Staffel 10, Folge 34–62

  • Staffel 10, Folge 34
    Direkt zu Beginn seiner Rede an die Aktionäre verkündet Lufthansa-Chef Carsten Spohr einen dramatischen Rekord: 5,5 Milliarden Euro Verlust allein im Jahr 2020 müsse der Konzern verkraften – derzeit koste jeder Tag weitere 6 Millionen. Viele Flugzeuge sind weltweit geparkt, die Luftfahrt ist am Boden. Die hoffnungsvolle Parole lautet: mehr touristische Flüge! Denn sobald der Impfeffekt eintritt, werden die Menschen unbedingt reisen wollen. Lufthansa verdiente bislang gutes Geld vor allem mit Geschäftsreisenden – ein Segment, das sich wohl so schnell nicht erholen wird.
    Daher ändert die Lufthansa ihre Strategie: Mit der neuen Tochtergesellschaft „Eurowings Discover“ will sie als Ferienflieger Kunden locken – eine Idee, auf die auch viele andere Airlines gekommen sind. Ein Verdrängungswettbewerb ist in vollem Gange. Mittendrin Fluggesellschaften, die vom Staat in der schärfsten Krise der Luftfahrt finanziell massiv gestützt wurden. Die meisten Beschäftigten in der Luftfahrtbranche sind seit mehr als einem Jahr in Kurzarbeit – wie Christopher Heim. Er ist Lufthansa-Kapitän des A380 und hat seit Corona nichts mehr zu tun.
    Wie seine Zukunft nach Corona aussehen wird, weiß er nicht, denn sechs von 14 Airbus A380 hat die Lufthansa bereits außer Dienst gestellt. „Eurowings“ hingegen rüstet auf: Mitten in der Krise hat der Konzern neue Stellen ausgeschrieben. Ein Job bei der Lufthansa-Tochter wäre für die Flugbegleiterin Silke Wimmeroth, alleinerziehende Mutter, die letzte Chance, aber sie ist eine von mehr als tausend Bewerberinnen auf 130 Stellen. Und obwohl der Arbeitsmarkt für Bordpersonal komplett zusammengebrochen ist, hätte ihr arbeitsloser Kollege Claus Buschmann einer von 250 neuen Discover-Flugbegleitern werden können.
    Doch ohne Tarifvertrag, befristet auf zwei Jahre und schlecht bezahlt. Er kehrte der Flugbranche den Rücken und sucht jetzt nach einer neuen Perspektive: Er möchte sich umschulen lassen zum Lokführer. Katrin Wegner und der ARD-Luftfahrtexperte Michael Immel begleiten Flugbegleiter*innen und Pilot*innen, befragen Condor-Chef Ralf Teckentrup und Eurowings-Chef Jens Bischof. Der Film zeigt, mit welchen Strategien sie aus der Krise wieder herauskommen wollen. (Text: hr-fernsehen)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.07.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 35
    Der aufstrebende CDU-Abgeordnete Philipp Amthor verschafft einem US-Unternehmen, bei dem er selbst einen Direktorenposten und Aktienoptionen innehat, Zugang zum Bundeswirtschaftsministerium. Gleich mehrere Abgeordnete und Ex-Minister nutzen die Notlage der Corona-Krise, um mit schnellen Schutzmasken-Deals enorme Provisionen einzuheimsen. Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) lobbyiert bei der Bundeskanzlerin für das betrügerische Unternehmen Wirecard. Nur drei von vielen Beispielen für die Verflechtungen von Politik und Wirtschaft in der Bundespolitik.
    Doch die meisten dieser Vorgänge bewegen sich im Rahmen der Gesetze: Allein in Berlin sind nach glaubwürdigen Schätzungen rund 6.000 Lobbyisten unterwegs. Ihr Ziel: Die Entscheidungen von Regierung und Parlament in ihrem Sinne beeinflussen. Knapp 800 von ihnen haben über einen Hausausweis sogar direkten Zugang zum Bundestag – das sind mehr als es Abgeordnete gibt. Doch wenn sich – ausgerechnet in einem wichtigen Wahljahr – das Bild von käuflichen Politikern verfestigt, die offenbar problemlos die Seiten wechseln und sich dabei „die Taschen voll machen“, haben Populisten leichtes Spiel.
    Wir bringen im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 Licht in diese Grauzone der Politik: Auf welche Weise versuchen Unternehmen und Verbände – sichtbar und unsichtbar -, politische Entscheidungen zu beeinflussen? Und umgekehrt: Wie ehrlich kommunizieren Abgeordnete ihre oft gut bezahlten Tätigkeiten für kommerzielle Unternehmen? Wen wählen wir also indirekt mit? Und wie wirkungsvoll sind Instrumente wie das neue Lobbyregister oder neue Transparenz-Richtlinien? Julia Lehmann und Tobias Seeger vom Saarländischen Rundfunk haben sich mit Kamera und Mikrofon auf den Weg gemacht.
    Sie sprechen mit Abgeordneten, Lobbyisten und Aktivisten, um herauszufinden, wie der Kampf um politischen Einfluss in der Praxis funktioniert. Wie groß sind die Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft wirklich? Und wie groß ist der Schaden, der dadurch entsteht? Und welche Lösungen gäbe es, um die Entscheidungsprozesse wieder transparenter zu machen und verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.07.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 36
    Seit anderthalb Jahren machen die „Querdenker*innen“ Schlagzeilen. Aber wer sind diese Menschen, die meist maskenlos in großen Gruppen gegen die Corona-Strategie der Bundesregierung und oft auch gegen ‚das System‘ insgesamt demonstrieren? Die NDR-Autorinnen Svea Eckert und Caroline Schmidt haben drei von ihnen begleitet – und seltene Einblicke in eine Gruppe gewonnen, die sich zunehmend radikalisiert hat.
    Viele Querdenker*innen kommen aus der Mitte der Gesellschaft. Leif H. und Jana H. etwa leben in einem Dorf in Schleswig-Holstein. Er ist Segellehrer, sie Kindergärtnerin gemeinsam haben sie vier Kinder. Anfangs war ihre Impfskepsis eher Nebensache. Doch das ändert sich im Frühjahr 2020. Schon im April stehen die beiden mit einem großen Schild auf dem Marktplatz in Eckernförde und fordern ein Ende der Corona-Maßnahmen. Ihr Protest wird die beiden schließlich bis an die Ränder des politischen Spektrums führen.
    Dasselbe gilt für Selina F. aus Hamburg. Sie ist angehende Verwaltungsfachangestellte und hat zwei Kinder. Im März 2020 hält sie sich noch an die Corona-Maßnahmen, dann liest sie viel im Internet und sieht Deutschland plötzlich auf dem Weg in eine „Corona-Diktatur“. Später eröffnet sie ihren eigenen Telegram-Kanal, stellt sich an die Spitze von „Querdenken Hamburg“, initiiert Demonstrationen, zu denen wir sie begleiten können. Anders als die meisten ihrer Gruppe spricht sie mit den NDR Journalistinnen, weil sie eine Verständigung noch immer für möglich und nötig hält.
    Marcel H. weiß, wie schnell man sich radikalisieren kann. Auch er war mal „Systemgegner“. Das war 2014, während der Ukrainekrise. Damals wurden seine Ansichten immer extremer. Irgendwann bezeichnete er Kanzlerin Merkel als „Führerin“, die Deutschland in einen blutigen Krieg ziehen wolle. Die NDR Autorinnen dürfen seine Facebook-Historie auswerten und können anhand der Einträge seine Radikalisierung unabhängig von seiner subjektiven Erinnerung exakt nachzeichnen. Heldt schaffte den Ausstieg aus den Verschwörungsblasen, heute studiert er und ist im SPD-Ortsverein aktiv.
    Wie kommt es, dass etablierte Bürger*innen plötzlich zu Systemfeinden werden? Der Konfliktforscher Andreas Zick sieht uralte soziale Mechanismen am Werk. Befeuert werden sie besonders in Krisen durch die Sozialen Medien, die es Menschen in nie gekannter Weise erlauben, sich öffentlich auszutauschen und zu organisieren. Der Politologe Josef Holnburger untersucht seit Jahren Telegram-Gruppen und hat in der Corona-Krise ein enormes Wachstum an Interaktionen festgestellt: Noch nie waren so viele Menschen aus der Mitte der Gesellschaft Tag und Nacht in diesen Welten unterwegs – und viele hat das offenbar nachhaltig verändert. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.07.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 37
    Seit Jahrzehnten kämpfen Deutschlands Werften ums Überleben. Die Strategie im Kampf gegen Fernost: Spezialisierung statt Massenproduktion. Bei den MV-Werften in Mecklenburg-Vorpommern sollten es gigantische Kreuzfahrtschiffe richten. Doch die Pandemie ließ den Markt einbrechen und die als „Wunder von Warnemünde“ gepriesene Werftenrettung ins Stocken geraten. Seither versuchen Politiker in Schwerin und Berlin, die Werften mit millionenschweren Krediten über die Runden zu bringen. Gelingt die Rettung in letzter Sekunde? Immerhin geht es um das „industrielle Herz“ der Region und tausende traditionsreiche Arbeitsplätze.
    Oder bleiben die Werften ein Patient am Tropf der Steuerzahler? Vielleicht auch, weil der Politik der Mut zum Umdenken und zum beherzten Strukturwandel fehlt? Monatelang wurde verhandelt, gezittert und gebangt. Anfang Juni 2021 kam das erlösende Signal. Die MV-Werften in Wismar, Warnemünde und Stralsund erhalten rund 300 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfond der Bundesregierung. Damit kann das im Bau befindliche gigantische Kreuzfahrtschiff, die „Global Dream“, fertiggestellt und rund 2000 Arbeitsplätze gesichert werden.
    650 Beschäftigte der MV-Werften werden ab Mitte des Jahres in eine ebenfalls staatlich finanzierte Transfergesellschaft entlassen. Die Geldspritze aus Steuermitteln bedeutet jedoch nur eine Schonfrist für die Werften. Werden keine neuen Aufträge eingeworben, droht 2022 das endgültige Aus. Welche Rolle das Superwahljahr für den positiven Regierungsbescheid gespielt hat, ist offen. Der Dreiklang aus Werften-Krise-Staatshilfe hat jedoch eine lange Tradition … In Deutschlands Norden kam es Werftarbeitern, Bäckern und Bürgermeistern 2015 wie ein Wunder vor.
    Ein asiatischer Tourismus- und Glücksspielkonzern kündigte an, hier die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt zu bauen. Ebenso sollten Luxusliner für Expeditionen in die Arktis und Antarktis entstehen. Vor dem Einstieg der Genting-Group aus Hongkong hatte den Werften in Bremerhaven, Rostock, Wismar das Aus gedroht. Die Covid-19 Pandemie ließ den Genting-Konzern jedoch ins Schlingern geraten. Werksschließungen und Kurzarbeit führten zu erheblichen Verzögerungen beim Bau der „Global Dream“ und der Luxus-Expeditions-Jacht „Endeavor“.
    Nur mit staatlichen Hilfen von 250 Millionen Euro konnte Ende 2020 eine Insolvenz der MV-Werften verhindert werden. Die Pandemie ist ein wichtiger Grund für die aktuellen Probleme. Sie legt aber auch systemische Schwächen der maritimen Wirtschaft und der Politik offen. Nach dem Mauerfall investierte der Staat Milliarden Euro in die Modernisierung der Werften zwischen Peene und Weser. Investoren wurden mit staatlichen Bürgschaften und Krediten ebenfalls in Milliardenhöhe unterstützt.
    Die massive Unterstützung konnte aber mehr als ein halbes Dutzend Werftenpleiten nicht verhindern. Hunderte Millionen Euro an Steuergeldern wurden allein durch kriminelle Subventionsverschiebungen und fällige Bürgschaften verbrannt. Gebetsmühlenartig verweisen Politiker vor allem in Mecklenburg-Vorpommern darauf, dass die Werften das industrielle Herz des Landes verkörpern. Ein Plan B, um die maritime Wirtschaft auf eine breitere Basis zu stellen, sie auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz auszurichten, wurde nie ernsthaft erwogen.
    Die „Global-Dream“ und die „Endeavor“ werden mit herkömmlichen Dieselmotoren die Weltmeere kreuzen. Erst angesichts der massiven Krise wird über die Gefahr der Konkurrenz aus China und die Chancen einer grünen Kreuzschifffahrt diskutiert. Aber nicht nur an der Ostsee geht den Werften die Arbeit aus. Auch in Hamburg, Kiel, Rendsburg und Papenburg sind traditionsreiche Standorte von massiven Arbeitsplatzverlusten bedroht. „Die Story im Ersten“ dokumentiert den Stolz junger Schiffbauer in Rostock und das existenzielle Trauma der Region nach den wiederholten Abstürzen der Werftbetriebe.
    Die Dokumentation leuchtet am Beispiel der MV-Werften systemische Probleme des deutschen Schiffbaus aus. Ist eine Alternative zur Dauersubvention möglich? Die Doku stellt einen maritimen Industriepark im dänischen Odense vor. Schon 2009 wurde die einstige Großwerft Maersk-Möller in ein High-Tech-Projekt rund um maritime Dienstleistungen verwandelt. Gegen die Konkurrenz aus Fernost hatte man keine andere Perspektive mehr gesehen. Mittlerweile arbeiten in den oft kleinteilig organisierten Firmen rund 3000 Beschäftigte. Fast doppelt so viele wie im alten Werftbetrieb. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.07.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 39
    Nach fast 20 Jahren endet der Einsatz in Afghanistan. Der Krieg, der offiziell keiner war, dauerte länger und war verlustreicher als jede andere Bundeswehr-Mission. 59 Soldaten verloren ihr Leben, die Kosten werden auf über 20 Milliarden Euro geschätzt. Die Bilanz fällt zwiespältig aus. Zwar ist das ursprüngliche Ziel erreicht und die Terrorgruppe Al-Qaida in Afghanistan ausgeschaltet. Frauen können an vielen Orten studieren und sogar mitregieren. Die Infrastruktur wurde ausgebaut. Aber ein Großteil der Hilfsgelder ist in den Händen korrupter Politiker gelandet, und wurde statt in Schulen etwa in Dubai-Luxusvillen investiert.
    Die Taliban rücken scheinbar unaufhaltsam vor. Droht dem Land das gleiche Schicksal wie vor 40 Jahren nach dem Abzug der Russen, als wenige Jahre später eine finstere Religionsdiktatur errichtet wurde? Sibylle Licht und Markus Spieker, die als Südasien-Korrespondenten seit 2015 über Afghanistan berichtet haben, begleiten den Abzug der Bundeswehr, die Räumung des Lagers in Mazar-e Sharif und die Ankunft der letzten Einheiten in der Heimat. Sie blicken aber auch zurück auf die anfänglichen Erfolge bei der Friedenssicherung und dann das blutige Comeback der Taliban und geben ein Resumee der letzten Jahre, in denen sich die Bundeswehr auf Beratung und Ausbildung beschränkte.
    Soldaten und Soldatinnen erzählen von ihren Erfahrungen, den Narben und den Lehren. Zu Wort kommen Politiker, die den Einsatz verantwortet und begleitet haben, den Ex-Verteidigungsminister Franz Josef Jung und der Grünen-Verteidigungsexperte Winfried Nachtwei, aber auch Afghanen, die sehr unterschiedliche Erfahrungen mit dem Krieg gemacht haben: Zwei Schwestern, die in der Nähe des Bundeswehr-Camps die einzige frauengeführte Universität des Landes betreiben; Hilfskräfte, die sich vor der Rache der Taliban fürchten und nach Deutschland kommen wollen.
    Gleichzeitig gibt es Entwicklungshelfer, die ausharren wie Stefan Recker von der Caritas, der in entlegenen Provinzen praktische Unterstützung leistet. Und schließlich ziehen auch Experten ihr Resümee: Thinktank-Betreiber Thomas Ruttig, der schon den Abzug der Russen mitverfolgte, und der Militärhistoriker Sönke Neitzel. Wie haben sich die Bundeswehr, Deutschland insgesamt und Afghanistan durch den Einsatz verändert – das beschreibt die Dokumentation „Der Abzug“. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.08.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 41 (45 Min.)
    Der Kinderpsychiater Michael Winterhoff ist gern gesehener Gast in Talkshows und hält europaweit Vorträge. Mit seinem Buch „Warum unsere Kinder Tyrannen werden“ (2008) löste er eine heftige Erziehungsdebatte aus. Ob über Erziehung oder Bildung – fast jedes seiner Bücher wird zum Bestseller. Der Kinderpsychiater hat eine Praxis in Bonn und ist deutschlandweit auch für Einrichtungen der Jugendhilfe tätig. Seine Bewertungen zum frühkindlichen Narzissmus und zur Eltern-Kind-Symbiose sind unter Fachleuten jedoch nicht unumstritten. Die ARD-Dokumentation „Warum Kinder keine Tyrannen sind“ geht der Frage nach, was der Ansatz des bekannten Kinderpsychiaters für Eltern und Patienten bedeutet. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.08.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 44
    Ein spannender investigativer Film über die Arbeit internationaler PR Agenturen.
    Die Autorinnen und Autoren wagen in der „Story im Ersten“ ein höchst ungewöhnliches Experiment: Unter falscher Flagge und mit gefakter Identität schleust sich der Investigativjournalist Peter Kreysler in den Betrieb international agierender PR-Agenturen. Die Autorin Gesine Enwaldt und der Autor Peter Kreysler dokumentieren hautnah, was in der Welt der Wahlkampfstrategen heute möglich ist, und liefern erstmals einen tiefen Einblick in die skrupellosen Geschäftsmethoden der Meinungsmacher. Das Ergebnis der verdeckten Recherche ist alarmierend und bestätigt, wovor Experten schon lange warnen.
    „Alle freiwilligen Bemühungen, Licht in den digitalen Wahlkampf zu bringen und ihn zu regulieren, sind weitgehend gescheitert“, sagt Tobias Schmid, Direktor der Medienanstalt NRW, ernüchtert. Dabei verlangen in einer aktuellen FORSA-Umfrage 90 Prozent der befragten Online-Nutzer, dass politische Werbung im Netz transparent sein muss.
    PR-Profis mischen in zahlreichen nationalen Wahlkämpfen mit. Mit ausgeklügelten digitalen Methoden beeinflussen und manipulieren sie ahnungslose Bürgerinnen und Bürger. Wie sicher ist der Superwahlkampf 2021 vor populistischen Manipulationskampagnen oder sogar ausländischer Einflussnahme?
    Der jüngste Bericht des Auswärtigen Dienstes der EU sieht Deutschland im Fokus russischer Desinformationskampagnen. Kein anderer EU-Mitgliedsstaat werde heftiger angegriffen als Deutschland. Wie kann sich die moderne Demokratie gegen Einflussnahme wehren, ohne dabei die politische Meinungsbildung zu beschneiden? „Wir operieren am offenen Herzen der Meinungsfreiheit,“ beschreibt Tobias Schmid diese Gratwanderung.
    Welchen Einfluss die digitalen Strategen auf konkretes Wahlverhalten oder Handeln haben können, zeigen Ereignisse wie die Brexit-Entscheidung oder der Sturm auf das amerikanische Capitol. Auf der Suche nach Hetzkampagnen und Fakenews im Netz begegnen die Autorin Gesine Enwaldt und ihr Kollege Peter Kreysler auch Forschenden und Wissenschaftler*innen, die den digitalen Wahlkampf 2021 mit Argusaugen beobachten und nach verdeckter Agitation im Netz suchen. Hier erfahren sie, welche der deutschen Kandidat*innen am schärfsten von Hass- und Desinformationskampagnen betroffen ist.
    Der verdeckte Trip in die Welt der PR-Strategen zeigt, wie selbstverständlich und professionell diese ihr Handwerk betreiben. Datensätze deutscher Wählerinnen und Wähler können angeblich ohne weiteres gekauft und genutzt werden. Die Akteure des Cambridge-Analytica-Skandals betreiben ihr Geschäft ungehindert weiter – unter neuen Firmennamen. Präzise Wählerprofile ermöglichen, ganz gezielt bestimmte Gesellschaftsschichten anzusprechen. Die „Story im Ersten“ sitzt mit am Tisch dieser PR-Strategen und enttarnt deren Strategien und Techniken der Meinungsmanipulation. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.08.2021Das ErsteDeutsche Online-PremiereDo 26.08.2021ARD Mediathek
  • Staffel 10, Folge 45
    „Die Story im Ersten“ geht der Spur nach, wie rechte Gruppen im Verbund mit ausländischen Diensten im Bundestagswahlkampf versuchen, die Wählermeinungen zu manipulieren. Ihre Methode: das Verbreiten von Verschwörungsnarrativen, gezielten Falschinformationen und das Einbrechen in Computersysteme mit dem Ziel, mit gestohlenen Informationen Misstrauen zu säen und Teile der Bevölkerung gegeneinander aufzuhetzen. Bei ihren Recherchen haben die Reporter*innen Insider befragt und sind auf Dokumente gestoßen, die belegen, wie ausländische staatliche Dienste soziale Medien nutzen, um in Deutschland Hass und Desinformation zu verbreiten und insbesondere die Demokratie und ihre Vertreter*innen zu delegitimieren.
    Auf der Spur nach den Urhebern und Auftraggebern dieser Kampagnen im Netz haben die Autor*innen Marcel Kolvenbach und Marilina Görz y Moratalla über ein halbes Jahr lang die Verbreitung von Desinformation und deren Auswirkung auf den Bundestagswahlkampf verfolgt. Sie haben in dem von Millionen Deutschen genutzten russischen Messengerdienst Telegram recherchiert. Dabei konnten sie sich auch in geschlossene Chat-Gruppen einschleusen.
    Gemeinsam mit Cyberexperten haben sie die Inhalte dieser abgeschotteten Kommunikation analysiert und dabei auch herausgefunden, welche ausländischen Dienste dabei mitmischen um die Meinungen zu beeinflussen. Zur Rolle Russlands bei der politischen Radikalisierung auf Telegram packt ein Insider aus. Was er beschreibt, ordnet der Experte für Manipulation, Pascal Jürgens, von der Universität Mainz so ein: „Telegram funktioniert wie ein Franchise-Modell für Verschwörungstheorien mit einer so hohen und dichten Vernetzung untereinander, dass die demokratische Gesellschaft dem kaum etwas entgegensetzen kann.“ Beispielsweise habe die „Querdenkerbewegung“ eine große Zahl von Menschen aus der politischen Mitte dazu gebracht, rechtsextremen Parolen zuzuhören und krude Verschwörungslegenden für möglich zu halten und sogar weiter zu verbreiten.
    Das beweisen auch Chat-Protokolle und Datenanalysen, die dem Filmemacher Marcel Kolvenbach und der investigativen Reporterin Marilina Görz y Moratalla vorliegen. Auf einen weiteren gefährlichen Sachverhalt weist der Cyber-Sicherheitsberater von Nato und Bundesregierung Sandro Gaycken hin: Die Hetze im Netz werde von gezielten Hackerangriffen auf Abgeordnete und Bundestag flankiert.
    Sie würden von Gruppen ausgeführt hinter denen letztlich russische Geheimdienste stünden. Dagegen müsse die Regierung mehr tun, fordert der Experte: „Der Cyberraum ist hochgefährdet und die deutsche Regierung ist sehr schlecht darin, ihn technisch abzusichern. Das Problem: Wer Deutschland angreift, muss keine Konsequenzen fürchten.“ Die Recherchen zeigen, wie Manipulateure im Geheimen den laufenden Bundestagswahlkampf beeinflussen wollen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.09.2021Das Erste
    • WDR: Generation 9/11 - Aufgewachsen im Schatten des Terrors
    Staffel 10, Folge 46 (50 Min.)
    „Diese Bilder – nichts ist mehr, wie es war, aber ich habe meinen Frieden damit gemacht. Ich will gute Erinnerungen an meinen Vater haben. Ich müsste lügen, wenn ich sage, diese Bilder verfolgen mich nicht bis in meine Albträume. Damit muss ich leben, es ist Teil des Überlebens. Es ist die Wirklichkeit.“ Matthew war ein Kind, 9 Jahre, als sein Vater am 11. September 2001 im 105. Stockwerk des Nordturms des World Trade Centers starb. Matthew hat jahrelang versucht herauszufinden, ob er einer der „jumper“ war, der Menschen, die in ihrer Verzweiflung aus den oberen Stockwerke gesprungen sind.
    Für ihn führten Trauer und Entsetzen in einen Abgrund aus Drogen und Sucht. Seine lange Reise zu sich selbst hat ihn fast das Leben gekostet. Erst heute, mit 29 Jahren, ist Matthew clean und mit sich im Reinen. Er hat ein Buch über seinen Kampf mit den Drogen, mit Missbrauch und mit der Erinnerung an 9/​11 und den Tod seines Vaters geschrieben, um andere zu ermutigen. Lenard jr. und sein Bruder Anthony waren sieben und neun Jahre alt, als ihr Leben sich für immer veränderte. Sie verloren ihren Vater Lenard, den Feuerwehrmann, als er in die Türme rannte, um zu helfen.
    Im Nordturm wurde er von den Trümmern des einstürzenden Gebäudes begraben. Mit ihm starben 14 weitere Feuerwehmänner aus seiner Brigade. Es sollte Wochen dauern, bis die sterblichen Überreste von Lenard und seinen Kollegen geborgen werden konnten. Und doch gab es für die Söhne keinen Zweifel: sie wollten in die Fußstapfen des Vaters treten, der für sie ein Held ist. Leonard jr. arbeitet in derselben Feuerwache wie sein Vater. „Wenn das nochmal geschehen würde, dann würde ich dasselbe tun. Es ist unser Job, Menschen zu retten“, sagt Lenard jr.
    heute. Taylor’s Vater starb erst vor zwei Jahren an den Folgen des vergifteten Staubes, den er als Polizist und Ersthelfer im September 2001 wochenlang einatmete. „Man hat uns gesagt, dass er etwas Heroisches tut, als er wochenlang nicht zu Hause war.“ Jeffrey gilt jetzt ebenfalls als Opfer des 11. September. Taylor musste ihm jahrelang beim Sterben zusehen. Es hat sie nicht wütend gemacht, sondern kämpferisch.“ Mein Vater war ein etwas ungewöhnlicher Polizist. Er hat mir Würde und Güte beigebracht.
    Dieses Vermächtnis wird mich für immer begleiten.“ Heute versucht Taylor ihre eigenen Geschäftsideen umzusetzen, aber auch das Vermächtnis ihres Vater zu leben und anderen zu helfen. Auch das Leben der jungen Muslima Adama hat sich für immer verändert. Sie geriet in den politischen Strudel der Anti-Terrorgesetze und kämpft bis heute um ihre Einbürgerung. Sechs Wochen verbrachte sie als 16-jährige im Gefängnis, weil sie zu Unrecht als Selbstmord-Bomberin beschuldigt wurde. Traumatisiert und mit einer elektronischen Fußfessel wurde sie nach Hause entlassen.
    Eine Anklage wurde nie erhoben. Als der Staat ihren Vater nach Guinea auswies, verließ sie die High School, um sich um die jüngeren Geschwister zu kümmern, die in den USA geboren waren. Aber Adama hat nicht aufgegeben und will endlich Amerikanerin werden. Der Film von Christiane Meier folgt den Kindern von damals, deren Lebenswege durch die Anschläge des 11. September plötzliche und dramatische Wendungen genommen haben. Bei aller Tragik und Trauer eint sie eines: der Wille, das alles zu überwinden und ein friedliches glückliches Leben zu leben. Auch wenn der Schatten der Türme sie für immer begleiten wird. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.09.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 47
    Noch nie waren so viele Parteien zu einer Bundestagswahl zugelassen wie 2021. Neben den Parteien, die bereits im Bundestag vertreten sind, beteiligen sich auch viele kleine Vereinigungen am Wahlkampf. Traum ist es, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. Ein politisches Road-Movie quer durch das Deutschland der sogenannten „Sonstigen“. Noch nie waren so viele Parteien zu einer Bundestagswahl zugelassen wie 2021. Das politische Spektrum wird größer. Neben den sieben etablierten Parteien, die bereits im Bundestag vertreten sind, beteiligen sich auch viele kleine Vereinigungen am Wahlkampf.
    Und das trotz schwieriger Bedingungen in Pandemie-Zeiten. Ihr Traum ist es, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen und ins Parlament einzuziehen. Manche Parteien haben eine lange Geschichte, andere sind neu gegründet. Einige haben nur wenige Hundert Mitglieder, andere mehrere Zehntausend. Ihre Themen sind höchst unterschiedlich. Es geht um Humanismus, Klima, Tierschutz, Heimat, Migration oder Gesundheit. Was steckt hinter diesen Parteien? Oder besser: wer? Ein Reporterinnen-Team war im Juli und August in Deutschland unterwegs.
    Ein knallroter Wohnwagen stand auf Marktplätzen oder in Biergärten, bei Sonne oder Regen. Hier konnten die Parteienvertreter*innen über Programme, Ideen und Interessen sprechen. Und ihre Argumente mit potenziellen Wählerinnen und Wählern austauschen. Eingeladen waren alle Parteien, die mit mindestens einer Landesliste zur Bundestagswahl antreten. Aus der Reise zu den kleinen Parteien wurde ein politisches Road-Movie durch das Deutschland der sogenannten „Sonstigen“. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.09.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 49
    Auch nach dieser Bundestagswahl werden wieder bunte Diagramme der Forschungsinstitute prozentgenau verdeutlichen, welche Wählerwanderungen, Sympathiewerte und Schlüsselthemen die Wahl entschieden haben. Doch was antworten Menschen im Land, wenn man sie länger begleitet und offen fragt, warum sie sich für wen entschieden haben? NDR-Autor Klaus Scherer hat mit dem Co-Autoren-Team Stefanie Gromes, Caroline Rollinger, Jonas Schreijäg und Lucas Stratmann seit Jahresbeginn Wählerinnen und Wähler in drei nord-, süd- und ostdeutschen Wahlkreisen bei ihrer Entscheidungsfindung beobachtet.
    „Nie schienen mir so viele von ihnen derart ratlos“, bilanziert Klaus Scherer, „und das lag nicht nur daran, dass die gefühlte Dauerkanzlerin Angela Merkel nicht mehr antrat.“ Von der Corona-Politik über den Führungsstreit der Union bis zum Umfragen-Auf-und-Ab zeitweiliger Favoriten wirkte vieles auf die Protagonisten des Films ein. Einer von ihnen, ein Unternehmer auf Helgoland, gesteht in der erfrischend bürgernahen Reportage ein, dass er sich an seine Erstwählerzeit erinnert fühle. Damals habe er vor lauter Verlegenheit in der Stimmkabine einfach blind den Stift auf einen Namen sinken lassen.
    Andere fühlten sich „einfach nicht mitgenommen“ oder vermissten, dass die Spitzenkandidaten „für etwas brennen“. Als Schauplätze des Films suchte sich das Team Stimmbezirke aus, die bei vergangenen Wahlen den bundesweiten Ergebnissen sehr nahe kamen. Beispielsweise wählte der Kreis Pinneberg, zu dem auch Helgoland gehört, recht treffsicher die späteren Kanzlermehrheiten, die schwäbische Stadt Geislingen bildete auffallend oft die Fraktionsstärken im Bundestag ab, während der Wahlkreis Gotha-Ilm in Thüringen den Ergebnissen der Ost-Bundesländer am nächsten kam. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 20.09.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 51
    Kurz vor zehn in Karlsruhe. Gewusel im Gerichtssaal. Die Rituale vor einem großen Urteil sind seit Jahrzehnten fast gleich. Die Themen gehen mit der Zeit. ARD-Rechtsexperte Frank Bräutigam ist mittendrin und führt durch „Die Story im Ersten“, schaut auf alte und neue Zeiten. Er besucht zum Beispiel Sophie Backsen auf der Nordseeinsel Pellworm, eine Klägerin der „Klimaklage“. Horst Feldmann erzählt ihm von dem Moment um kurz nach zehn, als seine Klage auf selbstbestimmtes Sterben plötzlich gewonnen war. Der Gang nach Karlsruhe – seit 70 Jahren ein Symbol für Deutschlands Rechtsstaat und das „Bürgergericht“. Von Gerichtspräsident Stephan Harbarth will Frank Bräutigam wissen, warum das Gericht bei der historischen Herausforderung „Corona und die Grundrechte“ bislang so zurückhaltend ist.
    Mit Vizepräsidentin Doris König spricht er über die Vorbildwirkung der ersten Frau am Bundesverfassungsgericht, Erna Scheffler, und wie diese in den 1950er Jahren Gleichberechtigung durchsetzte. Außerdem geht es um das EZB-Urteil, mit dem Karlsruhe auf Konfrontation zum EU-Gerichtshof ging. Und warum ist eigentlich gerade Karlsruhe im Nachkriegsdeutschland zur Residenz des Rechts geworden? Schließlich ist da noch das Symbol schlechthin – die roten Roben. Frank Bräutigam schaut Schneidermeisterin Kerstin Brandt über die Schulter, die die roten Roben für die Richterinnen und Richter ändert, pflegt und ausbessert. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.09.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 54 (45 Min.)
    In Afghanistan haben 150.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten ihren Kopf für die Bekämpfung von Terroristen und für den Aufbau des Landes hingehalten. Ihre Familien zu Hause haben gezittert und gebangt, haben bei jedem „tagesschau“-Bericht über Anschläge angstvoll am Telefon gewartet. Die NDR-Reporterin Rita Knobel-Ulrich hat vor zehn Jahren für den Film „Papa ist im Krieg“ drei junge Männer und eine junge Frau auf ihrem Weg an den Hindukusch und ihre Familien zu Hause begleitet. Während des Einsatzes wurden drei ihrer Kameraden bei einem Anschlag getötet.
    Als die Überlebenden zurückkehrten, waren sie nicht mehr dieselben. Jetzt hat die Reporterin diese Familien erneut besucht. Alle waren sofort bereit, mit ihr zu sprechen. Was geht ihnen durch den Kopf, wenn sie die siegreichen Taliban, den chaotischen Abzug der internationalen Truppen, die dramatischen Bilder am Flughafen sehen? Was ist schiefgelaufen? Wie empfinden sie die Niederlage? Und sind ihre Gedanken bei den Zurückgelassenen, die sie womöglich persönlich kannten? Der Vater der Soldatin Corinna Kirchhöfer war schon damals skeptisch: Wenn sich die NATO eines Tages zurückziehen würde, sagte er, würden in Afghanistan die Uhren wieder zurückgedreht.
    Hat er recht gehabt? Jetzt sitzt seine Tochter schockiert vor dem Fernseher über den „planlosen Abzug“ aus Kabul. Sie zuckt heute noch zusammen, wenn ein Kampfjet oder ein Hubschrauber ihr Haus überfliegt. War es das wert, fragt sie sich nach dem Sinn des 20 Jahre langen Krieges in Afghanistan. 59 Soldaten haben den Einsatz in Afghanistan nicht überlebt. Einer von ihnen war Josef Kronawitter.
    Rita Knobel-Ulrich reiste damals in sein bayerisches Heimatdorf. Seine Verlobte war schwanger, bekam noch während der Dreharbeiten das gemeinsame Kind. Die Autorin hat die Mutter von Josef Kronawitter jetzt wieder besucht. Ihr Sohn hatte in Afghanistan Schulen geschützt, Gerichte, in den Frauen den Vorsitz führten, hat Polizisten und Soldaten ausgebildet. Hat er sein Leben umsonst eingesetzt? Die Dokumentation liefert aufschlussreiche und berührende Einblicke in die Sicht deutscher Soldatinnen und Soldaten auf den verlorenen Krieg in Afghanistan. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.10.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 57
    Das Höfe-Sterben in Deutschland hält an. Betriebe, die bleiben, werden immer größer. Investoren haben Ackerland als Finanzanlage entdeckt. Die Kauf- und Pachtpreise sind enorm gestiegen und für viele Landwirte schlicht nicht mehr bezahlbar. Der Film begleitet Bio- und konventionelle Bauern und Bäuerinnen in ganz Deutschland, erklärt Fehler im System und zeigt Lösungswege auf.
    Die europäischen Agrarsubventionen sind mit rund 55 Milliarden Euro pro Jahr der größte Einzelposten des EU-Haushalts. Und dennoch, ein Trend hält an: das Höfe-Sterben. Die Betriebe, die bleiben, werden immer größer. Der Strukturwandel nach dem Prinzip „Wachse oder weiche“ schreitet voran. Seit der Finanzkrise ist Ackerland auch eine attraktive Kapitalanlage für überregionale Investoren. Die Kauf- und Pachtpreise sind in den vergangenen 15 Jahren enorm gestiegen. Ein Problem für ökologische sowie konventionelle Betriebe, denn für viele von ihnen ist Boden schlicht nicht mehr bezahlbar.
    In Brandenburg gehört schon die Hälfte der Flächen großen Agrar-Unternehmensgruppen. Das bekommt auch Biobauer Carlo Horn zu spüren. Er kommt nicht mehr an Land. Sein Betrieb ist umgeben von Agrarholdings, hinter denen finanzstarke Investoren stecken. Einige von ihnen haben – auch wegen Regulierungslücken – ganze Betriebe übernommen. Sie bewirtschaften bis zu 20.000 Hektar. Und je mehr Hektar Land, desto mehr Geld.
    Ein Großteil der EU-Subventionen, die als Einkommensunterstützung für Landwirte gedacht sind, wird nach Fläche verteilt. Eine verpflichtende Obergrenze für Direktzahlungen, wie sie die EU-Kommission und viele Parlamentarier wollten, ist vor kurzem gescheitert. Die europäischen Staats- und Regierungschefs hatten sich dagegen ausgesprochen. Carlo Horn war auf vielen Bauerndemos, ist Aktivist. Doch eine Veränderung sieht er nicht. Er kämpft um seine wirtschaftliche Existenz.
    Der Film zeigt auch Wege aus dem Strukturwandel auf. Inzwischen gründen sich bundesweit Initiativen und genossenschaftliche Projekte. In Oberfranken zum Beispiel produziert Christian Jundt auf dem Patersberghof landwirtschaftliche Bioprodukte. Mit einer Aktiengesellschaft versucht er, weiter in den Hof zu investieren und hofft so, auch irgendwann an teures Ackerland zu kommen. Die AG sucht Bürger vor Ort, die sich finanziell beteiligen, um damit eine soziale, lokal verankerte bäuerliche Landwirtschaft zu fördern. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.11.2021Das Erste
    ursprünglich für den 25.10.2021 angekündigt
  • Staffel 10, Folge 59 (45 Min.)
    Clemens Tönnies ist Deutschlands bekanntester und umstrittenster Schlachter. Im Juni 2020 hatten sich in seiner Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück mehr als tausend Arbeiter und Arbeiterinnen mit Corona infiziert, ganz Deutschland schaute damals auf Tönnies. Der Ausbruch lenkte die Aufmerksamkeit nicht nur auf die Zustände beim Branchenprimus Tönnies, sondern auch auf die Fleischindustrie insgesamt: Es ging vor allem um die Hygienemaßnahmen in den Fabriken, die Unterkünfte der Arbeiter und Arbeiterinnen und die umstrittenen Werkverträge. Zunehmend wurden aber auch die Lebensbedingungen der Tiere, die Situation der Bauern und die Umweltfolgen der Fleischproduktion thematisiert.
    Heftig unter Beschuss geraten, kündigte Clemens Tönnies im Sommer 2020 radikale Reformen an: Er wolle treibender Motor der Fleischwende sein und versprach: „Wir werden diese Branche ändern.“ Doch was hat sich seitdem getan? Ist Tönnies tatsächlich dabei, sein Unternehmen und die deutsche Fleischindustrie insgesamt zu modernisieren, nachhaltiger und grüner zu machen? Und wie weit ist er schon gekommen? Die Dokumentation zeigt, was an den Versprechungen und dem neuen Image dran ist. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.11.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 60
    90 Prozent der Kosten, die ein Mensch über sein Leben hinweg bei den Krankenkassen verursacht, entstehen im letzten Jahr seines Lebens. Ein Geschäft, das sich jährlich auf Milliarden von Euro beläuft. Diesen Markt haben inzwischen auch Großinvestoren für sich entdeckt und stecken Unmengen an Kapital in den Aufbau und die Übernahme von Kliniken und Pflegeeinrichtungen. An der Spitze der Kliniken sitzen ausgebildete Gesundheitsökonomen, die die Kliniken und Einrichtungen rentabel halten sollen. Statt Behutsamkeit und Fürsorge für die Menschen stehen aufwändige und rentable Therapien an oberster Stelle. Die Belastung durch die Corona-Krise hat die Kosten noch einmal in die Höhe getrieben, aber auch den Umgang mit Intensivmedizin auf den Prüfstand gestellt. Die Frage danach, welche Kosten berechtigt sind oder welche medizinische Behandlung sinnvoll ist, wurde durch Covid19 noch einmal verschärft.
    „Die Story im Ersten: Dem Sterben zum Trotz“ deckt auf, wie ein System entstanden ist, das den Menschen aus dem Blick zu verlieren scheint und verheerenden Druck und größte Not bei Patienten, Pflegekräften und Ärzten auslöst.
    Welche Folgen die Ökonomisierung des Gesundheitssystems hervorgebracht hat, macht sich besonders bei den Menschen bemerkbar, die am ältesten und schwächsten sind. Unnötige Operationen, exzessive Blutreinigungen und quälende Therapien ohne Ziel sind bundesweit keine Einzelfälle mehr – denn das Gesundheitssystem bezahlt die Krankenhäuser nach Aufwand. Ärzte werden durch die Krankenhausverwaltung unter Druck gesetzt, mehr zu operieren und Chefärzte mit Bonusverträgen gelockt. Deshalb sterben in Deutschland immer mehr Menschen an Apparaten – mittlerweile wird etwa jeder dritte Sterbende noch beatmet.
    Die Anzahl der Patienten, die noch operiert wurden stiegen zwischen 2007 und 2015 um 21 Prozent, Dialyse um 30 Prozent und dauerhafte Luftröhrenschnitte um 16 Prozent. „Eine Vielzahl dieser Behandlungen am Lebensende geschieht sogar gegen, oder zumindest ohne den ausdrücklichen Willen der Menschen“, sagt der Palliativarzt und Kritiker Mathias Thöns im Gespräch mit der Autorin Alexandra Hardorf.
    Hardorf ist die Autorin des Films, doch sie ist auch Mutter und Tochter. Nahe der holländischen Grenze, bei ihrer eigenen Familie, setzt sich die Autorin zuerst mit den Herausforderungen für ein würdevolles Ableben auseinander. Ihr Schwiegervater Hans (76) hat eine Krebserkrankung hinter sich und ein sehr schwaches Herz. Bei einer Routineuntersuchung wird dann ein Aneurysma im Bauch entdeckt. Die Diagnose: nicht operabel, ein Todesurteil. Nach Gesprächen mit dem behandelnden Arzt fällt die Familie eine Entscheidung.
    Wenn das Gefäß platzt, sollen keine lebenserhaltenden Maßnahmen eingeleitet werden, denn ein würdevolles Leben wäre dann aus Hans’ Sicht nicht mehr möglich. Die deutsch-holländische Familie beschließt, wenn überhaupt, einen holländischen Notdienst im Notfall zu rufen. Denn in Deutschland erfolgt automatisch, anders als in Holland, die Intensivmedizin bei der Einlieferung ins Krankenhaus. Schläuche, Kabel, Monitore – das möchte Hans, wie viele andere Menschen in Deutschland, nicht.
    Von hier aus startet Alexandra Hardorf ihre investigative Recherche. In einfühlsamen Interviews mit traumatisierten Menschen und ausdrucksstarken Bildern nähert sie sich individuellen Schicksalen genauso wie den komplexen Strukturen des deutschen Gesundheitssystems. „Die Story im Ersten: Dem Sterben zum Trotz“ fragt: Wann ist es Zeit, eine Therapie abzubrechen? Wie kann ich meinen letzten Willen durchsetzen? Und wer profitiert davon, wenn trotzdem immer weiter therapiert wird?
    Die Dokumentation trifft Ärzte, Aussteiger und Informanten, Betroffene, Kritiker und Befürworter unseres Gesundheitssystems, um die Strukturen offenzulegen, die dazu führen können, dass einzelne Menschen und ganze Familien leiden. Auf ihrer Reise trifft die Autorin aber auch Menschen, die ihr helfen sich gut abzusichern. So zeigt der Film, welche Dokumente im Ernstfall wichtig sind, worauf man im Krankenhaus achten sollte und was jeder Einzelne einfordern darf. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.11.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 61
    Sie verbreiten in sozialen Medien, welche Personen des öffentlichen Lebens sie lieber „durch ein Zielfernrohr“ betrachten. Sie wünschen Ärzten, die gegen Corona impfen, „eine Kugel in den Kopf“. Und sie fordern, Angela Merkel „wie zu alten Zeiten, wo unser Führer noch lebte, ins KZ zu stecken.“ Aber sie wundern sich noch immer, wenn deshalb früh morgens Polizeibeamte in ihrer Tür stehen, um Computer und Handys als Beweismittel für Strafbefehle oder Anklagen zu sichern. Wer sind diese Beschuldigten? Wie reagieren sie? Was ändern die politischen Debatten nach den Kopfschüssen auf Regierungspräsident Walter Lübcke in Hessen oder auf den jungen Tankstellen-Kassierer in Idar-Oberstein? Oder die jährlichen „Aktionstage“ des Bundeskriminalamtes gegen Hass im Netz?
    Ein Jahr lang hat Grimme-Preisträger Klaus Scherer für seine Langzeit-Reportage Strafverfolger in den Bundesländern Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Sachsen begleitet, die das Gesetz gegen Hasskriminalität durchsetzen sollen, dessen bisher letzte Fassung im September 2021 in Kraft trat. Unter der Auflage, dass auch Tätern Anonymität zugesichert wird, dokumentiert Scherers Kamerateam ihren Ermittler-Alltag von der nächtlichen Hausdurchsuchung in Chemnitz bis zu Gerichtsterminen in Peine oder Bersenbrück. In Mainz erhielt Scherer als erster Reporter Einblicke in verdeckte Online-Ermittlungen des Verfassungsschutzes. Und er befragt im Film schon mal Beschuldigte über ihren Gartenzaun hinweg. Nicht alle erweisen sich dabei als reumütig.
    „Ich hatte selten so guten Zugang zur Justiz“, erläutert ARD-Reporter Scherer. „Hilfreich war, dass der Film das gleiche Ziel hat wie die Strafverfolger: Prävention.“ Vor der Kamera bestätigt dies vor allem der Leiter der Göttinger Oberstaatsanwalt Frank-Michael Laue, der die dortige „Zentralstelle zur Bekämpfung von Hasskriminalität im Internet“ leitet. „Von einem Strafbefehl erfährt in aller Regel nur der Beschuldigte selbst“, so Laue laut NDR. „Um erfolgreich aufzuklären, brauchen wir viel mehr Breitenwirkung. Es muss jedem klar werden, dass Straftaten im Netz genauso verfolgt werden wie draußen auf dem echten Marktplatz auch.“
    Scherers Reportage deckt aber auch Schwächen der Gesetzeslage auf. So reagieren etwa Bundestagsabgeordnete bisher unterschiedlich auf Hass-Posts gegen sie, obwohl sie selbst das neue Gesetz auf den Weg brachten. Während etwa der bisherige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, CDU, eine im Film dokumentierte üble Beleidigung auf NDR-Anfrage hin lieber ignorierte, stellt seine amtierende Stellvertreterin Claudia Roth von den Grünen stets den nötigen Strafantrag. „In der Praxis bedeutet das, dass die Strafverfolger in dem einen Fall den Strafbefehl ausstellen können, in dem anderen aber vergeblich ermittelt haben“, bilanziert Scherer. „Oder zynisch gesagt: Das Tätermilieu weiß dann, wen es weiterhin straflos beleidigen kann und wen nicht.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 06.12.2021Das Erste
  • Staffel 10, Folge 62
    Es war der schlimmste islamistische Anschlag in Deutschland. Am 19. Dezember 2016 ermordete der Tunesier Anis Amri in Berlin zwölf Menschen und verletzte mehr als einhundert. Zum Leid der Opfer blieb die versprochene „lückenlose Aufklärung“ bisher aus. Anhand exklusiver Bilder und Interviews blickt der Film auf den „inner circle“ um den Attentäter und seine Auftraggeber.
    Ein Terrorakt erschütterte am 19. Dezember 2016 die Hauptstadt, der bislang schlimmste islamistische Anschlag auf deutschem Boden. Mit einem gestohlenen Lkw raste der Tunesier Anis Amri auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche. Er ermordete zwölf Menschen und verletzte mehr als einhundert. Ein Täter, der mehr als 50 Behörden beschäftigte und eine pannenvolle Ermittlungsarbeit, die gleich drei Untersuchungsausschüsse zur Folge hatte.
    Seit fünf Jahren begleiten die Autoren Überlebendende und Hinterbliebene der Opfer des Anschlags vom Breitscheidplatz. Es sind Menschen, die ein doppeltes Trauma erlitten haben: Nach den Verletzungen löst die oftmals vergebliche Suche nach Anerkennung durch die Behörden neue Traumata aus. Der Film dokumentiert diesen zähen Kampf.
    Auch die von der Bundeskanzlerin versprochene „lückenlose Aufklärung“ bleibt bislang aus. Bis heute quälen viele ungeklärte Fragen die Opfer und Hinterbliebenen.
    „Die Story im Ersten“ geht einigen nach: So wird erstmals über die Geschichte der Hintermänner des IS berichtet, dafür geht ein ehemaliger hochrangiger IS-Funktionär vor die Kamera. Auch damalige Weggefährten Amris aus der Islamistenszene werden befragt.
    Anhand von bislang unveröffentlichten Bildern und Videos gibt der Film neue Einblicke in den inner circle um den Attentäter und die krude Welt von islamistisch-gesinnten jungen Männern, die sich körperlich und seelisch für den Kampf gegen die „Ungläubigen“ in Deutschland und im Ausland ertüchtigen.
    Die Autoren sprechen auch mit damals zuständigen Polizeibeamten und dem bis zum Anschlagsjahr verantwortlichen BND-Präsidenten. Aus diesen Interviews wird klar: Fünf Jahre nach dem Anschlag weist die Sicherheitsarchitektur in Deutschland weiter Lücken bei der Bekämpfung des Terrorismus auf. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 13.12.2021Das Erste

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