Wer soll das noch bezahlen? Der Wohnungsmarkt ist völlig aus den Fugen geraten. Wer derzeit eine Wohnung sucht, ist nicht zu beneiden – vor allem in den Großstädten etwas zu finden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, egal ob zur Miete oder zum Kauf. Höhere Nachfrage – höhere Preise. Und so wohnen sich Arm und Reich immer weiter auseinander. Alleinerziehende leben mit ihren Kindern wie in einer Schuhschachtel, hingegen ältere alleinstehende Menschen oft in viel zu großen Wohnungen, auf die Familien so dringend warten. Wer das Glück hat, einen Vermieter zu haben, der nur selten die Miete erhöht, der bleibt in seiner Wohnung. Zwar boomt der Wohnungsbau, doch reicht das längst nicht. Neben dem Drang vor allem jüngerer Leute in die Ballungszentren
haben auch Zuwanderung und eine wachsende Bevölkerung zu einem höheren Bedarf geführt. Seit 1990 ist der Bestand an Sozialwohnungen um 60 Prozent gesunken, insgesamt werden pro Jahr 70.000 Wohnungen zu wenig gebaut. Dafür steigen die Baukosten aufgrund staatlicher Auflagen, besonders die Bauvorschriften für eine bessere Energieeffizienz schlagen enorm zu Buche. Spekulanten treiben Immobilienpreise und Mieten ins Unermessliche, langjährige Mieter sind mit den Nerven am Ende, weil sie nach einer Komplettsanierung ihre Wohnung nicht mehr bezahlen können – doch wo sollen sie hin? Das Problem ist längst bekannt, verbessert hat sich jedoch bislang nur wenig. Wohnen wird immer mehr zur neuen sozialen und existenziellen Frage. (Text: SWR)