2018, Folge 842–861

  • Folge 842 (90 Min.)
    Geld regiert die Welt. Und wenn wir ehrlich sind: Wer wäre nicht gerne reich? Wer Geld hat, kann sich alles leisten. – Aber heißt das auch, dass Reiche sich alles erlauben dürfen? Geld und Macht gehören zusammen. Die Mächtigen sind wohlhabend und die Reichen haben Ansehen und Einfluss. Aber gehen Reichtum und Status nur mit zahlreichen angenehmen Privilegien einher? Oder besteht auch eine Pflicht zur Verantwortung für Umwelt und Mitmenschen? Oft wirken Reiche egoistisch auf andere. Viele scheinen angetrieben vom Fokus auf Geld, Konsum und Besitz. Ist es nicht ungerecht, dass denjenigen, die ohnehin schon alles haben, auch noch sämtliche Türen offenstehen? Dass sie oft als Gewinner durchs Leben gehen, scheinbar mühelos – und oftmals auch rücksichtslos? Das gängige Vorurteil: Reiche Menschen denken, ihnen gehöre die Welt.
    Doch gleichzeitig blicken wohl die meisten von uns nicht ganz ohne Neid auf die Besserverdiener. Wir beobachten die Reichen und Schönen und träumen uns manchmal selbst in ein Jetset-Leben. Denn für viele Menschen ist es das Ziel im Leben, einmal ausgesorgt zu haben. So viel zu verdienen, dass ein sorgloses und luxuriöses Dasein möglich ist. Doch bedeutet viel Geld wirklich automatisch ein sorgenfreies Leben? Welchen Stellenwert nimmt Geld in unserer Gesellschaft ein? Kann man sich alles erkaufen, wenn nur der Preis stimmt? Und was macht Geld mit dem Charakter der Menschen? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 22.06.2018SWR Fernsehen
  • Folge 843 (90 Min.)
    Stundenlang gequält, dann grausam ermordet und die Leiche im Keller einbetoniert – wenn die Handschellen beim eigenen Nachbarn klicken, der sonst immer so freundlich im Treppenhaus gegrüßt hat, löst das ein Gefühl der Beklemmung aus. Geradewegs wird uns vor Augen geführt, wie sehr wir uns doch in Menschen täuschen können. Und wie schnell wir selbst Opfer perverser, furchtbarer Taten werden können. Das Düstere hat viele Gesichter. Unvorstellbare Verbrechen wie der Kannibalenmord von Rotenburg oder die über Monate von einem Ehepaar gefolterten Opfer aus Höxter lassen perfideste psychische Abgründe zu Tage treten.
    Sie geben immer wieder neue Rätsel auf, was Menschen wohl dazu bringt, ihre grauenvollen Fantasievorstellungen wirklich in die Tat umzusetzen. Etwa 500.000 Psychopathen leben in Deutschland, so die Erkenntnis von Neurowissenschaftlern. Aber bei weitem nicht jeder mit einer Persönlichkeitsstörung wird zum Mörder oder Vergewaltiger. Psychologen suchen nach Erklärungen, warum das Böse bei manchen mehr Macht zu haben scheint als das Gute.
    Aber auch für Kriminalpsychiater ist nicht jedes perfide, sadistische und krankhafte Verhalten schlüssig und einfach erklärbar mit schwierigen Kindheitserlebnissen oder einer Reaktion auf soziale Ausgrenzung. Welche Umstände müssen zusammenkommen, damit der eigentlich friedliebende Kollege zum brutalen Mörder wird? Ist das Böse in uns eine naturgegebene Eigenschaft, die in jedem schlummert? Und sind krankhafte, trieborientierte Täter jemals resozialisierbar? „Gesichter des Bösen – kann jeder zum Täter werden?“ im Nachtcafé. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 29.06.2018SWR Fernsehen
  • Folge 844 (90 Min.)
    Egal ob Fragen wie: „Was ist Ihnen in einer Partnerschaft am wichtigsten?“ Oder: „Was muss Ihr Traumpartner mitbringen?“ – Immer wieder lautet die Antwort: Treue. Bei der Hochzeit versprechen sich Paare nicht nur immerwährende Liebe, sondern sprechen auch ein Treuegelübde. Aber auch in Beziehungen ohne Trauschein scheint Treue ein in Stein gemeißeltes Gesetz. Das Fundament, auf dem eine funktionierende Beziehung zu stehen hat. Treue bedeutet Verlässlichkeit, Vertrauen und Exklusivität: Ich verspreche, nur eine Person zu lieben und habe die Gewissheit, meinen Partner nicht teilen zu müssen.
    Und doch wird dieses Versprechen allzu häufig gebrochen. Dabei fängt Untreue für manche erst beim Seitensprung an, während andere sich schon beim Fremdflirten betrogen fühlen. So oder so, Untreue ist der Trennungsgrund Nummer 1. Aber muss Untreue zwangsweise das Beziehungsende bedeuten? Schließlich gibt es viele Paare, die einen Seitensprung überwinden und trotzdem oder genau deswegen weiterhin zusammen sind. Und so manche eingeschlafene Beziehung wird durch eine solche Erfahrung sogar ganz neu belebt.
    Braucht es Treue also überhaupt? Ist Monogamie ein Mythos? Kritiker sagen: Treue zeugt von Besitzansprüchen, ist unnötig, überholt und langweilig. Zahlreiche Menschen unterwerfen sich dem Diktat der Treue nicht: Ob offene Beziehung, mehrere Partner gleichzeitig oder lieber gleich nur Affären und OneNight-Stands. – Alles nur Ausnahmeerscheinungen oder ein zeitgemäßerer Umgang mit Liebe und Partnerschaft? Steht und fällt mit Treue oder Untreue tatsächlich der Wert einer Beziehung? Wofür ist Treue gut? Und hat sie Zukunft? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 06.07.2018SWR Fernsehen
  • Folge 845 (90 Min.)
    Rätselhafte Lichter und Objekte kreisen am Himmel, Gegenstände bewegen sich durch Gedankenkraft, Poltern und laute Schritte auf dem Dachboden, obwohl kein Mensch da ist? Sind es Verstorbene, die den Kontakt zu uns suchen? Übersinnliche Phänomene und der Glaube an die Welt der Geister sind so alt wie die Menschheit selbst. Es sind Dinge, die das menschliche Auge nicht erfassen und der Verstand nicht erklären kann. Sehr viele beschäftigen sich mit unheimlichen Vorkommnissen und der möglichen Existenz von Überirdischem. Laut einer Umfrage sind etwa 40 Prozent der Deutschen davon überzeugt, dass es irgendwo da draußen außerirdische intelligente Wesen geben muss.
    Auch der Esoterik-Markt boomt. Auf der Suche nach Sinn und Seelenheil sind viele überzeugt, dass es noch mehr gibt zwischen Himmel und Erde. Sie glauben an höhere Mächte und Schutzengel, pilgern zu Schamanen und geben viel Geld aus für magische Engelkarten und Heilsteine. Die Sehnsucht nach einem höheren Ordnungsprinzip ist ungebrochen. Genaue Zahlen, wie viel Geld auf dem hart umkämpften Esoterik-Markt verdient wird, gibt es nicht.
    Schätzungen sprechen von rund 20 Milliarden Euro Jahresumsatz allein in Deutschland. Und das, obwohl oder vielleicht auch gerade weil wir in einer Welt leben, die von Technik und Wissenschaft geprägt ist. Ist es Seelsorge oder Scharlatanerie, wenn jemand angeblich den Kontakt zu Toten aufnimmt? Gibt es Geister und Dämonen oder entspringt das alles nur unserer Fantasie? Wie umgehen mit suspekten Erlebnissen, für die es keine Erklärung gibt? „Ufos, Geister, Engel – ich sehe was, was Du nicht siehst …“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 13.07.2018SWR Fernsehen
  • Folge 846 (90 Min.)
    Nach dem eigenen Tod noch ein Leben retten? Es klingt so einfach und so positiv, doch die Zahl der Organspender sinkt in Deutschland seit Jahren. Das Thema ist mit vielen Fragen, Zweifeln und Ängsten verbunden. Aktuell benötigen hierzulande mehr als 10.000 Menschen ein Spenderorgan. Für sie ist ein Spenderherz, eine Lunge oder eine Niere überlebenswichtig, die letzte Chance. Nicht selten vergehen Jahre des bangen Wartens und Hoffens für diese Patienten, ein grausamer Wettlauf gegen die Zeit. Mit einer Transplantation bekommen sie ein neues Leben geschenkt. Doch warum ist die Bereitschaft in der Bevölkerung zur Organspende so niedrig? Neben Schlagzeilen über Organspende-Skandale und Wartelisten-Betrug schockieren auch Fälle von Angehörigen, die von ganz persönlichen Negativ-Erfahrungen mit Organspende berichten.
    Sind die Ängste vieler, unfreiwillig zu einer Art menschlichem Ersatzteillager zu werden, nicht auch ernst zu nehmen? Viele ethische Fragen stellen sich in diesem Zusammenhang: Was ist die Definition von Hirntod? Wann hört ein Mensch auf zu leben? In jedem Fall ist es eine Entscheidung über Leben und Tod, mit der sich viele Menschen nicht gerne auseinandersetzen.
    Dabei ist Aufklärung notwendig, um die richtige Entscheidung treffen zu können. Nur 40 Prozent der Deutschen haben einen Organspender-Ausweis. Nun versucht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mehr Menschen dazu zu bewegen, schon zu Lebzeiten die Entscheidung zu treffen, ob man Spender sein möchte oder nicht, so wie es in anderen Ländern bereits geregelt ist. Was gilt es bei Organspenden zu beachten? Wie berechtigt sind die Ängste? Und wo liegen Chancen? „Organspende – von Zweifeln und Hoffnung“, das ist das Thema am 20. Juli 2018 bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 20.07.2018SWR Fernsehen
  • Folge 847 (90 Min.)
    Die Tage sind lang, die Luft flirrend heiß, die Nächte lau – es ist dieses unvergessliche Lebensgefühl, das eigentlich nie enden sollte. Lagerfeuer am See, Sterne am Himmel, barfuß am Strand – jeder Sommer hat seine eigene Geschichte. Weißt Du noch, damals …. Der Campingurlaub in Italien, der mit vielen Mückenstichen begann und im absoluten Chaos endete. Oder der Motorradtrip auf Korsika, als nach dem Nacktbaden in der einsamen Bucht die Klamotten weg waren. Dann gibt es aber genau diesen einen Sommer, der sich tief ins Gedächtnis eingegraben hat, weil er unser Leben auf den Kopf gestellt hat.
    Nicht nur für ein paar unvergessliche Momente, sondern für immer. Sonne, Salz auf der Haut, Herzklopfen – wenn aus langen Gesprächen im Liegestuhl und dem gemeinsamen Blick auf Wellen und Vollmond nicht nur ein Urlaubsflirt, sondern die Liebe fürs Leben wird. Oder wenn aus der Leichtigkeit einer Ferienlaune heraus, cocktailtrinkend am Swimmingpool, eine Geschäftsidee geboren wird, die zum Verkaufsschlager wird und die erste Million aufs Konto spült. Doch was als unvergesslicher Urlaub beginnt, kann sich auch zum Albtraum entwickeln.
    Da ist die verhängnisvolle Reise nach Rhodos, bei der die kleine Tochter spurlos aus dem Ferienhotel verschwindet und bis heute nicht aufgetaucht ist. Oder das Ende eines Surfurlaubs auf Bali, als bei der jungen Touristin plötzlich am Flughafen die Handschellen klicken und die verzweifelten Eltern seit Jahren vergeblich um die Freilassung ihrer Tochter kämpfen. Gefährlicher Leichtsinn, große Gefühle, bittere Enttäuschung – „Der Sommer, der alles verändert hat“ – das Thema im Nachtcafé. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 27.07.2018SWR Fernsehen
  • Folge 848 (90 Min.)
    Gewissensentscheidung
    Die Menschen treffen täglich zahlreiche Entscheidungen. Doch manche Entscheidungen verlangen ihnen alles ab. Ein Abwägen zwischen richtig und falsch, zwischen Loyalität und Gerechtigkeit oder zwischen Sicherheit und Moral. Für die Liebe das alte Leben hinter sich lassen? Für Gerechtigkeit seinen Arbeitsplatz aufs Spiel setzen? Oder für das Wohl anderer die eigene Sicherheit aufgeben? Alles Gewissensentscheidungen, die wohl niemand ohne Weiteres treffen möchte. Es sind Abwägungen, die ein großes Ringen mit sich selbst erfordern. Häufig geht es um ein moralisches Dilemma, in dem sowohl die eine als auch die andere Wahl ihren Preis hat. Es stellen sich Fragen, darunter: Wie weit gehe ich? Und: Was bin ich bereit, aufzugeben? Wie sehr muss jemand mit sich ringen, dessen schwerkranker Ehepartner ihn bittet, Sterbehilfe zu leisten? Und wie stark hadert eine Frau, die sich entscheidet, ihr Kind zur Adoption freizugeben, um ihm ein besseres Leben zu ermöglichen? Warum stehen manche Menschen für ihre Überzeugungen ein, egal welchen Preis sie dafür zahlen müssen? Prangern zum Beispiel Missstände in ihrem Beruf an, obwohl ihnen dafür die Kündigung droht? Oder warum geben andere ihr komfortables Leben auf, um sich für Menschen in Not einzusetzen? Bewegt sie ihr Gewissen, eine innere Überzeugung? Wie trifft man existenzielle Entscheidungen? Und welche Rolle spielt dabei das Gewissen? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 14.09.2018SWR Fernsehen
  • Folge 849 (90 Min.)
    Wer soll das noch bezahlen? Der Wohnungsmarkt ist völlig aus den Fugen geraten. Wer derzeit eine Wohnung sucht, ist nicht zu beneiden – vor allem in den Großstädten etwas zu finden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, egal ob zur Miete oder zum Kauf. Höhere Nachfrage – höhere Preise. Und so wohnen sich Arm und Reich immer weiter auseinander. Alleinerziehende leben mit ihren Kindern wie in einer Schuhschachtel, hingegen ältere alleinstehende Menschen oft in viel zu großen Wohnungen, auf die Familien so dringend warten. Wer das Glück hat, einen Vermieter zu haben, der nur selten die Miete erhöht, der bleibt in seiner Wohnung. Zwar boomt der Wohnungsbau, doch reicht das längst nicht. Neben dem Drang vor allem jüngerer Leute in die Ballungszentren haben auch Zuwanderung und eine wachsende Bevölkerung zu einem höheren Bedarf geführt.
    Seit 1990 ist der Bestand an Sozialwohnungen um 60 Prozent gesunken, insgesamt werden pro Jahr 70.000 Wohnungen zu wenig gebaut. Dafür steigen die Baukosten aufgrund staatlicher Auflagen, besonders die Bauvorschriften für eine bessere Energieeffizienz schlagen enorm zu Buche. Spekulanten treiben Immobilienpreise und Mieten ins Unermessliche, langjährige Mieter sind mit den Nerven am Ende, weil sie nach einer Komplettsanierung ihre Wohnung nicht mehr bezahlen können – doch wo sollen sie hin? Das Problem ist längst bekannt, verbessert hat sich jedoch bislang nur wenig. Wohnen wird immer mehr zur neuen sozialen und existenziellen Frage. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 21.09.2018SWR Fernsehen
  • Folge 850 (90 Min.)
    Ein nach der Geburt freudig ausgerufenes „Ganz der Vater!“ erfüllt mit Stolz. Ein im Streit geäußertes „Du bist genau wie deine Mutter!“ hingegen kann eine verletzende Beleidigung sein. Eltern und Kinder haben ein Band fürs Leben, das nicht immer ganz unkompliziert ist … Wir alle lernen als Kinder zuerst von unseren Eltern. Sie geben uns Regeln und Werte mit auf den Weg und bereiten uns aufs Leben vor. Kinder ahmen ihre Eltern nach, häufig sind Vater und Mutter das größte Vorbild. So gibt es viel Gleichheit zwischen den beiden Generationen. Das gilt neben dem Aussehen oft auch für Interessen und Berufswahl – aber auch für Laster und Charakterschwä-chen.
    Der Apfel fällt eben bekanntlich nicht weit vom Stamm … oder doch? Einige scheinen gleich von einem ganz anderen Baum gefallen zu sein. Denn neben Ähnlichkeiten gibt es auch zahlreiche Unterschiede zwischen Eltern und ihren Kindern. Und das Verhalten von Mutter und Vater kann bei den Sprösslingen sogar in den unbändigen Wunsch nach Abgrenzung umschlagen: Manche Kinder stemmen sich mit aller Kraft dagegen, so zu leben wie ihre Eltern. So kommt es zu Lebensentwürfen, die nicht unterschiedlicher sein könnten.
    – Reibungspunkte inklusive. Doch werden wir alle spätestens mit zunehmendem Alter unseren Eltern immer ähnlicher? In Teilen leben wir nach, was sie uns vorleben und häufig wiederholen wir Muster und auch Fehler unserer Eltern – bewusst oder unbewusst. Ist das Eltern-Kind-Verhältnis ein lebenslanges Pendeln zwischen Nachahmung und Abgrenzung? Und werden wir am Ende doch alle wie unsere Eltern – ob wir wollen oder nicht? „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm?“, das ist das Thema am 28. September 2018 bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 28.09.2018SWR Fernsehen
  • Folge 851 (90 Min.)
    Inkontinenz, Geschwisterinzest oder Pornosucht – wer spricht in seinem Freundeskreis schon ganz offen und unverblümt über solch intime Details? Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Tabus, es sind die ungeschriebenen Gesetze und Benimmregeln unseres Zusammenlebens. Wer dagegen verstößt, wird abgestraft und ausgegrenzt. Bereits Kleinkinder lernen, was „richtig“ ist, was man nicht machen und sagen darf. Wer das Tabu bricht, erntet nicht nur betretenes Schweigen, Kopfschütteln oder scharfe Blicke, sondern riskiert auch, dass sich sein Umfeld von ihm distanziert.
    Und so schweigt die Managerin darüber, dass sie seit Jahren nur mit der täglichen Dosis Kokain ihren Job durchstehen kann. Ebenso der Nachbar, der hinter den Vorhängen mit seiner lebensechten Silikonpuppe auf dem Sofa vor dem Fernseher sitzt – keiner von ihnen wird aus Scham und Angst, sein Gesicht zu verlieren, darüber seinen Kollegen berichten. Dabei sind doch die Ideale unserer Gesellschaft Toleranz, Offenheit und Vielfalt. Und trotzdem löst es eine Medienwelle aus, wenn sich ein ehemaliger Fußballprofi als homosexuell outet.
    Oder sich eine Autorin über ihre Körpersäfte auslässt. Dennoch gibt es Demonstrationen, wenn Grundschüler über Transsexualität aufgeklärt werden sollen oder religiös besetzte Symbole karikiert werden. Was bei uns in Deutschland vielleicht längst kein Tabu mehr ist, kann hingegen in anderen Kulturen unter Umständen lebensbedrohlich sein. Im Nachtcafé reden wir, worüber andere schweigen: „Die letzten Tabus – was keiner wissen darf.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 05.10.2018SWR Fernsehen
  • Folge 852 (90 Min.)
    Was zählt für mich im Leben? Viele von uns stellen sich diese Frage. Doch was wirklich wichtig ist, das erkennen wir oftmals erst spät. – Und manchmal auch zu spät. Karriere, Erfolg und Anerkennung im Berufsleben? Oder Familie, eigene Kinder und ein Häuschen im Grünen? Was ist es, was uns erfüllt und glücklich macht? Die meisten von uns wünschen sich, etwas zu hinterlassen, einen Fußabdruck. Und Menschen, die sich gerne an uns zurückerinnern, wenn wir einmal nicht mehr da sind. Fällt es im Angesicht des nahenden Endes leichter, zu erkennen, was uns wirklich wichtig ist? Wie nutzt jemand, der schwer krank ist und nur noch wenige Jahre oder gar Monate zu leben hat, seine verbleibende Zeit? – Nur mit Dingen, die ihn glücklich machen? Stellt eine schwerwiegende Diagnose das bisherige Leben in Frage und vielleicht sogar völlig auf den Kopf? Wie blickt ein hoch betagter Mensch am Ende seines Lebens zurück auf das, was war? Was war ihm wichtig – und hat er genau das auch gelebt? Was, wenn man am Lebensende erkennt, dass man auf das falsche Pferd gesetzt hat, Dinge verpasst hat, Chancen ungenutzt verstreichen ließ? Bereut man in Anbetracht der schwindenden Zeit die verpassten Möglichkeiten? Kann man sie nachholen? Oder muss man sich damit abfinden, dass es für manche Chancen einfach zu spät ist? Mit etwas Glück können Angehörige manche Wünsche eines geliebten Menschen auch noch nach seinem Tod erfüllen.
    Wenn sie zum Beispiel seine Lebensaufgabe zu ihrer eigenen machen und sie in seinem Sinne und in seinem Andenken weiterführen. Etwas, das bleibt. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 12.10.2018SWR Fernsehen
  • Folge 853 (90 Min.)
    „Ich würde alles darum geben, damit diese Ungewissheit endlich ein Ende hat!“ Den Ausgang nicht zu kennen, sich tage- und nächtelang Sorgen zu machen, keine klare Antwort in ungewissen Situationen zu bekommen – dieser Zustand ist nicht nur enorm belastend, er kann auf Dauer krank machen und zermürben. Da ist die kleine Tochter, die plötzlich spurlos verschwindet und eine Mutter zurücklässt, die fast wahnsinnig wird vor Schmerz und dem Gefühl von Ohnmacht. Oder der junge Mann, der durch Zufall erfährt, dass er ein Samenspenderkind ist und nun verzweifelt nach seinem Vater und seinen Wurzeln sucht.
    „Sie haben Krebs!“ Kaum hat der Arzt diese Diagnose ausgesprochen, kommen sofort Ängste hoch vor Lebensbedrohung, Schmerzen und vor dem Sterben hoch. Wie lange bleibt mir noch? Schlägt die Therapie an? Was wird aus meinen Liebsten? Das Bedürfnis nach Sicherheit und unumstößlichen Fakten, auf die wir uns jederzeit verlassen können, ist tief in uns verankert. Aber nix ist fix – das gilt heutzutage auch immer mehr im Berufsleben. Kurzzeitverträge sind zum Normalfall geworden. Planbarkeit? Fehlanzeige. Ungewissheit hat aber nicht immer nur negative Aspekte, sie kann auch anspornen, neue Ideen und Perspektiven zu entwickeln. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 19.10.2018SWR Fernsehen
  • Folge 854 (90 Min.)
    Fast jeder fünfte Deutsche bekommt mindestens einmal in seinem Leben eine Depression. Gleichzeitig wird die Erkrankung noch immer häufig unterschätzt, nicht erkannt oder nicht ernst genommen. Die Zahl der Menschen mit Depressionen steigt weltweit. Laut Weltgesundheitsorganisation ist die Depression heute die häufigste Ursache für eine Lebensbeeinträchtigung. Dabei kann die Krankheit in nahezu jedem Lebensalter einschlagen, Depressionen treffen Schulkinder wie Rentner. Trotzdem wird die Krankheit nicht selten verschwiegen, oft nicht ernst genommen. Depressionen sind trotz ihrer Häufigkeit und Schwere noch immer eine sehr vorurteilsbelastete Erkrankung. In unserer Leistungsgesellschaft gilt sie schnell als Stigma.
    Viele Betroffene reden nicht über ihre Beschwerden und schämen sich sogar dafür. So bleibt das Problem oft unerkannt und somit der Betroffene ohne Hilfe. Häufig mit dramatischen Folgen, wenn für Leidtragende irgendwann alles ausweglos erscheint. Was bedeutet das Leben mit Depressionen für den persönlichen Alltag, für Beruf und Familienleben? Wie ist es, als Kind eines depressiven Elternteils aufzuwachsen? Und wie gehen Partner und Angehörige richtig mit der Erkrankung um? Wie bewältigt man ein Leben mit Depressionen und was hilft Betroffenen raus aus der Dunkelheit? „Leben mit der Dunkelheit – Volkskrankheit Depression“, das ist das Thema am 26. Oktober 2018 bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 26.10.2018SWR Fernsehen
  • Folge 855 (90 Min.)
    Für Dich soll’s rote Rosen regnen … wer frisch verliebt ist, blendet gerne aus, dass die Liebe auch einen ganzen Strauß an Hindernissen und Hürden bereithalten kann. Denn im Alltag sind wir, oft schneller als uns lieb ist, mit ungeahnten Schwierigkeiten konfrontiert. Wenn die Schwiegermutter als Pflegefall plötzlich ins Haus einzieht, der Alkohol zum besten Freund des Partners wird oder das erste gemeinsame Kind die Liebe auf eine harte Probe stellt. Besonders Patchworkfamilien können ein Lied davon singen, wie belastend das Gerangel um Aufmerksamkeit und Zuwendung werden kann.
    Aber auch wenn Paare ständig gegen Vorurteile ankämpfen müssen, kann dies zur Zerreißprobe für die Liebe werden. Sei es, weil ein anderer Glaube, der krasse Altersunterschied oder eine andere Kultur angeblich gegen die Beziehung sprechen. Manchmal reicht aber auch schon die Banalität des Alltags. Scheinbar ohne Grund gerät im Laufe der Jahre das solide Fundament, das man sich gemeinsam geschaffen hat, ins Wanken. Und statt tiefer Gefühle hagelt es nur noch Schuldzuweisungen und Erniedrigungen.
    Wer der Versuchung nicht widerstehen kann, ständig an seinem Partner herumzunörgeln, um ihn nach seinen Wunschvorstellungen zu schnitzen, hat gute Aussichten, in absehbarer Zeit wieder ein Leben als Single zu führen. Häufig ist es aber auch das schleichende Gift der gähnenden Langeweile, das die Beziehung langsam zersetzt. Wer dann auch noch den Partner bei einem Seitensprung erwischt, steht gekränkt und enttäuscht vor einem riesigen Scherbenhaufen. Was tun – bleiben oder gehen? „Liebe auf dem Prüfstand“ – das Thema am 9. November 2018 im NACHTCAFÉ. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 09.11.2018SWR Fernsehen
  • Folge 856 (90 Min.)
    Das Leben ist unberechenbar und stellt uns häufig vor die größten Herausforderungen. Wie gehen wir damit um? Verzweifeln wir daran oder schaffen wir den Neuanfang? Manchmal fühlt man sich wie zwischen Himmel und Hölle. Freud und Leid liegen häufig nah beieinander. Doch es fällt nicht leicht, in der größten Krise das Gute zu sehen, das kleine Quäntchen Glück im Unglück zu finden. Eine Lebensweisheit sagt: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich irgendwo eine andere. – Doch was, wenn wir die geschlossene Tür so sehr bedauern, dass wir den neuen Weg gar nicht sehen? Manchmal muss man offen sein, wenn das Leben eine zweite Chance bereithält.
    Denn aus der größten Katastrophe kann etwas Neues erwachsen. Dafür braucht es häufig harte Arbeit und einen eisernen Willen. Aber es braucht vor allem Mut und Zuversicht. Zum Beispiel wenn man sich aus denkbar schlechten Startbedingungen, aus Armut oder einem Elternhaus ohne Liebe, selbst seinen Weg in die Welt erkämpfen muss. Oder wenn der Verlust des Arbeitsplatzes zwar zunächst wie ein Weltuntergang erscheint, sich dann aber plötzlich als Chance für die wahre Berufung entpuppt.
    Wie steht jemand das Wechselbad der Gefühle durch, der innerhalb kürzester Zeit einen geliebten Menschen verliert und einen anderen in sein Leben lässt? Zum Beispiel wenn am Tag der Geburt des Wunschkindes der eigene Vater verstirbt. Oder wenn man sich entscheidet, nach der Trauer um den verstorbenen Partner einer neuen Liebe eine Chance zu geben. Was können wir tun, wenn uns das Schicksal herausfordert? Und wie gelingt es, offen für einen Neuanfang zu sein? „Wenn Glück und Unglück beieinanderliegen“, das ist das Thema am 16. November 2018 bei Michael Steinbrecher im Nachtcafé. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 16.11.2018SWR Fernsehen
  • Folge 857 (90 Min.)
    Einfach nicht normal! Sie überschreiten bewusst Grenzen, fallen unfreiwillig aus dem Rahmen oder haben ein unglaublich schweres Schicksal zu tragen: Menschen, die sich von der Masse abheben, die Außergewöhnliches durchleben müssen oder mit ihren exaltierten Lebensentwürfen polarisieren. Sei es ein Promi-Leben im ständigen Blitzlichtgewitter oder der Extremsportler mit seiner Sucht nach Rekorden: Ganz oben mitzumischen, kann Flügel verleihen und bitter sein zugleich. Höher, schneller – tot! Ungesichert am Wolkenkratzer hängend lieben die Adrenalin-Junkies das Leben am Limit, bis das Gefühl der großen Freiheit zur tödlichen Falle wird. Nichts für schwache Nerven! Das sind auch Berufe wie Bombenentschärfer, Fäkalientaucher oder Tatortreiniger.
    Nur die wenigsten können mit den täglichen Job-Herausforderungen dieser extremen Art umgehen und halten den Geruch von Körperflüssigkeiten oder Verwesung aus. Leben exzessiv! Alles, was nicht der Norm entspricht, wird neugierig, skeptisch oder herablassend beäugt. Denn normal ist, was uns im Alltag vertraut ist. Und das ist eine Frage von Messwerten, Gewohnheiten und statistischen Häufigkeiten. Wer aber 250 kg auf die Waage bringt, für den ist nicht nur jeder Schritt und Handgriff eine Qual, extremst Übergewichtige kennen die ganze Bandbreite von Vorurteilen. Kaum sind sie vor der Haustüre, werden sie zur Zielscheibe von Hohn, Spott und entgeisterten Blicken. Die Folgen für Körper und Seele sind oft fatal. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 23.11.2018SWR Fernsehen
  • Folge 858 (90 Min.)
    Beruflich scheint die Hierarchie meist ganz klar: Der Chef steht in der ersten Reihe und trifft die Entscheidungen. Doch was ist mit denjenigen, die im Hintergrund zum Erfolg beitragen? Wird die Arbeit in der zweiten Reihe genügend wertgeschätzt? Dabei kann es eine perfekte Kombination sein: Beispielsweise, wenn einer auf der Bühne steht und die Menge mitreißen kann, während ein anderer für ihn die Reden, die Witze oder die Lieder schreibt. – Ein Team auf Augenhöhe, der eine kann nicht ohne den anderen. Auch innerhalb der Familie kann es eine gefühlte oder tatsächliche Rangfolge geben. Zum Beispiel, wenn man sich immer an zweite Stelle hinter das vermeintliche „Lieblingskind“ gesetzt fühlt. Oder wenn Bruder oder Schwester durch eine schwere Erkrankung die ganze Aufmerksamkeit der Eltern benötigt.
    Stellt sich nach einem Schicksalsschlag die Frage, wer die Nachfolge im Familienunternehmen antritt, dann muss oft jemand aus der zweiten Reihe ganz plötzlich und unfreiwillig den vordersten Platz einnehmen. Steht einem Kind die große Karriere bevor, dann sind es wiederum häufig die Eltern, die aus der zweiten Reihe das Talent fördern und alles andere hintenanstellen, damit der Traum des Sprösslings wahr werden kann. Wovon hängt es ab, ob man sich wohlfühlt in der zweiten Reihe oder sich nichts sehnlicher wünscht als aus dem Schatten zu treten? Und: Kann man aus der zweiten Reihe manchmal sogar mehr bewegen als auf den vorderen Plätzen? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 30.11.2018SWR Fernsehen
  • Folge 859 (90 Min.)
    Die Adventszeit ist für viele nicht nur die Zeit der Besinnlichkeit, sondern vor allem die Angst vor dem, was unausweichlich kommen wird: Weihnachten! Auch wenn es das Fest der Liebe, der Familie und der Geborgenheit ist: Millionen Deutsche verbringen diese emotional besonders aufgeladenen Feiertage einsam und alleine zu Hause. Während an Heilig Abend aus der Nachbarswohnung glückliches Kinderlachen, fröhliche Lieder und Familientrubel zu hören sind, läuft in den eigenen vier Wänden der Fernseher als Dauerberieselung, um dem unerträglichen Alleinsein etwas entgegenzusetzen.
    Jeder zehnte Deutsche fühlt sich neuen Studien zufolge einsam. Dabei ist das Gefühl, völlig alleine zu sein, überhaupt keine Frage des Alters. In manchen Großstädten lebt bereits in mehr als der Hälfte aller Wohnungen nur eine Person. Tendenz: steigend. Und das hat Folgen, denn ungewollt einsame Menschen haben ein erhöhtes Krankheitsrisiko und eine verkürzte Lebenserwartung. Aber Einsamkeit kann auch eine Kraftquelle und eine Begegnung mit sich selbst sein. Denn was die einen als furchtbaren Zustand empfinden, ist für andere ein erstrebenswertes Ziel: Endlich mal alleine zu sein – sei es auf einer einsamen Wanderung oder während einer Auszeit von Job und Familie in der Toskana.
    Für nichts und niemanden verantwortlich zu sein, außer für sich selbst – dieses Gefühl kann nicht nur befreiend, sein, selbst gewähltes Alleinsein kann auch eine heilende Wirkung haben. „Einsamkeit – wenn keiner da ist“ – am 07.12.2018 im NACHTCAFÉ. Barbara Siebeck und der Gastrokritiker Wolfram Siebeck waren 48 Jahre ein unzertrennliches Paar. Der Austausch über kulinarische Köstlichkeiten, Kultur und Kochraffinessen waren die Zutaten ihres gemeinsamen Lebens.
    Doch seit dem Tod des Gourmets vor zwei Jahren ist alles anders. Schlagartig ist Stille eingekehrt, dazu gesellt sich die Einsamkeit: „Das ist ein ganz bitteres Gefühl. Es ist mehr als Leere, denn ein Teil von mir ist nicht mehr da“, so die Witwe. Nach einem Ort der absoluten Stille hat Einsiedlermönch Bruder Markus sehr lange gesucht. Und schließlich auf 1800 Metern Höhe gefunden – denn der ehemalige Informatik-Ingenieur lebt komplett von der Zivilisation abgeschieden auf einer Alm in den Walliser Bergen.
    Um ins nächstgelegene Dorf zu kommen, muss er vier Stunden ins Tal absteigen: „Die Einsamkeit ist für mich die Voraussetzung, um innere Zufriedenheit zu erfahren“, so der Eremit. Blitzlichtgewitter, roter Teppich und Applaus – seit 30 Jahren kennt Jenny Elvers nichts anderes als ein Leben im Rampenlicht. Doch die Glitzer-Fassade des Boulevards hat auch ihre Schattenseiten. Denn oft wartete nach ihren glamourösen Auftritten nur ein tristes Hotelzimmer auf die Schauspielerin: „Die Einsamkeit kriecht langsam in einem hoch.
    Keiner ist da, der einen auffängt oder mal in den Arm nimmt.“ Stattdessen wurde die Flasche Rotwein zu ihrem zuverlässigen Begleiter. Bis zum unausweichlichen Totalabsturz. Keine Familie, keine Freunde – gerade die besinnliche Zeit um Weihnachten fällt Hans-Joachim Dera besonders schwer. Seit drei Jahren lebt der 77-Jährige in einem Seniorenheim. Auch wenn er dort mit weiteren hundert Menschen zusammenwohnt, so verbringt er die meiste Zeit einsam in seinem Zimmer. Sein Auftritt im Nachtcafé im vergangenen Jahr brachte nur für kurze Zeit Veränderung: „Nach der Sendung bekam ich zwar ganz viele Briefe und wurde Heilig Abend sogar von einer Familie eingeladen.
    Aber aktuell sieht es so aus, dass ich wohl kommende Weihnachten wieder alleine verbringen muss.“ Allein in den eigenen vier Wänden, den Blick gebannt auf den Computer gerichtet – das war über Jahre das Leben von Laslo Pribnow. Der Student blühte bei Onlinespielen im Internet auf, seine Kontakte zu Freunden und Familie jedoch verkümmerten. Oft war er 18 Stunden am Stück gefangen in der Welt der Computerspiele und igelte sich komplett ein: „Ich bin verwahrlost, habe gestunken, war unterernährt.
    Soziale Kontakte waren nur noch Stress für mich.“ Es sind traurige Lebensläufe, mit denen sich Sigrid Diether beruflich beschäftigen muss. Denn sie kümmert sich in München um Bestattungen – von Amtes wegen. Was sehr förmlich klingt, hat einen bitteren Hintergrund. Denn immer mehr Menschen in Deutschland sterben völlig vereinsamt, haben weder Familie noch Freunde: „Das betrifft alle Gesellschaftsschichten.
    Der Großteil der Hinterbliebenen will auch nicht für die Bestattung aufkommen.“ Am Grab der Vergessenen unserer Gesellschaft stehen keine Trauergäste, nicht mal Blumen am Begräbnis sind vorgesehen. „Einsamkeit ist ein Phänomen unserer Zeit und die Todesursache Nummer eins in den westlichen Ländern“, sagt der Ulmer Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer. Aus Sicht des Neurowissenschaftlers ist Einsamkeit eine Krankheit mit fatalen Folgen für Körper und Seele, die nicht nur alleinstehende Rentner oder Singles treffen. Denn wer einsam ist, erkranke häufiger als andere an Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Depressionen und Demenz, so der Psychiater. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 07.12.2018SWR Fernsehen
  • Folge 860 (90 Min.)
    In der Familie hält man zusammen, komme was wolle. – So die weitläufige Meinung. In den schlimmsten Krisen ist Familie füreinander da. Das gehört sich schließlich so, denn Familie verpflichtet. Aber wo liegen die Grenzen? Innerhalb einer Familie gibt es zahlreiche Pflichten, die meist unausgesprochen für alle als selbstverständlich gelten: Man steht füreinander ein, ist füreinander da, hilft sich. So versucht man, im Alltag ein offenes Ohr zu haben, wenn die Mutter anruft. Oder macht sich auf zum Besuch, wenn man spürt, dass es dem Bruder nicht gut geht.
    Und wohl jeder würde wahrscheinlich beipflichten, dass man Familienmitgliedern in Notfällen zur Seite steht. Sei es bei Jobverlust oder Scheidung – die größten Tiefpunkte lassen sich besser überstehen, wenn man durch Eltern oder Geschwister aufgefangen wird. Was aber, wenn das Ganze größere Ausmaße annimmt? Wenn ein Familienmitglied schwer krank oder pflegebedürftig wird? Heißt es dann: Das eigene Leben zurückstellen und die Betreuung übernehmen? Sollte man dem Wunsch der Eltern, in ihre Fußstapfen zu treten und den Familienbetrieb zu übernehmen, Folge leisten, auch wenn man eigentlich selbst ganz andere Pläne hat? Und was, wenn man bereits zahllose Male von der Familie enttäuscht wurde? Gibt man ihr immer wieder eine neue Chance? Ist auch all das selbstverständlich? Oder wann ist es richtig und wichtig, sich von der Familie, von ihren Erwartungen und Forderungen zu lösen? Wie viel schulden wir unserer Familie und wo sollten wir Grenzen ziehen? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 14.12.2018SWR Fernsehen
  • Folge 861 (90 Min.)
    Nur noch wenige Tage, dann ist das magische Datum der guten Vorsätze wieder da. Der Jahreswechsel ist der perfekte Anlass, neue Pläne zu schmieden, vielleicht sogar den Sprung ins kalte Wasser für etwas völlig Neues zu wagen oder etwas zu ändern, was einen schon lange belastet. Wenn da nicht der innere Schweinehund wäre. Der eine hat sich Abspecken auf die Fahnen geschrieben, die andere will nach Jahren der beruflichen Unzufriedenheit endlich den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Vielleicht ist es aber auch genau der richtige Zeitpunkt, sich aus einer unglücklichen Beziehung zu lösen oder endlich den lang gehegten Traum von einem Leben zwischen Olivenhainen und Weinbergen in der Toskana umzusetzen. Doch nur allzu oft ist die Motivation schneller verweht als der Rauch des Silvesterfeuerwerks.
    Denn schneller als einem lieb ist, ist der alte Trott samt Bequemlichkeit wieder da. Auch wenn man sich fremd im eigenen Leben fühlt, ist die Angst vor Hindernissen und dem Scheitern meist stärker als die Kraft für eine dauerhafte Veränderung. Meist steht man sich dabei selbst im Weg und gibt bereits nach den ersten kleinen Widerständen auf. Denn einen radikalen Schnitt zu machen, Job und Wohnung zu kündigen, um dem Leben eine neue Wende zu geben, dazu braucht es Mut, Risikobereitschaft und Ausdauer. Wie schafft man es, durchzuhalten und das Leben nachhaltig zu verändern? Und was tun, wenn man zwar Vollgas gegeben hat, das Vorhaben aber trotzdem an die Wand gefahren hat? (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereFr 28.12.2018SWR Fernsehen

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