Dittsche Das wirklich wahre Leben
D 2004–
  • Comedy
Deutsche TV-Premiere WDR
Alternativtitel: Dittsche vor acht
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Im Mittelpunkt steht der arbeitslose Dittsche (Olli Dittrich), der auf seine ganz eigene, abwegige, manchmal traurige, oft komische, skurrile Art aktuelle Themen (oder das Thema der Woche) im improvisierten Gespräch mit anderen reflektiert. Dittsche ist eine wahrhafte Hamburger Milieu-Figur, ein typischer Tresengast, der durch seine bisweilen absurde Sicht der Dinge zu einem unberechenbaren Gesprächspartner werden kann. Ein begrenzt gebildeter Mensch, ohne eindeutige politische Haltung, manchmal verwirrt und in Wahrheit sehr einsam. Ein sympathischer Loser, der mit seinen Thesen, die stets auf gefährlichem Fünf-Prozent-Wissen basieren, unerbittlich aufzutrumpfen versteht. Dieser Mann taucht in Jogginghose, Badelatschen, Oberhemd und gestreiftem Bademantel zur Feierabendzeit regelmäßig in einem Imbiss auf und tauscht leere gegen volle Bierflaschen. Das erste Bier wird immer gleich am Tresen geöffnet und verzehrt, es entspinnt sich ein typisches Stammtisch-Gespräch zwischen den Anwesenden zu aktuellen Themen. Ohne Drehbuch, eben wie im „wirklich wahren Leben“.
Dittsches unerbittliche, oft nervtötende, im Grunde aber liebenswerte Art die Welt zu sehen, zwingt Ingo (Jon Flemming Olsen), den couragierten Imbisswirt, in die aberwitzigsten Dialoge. Ingo ist zwar häufig bis zur Verzweiflung überfordert, gibt aber den tapferen Counterpart. Der dritte im Bunde war bis zu seinem Tod im Jahr 2016 „Schildkröte“ (Franz Jarnach). Dieser Mann verdankte seinen Spitznamen seiner Krokoleder-Imitat-Jacke, die er seit Jahren trug. Keiner wusste, wie er wirklich heißt, er saß mit dem Rücken zum Geschehen, trank sein Bier und sagte grundsätzlich kein Wort – bis auf wenige Ausnahmen. Seit 2017 gehört „Krötensohn“ Jens (Jens Lindschau) nach einigen zuvor absolvierten Gastauftritten zum festen Ensemble. (Text: WDR/DB)

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Aus dem Fernsehlexikon von Michael Reufsteck und Stefan Niggemeier (Stand 2005):Improvisations-Comedy von und mit Olli Dittrich.
Der 40 jährige Hamburger Arbeitslose Dittsche (Olli Dittrich) schlappt regelmäßig in Bademantel und Jogginghose zur „Eppendorfer Grill-Station“, seinem Stammimbiss, um die leeren Bierflaschen in seiner Tüte gegen volle auszutauschen. Während er die ersten zwei Flaschen gleich am Tresen leert („Kerl, das perlt aber heute wieder“), verwickelt er Imbisswirt Ingo (Jon Flemming Olsen) in ein Gespräch über Gott und die Welt, in dem er aus Brocken von „Bild“-Überschriften und halb verstandenen Fernsehberichten schwindelerregende Gedankengebäude errichtet und dem Begriff „gefährliches Halbwissen“ eine konkrete Dimension gibt. In den Worten von Ingo: „Das ist dein Problem: Du hörst viel, aber weißt nichts.“
Mühelos schafft Dittsche es, einen Bogen von der angeknacksten deutsch-italienischen Freundschaft zum Verfallsprozess von Kartoffelsalat zu schlagen oder von den „Ausdünstungen“ der Würstchen über „Dispersitionsfarbe“ zu den Bochumer Tauben, die alle schwul geworden sind. An einem Stehtisch trinkt derweil Stammgast Schildkröte (Franz Jarnach alias Mr. Piggi) schweigend sein Bier. (Er heißt „Schildkröte“, weil ihm sein Schwager aus der DDR eine Krokodilimitat-Jacke geschenkt hatte, mit der er aussieht wie ein Ninja Turtle aus einem Überraschungsei.)
Dittsche besteht aus nichts als dem Gespräch im Imbiss, gefilmt scheinbar von Überwachungskameras in farbarmen Beigebrauntönen. Es gibt kein Drehbuch, das meiste ist improvisiert, was die Situation zusammen mit Dittrichs Verwandlungstalent beängstigend realistisch wirken lässt. Dittsche ist eine innovative Satire, die nicht von Pointen lebt, sondern von der Genauigkeit, mit der sie die Absurdität des Lebens abbildet, vergleichbar mit Blind Date. Die Figur des Dittsche stammt aus Dittrichs ZDF-Reihe Olli, Tiere, Sensationen. Die Folgen der ersten Staffel wurden mit so kurzem Vorlauf produziert, dass er Stellung nehmen konnte zu den aktuellen Themen der Woche. Seit der zweiten Staffel wird live gesendet. Als Stargäste kamen u. a. Wladimir Klitschko, Rudi Carrell und Uwe Seeler vorbei.
Dittrich hatte es lange schwer, für diese spröde und kompromisslose Form einen Sender zu finden; der WDR räumte ihm schließlich ein Plätzchen frei und wurde mit einer treuen Fangemeinde belohnt. Die ARD wiederholte die Folgen ab Februar 2005 jeweils am folgenden Tag gegen 0:30 Uhr – mit erstaunlich guten Einschaltquoten. Auch im NDR und im HR lief die Reihe.
2004 wurde Dittsche als beste Comedy mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet, 2005 mit dem Grimme-Preis mit Gold. Die Titelmusik ist „Stand By Your Man“ von den Dixie Chicks.

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