Serienjahr 2024: Die Serienempfehlungen bei fernsehserien.de
Unsere regelmäßigen Reviewer stellen ihre Favoriten des Jahres vor
Gian-Philip Andreas, R.L. Bonin, Marcus Kirzynowski, Stefan Genrich und Christopher Diekhaus – 28.12.2024, 18:00 Uhr

Was war die beste Serie des Jahres? Dazu gibt es viele mögliche Bewertungskriterien und über Geschmack kann man bekanntlich sowieso streiten – sollte es aber nicht.
Im vorliegenden Artikel stellen diejenigen Kollegen bei fernsehserien.de, die regelmäßig mit der Erstellung von Serienkritiken beauftragt werden, ihre jeweiligen, ganz persönlichen Top-5-Serien aus dem Jahr 2024 vor.
Wie verschieden die Geschmäcker von ausgemachten Serienliebhabern sein können, zeigt dabei die Tatsache, dass unter den 25 genannten Serien nur eine einzige auf zwei Listen vorkommt – die dann aber jeweils gleich auf der Top-Position …
Anmerkung: In diesem Artikel stellen unsere „Reviewer“ ihre jeweiligen, ganz persönlichen Jahres-Highlights vor. Über die Feiertage wird noch ein Artikel folgen, in dem alle Kollegen aus der Redaktion zu Wort kommen, sowie eine Übersicht unserer Serienkritiken.
Die Top-5 von Gian-Philip Andreas:
Platz 5: „Fallout“ (Prime Video)
Apokalypse als Pop: „Fallout“ war für mich die unterhaltsamste Serie des Jahres. Unter geschickter Verwendung aller möglichen Elemente aus der zugrunde liegenden Videospielreihe erzählen die acht Episoden eine ganz eigenständige Geschichte. Ella Purnell (die von den „Yellowjackets“ viel zu früh verspeist wurde) führt als gutherzig-naive Actionheroine Lucy MacLean durch eine nuklear verheerte Wüstenlandschaft im Nachgang eines US-chinesischen Atomkriegs. Die buntgescheckte Typenparade, die dabei ihren Weg kreuzt, und der garstige Witz, der sich in zahlreichen Details offenbart, sorgen dafür, dass das mittlerweile etwas ausgelutschte Thema der Postapokalypse hier so neu und frisch daherkommt wie selten.
Platz 4: „Ripley“ (Netflix)
Die neben „Shōgun“ am besten aussehendste Serie des Jahres war zweifellos die Patricia-Highsmith-Adaption „Ripley“ von Netflix. Kein Wunder, denn für das kontrastreiche Schwarzweiß und die sorgsam komponierten Bilder war Robert Elswit zuständig. Der Kamera-Veteran bekam für „There Will Be Blood“ 2007 den Oscar und sorgte für den Look von einer ganzen Reihe visuell betörender Filme. Die acht Episoden über Highsmith’ berühmten Hochstapler und Mörder Tom Ripley – beeindruckend gespielt von Andrew Scott – möchte man sich nun fast Bild für Bild an die Wand hängen. Eine Thrillerserie als fast irreal flirrende Reise durchs Italien der Sechzigerjahre: melancholisch, abgründig, böse.
Platz 3: „English Teacher“ (Disney+)
Die beste neue Comedyserie des Jahres ist in Deutschland erst seit kurz vor Weihnachten zu sehen: „English Teacher“. Brian Jordan Alvarez, der die Serie auch konzipierte, spielt einen schwulen Englischlehrer an einer Highschool in Austin, Texas, wo er es mit verwaltungstechnischen Absurditäten, ultra-woken Schüler*innen, republikanischen Waffennärrinnen und anderen Zeichen der Zeit zu tun bekommt – die stets auf herrlich direkte Weise angesprochen werden. Im 22-Minuten-Sitcom-Format gehalten, sausen die bislang nur acht Folgen förmlich dahin – und man kann nur hoffen, dass es weitergeht.
Platz 2: „Rentierbaby“ (Netflix)
Die britische Miniserie „Rentierbaby“ – einer DER Netflix-Überraschungshits des Jahres – vollbringt ein echtes Kunstwerk: Sie tariert Comedy und Drama, schwer erträgliche Sequenzen und eine konterkarierende Leichtigkeit auf staunenswert souveräne Weise gegeneinander aus. Richard Gadds größtenteils autobiografisch angelegtes True-Crime- und Selbstfindungsdrama um einen aufstrebenden Comedian, der von einer Stalkerin behelligt und zugleich Missbrauchserfahrungen verarbeiten muss, arbeitet mit so vielen unterschiedlichen, auch schonungslosen Nuancen, dass man zwischendurch immer mal wieder erschrickt, wie unterhaltsam das alles dennoch geraten ist. Sieben Episoden voller unvergesslicher Momente – mit Gadd selbst und einer phänomenalen Jessica Gunning in den Hauptrollen.
Platz 1: „Shōgun“ (Disney+)
Möglichst viel Zoll Bildschirmdiagonale haben sich wohl bei kaum einer Serie bislang derart gelohnt wie bei „Shōgun“. Atemberaubendes Set Design, spektakuläre Kostüme, staunenswert choreografierte Actionszenen: In Sachen Augenschmaus gab es in diesem Serienjahr nichts, was dieser Neuadapation des berühmten James-Clavell-Romans hätte Konkurrenz machen können. Noch dazu wurde die Handlung um Intrigen und Machtkämpfe im feudalen Japan im Vergleich zur Erstumsetzung von 1980 (mit Richard Chamberlain) geschickt neu justiert: Erstens wird der europäische Kapitän, der nach einer Schiffshavarie in der ostasiatischen Fremde landet, zugunsten der japanischen Figuren weniger stark ins Zentrum gestellt, zweitens erfahren die weiblichen Charaktere eine dringend nötige Aufwertung. Beides sorgt dafür, dass die zehn dicht erzählten, mit Emotionen, Sinnlichkeit, Gewalt und Drama vollgepackten Episoden bis zum (großartigen!) Finale die Spannung halten.