Serienjahr 2024: Die Serienempfehlungen bei fernsehserien.de

Unsere regelmäßigen Reviewer stellen ihre Favoriten des Jahres vor

Gian-Philip Andreas, R.L. Bonin, Marcus Kirzynowski, Stefan Genrich und Christopher Diekhaus – 28.12.2024, 18:00 Uhr

Die Top-5 von Marcus Kirzynowski:

Platz 5: „Say Nothing“ (Disney+)

Disney+ brachte uns die Miniserie „Say Nothing“ über ein dunkles Kapitel der irischen Geschichte, den Bürgerkrieg der IRA gegen die britischen Behörden und protestantischen Nachbarn. Die jungen Schwestern Dolours und Marian Price radikalisieren sich als zunächst pazifistische Unterstützerinnen der irischen Wiedervereinigung zunehmend, legen schließlich Bomben in London und fahren als Verräter gebrandmarkte KameradInnen zu ihrer Exekution. Als älter gewordene Ex-Kämpferin muss sich Dolours in einem langen Interview ihren eigenen Taten stellen – und damit auch der Frage, ob der gute Zweck wirklich alle Mittel rechtfertigte. Nach einem Sachbuch erzählt Joshua Zetumer authentisch und packend von wahren Ereignissen. So ambivalent die Figuren und ihre Motive gezeichnet werden, so klar und zeitlos aktuell ist doch die Aussage: Im Krieg leiden immer die Falschen – auf beiden Seiten.

Lola Petticrew als Dolours Price in „Say Nothing“ Disney+

Platz 4: „So long, Marianne“ (ARD Mediathek)

Ein Kleinod fand sich 2024 auch in der ARD Mediathek: Die Miniserie „So long, Marianne“ erzählt vom noch jungen Sänger und Poeten Leonard Cohen und seiner Liebesbeziehung zur Norwegerin Marianne Ihlen. Sie lernen sich in den 1960ern auf einer griechischen Insel kennen, die als Refugium für Künstler aus verschiedenen Ländern dient. Der mit Selbstzweifeln und Suchtproblemen kämpfende Kanadier und die junge Mutter, die ihren Ehemann verlassen hat, durchleben eine leidenschaftliche, aber auch wechselhafte Liebe, während sie versuchen, mal in Norwegen, mal in Kanada Fuß zu fassen. Cohens Durchbruch zum Superstar überlebt ihre Beziehung nicht, sein titelgebendes Abschiedslied wird einer seiner größten Hits. Eine bittersüße Zeitreise mit starken DarstellerInnen und den zeitlosen Songs Cohens.

Thea Sofie Loch Næss als Marianne Ihlen und Alex Wolff als Leonard Cohen in „So long, Marianne“ NDR/​Nikos Nikolopoulos

Platz 3: „Where’s Wanda?“ (Apple TV+)

Ein Hit gelang Apple TV+ mit seiner ersten deutschen Miniserie „Where’s Wanda?“. In der durchschnittlichen, aber doch etwas skurrilen Kleinstadt Sundersheim verschwindet die 17-jährige Wanda spurlos. Nachdem knapp drei Monate vergangen sind, nehmen ihre Eltern, gespielt von Heike Makatsch und Axel Stein, die Sache selbst in die Hand: Sie installieren heimlich Kameras in den Wohnungen der Nachbarschaft, um Verdächtige ausfindig zu machen. Und natürlich entpuppt sich so mancher Normalbürger als Mensch mit Geheimnissen. Originell inszeniert, mit Mut, Witz und Stilwillen entwerfen die Serienmacher um Autor Oliver Lansley und Zoltan Spirandelli eine in sich geschlossene Welt, die ein starkes Ensemble mit Leben erfüllt. Und wissen bis zum Ende genau, wo sie erzählerisch hinwollten.

Lea Drinda als Wanda Klatt in „Where’s Wanda?“ Apple TV+

Platz 2: „Lady in the Lake“ (Apple TV+)

Zwei starke Frauenfiguren, zwei Schicksale im von Patriarchat und „Rassentrennung“ geprägten Baltimore der 1960er Jahre. Nach dem Roman von Laura Lippman bringt Regisseurin Alma Har’el für Apple TV+ in „Lady in the Lake“ zwei kulturell höchst unterschiedliche Milieus zusammen: die jüdische Upperclass und die afro-amerikanische Community. Durch zwei Mordfälle überschneiden sich die Leben der bisherigen Hausfrau und Neu-Journalistin Maddie Schwartz und der Barkeeperin Cleo Johnson, großartig gespielt von Natalie Portman und Moses Ingram. Kunstvolle Inszenierung, mitreißende Jazzmusik und eine tiefgründige Erzählung machen diese Adaption zu einer Serienperle.

Moses Ingram in „Lady in the Lake“ Apple TV+

Platz 1: „Kafka“ (ARD Mediathek)

Wie packt man das zwar kurze, aber wechselhafte Leben eines der innovativsten deutschsprachigen Schriftsteller aller Zeiten in sechs Episoden, ohne es in biederem Biopic-Stil einfach nachzuerzählen? Indem man den wohl innovativsten deutschsprachigen Serienmacher der Gegenwart, David Schalko, damit beauftragt, Drehbücher des Bestsellerautors David Kehlmann zu inszenieren. Heraus kam mit „Kafka“ ein vielschichtiges Spiel mit Form und Inhalt, sich überlappenden Zeitebenen und der wechselseitigen Durchdringung von Leben und Werk. Selten war öffentlich-rechtliches Serienfernsehen so faszinierend wie in dieser ARD-/​ORF-Koproduktion.

Franz Kafka (Joel Basman) hat stets den Vater Herrmann (Nicholas Ofczarek) im Nacken. NDR

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