Das Fernsehjahr 2015 im Rückblick – Teil 1

Die nationalen TV-Ereignisse des Jahres – von Glenn Riedmeier

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 25.12.2015, 10:00 Uhr

Deutsche Serien

RTL schlägt mit „Deutschland 83“ ungewohnte Töne anRTL/​Robert Grischek

Deutsche Qualitätsserien auf dem Vormarsch
Ein lobenswerter Trend zeichnet sich im Verlauf des Jahres ab. Weg vom Krimi-Einheitsbrei schicken einige deutsche Sender hoffnungsvolle Qualitätsserien den Start, die sich inhaltlich und handwerklich mit den großen Vorbildern aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Skandinavien messen können. Das RTL-Prestigeprojekt „Deutschland 83“, das in der Hochzeit des Kalten Kriegs zwischen den Westmächten und den Staaten des Warschauer Pakts spielt, erhielt zahlreiche Vorschusslorbeeren und läuft vor der Deutschlandpremiere sogar auf dem US-Independentsender SundanceTV. Die Einschaltquoten hierzulande fallen trotz groß angelegter Werbekampagne allerdings eher enttäuschend aus. Zuvor versucht sich der Kölner Sender mit dem Gefängnisdrama „Block B – Unter Arrest“ bereits an einer deutschen Version der australischen Vorlage „Wentworth“. Die Serie mit Katrin Sass und Nina Hoger ist mangels Erfolg allerdings schon wieder Geschichte. Mehr Glück hat VOX, das mit seiner ersten eigenproduzierten Dramaserie „Club der roten Bänder“ sowohl Kritiker als auch Zuschauer begeistert. Eine zweite Staffel der Adaption einer spanischen Serie ist dank des Erfolgs bereits bestellt. Nicht zu vergessen ist auch „Weinberg“, das eigenproduzierte Mystery-Drama des Pay-TV-Kanals TNT Serie, das im Rahmen des Fernseh- und Filmfestivals Cologne Conference zu einer der besten internationalen TV-Produktionen des Jahres gekürt wird. Einen Achtungserfolg landet darüber hinaus das ZDF mit der europäischen Ko-Produktion „The Team“, ein internationaler Krimi-Vierteiler. Unseren österreichischen Nachbarn gelingt mit „Vorstadtweiber“ ebenfalls ein neuer Serienhit, der auch hierzulande im Ersten sein Publikum findet.

Dreifacher Soap-Flop und zwei Serienjubiläen
Zu den größten Serienflops des Jahres zählt die einstige Sat.1-Daily-Soap-Hoffnung „Mila“. Nur zwei Wochen nach dem Start wird die glücklose Seifenoper mit Susan Sideropoulos zusammen mit dem ebenfalls erfolglosen Magazin „Unser Tag“ abgesetzt und auf dem Frauensender sixx zu einem verfrühten Ende geführt. Deutlich länger – nämlich über 20 Jahre – hielt sich „Verbotene Liebe“. Nach gesunkenen Einschaltquoten versucht die ARD zunächst einen Relaunch als überarbeitete Weekly-Serie, doch als auch das nicht den erhofften Aufschwung bringt, wird sie kurz darauf endgültig eingestellt. Fast schon in Vergessenheit geraten ist „Berlin Models“. Die Ende 2014 gestartete Laien-Soap von RTL wurde Anfang des Jahres erst auf den Samstagmorgen verbannt und wenig später komplett abgesetzt. Ganze 30 Jahre ist bereits die „Lindenstraße“ auf Sendung. Das Erste begeht das runde Jubiläum mit einer Live-Episode und dem Serientod einer langjährigen Figur. Trotz immer wieder aufkommenden Gerüchten soll die Serie langfristig auf Sendung bleiben. Zu einem Dauerbrenner hat sich auch die Telenovela „Sturm der Liebe“ entwickelt. Die Nachmittagsserie feiert ihren 10. Geburtstag mit einer besonderen Musical-Folge.

Wenig Neues aus dem Hause ProSiebenSat.1
Die ProSiebenSat.1-Gruppe kocht 2015 im Serienbereich auf Sparflamme. Während ProSieben überhaupt keine neue fiktionale Eigenproduktion im Programm hat, versucht sich Sat.1 zumindest mit „Frauenherzen“ an einem Serien-Ableger zum gleichnamigen Fernsehfilm – nur um ihn nach nur einer Woche wegen enttäuschender Quoten wieder abzusetzen. Kaum besser schlägt sich die zweite Staffel der Diana-Amft-Serie „Josephine Klick – Allein unter Cops“ – Fortsetzung unwahrscheinlich. Lange vorbei sind die glorreichen Jahre mit „Der letzte Bulle“ und „Danni Lowinski“. Im kommenden Jahr geht der Bällchensender mit der Krimiserie „23 Cases“ und der Serien-Fortsetzung zum Fernsehfilm „Einstein“ mit Tom Beck auf Quotenfang. Ach ja: Von „Pastewka“ ist bei Sat.1 nach wie vor keine Rede.

ARD und ZDF: Von „Rentnercops“ bis „Ellerbeck“
Die erfolgreichste ARD-Serie „In aller Freundschaft“ erhält mit „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ einen Ableger am Vorabend, der allerdings nicht mit den Quoten der Mutterserie mithalten kann. Zum unüberschaubaren Krimi-Einerlei gesellen sich mit „Rentnercops“, „Huck“ und „Matterns Revier“ drei weitere Vertreter am Vorabend. Auch das ZDF vermehrt seine Samstagskrimis kontinuierlich: „Dresden Mord“ und „Schwarzach 23“ heißen die Neuzugänge. Währenddessen kündigt Til Schweiger an, den „Tatort“ und sich selbst als Kommissar Nick Tschiller 2016 ins Kino bringen zu wollen. Mit „Die Kanzlei“ geht 2015 außerdem die Nachfolgeserie zu „Der Dicke“ mit Dieter Pfaff an den Start und darf sich über überragende Quoten freuen. ZDF und ZDFneo schicken gleich mehrere neue Comedyserien mit überschaubaren Episoden- und Zuschauerzahlen auf Sendung. „Eichwald, MdB“, „Komm schon!“, „Im Knast“ und „ … und dann noch Paula“ heißen die Formate, die wie die zweite Staffel von „Lerchenberg“ im Spätprogramm und in der Nische versendet werden. Cordula Stratmann legt mit der ARD-Vorabendserie „Die Kuhflüsterin“ und der ZDF-Comedy „Ellerbeck“ innerhalb weniger Wochen gleich einen zweifachen Flop hin.

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