem alten Frachtschiff vor der Küste von Cannes, bewusst weitab der Promenaden der Eitelkeiten. Mit dem abgelegten Mobiliar in die Jahre gekommener Superjachten hat sich das Paar komfortabel eingerichtet.Ihr wahrer Luxus ist der „bon moment“: im Sonnenuntergang mit einem Glas Rosé auf dem Achterdeck. Vor dem Jetset-Ort Cannes liegt ein kleines Paradies der Askese: die Insel Saint-Honorat, ein Naturjuwel fest in der Hand von 29 Mönchen. Seit dem Mittelalter steht hier das Kloster Lérins, das im Sommer von rund 100.000 Tagesgästen besucht wird. Beten, arbeiten – und genießen: Das ist der Tagesablauf der Zisterzienser-Mönche, die trotz des Trubels ganz bei sich sind. Gar nicht weltfremd, sondern durchaus geschäftstüchtig, vermieten sie Zimmer im Kloster an Besucher und produzieren ihren eigenen Inselwein. Port Vauban in Antibes ist der größte Hafen im Mittelmeerraum. Hier liegen die teuersten Jachten der Welt. Kirsten White aus Südafrika und Suade Watts aus Australien träumen von einem Job an Bord. Nach Beratung durch eine Agentur bringen sie ihre Lebensläufe von Gangway zu Gangway, um einen Fuß aufs Luxusdeck zu bekommen. Falls es klappt, heißt es kellnern, Kinder betreuen, Messing putzen. Die Multimillionäre bleiben gerne unter sich. Ihre prunkvollen Villen stehen auf den teuersten vier Quadratkilometern dieser Küste, elegant versteckt zwischen Zypressen und Pinien. Genau hier entstand in den 1950er-Jahren der Mythos Côte d’Azur. Wenn Sophie Chipon mit ihrem Team am Strand trainiert, trauen die Badegäste ihren Augen nicht. Denn die Wassersportler nutzen zwar ein Paddel, aber sie pflügen ohne Boot durchs Meer. Aqua-Walking nennt sich diese Disziplin, in der Sophie Meisterin ist. Vor mehr als zehn Jahren gründete sie einen Verein, um die damals noch völlig unbekannte Sportart an der Küste Südfrankreichs zu etablieren. Sie brauchen nur ein Paddel und das Meer, um glücklich zu sein. An der Côte d’Azur findet sich eben immer ein Weg, das Leben etwas leichter und lockerer zu nehmen. (Text: NDR) Deutsche TV-Premiere Do. 06.11.2025 NDR São Tomé und Príncipe – Schokoladeninseln am Äquator
Folge 395 (45 Min.)Ein einfaches Leben in einer spektakulären Landschaft: Viele Menschen in dem Inselstaat sind Selbstversorger, kommen so auch mit einem niedrigen Einkommen über die Runden.Bild: NDR/Julian RingerDie beiden Inseln liegen weit draußen im Atlantik und sind doch leicht zu finden: São Tomé und Príncipe. Der Äquator verläuft quer durch den Zwergstaat fernab der westafrikanischen Küste, ganz in der Nähe liegt der geografische Nullpunkt. Hier sind tiefgrüner Regenwald, türkisfarbenes Wasser und weiße Strände die traumhafte Kulisse für ein Leben voller Herausforderungen: Tavarinho paddelt täglich raus auf den weiten Ozean. Mit seinem Team taucht er bis zu 25 Meter tief nach Flügelschnecken ohne Atemgerät.Haiattacken, Unterströmungen, Sauerstoffmangel, der Job am Meeresgrund ist gefährlich. Schon manchen Kollegen haben sie ans Meer verloren. Tavarinho zuckt mit den Schultern: „Wir könnten auch Fischen gehen, doch da verdient man noch schlechter. Andere Arbeit gibt es nicht.“ Ligia Santos war in der portugiesischen und der US-Fußballprofiliga eine beinharte Verteidigerin, hat in Amerika auch als Trainerin gearbeitet. Nun will sie São Tomé, der Heimatinsel ihrer Mutter, etwas zurückgeben und Mädchen sowie jungen Frauen eine Perspektive bieten: mit Fußball! Viele brechen die Schule ab, nicht wenige werden schon als Teenager schwanger. Ligia soll sogar ein Frauen-Nationalteam aufbauen, doch erstmal fehlt es an Trikots, Schuhen und Bällen. Und immer wieder kreuzen hoffnungsvolle Talente nach dem ersten Training einfach nicht wieder auf. Auf eine Karriere als Rapper hofft Ednesio Neto, den alle nur MC nennen. Er schreibt Texte, komponiert und spart darauf, seinen ersten Song im einzigen professionellen Tonstudio des Inselstaats aufnehmen zu können. Umgerechnet 40 Euro kostet das. Deshalb hat MC zwei Jobs, bis spät in die Nacht arbeitet er in einer Bar, frühmorgens hilft er dann seiner Tante. Die betreibt einen kleinen Wäscheservice. Fast 50 Kilo schmutzige Klamotten haben die beiden zum Meer geschleppt. In einer Lagune an der Flussmündung wäscht eine ganze Armada von Frauen diese per Hand – und ein Mann: Ednesio alias MC. Der Italiener Claudio Corallo erntet auf verwilderten Dschungelplantagen Rohkakao in einer so erlesenen Qualität, dass dieser weltweit in der Spitzengastronomie gefragt ist. Anfang des 20. Jahrhunderts war die Kolonie São Tomé und Príncipe sogar der größte Kakaoproduzent der Welt. Claudio lebt schon seit drei Jahrzehnten hier und fertigt aus einem Teil seiner Ernte auch das Produkt, für das die Inseln bis heute berühmt sind: feinste dunkle Schokolade. Zu Kolonialzeiten verarbeiteten Sklaven und später Zwangsarbeiter ihren brutalen Alltag auf den Plantagen in einer einzigartigen Mischung aus Theater, Tanz und Musik. Tchiloli heißt diese Kunstform, noch heute gibt es viele Gruppen von Laiendarstellern. Jurciley Quintas und seine Leute haben am Abend einen Auftritt – wie immer spontan, ohne Ankündigung. Plakate und Tickets gibt es nicht, gespielt wird einfach auf der Straße. Doch Tchiloli findet immer sein Publikum, das wie die Darsteller einen langen Atem haben muss; eine Aufführung dauert bis zu sechs Stunden. Jurciley hat das Stück aber gekürzt – vier Stunden Geschichtsbewältigung als Gedenken an ihre Vorfahren auf den Inseln in der Mitte der Welt. (Text: NDR) Deutsche TV-Premiere Do. 20.11.2025 NDR Neuenglands Cape Cod – Kabeljau, Kennedys und Cranberries
Folge 396 (45 Min.)Cape Cod, eine Halbinsel im Bundesstaat Massachusetts wie gemalt: Fast 40 Sommer verbrachte der berühmte US-amerikanische Künstler Edward Hopper dort, fing die besonderen Lichtstimmungen ein, bannte die weiten Strände, imposanten Dünen und malerisch gelegenen Leuchttürme auf Leinwand. Und die Halbinsel im Nordosten der USA atmet Geschichte: Hier landeten einst die Pilgerväter auf der „Mayflower“ an, auch Präsident Kennedy hatte an dieser Küste sein Sommerdomizil und der kleine Fischerort Provincetown gilt schon lange als liberale Hochburg.Cape Cod ist auch die Wiege des Cranberry-Anbaus in Amerika. Seit 1816, als Henry Hall hier die erste kommerzielle Farm gründete, wird die rote Nationalfrucht am Kap kultiviert. Die Ernte liefert jedes Jahr im Herbst ein farbenfrohes Spektakel: Auch der Farmer Alan Hall, ein Nachfahre des Pioniers, flutet dann seine Felder und fährt mit einem selbst gebauten Mähdrescher durch das Wasser, um die Früchte von den Sträuchern zu schlagen. An der Westküste der Halbinsel, die wie eine große Sichel geformt ist, lockt bei Niedrigwasser eine einzigartige Wattlandschaft, die sich bis zu zwei Kilometer weit ins Meer erstreckt. Dieses Naturparadies beherbergt auch die bei Feinschmeckern beliebte Littleneck-Clam, eine Venusmuschel-Art. Um die durch Klimawandel und Überfischung geschrumpften Bestände der Mercenaria mercenaria wieder aufzubauen, züchtet Ryan Burch einmal im Jahr rund 200.000 Babymuscheln. Diese setzt Ryan, der offizieller Shellfish Officer ist, im Watt vor dem Ort Brewster wieder aus. Der Hummer ist auf der Halbinsel allgegenwärtig: Die buttrig-nussige Delikatesse gibt es als Lobster Roll, eine Art Fischbrötchen, als Suppe oder im Ganzen zubereitet. Eine auch für Cape Cod besondere Kreation bietet Jeannette Michaud an: Hummer-Eiscreme mit saftigen Fleischstücken. Die ungewöhnliche Idee kommt so gut an, dass sie in ihrem Laden im Küstenstädtchen Falmouth täglich mehrere Kanister dieser Spezialität produziert. Ganz an der Spitze des Kaps liegt Provincetown, auch liebevoll „P’Town“ genannt. Hier war das Meer immer schon besonders rau und gefährlich. Die sogenannten Dune Shacks, einfache Hütten in den Dünen, waren früher Stationen der Küstenwache und beherbergen heute eine Künstlerkolonie. Die isolierte Lage machte P’Town schon vor mehr als 100 Jahren zum Zufluchtsort für Homosexuelle. Bunte Häuser und eine lebendige LGBTQ+-Szene prägen das Bild des Städtchens. Jay Critchley ist Hüter des maritimen und künstlerischen Erbes. Er vermietet eine der historischen Hütten und gehört zu den umtriebigsten Künstler*innen der liberalen Hochburg. Gerade plant Jay seine nächste Performance am Strand: eine Warnung vor autoritärer Politik und den politischen Veränderungen in den USA. Nach Angaben der Tierschutzorganisation IFAW stranden vor Cape Cod die meisten Delfine weltweit, oft sogar ganze Gruppen. Deshalb gibt es im Küstenörtchen Yarmouth ein spezielles Delfin-Rettungsteam, das rund um die Uhr Bereitschaft hat. Sobald gestrandete Tiere gemeldet werden, macht sich die Biologin Olivia Guerra mit ihrem Team mit einem Spezial-Truck auf den Weg. Die meisten Einsätze haben sie im Winter, zu Beginn der Saison müssen die Delfin-Retter den Ernstfall wieder und wieder üben. (Text: NDR) Deutsche TV-Premiere Do. 04.12.2025 NDR
