Serienjahr 2024: Die Serienempfehlungen bei fernsehserien.de
Unsere regelmäßigen Reviewer stellen ihre Favoriten des Jahres vor
Gian-Philip Andreas, R.L. Bonin, Marcus Kirzynowski, Stefan Genrich und Christopher Diekhaus – 28.12.2024, 18:00 Uhr
Die Top-5 von Christopher Diekhaus:
5. Platz: „John Sugar“ (Apple TV+)
Apples Noir-Hommage um einen Privatermittler, der die verschwundene Enkeltochter eines Hollywoodmoguls finden will, ist schon wegen Colin Farrell (dieses Jahr auch in „The Penguin“ beeindruckend) einen Blick wert. Als in sich gekehrter, melancholischer, filmbegeisterter Detektiv, der an das Gute im Menschen glauben will, bildet er das faszinierend rätselhafte Zentrum der Serie. Von vielen anderen Krimiformaten hebt sich „John Sugar“ nicht nur durch eine leicht fiebrige, nah bei den Figuren bleibende, fast dokumentarische Inszenierung ab. Auch ein riskanter, die Gemüter spaltender Twist ist allemal ungewöhnlich.
4. Platz: „True Detective: Night Country“ (Sky)
Eine in fortwährende Dunkelheit gehüllte Stadt im hintersten Alaska, ein bizarrer Mordfall, philosophische Exkurse und starke Schauspielleistungen machen „True Detective: Night Country“, die vierte Staffel der von Nic Pizzolatto erdachten Anthologie-Crime-Saga, zu einem höchst atmosphärischen Erlebnis. Besonders schön: Nach diversen von Männern getragenen Geschichten stehen dieses Mal zwei Frauen im Mittelpunkt, denen Jodie Foster und Ex-Boxweltmeisterin Kali Reis Ecken und Kanten verleihen. Kleine erzählerische Schönheitsfehler kann man dem grimmigen Murder-Mystery ganz gut verzeihen.
3. Platz: „Terminator Zero“ (Netflix)
Die Grundstruktur der „Terminator“-Filme bleibt gleich. Mit seiner Anime-Ästhetik und dem Tokio des Jahres 1997 als Setting hält die Netflix-Serie „Terminator Zero“ allerdings erfrischende Neuerungen bereit. Der Kampf gegen eine wahrscheinlich verheerende KI und eine aus der Zukunft geschickte Killermaschine spielt sich hier zwischen krachenden, wenig zimperlichen Actionsequenzen und ruhigen, fast meditativen Momenten ab, in denen die Macher um Schöpfer Mattson Tomlin Fragen zur menschlichen Existenz aufwerfen. Ein spannender Mix!
2. Platz: „Disclaimer“ (Apple TV+)
Filme oder Serien, die die Grenzen von Fiktion und Wahrheit ausloten, gibt es viele. Apples Romanadaption „Disclaimer“ erhebt das Spiel aber zu großem Schauspielkino. Cate Blanchett gegen Kevin Kline heißt das Duell einer Enthüllungsjournalistin und eines pensionierten Lehrers, hinter dem der mysteriöse Tod eines jungen Mannes steht. Vor allem gegen Ende entwickelt Alfonso Cuaróns Kreuzung aus Psychothriller und Familiendrama echte Dringlichkeit. Was man auch mitnimmt: Schade, dass Oscar-Preisträger Kline in prominenten Rollen nur noch selten zu sehen ist!
1. Platz: „Shōgun“ (Disney+)
Eine der wohl größten Überraschungen im Jahr 2024 stellt die hierzulande bei Disney+ gezeigte Serie „Shōgun“ dar, die auf dem gleichnamigen, schon einmal verfilmten Roman des Schriftstellers James Clavell basiert. Schauplatz der von wahren Ereignissen inspirierten Handlung ist das Japan des 17. Jahrhunderts. Hier stolpert ein englischer Seefahrer in lokale Machtkämpfe und das Ringen von Katholizismus und Protestantismus hinein. Wuchtige Bilder, eine erlesene Ausstattung, engagierte Darsteller, undurchsichtige Figuren und eine ordentliche Portion Kompromisslosigkeit lassen die mehrsprachige Produktion definitiv aus dem Einheitsbrei herausstechen. Obwohl „Shōgun“ ursprünglich als Miniserie konzipiert war, wird inzwischen eifrig an einer zweiten und dritten Staffel gewerkelt.
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Über die Autoren
Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für fernsehserien.de rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 („Lonely Souls“) - gefolgt von The Sopranos S03E11 („Pine Barrens“), The Simpsons S08E23 („Homer’s Enemy“), Mad Men S04E07 („The Suitcase“), My So-Called Life S01E11 („Life of Brian“) und selbstredend Lindenstraße 507 („Laufpass“).
Lieblingsserien: Twin Peaks, Six Feet Under, Parks and Recreation
Originalität – das macht für R.L. Bonin eine Serie zu einem unvergesslichen Erlebnis. Schon als Kind entdeckte die Autorin ihre Leidenschaft für das Fernsehen. Über die Jahre eroberten unzählige Serien unterschiedlichster Genres Folge für Folge, Staffel für Staffel ihr Herz. Sie würde keine Sekunde zögern, mit Dr. Dr. Sheldon Cooper über den besten Superhelden im MCU zu diskutieren, an der Seite von Barry Allen um die Welt zu rennen oder in Hawkins Monster zu bekämpfen. Das inspirierte sie wohl auch, beruflich den Weg in Richtung Drehbuch und Text einzuschlagen. Seit 2023 unterstützt sie die Redaktion mit der Erstellung von Serienkritiken. Besonders Wert legt sie auf ausgeklügelte Dialoge, zeitgemäße Diversity und unvorhersehbare Charaktere.
Lieblingsserien: Lost in Space, Supergirl, Moon Knight
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit „Ein Colt für alle Fälle“, „Dallas“ und „L.A. Law“ auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für fernsehserien.de und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.
Lieblingsserien: Six Feet Under, Emergency Room, The West Wing
Seit 2016 hat Stefan Genrich Websites entwickelt und an einer Hochschule unterrichtet. Vor einer siebenjährigen Pause bei fernsehserien.de würdigte er das weihnachtliche TV-Programm im United Kingdom: Sein Herz schlägt für britisches Fernsehen. Daher verfolgt er jeden Cliffhanger von „Doctor Who“. Der Journalist kritisiert nebenberuflich Serien. Ihn ärgern Mängel bei ARD und ZDF – oder er genießt „Tagesthemen“ sowie „Nord bei Nordwest“. Frühe Begegnungen mit „Disco“ und „Raumschiff Enterprise“ haben Spuren hinterlassen. Später scheiterte Stefan beim Versuch, die Frisur von „MacGyver“ zu kopieren. Wegen „Star Trek: Strange New Worlds“ und „1923“ mag er Paramount+.
Lieblingsserien: Frasier, Raumpatrouille, Star Trek – Deep Space Nine
Christopher Diekhaus, Jahrgang 1985, erlebte seine TV-Sozialisation in den 1990er-Jahren. Seine echte Liebe für den Flimmerkasten entbrannte allerdings erst gegen Ende der Schulzeit. Nach seinem Studium landete er zunächst in einer Film- und Fernsehproduktionsfirma. Seit 2013 schreibt Christopher als Freiberufler Film- und Serienkritiken. Das Portal fernsehserien.de unterstützt er seit Ende 2019. Im Meer der Veröffentlichungen die Perlen zu entdecken – diese Aussicht spornt ihn immer wieder an. Insgeheim hofft er, irgendwann eines seiner in der Schublade liegenden Drehbücher zu verkaufen. Bis er den Oscar in Händen hält, sichtet und rezensiert er aber weiter fleißig die neuesten Serien.
Lieblingsserien: Devs, Lass es, Larry!, Severance
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Teiwaz am
Fallout war Klasse.
Shogun hatte das "Gewisse Etwas"; es wurde viel in japanischer Sprache belassen, was eine Authentizität herstellt. Allerdings muss man dann auch eine Menge Untertitel lesen.
Ripley: Coole Serie. Kinoreife Bilder in schwarz-weiß, die eine düstere Grundstimmung verbreiten. Und es bleibt spannend bis zum Schluss, ob Ripley seiner Verbrechen überführt werden kann. Sehenswert!Hazel-Ra am
Crooks
3 Body Problem
The Gentlemen
Fallout
The AcolytePeter123 am
Naja so "großartig" war das Finale von Shogun dann auch nicht, wurde mehr erzählt als gezeigt was passiert ist...dazu 90% Untertitel, nett aber nicht Platz 1!
Ripley hat sich auch gezogen, ist halt so wenn man einen Film zu einer Serie machen will.
Fallout war gut.Hans18 am
Danke für eure Top 5 Listen.
Ich habe zwar so einiges gesehen, aber so richtig, richtig begeistert war ich dann von keiner. Arcane würde ich da noch nennen wollen. Ja, Fallout war auch gut. Ich stehe halt auf Sci-Fi oder Fantasy.