2012/2013, Folge 93–107

  • Folge 93 (30 Min.)
    Güte ist die moralische Eigenschaft derer, die nichts Edleres oder Größeres zu bieten haben, sagen ihre Verächter. Oder die herablassende Geste derer, die sich allen anderen überlegen fühlen, sagen jene, denen sie suspekt ist. Aber stimmt das? Leidet die Güte nicht vielmehr darunter, dass sie ihre Schlichtheit nicht einfordert? Wie kommt es, dass uns reine und anspruchslose Güte heute unerträglich geworden ist? Über den Begriff der Freundlichkeit mit all seinen Nuancierungen und seinem historischen Hintergrund unterhält sich Raphaël Enthoven heute mit seinem Gast Emmanuel Jaffelin, dessen Buch „Lob der Freundlichkeit“ vergangenes Jahr in Frankreich erschienen ist.
    Je nach Wortstamm ist Freundlichkeit aus heutiger Sicht unterschiedlich konnotiert: Mal lässt sie sich zwischen Noblesse und Schwäche, mal zwischen Fürsorglichkeit und Respekt ansiedeln. Ein anderes Mal zwischen Eigennutz und selbstloser Nächstenliebe. Die Sendung verortet den Begriff der Freundlichkeit anhand von fiktiven und realen Figuren und untersucht deren Handlungsabsichten: Darunter der Pfleger aus dem Film „Ziemlich beste Freunde“, Mutter Teresa, Amélie Poulain, oder Charlie Chaplin.
    Diskutiert t werden unter anderem Konstrukte wie die Kant’sche Moralphilosophie („Kritik der praktischen Vernunft“), das Sartre’sche Schamgefühl („Das Sein und das Nichts“), Rosseaus Auffassung von Mitleid („Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen“) oder Hegels Auffassung von Leidenschaft („Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie“). (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.09.2012arte
  • Folge 94 (30 Min.)
    Der Traum wird im allgemeinen als besonderes Erleben während des Schlafens charakterisiert, das von starken Bildern begleitet wird und von intensiven Gefühlen geprägt ist. Er wird nicht bewusst wahrgenommen und die Erinnerung an ihn ist bruchstückhaft oder gar nicht vorhanden. Andererseits meinen wir manchmal, uns nicht sicher zu sein, dass das, was wir erleben, Wirklichkeit ist und nicht erträumt. Doch selbst die Wirklichkeit derer, die sich keinen Tagträumereinen hingeben und an die Ratio glauben, ist von Träumen beeinflusst, die sich im Unterbewusstsein abspielen. Manchmal wachsen Träume sogar in den Wachzustand hinein und schaffen Raum für Unbehagen, Wünsche oder Inspiration.
    Raphaël Enthoven taucht heute mit seinem Gast, der Psychoanalytikerin Anne Dufourmantelle, bei einem abendlichen Spaziergang durch die Straßen von Paris in unterbewusste Welten ein. In ihrem Gespräch loten sie gemeinsam die wundersame Welt des Schlafes sowie die Bedeutung des Traums aus. Die wichtigsten Texte zum Thema stammen von Sigmund Freud: „Die Traumdeutung“ und „Das Unbewusste. Schriften zur Psychoanalyse“. Darüber hinaus kommen Werke von Henri Bergson, Charles Baudelaire, Descartes sowie Caldérons philosophische Tragikomödie „Das Leben ein Traum“ zur Sprache. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.09.2012arte
  • Folge 95 (30 Min.)
    Sokrates, Vordenker für viele griechische Philosophen der Antike, vereint viele Gegensätze in sich: Er ist hässlich, zugleich aber auch schön, ein Heiliger, der ebenso sinnlich sein kann. Er glaubt an eine göttliche Offenbarung bei gleichsamer Rationalität, ist Revolutionär und Vordenker, aber auch ein Konservativer, der sich letzten Endes den Gesetzen beugt, die seinen Tod verlangen. Zum Kernbereich seiner Philosophie zählt der sokratische Dialog, beziehungsweise das auf Dialogen basierende Streben nach Erkenntnis.
    Beide Gesprächspartner erlangen Einsicht in einen Sachverhalt durch Fragen und Antworten. Durch Fragen, nicht durch Belehren des Schülers oder Gesprächspartners – wie es die Sophisten hielten – soll Einsichtsfähigkeit geweckt werden. Durch das Hervorbringen des eigenen Wissens, das in einem selbst ruht, ist in Platons Überlieferungen von Sokrates auch der Begriff der Mäeutik („Hebammenkunst“) angebracht worden. Raphaël Enthoven geht heute mit seinem Gast, dem französischen Philosophen Dimitri El Murr, einem durch und durch von Widersprüchen geprägten, großen Philosophen nach.
    Anhand von Metaphern wie denen des Zitterrochens, des Propheten und der Heldenfigur ergründen sie die sokratischen Methoden. Wichtige Referenzen hierbei sind das Werk Platons, einst Schüler von Sokrates, und die Aufzeichnungen Francis Wolffs, die die sokratischen Gegensätze schön herausarbeiten. Ebenso dienen Bilder wie ein Kupferstich von Theodor de Bry , sowie der Film „Das Geständnis“ von Constantin Costa-Gavras der Ergründung sokratischer Phänomene. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 23.09.2012arte
  • Folge 96 (30 Min.)
    Was die Höflichkeit betrifft, sind sich alle einig, dass Zusammenleben ohne sie nicht möglich ist – Um im gleichen Atemzug zu behaupten, sie sei überflüssig und in dieser oder jener Situation durchaus entbehrlich. Als Maßstab für zivilisierten Umgang wird sie immer erst dann zum Thema, wenn sie fehlt. Aber warum wird übertriebene Höflichkeit als Speichelleckerei ausgelegt? Und warum wird eine unhöfliche Person moralisch verurteilt als jemand, der sich „nicht benehmen kann“? Kant wusste die Höflichkeit brillant als Scheidemünze, sprich unverzichtbare zwischenmenschliche Währung, zu etikettieren. Äußerlich heller als ihr eigentlicher innerer Wert sei sie immerhin so ehrlich, keinen Hehl aus ihrer rein konventionellen Natur zu machen.
    Dieses Bekenntnis zeigt allzu deutlich, dass man höfliche Floskeln und reines Wortgeklingel nicht als Beweis für tiefe Zuneigung missdeuten sollte. Höfliche Umgangsformen und Überlegungen zu einer Tugend des Scheins stehen heute im Fokus des Gesprächs, das Raphaël Enthoven mit seinem Gast, dem Philosophen Eric Fiat, führt. Bebildert werden diese unter anderem durch gängige Fauxpas von Politikern im Umgang mit Journalisten. Thematisiert werden auch Molières „Menschenfeind“, Rousseau („Über Kunst und Wissenschaft“), La Rochefoucauld („Maximen und Reflexionen“) und James Ivorys Film „Was vom Tage übrig blieb“ (1993) mit Anthony Hopkins und Emma Thompson in den Hauptrollen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 30.09.2012arte
  • Folge 97 (30 Min.)
    Sigmund Freud erfasst das Unbewusste des Menschen als System, das vor allem aus verdrängten Bewusstseinsinhalten besteht und ist bestrebt, Ursachenzuschreibungen vorzunehmen. Der Patient soll durch Aufdecken von Kausalitäten Selbsterkenntnis erlangen und lernt, die Verhältnismäßigkeiten in verschiedenen Bereichen abzuwägen. Ähnliches gilt für Freuds „Traumdeutung“: Es gilt, die Bilder innerhalb eines Traumes durch freies Assoziieren in einen größeren Sinnzusammenhang einzubetten und verschüttete Realitäten zu verbalisieren. Eine allgemeingültige Symbolik lässt sich damit nur schwer festlegen, da sie die Individualität des Träumenden außer Acht lässt.
    Raphaël Enthoven taucht heute mit seinem Gast, der Psychoanalytikerin und Philosophin Monique David-Ménard in unbewusste Welten ein und erforscht gemeinsam mit ihr Aspekte der Psychotherapie sowie klassische Freud’sche Dispositive. Die wichtigsten Texte dazu stammen von Sigmund Freud: „Die Traumdeutung“ und „Das Unbewusste. Schriften zur Psychoanalyse“. Darüber hinaus kommen Werke von Leibnitz („Metaphysische Abhandlung“) und Nietzsche („Genealogie der Moral“) zur Sprache. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.10.2012arte
  • Folge 98 (30 Min.)
    „Bitte warten …“, „In Erwartung weiterer Informationen verbleiben wir …“- die Liste behördlicher Höflichkeiten in Warteschlangen und floskelhaften Anschreiben ließe sich beliebig fortsetzen. Dabei kennzeichnet das Warten einen Zustand, der in unterschiedlichen Konstellationen und aus verschiedenen Perspektiven betrachtet durchaus seine philosophische Dimension entfaltet. Warten bedeutet nicht, etwas auf später zu verschieben, das jetzt erledigt werden könnte, sondern zur Passivität gezwungen zu sein und das Warten zu „erleiden“.
    Hat der Mensch überhaupt Zeit zum Warten? Oder anders: Erhält er Garantie darüber, dass das Erwartete auch eintreten wird? Warten geht immer auch der Frage nach dem eigenen Glück nach. Die klassische Philosophie behauptet, Glück bestünde darin, nichts mehr herbeizusehnen, also zu erwarten, auf bestimmte Art angekommen zu sein. Andererseits drängt sich die Frage auf: Wofür lebt der Einzelne, wenn er nichts mehr zu erwarten hat? Warten in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen und Auslegungen ist Gegenstand des heutigen Gesprächs, das Raphaël Enthoven mit seinem Gast, dem Philosophen und Metaphysiker Nicolas Grimaldi, führt.
    Thematisiert werden hierbei Bilder des Fotografen Robert Doisneau, die Warteschlangen für Lebensmittelrationen während des Zweiten Weltkriegs zeigen oder Szenen des Berliner Mauerfalls abbilden. Außerdem finden Werke von Flaubert („Madame Bovary“), Tolstoi („Familienglück“), Proust („Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“) und Valéry („Die Schritte“ in „Französische Dichtung“) Erwähnung. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.10.2012arte
  • Folge 99 (30 Min.)
    „Heilung führt den Menschen nie zum biologischen Ursprungszustand zurück“, schreibt der französische Arzt und Philosoph Georges Canguilhem in seinem Buch „Das Normale und das Pathologische“. Krankheit lässt sich durch Heilung nicht ungeschehen machen und ist dadurch quasi unumkehrbar; Heilung bedeutet auch, in einem veränderten Körper leben zu lernen und vielleicht sogar sein Leben danach neu auszurichten. Frédéric Worms, der heutige Gast der Sendung, bringt es in seinem Buch auf den Punkt: Die Rekonvaleszenz nach der Operation macht die Prüfung durch Krankheit und Behandlung nicht vergessen.
    In der heutigen Ausgabe von „Philosophie“ denken er und Raphaël Enthoven über das Heilen und die Genesung nach. Aus rein voluntaristischer Sicht kann der Mensch alleine durch seinen subjektiven Willen geheilt werden, beim schulmedizinischen Ansatz hingegen kommen häufig Geräte zum Einsatz, insbesondere in der Notfallmedizin. Außerdem ist der Heilungsprozess ohne zwischenmenschlichen Kontakt nicht denkbar und Genesung bedeutet somit immer auch, die Erfahrung der Pflege durch einen anderen Menschen zu machen.
    Je nach Krankheit, seien es eine körperliche Behinderung oder chronische Krankheiten wie Diabetes, Alzheimer oder Aids, geht es für den Patienten darum, mit der Krankheit zu leben, sein Leben neu zu schaffen und ihm einen Sinn zu geben, den man ihm ohne die Krankheit vielleicht nicht gegeben hätte. In jedem Falle gibt es also nach der Heilung einen Wiederanfang oder etwas, was neu beginnt. Deshalb schließt die heutige Sendung mit einem tröstlichen Satz von Nietzsche: „Was den Menschen nicht umbringt, macht ihn stärker.“ (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.10.2012arte
  • Folge 100 (30 Min.)
    Die Wissenschaft verspricht uns ein längeres Leben, der Fortschritt sorgt für unsere Produktivität – wozu dient eigentlich die Philosophie? Oder ist nicht gerade ihre „Nutzlosigkeit“ ihr größter Nutzen? Anlässlich der hundertsten Sendung nimmt der Philosoph und Moderator Raphaël Enthoven mit seinem Gast, der 17-jährigen Gymnasiastin Paola Raiman, die Philosophie selbst unter die Lupe. Auf der Straße und im Studio, einer ehemaligen Fabrik, sprechen sie über den Nutzen der Philosophie für den Einzelnen. Sie widersprechen der Behauptung, Philosophie ereigne sich nur im akademischen Elfenbeinturm und richte sich ausschließlich an eine Elite. Raphaël Enthoven und Paola Raiman zitieren und diskutieren unter anderem Vladimir Jankélévitch, Friedrich Nietzsche, Henri Bergson und Simone Weil. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 28.10.2012arte
  • Folge 101 (30 Min.)
    Wenn es stimmt, dass nichts verloren geht und nichts entsteht, sondern alles sich wandelt, ist die Metamorphose allgegenwärtig. Dennoch spricht man von ihr, als handle es sich um Zauberei. Was unterscheidet Metamorphosen von Wachstums- oder Alterungsprozessen? Kann man die Form ändern, ohne dass sich auch die Identität verändert? Und was können uns Mythen über Metamorphosen lehren? Diesen Fragen geht Raphaël Enthoven mit seinem heutigen Gast, dem Philologen Patrick Dandrey auf den Grund. Anhand von Hybridwesen wie den Zentauren, Märchenfiguren aus „Die Schöne und das Biest“ und prominenten Gesichtern, wie dem der Popikone Michael Jackson besprechen Enthoven und Dandrey die unterschiedlichen Formen und Ausprägungen von Metamorphosen.
    Übergeordnete Frage hierbei ist auch, inwiefern der Begriff Metamorphose im Sinne eines Qualitätssprungs verwendet wird. Wichtige Referenzwerke sind außerdem Ovid („Metamorphosen“), Proust („Die wiedergefundene Zeit“), Racine („Phädra“) und Mallarmé („Gedichte“). (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 04.11.2012arte
  • Folge 102 (30 Min.)
    Wenn wir jemanden Gutmenschen nennen, ist das eindeutig negativ gemeint. Wohlmeinende Gefühle mit denen einer glaubt, Gutes zu bewirken, sind heute als naiv beziehungsweise sogar als gefährlich verschrien. Dafür steht im Deutschen das Etikett „Gutmenschentum“, das eine heuchlerische Haltung bezeichnet. Obwohl jemand, der es gut meint, eigentlich positive Gefühle wie Empathie, Mitgefühl und Mitleid ausstrahlt, ist jemand, der es gut meint, nicht unbedingt jemand, der es dann auch gut macht. Raphaël Enthoven untersucht heute mit seinem Gast Mériam Korichi, einer Expertin für zeitgenössische Ethik, ob gutmeinenden Gefühlen immer auch moralische Qualitäten zugrunde liegen.
    Gibt es überhaupt moralische Gefühle oder nur eine moralische Deutung derselben? Um diese Frage zu beantworten, ziehen Enthoven und Korichi Schriften von Kant, Nietzsche, Hannah Arendt und Spinoza heran. Wenn man die Verurteilung des Gutmenschentums kritisch betrachtet und auf ihre Ursprünge zurückverfolgt, treten die wahren Befürchtungen der Verächter dieser Regung zutage, die wiederum eine zutiefst menschliche ist. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 18.11.2012arte
  • Folge 103 (30 Min.)
    „Das hin und her fließende Wasser, sein unaufhörliches, von Zeit zu Zeit aber verstärktes Rauschen, das mein Auge und Ohr unablässig betäubte, ersetzte die durch meine Träumerei erloschene innere Seelenbewegung, und dies war hinreichend, mich mein Dasein mit Vergnügen spüren zu lassen, ohne die Mühe des Denkens zu haben.“ Die „Träumereien eines einsamen Spaziergängers“ sind Rousseaus letztes Werk, das vom Aufenthalt des Philosophen auf der Sankt Petersinsel im Bieler See inspiriert ist. Im Boot ausgestreckt überlässt er sich der „reinen Lust am Dasein“. Von diesem in rhythmischer Prosa verfassten Alterswerk ausgehend versucht diese Ausgabe der Sendung „Philosophie“, die schillernde Gestalt des Philosophen, revolutionären Vordenkers der Demokratie, Musiktheoretikers, Komponisten, Pädagogen und großartigen Schriftstellers zu erfassen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.11.2012arte
  • Folge 104 (30 Min.)
    Auf die Frage, was ist Hypnose, gibt es viele verschiedene Antworten. Manche glauben, sie sei magisches Denken und somit eine Form von schamanischer Zauberei. Andere wiederum bezeichnen sie als objektives wissenschaftliches Verfahren, das die Entmündigung und Unterwerfung des Menschen durch Ausschalten des Bewusstseins bedeute. Wieder andere sehen in der therapeutischen Hypnose die Möglichkeit der Befreiung des Menschen, wie zum Beispiel von Ängsten oder psychosomatischen Krankheiten. Unter manchen Therapeuten gilt die Hypnose als undurchsichtige, vielleicht sogar übernatürliche Praktik, manchmal gar als Schwindelei. In jedem Fall macht sie vielen Angst. Was ist richtig an diesen unterschiedlichen Auffassungen von Hypnose? Steckt nicht in jeder Definition ein bisschen Wahrheit? Raphaël Enthoven und sein heutiger Gast François Roustang, Philosoph und Hypnose-Therapeut, gehen in der heutigen Sendung diesen Fragen auf den Grund. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 02.12.2012arte
  • Folge 105 (30 Min.)
    Sexualität ist an einer Schnittstelle angesiedelt: Auf der einen Seite steht der Trieb, das Animalische, auf der anderen Seite – wie Freud sagt – steht eine kultivierte, erhabene Seite, die Liebe. Sex haben ist ein Fest für die Sinne, doch zugleich mit Tabus verbunden. Dieses „vage Verbot“, das macht Erotik erst möglich. Ist Sex also die süße Wildheit, für die wir erst Grenzen definieren müssen, so wir uns von den Tieren unterscheiden wollen? Darüber diskutiert Raphaël Enthoven heute mit seinem Gast André Comte-Sponville, Mitglied im französischen Ethikbeirat. Zur Verdichtung der Thesen ziehen die beiden Werke von Proust und Schopenhauer sowie Milan Kunderas „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ und Batailles „Der heilige Eros“ heran. Bataille war es auch, der zu dem Schluss kam, Erotik sei das spezifisch Menschliche, da der Mensch schließlich das einzige Wesen mit einem Moralempfinden sei. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 09.12.2012arte
  • Folge 106 (30 Min.)
    Was steckt hinter der Angst vor dem Weltuntergang oder gar unserem Verlangen danach? Welche Pathologie findet ihren Ausdruck in dem Gefühl, das Ende der Welt sei nahe? Für wen hält sich ein Mensch, der den Weltuntergang voraussagt? Wer kann sagen: „Zu meinen Lebzeiten die Sintflut“? Und was ist, wenn die allgegenwärtige Katastrophenstimmung nur eine moderne Spielart des ach so bequemen Pessimismus wäre? Gast der Sendung ist Michaël Foessel. Er hat an der École normale supérieure von Fontenay Saint-Cloud studiert und lehrt Philosophie an der Université de Bourgogne. Foessel ist Spezialist für deutsche und politische Philosophie und Autor mehrerer Publikationen: „L’Anthologie Paul Ricoeur“ (2007), „Kant et l’équivoque du monde“ (2008) und auf Deutsch „Warum streiten Menschen über Gott?“ (Campus Verlag, 2009). In seinem jüngsten Werk „Après la fin du monde“ (2012) zeichnet Michaël Foessel die Geschichte der Weltuntergangsidee in der Neuzeit nach. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 16.12.2012arte
  • Folge 107 (30 Min.)
    Was entgegnet man Menschen, die die Politik kleinreden, die meinen, Politik sei obsolet, weil letztlich doch nur die Wirtschaft über alles entscheide? Solchen und ähnlichen Fragen stellt sich Blandine Kriegel unter Bezugnahme auf ganz unterschiedliche Quellen. Aus ihrer Sicht geht es in der Politik um zweierlei: um Normen und um Macht. Zur Sprache kommen der Widerstreit zwischen Republik und Kaiserreich, Zitate unterschiedlichster Philosophen wie Blaise Pascal, Jean-Jaques Rousseau oder Hannah Ahrendt ebenso wie der Ballhausschwur von 1789. Blandine Kriegel und Raphaël Enthoven befassen sich aber auch mit dem Science-Fiction-Epos „Star Wars“ und dessen Protagonist Palpatine, der sich im Namen des Allgemeinwohls außerordentliche Machtbefugnisse erteilen lässt. Für Blandine Kriegel ist in diesem Epos von George Lucas die Frage nach den Herrschaftsformen der Republik ein zentrales Thema. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSo 06.01.2013arte

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