2019, Folge 25–48
Jürgen Habermas: Wie geht Demokratie?
Folge 25Jürgen Habermas ist ein Theoretiker, der sich immer wieder in öffentliche Debatten einmischt. Bereits in den 60er-Jahren wurde er zum Impulsgeber der linken Studentenbewegung, deren Aktionismus er später kritisierte. Habermas lebt vor, was seine Theorie fordert: Eine lebendige, öffentliche Debatte. Gerechtigkeit liesse sich nur im Gespräch finden, meint der 90-Jährige, im «herrschaftsfreien Diskurs» aller Betroffenen. Doch wie lässt sich dieses Ideal des vernünftigen Gesprächs verwirklichen? Wie geht Demokratie in Zeiten der Digitalisierung und Globalisierung? Darüber spricht Yves Bossart mit zwei der bedeutendsten Schüler von Habermas: Seyla Benhabib, Professorin für Philosophie und Politik an der Universität in Yale, und Rainer Forst, Philosophieprofessor an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Literatur:
Stefan Müller-Doohm: «Jürgen Habermas. Eine Biographie», Suhrkamp, 2014 (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 22.09.2019 3sat Original-TV-Premiere So. 23.06.2019 SRF 1 Bin ich mein Gehirn, David Chalmers?
Folge 26Wir alle haben ein grossartiges Kino im Kopf: Es passiert nonstop eine Menge, es gibt Farbe, Ton und sogar Geruch und Geschmack, wir können zurückspulen und uns erinnern und vorspulen und etwas planen. Das Beste daran: Wir erleben den Film. Die Frage ist nur: Was genau heisst das eigentlich? Ist das Ich, das den Film erlebt, Teil des Films – oder ausserhalb und etwas ganz anderes? Ist unser Bewusstsein letztlich nur ein Effekt einer grossartigen Filmmaschinerie, die wir Gehirn nennen?
Physikalisten meinen tatsächlich, auch das Bewusstsein lasse sich rein naturwissenschaftlich erklären. Der australische Philosoph David Chalmers ist anderer Meinung. Für ihn ist die Frage nach dem Bewusstsein nach wie vor ungelöst. Barbara Bleisch im Gespräch mit einem der kreativsten Philosophen unserer Zeit.
Literatur:
David J. Chalmers: «The Character of Consciousness ». Oxford University Press, 2010
David J. Chalmers : «Philosophy of Mind. Classical and Contemporary Readings». Oxford University Press, 2002 (Text: SRF)Original-TV-Premiere So. 30.06.2019 SRF 1 Laura de Weck und Romy Jaster: Wir müssen reden.
Folge 27Die Festtage sind vorbei. Doch es klingen Streitgespräche mit Verwandten nach, die ganz anders denken – über Gott, die Welt, die Politik. Wie können wir mit Andersdenkenden ein gutes Gespräch führen? Und wozu sollten wir das tun? Die Philosophin und Argumentationstrainerin Romy Jaster plädiert für eine ergebnisoffene Haltung, einen freundlichen Ton und das Aushalten von Komplexität und Nichtwissen. Aus Sicht der Schauspielerin, Bühnenautorin und Publizistin Laura de Weck hängt die Zukunft unserer Demokratie von einer guten Gesprächskultur ab. Leider aber verkomme die Politik immer mehr zum effektvollen Theater. Wie also kann der Dialog zwischen Andersdenkenden gelingen? Und mit wem sollten wir gar nicht erst anfangen zu reden?
Literatur:
Laura de Weck: «Politik und Liebe machen.» Diogenes, 2016
Romy Jaster und David Lanius: «Die Wahrheit schafft sich ab. Wie Fake News Politik machen.» Reclam, 2019 (Text: SRF)Original-TV-Premiere So. 07.07.2019 SRF 1 Das Unerwartete erwarten – vom klugen Umgang mit dem Zufall
Folge 30«Erwarten Sie das Unerwartete», empfiehlt Twitter-Gründer Jack Dorsey mit gutem Grund: Schon der Urknall goss seine Galaxien spontan in Raum und Zeit. Und auch wir selber: Purer Zufall, dass gerade diese zwei Keimzellen zueinander gefunden haben. Auch Penicillin, Kartoffelchips, die Teflonpfanne wurden nicht in mühseliger Arbeit ausgetüftelt, sondern durch unerwartete Wendungen entdeckt. Die Wissenschaft spricht von Serendipität: Manchmal gibt der Zufall dem Verlauf eine günstige Wendung. Serendipität können wir zwar nicht erzwingen, aber begünstigen – etwa indem wir, wie der Nobelpreisträger Max Delbrück sagte, «begrenzt schlampig» sind. Ist begrenzte Schlampigkeit auch ein taugliches Lebensprinzip? Barbara Bleisch im Gespräch mit der Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel und der Philosophin Svenja Flasspöhler über das Leben zwischen Zufall, Schicksal und Selbstbestimmung.
Eine Wiederholung vom 27. Januar 2019.
Literatur:
Miriam Meckel und Daniel Rettig: «Serendipity. 77 zufällige Entdeckungen, die Geschichte schrieben». Kein & Aber, 2018 (Text: SRF)Original-TV-Premiere So. 18.08.2019 SRF 1 Sternstunde der Nacht: Im Rausch
Folge 31Rausch und Ekstase – zu allen Zeiten suchten Menschen nach dem Eintritt in andere Welten. Brauchen wir Menschen den Rausch – oder kommt der wahrhaftig glückliche Mensch ohne ihn aus? Psychoaktive Substanzen bescheren uns eine Leistungssteigerung, kreative Höhenflüge und Reisen in unbekannte Bewusstseinsräume – und sie haben ihren Preis. Barbara Bleisch und Yves Bossart sind Gastgeber einer „Sternstunde der Nacht“ im Delirium. Dem Alltagstrott entfliehen, den Leistungsdruck hinter sich lassen, den Horizont erweitern: Die Suche nach Rausch und Ekstase ist eine menschliche Konstante. Um sich selbst zu vergessen oder in andere Welten einzutauchen, konsumieren die einen Alkohol, Kokain oder LSD, andere greifen zu Ayahuasca oder anderen Psychedelika.
Wiederum andere finden den Rausch im Extremsport oder der Askese. Halluzinogene kommen heute auch in der Psychiatrie zum Einsatz, etwa als Mittel gegen schwere Depressionen. Wo endet die Droge, und wo beginnt das Medikament? Was unterscheidet den Drogenrausch vom Extremsport? Über Bewusstseinstechniken aller Art und ihre Folgen diskutieren: Milan Scheidegger, Neurowissenschaftler und Psychedelika-Forscher, Reda el Arbi, Überlebende der „Drogenhölle“ am Zürcher Letten, Svenja Flaßpöhler, Philosophin, Evelyne Binsack, Extremsportlerin, Michi Schwery, Extremsportler, Toni Berthel, Suchtexperte, Boris Quednow, Suchtexperte, sowie Peter Hüseyin Cunz, Sufi-Scheich. (Text: 3sat)Deutsche TV-Premiere So. 06.10.2019 3sat Original-TV-Premiere So. 25.08.2019 SRF 1 Armin Nassehi: Digitalisierung verstehen!
Folge 32Für welches Problem ist die Digitalisierung die Lösung? Ausgehend von dieser Frage entwirft Armin Nassehi eine völlig neuartige Sichtweise auf den wohl wichtigsten gesellschaftlichen Prozess unserer Zeit. Dank Künstlicher Intelligenz und Big Data erkennen wir Muster und Regelmässigkeiten in unserer unübersichtlichen, komplexen Zeit und können gesellschaftliche Prozesse überhaupt wieder steuern und optimieren. Doch wie frei fühlen sich Bürger, deren Verhalten vollends berechenbar scheint? Wie stabil ist eine Gesellschaft, in der sich alles zu beschleunigen und zu verflüssigen scheint? Mit dem kühlen Blick des Systemtheoretikers legt Nassehi die Chancen und Gefahren einer Datenrevolution frei, die keinen Bereich unseres Daseins ausspart.
Literatur:
Armin Nassehi: «Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft», C.H. Beck, 2019. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 13.10.2019 3sat Original-TV-Premiere So. 01.09.2019 SRF 1 Philosophie trifft Politik: Werte und Menschenbild der Parteien
Folge 33Wie viel Freiheit verträgt der Mensch? Wie viel Heimat brauchen wir? Wie viel Gleichheit ist gerecht? Hinter politischen Debatten stecken oft philosophische Werte und Menschenbilder. Anlässlich der Parlamentswahlen vom 20. Oktober philosophiert Yves Bossart mit Parteivorsitzenden und führenden Vertreterinnen der acht grössten Schweizer Parteien und fragt: Was ist der Mensch? Welche Werte sollen uns leiten? Und: In welcher Welt wollen Sie leben? Acht Gespräche zur Philosophie der Parteien, mit Albert Rösti , Nadine Masshardt , Andrea Caroni (Vize-Präsident FDP), Gerhard Pfister , Regula Rytz , Jürg Grossen , Martin Landolt , Marianne Streiff . (Text: SRF)Original-TV-Premiere So. 08.09.2019 SRF 1 Zankapfel Bildung – Der philosophische Stammtisch
Folge 34Bildung werde heute vornehmlich unter einer Nützlichkeits- und Verwertungslogik betrachtet und führe in die Irre, mahnt beispielsweise der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann. Im blauäugigen Vertrauen in eine digitale Welt, in der niemand mehr etwas wissen muss, weil sich alles im Internet finden lässt, drücke sich eine veritable Verachtung des Wissens aus.
«Unsere Schulen bereiten nicht nur schlecht auf das Leben vor, sie zerstören sogar gezielt jene Potenziale an Neugier, Begeisterungsfähigkeit und Kreativität, die später für ein erfülltes Leben gebraucht werden», sagt der deutsche Philosoph Richard David Precht. Doch wer bestimmt unsere «notwendigen Kernkompetenzen»? Wie wird Begabung unter dem heute vorgegebenen Effizienzdruck noch entdeckt und abgeschöpft? Ist die Gesellschaft mit den heutigen Lehrplänen und -zielen auf dem richtigen Weg oder braucht sie dringend eine Bildungsrevolution?
Barbara Bleisch diskutiert am Philosophischen Stammtisch im Sud in Basel mit den Philosophen und Bestsellerautoren Richard David Precht und Konrad Paul Liessmann, mit der Philosophin und Kulturjournalistin Catherine Newmark und der Professorin für Pädagogik an der UZH Katharina Maag Merki.
Literatur:
- Richard David Precht: «Anna, die Schule und der liebe Gott – Der Verrat des Bildungssystems an unseren Kindern». Goldmann, 2013;
- Konrad Paul Liessmann: «Bildung als Provokation». Zsolnay, 2017. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 27.10.2019 3sat Original-TV-Premiere So. 15.09.2019 SRF 1 Ausgestorben lebendig – Den Dinosauriern auf der Spur
Folge 35Die Dinosaurier sind gar nicht ausgestorben, sagt der bekannte Dinosaurierforscher und Bestsellerautor Steve Brusatte. Sie leben in den Vögeln weiter. Er sieht die einstigen Herrscher der Welt ausserdem nicht als Verlierer, sondern als Gewinner der Evolution, die auch unter widrigsten Lebensumständen wie massiven Mengen an Treibhausgasen überleben konnten. Wie gelangt er zu diesen Erkenntnissen? Und warum sehnen wir uns nach diesen vergangenen Giganten, sodass sogar der Versuch unternommen wird, sie wieder zum Leben zu erwecken? In Zeiten einer drohenden Klimakatastrophe fragt Barbara Bleisch den Autor des Bestsellers «Aufstieg und Fall der Dinosaurier», ob der Mensch auch das Potenzial hat, so lange wie die Dinosaurier zu leben und was der Mensch vom Leben der Dinosaurier für sein eigenes lernen kann.
Literatur:
Steve Brusatte: «Aufstieg und Fall der Dinosaurier. Eine neue Geschichte der Urzeitgiganten». Piper, 2018. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 10.11.2019 3sat Original-TV-Premiere So. 22.09.2019 SRF 1 Charles Taylor: Die Suche nach der perfekten Gemeinschaft
Folge 36Seit einem halben Jahrhundert zählt der Kanadier Charles Taylor zu den prägenden politischen Philosophen dieser Welt. Sein Konzept des Multikulturalismus wurde zum Leitbegriff ganzer Nationen. Tief im katholischen Glauben verankert, entwirft Taylor die Vision einer modernen Gemeinschaft, in der die Bewahrung des Eigenen ebenso bedeutsam ist wie die aktive Anerkennung kultureller Vielfalt. Eigentliches Zentrum seines Denkens ist die Frage nach der Identität: Wie finde ich als Individuum zum meiner eigenen Stimme? Und welche Rolle spielen dabei meine Mitmenschen?
Was der Brexit mit der Romantik zu tun hat, warum nur gefährdete Demokratien wirklich lebendig sind und welcher Weg von Papst Franziskus zu Greta Thunberg führt, das alles erklärt Taylor im Gespräch mit Wolfram Eilenberger.
Literatur:
- Charles Taylor, «Die Quellen des Selbst». Suhrkamp, 1996;
- Charles Taylor, «Multikulturalismus und die Politik der Anerkennung». Suhrkamp, 2009; und
- Charles Taylor «Ein säkulares Zeitalter». Suhrkamp, 2012 (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 17.11.2019 3sat Original-TV-Premiere So. 29.09.2019 SRF 1 Megatrend Gaming: Wer bin ich, wenn ich spiele?
Folge 37Videospiele sind kein neues Phänomen. Doch der flächendeckende Zugang zu Handys und Internet hat zu einem beispielslosen Siegeszug der Gaming-Industrie geführt: Weltweit wächst keine Branche schneller. Gleichzeitig führen immer lebensechtere Grafiken, die sogenannte «Gamification» der Arbeitswelt, und die Nutzung von «Virtual Reality» in der Architektur oder der Medizin zu einer Verschmelzung von Virtuellem und Realem. Sollte das Sorgen bereiten? Oder sind Games einfach die neuen Bildungsromane? Was lernt man eigentlich beim Spielen – und warum wird überhaupt gespielt? Im Gespräch mit Dominik Erhard und Philomena Schwab geht Yves Bossart einem Megatrend der heutigen Zeit auf den Grund.
Literatur:
Johan Huizinga: «Homo Ludens: Vom Ursprung der Kultur im Spiel». Rowohlt, 1981. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 15.12.2019 3sat Original-TV-Premiere So. 06.10.2019 SRF 1 Demos, Sitzblockaden, Ausschreitungen – Wo endet der zivile Ungehorsam?
Folge 38Ziviler Ungehorsam hat eine lange Tradition. Grosse gesellschaftliche Veränderungen sind nicht selten über solche Bürgerproteste erkämpft worden – denken wir an den Widerstandskämpfer Gandhi, die griechische Antigone, den Aussteiger Henry David Thoreau oder an Rosa Parks, die mit ihrer Weigerung, ihren Sitzplatz einem weissen Fahrgast zu überlassen, der Bürgerrechtsbewegung in den USA zum Durchbruch verhalf. Doch heiligt der Zweck alle Mittel? Muss Protest gewaltfrei bleiben? Und wann wird Widerstand zur Pflicht, wie Bertold Brecht einst fragte? Der Sozialphilosoph Robin Celikates ist ein ausgewiesener Kenner des «Zivilen Ungehorsams». Er sieht in solchen sozialen Bewegungen eine Chance, Probleme auf den Tisch zu bringen, die von der Politik zu lange ignoriert wurden. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 24.11.2019 3sat Original-TV-Premiere So. 13.10.2019 SRF 1 Brauchen wir neue Helden?
Folge 39«Einzig der freie Markt und die Demokratie bringen Wohlstand und Zufriedenheit.» Dieser Glaubenssatz war jahrzehntelang eines der Leitmotive der Gesellschaft. Das Versprechen lautete: Wer durch seine Arbeit Wohlstand erreicht und seine Meinung frei äussern kann, wird glücklich.
Dieses Versprechen gilt heute nicht mehr für alle. Die Wachstumsraten bleiben in entwickelten Staaten flach; der Mittelstand profitiert kaum noch. Die Globalisierung produziert auch Verlierer. Kurz: Die Gesellschaft muss sich neu erfinden. Doch wie soll das gehen? Die Elitenratlosigkeit spiegelt sich in der Unsicherheit im Volk. Der Philosoph Dieter Thomä hofft in dieser Lage auf neue Heldinnen und Helden, die sich mutig der Sache der Demokratie verschreiben. Die Soziologin Cornelia Koppetsch ist skeptisch und verlangt, dass gerade die Elite vom hohen Ross steigt und neu über den Gesellschaftsvertrag nachdenkt.
Literatur:
- Cornelia Koppetsch: «Die Gesellschaft des Zorns – Rechtspopulismus im globalen Zeitalter». Transcript, 2019;
- Dieter Thomä: «Warum Demokratien Helden brauchen». Ullstein, 2019; und
- Dieter Thomä: «Puer Robustus – Eine Philosophie des Störenfrieds». Suhrkamp, 2018. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 01.12.2019 3sat Original-TV-Premiere So. 20.10.2019 SRF 1 Humboldt – Vordenker der Klimaproteste?
Folge 40Alexander von Humboldt war ein Getriebener: Er bereiste um 1800 die halbe Welt, bestieg die höchsten Berge und experimentierte am eigenen Körper. Er entdeckte Tausende neue Pflanzen und Tiere, die Klima- und Vegetationszonen, den Humboldt-Strom und die Humboldt-Pinguine. Alle wollten den Superstar treffen: Charles Darwin, Johann Wolfgang von Goethe, Thomas Jefferson.
Humboldt kritisierte die Ausbeutung des Menschen und der Natur und etablierte ein neues Naturverständnis. Die Natur war für ihn keine Ressource, sondern ein lebendiger Organismus, ein fragiles Netz. Haben wir Humboldts Einsichten, 250 Jahre nach seiner Geburt, vergessen? Und kann sein ganzheitliches Naturverständnis helfen, die Klimakatastrophe abzuwenden? Yves Bossart im Gespräch mit der Historikerin und preisgekrönten Humboldt-Biografin Andrea Wulf.
Literatur:
- Andrea Wulf: «Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur». Alfred A. Knopf, Inc., 2016. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 08.12.2019 3sat Original-TV-Premiere So. 27.10.2019 SRF 1 Jill Lepore: Die Idee der USA – Und was aus ihr wurde
Folge 41«This is not America»: Diese Titelzeile eines alten David-Bowie-Songs benennt heute eine weltweit geteilte Sorge: Was ist nur aus den USA geworden? Nicht erst mit der Amtsübernahme von Donald Trump erscheinen die Vereinigten Staaten als eine innerlich tief zerrissene Nation. Waren sie das nicht schon von Beginn an? Welcher Weg führte von der Sklaverei in den heutigen Alltagsrassismus? Von den «Gründervätern» zu #MeToo? Von Obama zu Trump? Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger analysiert die Historikerin Jill Lepore, Harvard-Professorin und Edelfeder des Magazins «The New Yorker», worauf der amerikanische Traum eigentlich beruht, welche Faktoren ihn derzeit am stärksten bedrohen und warum ausgerechnet das Silicon Valley zum Totengräber der freien Welt werden könnte.
Literatur:
- Jill Lepore: «Diese Wahrheiten – Geschichte der Vereinigten Staaten». C.H. Beck, 2019. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 22.12.2019 3sat Original-TV-Premiere So. 03.11.2019 SRF 1 Die Befreite: Was Simone de Beauvoir wirklich wollte
Folge 42«Man wird nicht als Frau geboren, man wird zu ihr gemacht», so lautet einer der Kernsätze aus Simone de Beauvoirs Werk «Das andere Geschlecht». Vor genau siebzig Jahren erschienen, markiert dieses Buch einen Meilenstein in der Geschichte des Feminismus und machte seine Autorin endgültig zu einer globalen Kultgestalt.
Doch bereits zuvor war Simone de Beauvoir als Lebens- und Denkgefährtin von Jean-Paul Sartre zur Ikone eines neuen, freiheitssehnenden Lebensentwurfes geworden, der in der Denkströmung des Existentialismus seine gedankliche Rechtfertigung fand. In ihrem jüngst erschienenen Buch «Becoming Beauvoir» legt die britische Philosophin Kate Kirkpatrick nun Aspekte in de Beauvoirs Biografie frei, die zu einem neuen Verständnis des Existentialismus führen, wie auch zur Neubewertung von Simone de Beauvoirs Lebensweg, der im 20. Jahrhundert unser Bild einer öffentlichen Intellektuellen massgeblich geprägt hat. Im Gespräch mit Wolfram Eilenberger erklärt Kate Kirkpatrick, weshalb Simone de Beauvoir insbesondere als Philosophin bis heute erst eigentlich entdeckt werden muss.
Literatur: Kate Kirkpatrick: Becoming Beauvoir: A Life. Bloomsbury Academic, 2019 (erscheint auf Deutsch im April 2020). (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 19.07.2020 3sat Original-TV-Premiere So. 10.11.2019 SRF 1 Wie viel Wachstum darf noch sein? Der Philosophische Stammtisch
Folge 43Im Kapitalismus müssen Unternehmen Gewinn machen, um zu überleben. Der Wettbewerb zwingt sie ständig zu mehr Leistung. Gleichzeitig ist Wachstum darauf angewiesen, dass immer mehr konsumiert wird. Die Werbeindustrie schafft künstliche Bedürfnisse, die Ressourcen der Welt werden knapper.
Die Postwachstumsökonomie fordert deshalb einen radikalen Systemwechsel und eine vom Wachstumszwang befreite Wirtschaft, die den Planeten Erde schont und die zugleich sozial, fair und nachhaltig ist.
Wie viel Wachstum erträgt die Erde? Braucht es einen radikalen Systemwechsel? Und von allen den totalen Verzicht? Und zu welchem Preis?
Yves Bossart diskutiert am Philosophischen Stammtisch mit dem Postwachstumsökonomen Niko Paech, den Philosophinnen Katja Gentinetta und Simone Rosa Miller und dem Ökonomen Reiner Eichenberger.
Weitere Gäste in der Sendung sind: Alexandra Gavilano, Umweltwissenschaftlerin, Klimaaktivistin und Mitglied von Extinction Rebellion und Matthias P. Müller, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler, Vizepräsident Jungfreisinnige Schweiz. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 12.01.2020 3sat Original-TV-Premiere So. 24.11.2019 SRF 1 Igor Levit: Das Klavier, der Tod und die Politik
Folge 44«Die Zeit, in der man passiv sein konnte, ist für fast alle vorbei.» Aus dieser Einsicht folgt für den Ausnahmepianisten Igor Levit ein verändertes Rollenverständnis. Fern klassischer Beschreibungen und Erwartungen durchbricht der 32-jährige Deutsch-Russe die Grenze zwischen Kunst und Engagement, Auftritt und Haltung, Konzertsaal und Fussgängerzone. So virtuos und intensiv sein Spiel, so entschieden und emotional auch seine politischen Statements. Levits Beethoven-Interpretationen sind bereits jetzt legendär. Gleiches gilt für die Einträge auf seinem äusserst intensiv bespielten Twitter-Account @igorpianist.
Warum Künstlerinnen und Künstler gerade heute eine entschieden politische Verantwortung haben, welche Rolle der Sprache der Musik dabei zukommt und wie man mit Beethovens Neunter gegen den Brexit demonstriert, das alles und noch viel mehr erläutert Levit im Gespräch mit Wolfram Eilenberger. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 19.01.2020 3sat Original-TV-Premiere So. 01.12.2019 SRF 1 Moral total? Über neue Massstäbe in Sprache, Politik und Kunst
Folge 45Jüngstes Beispiel: Der Literaturnobelpreis 2019 ging an den österreichischen Schriftsteller Peter Handke. Seit der Verkündung wird die Kritik an der Entscheidung der Jury immer lauter und drängt Worte des Lobes zunehmend zurück. Hauptstreitpunkt ist Handkes Parteinahme für die serbischen Nationalisten während der Jugoslawien-Kriege in den 1990er-Jahren, die ihn nun des Nobelpreises nicht würdig erscheinen lässt.
In Museen werden Werke wie jene von Balthus weggehängt, weil sie anstössig wirken. Kinderbücher verschwinden aus den Schulzimmern, weil sie als rassistisch beurteilt werden. Und im Namen der Emanzipation wird die Sprache zum zentralen Kampfplatz.
Doch wo liegt die Grenze zwischen moralischen Einwänden und dem Moralisieren? Wie ist es zu erklären, dass heute Progressive auf Moral pochen und sich Konservative dagegen wehren? Die moralisierende Linke: eine plötzlich verkehrte Welt? Und steht mit der allgegenwärtigen ökologischen Frage eine weitere Gesamtmoralisierung der menschlichen Existenz an, weitab einer Utopie eines befreiten Daseins?
Wolfram Eilenberger diskutiert mit der österreichischen Philosophin Lisz Hirn und dem deutsch-amerikanischen Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 02.02.2020 3sat Original-TV-Premiere So. 08.12.2019 SRF 1 Afrotopia – Afrikas Zukunft und Europas Vergangenheit
Folge 46In 35 Jahren werden die Afrikanerinnen und Afrikaner ein Viertel der Weltbevölkerung ausmachen. Doch schon jetzt ist die Rolle dieses Kontinents in einer globalisierten Welt neu zu begreifen – und zu definieren. Afrika, das bedeutet mehr als 50 Staaten, ein Viertel der globalen Landmasse, 60 Prozent des ungenutzten Kulturbodens, ein Drittel der weltweiten Bodenschätze – sowie eine Jahrhunderte währende Gewaltgeschichte des Kolonialismus, der Sklaverei und wirtschaftlicher Ausbeutung durch Europa und Nordamerika.
Es stellen sich Fragen, an denen sich auch Europas Zukunft entscheiden wird. Wie weiter in Afrika? Konsequente Besinnung auf eigene Quellen und Traditionen oder dynamischer Anschluss an westliche Denk- und Wirtschaftsmodelle? Über Ziele und Voraussetzungen eines neuen, nicht zuletzt auch philosophisch selbstbewussten afrikanischen Wegs diskutiert Wolfram Eilenberger mit der deutsch-kamerunischen Unternehmerin und Magazingründerin Veye Tatah sowie dem Kulturjournalisten René Aguigah mit togolesischen Wurzeln. (Text: SRF)Original-TV-Premiere So. 15.12.2019 SRF 1 Reichtum: Warum er fasziniert, warum er irritiert
Folge 47In der Weihnachtszeit sind die Kontraste besonders gross: Zuhause ein Stapel Spendenaufrufe voller Bilder notleidender Menschen und an Heiligabend wird der Geschichte des Kindes in seiner spärlichen Holzkrippe gelauscht. Daneben liegen unter dem Christbaum prächtige Geschenke und es gibt ein edles Mahl. Und kurz vor Weihnachten präsentiert das Wirtschaftsmagazin Bilanz in alljährlicher Tradition 300 Schweizerinnen und Schweizer, die wie Dagobert Duck im Geld schwimmen könnten.
Für den Philosophen Christian Neuhäuser ist Reichtum ein moralisches Problem: Jene, die weniger haben, seien vom kulturellen Leben oft ausgeschlossen, und die Reichen erkauften sich politische Macht und untergraben damit die Demokratie. Der Ethiker Markus Huppenbauer findet Reichtum nicht zwingend problematisch. Ganz im Gegenteil: «Ungleichheit kann moralisch legitim sein. Denn es wäre unfair, von jemandem, der viel geleistet oder investiert hat, Gleichheit zu fordern.» Und Karin Stüber, Präsidentin der Mercedes Benz Automobil AG und selbst auf der Liste der 300 reichsten Schweizerinnen und Schweizer, glaubt, dass reiche Menschen unkompliziert und schnell da helfen können, wo der Staat keine Möglichkeit hat. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 23.02.2020 3sat Original-TV-Premiere So. 22.12.2019 SRF 1 Annemarie Pieper: Die Wogen des Lebens
Folge 48Mit 60 Jahren hatte Annemarie Pieper die Nase voll, wie sie selbst sagt. Sie verliess die Universität Basel, um fortan Romane zu schreiben. Doch selbstverständlich geht es auch in ihrem belletristischen Werk um philosophische Fragen, denn schliesslich hatte Annemarie Pieper über zwanzig Jahre lang Philosophie gelehrt. Sie weiss, dass man das Leben nur planen kann, wenn man über dessen Absurdität diskutiert, und dass es gut ist, einen Plan B zu haben. Zum Jahreswechsel spricht Barbara Bleisch mit Annemarie Pieper über Lebensentwürfe, Solidarität und falsch verstandene Freiheit. (Text: SRF)Deutsche TV-Premiere So. 08.03.2020 3sat Original-TV-Premiere So. 29.12.2019 SRF 1
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