„Heilung führt den Menschen nie zum biologischen Ursprungszustand zurück“, schreibt der französische Arzt und Philosoph Georges Canguilhem in seinem Buch „Das Normale und das Pathologische“. Krankheit lässt sich durch Heilung nicht ungeschehen machen und ist dadurch quasi unumkehrbar; Heilung bedeutet auch, in einem veränderten Körper leben zu lernen und vielleicht sogar sein Leben danach neu auszurichten. Frédéric Worms, der heutige Gast der Sendung, bringt es in seinem Buch auf den Punkt: Die Rekonvaleszenz nach der Operation macht die Prüfung durch Krankheit und Behandlung nicht vergessen. In der heutigen Ausgabe von „Philosophie“ denken er und Raphaël Enthoven über das Heilen und die Genesung nach. Aus rein voluntaristischer Sicht kann der Mensch alleine durch seinen subjektiven Willen geheilt werden,
beim schulmedizinischen Ansatz hingegen kommen häufig Geräte zum Einsatz, insbesondere in der Notfallmedizin. Außerdem ist der Heilungsprozess ohne zwischenmenschlichen Kontakt nicht denkbar und Genesung bedeutet somit immer auch, die Erfahrung der Pflege durch einen anderen Menschen zu machen. Je nach Krankheit, seien es eine körperliche Behinderung oder chronische Krankheiten wie Diabetes, Alzheimer oder Aids, geht es für den Patienten darum, mit der Krankheit zu leben, sein Leben neu zu schaffen und ihm einen Sinn zu geben, den man ihm ohne die Krankheit vielleicht nicht gegeben hätte. In jedem Falle gibt es also nach der Heilung einen Wiederanfang oder etwas, was neu beginnt. Deshalb schließt die heutige Sendung mit einem tröstlichen Satz von Nietzsche: „Was den Menschen nicht umbringt, macht ihn stärker.“ (Text: arte)