40 Jahre RTL: Anfangs „erschreckend anderes“ Fernsehen mit wenig Budget, aber Innovationsfreude

Von Ansagern und großer Show-Unterhaltung zur Eintönigkeit

Vera Tidona
Ralf Schönfeldt und Vera Tidona – 28.01.2024, 10:00 Uhr

Matthias „Metty“ Krings und die „Mini Playback Show“ mit Marijke Amado – Bild: RTL/Collage by TV Wunschliste
Matthias „Metty“ Krings und die „Mini Playback Show“ mit Marijke Amado

Vor 40 Jahren, am 2. Januar 1984, ging der zweite deutsche Privatsender an den Start: RTL, der bis zum 31. Oktober 1992 unter dem Namen RTLplus firmierte. Das runde Jubiläum nimmt die Redaktion von fernsehserien.de zum Anlass, um dem Sender zu gratulieren. In den kommenden Wochen schildern Redakteure und Mitarbeiter der unterschiedlichsten Generationen ihre persönlichen Gedanken rund um RTL. Heute teilen Geschäftsführer Ralf Schönfeldt und Redakteurin Vera Tidona ihre Erinnerungen.

Ralf Schönfeldt, Geschäftsführer

Als wir 1986 Kabelfernsehen bekamen, war RTLplus gerade zweieinhalb Jahre auf Sendung. Das Programm und die Präsentation erinnerten noch stark an das erfolgreiche Radioprogramm: Die meisten Moderatoren und Mitarbeiter hatten ihre Moderationserfahrungen auf den „vier fröhlichen Wellen“ gesammelt, die sie ins Fernsehprogramm einbrachten. Das führte zu einem „erschreckend anderen“ Fernsehen, wie Medienkritiker und die öffentlich-rechtliche Konkurrenz damals bekundeten. Improvisiert, spontanes Fernsehen mit wenig Budget und eins, in dem der Zuschauer als Teil einer Fernsehfamilie begrüßt wurde.

Das war auch in den ersten Studio-Eigenproduktionen zu merken: Die Spielshow „Wer bin ich?“ zum Beispiel mutete wie ein abgefilmtes Partyspiel auf einer RTLplus-Firmenfeier an und die Serien und Filme waren meist Produktionen, für die man wenig Lizenzkosten zahlen musste oder die man sonst zufällig auftreiben konnte („Knight Rider“, „Sledge Hammer“).

Das Image eines innovativen Senders hielt bei mir noch lange an, auch als RTLplus spätestens mit dem Umzug nach Köln immer professioneller und profitorientierter wurde und das „plus“ aus seinen Namen strich. In den frühen 1990er Jahren wurden die Programmansagen komplett abgeschafft und beendeten die Frühphase des Fernsehprogramms, an das sich der Sender heute nicht mehr gerne zu erinnern scheint. Ich fand’s damals schade und hätte bei diversen Jubiläumsfeiern gerne die alten Ansagerinnen und Ansager wie Matthias Krings, Eva Müller, Carolin Lenzen, Isolde Tarrach oder Horst Tempel wiedergesehen.

Vera Tidona, Redakteurin

Mit RTL verbinde ich vor allem die bekannten Gesichter des Senders wie den damaligen Senderchef Helmut Thoma und seine Aushängeschilder Hans Meiser, Geert Müller-Gerbes oder später Peter Kloeppel. Wer an der Grenze zu den Beneluxländern aufgewachsen ist, der kannte bereits den Radiosender RTL, wo viele bekannte TV-Persönlichkeiten anfingen, wie Frank Elstner, Dieter Thomas Heck, Thomas Gottschalk und Anke Engelke. Ich persönlich habe diese Menschen aber erst viel später auch bei den neuen privaten TV-Sendern wie RTL erleben dürfen.

Besonders die beliebten Spielshows wie „Alles Nichts Oder?!“ mit Hugo Egon Balder und Hella von Sinnen, die „Mini Playback Show“ mit Marijke Amado oder „Der Preis ist heiß“ mit Harry Wijnvoord zählten auch bei mir zu den gern geschauten Formaten. Hinzu kamen eigenproduzierte Serien wie „Nikola“ mit Mariele Millowitsch und Walter Sittler oder „Ritas Welt“ mit Gaby Köster, neben einigen US-Produktionen wie die Teenieserie „Beverly Hills, 90210“.

Dennoch stand und steht RTL bis heute für Show-Unterhaltung am Samstagabend, auch wenn ich kein Fan von „Deutschland sucht den Superstar“ oder ähnlichen Casting-Formaten bin. Zugegeben, inzwischen hat sich für mich auch langsam der Reiz am Dschungelcamp, an „Wer wird Millionär?“ oder der „Jauch-Gottschalk-Schöneberger-Show“ gelegt, nachdem man beim Sender (und da sind andere wie ProSieben nicht ausgenommen) der Meinung ist, dass jede Unterhaltungsshow mindestens vier Stunden lang und bis Mitternacht gehen muss. Ich würde mir für die Zukunft des Senders wünschen, einfach wieder mehr Mut zu neuen Formaten und Eigenproduktionen zu haben, anstatt alte Kamellen neu aufzuwärmen.

Über die Autorin

Vera Tidona hat schon früh ihre Begeisterung für Serien und Filme entdeckt. Aufgewachsen mit dem Sommerferienprogramm mit Anke Engelke und Klassikern wie „Die Bären sind los“, „Fünf Freunde“ und die Astrid Lindgren-Serien, durften sonntags „Löwenzahn“ und „Die Sendung mit der Maus“ nicht fehlen. Auch TV-Shows wie „Dalli Dalli“ und „Wetten dass.. ?“ prägten schon früh die Fernsehgewohnheiten. Mittlerweile haben neben Klassikern „Detektiv Rockford“, „Columbo“, „Magnum“ (nur mit dem einzigartigen Tom Selleck!), auch großartige Serien wie „Games of Thrones“, „Stranger Things“ und „The Witcher“ sowie nordische Thriller bis hin zu britischen Krimis die Liste der Lieblingsserien bereichert. Seit Frühjahr 2020 ist sie für die Redaktion von fernsehserien.de tätig und schreibt News und Specials im nationalen und internationalen Bereich.

Lieblingsserien: Bosch, Stranger Things, Only Murders in the Building

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