Was sehen wir wirklich, wenn wir sehen? Es ist nicht die Wahrheit, sondern eine Wirklichkeit, die unser Gehirn konstruiert. Eine Interpretation dessen, was unser Auge an Informationen einfängt. 80 Prozent aller Informationen zu unserer Umgebung erhalten wir über das Auge. Dort leiten Millionen lichtempfindlicher Zellen Signale an ein Netzwerk aus Nervenzellen weiter, die im Gehirn Bilder entstehen lassen. Dabei lässt sich das Gehirn durchaus austricksen. Schon die Künstler der Antike waren dabei erfolgreich. Gegen optische Täuschungen und Illusionen sind wir praktisch wehrlos, haben sogar Freude daran, wenn wir den Schwindel erkennen. Unentdeckt birgt er Gefahrenpotenzial: das der bewussten Manipulation. Die genauen Vorgänge im Gehirn sind wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Fest steht: In Bruchteilen von Sekunden vergleicht unser Gehirn
sämtliche Bilder mit bereits in der Vergangenheit gespeicherten Informationen, mit Objekten und Gefühlseindrücken, die wir im Laufe unseres Lebens gesammelt haben. Aus all diesen Daten konstruiert und selektiert das Gehirn in Echtzeit Eindrücke, die wir als subjektive Realität wahrnehmen. Das gilt auch für den Stand-by-Modus. Selbst wenn wir nichts tun, tagträumen, uns in Gedanken verlieren, kreiert unser Gehirn eine Form von Bewusstsein, Fiktionen.Modernste Technik macht sich mittlerweile das vorhandene Wissen über die visuelle Wahrnehmung zunutze. So ist es heute bereits möglich, uns gezielt Fiktionen als Realität wahrnehmen zu lassen. Was wir aktuell über das Zusammenspiel von Auge und Gehirn wissen, über unser Bewusstsein, über Realität, Fiktion und die Lust an Illusion und Täuschung, darüber diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. (Text: 3sat)