2019, Folge 267–291

  • Folge 267 (60 Min.)
    Männer verspüren zunehmend keine Lust mehr auf Sex, beobachten Sexualtherapeuten. Was ist das eigentlich, die männliche Lust? Was macht Männern Lust? Und wie ließe sich diese Lust steigern? Gert Scobel spricht mit der Sexualtherapeutin und Autorin Ann-Marlene Henning, dem Psychologen Ulrich Clement und dem Sozialwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß über alles, was wir schon immer über die „Männliche Lust“ wissen wollten. Immer mehr Männer sind bereit, über ihre Sexualität zu sprechen. Es regt sich also etwas bei den Männern.
    Sexualität und Begehren verändern sich – im Dialog und in Beziehung mit Frauen und Männern, durch Medikamente, durch Pornografie und Cybersex – oder auch durch immer perfektere künstliche Gefährtinnen, sprich Sexpuppen. Vor allem verändert sich die Lust aber, weil kulturelle und gesellschaftliche Normen und Rollenbilder im Wandel sind. Nicht selten kreist die männliche Lust natürlich auch um die Frage: Wird das sexuelle Zentralorgan dem Mann immer funktionstüchtig und zuverlässig zur Seite stehen? Was, wenn nicht? Befragt man junge Männer bis zum Alter von 35 Jahren, ist zu erfahren, dass mindestens 30 Prozent von ihnen sich nicht festlegen wollen auf eine homo- oder heterosexuelle Orientierung.
    Gibt es sie denn überhaupt, eine spezifisch männliche Ausprägung der sexuellen Lust – einen Trieb, in der Hauptsache fixiert auf „weibliche Reize“? Und wie spiegeln sich gesellschaftliche Moden und sogar politische Ereignisse in den gegenwärtigen Spielarten der Lust wider? Was hat sexuelles Begehren mit Macht und Gewalt zu tun? Wie verändert sich männliche Lust im Verlauf eines Lebens, bei Krankheit und je nach Beziehungsstatus? Wie funktioniert ein Orgasmus, und was passiert dabei körperlich und psychisch? Und wie gut wissen Männer – und Frauen – eigentlich darüber Bescheid? Vielleicht gibt es ihn ja noch immer, diesen letzten kleinen Unterschied: Der Mann darf beherzt Lust haben – auf was auch immer.
    Frau versteckt ihre Gelüste lieber – vor allem, wenn es um sexuelles Begehren geht. Oder sind das nur Geschlechterklischees von gestern? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 10.01.20193sat
  • Folge 268 (60 Min.)
    Fasten ist mehr als nicht essen: Es ist Bestandteil der menschlichen Natur und Kultur. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen jetzt die große medizinische Kraft des Fastens. Gert Scobel gibt zusammen mit seinen Gästen einen differenzierten Überblick über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse des Fastens. Welches sind die medizinischen Wirkungen von Fasten? Sollte man fasten? Und wenn ja, am besten regelmäßig? In fast allen Religionen und zahlreichen philosophischen Lehren findet man Fasten als eine Form des Verzichts und der Enthaltsamkeit, als spirituelles Ritual oder als eine besondere Möglichkeit der Begegnung mit sich selbst.
    Doch Fasten ist weit mehr als das: „Fasten ist tatsächlich eines der stärksten Medikamente, die uns zur Verfügung stehen“, so Professor Dr. Valter Longo, Zellbiologe an der University of Southern California, Los Angeles. Aktuell belegen immer mehr Studien eine beeindruckende medizinische Wirkung in vielen Bereichen: Bluthochdruck, Diabetes, Stoffwechselkrankheiten, Depressionen. Möglicherweise kann selbst Demenz oder Krebs mit einer Fasten-Therapie positiv beeinflusst werden. Unter der Leitung von Andreas Michalsen, Professor für Klinische Naturheilkunde, startete 2016 an der Berliner Charité eine große Studie mit Prostatapatienten.
    Sie soll klären, ob Tumorzellen tatsächlich ausgehungert werden können. In wenigen Wochen werden die Ergebnisse veröffentlicht. Frank Madeo, Mikrobiologe und Professor am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz, forscht zu den Zusammenhängen zwischen Alter und Zelltod. Zusammen mit seinem Kollegen Dr. Slaven Stekovic von der Universität Cambridge führte er in den letzten drei Jahren eine große Studie über den Zusammenhang zwischen Fasten und der Regenerationsfähigkeit von Zellen durch.
    Schon heute sind beide davon überzeugt, dass „Fasten die einzige bekannte Methode der Lebensverlängerung ist, die in allen bisher untersuchten Organismen bestätigt wurde, und regelmäßiges Fasten wesentlich dazu beitragen kann, das Leben zu verlängern“. Zu Gast bei Gert Scobel sind unter anderen: Andreas Michalsen, Professor für Klinische Naturheilkunde an der Charité Berlin und Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin, und Slaven Stekovic, Molekularbiologe, Universität Cambridge. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 17.01.20193sat
  • Folge 269 (60 Min.)
    Während das Interesse an Bitcoin schwindet, sind immer mehr Unternehmen von der Blockchain fasziniert. Was ist eine Blockchain? Und wie kann sie unsere Gesellschaft grundlegend verändern? In der digitalisierten Welt sind kryptografische Verkettungen von Datensätzen ein großer Fortschritt. Transaktionen können sicherer und effizienter gestaltet werden. Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen, ob und wie man die Blockchain sinnvoll anwenden kann. Zurzeit wird die Blockchain-Technologie in verschiedenen Forschungsabteilungen entwickelt und erprobt.
    Manche Informatiker sehen in ihr das Potenzial für einen neuen Medienwandel, so wie einst das Internet die Interaktionsformen und Kommunikationsabläufe im Privaten und auch in der Arbeitswelt veränderte. In den Anfängen war die Blockchain sehr stark mit digitalen Währungen, beispielsweise mit Bitcoin, verbunden. Heute werden die Entwicklungsmöglichkeiten dieser Technologie aber nicht nur in der Finanzwelt getestet, sondern auch in Dienstleistungsbereichen, in Geschäfts- und Vertragsmodellen sowie in sozialen Projekten.
    Wie keine andere Technologie ermöglicht die Blockchain unterschiedliche Transaktionen, die transparent und unveränderbar sind. Bei der Verwendung dieser Technologie könnten Vertrauensinstanzen überflüssig werden, da die Nutzer allein der Blockchain und dem Prinzip der gegenseitigen Kontrolle vertrauen. Dadurch ließen sich Kosten senken und Prozesse beschleunigen. Nach Meinung von IT-Experten seien die verschlüsselten Codes im höchsten Maße sicher, sie seien sogar vor Hacker-Angriffen geschützt.
    Kann es in einer virtuellen Welt aber ein System ohne Schwachstellen und Missbrauchsfälle geben? Welche Folgen haben alle nicht auslöschbaren Spuren in der Biografie eines Menschen? Und was wird aus der Privatsphäre? Wie hoch sind die Kosten für Energie und Server-Anlagen? Wird die Blockchain den Alltag und die Wirtschaft revolutionieren? Oder ist alles nur ein Hype von finanzkräftigen Investoren? Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen die Vor- und Nachteile von Blockchain. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 24.01.20193sat
  • Folge 270 (60 Min.)
    Gert Scobel spricht mit Gesundheitspsychologin Sonia Lippke, dem Soziologen Hartmut Rosa und dem Freundschaftsforscher Janosch Schobin über Einsamkeit in der modernen Gesellschaft. Einsamkeit ist keine Krankheit. Doch wer einsam ist oder sich einsam fühlt, erkrankt häufiger schwerer als andere Menschen. Haben wir es tatsächlich mit einer Epidemie zu tun? Warum kann Einsamkeit schaden – und welche positiven Seiten sind ihr auch abzugewinnen? Einsamkeit ist keine Fehlfunktion eines Organs, die mit einer Operation oder Medikamenten behoben werden kann.
    Doch Einsamkeit wird in der Gesellschaft immer mehr zum Problem, weil es immer mehr einsame Menschen gibt. Menschen, die im Alter vereinsamen, aber – noch erschreckender – auch immer mehr junge Menschen kämpfen mit dem Problem. Armut, Mobilität, die Digitalisierung, Individualisierung und zunehmende Urbanisierung können einsam machen. Und das macht krank. Im Gehirn wird Einsamkeit verarbeitet wie körperlicher Schmerz. Chronische Einsamkeit kann das Immunsystem schwächen, Schlafstörungen verursachen und sogar Herzinfarkte begünstigen.
    Depressionen, Angst und Scham können zu den psychischen Auswirkungen gehören. Und: Einsamkeit kann sogar ansteckend sein. Wie bemisst und definiert sich der Zustand der Einsamkeit eigentlich? Ist soziale Isolation Einsamkeit? Warum gilt sie in westlichen Gesellschaften als Problem und Makel, derer man sich schämt, in Lateinamerika aber zum Beispiel als Aufforderung an die Mitmenschen, fürsorglich zu sein und sich dem Einsamen zuzuwenden? Und warum können soziale Medien, die eigentlich der Kommunikation und Kontaktpflege dienen, in die Vereinsamung führen? Wenn familiäre Strukturen in der hypermobilen und individualisierten Gesellschaft an Bedeutung verlieren und die digitale Technik das gesamte Lebensumfeld dominiert, nimmt die Bedeutung sozialer Beziehungen wie Freundschaften zu.
    Und auch Empathie, Bindungen und „Resonanz“ – so nennt der Soziologe Hartmut Rosa die Fähigkeit, in eine „Weltbeziehung“ zu treten – werden vor diesem Hintergrund viel wichtiger. Seit jeher haben Philosophen, Künstler und religiöse Traditionen die Einsamkeit aber auch als Mittel der Selbsterkenntnis, als Quelle der Kreativität und als Tor zu spirituellen Erfahrungen gesehen.
    Hat der moderne Mensch vielleicht den produktiven Umgang mit der Einsamkeit ein Stück weit verlernt? Die Gäste der Sendung sind: Sonia Lippke, Leiterin Gesundheitspsychologie und Verhaltensmedizin, Jacobs University Bremen; Hartmut Rosa, Professor für allgemeine und theoretische Soziologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena; Janosch Schobin, Lehrstuhl für Makrosoziologie, Universität Kassel. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 14.02.20193sat
  • Folge 271 (60 Min.)
    In den nächsten 30 Jahren wird sich die Menge des Plastikmülls erneut verdoppeln. Der Planet droht daran zu ersticken, wenn nicht endlich gehandelt wird. Vor 150 Jahren wurde der Wunderstoff Plastik erfunden. Er machte das Leben zunächst einfacher und billiger. In manchen Fällen wurden Kunststoffe unverzichtbar: von der medizinischen Nutzung im Krankenhaus bis zu den Bauteilen für Elektroautos. Mittlerweile ist Plastik aber auch dort angekommen, wo man es nie haben wollte: in der Nahrungskette, im Körper von Mensch und Tier, in Böden, auf Feldern, in Seen, Flüssen und in den Weltmeeren. Effektive Konzepte fehlen – national wie global.
    In den letzten Monaten jagte eine alarmierende Nachricht die andere: Plastik ist eine existenzielle Bedrohung für Umwelt und Gesundheit. Vor wenigen Wochen reagierte die EU erstmals mit der Ankündigung von Plastik-Verboten. Rund 450 Jahre braucht allein eine PET-Flasche, bis sie zerfällt. Aktuell werden weltweit pro Minute rund 900 000 Plastikflaschen produziert. Täglich entstehen gigantische Mengen Verpackungsmüll – in den Wohlstandsgesellschaften, aber auch in den schnell wachsenden Ländern Südostasiens. Hier fehlt es an Abfallsystemen und effizienten Entsorgungsmodellen – insbesondere in China, Thailand, Vietnam, Indonesien und den Philippinen.
    Die Hälfte des Plastikmülls in den Weltmeeren kommt nur aus diesen fünf asiatischen Ländern. Die Bilanz für Deutschland ist nicht viel weniger dramatisch: Sechs Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr, Platz eins in Europa. Viertgrößter Müllexporteur der Welt. Während in Ruanda Plastiktüten bereits verboten sind, scheute sich die deutsche Regierung bisher vor Verboten. Die Menge des Plastikmülls hat sich allein in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt. Für die nächsten 30 Jahre prognostizieren Wissenschaftler einen vergleichbaren Anstieg.
    Das gilt auch für die Verschmutzung der Weltmeere. Schon sehr bald, davon ist Erik Solheim, ehemaliger Leiter des UNO-Umweltprogramms, überzeugt, werden wir mehr Plastik als Fische in den Meeren haben. Es ist höchste Zeit, Plastik in der richtigen Weise zu nutzen und zu entsorgen. Während zahlreiche Berichte der letzten Wochen und Monate das Ausmaß der drohenden Katastrophe dokumentierten, sucht Gert Scobel mit seinen Gästen ausschließlich nach potenziellen Lösungen und stellt exemplarisch innovative Ideen und Maßnahmen aus Wissenschaft, Forschung und Politik vor. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 21.02.20193sat
  • Folge 272 (60 Min.)
    Quanten, für unser Auge unsichtbar, spielen eine große Rolle im Zusammenhalt der Welt. Ob Quantencomputer oder verschlüsselte Quantenkommunikation – die Teilchen verändern unser Leben. Die Quantenphysik ist ein faszinierender Teil der Wissenschaft. Quantencomputer erledigen komplexeste Berechnungen in unglaublicher Geschwindigkeit. Abhörsichere Quantenkommunikation per Satellit oder sogar der Traum vom Beamen – ermöglicht durch Quanten. Quanten sind, einfach ausgedrückt, winzig kleine Energie-Pakete, die in vielen Aspekten unseres täglichen Lebens eine Rolle spielen, ohne dies zu erahnen zu lassen. Zum Beispiel spielen Quanten eine Rolle, wenn man eine Lampe einschaltet.
    Denn Licht ist nichts anderes als ein Strom von energiegeladenen Teilchen, den Quanten. Ohne die Quantenphysik wäre auch die Entwicklung des Laserlichts nicht möglich gewesen. Für die Wissenschaft sind Quanten ein besonders spannendes Thema, weil sie sich eigentlich gegen die Gesetze der klassischen Physik verhalten: Schon das reine Beobachten von Quanten führt dazu, dass sich das Verhalten der Teilchen ändert. Die Physik der Quanten und die eventuellen Nutzungsmöglichkeiten der Energie-Teilchen faszinieren die Forscher weltweit. Beispiele hierfür sind Quantencomputer, die schneller rechnen können als alle Supercomputer dieser Welt, oder hoch gesicherte Videokonferenz-Systeme, die von keinem Geheimdienst dieser Welt zu knacken sind – nur durch Quanten.
    Die kleinen Teilchen regen auch die Fantasie von Science-Fiction-Anhängern an. Denn erste Quanten-Labor-Experimente scheinen sogar die Teleportation möglich zu machen, also das Bewegen von Materie von einem Ort zum anderen, wie man es aus bekannten Raumschiff-Fantasien kennt. Gert Scobel und seine Gäste beleuchten das Phänomen „Quanten“ und hinterfragen kritisch, ob es sich bei all den Quanten-Experimenten um einen Hype handelt – oder ob unsere Technologie-Gesellschaft einen echten Nutzen von ihnen hat oder haben wird. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 28.03.20193sat
  • Folge 273 (60 Min.)
    Menschen behandeln Tiere unterschiedlich. Manche werden gehegt und gepflegt, andere gemästet und getötet. Gert Scobel diskutiert mit Gästen den widersprüchlichen Umgang mit Tieren. Ist es die fehlende Bindung zu den Nutztieren, die Rechte von Tieren in einem anderen Licht erscheinen lassen? Lassen sich die gegensätzlichen Einstellungen des Menschen im Umgang mit Tieren verändern? Und wie können Tiere vor Misshandlungen geschützt werden? Das deutsche Tierschutzgesetz aus dem Jahr 1972 soll dafür sorgen, dass sowohl das Leben als auch das Wohlbefinden der Tiere geschützt wird.
    „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen“, lautet der Grundsatz des Gesetzes. Tierwohl und Tierethik spiegeln das Verhältnis des Menschen zu Tieren. Schon der Wolf hatte eine enge Beziehung zum Menschen. Aus seiner Domestizierung entwickelten sich mehr als 30 Hundearten. Forscher fanden in Belgien einen Hundeschädel, den sie auf über 36 000 Jahre datierten. Damit ist der Hund das älteste Haustier des Menschen.
    Heute gibt es fast zehn Millionen Hunde in deutschen Haushalten. Die Zahl der Katzen beträgt fast 14 Millionen, dafür leben sie aber erst seit 9500 Jahren in der unmittelbaren Umgebung des Menschen. Haustiere wie Hunde und Katzen werden in der Regel geachtet und versorgt. Sie können Glücksgefühle auslösen und haben einen positiven Effekt auf die körperliche Gesundheit der Tierliebhaber.Ganz anders verhalten sich Menschen zu bedrohten Tierarten oder zum Schlachtvieh. Der Rückgang der Artenvielfalt berührt nur wenige.
    Auch die Tierhaltung und Tiertransporte von zum Verzehr vorgesehenen Tierarten lässt viele Konsumenten kalt. Ist die Empathie des Menschen nur in einem begrenzten Maße verfügbar? Sollen Tiere ähnliche Rechte wie Menschen erhalten? Schafft das neue Tierwohl-Label mehr Transparenz? Oder braucht es neue globale Gesetze, um die Mensch-Tier-Beziehungen international zu regeln? Die ethische Beschäftigung mit Tierversuchen und Massentierhaltung hat dazu geführt, dass der Umgang mit Tieren inzwischen auch in öffentlichen Debatten erörtert wird. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.04.20193sat
  • Folge 274 (60 Min.)
    Die Wissenschaften beschreiben Realität nur, soweit sie es können. Denn Wissenschaft hat Grenzen. Sie bildet die Wirklichkeit nur unvollständig ab. Das schafft Interpretationsspielräume. Der Glaube an die Wissenschaft gerät ins Wanken. Nicht erst seit der Diskussion um Stickoxid-Grenzwerte. Kürzlich kanzelten 107 Fachärzte eine Stellungnahme wegen vermeintlich zu strenger Grenzwerte ab. Was ist Wissenschaft: unverrückbar – oder Auslegungssache? Wissenschaftler stehen zunehmend unter Druck, wissenschaftliche Erkenntnisse werden politisch instrumentalisiert.
    In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Studien verschiedenster Disziplinen als erfunden oder frisiert entlarvt. „Fake science“ – nicht erst seit Donald Trump. Doch auch wenn Fälschung ausgeschlossen werden kann, müssen Methodik und die Theorien der Evidenz infrage gestellt werden. Zu jeder Zeit gab es wissenschaftliche Aussagen, deren Wahrheit zu Unrecht bestritten wurde, oder wahre Aussagen, die lange umstritten waren – wie die von Einstein postulierte Existenz von Gravitationswellen.Was der Mensch mit bloßem Auge nicht sehen kann, misst er mit Instrumenten – und die so gewonnenen Daten werden stets interpretiert.
    Es gibt keine „einfachen“ – also uninterpretierten – Tatsachen. Nach Nietzsche gibt es keine reinen Tatsachen, sondern nur Interpretationen. Die Diskussion um den Klimawandel, wie sie in den USA geführt wurde und wird, zeigt zum einen, wie leicht wissenschaftliche Erkenntnisse politisch instrumentalisiert werden. Zum anderen zeigt sich daran auch, unter welchen Einflüssen Wissenschaft stehen kann: Politik, Lobbyismus, der Kampf um Fördergelder und ums Prestige.Inzwischen wird viel über die Nachprüfbarkeit der Erkenntnis von Wahrheit geschrieben.
    Sind Studien reproduzierbar, oder liefern sie ein anderes Ergebnis? Methodische und instrumentelle Grenzen werden zunehmend diskutiert. Im Jahr 2018 wurden in der Metaforschung 11 000 Analysen veröffentlicht. Ein Trend, der zwar zum einen auch instrumentalisiert werden kann. Zum anderen ist die wissenschaftliche Untersuchung wissenschaftlicher Arbeiten aber dringend notwendig, um genau dem Paroli zu bieten.Gert Scobel diskutiert mit interdisziplinären Gästen über die Zukunft der Wissenschaften und die Frage, was noch verlässlich ist. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 11.04.20193sat
  • Folge 275 (60 Min.)
    Die Mechanismen des Antisemitismus wirken auch noch 70 Jahre nach dem Holocaust. Judenhass und Xenophobie verbreiten sich zunehmend in unserer Gesellschaft. Was lässt sich dagegen tun? Judenhass geht immer mehr Hand in Hand mit allgemeinem Fremdenhass. Ausländer, Muslime, Flüchtlinge: Fremdenhass unterwandert immer größere Teile der Gesellschaft und spaltet diese. Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen über den neuen Religions- und Rassenhass. Deutschland ohne Antisemitismus gab es nie. Neue Studien belegen jedoch, dass der Antisemitismus, gepaart mit Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus und rechten Parolen, wieder zunehmend die Aufmerksamkeit der Mitte der Gesellschaft erobert.
    Zwar bleibt die Zahl antisemitischer Straftaten seit Jahren konstant auf hohem Niveau, doch im Internet ist tagtäglich eine zunehmende antisemitische Hetze zu beobachten. Es blüht hier der sogenannte latente Antisemitismus, der befeuert wird durch Andeutungen, Codes und diffuse Vergleiche. So steht George Soros als Synonym für eine angeblich vom „jüdischen Finanzkapitalismus“ gesteuerte globalisierte Welt.
    Und so mancher Globalisierungskritiker spricht schon mal gern von „einflussreichen Kreisen an der Ostküste“ der USA – und appelliert damit an alte, antijüdische Vorurteile über eine angeblich verschworene Gemeinschaft. Die moderne, gesellschaftsfähige Form des Antisemitismus kommt heute also meist verdeckt daher und verbreitet sich schleichend in Teilen der Gesellschaft. Besonders geschickt gehen dabei deutsche Rechtspopulisten vor. Sie geben sich pro-jüdisch und israelfreundlich. Gleichzeitig versuchen sie, muslimische Zuwanderung als hauptverantwortlich für den zunehmenden Antisemitismus hinzustellen.
    Obwohl Statistiken diese Behauptungen widerlegen. Doch scheint dem muslimischen Antisemitismus in Deutschland lange Zeit zu wenig Beachtung geschenkt worden zu sein. Und auch global ist diese Spielart der Menschenfeindlichkeit auf dem Vormarsch, was Gewalttaten in den USA und antisemitische Vorfälle in Frankreich in den vergangenen Monaten zeigen. Darüber und welche Wege es aus Antisemitismus und Xenophobie gibt, diskutiert Gert Scobel unter anderem mit Michel Friedman und weiteren Gästen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 18.04.20193sat
  • Folge 276 (60 Min.)
    Durch Spielen entwickeln wir viele unserer Fähigkeiten. Auch zahlreiche Tierarten lernen im Spiel überlebenswichtige Fertigkeiten. Sie simulieren und imitieren nicht nur zum Spaß. Spielen ist immer auch Lernen. Im Lauf der Evolution erwies es sich als sehr nützliche Strategie. Spielen ist die Voraussetzung für die Entwicklung unserer emotionalen, sozialen, motorischen und kognitiven Fähigkeiten. Doch heutzutage ist immer weniger Zeit dafür. Der Wert des Spielens kann nicht hoch genug bemessen werden. In den letzten Jahren haben sich unsere Lebensweise und unser Alltag durch neue Technologien revolutioniert – mit unmittelbaren Auswirkungen auf das menschliche Miteinander, auf Erziehung, Lernen, Spielen und das Verständnis von Zeit.
    Selbstverlorenes freies Spiel und die für die Kreativität notwendigen Langeweile-Phasen werden immer seltener. Spielen ist eine der wichtigsten Kulturtechniken überhaupt. Spielen setzt Botenstoffe frei, die dafür sorgen, dass die Vernetzungen im Gehirn wachsen und zunehmen. Dabei haben Wissenschaftler inzwischen nachgewiesen, dass freies Spielen ohne jeden Zweck in dieser Beziehung am effektivsten ist und für die besten Vernetzungen im Gehirn sorgt.
    Fantasie und Kreativität werden maximal angeregt. Ob beim Rollenspiel oder im Wettbewerb nach Regeln: Spiel schafft den Kontakt zum eigenen ich und zur Außenwelt und setzt beides in Bezug zueinander. Spielen fordert die eigenen Fähigkeiten heraus und fördert die Kompetenz, Probleme zu lösen. Durch Spielen ist es auch erst möglich, die eigenen Gefühle wie Freude und Stolz kennenzulernen und zu entwickeln.
    Das gilt auch für soziale Fähigkeiten wie Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen, Verständnis für sich und andere, Verantwortung und Empathie. Nicht nur ein Nebeneffekt ist das Erlernen motorischer Fertigkeiten. Körperbeherrschung, Geschicklichkeit und Ausdauer verdanken wir diesem genialen evolutionsbiologischen Programm. Doch für Spielen bleibt immer weniger Zeit in unserer schnelllebigen digitalen Welt. Spielen ist zunehmend zweckorientiert, kommerzialisiert und digitalisiert. Kinder spielen nicht nur analog, sondern treffen sich immer häufiger auch in digitalen Welten.
    Die Konsequenzen der Veränderungen sind noch nicht wirklich festzumachen. Befürchtungen gibt es jede Menge. „scobel – Die Magie des Spielens“ dokumentiert auf der Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Evolutionsbiologie, Neurowissenschaft und Psychologie die Bedeutung des Spielens für die Entwicklung des Menschen. Dabei geht Gert Scobel mit seinen Gästen auch der Frage nach, welche Folgen unsere veränderte Lebenswelt auf das Spielen und die spielenden Menschen hat. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 02.05.20193sat
  • Folge 277 (60 Min.)
    Können biologische Lebensformen und organische Lernprozesse auf künstliche Computersysteme übertragen werden? Gert Scobel fragt: Was sind die Mindestanforderungen für einen solchen Transfer? Der Traum von fühlenden und denkenden Maschinen hat Hochkonjunktur. Noch sind Roboter nur schlechte Kopien der Natur. Aber die digitalen Schnittstellen zwischen Umwelt, menschlichen Lebensformen und Technologie nehmen zu. Die Evolution der Lebewesen auf der Erde ist einige Milliarden Jahre alt. Die Geschichte der künstlichen Intelligenz gerade einmal 60 Jahre. Während die biologische Entwicklung sehr langsam verlief, findet der Ausbau von Big Data in einem rasanten Tempo statt.
    Wissenschaftler und IT-Experten gehen davon aus, dass sich jedes Jahr die Menge an Daten, die wir produzieren, verdoppelt – und sich damit die Chancen erhöhen, autonome informationsverarbeitende Systeme zu entwickeln.Arten mussten sich den jeweiligen Umweltbedingungen anpassen. Sie haben unzählige Selektionsprozesse durchlaufen, die über Modifikation, Mutation oder Tod entschieden. Auch der Zufall spielte in der Evolution eine wichtige Rolle. Im Gegensatz dazu wird in der KI-Forschung der Entwicklungsrahmen konstruiert, die Muster- und Sinneswahrnehmung sowie deren Verarbeitung simuliert und auf höchster KI-Stufe vielleicht sogar maschinell erlernt.
    In der analogen Welt hat es sehr lange gedauert, bis sich bei Lebewesen ein Bewusstsein bilden konnte. In der digitalen Welt gehen heute mehrere Institute der Silicon-Valley-nahen KI-Forschung davon aus, dass es schon in näherer Zukunft gelingen wird, die Bedingungen für eine Art von „Minimal-Bewusstsein“ zu identifizieren. Wäre dies erst geschafft, so die Vorstellung einiger Visionäre, könnte anschließend daran gearbeitet werden, diese „einfachsten“ Bewusstseinsstrukturen nach dem Masterplan des Gehirns zu bauen und in künstlichen Systemen zu implementieren.
    Diese künstlichen Wesen hätten dann ein eigenes Bewusstsein und wären vielleicht sogar leidfähig. Kann eine solche Übertragung gelingen? Lässt sich überhaupt eine Minimalbedingung für ein Bewusstsein definieren?Bislang gibt es keine wissenschaftlich fundierte Erklärung, wie sich das Bewusstsein aus der Evolution entwickelte. Wie können minimale Bedingungen für biologische Systeme aussehen? Und was bedeutet es, zu fühlen, zu denken und sich dessen bewusst zu sein?Diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 09.05.20193sat
  • Folge 278 (60 Min.)
    Google, Instagram, Amazon oder Airbnb bestimmen Leben und Alltag. Gert Scobel diskutiert mit Gästen auf den Medientagen Mitteldeutschland in Leipzig über „Medien, Macht und Manipulation“. Die digitalen Medien: anfangs die Verheißung einer transparenten Wissensgesellschaft, heute Bedrohung für die Demokratie? Mit der Digitalisierung aller Lebensbereiche verbinden wir vermehrt die Befürchtung, dauerüberwacht, manipuliert und desinformiert zu werden. Digitale Medien wälzen die Gesellschaft, die politischen und wirtschaftlichen Systeme und die Öffentlichkeit um, und sie verändern auch die Individuen, ihr Verhalten, ihre Wünsche und ihre Beziehungen.
    Wie umgehen, mit diesem unkontrollierbaren, epochalen Technologieumbruch? Das Schlagwort für diese radikale Umwälzung stammt aus der Kommunikationsforschung und der Wirtschaft: „Disruption“. Welche besondere und einzigartige Qualität zeichnet die digitalen Medien aus, sodass von einer disruptiven Technologie gesprochen werden könnte? Wie sind die Disruptionen, etwa durch Medienplattformen wie Google und Facebook, zu bewerten?Auch Gutenbergs Buchdruck war eine disruptive Technik. Er brachte die Kirche massiv in Bedrängnis.
    Für den Klerus war das Buch als Massenmedium eine Bedrohung der Machtverhältnisse, ein Kontrollverlust über die Informationshoheit.Heute machen sich Populisten in Europa und auf der ganzen Welt die sozialen Medien zunutze und erlangen dank ihrer Hilfe in atemberaubendem Tempo politische Macht. Alte Mächte in Wirtschaft und Politik weichen neuen Mächten, alte mediale Öffentlichkeit hat längst einer Vielzahl von digitalen Öffentlichkeiten Platz gemacht.Welche Chancen bieten die „neuen Medien“ – immer noch? Und mit welchen neuen Gefahren der Manipulation müssen wir in Zukunft rechnen? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 23.05.20193sat
  • Folge 279 (60 Min.)
    China dringt als Wirtschaftsmacht auf der „Neuen Seidenstraße“ nach Westen vor und droht, Europa in vielen Technologiefeldern abzuhängen. Wie steht es wirklich um die Entwicklung des Landes? China gewann unter Xi Jinping, seit 2013 Staatspräsident, international an Bedeutung. Wie es im Land tatsächlich aussieht, wissen kaum die Chinesen selbst. Worin liegen die Gründe des Erfolges bei gleichzeitiger Abschottung? In der Präambel der chinesischen Verfassung heißt es: „Die Volksmassen aller Nationalitäten Chinas haben gemeinsam eine glanzvolle Kultur geschaffen und besitzen eine ruhmreiche revolutionäre Tradition.“ Das lässt eigentlich keinen Zweifel zu an der These „China first“.
    Staatspräsident Xi Jinping formulierte sogar einen „Chinese Dream“: Er sieht China auf einem Weg, der nicht nur ökonomisch, sondern auch in Sachen Kultur und Gesellschaft den westlichen Demokratien überlegen ist. Die Bezeichnung „Neue Seidenstraße“ für die neuen Handelswege kommt nicht von ungefähr, klingt sie doch nach glanzvollen Zeiten der Antike, als über die Handelswege nicht nur Tee und Seide nach Westen transportiert wurden, sondern auch ein geistiger Austausch stattfand.
    All das soll wieder so sein, scheint es. Europa hat darauf noch keine Antwort. Kann das funktionieren, eine kapitalistische, gleichzeitig aber autokratische Gesellschaft? Deren Regime die amerikanischen Digitalkonzerne der sozialen Netzwerke aus dem Land geworfen, selbst aber beispielsweise mit „wechat“ ein soziales Netzwerk entwickelt hat, das Chatprogramm, mobiles Bezahlinstrument und Überwachungsgerät in einem ist? Die Entwicklung künstlicher Intelligenz in China ist weit vorangeschritten, Europa bleibt außen vor.
    China will auf diesem Gebiet global führend werden, und das schon bis 2030. Allein in Shanghai sollen 15 Milliarden Dollar investiert werden. Dass dabei Überwachung und soziale Kontrolle der Bevölkerung in einem Maße vorangetrieben werden, das für westeuropäische und besonders deutsche Vorstellungen unfassbar ist, stellt in China kein Problem dar.
    Gibt es eine geistige Tradition, eine Denkform, die sich über Jahrhunderte gehalten hat und nun dafür sorgt, dass China erneut aufsteigt? Kritiker sagen nein, Kreativität brauche Freiheit. Staatliche Repression Andersdenkender oder der Umgang mit Minderheiten im eigenen Land lassen Zweifel daran aufkommen, dass das chinesische Modell langfristig von Erfolg gekrönt sein wird. Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen über die Gründe der aktuellen Entwicklungen Chinas und die Frage, wie die Zukunft des Landes aussehen kann. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 06.06.20193sat
  • Folge 280 (60 Min.)
    Die Zukunft der Wissenschaft und modernen Arbeitswelt liegt in der Bewältigung riesiger Datenmengen. Gert Scobel diskutiert über den Umgang mit neuen Informationstechniken und Algorithmen. Komplexe Datensammlungen und deren Analysen erfordern ein völlig neues Management. Hierfür schaffen Universitäten neue Studienzweige wie „Data Science“. Führen mehr Informationen aber zwangsläufig auch zu besseren Ergebnissen? In der Forschung bedarf es einer leistungsfähigen Infrastruktur, um eine digitale Informationsverarbeitung zu gewährleisten. Darüber hinaus werden jedoch auch spezialisierte Fachkräfte gebraucht, die als Informationsexperten den gesellschaftlichen, ökonomischen und wissenschaftlichen Anforderungen gewachsen sind.
    Die vernetzte Welt erfordert innovative Konzepte und neue Kommunikationsmodelle. Für die Generierung von Wissen werden die neusten Hochleistungsrechner und das maschinelle Lernen aus der KI-Forschung genutzt.Computerprogramme werden trainiert, Muster zu erkennen und Prognosen zu errechnen. Bestimmte Algorithmen sind auch jetzt schon in der Lage, aus einer ungeordneten Datenflut eigene Kategorien zu bilden. Die Methoden des maschinellen Lernens finden nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern zunehmend auch in der Medizin und den Sozialwissenschaften Anwendung.Im Deutschen GeoForschungsZentrum in Potsdam werden auf rund 100 Terabyte die Daten von über 3500 Messstationen archiviert.
    Jedes Jahr wächst die Datenmenge um zehn Prozent. In der Potsdamer Zentrale werden die internationalen Datenströme kategorisiert und für seismologische Anwendungen ausgewählt. Ohne KI-Systeme und große Rechenleistungen wäre die Informationsverarbeitung von Klima- und Wetterdaten nicht möglich.Die systematische Aufbereitung, Verarbeitung und Analyse von Daten setzt, wie bei wissenschaftlichen Studien und Experimenten, eine gewisse Überprüfbarkeit und Transparenz voraus.
    Diese Bedeutung wird in der Wissenschaft erkannt und gefördert. In den Marketing-Abteilungen von Firmen werden die Daten aber nur für verdeckte Unternehmensstrategien verwendet. Dies gilt umso mehr für führende IT-Konzerne, die mit Daten handeln oder daraus eigene Geschäftsmodelle entwickeln. Insofern tangiert der Forschungszweig „Data Science“ unmittelbar auch Fragen der Datensicherheit und des Datenschutzes. Diese und andere Aspekte der digitalen Datenanalyse diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 13.06.20193sat
  • Folge 281 (60 Min.)
    Immer mehr Tourismus – und das weltweit. In den Urlaubs-Hotspots droht der Kollaps. Wie kann Urlaub nachhaltiger und klimafreundlicher werden? Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen. Nicht nur Tourismushochburgen melden seit Jahren steigende Besucherzahlen. Was gut für die Wirtschaft ist, wird zum Problem für die Umwelt und einheimische Bevölkerung. Vielen Urlaubsgebieten droht der Kollaps. Wie kann Tourismus nachhaltig und fair werden? Was treibt Touristen hinaus in die Welt, um Einsamkeit und Unberührtes zu finden, dann aber zusammen mit anderen Touristen in Horden auf ausgetretenen Pfaden, wenig nachhaltig, zum „Urlaubskonsument“ zu werden? Warum überhaupt reisen? Immer mehr Menschen haben das Bedürfnis, die Welt aus eigener Anschauung kennenzulernen. Doch – lernen sie wirklich etwas kennen, oder geht in Zeiten des Massentourismus das Authentische mehr und mehr verloren? Was sucht der Tourist heute – fern der Heimat? Und wer profitiert vom modernen Tourismus?
    Tourismus galt lange als enormer Wirtschaftsmotor. Städte und Gemeinden profitierten von den Urlaubern aus aller Welt, die Arbeitsplätze schufen und Geld in die öffentlichen Kassen spülten. Doch die Touristen-Zahlen wachsen unaufhörlich, seit auch außerhalb Europas der Wohlstand wächst. 2017 reisten 1,3 Milliarden um den Globus, viele davon waren Touristen aus China und Indien. Bis zum Jahr 2030 sollen es, so die Prognosen, 1,8 Milliarden sein. Was aber macht der „Overtourism“ aus idyllischen Traumstränden, einsamen Berglandschaften und vitalen Metropolen? Strände sind hoffnungslos überfüllt, das Meer ist voller Plastikmüll und Abwässer.
    Boote ankern in ökologisch sensiblen Buchten. Die Folge: Korallen und Meeresvegetation sterben. In Thailand sind 77 Prozent der Riffe schwer beschädigt. Erste Konsequenzen gibt es bereits – massiv bedrohte Strände und Inseln wurden von der thailändischen Regierung für Touristen gesperrt. Wie wird es weitergehen? Schafft das asiatische Land die Wende zu einem nachhaltigen Tourismus? Oder setzt man weiter auf steigende Umsätze durch den Massentourismus?
    Auch in europäischen Städten wie Barcelona, Venedig oder Dubrovnik regt sich Widerstand. Neben Müll, Lärm und überfüllten Straßen hat sich die Lebensqualität der Bewohner vor allem durch steigende Mieten und Lebenshaltungskosten verschlechtert. Junge Menschen können sich keine Wohnung mehr leisten, weil sie im Vergleich zu Touristen weniger als die Hälfte dessen zahlen können, was die Vermietung über Airbnb einbringt. Und weil der Massentourismus das Leben der einheimischen Bevölkerung massiv beeinträchtigt, regt sich Widerstand. Bürgerinitiativen versuchen, Druck auf die Politik auszuüben, es gibt Protestaktionen und Aufklärungskampagnen. An besonders beliebten Hotspots soll der Zugang reguliert werden, Marketingmaßnahmen sollen heruntergefahren werden.
    Und welche Rolle spielen Filme, soziale Medien oder auch Verleger von Reiseführern wie der australische Verlag Lonely Planet Publications, durch die Geheimtipps binnen kurzer Zeit zum Foto-Hotspot für die Massen mutieren?Was muss sich ändern, damit Reisen für möglichst viele Menschen möglich, dabei aber trotzdem fair und nachhaltig sind? Ist fairer Tourismus für alle eine Utopie?
    Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen über die Auswirkungen des Massentourismus und mögliche Auswege aus der Tourismus-Krise. Und über die Beweggründe für Menschen, überhaupt zu reisen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 04.07.20193sat
  • Folge 282 (60 Min.)
    In wenigen Jahren wird die Mehrheit der Menschen in Städten leben. Neue Untersuchungen zeigen jedoch, dass das Leben in städtischen Räumen krank macht. Wie kann das verhindert werden? Über das „Luxusgut Lebensraum“ spricht Gert Scobel mit seinen Gästen: Mazda Adli, Psychiater und Stressforscher, Charité Berlin, Matthias Sauerbruch, Architekt und Stadtplaner, sowie Martina Löw, Soziologin und Professorin für Architektur- und Planungssoziologie. 2050 werden rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in städtischen Räumen leben, so die neuesten Schätzungen der UN. Wir befinden uns aktuell in einem der bedeutendsten Veränderungsprozesse der Menschheitsgeschichte, einer weltweiten Urbanisierungsbewegung.
    Die Menschen drängen in die Städte – auf der Suche nach Arbeit und Wohlstand, nach einer besseren Infrastruktur und besseren Zugängen zu ärztlicher Versorgung, Bildung und Kultur. Auch wenn sich die Urbanisierungsprozesse unterscheiden: In den Megacities Asiens, Nordamerikas und den Großstädten Europas wird der Wohnraum knapp und teuer. Nach der Börsenkrise sind Aktien kein sicheres Geschäft mehr. Immobilien hingegen garantieren satte Renditen. Großinvestoren, Spekulanten und internationale Immobilienkonsortien befeuern den Ausverkauf der Städte und haben eine Preisspirale mit dramatischen Folgen in Gang gesetzt.
    Die Armut wächst, und der Unterschied zwischen Arm und Reich spaltet die Gesellschaften. Städte reagieren aktuell auf den erhöhten Bedarf an Wohnraum mit Verdichtung, das gilt zunehmend auch für das Umland: Flächenfraß auch hier. Naturbelassene Lebensräume werden rar. Das Gros der städtischen Bevölkerung wird nicht in den großzügigen Vierteln der Privilegierten leben, sondern auf engstem Raum und in sozialer Isolation. Die Politik hat noch keine Konzepte und erst Recht keine Lösungen. Dabei weiß man seit Kurzem: Städte machen Menschen krank.
    Physisch und psychisch. Das belegen die Studien von zwei Wissenschaftlern: Professor Dr. med. Mazda Adli, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin, und Professor Dr. Andreas Meyer-Lindenberg, Direktor des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim untersuchen den Einfluss des Lebensraumes auf die menschliche Psyche und die Stressbelastung in Städten. Die Ergebnisse sind alarmierend: Die Stadt kann für Menschen toxisch sein. Was das genau bedeutet, warum uns Städte krank machen, wie und warum man das verhindern muss, darüber spricht Gert Scobel mit seinen Gästen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 22.08.20193sat
  • Folge 283 (60 Min.)
    Die Vision der Mobilität von morgen – elektrisch, weiterhin vorwiegend individuell oder öffentlich? Das aktuelle Verkehrsbild kann nicht die Lösung sein. Wie sieht Mobilität morgen aus? Seilbahnen als schnelle Lösung für den ÖPNV, Flugtaxis oder Mikromobilität – wer nur über Detailfragen in Sachen Personenverkehr nachdenkt, verliert den Blick für das große Ganze. „scobel“ versucht, die Frage nach Mobilität in der Zukunft neu zu beantworten. In Deutschland gibt es derzeit über 46 Millionen Pkw. Sie verstopfen die Innenstädte, blockieren Parkflächen und verursachen Feinstaub.
    Fahrverbote und das bloße Umsteigen auf E-Autos sind zu kurz gedacht. Elektromobilität wird oft als Verheißung gepriesen, aber es können nicht einfach Verbrennungsmotoren gegen Fahrzeuge mit Lithium-Ionen-Akkus getauscht werden. Was ist mit dem Raubbau bei der Lithium-Gewinnung, was mit den Stromnetzen? Wie sieht die Ökobilanz eines solchen Elektroautos aus, wie die eines Brennstoffzellenfahrzeugs? Wenn mehr E-Autos verkauft werden, sind mehr Autos auf der Straße statt weniger – ein Rebound-Effekt, der zeigt, dass neue Konzepte nicht immer gleich die besseren sind.
    Zudem werden Fahrten mit dem fossilen Verbrenner so nicht vermieden. Ähnliches ist beim neuesten Must-have der urbanen Deutschen zu beobachten: Der E-Tretroller, seit Mitte Juni 2019 zugelassen, wird mit Macht in die Innenstädte der Metropolen gebracht. Auch hier werden nicht die Autofahrten ersetzt, sondern der Gang zu Fuß oder die Fahrt mit dem Bus – der öffentliche Raum muss neu gedacht werden. Neu gedacht werden muss auch der Anspruch auf den uneingeschränkten individuellen Verkehr, auf das eigene Auto. Die Verkehrsmittel der Zukunft werden geteilt werden müssen, davon ist der Mobilitätsforscher Professor Dr. Stephan Rammler überzeugt.
    Doch das erfordert ein Umdenken. Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden, um die Städte vor einer durchgehenden Rushhour zu bewahren, wie sie die Stadt München beim aktuellen Verkehrsbild für 2030 bereits befürchtet? Vom Statussymbol Auto wird sich die Gesellschaft verabschieden müssen. Gert Scobel diskutiert mit dem Mobilitätsforscher Stephan Rammler und weiteren Gästen über die Mobilität der Zukunft und die Frage, wie sich das Denken über Mobilität verändern muss, damit sich die Mobilität verändert. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 12.09.20193sat
  • Folge 284 (60 Min.)
    Wozu braucht der Mensch Erinnerungen, und warum gibt es kein Gedächtnis ohne Vergessen? Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen die neuesten Erkenntnisse der Gedächtnisforschung. Neurowissenschaftlern gelingt es neuerdings, Gedächtnisinhalte mit Medikamenten und Substanzen zu manipulieren: Sie können traumatische Erinnerungen pharmakologisch abmildern oder Gedächtnisinhalte gar verändern und löschen. Ist das Vergessene dann für immer verloren? Dass Erinnerungen häufig unzuverlässig und manipulierbar sind, haben amerikanische Psychologen bereits in den 1980er-Jahren entdeckt.
    In Experimenten konnten Probanden dazu gebracht werden, sich Erinnerungen zu eigen zu machen, die es nie gab. Diese Erkenntnis spielt zum Beispiel eine zentrale Rolle in der Bewertung von Zeugenaussagen bei Gerichtsprozessen.Das Gedächtnis lebt vom Erinnern und Vergessen. Es ist dynamisch und plastisch, es erneuert sich, passt sich an und schreibt sich um – ein Leben lang. Und es ist das Fundament unserer Persönlichkeit und Identität. Das wird besonders deutlich sichtbar, wenn das Vergessen zur Krankheit wird, bei Leiden wie Alzheimer oder Demenz, und wenn sich menschliches Lernen, Erinnern und Vergessen durch die Entwicklung neuer Technologien weiter-, oder wie manche befürchten, zurückentwickeln – Stichwort „digitale Demenz“.Der Prozess des Vergessens gibt der Forschung immer noch Rätsel auf.
    Oft wird Vergessen als Fehlfunktion wahrgenommen, aber Neurobiologen verstehen das Vergessen als Prozess, ohne den abstraktes Denken nicht möglich wäre. Für Philosophinnen wie Christine Abbt ist das Vergessen ein „Denkerlebnis“, das „Fremdwerden des Selbstverständlichen“, ein faszinierendes und rätselhaftes Phänomen, das das kritische Denken anstoßen kann. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 19.09.20193sat
  • Folge 285 (70 Min.)
    Das riesige Ökosystem Amazonasbecken ist 20-mal so groß wie Deutschland. Dieses Areal ist durch Rodung bedroht. Gefährdet die Abholzung des Regenwaldes die Artenvielfalt und das Weltklima? Darüber diskutiert Gert Scobel mit dem Sozialwissenschaftler und Philologen Thomas Fatheuer, der Umweltwissenschaftlerin Anja Rammig sowie mit der Kulturhistorikerin Andrea Wulf. Alexander von Humboldt unternahm Ende des 18. Jahrhunderts eine Expedition, um die Natur und deren Zusammenhänge in Südamerika zu erforschen. Seine interdisziplinären Interessen und globalen Betrachtungen sind noch heute richtungsweisend für die Ökologie.
    Die Natur als Netzwerk von Arten, Vegetation, Klima, Bodennutzung und industriellen Einflüssen zu sehen, ist ein interessantes Modell, um Veränderungen, aber auch Risiken unseres Handelns zu untersuchen. Messungen und Projekte in diesem Forschungsfeld dienen zunehmend als Grundlage für Prognosen und wissenschaftliche Studien. Alarmierende Beobachtungen und Meldungen aus Brasilien kamen in den vergangenen Monaten in die Schlagzeilen deutscher Medien.
    Im Regenwald wurden im Juni 2019 60 Prozent mehr Fläche abgeholzt als im gleichen Monat des Vorjahres. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro scheint sein Wahlversprechen einzulösen. Statt den Regenwald als Kohlenstoffspeicher zu schützen, opfert er zunehmend die „grüne Lunge der Erde“ den wirtschaftlichen Interessen. Denn die Nachfrage nach freien Flächen für Rinderherden und Soja-Anbau steigt vor allem in Schwellenländern. Umweltschützer sehen in der Abholzung eine akute Gefahr für das Klima, die Artenvielfalt sowie die Schutzgebiete der indigenen Bevölkerung.
    Solange die Entwaldung sich für die Regierung lohnt, wird sie diese wahrscheinlich auch weiter befürworten. Aber welchen ökonomischen Wert hat eigentlich die Natur? Wie hoch ist der Preis, den Industriestaaten bereit sind, für den Naturschutz und das globale Klima der Erde zu bezahlen? Welche Gegenmaßnahmen funktionieren? Lohnt sich die Aufforstung der schon gerodeten Flächen? Wie lange kann es dauern, bis die Lücken im Regenwald wieder geschlossen sind? Und was wird aus dem von Norwegen und Deutschland 2008 gegründeten Rettungsfonds für Regenwaldgebiete am Amazonas? Diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit folgenden Gästen: Thomas Fatheuer ist Sozialwissenschaftler und Philologe.
    Er lebte 18 Jahre in Brasilien. Von 2003 bis Juli 2010 leitete er das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Rio de Janeiro. Heute arbeitet er als freier Autor und Berater in Berlin. Fatheuer beschäftigt sich unter anderem mit dem Regenwald sowie den sozialen und ökonomischen Auswirkungen der Abholzung.
    Anja Rammig studierte an der Universität Erlangen-Nürnberg Biologie und promovierte 2006 im Bereich der Umweltwissenschaften an der ETH Zürich. Von 2008 bis 2015 war sie Wissenschaftlerin am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Danach wurde Rammig als Assistenzprofessorin für „Land Surface-Atmosphere Interactions“ an die TU München berufen. Dort untersucht sie die Auswirkungen von Umweltveränderungen auf Ökosysteme und die Atmosphäre.
    Andrea Wulf studierte Kulturwissenschaften an der Universität Lüneburg und erwarb in London einen Master in Designgeschichte am Royal College of Art. Heute arbeitet sie als Sachbuchautorin und Journalistin unter anderem für das „Wall Street Journal“, die „Sunday Times“, die „New York Times“, „The Guardian“ sowie für Radio und Fernsehen. Für ihren Weltbestseller „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ erhielt sie den „Costa Biography Award“, den „Los Angeles Times Book Prize“ und den Bayerischen Buchpreis. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 26.09.20193sat
  • Folge 286 (60 Min.)
    Was sehen wir wirklich, wenn wir sehen? Es ist nicht die Wahrheit, sondern eine Wirklichkeit, die unser Gehirn konstruiert. Eine Interpretation dessen, was unser Auge an Informationen einfängt. 80 Prozent aller Informationen zu unserer Umgebung erhalten wir über das Auge. Dort leiten Millionen lichtempfindlicher Zellen Signale an ein Netzwerk aus Nervenzellen weiter, die im Gehirn Bilder entstehen lassen. Dabei lässt sich das Gehirn durchaus austricksen. Schon die Künstler der Antike waren dabei erfolgreich. Gegen optische Täuschungen und Illusionen sind wir praktisch wehrlos, haben sogar Freude daran, wenn wir den Schwindel erkennen.
    Unentdeckt birgt er Gefahrenpotenzial: das der bewussten Manipulation. Die genauen Vorgänge im Gehirn sind wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Fest steht: In Bruchteilen von Sekunden vergleicht unser Gehirn sämtliche Bilder mit bereits in der Vergangenheit gespeicherten Informationen, mit Objekten und Gefühlseindrücken, die wir im Laufe unseres Lebens gesammelt haben. Aus all diesen Daten konstruiert und selektiert das Gehirn in Echtzeit Eindrücke, die wir als subjektive Realität wahrnehmen.
    Das gilt auch für den Stand-by-Modus. Selbst wenn wir nichts tun, tagträumen, uns in Gedanken verlieren, kreiert unser Gehirn eine Form von Bewusstsein, Fiktionen.Modernste Technik macht sich mittlerweile das vorhandene Wissen über die visuelle Wahrnehmung zunutze. So ist es heute bereits möglich, uns gezielt Fiktionen als Realität wahrnehmen zu lassen. Was wir aktuell über das Zusammenspiel von Auge und Gehirn wissen, über unser Bewusstsein, über Realität, Fiktion und die Lust an Illusion und Täuschung, darüber diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 24.10.20193sat
  • Folge 287 (60 Min.)
    Highspeed-Internet, ob aus dem All, drahtgebunden oder über die allerneuesten 5G-Mobilfunknetze – der Bedarf an immer schnelleren Datenverbindungen ist gigantisch. Doch unsere digitale Infrastruktur wird den Anforderungen oft nicht gerecht. Einige Regionen haben noch keinen Zugang zum globalen Internet. Die Sendung beschäftigt sich mit den digitalen Infrastrukturen unserer Welt und geht dem Rausch der Datenströme nach. Waren es in den 80er-Jahren noch langsame Datenverbindungen, die akustisch über das Telefon hergestellt wurden, so sind wir heute in einem echten Datengeschwindigkeitsrausch angekommen. Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, wie die Kommunikation vor 40 Jahren zwischen Computersystemen über Telefon-Wählverbindungen ermöglicht und Daten akustisch übertragen wurde.
    Die Geschwindigkeit der Datenübermittlung war furchtbar langsam, und allein nur Textzeilen zu übertragen, dauerte ewig. Man brauchte damals also viel Geduld. Heutzutage ist unsere Gesellschaft in einen wahren Rausch der Datenströme geraten. Globale Highspeed-Internetverbindungen übertragen Daten nahezu in Echtzeit. Diese ultraschnellen Verbindungen ermöglichen Anwendungsszenarien, die immer anspruchsvoller und vielfältiger werden. Ob es um die „Digital Natives“ geht, die Videos am liebsten über die Streaming-Portale dieser Welt konsumieren, oder den Mediziner, der eine Tele-Operation durchführt – alles muss ultraschnell und zuverlässig funktionieren.Datenverbindungen über das Mobilfunknetz der fünften Generation, das „5G-Netz“, sollen den nächsten Innovationsschub in Sachen digitaler Infrastruktur bringen.
    Während die Industrie 4.0 von echtzeitgesteuerten Kommunikations- und Produktionsszenarien träumt, wird der normale Smartphone-Nutzer sich komplette Spielfilme in Sekunden herunterladen können. Eine innovative Möglichkeit sind zum Beispiel auch Internetverbindungen über Satellit. Sie sollen auch die entlegensten Orte dieser Erde mit Internet versorgen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 31.10.20193sat
  • Folge 288 (60 Min.)
    Die Digitalisierung ist einer der größten Umbrüche in der Geschichte der Menschheit. Wie werden neue Technologien und die KI-Forschung das Berufsleben und den Wert der Arbeit verändern? Anlässlich des NeuroForums der Hertie-Stiftung in Frankfurt am Main beschäftigt sich die Sendung „scobel“ mit den Auswirkungen der radikalen Umwälzungen in der Arbeitswelt auf den Einzelnen und die Gesellschaft. Nach und nach erfolgt die Digitalisierung in fast allen Lebensbereichen. In der Arbeitswelt werden in der Produktion und Logistik schon seit vielen Jahren programmierte Industrieroboter und Automatisierungsprogramme verwendet.
    Der Einsatz von neuen Technologien beschleunigt in der industriellen Produktion die Abläufe und steigert die Produktivität. Körperlich anstrengende Arbeiten werden zunehmend durch Maschinen ersetzt. Diese Errungenschaften eröffnen verschiedene Perspektiven für die Gestaltung von neuen Tätigkeitsfeldern. Längst hat der digitale Umbruch auch die Versicherungs- und Finanzbranche sowie Verwaltungen und Ämter erreicht. Mit dem gigantischen Anstieg von Daten, Speicherkapazitäten und Hochleistungsrechnern entstehen immer präzisere Algorithmen, fortschreitende Modelle für das maschinelle Lernen und komplexere Formen für Anwendungen der künstlichen Intelligenz.
    Die digitale Transformation erfüllt immer mehr unterschiedliche Funktionen in der ausdifferenzierten, arbeitsteiligen Gesellschaft. Die Spannbreite reicht von Mustererkennung über Prognosen bis hin zu Entscheidungen, deren Datenmengen nur noch von Maschinen zu bewältigen sind. Welche Rolle werden künftig Menschen in einer hoch technisierten, vernetzten Arbeitswelt spielen? Wie wird der Wert der Arbeit im nächsten Jahrzehnt aussehen? Werden sich die digitalen Veränderungen auf die Löhne auswirken? Verdrängt die Automatisierung in den Finanz- und Dienstleistungssektoren die Sacharbeiter? Droht eine Massenarbeitslosigkeit, oder entstehen ganz neue Berufszweige? Und welche Auswirkungen haben die Mensch-Maschinen-Interaktionen auf die Psyche, das Gehirn und die Verhaltensweisen der Menschen? Diese und andere Fragen der Digitalisierung diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen in „Willkommen in der Arbeitswelt 4.0“. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 07.11.20193sat
  • Folge 289 (60 Min.)
    1997 wurde die Vermögensteuer in Deutschland abgeschafft. Eine Reformierung, wie vom Bundesverfassungsgericht gefordert, gibt es bis heute nicht. Dabei ist dies dringend notwendig. Denn Deutschland hat innerhalb der Eurozone die höchste Ungleichheit bei privaten Vermögen. Um dem entgegenzusteuern, will die SPD die Besteuerung von Multimillionären und Milliardären wieder einführen. Bis zu zehn Milliarden – gerade mal ein Prozent der Wirtschaftsleistung Deutschlands -, will sie zusätzlich über eine neue Vermögensteuer für sozialen Wohnungsbau, Klimaschutz und den Ausbau der Infrastruktur einnehmen.
    Denn mehr als 40 Prozent der Deutschen haben keinerlei Vermögen. Sie können keine Rücklagen bilden für Notfälle, eine private Rentenversicherung oder den Erwerb von Wohneigentum. Und damit bleiben sie auch zukünftig angewiesen auf die Sozialsysteme, die angesichts der demografischen Entwicklung zu kippen drohen. Eine Gefahr für den sozialen Frieden. Schlupflöcher für die Reichen gibt es im deutschen Steuersystem immer wieder. Wer sie nutzt, gilt oft als clever. Ob Panama-Papers oder Cum-Ex-Geschäfte – immer neue Skandale zeigen nur, dass Steuerbetrüger nicht allzu viel befürchten müssen.
    Ein Netzwerk aus Bankern, Beratern und Anwälten hilft, Geld, welches als Steuer gezahlt werden müsste, beiseitezuschaffen. Wer aufzufliegen droht, meldet sich freiwillig bei den Steuerbehörden und kommt glimpflich davon. Allein durch die Cum-Ex-Geschäfte sind dem deutschen Staat 31,8 Milliarden Euro an Steuergeldern entgangen. Aber es gibt auch Wohlhabende, die daran interessiert sind, die Ungleichheit in der Gesellschaft aufzuheben. Sie sind bereit, mehr Steuern zu zahlen als bisher.
    Wie kann unsere Gesellschaft so verändert werden, dass sie wieder gerechter und sozialer wird? Welche Lösungsansätze gibt es bereits, und warum werden sie nicht umgesetzt? Warum wurde trotz jahrelangem Wachstum in Deutschland nicht mehr investiert in die Stabilität unserer Gesellschaft? Warum bleiben Solidarität und Gemeinwohl immer mehr auf der Strecke? Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen über die Gründe gesellschaftlicher Unterschiede, die Verantwortung der Vermögenden und über die Frage, warum von einer neuen Solidarität innerhalb der Gesellschaft alle profitieren würden. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 14.11.20193sat
  • Folge 290 (60 Min.)
    Von der illegalen Droge zum Heilmittel: Werden psychedelische Substanzen wie LSD oder „Zauberpilze“ schon bald als Arzneien gegen Depressionen, Angststörungen und Schmerzen eingesetzt? Gert Scobel diskutiert mit dem Psychiater Franz Vollenweider und dem Philosophen und Neuroethiker Thomas Metzinger über neue Therapien mit halluzinogenen Drogen. Franz Vollenweider untersucht seit Längerem, wie Depressionen mit Psychedelika behandelt werden können. Jahrzehntelang war die Beschäftigung mit Psychedelika in der medizinischen Forschung in Deutschland und weltweit tabu. Seit rund zehn Jahren finden in der Schweiz wieder wissenschaftliche Experimente mit psychoaktiven Substanzen statt.
    Voraussichtlich 2020 startet in Deutschland die weltweit größte Studie zur Therapie behandlungsresistenter Depressionen mit Psilocybin. Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim unternimmt sie in Kooperation mit der MIND Foundation und der Universitätsmedizin der Berliner Charité. Die Forscher sehen ein enormes Behandlungspotenzial.Historisch betrachtet unterliegt die Zuordnung einer Substanz in die Kategorie Medikament oder illegale Droge einem starken Wandel.
    Der Schweizer Chemiker Albert Hofmann war für den Pharmakonzern Sandoz auf der Suche nach einem Kreislaufmedikament, als er 1943 zufällig die halluzinogene Wirkung des LSD entdeckte, das er aus dem Getreidepilz Mutterkorn isoliert hatte. In den 1950er- und 1960er-Jahren forschten überall auf der Welt Wissenschaftler an Therapiemöglichkeiten mit dem Stoff, bis die US-Regierung die Experimente des Harvard-Psychologen Timothy Leary und seinen Aufruf zur Liberalisierung des Konsums zum Anlass nahm, ein Verbot zu erlassen. Allerdings setzte das Militär seine Forschung unter Ausschluss der Öffentlichkeit fort.Jetzt erhoffen sich Mediziner und Therapeuten von den Psychedelika einen Paradigmenwechsel bei der Behandlung psychischer Leiden, vor allem im Kampf gegen die global ansteigenden Depressionserkrankungen.
    Das Besondere an vielen psychoaktiven Substanzen ist, dass sie keine Abhängigkeit und keine Entzugserscheinungen erzeugen. Beides kann mit gängigen Medikamenten verbunden sein. Der neue Trend des Microdosing in den USA, der Einnahme minimaler Dosen von Halluzinogenen zur Steigerung der Kreativität und Leistungsfähigkeit, ist ein weiterer Ausdruck des steigenden gesellschaftlichen Interesses an solchen Stoffen.Was passiert mit Gehirn und Psyche bei der Einnahme von Halluzinogenen? Was weiß die Wissenschaft bereits über ihre Wirkung gegen Depressionen und Angststörungen? Und inwiefern eigenen sich psychoaktive Drogen als „Bewusstseinstechnik“ – durchaus auch in Konkurrenz zum Achtsamkeitsboom? Wie könnte eine Therapie mit diesen Stoffen aussehen, und wie könnten Politik und Gesellschaft einen ethischen Umgang mit den bewusstseinsverändernden Substanzen erreichen? Darüber diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 21.11.20193sat
  • Folge 291 (60 Min.)
    Die Ressource Wasser ist überlebensnotwenig für Tiere, Pflanzen und Menschen. Gert Scobel diskutiert den Umgang mit Wasser und sucht nach Perspektiven für eine Wiederverwendung des Rohstoffs. Wasser ist unersetzbar. 2010 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen das Recht auf Wasser als Menschenrecht anerkannt. Sauberes Trinkwasser und Wasserknappheit sind humanitäre Herausforderungen für die Zukunft. Laut dem neusten UN-Weltwasserbericht haben mehr als zwei Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem und ständig verfügbarem Trinkwasser. Jüngste Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit über 50 Staaten einem Trockenstress ausgesetzt sind.
    Deutschland ist bislang vom Wassermangel nicht betroffen. Zwar gab es aufgrund der Dürre der letzten Sommer einige regionale Probleme und Engpässe in der Landwirtschaft, aber die Wasserversorgung hierzulande ist generell sehr gut. Fast 100 Prozent der Haushalte sind an örtliche Wasserwerke angeschlossen, und die Wasserqualität entspricht den geforderten Qualitätskriterien.Besorgniserregend sind allerdings die hohen Nitrat-Werte im Grundwasser, die durch die Düngung der Äcker und Wiesen verursacht wird.
    Wegen dieser Umweltbelastung droht der Bundesrepublik eine Klage der EU-Kommission vor dem Europäischen Gerichtshof. Denn auf europäischer Ebene wurde das Versagen der deutschen Agrarpolitik bereits angemahnt. Umweltverbände fordern deshalb auch strengere Regeln für die Massentierhaltung.Trinkwasser wird vorwiegend aus Grundwasser und Quellen gewonnen. Wenn diese in mehreren Regionen der Erde geplündert werden, sind Migrationsbewegungen und Wasserkrisen in einem noch größeren Ausmaß zu erwarten als bisher. Die Vereinten Nationen schätzen in ihrem Wasserbericht, dass der Bedarf an Wasser bis 2050 um mehr als die Hälfte steigen wird.
    Hinzu kommt, dass sich der Klimawandel auf das Absinken und Verunreinigung des Grundwassers auswirken könnte.Wird Wassermangel nicht nur durch wirtschaftliche Produktionsweisen und persönliche Verschwendung, sondern auch durch einen menschengemachten Klimawandel ausgelöst? Welche Einsparmöglichkeiten gibt es für die Verwendung von Wasser im Alltag? Werden die Wasserpreise in absehbarer Zukunft erhöht? Existieren heute schon Modelle und Projekte für ein Wasser-Recycling? Diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereDo 12.12.20193sat

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