Güte ist die moralische Eigenschaft derer, die nichts Edleres oder Größeres zu bieten haben, sagen ihre Verächter. Oder die herablassende Geste derer, die sich allen anderen überlegen fühlen, sagen jene, denen sie suspekt ist. Aber stimmt das? Leidet die Güte nicht vielmehr darunter, dass sie ihre Schlichtheit nicht einfordert? Wie kommt es, dass uns reine und anspruchslose Güte heute unerträglich geworden ist? Über den Begriff der Freundlichkeit mit all seinen Nuancierungen und seinem historischen Hintergrund unterhält sich Raphaël Enthoven heute mit seinem Gast Emmanuel Jaffelin, dessen Buch „Lob der Freundlichkeit“ vergangenes Jahr in Frankreich erschienen ist. Je nach Wortstamm ist Freundlichkeit aus heutiger Sicht unterschiedlich konnotiert: Mal lässt sie sich zwischen
Noblesse und Schwäche, mal zwischen Fürsorglichkeit und Respekt ansiedeln. Ein anderes Mal zwischen Eigennutz und selbstloser Nächstenliebe. Die Sendung verortet den Begriff der Freundlichkeit anhand von fiktiven und realen Figuren und untersucht deren Handlungsabsichten: Darunter der Pfleger aus dem Film „Ziemlich beste Freunde“, Mutter Teresa, Amélie Poulain, oder Charlie Chaplin. Diskutiert t werden unter anderem Konstrukte wie die Kant’sche Moralphilosophie („Kritik der praktischen Vernunft“), das Sartre’sche Schamgefühl („Das Sein und das Nichts“), Rosseaus Auffassung von Mitleid („Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen“) oder Hegels Auffassung von Leidenschaft („Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie“). (Text: arte)