Das ZDF wird zum Free-TV-Hafen für „Das Boot“

Sky kann mit Serienerfolg auch in Deutschland Geld machen

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 03.02.2019, 14:59 Uhr

„Das Boot“: (v.l.) August Wittgenstin, Rick Okon, Tom Wlaschiha, Vicky Krieps, Lizzy Caplan – Bild: Sky
„Das Boot“: (v.l.) August Wittgenstin, Rick Okon, Tom Wlaschiha, Vicky Krieps, Lizzy Caplan

Weiterer Verkaufserfolg für Bavaria Fiction, Sky Deutschland und Sonar Entertainment: Das ZDF hat sich die deutschen Free-TV-Rechte für die Serie „Das Boot“ gesichert. Im Herbst/​Winter 2019 wird die achtteilige Auftaktstaffel zum öffentlich-rechtlichen Sender kommen und dann auch in der ZDFmediathek verfügbar sein. Die Produktionspartner hatten die Serie bereits zuvor in mehr als 100 Länder lizenzieren können.

Simone Emmelius, Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Spielfilm, kommentiert: „Ich freue mich, dass die Free -TV-Premiere der packenden Sky-Serie ‚Das Boot‘ im ZDF stattfinden wird. Und dies umso mehr, als uns selbst mit Regisseur Andreas Prochaska und der Produktionsfirma Bavaria eine langjährige, erfolgreiche Zusammenarbeit verbindet.“

Beim Deutschen Fernsehpreis war das „Boot“ neunfach nominiert und konnte am Ende zwei Preise mit nach Hause nehmen: Für Hauptdarstellerin Vicky Krieps und die Kameraarbeit von David Luther (fernsehserien.de berichtete). Eine zweite Staffel der Serie wurde bereits bestellt, zu der die Dreharbeiten noch in diesem Jahr starten werden.

Für die deutschen Eigenproduktionen von Pay-TV-Anbietern ist der Verkauf von Serienrechten ins In- und Ausland eine wichtige Einnahmequelle, die die für ansprechende Serien notwendigen hohen Budgets erst ermöglicht. Problematisch ist dabei natürlich, dass die deutsche Sprache weltweit deutlich weniger verbreitet ist als etwa Englisch. Das ZDF zeigt bei ZDFneo schon die TNT-Serie-Produktion „4 Blocks“, sixx zeigte „Add a Friend“, VOX „Weinberg“ (beide ebenfalls von TNT Serie), während das ambitionierte „Babylon Berlin“ gleich als Gemeinschaftsproduktion von Sky und ARD lanciert wurde. Wie viel das ZDF für die Rechte zahlen muss, ist aber leider nicht bekannt geworden.

Wie die bekannte Filmvorlage „Das Boot“ basiert die Serie sie auf einer Buchvorlage von Lothar-Günther Buchheim – der hatte neben „Das Boot“ auch das Buch „Die Festung“ geschrieben, das die Geschehnisse nach der Rückkehr des Boots aus dem Mittelmeer fortsetzt. In der Serie wird die Handlung aber auf neue Figuren umgestrickt. Und statt sich auf die klaustrophobische Atmosphäre an Bord eines U-Boots zu beschränken, will die Serie durch eine weitere Handlung an Land auch generell den Krieg und seine Auswirkungen auf die Menschen zeigen und ebenso, wie deren Leben durch blinde Ideologien verheizt werden.

Im Jahr 1942 steht die U-612 mit einer eingespielten Besatzung aber unter dem neuen Kapitän Hoffmann (Rick Okon) für ihre Jungfernfahrt bereit. Schnell gerät die 40-köpfige Besatzung dabei in der Enge des U-Boots und unter dem Druck des immer härter werdenden Kriegs zur See an die Grenzen der psychischen und physischen Belastbarkeit, die zwischenmenschlichen Spannungen steigen. Derweil gerät die Welt von Simone Strasser (Krieps) im Hafen La Rochelles aus den Fugen. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihren patriotischen Gefühlen für Deutschland, der in Frankreich aufkommenden Résistance sowie einer gefährlichen, weil verbotenen Liebschaft. Ihr bisheriges Weltbild gerät ins Wackeln.

Zum internationalen Cast der Auftaktstaffel gehören daneben auch Lizzy Caplan („Masters of Sex“), Tom Wlaschiha („Game of Thrones“), Vincent Kartheiser („Mad Men“), James D’Arcy („Marvel’s Agent Carter“), August Wittgenstein („The Crown“), Rainer Bock („Inglourious Basterds“), Leonard Scheicher („Finsterworld“), Robert Stadlober („Sommersturm“), Franz Dinda („Die Wolke“) und Stefan Konarske („The Young Karl Marx“).

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1963) am

    Seh ich anders!!
    Für eine der besten Produktionen der letzten Jahre ist es das Gebührengeld wert.
    Zudem die Serie zwei Preise einheimsen konnte (eine für die nicht unbedingt so schöne Hauptdarstellerin Vicky Krieps, den anderen für die Kameraarbeit von David Luther).
    Als einer der wenigen (ist nun mal so!!) - freue ich mich ganz besonders auf Staffel II...
    • am via tvforen.de

      Oh nein... Da hätte man die Gebührengelder aber wirklich sinnvoller einsetzen können.
      • am via tvforen.de

        Ich fand die Serie besser als den Film. Mit der Widerstandsbewegung gab es eine interessante Nebenhandlung. Allemal besser als ein dreistündiges Kammerspiel in einer Metallröhre, in denen die Typen zusehends physisch und psychisch verfallen.
      • am via tvforen.de

        J_Doe schrieb:
        -------------------------------------------------------
        > Ich fand die Serie besser als den Film. Mit der
        > Widerstandsbewegung gab es eine interessante
        > Nebenhandlung. Allemal besser als ein
        > dreistündiges Kammerspiel in einer Metallröhre,
        > in denen die Typen zusehends physisch und
        > psychisch verfallen.

        Ich glaube, über die Qualität von Wolfgang Petersens Film wurde seit 1981 schon alles gesagt und geschrieben.

        Dass man der Serie einen zweiten Handlungsstrang an Land gegeben hat, um ein Gegengewicht zur Enge des Bootes zu schaffen, war ja im Prinzip keine schlechte Idee. Bloß wurden beide Handlungsstränge nur mühsam durch die Geschwister zusammengehalten, und beide Geschichten waren so extrem albern und unglaubwürdig, dass es zur Qual wurde, die Serie bis zum Schluss zu verfolgen. (Stichworte: Passagier, Meuterei, lesbische Schockverliebtheit.) Dazu kommt noch die schlechte, billig klingende Synchronisation der Résistance-Geschichte, sodass man bei Szenenwechseln ständig das Gefühl hatte, aus Versehen umgeschaltet zu haben.

        Lothar-Günther Buchheim hat sich ja schon beim Film über die mangelnde Authentizität beschwert. Nach Ansicht der Serie hätte er womöglich einen Herzinfarkt bekommen...

        Ich war einigermaßen geschockt, dass dieses Machwerk für neun (!) deutsche Fernsehpreise nominiert wurde. Dass es am Ende nur für zwei Auszeichnungen reichte (darunter für Vicky Krieps, die wahrscheinlich viel mehr drauf hat, als sie in der Serie zeigen durfte), hat mich dann wieder ein bisschen versöhnt :)
      • am via tvforen.de

        Spoonman
        >Dass man der Serie einen zweiten Handlungsstrang an Land gegeben hat, um ein Gegengewicht zur Enge des Bootes zu schaffen, war ja im Prinzip keine schlechte Idee.>

        Das sehe ich ganz anders: "Das Boot", der Film lebt von der speziellen Stimmung (Enge) im U-Boot. Man kann den Schweiss und das Oel förmlich vor dem TV riechen; das macht den Film aus. Das ist auch ein gravierender Unterschied zur Serie durch die Zweithandlung.
        Die Serie haben wir beide schon genug auseinander genommen; hier in einem Thread.
        Dazu habe ich fast Alles schon gesagt.
      • am via tvforen.de

        faxe61 schrieb:
        -------------------------------------------------------
        > Spoonman
        > >Dass man der Serie einen zweiten Handlungsstrang
        > an Land gegeben hat, um ein Gegengewicht zur Enge
        > des Bootes zu schaffen, war ja im Prinzip keine
        > schlechte Idee.>
        >
        > Das sehe ich ganz anders: "Das Boot", der Film
        > lebt von der speziellen Stimmung (Enge) im U-Boot.
        > Man kann den Schweiss und das Oel förmlich vor
        > dem TV riechen; das macht den Film aus. Das ist
        > auch ein gravierender Unterschied zur Serie durch
        > die Zweithandlung.

        Ja, völlig richtig. Aber eben weil der Film das so eindringlich rübergebracht hat, wäre es unsinnig gewesen, mit der Serie dasselbe zu versuchen. Deshalb fand ich die Idee eines zweiten Handlungsstrangs nicht verkehrt. Bloß die Umsetzung ist halt leider völlig misslungen.

        Ich bin aber gespannt darauf, wie die Serie beim öffentlich-rechtlichen Publikum ankommt. Ich könnte mir vorstellen, dass stark polarisieren wird.

    weitere Meldungen