Im Bendlerblock ging es immer wieder um deutsche Geschichte: Krieg oder Frieden, Diktatur oder Demokratie. Verschwörungen fanden in diesen Mauern statt – und Hinrichtungen. Heute ist der Baukomplex am Landwehrkanal der Berliner Sitz des Bundesverteidigungsministeriums. 1911 wurde mit der Errichtung des Gebäudekomplexes im Tiergartenviertel begonnen. Der Neubau war für das Reichsmarineamt bestimmt, das unter Großadmiral Alfred von Tirpitz mit seiner Flottenrüstung und seinem Einfluss auf die Politik maßgeblich zum Konflikt mit England beitrug – und dadurch zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Nach dem verlorenen Krieg blieb weiter Militär in dem Gebäude, das Reichwehrministerium und die Heeresleitung zogen ein. Ihr Handeln war von Anfang an geheimnisumwittert. Das Militär war ein Staat im Staate, sorgfältig von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Die Militärs hier standen der Weimarer Demokratie feindlich gegenüber, heimlich rüsteten sie entgegen den Bestimmungen des Versailler Vertrags auf und unterstützten illegale
Wehrverbände. Viele Reichswehrangehörige begrüßten die Machtübergabe an Hitler, einige wenige aber, wie Kurt von Hammerstein-Equord, erkannten schon früh, dass Hitler Deutschland ins Unglück führen würde, und versuchten seine Kanzlerschaft zu verhindern. Im Nationalsozialismus wurde aus dem Reichswehrministerium im Bendlerblock das Reichskriegsministerium – und der Krieg folgte bald nach. Im Bendlerblock saßen das Allgemeine Heeresamt des Oberkommandos des Heeres und die Leitung des Ersatzheeres. Claus Schenk Graf zu Stauffenberg war dafür zuständig, immer neuen Ersatz für die Verluste an den Fronten zu organisieren. Im Bendlerblock wurde das Attentat vom 20. Juli 1944 vorbereitet, von hier sollte der Umsturz geleitet werden. Als die „Operation Walküre“ scheiterte, wurden noch in der Nacht des 20. Juli im großen Hof die ersten Widerständler um Stauffenberg erschossen. Am Denkmal für die Erschossenen vorbei gehen heute die Offiziere aus dem Verteidigungsministerium zum Essen in die Kantine. (Text: rbb)