Geheimnisvolle Orte Staffel 1, Folge 2: Geheimnis Möhnetalsperre
Staffel 1, Folge 2
2. Geheimnis Möhnetalsperre
Staffel 1, Folge 2 (45 Min.)
Sie war ein Segen: Denn sie lieferte Trink- und Brauchwasser sowie Strom für die Ruhrindustrie und sicherte damit Einkommen und Überleben. Sie war eine tödliche Bedrohung: Denn in einer einzigen Nacht nahm sie mehr als 1.500 Menschen das Leben. Sie ist ein imposantes Baudenkmal, ein beliebtes Ausflugsziel und ein Naturparadies. Doch wer die elegant geschwungene, 650 Meter lange Bruchstückmauer sieht, ahnt nicht, welch geschichtsträchtiger Ort sie ist – die Möhnetalsperre. Für die neue vierteilige Reihe haben sich die WDR-Autoren auf eine Spurensuche in die Vergangenheit unseres Landes gemacht – zu geheimnisvollen Orten, an denen Geschichte geschrieben wurde. Sie haben Archive durchforstet, Zeitzeugen befragt und sind dabei auf spektakuläre historische Aufnahmen gestoßen und auf Geschichten, die so noch nie erzählt wurden. Diese Geschichten spielen in der Essener Villa Hügel, sie spielen im Bonner Kanzlerbungalow, am Nürburgring und rund um die Möhnetalsperre im Sauerland. Gebaut wurde sie, um die Wasserversorgung des Ruhrgebietes zu sichern. Die industrielle Revolution hatte Tausende von Arbeitern ins Ruhrtal gebracht. Die Industrie – insbesondere die Stahlproduktion – verbrauchte gigantische Mengen von Wasser. Wasser, das dann als Trinkwasser fehlte. Es kam zum regelrechten Kampf um das Wasser: Industrie und Kommunen gruben sich das Wasser gegenseitig ab – katastrophale Zustände. Der Ruhrtalsperrenverband – der damalige Ruhrverband – sann auf Abhilfe und beschloss, die erste eigene Talsperre zu bauen. Im August 1909 begannen die Arbeiten. Es sollte die größte Baustelle ihrer Zeit werden. Tausende von Arbeitern wurden benötigt, italienische Fachkräfte angeworben, 270.000 Kubikmeter Fels für die Staumauer herangeschafft. Nach vier Jahren Bauzeit war sie fertig, und
wurde schnell zum beliebten Ausflugsziel. Doch in einer einzigen Vollmondnacht, brach die Katastrophe über die Bewohner des Möhnetals herein. Am 17. Mai 1943, kurz nach Mitternacht, donnerten fünf britische Bomber im Tiefflug über den Möhnesee. Bis dahin galt „die Möhne“ als unangreifbar. Die Flugzeuge klinkten je eine Rollbombe aus – ein Sprengkörper, den der britische Militäringenieur Barnes Wallis eigens entwickelt hatte, um die Sperrnetze vor der Staumauer zu überwinden. „Der Krieg fand bis zu jener Nacht woanders statt“, sagt der heute 80-jährige Hubert Köhler, dessen Vater im Elektrizitätswerk unterhalb der Mauer arbeitete. Die fünfte und letzte Rollbombe brachte die gewaltige Mauer zum Bersten. Das aufgestaute Wasser stürzte als meterhohe Flutwelle todbringend ins Tal, hinterließ eine Spur gewaltiger Zerstörung, die bis nach Duisburg reichte. Über 1500 Menschen starben, ganze Straßenzüge, Brücken und Dorfteile wurden weggeschwemmt. Jene Nacht brannte sich in das kollektive Bewusstsein der Bevölkerung des Möhnetals ein. Von Hanna Kampschultes Haus blieb kein Stein auf dem anderen. Sie wurde kilometerweit talabwärts geschwemmt und überlebte – als einzige ihrer Familie. 70 Jahre lang hat sie über die schlimmste Nacht ihres Lebens geschwiegen, aber nun will sie den nachfolgenden Generationen davon erzählen … Der Film ist den Geheimnissen der Möhnetalsperre auf der Spur und erzählt ein faszinierendes Stück deutscher – und britischer – Geschichte. Zu allen Dokumentationen gibt der WDR auch ein E-Book und ein umfangreiches Web-Angebot heraus.www.geheimnisvolleorte.wdr.dewww.dokuamfreitag.wdr.de Weitere Folgen der Reihe: Geheimnis Villa Hügel, Sendetermin: 17.01.2014, 20:15 Uhr Geheimnis Nürburgring, Sendetermin: 31.01.2014, 20:15 Uhr Geheimnis Kanzlerbungalow, Sendetermin:07.02.2014, 20:15 Uhr (Text: WDR)