Staffel 10, Folge 1–33

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Staffel 10 von „Die Story im Ersten“ startete am 11.01.2021 in Das Erste.
  • Staffel 10, Folge 1
    Die Spitze der anhaltenden „Crystal-Welle“ ist spürbar, ihre große Dynamik in der Mitte der Gesellschaft wird politisch weitgehend ignoriert. Warum das Thema auch „strapazieren“? Meint der Vorsitzende des „Bundes Deutscher Kriminalbeamter“ (BDK), Sebastian Fiedler: „Ich kenne keine Partei, die sich der gesellschaftlich hochkomplexen Gefahr der neuen Alltagsdroge Crystal Meth bewusst ist.“ Die Dokumentation zeigt die zunehmende Brisanz des Themas. Crystal Meth ist in allen Gesellschaftsschichten und allen Landesteilen angekommen, Herstellung und Handel werden zunehmend professioneller – und krimineller.
    2014 sorgte die synthetisch hergestellte Droge „Crystal Meth“ für Schlagzeilen: rund um die deutsch-tschechische Grenze wurde der Stoff kiloweise sichergestellt, die Zahl der Süchtigen stieg jährlich um den Faktor 4, Drogendelikte nahmen innerhalb von vier Jahren um 100 Prozent zu. Elfährige, die das Metamphetamin konsumierten, das schien in der Bundesrepublik bis dahin kaum vorstellbar. Furchteinflößende „Faces of Crystal Meth“ machten die Runde, Politiker in den grenznahen Ländern setzten die neue Drogenwelle auf ihre Tagesordnung. Ein Jahr später nahm schon kaum einer mehr Notiz von der „Horrordroge“, die „Flüchtlingskrise“ und die Terrorismusgefahr bestimmten die öffentliche Meinung.
    2016 verzeichneten die Vereinten Nationen Crystal Meth nach Cannabis als die „weltweit inzwischen am häufigsten konsumierte illegale Droge“ (UNOdoc). Die Zahl der Konsumenten wurde damals auf gut 34 Millionen geschätzt. Mehr als die addierte Summe aller Heroin- und Koksabhängigen.
    2019: Der Drogenberater der Caritas in Passau, Julius Krieg konstatiert: „Crystal Meth ist entlang der Grenze zu einer Alltagsdroge geworden. Das Zeug tritt dominanter als jede andere Droge auf und erreicht alle Schichten. Ja man kann sagen: Mittlerweile nimmt Crystal Meth einen festen Platz in der Gesellschaft ein.“ Im Gegensatz zu den „Faces of Crytal Meth“, die beim Konsum einen körperlichen Verfall innerhalb von Wochen vorgaukeln, weisen „aufgeklärte“ Konsumenten auf ihren kontrollierten Umgang mit der Droge hin, der sie jahrelang mit Crystal leben und arbeiten lässt. Denn im Gegensatz zu Cannabis oder Heroin ist Crystal Meth eine hochwirksame Funktions- und Leistungsdroge, die zum Optimierungsprinzip der heutigen Zeit passt: Einsteigen und Aufsteigen statt Aussteigen und Abhängen. Die puschende Wirkung ist enorm und anhaltend, die Herstellungskosten sind günstig, die Gewinnspanne ist groß.
    Als die erste „Crystal-Welle“ Anfang der 2010er Jahre „hochschwappte“, wollte man das Thema so klein wie möglich halten und das so lange wie möglich, so der als „Crystal-Guru“ bekannte Therapeut Roland Härtel-Petri: Die damalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechtild Dyckmans, tat Crystal Meth als rein regionale Besonderheit ab – quasi als eine Art „Ostsyndrom“. Eine Strategie „politischer Deckelung“, die bis heute wirkt: Kaum ein Landrat oder Bürgermeister mag das Thema auf die Tagesordnung setzen, um Investoren und Touristen nicht zu verschrecken. Dabei existiert seit 2013 das europäische Siedlungshydrologie-Projekt SCORE, das Drogenrückstände aus dem Abwasser von Kläranlagen analysiert und dadurch exakte Zahlen über den Konsum von Drogen in Regionen und Städten liefert. „Unser aktuelles Problem ist“, erläutert der deutsche Leiter von SCORE an der TU Dresden, Björn Helm: „Die Mitarbeit von Städten und Gemeinden ist freiwillig und unsere staatlichen Fördermittel sind sehr begrenzt. Dabei können wir zum Beispiel bei Crystal Meth keinen Rückgang feststellen.“ Ein Gesetz, das Drogen-Abwasserproben und -analysen kontinuierlich und flächendeckend durchsetzen würde, wurde bisher nicht debattiert. „Dabei könnten weitreichendere Analysen eine Art ‚Frühwarnsystem‘ bei Veränderungen des Drogenkonsums und damit auch des Drogenhandels darstellen“, so Björn Helm. Doch jenseits des Tagesgeschäftes der zuständigen Ermittlungsbehörden scheint die politische Agenda immun gegenüber wirksameren Taten und Gesetzen zu sein. Die Crystal-Szene besteht ja nicht aus Junkies, sondern im Durchschnitt aus unauffälligen, fleißigen Bürgern. Der Rausch der Dunkelziffer spielt sich zu Hause oder auf Partys ab. „Auf der Grundlage allgemeiner politischer Ignoranz“, kommentiert der europäische Crystal-Expert und Leiter des tschechischen Dogendezernats, Jakub Frydrych, „wird der immens lukrative Crystal-Handel weiter zunehmen, die Crystal-Produktion von der Organisierten Kriminalität zunehmend übernommen und unser Kampf immer aussichtsloser.“ Und das nicht nur in der Mitte und im Osten Europas.
    2020: Seit einem Jahr sprechen Drogenfahnder im Münsterland von einer bisher noch nicht da gewesenen „Crystal-Schwemme“. In den vergangenen Monaten wurden mehrere hundert Kilogramm Crystal Meth beschlagnahmt. Crystal-Produzenten und -Dealer aus dem europäischen Westen, vor allem aus der niederländischen Provinz Brabant, drängen auf den deutschen Markt. Im Hintergrund der niederländischen „Großköche“ agieren mexikanische Kartelle, die die Niederländer mit den Rohstoffen versorgen. In Rotterdam, aber auch in norddeutschen Häfen wurde die Chemikalie „Apaan“, ein Grundstoff zur Crystal-Herstellung, gleich tonnenweise sichergestellt. Der Metamphetamin-Markt ist spürbar in Bewegung: „Wir verzeichnen schon die Abwanderung vietnamesischer ‚Crystal-Köche‘ von Tschechien in die Niederlande“, erklären unisono Jakub Frydrych und Uwe Einsporn, der für die Drogenfahndung im sächsischen LKA zuständig ist: „Warum wohl?“ Nach Meinung aller Experten wäre eine neue „Crystal-Welle“, die aus den Niederlanden überschwappt, eine Art Drogen-GAU: Allein Nordrhein-Westfalen besitze eine große Partyszene, die sich bisher „nur“ mit dem wesentlich schwächeren Amphetamin „Speed“ berauscht.
    2020+: Der Glaube ist nicht mehr das Opium fürs Volk, das neue Schmiermittel der Optimierungsgesellschaft ist eine handfeste Leistungs-Droge. Die „Horrorvorstellung“ einer neuen massiven „Crystal Welle“ scheint bereits Realität geworden zu sein. „Wir stellen in und um Nürnberg seit einigen Monaten Crystal im Kilobereich sicher“, so der Erste Kriminalhauptkommissar der Kripo Nürnberg, Christian Böhaker: „Einige Lieferungen davon können wir niederländischen Laboren zuordnen. Da scheint eine neue Welle auf uns zuzukommen.“ Und wie es der Zufall will: Am 29. Januar 2020 stoppten Beamte der Passauer Grenzpolizei bei einer Routinekontrolle einen Pkw mit niederländischem Kennzeichnen, darin versteckt zwei Kilogramm bestes kristallines Metamphetamin (Crystal Meth). „Die Versorgung der Konsumenten mit Crystal ist bei uns in Niederbayern weiterhin hervorragend“, bilanziert der Caritas-Drogenberater in Passau, Julius Krieg, im Juni 2020: „Trotz der Covid-19-Pandemie und der monatelangen Schließung der deutsch-tschechischen Grenze!“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.01.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 3
    In Deutschland verschwinden seit Jahren vietnamesische Kinder und Jugendliche. Dahinter stecken skrupellose Menschenhändler. Ihre Netzwerke erstrecken sich über Kontinente. Die jungen Vietnamesen werden über Russland und Osteuropa in die Bundesrepublik eingeschleust. Viele enden in der Illegalität als Arbeitssklaven für die vietnamesische Mafia. Der Film erzählt ihre Geschichte. „Moderne Sklaverei“ – so bezeichnet ein hochrangiger Ermittler vor der Kamera dieses Phänomen. Zusammengepfercht in Kleintransportern, verladen in Kühllastern, monatelang unterwegs, zwischendurch festgehalten in verlassenen Lagerhallen oder Wohnungen. Geschlagen, vergewaltigt, ausgebeutet, in Todesangst. Angelockt mit dem Versprechen auf ein besseres Leben, gegeben von den Kriminellen an die Familien in Vietnam – so schildert es ein junger Vietnamese den Autoren.
    So werden viele Kinder und Jugendliche aus Vietnam nach Deutschland gebracht. Berlin ist eine der wichtigsten Drehscheiben für den vietnamesischen Menschenhandel. 15.000 bis 20.000 Dollar kostet der Weg ins vermeidliche Glück. In Nagelstudios, als Zigarettenverkäufer, Drogenkuriere oder als Gärtner in illegalen Cannabisplantagen müssen die Opfer dann ihre Schulden abarbeiten. Wann abbezahlt ist, bestimmen die Menschenhändler. Ihre Opfer sind ihnen ausgeliefert. Auf Jahre. Ein Millionengeschäft. „Menschenhandel und Drogen; das sind alles die gleichen Leute“, sagt ein Schwerkrimineller, der im Auftrag der vietnamesischen Mafia hunderte Vietnamesen aus Litauen über Warschau nach Berlin brachte.
    Die mehrfach für ihre Recherchen ausgezeichneten Journalisten Adrian Bartocha und Jan Wiese verfolgen in diesem investigativen Roadmovie die Spur der vietnamesischen Mafia über mehrere europäische Länder bis nach Großbritannien. Ihre Protagonisten sind hochrangige Ermittler, Zeugen, Opfer und Täter. „Handelsware Kind“ zeigt dabei eingehend, wie dieser Menschenhandel in Europa funktioniert. Und warum dieses Verbrechen in Deutschland überhaupt möglich und weiterhin fast unbemerkt bleibt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.01.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 4
    Der Corona-Virus legt die Welt lahm – die Suche nach einem Impfstoff paralysiert sie. Die Forscher sind im Wettlauf gegen die Zeit und miteinander: Wer hat als erster ein geeignetes Mittel gegen Covid-19 entwickelt? Wird es eines aus bestehenden oder neuen Medikamenten oder wird ein prophylaktischer Impfstoff kommen? Die Radio-Bremen-Dokumentation „Impf-Roulette“ trifft Forscher von Pfizer, die Wegbereiter des ersten zugelassenen Impfstoffs, und begleitet Mitarbeitende der Gesundheitsämter am Rande der Erschöpfung, recherchiert im abgelegenen brasilianischen Dschungel, wie es dort mit einer Verfügbarkeit aussieht. Außerdem kommen Impfprobanden in Moskau und Sao Paulo zu Wort und die World Health Organization (WHO) erklärt, wie die Menschen Zugang zum Impfstoff erhalten sollen.
    Der Film begleitet die Entstehung eines Medikaments – und auch eine junge Frau, die Monate nach ihrer Corona-Erkrankung mit den Spätfolgen kämpft. „Impf-Roulette“ ist ein Wirtschaftskrimi entlang einer globalen Krise. Es geht um Geld, Macht, Verteilungsgerechtigkeit – und um Leben und Tod. Am 12. August 2020 scheint das spannendste Wettrennen der Supermächte seit der Mondlandung bereits zu Ende zu sein: Der russische Präsident Putin verkündet, einen Impfstoff gegen Covid-19 zu haben. Eindeutige Beweise für Wirksamkeit und Sicherheit liefert er nicht. Das Roulettespiel geht weiter – mit hohen Einsätzen und der Hoffnung auf noch höheren Gewinn. Milliarden von öffentlichen Geldern sind geflossen. Der Ausverkauf der sehnsüchtig erwarteten Produkte beginnt lange vor der Marktreife.
    Welches Land, welcher Konzern hat zuerst einen wirksamen Impfstoff gegen die Seuche des Jahres 2020? Über 200 Impfstoffe werden Stand Dezember 2020 auf der ganzen Welt entwickelt. Bis es soweit ist, ächzt die Weltbevölkerung unter der Viruslast: immer wieder Ausbrüche, steigende Todeszahlen, überlastete Gesundheitsämter und Kliniken, Einschränkungen der Freiheit, Absturz der Wirtschaft in ungeahnter Weise. Im November 2020 dann der Silberstreif am Horizont: BioNTech/​Pfizer und Moderna haben vielversprechende Impfstoffe in der Zulassung, andere sind kurz davor. Das schürt die Hoffnung, dass das alte Leben bald wieder kommt. Oder? Im Dezember 2020 werden die ersten Menschen in Deutschland und in anderen Ländern geimpft. Das ist das Ergebnis einer beispiellosen Entwicklung eines Impfstoffs in zehn Monaten statt in zehn Jahren.
    Doch wie schon während der gesamten Pandemie stellen sich viele Fragen. Warum kann es so schnell einen Impfstoff geben? Wie sicher kann er sein und wie wirksam? Wer bekommt den Impfstoff, wenn er da ist? Und vor allem wer zuerst? Wird es eine weltweit gerechte Verteilung geben oder ist der reiche Norden dem ärmeren Süden wieder einmal voraus? Macht die Pharmaindustrie den Mega-Deal oder rettet sie die Welt? Und was, wenn es trotz aller Forschung und globaler Be-mühungen einfach keinen wirksamen Impfstoff geben wird? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.01.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 6
    Seit zwölf Jahren gibt es für Gespartes nur noch ganz wenig bis gar keinen Zins mehr. Das trifft besonders Menschen, die privat fürs Alter vorsorgen müssen. Filmautor Michael Houben hat für Das Erste mit Betroffenen und Experten gesprochen: Wer ist Gewinner, wer Verlierer der niedrigen Zinsen? Was können Menschen tun, die beim Sparen noch jahrelang mit niedrigen Zinsen kalkulieren müssen? „Wir werden uns auch für die nächsten 10, 20 Jahre auf sehr niedrige Zinsen einstellen müssen“, sagt Professor Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Der Film zeigt die junge Familie von Marcel und Diana Hupertz aus Attendorn im Sauerland. Sie sind Mitte 30, haben zwei Kinder, wohnen im eigenen Haus und haben überdurchschnittliche Einkommen.
    Und doch sieht ihre Altersvorsorge mau aus: ein Riestervertrag, der kaum etwas bringt und Hoffnung auf bessere Zeiten. Marcel Hupertz ist auch Vorstand der Elterninitiative „Kindergarten Rappelkiste“ in Attendorn. Die Pensionskasse, über die der Verein seinem Personal Betriebsrenten organisieren wollte, ist klamm. Die Eltern sollen nachschießen. In Interviews mit der Aufsichtsbehörde BaFin und dem Bund der Versicherten wird deutlich: Es rappelt nicht nur in der Sauerländer Rappelkiste – viele Pensionskassen und Lebensversicherungen bringen nicht mehr, was Kunden sich von ihnen versprechen. Der Kölner Rentner Ulrich Krell hat dagegen gut lachen: Der Chemiker verdiente jahrzehntelang hervorragend, konnte sich Haus und Geldanlagen leisten. Die früheren Zinsen für private Vorsorge, Betriebsrente und Staatsrente lassen ihn heute sorglos leben.
    Die alleinerziehende Birgit Blech aus Köln verdient dagegen nur mäßig. Sie wird erst in 15 Jahren in Rente gehen. Außer der staatlichen Rente hat sie einen unbedeutenden Riestervertrag und 40.000 Euro auf der Bank, die durch Inflation bis zur Rente nur noch 27.000 Euro wert sein werden. Manche Länder in Europa haben staatlich garantierte Renten, die ein auskömmliches Leben im Alter ermöglichen. Andere setzen auf zusätzliche private Altersvorsorge, die staatlich reguliert wird. Dazu gehört Deutschland. Doch anders als beispielsweise in Schweden werden in Deutschland vor allem unwirtschaftliche Altersvorsorgen vom Staat subventioniert. Der Film zeigt, dass staatliche Stütze für Riester, Lebensversicherung & Co. nichts bringt.
    Nötig sind private Anlagen in Aktien – das Beispiel Schweden zeigt, dass das nichts mit unseriösem Spekulantentum zu tun hat, sondern vernünftig und sicher sein kann. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.02.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 7
    Für die Energiewende lässt sich Deutschland auf der ganzen Welt feiern. Milliarden Euro werden in den Ausbau erneuerbarer Energien investiert. Doch das größte politische Projekt seit der Wiedervereinigung stockt. Mächtige Energiekonzerne kämpfen um Marktanteile, Bürgermeister gehen mit dezentralen Konzepten ihre eigenen Wege in Sachen Energieversorgung. Und: der Widerstand in der Bevölkerung gegen weitere Windparks und Strommasten ist enorm. Mit einem neuen „Erneuerbare Energien Gesetz“, kurz EEG, versucht die Regierung dem Umbau-Prozess neuen Schwung zu verleihen. Ob es gelingt? Der Film „ Kampf um Strom – welchen Preis zahlen wir für die Energiewende?“ zeigt am Beispiel mehrerer Protagonist*innen, die vielfältigen Interessen, Probleme und Widerstände bei der Umsetzung der Energiewende.
    In Konstanz, der ersten deutschen Stadt, die den Energienotstand ausgerufen hat, will Energieberater Hans-Joachim Horn die Menschen davon überzeugen, ihren Strom selbst zu produzieren. Das sei nötig, um sich unabhängiger von den Energiekonzernen zu machen. Und, um dadurch die Strompreise vor Ort möglichst niedrig zu halten. Doch Horn weiß auch, welche Hürden genommen werden müssen. Etwa, wenn es darum geht, den Strom vom eigenen Hausdach ins Netz einzuspeisen. Wird durch das neue EEG alles besser? In Nordfriesland produziert Ove Petersen grünen Wasserstoff mit Hilfe von ausgedienten Windrädern. Eine Idee mit Zukunft. Denn die Speichertechnologie Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für unsere künftige Energieversorgung. Jetzt möchte er seine Idee weiter vermarkten, Kommunen davon überzeugen, seinem Beispiel zu folgen.
    Bekommt er dafür die nötige Anerkennung? Und: wie bewertet er die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung? In Bayern kämpft Dörte Hamann gegen die ihrer Meinung nach überflüssigen Stromtrassen in der Region. Die vielen Milliarden wären sinnvoller in dezentral erzeugten Strom investiert. Seien es Photovoltaikanlagen auf Hausdächern oder eben mehr grüner Wasserstoff. Mit Protesten und Gerichtsprozessen versuchen sie und ihre Mitstreiter*innen den Bau zu stoppen. Verhindern sie aber nicht genau damit den notwenigen Umbau unserer Energiewirtschaft? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.02.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 10
    Am 3. Oktober 1990 wird das geteilte Deutschland wiedervereinigt. Für die ostdeutschen Bundesländer beginnt eine Zeit großer politischer, sozialer und wirtschaftlicher Umbrüche. Der neue Markt lockt jedoch nicht nur Investoren und Konzerne an, auch organisierte Kriminalität sickert verdeckt in die neuen Länder ein: darunter die italienische Mafia. Besonders eine der gefährlichsten und mächtigsten Gruppen setzt sich dort fest: die kalabrische ’Ndrangheta. Über die folgenden Jahrzehnte wird sie ein großes Firmen- und Restaurantnetzwerk aufbauen, das sich nicht nur über die neuen Bundesländer erstreckt, sondern weit über Deutschland hinausreicht, das Teil der weltweiten kriminellen Strukturen der Mafia wird und dabei offenbar vor allem einem Zweck dient: der Geldwäsche. Ein Reporterteam des MDR und der F.A.Z.
    hat diese knapp 30 Jahre lange Geschichte der italienischen Mafia in Ostdeutschland recherchiert. In dieser Sendung folgen die Journalisten den Spuren und zeigen, wie die italienische Mafia in den Osten kam. Um die Unterwanderungsbemühungen ganzer ostdeutscher Städte und Regionen durch die ’Ndrangheta nachzuzeichnen, reisten sie zur Basis der ’Ndrangheta in das süditalienische Kalabrien. Dort trafen sie Polizisten und Staatsanwälte und recherchierten in den Orten, aus denen die Mitglieder der Clans kommen, die seit knapp 30 Jahren in Ostdeutschland ihre Geschäfte betreiben. Die Reporter forschten in Wirtschaftsdatenbanken und Grundbuchämtern. Sie werteten tausende Seiten deutscher und italienischer Ermittlungsunterlagen aus.
    Und kamen dabei einem großen, bis heute unbekannten Antimafia-Verfahren gegen die ’Ndrangheta in Ostdeutschland auf die Spur: Vor knapp 20 Jahren belauschten Ermittler eine mächtige ’Ndrangheta-Zelle im Osten. Die geheimen Überwachungsprotokolle geben einen Einblick in die verdeckten Strukturen dieser Mafia-Organisation in Thüringen und Sachsen. Sie zeigen, mit welchen Summen die Mafia bereits seit Anfang der 2000er-Jahre operierte und wie sie ihre Geschäfte organisierte. So ist die Geschichte der Mafia im Osten auch eine Geschichte der Mafia-Fahnder in West- und Ostdeutschland. Der Film erzählt von den schwierigen Ermittlungen gegen die ’Ndrangheta und andere italienische Mafia-Gruppen. Von den wenigen Erfolgen und den vielen harten Niederlagen gegen das organisierte Verbrechen.
    Es ist damit auch die Geschichte einer jahrelangen Kooperation zwischen Italien und Deutschland, durch die es erst in den letzten Jahren in mehreren großen Verfahren gelungen ist, erfolgreich gegen die italienische Mafia in Deutschland vorzugehen – doch bisher nicht im Osten. Der Film zeigt, dass die Strukturen in Ostdeutschland bis heute aktiv sind. Dabei haben sie nichts von ihrer kriminellen Bedrohung für die Demokratie und das gesellschaftliche Zusammenleben verloren. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.02.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 12
    Stillstehende Lifte, leere Hänge, verzweifelte Hoteliers und Gondelbetreiber. In Österreich ist die Skisaison 2020/​21 wirtschaftlich eine absolute Katastrophe. Die Schweiz geht einen anderen Weg, hält fast alle Lifte offen und riskiert dabei viel. Dennoch: auch bei den Eidgenossen ist der Umsatz mau, in Österreich aber ist er im freien Fall; das alles hat es so noch nie gegeben.
    Vielleicht ist dieser Winter ein Vorgeschmack auf das, was die Skiorte langfristig erwartet? Was hilft eine pandemiefreie Saison, wenn der Schnee ausbleibt? Wenn das Klima weiter so aufheizt, bis auch der mit Millionen Litern Wasser und viel Energie hergestellte Kunstschnee ganz einfach wegschmilzt? Ist diese Krise die Chance für ein Umdenken? Oder beschneien die alpinen Gemeinden ihre Skigebiete einfach weiter und hoffen dabei inständig auf die Rückkehr der Massen – mit allen Konsequenzen für die Umwelt? Die Dokumentation zeigt, wo schon ein Umdenken eingesetzt hat, prüft, was die Nachhaltigkeitsversprechen großer Skiorte taugen und sie begleitet Menschen, die in den Skigebieten um ihre Existenz kämpfen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 01.03.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 13
    Hunderttausende Menschen in Deutschland brauchen im Alter Pflege, aber die wenigsten wollen ins Heim. Häusliche Pflege ist aber begrenzt, auf den Leistungskatalog der Pflegeversicherung. Auch deshalb boomt der Markt der Betreuerinnen aus Mittel- und Osteuropa, die in häuslicher Gemeinschaft mit den Senior*innen leben und sie im Alltag unterstützen.
    Was bedeutet es, wenn leben nicht mehr allein geht, weil Körper oder Geist nicht mehr mitspielen und die Familie nicht rund um die Uhr für einen da sein kann? Viele holen sich Hilfe aus dem Ausland, engagieren eine Betreuerin. Plötzlich ist sie da: die fremde Frau, permanent präsent, helfend, pflegend – aber eben auch die fortwährend schmerzhafte Erinnerung daran, dass man es allein nicht mehr packt. Es ist eine emotionale Achterbahn für zwei Menschen, die sich nicht gesucht haben, aber urplötzlich aufeinander angewiesen sind. Der eine, weil er die Hilfe braucht, die andere, weil sie angewiesen ist auf das Geld. Geld für ein besseres Leben – nicht in Deutschland, sondern zu Hause, etwa in Polen. Doch eben dieses Zuhause sehen die Betreuerinnen über lange Zeiträume nicht. Der Film zeigt die Höhen und Tiefen von durch das Schicksal – Pflegebedürftigkeit hier, Armut dort – erzwungenen Zweierbeziehungen. Nicht zuletzt ist die Betreuung pflegebedürftiger auch ein Geschäft. Der Markt ist für die Angehörigen Pflegebedürftiger nicht leicht zu durchschauen, die Seriosität der Anbieter nicht leicht zu prüfen. In den vergangenen Monaten haben Staatsanwälte umfangreiche Ermittlungen in der Szene aufgenommen. Auch damit beschäftigt sich die Dokumentation. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.03.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 15
    Regisseur Carl Gierstorfer begleitete über mehrere Monate eine der Covid-Intensivstationen der Berliner Charité. Der Film zeigt den Alltag auf der Station 43, den Kampf der Ärzteschaft und Pflegenden um ihre Patienten. Einblick in einen Mikrokosmos, der keine Tageszeiten kennt, bestimmt von grellem Licht und piepsenden Maschinen – von Menschlichkeit und den Grenzen der Medizin. „Die Story im Ersten“ begleitet ÄrztInnen, Pflegende und PatientInnen einer der Intensivstationen der Berliner Charité, auf der in diesen Monaten vorrangig Covid-PatientInnen behandelt werden. Der Film zeigt den Alltag auf der Station 43, den Kampf der Ärzteschaft und Pflegenden um ihre PatientInnen. Ein intensiver Einblick in einen Mikrokosmos, der keine Tageszeiten kennt, bestimmt von grellem Licht und piepsenden Maschinen – von Menschlichkeit und den Grenzen der Medizin.
    Dieser Winter mit seinen anhaltend hohen Infektionszahlen bringt auch immer mehr PatientInnen mit schweren Verläufen auf die Intensivstationen des Landes. In der Berliner Charité, Europas größtem Universitätsklinikum und Level-1-Zentrum, ist die Situation schon seit Wochen sehr angespannt. Die Station 43 wurde in der Pandemie zum Hoffnungsträger. Auf der Intensivstation werden besonders dramatische Fälle behandelt: Die Covid-19-PatientInnen, die schwer erkrankt sind und um ihre Leben ringen. Hier kommen selbst die erfahrensten ÄrztInnen und Pflegende jeden Tag an ihre Grenzen. Viel zu wenig ist bekannt über dieses neue Virus. Immer wieder sehen sich die Behandelnden damit konfrontiert, dass bewährte Therapien versagen und sich stabil geglaubte PatientInnen plötzlich verschlechtern oder gar versterben.
    Der Film zeigt, wie die bereits unter gewohnten Bedingungen herausfordernde Arbeit auf einer Intensivstation durch Schutzkleidung und Sicherheitsvorkehrungen zusätzlich erschwert wird. Auch die Sorge um ihre eigene Gesundheit und die ihrer Angehörigen treibt das Personal um. Es ist seit vielen Monaten im Einsatz gegen Covid-19. Das hinterlässt Spuren. Doch allen Rückschlägen zum Trotz treten die ÄrztInnen und Pflegenden hier – wie auch in den anderen Intensivstationen des Landes – jeden Tag aufs Neue wieder an, um der Pandemie die Stirn zu bieten. Der Film von Carl Gierstorfer und Co-Autorin Mareike Müller gibt Einblick in das, was die Hochleistungsmedizin im Kampf gegen das Virus vermag, welchen personellen, technischen und finanziellen Aufwand sich ein Industrieland wie Deutschland leistet, im Kampf um ein einzelnes Menschenleben.
    Ab 31. März 2021 ist die Doku-Serie CHARITÉ INTENSIV: Covid-Station 43 (4x30 Min.) in der ARD-Mediathek verfügbar. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.03.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 17
    Die Corona-Krise hat auch Airbus in eine tiefe Krise gestürzt. Konzernchef Guillaume Faury gesteht öffentlich: Der Niedergang von Airbus ist rasant, das Überleben fraglich. 15.000 Stellen will Faury abbauen. Und das ist vielleicht nur der Anfang. Was Faury aber nicht sagt: Airbus war schon vor Corona in einer Schieflage. Corona wirkt jetzt als Brandbeschleuniger. Die „Story im Ersten“ zeigt die verschiedensten Facetten des Unternehmens und fragt: Hat dieser Konzern überhaupt noch eine Chance? Oder ist er nicht mehr zeitgemäß? Airbus ist die kühnste europäische Unternehmung des 20. Jahrhunderts. Der Konzern sieht sich als High Performer der Weltwirtschaft, will an der Spitze der Luft-, Raumfahrt- und Rüstungsindustrie stehen. Das ist der Anspruch. Die Wirklichkeit ist ganz anders.
    So anders, dass sich die Frage stellt, ob Airbus überhaupt noch zeitgemäß ist. Ist Airbus nicht eher ein überholtes Relikt des 20. Jahrhunderts? 000 Menschen arbeiten für den Konzern weltweit. Mehr als drei Viertel seines Umsatzes macht Airbus mit zivilen Flugzeugen, Airbus hat Boeing als größter Produzent von zivilen Flugzeugen knapp überholt. Das Unternehmen ist aber auch ein bedeutender Rüstungskonzern, produziert Kampfflugzeuge und militärische Hubschrauber. Auch im Weltall ist Airbus aktiv, baut Satelliten und Raketen. Soweit die Leistungen. Dem gegenüber stehen große Probleme und Herausforderungen. Etwa die Produktionswege: Beim Bau des Riesenfliegers A380 wirken 20 Standorte mit, die Teile werden durch ganz Europa hin- und hergefahren oder geflogen. Die Klimabilanz ist verheerend. Zeitpläne, Liefertermine werden nicht gehalten.
    Jetzt ist das Aus des A380 beschlossen. Der Markt hat sich verändert, die Airlines haben nicht genug Passagiere, um den A380 wirtschaftlich zu betreiben. Milliardenverluste für Airbus, erklärt der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg.: Airbus ist zudem ein Milliardengrab für den Steuerzahler. 20 Milliarden illegale Subventionen hat die WTO errechnet, bezahlt von Frankreich, Deutschland und der EU. Die WTO hat den USA Strafzölle genehmigt, sieben Milliarden Euro, die zurzeit erhoben werden. Dennoch antwortet Thomas Jarzombek (CDU), Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, auf die Frage nach den Subventionen für Airbus zunächst mit der Gegenfrage: „Was für Subventionen?“ Und dann ist da der Korruptionsskandal. Anfang 2020 ist Airbus zu 3,6 Milliarden Euro Bußgeld verurteilt worden.
    Denn Mitarbeiter des Konzerns hatten viele Jahre weltweit Schmiergelder gezahlt, viele Millionen, um den Verkauf der Flugzeuge anzukurbeln. Susan Hawley von Transparency International in Großbritannien bezeichnet die Korruption bei Airbus als Geschäftsmodell und stellt die Frage, ob der Konzern ohne Korruption überhaupt funktionieren kann. Airbus konnte einen Strafprozess abwenden, weil Richter wie die britische Richterin Victoria Sharpe feststellten, dass Strafverfolgung und damit Ausschluss von wichtigen Märkten Airbus ruinieren würde. Too big to fail. Die militärischen Projekte von Airbus sind eine weitere Achillesferse – sehr fehleranfällig. Besonders der Transportflieger A400M ist ein Projekt, das mehr als einmal vor dem Aus stand. Die Flieger wurden und werden viele Jahre zu spät ausgeliefert.
    Das liegt auch daran, dass von politischer Seite interveniert wurde. Der Flieger braucht vier Mammut-Triebwerke. Solche Triebwerke sollten neu entwickelt und produziert werden, ein europäisches Triebwerk, obwohl es in Kanada und in der Ukraine geeignete Triebwerke gibt. Dafür wurde ein Konsortium aus vier Herstellern gebildet und ein weiterer Beweis geliefert für den Satz: „Viele Köche verderben den Brei“, wie der Militärexperte Thomas Wiegold erklärt. Bis heute sind die Probleme mit den Triebwerken nicht behoben. Auch die Satellitenprojekte von Airbus stehen unter keinem guten Stern, wie Sabine Klinkner, Professorin für Satellitentechnik, erläutert. Airbus und andere, etwa SpaceX von Elon Musk, wollen viele tausend Satelliten in den Weltraum schießen, riesige „Satellitenkonstellationen“ aufbauen. Hier, so Prof.
    Klinkner, ist die Katastrophe unabwendbar, wenn Satelliten kollidieren, es zu einer Kettenreaktion kommt und ganze Konstellationen zerstört werden – mit schwerwiegenden Folgen für das Leben auf der Erde, das mehr und mehr von Satelliten abhängt. Und die erdnahen Orbits werden mehr und mehr zugemüllt. Und dann ist da noch die größte Baustelle: das Klima. Flugzeuge tragen zu etwa sechs Prozent zum Klimawandel bei. Das klingt zunächst wenig. Doch, wenn man bedenkt, wie wenige Menschen auf der Welt fliegen, weit unter zehn Prozent der Weltbevölkerung, dann wird hier ein erheblicher Schaden durch einen recht kleinen Teil der Weltbevölkerung verursacht. Die Umweltaktivistin Magdalena Heuwieser von der internationalen Organisation Stay Grounded sagt daher auch: „Konzerne wie Airbus fliegen uns ungebremst in die Klimakatastrophe.
    “ Airbus arbeitet an emissionsfreien Antrieben, will bis 2035 ein emissionsfreies Flugzeug entwickeln. Aber bis dahin werden noch zehntausende nicht-emissionsfreie Flugzeuge gebaut, und ein Flugzeug bleibt Jahrzehnte im Dienst. Benjamin Stephan, Verkehrsexperte von Greenpeace, spricht von „Realitätsverweigerung“ von Airbus. Hat der Konzern wirklich erkannt, was die Zukunft verlangt, was seine eigene Zukunft sichert? Philippe Petitcolin, Chef des Airbus-Zulieferers und Flugzeugausrüsters Safran, sagte kürzlich in einem Interview: „Airbus glaubt offenbar, auch in 30 Jahren noch Flugzeuge so bauen zu können wie heute: Man nehme eine Röhre, klebe zwei Flügel dran und hänge zwei Motoren drunter – fertig. Aber so wird es nicht mehr laufen.“ Nur, wie wird, wie kann es laufen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.03.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 19
    Vor genau einem Jahr – im März 2020 – veränderte das Corona Virus das Leben in Deutschland schlagartig. Pflegerinnen und Pfleger, Kassierinnen und Kassierer sowie andere Systemrelevante wurden von den Balkonen aus beklatscht und als Helden verklärt. Bundeskanzlerin Angela Merkel dankte ihnen für ihre Arbeit an „vorderster Linie“. Davon angesprochen fühlte sich auch Kim Peters. Die Krankenpflegerin aus Hamburg infizierte sich in der ersten Corona-Welle bei der Arbeit im Krankenhaus mit Sars-CoV-2. Sie ist Mitte 30, kerngesund und erkrankte dennoch schwer. Seit ihrer Genesung versorgt sie wieder Patienten auf der Corona-Intensivstation. Im Frühjahr wurden Forderungen nach mehr Wertschätzung, besseren Arbeitsbedingungen und angemesseneren Löhnen laut.
    Es sah so aus, als würde das Virus etwas zurechtrücken, was schon lange im Argen lag: 90 Prozent der Beschäftigten, die in systemrelevanten Berufen arbeiten, verdienen noch immer weniger als der Durchschnitt. Und: Verantwortung für das Wohl anderer Menschen wird schlechter bezahlt als Verantwortung für Maschinen. Nach einem Jahr Pandemie ziehen wir Bilanz: Was ist aus den Forderungen geworden? Was hat die Krise bisher bewegt? „Die Story im Ersten“ begleitet zwei Pflegekräfte und zwei Kassiererinnen, die alleine, ohne eine große Gewerkschaft im Rücken für Veränderungen kämpfen: Farina Kerekes, Verkäuferin bei einer Drogerie fordert, dass wieder alle Beschäftigten im Handel mit einem Tarifvertrag arbeiten. Sie initiiert die Bewegung #Handelsaufstand.
    Angela Webster, Verkäuferin bei einem Discounter, kämpft für etwas, was eigentlich selbstverständlich ist: Dass alle Beschäftigten den Lohn, der ihnen zusteht, auch ausgezahlt bekommen. Sie schreibt einen wütenden Brief an Bundestagsabgeordnete. Benjamin Jäger, Krankenpfleger, gründet mitten in der Pandemie die Pflegegewerkschaft „Bochumer Bund“. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.03.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 22 (45 Min.)
    Marion Rink konnte die Symptome nicht einordnen. „Es kam nicht ein Wort aus dem Mund raus. Ich war wie gefangen im eigenen Körper und ich hätte das nie in Verbindung mit diesem Medikament gebracht.“ Eine Durchblutungsstörung im Gehirn, ausgelöst durch ein neues Krebsmedikament. Die 62-Jährige leidet seit vielen Jahren an chronischer lymphatischer Leukämie. Irgendwann schlug die Chemotherapie nicht mehr an. Jetzt hoffte sie auf ein modernes Krebsmedikament. Über schwerwiegende Nebenwirkungen war zu dem Zeitpunkt nur wenig bekannt. 000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Krebs- etwa die Hälfte kann dauerhaft geheilt werden. Doch je weiter der Krebs fortgeschritten ist, umso schlechter sind die Aussichten. Unermüdlich liefern die Pharmahersteller neue Therapeutika, die Forschung läuft auf Hochtouren.
    Und immer wieder ist von großen Durchbrüchen, von ganz neuen Wirkmechanismen die Rede. Zielgerichtete Hormontherapie, Antikörpertherapie, Gentherapie. Viele kommen in einem beschleunigten Verfahren auf den Markt.: Hans-Georg Eichler, medizinischer Leiter der europäischen Arzneimittelagentur EMA, glaubt an die Strategie der schnellen Zulassung in der EU: „Das ist der richtige Weg, dass wir versuchen, Arzneimittel so rasch wie möglich für Patienten zur Verfügung zu stellen.“ Die Ausgaben für Krebsmedikamente sind in den letzten Jahren um über 50 Prozent gestiegen – auf mehr als 8,6 Milliarden Euro in 2019. Ein profitabler Markt für die Pharmaindustrie und der größte Posten bei den Arzneimittelausgaben. Doch die Überlebensraten steigen nicht so stark an wie gehofft.
    „Wir sind in einer Situation, dass wir immer mehr beschleunigt zugelassene Arzneimittel mit immer weniger Sicherheit hinsichtlich des tatsächlichen Nutzens haben. Und wir sind in der Situation, dass wir dafür sehr, sehr viel Geld ausgeben“, beklagt Prof. Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer. Was wissen wir über die neuen Krebsmedikamente, über deren Wirkung, deren Nutzen und Schaden? Wie gut werden sie erforscht, bevor sie auf den Markt kommen? Wer kontrolliert die Anwendung in der Praxis? Eine Produktion von Filme & Consorten im Auftrag des WDR. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.04.2021Das Erste
    Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 30.11.2020 angekündigt
  • Staffel 10, Folge 24 (45 Min.)
    Rund 15 Prozent aller deutschen Paare sind ungewollt kinderlos. Für sie bleibt nach deutschem Recht nur eine Adoption oder ein Pflegekind, aber viele wollen das nicht akzeptieren, weil die Reproduktionsmedizin mittlerweile viel mehr möglich macht. Leihmutterschaft ist in Europa sehr umstritten, in Deutschland ist sie verboten. Schätzungsweise 15.000 deutsche Paare reisen deshalb jährlich ins Ausland, viele von ihnen in die Ukraine. Denn dort ist kommerzielle Leimutterschaft legal und das Geschäft mit der Sehnsucht floriert. Agenturen und Kliniken für Reproduktionsmedizin verdienen mit „bestellten Kindern“ Millionen. Die bürokratischen Hürden sind niedrig und die Kosten im Vergleich zu den USA verhältnismäßig günstig. Für viele kinderlose Paare sind ukrainische Leihmütter oft die letzte Hoffnung.
    Die Reportage begleitet ein deutsches Paar, das in die Ukraine reist, um sein Kind abzuholen. Filmemacherin Bettina Wobst hinterfragt: Wie funktioniert dieses Geschäft mit dem Babyglück? Wer sind die Leihmütter, die selbstbewusst darüber sprechen, warum sie ihren Körper verkaufen? Mit welchen Problemen haben die Wunscheltern in Deutschland zu kämpfen? Und welche Zukunft wartet auf ihr Wunschkind aus Kiew? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.04.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 25 (45 Min.)
    Der deutsche Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof befindet sich nicht erst seit der Corona-Pandemie in einer wirtschaftlichen Schieflage. Eine endgültige Pleite konnte 2020 nur durch massiven Stellenabbau, Filialschließungen und einem Verzicht der Gläubiger auf mehr als zwe Milliarden Euro abgewendet werden. Nun hat die Bundesregierung dem Konzern Corona-Staatshilfen in Höhe von 460 Millionen Euro genehmigt, um den Weiterbestand des Traditionsunternehmens mit seinen 28.000 Beschäftigten zu sichern. Die Mitarbeiter:innen haben ihrerseits über Jahre hinweg immer wieder auf erhebliche Teile ihres Lohns, Urlaubs- und Weihnachtsgelds verzichtet – in der Hoffnung, so zum Überleben des Konzerns und ihrer Arbeitsplätze beizutragen.
    Eigentümer der Warenhauskette ist die österreichische SIGNA-Gruppe, die mehrheitlich René Benko gehört, einem öffentlichkeitsscheuen Selfmade-Milliardär, der in bescheidenen Verhältnissen in Innsbruck aufwuchs und ohne Abitur die Schule verließ. Sein Vermögen hat der heute 43-Jährige mit der geschickten Vermarktung von Immobilien gemacht. Sein besonderes Augenmerk galt von Anfang an Immobilien in bester Innenstadtlage, weil sie „entsprechend knapp sind und daher die Preise eigentlich nur nach Oben gehen können“, so Benko. Inzwischen gehört er zu den reichsten Bürgern in Österreich und investiert im großen Stil auch in Deutschland. Bei Galeria Karstadt Kaufhof gelang es Benko, trotz der prekären Lage des Unternehmens Millionengewinne zu erwirtschaften – auf dem Rücken der Belegschaft, sagen Handelsexperten.
    Wie konnte sein Plan gelingen, erst Karstadt für einen Euro und dann später auch noch Kaufhof zu übernehmen und daraus dreistellige Millionengewinne zu generieren? Wie sehr ist Benko überhaupt an dem Betrieb der Warenhäuser und dem Erhalt der Arbeitsplätze interessiert? Oder ging es ihm in erster Linie darum, die wertvollen Immobilien auf Kosten der Beschäftigten zu versilbern, wie Immobilien – und Handelsexperten meinen? Die Autoren Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann folgen der Spur des Geldes und blicken hinter die Kulissen von Benkos weitverzweigtem und undurchsichtigen Firmengeflecht, von Briefkastenfirmen in Luxemburg, diskreten Unternehmen in der Schweiz und Familienstiftungen in Liechtenstein und Österreich. Neben dem Verkauf von Warenhausimmobilien erzielt Benkos österreichische SIGNA-Gruppe auch hohe Renditen aus deren Vermietung.
    Die wertvollen Karstadt-Premium-Häuser, wie das KaDeWe in Berlin, das Alsterhaus in Hamburg oder das Oberpollinger in München, sind zu Shopping-Centern umgebaut und an finanzstarke Mieter vermietet worden. Ein Karstadt-Warenhaus sucht man dort inzwischen vergeblich. Nicht wenige Beschäftigte befürchten inzwischen, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein könnte, bis der gesamte Konzern verschwindet – trotz hunderter Millionen staatlicher Hilfe. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.04.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 29
    China baut ein digitales Überwachungssystem auf, das Kritiker als „das ehrgeizigste orwellsche Vorhaben der Menschheitsgeschichte“ bezeichnen. Dabei entsteht eine „schöne neue Welt“, in der sich die Bürger Annehmlichkeiten, Vergnügungen, Konsum und damit fast unmerklich auch der totalen Kontrolle hingeben.
    Denn beim Staat laufen gigantische Datenmengen zusammen. Im sogenannten „Gehirn“ von Shanghai etwa haben die Behörden alles im Blick. Auf riesigen Bildschirmen können sie sich auf jede der rund eine Million Kameras schalten. Wem fallen am Steuer die Augen zu? Wer schmeißt seinen Müll neben den Eimer? Oder hält sich nicht an Corona-Auflagen? „Den Menschen hier soll es gut gehen und sie sollen merken, dass die Stadt sehr sicher ist,“ meint Sheng Dandan, die das „Gehirn“ mitkonzipiert hat.
    Wo wir Risiken fürchten, sehen laut Umfragen die meisten Chinesen Vorteile: Wenn Algorithmen jeden Bürger an seinem Gesicht, seiner Sprache und sogar an seinem Gang lokalisieren können, haben Raser und Rüpel, Betrüger und Verbrecher keine Chance.
    Und hat China nicht sogar das Coronavirus besiegt – auch dank effizienter Apps? Außerdem ist es ja auch so schön bequem, wenn man alles mit dem Smartphone erledigen kann. Wer mitmacht und sich an alle Regeln hält, bekommt online zudem einen Discount – dank des Sozialbewertungssystems.
    Die Bequemlichkeit schafft Akzeptanz. Das macht BIG DATA so attraktiv, nicht nur in China. Manches wird auch bei uns heiß begehrt sein, das zeigt nicht nur die Debatte um die Corona-App. Wenn Kriminalität sinkt oder der Verkehr fließt, liegen Gut und Böse oft gefährlich nahe beieinander. Der Nutzen ist hoch, doch woher kommen die dafür benötigten Daten? Wem gehören sie? Wer darf sie nutzen?
    Antworten suchen die Autor*innen auch in Deutschland. Denn China wird sein Know-how exportieren. Deutsche Sicherheitsbehörden liebäugeln längst mit zentraler Überwachung zur Pandemie-, aber auch Verbrechensbekämpfung, wollen Terroristen mit hochmoderner Gesichtserkennung und künstlicher Intelligenz jagen.
    Mit Hilfe von IT-Security Expert*innen untersucht die Dokumentation chinesische Technologie, die hierzulande eingesetzt wird. Zeigt zum Beispiel, welche Daten beim umstrittenen sozialen Netzwerk TikTok gesammelt werden und was ein chinesisches Handy macht, wenn Nutzer unaufmerksam sind.
    Wie soll die westliche Welt mit Chinas Technologie umgehen? Kooperieren – gegen die eigenen Wertvorstellungen? Oder abstinent bleiben – und in Kauf nehmen, dass andere die Standards definieren? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 31.05.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 30 (45 Min.)
    Als die Kölner Staatsanwältin Anne Brorhilker den ersten Fall auf den Schreibtisch bekommt, ahnt sie nicht, dass es sich um den größten Steuerraub der deutschen Geschichte handelt: CumEx. Keiner rechnet zu diesem Zeitpunkt damit, dass sie mit ihrem Team in den folgenden acht Jahren zigtausende Akten durcharbeiten, weltweit Razzien durchführen und gegen mehr als 1000 Beschuldigte ermitteln wird – darunter mächtige Manager, Verantwortliche in Großbanken und Anwälte renommierter Kanzleien. Im Zuge ihrer Ermittlungen entlarvt Brorhilker, mit welcher Skrupellosigkeit sich Millionäre Milliardensummen an Steuergeldern erstatten ließen, die zuvor nie bezahlt wurden. Für die Strafverfolgerin steht fest: Diesmal sollen keine Verfahren gegen Geldbuße eingestellt, sondern alle Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Die Aufgabe scheint unmöglich.
    Die Tatverdächtigen sitzen auf der ganzen Welt. Und es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Verjährungen drohen. Es sind Brorhilkers Ermittlungen, die im Frühjahr 2020 im ersten CumEx-Urteil münden. Ein Meilenstein. Denn zum ersten Mal wird richterlich festgestellt: CumEx ist illegal. Bislang hatten sich viele Täter bei ihren Geschäften auf vermeintliche Gesetzeslücken berufen. Und tatsächlich: Jahrzehntelang war es Gesetzgeber und Finanzbehörden nicht gelungen, CumEx zu stoppen. Wie kann das sein? Die Fahnderin und ihr Team schaffen es schließlich, Täter zu drängen, reinen Tisch zu machen. Hunderte Stunden verhören sie die Kronzeugen. Ans Tageslicht kommt eine Branche, die jahrelang Einfluss nehmen konnte – auf Parlamente, die Justiz, auf Universitäten, die öffentliche Meinung. Und: auf den Gesetzgeber. So konnte der Steuerraub unbehelligt weitergehen.
    Strafverfolger kannten so etwas bislang nur aus der organisierten Kriminalität. Doch wie konnte sich der Staat dermaßen täuschen lassen? Brorhilker stößt auch auf eine unheilvolle Nähe der Finanzverwaltung und der milliardenschweren Industrie. Während ihre Ermittlungen bislang vor allem die CumEx-Akteure im Visier hatten, stellt sich jetzt die Frage, ob tatsächlich alle beteiligten Behörden ebenso an der Aufklärung interessiert sind, wie sie selbst. Die Doku zeigt erstmals die Gesichter hinter der Aufarbeitung des größten Steuerskandals der Bundesgeschichte. Ermöglicht durch eine jahrelange intensive, investigative Recherche von WDR/​NDR und Süddeutscher Zeitung gibt der Film tiefe Einblicke in das, was hinter den Kulissen geschah.
    Und er geht der Frage nach, wie es um die Wehrhaftigkeit des Staates gegen teils skrupellose Finanzjongleure bestellt ist, die Steuerkassen weltweit längst für ihre perfiden Geschäfte entdeckt haben. Brorhilker muss erkennen: Während sie noch jahrelang mit der Aufarbeitung von CumEx befasst sein wird, hat die Branche längst neue Modelle entwickelt, mit denen sich in die Staatskasse greifen lässt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.06.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 32
    Die Sportwetten-Branche erlebt einen nie dagewesenen Boom. 2019 wurden allein in Deutschland rund 9,3 Milliarden Euro gesetzt. Seit 2014 haben sich die Umsätze mehr als verdoppelt. Und das, obwohl Sportwetten privater Anbieter erst seit Oktober 2020 in Deutschland mit legalem Lizenzen angeboten werden können. Es ist ein Erfolg der omnipräsenten Werbung. Vor allem Fußballstars wie Oliver Kahn und Lothar Matthäus, fast alle Bundesligavereine, DFL und DFB werben schon seit Jahren für Sportwetten. Gleichzeitig verzeichnen die Suchtberatungen einen Anstieg der Spielsüchtigen mit Sportwett- und Online-Casino-Problematik. Betroffen sind vor allem junge Menschen. Jetzt soll ein neuer Glücksspielstaatsvertrag für Ordnung sorgen. Ab 1. Juli 2021 werden Online-Casinos legalisiert und Sportwetten neu reguliert.
    Gleichzeitig soll der Jugend- und Spielerschutz verbessert werden. Doch hilft das tatsächlich den Spielern? Sportwettende können auf alles, was in der Sportwelt irgendwo passiert, Geld setzen. Und zwar jederzeit, egal von wo. Sie brauchen nur eine Internet-Verbindung. Die ständige Verfügbarkeit über das Handy und die schnelle Abfolge von Ereignissen steigert die Suchtgefahr, sagen Experten. Durch den Corona-Lockdown ist das Geschäft in den Wettbüros zwar eingebrochen, aber der Boom geht im Internet weiter. Damit der Staatsvertrag in Kraft tritt, müssen alle 16 Länderparlamente zustimmen. Und obwohl die Neuregulierung eine massive Ausweitung des Glücksspielangebotes zur Folge hat, wird darüber weder in den Parlamenten noch in der Öffentlichkeit groß diskutiert.
    Wie transparent ist dieser Gesetzgebungsprozess? Welche Verbindungen haben Politik und Glückspielanbieter? Und wer gewinnt am Ende wirklich bei diesem neuen Gesetz? Die Spieler oder die Anbieter von Sportwetten oder der Staat? Die Dokumentation begleitet Glückspieler, Politiker und prominente Werbepartner zu einem Zeitpunkt, an dem sich der Markt für Sportwetten in Deutschland neu aufstellt und für die Zukunft formiert. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.06.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 33 (45 Min.)
    Sandstrand, Meer und Wellen – vor allem in diesem Jahr ist die Sehnsucht nach Urlaub groß. Viele werden ihre Ferien auf Sylt verbringen – die Insel ist vor allem berühmt für ihre kilometerlangen Strände. Doch die sind hochgefährdet. Jahr für Jahr müssen die Sylter dort neuen Sand aufschütten. Eine Sisyphusarbeit, denn Wind und Wellen tragen den Sand anschließend Meter für Meter wieder ab. ARD-Reporter Tobias Lickes begibt sich auf die Spuren des Sandes. Der Sand für die Strände Sylts kommt vom Meeresboden weit draußen in der Nordsee und verschlingt Jahr für Jahr Millionen von Euro. Es sei eine wichtige Küstenschutzmaßnahme – auch für das Festland dahinter – rechtfertigt das zuständige Ministerium in Schleswig-Holstein die hohen Kosten.
    Aber wie nachhaltig sind diese Maßnahmen wirklich? Reporter Tobias Lickes begleitet Forscher des Alfred-Wegener-Instituts auf ihrem Schiff. An Bord der Mya II betreiben die Wissenschaftler Grundlagenforschung: Sie vermessen erstmals die Abbaugebiete des Sandes unter Wasser. Die Aufnahmen der Wissenschaftler zeigen: Auch Jahrzehnte nach der ersten Sandentnahme vor Sylt sind die Krater im Meeresboden noch immer deutlich zu erkennen. Wo früher hochwertiger Sand lag, sind nun Gruben mit Schlick entstanden, die nicht erneut abgebaut werden können. Überall an den deutschen Küsten verschwinden Sandstrände. Mit Pfählen aus Holz oder Beton – den sogenannten Buhnen – versuchen Gemeinden den Sand zu erhalten. Ihr Einsatz gleicht einem Kampf gegen Windmühlen. Der Sand bleibt einfach nicht dort, wo er soll.
    Sandaufspülungen gelten als „weiche Küstenschutzmaßnahme“, doch sie sind nicht nur bei Umweltschützern umstritten. Tobias Lickes trifft die Bürgermeister aus Börgerende-Rethwisch und Nienhagen. Uwe Karl (CDU) und Horst Hagemeister (parteilos) sind wütend – in ihren Augen wird Sylt im Küstenschutz bevorzugt behandelt – und die Strände vor ihrer Haustür nicht ausreichend vor dem Abbruch geschützt. Zu dem Rohstoff Sand gibt es wenig Alternativen: Denn nicht nur der Küstenschutz ist bislang auf Sand angewiesen. Egal ob Beton, Autos, Computerchips, Reinigungsmittel oder Handys: Sand ist überall drin. Berechnungen zeigen: Wenn wir weiter so viel Sand verbrauchen wie bisher, wird der begehrte Rohstoff knapp. Schon jetzt floriert der illegale Sandhandel.
    Unter unmenschlichen Bedingungen versuchen Menschen, Sand von Stränden abzutragen oder vom Meeresgrund zu holen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.06.2021Das Erste

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