Staffel 7, Folge 1–40

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Staffel 7 von „Die Story im Ersten“ startete am 08.01.2018 in Das Erste.
  • Staffel 7, Folge 1
    Anfang Oktober 2017 sorgten die Ermittler in Reggio Calabria mit ihrer Aktion „Metauros“ wieder einmal für Furore. Im Visier: Mitglieder mächtiger ’Ndrangheta-Clans, hohe Beamte und wichtige Unternehmen. Diesmal ging es nicht um Drogen oder Waffen, sondern um unlauteren Wettbewerb, Erpressung und Korruption im Bereich der Müll- und Abwasserentsorgung. Geschäftsfelder, mit denen sich kalabrische Mafia-Bosse Zugang zur kommunalen Verwaltung und zu politischen Ämtern verschafften. Es ging um Firmengeflechte, die mit Schmiergeldern und überhöhten Rechnungen für Profit und politischen Einfluss sorgten.
    Von den Ermittlungen betroffen sind auch europäische Unternehmen wie der französische Müll- und Wasser-Multi „Veolia“, der bis 2013 unter anderem die einzige Müllverbrennungsanlage in Kalabrien führte, und der Terminalbetreiber des kalabrischen Hafens von Gioia Tauro MCT, einer der wichtigsten Containerumschlagplätze im Mittelmeer. MCT gehört zur deutsch-italienischen „Eurogate-Contship“-Gruppe. Müllentsorgung verschafft Einfluss und Macht und ist „÷ zum Rückgrat der Mafia geworden, um in den Bereich von Politik und Behörden einzudringen.
    Ein wirtschaftspolitisches Projekt, das die ’Ndrangheta-Clans vereinte und sie damit sozusagen auf Industriestandard katapultierte“, so der kalabrische Staatsanwalt Giuseppe Lombardo. Seit Jahrzehnten operiert die ?Ndrangheta weltweit und erwirtschaftet dabei schätzungsweise mehr als 50 Milliarden Euro jährlich. In Deutschland verzeichnen die Fahnder Stützpunkte aktiver Mafiosi in allen wichtigen Wirtschaftsregionen und meist anscheinend ganz unbehelligt. So antwortete das Bundesinnenministerium auf eine Anfrage der „Grünen“ vom Juni 2017 zur Mafiaproblematik unter anderem: „Das Phänomen illegaler Abfallentsorgung, begangen durch Gruppierungen der italienischen Organisierten Kriminalität, ist der Bundesregierung bekannt.
    In Deutschland wurden diesbezüglich bislang keine Ermittlungen geführt.“ Illegaler Müllhandel ist ein Geschäftsfeld mit einer langen Geschichte: Vielen gilt 1989 als eine Art „Geburtsjahr“ kalabrischer Giftmüllskandale: Rein zufällig wurden im Ort Santa Domenica Talo in der Provinz Cosenza 60 Tonnen Krankenhausmüll entdeckt, der illegal in einem Firmenofen verbrannt werden sollten.
    Ein Jahr später strandete das Schiff „Rosso“ nahe dem Küstenort Amantea. Große Teile einer möglicherweise hochgefährlichen Fracht sollen im nahe gelegenen Tal Oliva vergraben worden sein. Analysen dort verzeichneten: toxische Substanzen, Cäsium 137 und eine überdurchschnittliche Rate von Krebskranken und -toten. Mehr als 100 Schiffe sollen im Mittelmeer mit Giften und radioaktivem Material an Bord versenkt worden sein.
    In Kalabrien selbst stehen mehr 600 Müllkippen auf der staatlichen Beobachtungs- und Sanierungsliste. Geschehen ist von Seiten den Behörden dennoch bislang wenig – obwohl Umwelt-Aktivisten seit mehr als 20 Jahren Alarm schlagen und davor warnen, dass Kalabrien zur „Müllkippe Europas“ verkommt. Stattdessen wurden Ermittler kaltgestellt und Prozesse verschleppt. Brisante Akten verschwanden in den Archiven. Einer der Top-Fahnder, Natale de Grazia, starb 1995 völlig unerwartet und unter dubiosen Umständen. Abhörprotokolle von Mafiabossen blieben unbeachtet.
    So sagte der ?Ndranghetist Carlo Micò 2011: „Ich habe zehn Liter Nervengas. Das tötet in einer Reichweite von acht Kilometern. Ich habe es an einer Stelle vergraben. Jetzt will ich dort nicht mehr hin. Nervengas! Von einem Sowjet, einem Russen und gefährlichem Händler.“ Klar ist den italienischen Antimafiabehörden, dass toxische und radioaktive Stoffe aus den europäischen Industriezentren stammen. Und klar ist auch, dass die Interessen einer verdeckten Koalition aus kalabrischen Mafiaclans, Geheimlogen, Geheimdienstlern, Politikern und Industriellen bis heute vielfältig und mächtig sind.
    Die Staatsanwaltschaft geht von einer neuen, einer „unsichtbaren Mafia“ aus: einer kleinen Gruppe von Bossen, die sowohl die Familienclans als auch Politiker kontrollieren und die ganz große Deals einfädeln. In den vergangenen Jahren haben sie deshalb ihre Ermittlungen im Müllbereich intensiviert. Zwei Jahre lang hat sich ein ARD-Team im Auftrag von Radio Bremen und Bayerischem Rundfunk in Italien und Deutschland auf Spurensuche begeben. Ermittler, Experten, Aktivisten, Informanten, Mafia-Aussteiger und die Opfer des tödlichen Geschäftes kommen dabei zu Wort. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 08.01.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 3
    Die deutschen Rüstungsexportregeln zählen zu den strengsten der Welt – auf dem Papier. Denn gleichzeitig fallen Bomben eines deutschen Konzerns im Jemen, wo sich die schlimmste humanitäre Katastrophe unserer Zeit abspielt. Gleichzeitig verkaufen deutsche Unternehmen ganze Munitionsfabriken in den Nahen Osten und nach Nordafrika. Sie haben eine Meisterschaft darin entwickelt, deutsche Genehmigungsstandards zu umgehen, beteiligen sich an Firmen in Ländern, in denen deutsche Gesetze nicht gelten. Die Dokumentation zeigt die Zusammenhänge zwischen Bomben, Renditen und Flüchtlingsströmen: Wie steht es mit der Rolle Deutschlands als moralische Instanz in der Welt? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 15.01.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 5
    Es ist ihre letzte Chance, NS-Verbrecher hinter Gitter zu bringen: Bei der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg und bei der Staatsanwaltschaft Dortmund laufen die Ermittlungen gegen die letzten lebenden Nazi-Verbrecher auf Hochtouren. Nur noch wenige, die in den KZ Aufseher waren, sind heute noch am Leben und können vor Gericht gebracht werden. Kriminalistisches Puzzle und ein Wettlauf gegen die Zeit Angeschoben wurde der Endspurt der Ermittler durch einen historischen Wendepunkt in der deutschen Rechtsprechung: In den Verfahren gegen Iwan Demjanjuk und Oskar Gröning (2011 und 2016) wurden zum ersten Mal in der jüngeren Rechtsgeschichte SS-Wachmänner verurteilt, obwohl sie selbst nicht gemordet hatten.
    Durch ihren Wachdienst waren sie jedoch Teil des Vernichtungssystems und hatten somit das massenhafte Töten von KZ-Häftlingen ermöglicht. Deshalb nehmen sich jetzt die Ermittler ein Konzentrationslager nach dem anderen vor. Und tatsächlich machen sie immer noch KZ-Wachmänner ausfindig, nach denen vor der neuen Rechtsprechung schlicht nicht gesucht wurde.
    Über all die Jahrzehnte lebten diese unbehelligt in Deutschland – bis jetzt. Im Mittelpunkt des Films stehen die Ermittler: Staatsanwälte und Kriminalbeamte erzählen ganz persönlich, wie sie vorgehen und was sie motiviert, heute in Archiven und an historischen Tatorten auf Tätersuche zu gehen. Sie nehmen die Autoren mit auf ihre Spurensuche und geben ihnen Einblick in die kriminalistischen Methoden, mit denen die Täter der Beteiligung am hundertfachen Mord überführt werden sollen.
    Die Filmemacher begleiten die Staatsanwälte und Kriminalbeamte bei ihren aktuellen Ermittlungen gegen zwei ehemalige SS-Wachmänner des Konzentrationslagers Stutthof bei Danzig und auf ihrer Suche nach weiteren Tätern. Gerade weil die Taten mehr als 70 Jahren zurückliegen, ist das für die Ermittler ein ständiger Wettlauf gegen die Zeit – die verbleibende Lebenszeit der mutmaßlichen Täter.
    Doch es geht auch um die Überlebenden des Holocaust und die Angehörigen der Ermordeten. In Israel begleitet der Film einen deutschen Rechtsanwalt, der für die anstehenden Stutthof-Verfahren in sehr persönlichen Gesprächen Überlebende des KZ als Nebenkläger gewinnt. Ihre Sicht ist wichtig und auch die des deutschen Anwalts: Jahrelang hat er selbst als Staatsanwalt in der Zentralen Stelle in Ludwigsburg gearbeitet und dabei auch die Schwächen und Fehler der bisherigen deutschen NS-Strafverfolgung kennengelernt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 22.01.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 8
    Nordkoreas Machthaber provoziert die Welt. Ungeachtet aller UN-Resolutionen zündet er Bomben und Raketen, posiert vor immer neuen, angeblich selbst gebauten Waffen, die laut Staatspropaganda inzwischen jede Stadt des Erzfeindes, den Vereinigten Staaten von Amerika, atomar verwüsten könnten. Zugleich räumt er offenbar kaltblütig jeden Rivalen aus dem Weg. Mal durch Hinrichtungen in seinem abgeschirmten, aus der Zeit gefallenen Reich, oder auch, wie im Falle seines Halbbruders, durch ein Gift-Attentat in aller Öffentlichkeit, am Flughafen von Kuala Lumpur. Was motiviert diesen Despoten der letzten stalinistischen Familien-Dynastie der Welt, was ist sein Ziel, was seine Strategie? Und wie groß ist die Gefahr eines nuklearen Krieges, sei es aus Versehen oder aus fatalistischem Kalkül? Der langjährige Asien- und Amerikakorrespondent Klaus Scherer trifft Raketenbauer, Unterhändler und Diplomaten, die das Kim-Regime schon in früheren Krisen erlebt haben und deshalb schildern können, was die Machthaber in Pjöngjang umtreibt und wie zielgerichtet sie ihre Propaganda einsetzen.
    Vor allem der renommierte deutsche Rüstungsexperte Robert Schmucker, ein früherer UN-Waffeninspekteur im Irak, warnt davor, auf Kims effektheischende Waffenschau hereinzufallen. Sie sei eher ein geschickter Bluff als ein schlüssiger Beleg für kriegstaugliche Arsenale. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.02.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 10
    „Wanna Cry“ war ein Weckruf: Die Cyber-Attacke mit dem Erpressungstrojaner traf im Mai 2017 hunderttausende Rechner in über 100 Ländern. Aber wie kann nur ein Schadprogramm gleichzeitig Unternehmen, Krankenhäuser und sogar Geheimdienste in der ganzen Welt lahmlegen? Die Antwort hat einen Namen: Microsoft. Auch staatliche und öffentliche Verwaltungen von Helsinki bis Lissabon operieren mit der Software des US-Konzerns. Sie macht angreifbar für Hacker und Spione, verstößt gegen das europäische Vergaberecht, blockiert den technischen Fortschritt und kommt Europa teuer zu stehen.
    Darüber hat der Journalist Harald Schumann mit seinem Recherche-Team InvestigateEurope mit Insidern und Verantwortlichen in ganz Europa gesprochen. Martin Schallbruch, der frühere IT-Chef der Bundesregierung, berichtet, wie die Staaten immer tiefer in die Abhängigkeit von Microsoft geraten. Ein Top-Jurist aus den Niederlanden beschreibt, wie die EU-Kommission und die Regierungen dafür das europäische Ausschreibungsrecht brechen. In Frankreich hat das Verteidigungsministerium beim Abschluss von geheimen Verträgen mit Microsoft das Parlament umgangen, darum will die Senatorin Joelie Garriaud-Maylam nun einen Untersuchungsausschuss einsetzen.
    Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar warnt, die Microsoft-Systeme setzen die privaten Daten der Bürger der Ausforschung durch die US-Geheimdienste aus. Interne Dokumente belegen, dass das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik dieses Misstrauen teilt. Sowohl das Europaparlament als auch der Bundestag haben darum mehrfach gefordert, dass die staatlichen IT-Systeme auf quelloffene „Open Source“- Software umgestellt wird, die von Europas eigenen Sicherheitsbehörden geprüft werden können.
    Italiens Armee hat mit diesem Umstieg auch begonnen, erzählt der italienische General Camillo Sileo. Genauso halten es Polizeibehörden in Frankreich und Litauen oder die Städte Rom und Barcelona. Warum aber stemmen sich die meisten Regierungen gegen die Alternativen, oder kehren wie im Fall München sogar zurück in die Arme von Microsoft? Andrup Ansip, EU-Kommissar für den digitalen Binnenmarkt und weitere Akteure stellen sich den Fragen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.02.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 12
    Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs kamen Millionen Menschen aus den einstigen Sowjetrepubliken nach Deutschland. Lange Zeit blieben die „Spätaussiedler“ unauffällig – man wollte deutsch sein, nicht als Außenseiter wahrgenommen werden. Und wählte traditionell CDU, die Partei Helmut Kohls – des „Kanzlers der Einheit“. Doch spätestens mit der Flüchtlingskrise hat sich das Bild gewandelt: Eine neue, hier geborene Generation definiert sich selbstbewusst über ihre russischen Wurzeln, bleibt beim Feiern und im Bekanntenkreis unter sich – während viele Ältere sich an nationalen Gruppen, insbesondere an der AfD, orientieren: Sie eint die scharfe Ablehnung von Neu-Zuwanderern, liberaler Lebensentwürfe – sowie das Bekenntnis zu Familie, Glaube und Heimat.
    Über Monate haben die Filmemacher Menschen begleitet, die mit der neuen, alten Heimat Deutschland hadern: Die Dokumentation ergründet, welche Rolle fundamentalchristliche Bewegungen und rechte Bewegungen einerseits, aber auch Nachwirkungen des Stalin-Terrors für das Selbstbild und die politischen Einstellungen der russlanddeutschen Community spielen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.02.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 14
    Es soll die größte Fusion der deutschen Wirtschaftsgeschichte werden: Für unglaubliche 66 Milliarden Dollar will Bayer aus Leverkusen den US-Konzern Monsanto übernehmen. Ein neuer Rekord, ein Riesen-Deal. Der Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Baumann würde dann den weltweit größten Anbieter für Agrarchemie lenken. Bayer und Monsanto – ein deutsches Traditionsunternehmen mit solidem Ruf schluckt den amerikanischen Konzern, der den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat herstellt. Für viele Landwirte ein effektives Mittel; für Kritiker jedoch ein Stoff, der aus ihrer Sicht krebserregend ist. In Brüssel wurde der Einsatz von Glyphosat gerade für weitere fünf Jahre zugelassen.
    Aller Bedenken zum Trotz. Und aus deutscher Sicht im Alleingang von Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), der damit den Koalitionspartner SPD und die Kanzlerin düpierte. Die Unternehmen setzen weiter auf Chemie in der Landwirtschaft, wenn auch moderner und effektiver als bisher: „Digital Farming“ heißt das Zauberwort. Die digitale Landwirtschaft liefert den Bauern per App alle wichtigen Daten für Aussaat und Ernte direkt aufs Smartphone oder Tablet im Traktor – auch Daten für den Chemieeinsatz. Und natürlich werden dabei die eigenen Produkte beworben und verkauft.
    Auf dem Weg zur Fusion lauern große Risiken: Warum nimmt Bayer-Chef Werner Baumann in Kauf, dass das Negativ-Image von Monsanto auf die Traditionsmarke Bayer abfärbt? Was bedeutet das alles für Verbraucher, für die Bauern – oder gar die Welternährung? Die „Story“-Autoren Ingolf Gritschneder und Michael Heussen haben mit Befürwortern und Kritikern der Mega-Fusion gesprochen und in den Forschungslaboren von Monsanto in den USA gedreht. In Südamerika und Indien trafen sie Wissenschaftler und Bauern, die bereits eigene Erfahrungen mit Monokulturen, Monsanto-Saatgut und -Pestiziden gemacht haben. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.03.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 17
    Die Nachricht vom 1. Juni 2017 schlug ein wie eine Bombe. Die Hamburger Traditions-Reederei Rickmers ist insolvent. Generell steht den 360 deutschen Reedern das Wasser bis zum Hals. Angebot und Nachfrage bestimmen auch in der Schifffahrt das Geschäft und sind seit der Wirtschaftskrise 2008 völlig aus dem Gleichgewicht geraten. „Eine solche Krise über neun Jahre kann niemand durchstehen, wenn die Einnahmen nicht da sind, um den Schiffsbetrieb aufrecht zu erhalten“, konstatiert der Reeder Heinrich Schoeller.
    Seine Schoeller Holding managte zu Boom-Zeiten 380 Schiffe anderer Eigner und betreibt eine Flotte mit 43 eigenen Containerschiffen, Tankern und Schwergutfrachtern. Das Unternehmen mit insgesamt 14.000 Mitarbeitern ist heute einer der großen Schuldner der HSH Nordbank. Ursache der Krise ist das Überangebot an Frachtraum. Denn als der Handel boomte, ließ sich mit Schiffen viel Geld verdienen. So blähten Banken, Reeder und Anleger über Fonds die deutsche Flotte zu einer der weltgrößten auf, protegiert und gefördert von der Politik.
    Schiffsfonds schienen das perfekte Geschäft zu sein: Reeder verdienten trotz minimalen Eigenkapitals ein Vermögen mit Schiffen. Die Anleger wiederum lockte der Steuerspareffekt und die Aussicht auf durchschnittlich fast zehn Prozent Rendite im Jahr. Allein der Reeder Heinrich Schoeller häufte in der Zeit von 2005 bis 2008 Kredite in Höhe von 1,5 Milliarden Euro an. Doch dann kam die Finanzkrise 2008 und die Blase in der Schifffahrt platzte. Der Markt brach ein, die Frachtraten fielen auf ein Rekordtief, hunderte Schiffe dümpelten ohne Aufträge in den Häfen.
    Gleichzeitig drängten die zu Boomzeiten georderten Schiffe auf den Markt. Und führten so zur Übersättigung des Marktes. In der Folge sind die Frachtraten so stark gesunken, dass die Einnahmen nicht einmal die Betriebskosten decken. Viele Reeder sind pleite oder kämpfen ums Überleben und die Banken sitzen auf milliardenschweren faulen Schiffskrediten. Dem Reeder Schoeller hat die HSH jetzt 680 Millionen Euro Schulden erlassen, um so eine Insolvenz zu vermeiden.
    „Die Krise hat uns alle überrascht. Darlehen in Schiffe waren lange besser bewertet als Darlehen für Immobilien“, so Schoeller. Am Ende steht für den Schuldenschnitt auch der Steuerzahler gerade, da die HSH Nordbank noch ein öffentliches Unternehmen der Länder Hamburg und Schleswig Holstein ist. „Alle Beteiligten waren betrunken von dem schnellen Geld. Man bestellte Schiffe nicht mit Blick auf den Markt, sondern mit Blick auf den Anlegermarkt.
    Das war verheerend, weil man Anlegern Schiffe verkaufte ohne auf den Markt zu schauen, ob diese Schiffe überhaupt gebraucht wurden“, fasst Rechtsanwalt Karl-Georg von Ferber zusammen. Mehr als 30 Milliarden Euro investierten Anleger in Containerschiffe, Stückgutfrachter und Tanker. Im Jahr 2008 steckte der 76-jährige Jürgen Schulz 65.000 Dollar in einen Schiffsfonds – auf Empfehlung seines Bankberaters, dem er blind vertraute. „Ich bin davon ausgegangen, dass das eine solide gerechnete Anlage ist.
    Mit den Ausschüttungen wollte ich meine Rente aufstocken. Das war sauer verdientes Geld, das da verbrannt wurde.“ Inzwischen sind die Schiffe zum Schrottpreis verkauft und Jürgen Schulz hat sein gesamtes Kapital verloren. Mehr als 400 Schiffe, die in Fonds aufgelegt waren, sind insolvent, hunderte notverkauft. Rechtsanwalt von Ferber rechnet mit mehr als 20 Milliarden Euro, die Anleger in Schiffen versenkten. Die HSH Nordbank, einst weltgrößter Schiffsfinanzierer, muss auf Druck der Europäischen Kommission bis Ende Februar 2018 abgewickelt oder verkauft werden.
    Egal, wie es ausgeht, ihre Eigner, Schleswig-Holstein und Hamburg bzw. ihre Steuerzahler, werden dabei Milliarden verlieren. Schon jetzt sind nach einer aktuellen Berechnung des Ökonomen Martin Hellwig mehr als neun Milliarden Euro Staatsgeld in die Bank geflossen, mindestens 17 Milliarden werden es insgesamt werden und Hellwig geht von weit mehr aus. „Es ist ein Teufelskreis: Zu viele Akteure bestellen zu viele neue Schiffe und verhindern so, dass sich der Markt erholt“, konstatiert der Schifffahrtsexperte Max Johns.
    Obwohl in den letzten Jahren viele Schiffe verschrottet wurden, herrscht immer noch ein Überangebot an Frachtraum in der Schifffahrt. Gleichzeitig laufen immer neue Megacarrier in den asiatischen Werften vom Stapel, denn nie war es günstiger, Schiffe zu kaufen. Und je größer das Schiff, desto günstiger der Transport eines Containers. Vor allem für die typischen deutschen Reedereien, also kleine Familienbetriebe, sind die Folgen dramatisch: Sie sind nicht mehr zukunftsfähig, da ihre Schiffe zu klein und daher nicht mehr wettbewerbsfähig sind.
    Schifffahrt made in Germany: ein Auslaufmodell? Kann sich die maritime Wirtschaft neu aufstellen? „Kaum eine andere Branche hat so gute Zukunftsaussichten, denn jedes Jahr gibt es mehr Ladung zu transportieren. Es spricht alles dafür, dass deutsche Reeder dabei eine wichtige Rolle spielen, wenngleich der Markt schwieriger ist als früher“, prognostiziert der Schifffahrtsexperte und Geschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder Max Johns.
    Reeder Heinrich Schoeller glaubt nach dem Schuldenerlass an eine Trendwende: „Wir haben alle das Sparen gelernt, sind effizienter geworden. Wir werden weniger Reedereien haben, aber auch größere.“ Die „Story im Ersten“ von Radio Bremen über den Niedergang und die Zukunft der deutschen Schifffahrt beleuchtet die Krise der Reeder und fragt, wie es dazu kommen konnte, wer dafür verantwortlich ist, wer die Zeche zahlt – und wie es weitergeht. Eine Bremedia Produktion im Auftrag von Radio Bremen für Das Erste 2018. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.03.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 19
    Wie unfair kann freier Handel sein? Die Dokumentation „Spiel ohne Grenzen: Die Lüge vom freien Handel“ zeigt, wie im Welthandel getrickst, getäuscht und gedroht wird. Und nicht nur vom amerikanischen Präsidenten oder dem mächtigen China, sondern auch von der Europäischen Union. Nur: Es bleibt weitestgehend verborgen. „America first“ fordert Donald Trump, schimpft über Deutschland als Exportweltmeister, führt Strafzölle ein und droht mit protektionistischen Maßnahmen. Es scheint, als würde neuer Protektionismus die Grenzen wieder dicht machen. Abschottung kann die Folge sein.
    Ist damit der Freihandel in der globalisierten Welt gefährdet, der doch allen so viel Wohlstand verspricht? Es gibt inzwischen auch viele, die sich als Verlierer der Globalisierung fühlen, abgehängt von deren Segnungen. Haben sie recht? Womöglich sind die wahren Gewinner von Freihandel und Globalisierung nicht die Bürgerinnen und Bürger. Aus diesem Grund müssen sich alle fragen, ob völlig liberalisierter Handel immer die beste Lösung ist. „Die Story im Ersten“ zeigt das an so einfachen Beispielen wie Zwiebeln, Fliesen oder Fahrrädern: in Deutschland, der Schweiz, den USA und im afrikanischen Kamerun. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.03.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 22
    Khaled wurde in syrischen Geheimdienstgefängnissen gefoltert. Die schlimmste Folter für ihn war, als er gezwungen wurde, mit anzusehen, wie andere Gefangene gefoltert werden. Junge Menschen aus Damaskus, die wie er 2011 im „Arabischen Frühling“ friedlich auf die Straße gingen, um gegen die Regierung zu demonstrieren. Auch Khaleds Frau Abeer wurde über Monate in einem der berüchtigten Gefängnisse des syrischen Militärgeheimdienstes gefangen gehalten und gedemütigt. Heute leben die beiden in Deutschland. Sie gehören zu den sieben Zeugen, die sich zusammen mit den Anwälten Mazen Darwisch und Anwar al-Bunni entschlossen, Strafanzeige beim Generalbundesanwalt in Karlsruhe zu erstatten wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
    „Kein Frieden ohne Gerechtigkeit“, sagen die beiden syrischen Menschenrechtsanwälte. Seitdem sie vor drei Jahren nach Deutschland entkommen konnten, verfolgen sie ein Ziel: Dass die systematischen Menschenrechtsverletzungen, die in syrischen Geheimdienstgefängnissen begangen werden, juristisch aufgearbeitet werden. Den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag können sie nicht anrufen, weil Syrien das entsprechende Statut nicht ratifiziert hat, zudem blockiert Russland im Sicherheitsrat die Einsetzung eines Tribunals.
    Anwälte und Zeugen setzen ihre Hoffnung auf das Weltrechtsprinzip. Es erlaubt – in Nachfolge der Nürnberger Prozesse -, Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie in Syrien auch in Deutschland zu ahnden. Der Film begleitet Mazen Darwish und Anwar al-Bunni, Khaled und Abeer auf ihrem Weg, der Straflosigkeit in Syrien das Recht entgegenzusetzen. Denn sie sind überzeugt: Wenn die Opfer sehen, dass die Täter nicht zur Rechenschaft gezogen werden, eskaliert die Spirale der Gewalt weiter. Nur mit Gerechtigkeit, sagen sie, kann Frieden in Syrien einkehren. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.04.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 24
    Als die AfD bei der Bundestagswahl im September 2017 den Einzug in den Bundestag schafft, gibt Alexander Gauland noch am Wahlabend das Motto aus: „Wir werden sie jagen!“ Was seine Anhänger als Versprechen auffassen, klingt für andere wie eine Drohung. Doch was ist Monate später aus Gaulands Ankündigung geworden? Die neue Fraktion der AfD zieht mit über 90 Abgeordneten in den Bundestag ein, im Falle einer Großen Koalition ist sie sogar Oppositionsführerin. Doch von Anfang an sind die Abgeordneten isoliert – alle anderen Parteien lehnen eine Zusammenarbeit mit der AfD ab.
    Zudem macht die neue Fraktion schnell durch verbale Grenzüberschreitungen und Provokationen von sich reden. Was kann die AfD im Bundestag also überhaupt erreichen – und was will sie eigentlich? Die Fernsehkorrespondentinnen Marie-Kristin Boese und Karin Dohr haben die AfD im Bundestag in deren ersten Monaten beobachtet. Während die Medien sich vor allem dem mühevollen Ringen um eine Regierungsbildung widmen, beginnt die AfD ihre Arbeit weitgehend abseits der großen Aufmerksamkeit.
    Vorhandene Risse innerhalb der Partei zeigen sich schnell auch in der Fraktion und es stellt sich die Frage: Wer hat tatsächlich das Sagen – das bürgerlich-konservative Lager oder die Völkisch-Nationalen? Wie sehr beeinflusst der Rechtsaußen-Flügel rund um Björn Höcke die Fraktion im Bundestag? Diesen Fragen gehen die Autorinnen in ihrer Langzeitbeobachtung nach. Seit ihrem Einzug in den Deutschen Bundestag haben sie die Neulinge bei ihren ersten Gehversuchen im Berliner Regierungsviertel begleitet: zu Sitzungen im Bundestag, externen Parteiveranstaltungen, aber auch bei Besuchen in den Heimat-Wahlkreisen der neu gewählten Abgeordneten.
    In der Dokumentation werten die Korrespondentinnen die Arbeit der AfD im Plenum sowie in den Fachausschüssen aus und analysieren, welche Themen die Fraktion setzt – und ob sie damit punkten kann. Und sie erzählen, wie die anderen Parteien um eine Antwort auf die Frage ringen, wie mit den Neuen im Bundestag eigentlich umzugehen ist. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.04.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 26
    Fisch gilt als gesund. Doch welchen Fisch kann man mit gutem Gewissen essen, um das Leben im Meer nicht zu zerstören? Welche Fangmethoden sind nachhaltig? Viele Verbraucher orientieren sich bei dieser Frage an dem blauen Fischsiegel des MSC, des Marine Stewardship Council. Es gilt als erfolgreichstes Öko-Siegel der Welt und ziert in Deutschland mehr als die Hälfte aller verkauften Fischprodukte. Ganze Supermarktketten bieten nur noch MSC-zertifizierte Ware an. 41 Prozent der Käufer kennen das Siegel und vertrauen ihm. „Man muss das glauben“, sagt dazu eine Kundin im Supermarkt. „Das ist wie mit Bio, das ist ’ne Glaubenssache.
    Und MSC hat es irgendwie geschafft, mich zu überzeugen.“ Eigentlich garantiert das MSC-Siegel: Dieser Fisch kommt nicht aus überfischten Beständen und bei seinem Fang ist das Ökosystem Meer nicht beschädigt worden. Doch: Stimmt das auch? Schon länger gibt es Kritik an dem Siegel. Die Standards seien zu lasch, heißt es von Meeresschützern. „Die Story im Ersten“-Autor Wilfried Huismann fühlt mit seiner aufwendigen, weltweiten Recherche dem MSC auf den Zahn. Das WDR-Team findet Beispiele, die zeigen, wie fragwürdig die Siegelvergabe durch den MSC ist.
    Er trifft Fischer, die das Fischsiegel vor allem aus Marketinggründen haben wollten und es auch bekommen haben, obwohl ihre Fangmethode den Meeresboden beschädigt. „Wenn das MSC-Siegel drauf ist, gibt es keine Fragen mehr“, sagt dazu der Geschäftsführer einer Schollenfischerei. Ein Siegel, um Fisch besser zu verkaufen? Ein galizischer Kleinfischer, der Oktopus und andere Arten auf traditionelle Art fängt, lehnt das MSC-Siegel kategorisch ab. Er und seine Kollegen hätten es beantragen können. Doch der MSC habe auch mit den Eignern großer Fangschiffe verhandelt, die die Bestände allein aufgrund ihrer Größe gefährden würden.
    „Wenn es dem MSC nur darum geht, den Bestand einer Art zu zertifizieren, aber nicht die Fangmethode, dann wollen wir kein MSC“, sagt der Fischer. Immer wieder begegnet Huismann auf seiner Recherchereise der Vorwurf, der MSC halte seine selbst gesetzten Standards nicht mehr ein. Einer der Mitbegründer des Ökosiegels wirft dem MSC gar vor, mittlerweile mehr den Industrieinteressen als den eigenen Ökostandards zu folgen. Das MSC sei „auf die dunkle Seite“ gewechselt. Was ist dran an diesem Vorwurf? „Die Story im Ersten“ liefert überraschende und ernüchternde Erkenntnisse. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.04.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 27
    Unter dem Titel „Was Deutschland bewegt“ greift Das Erste mit sechs brisanten Dokumentationen relevante Themen auf: ab 30. April 2018, immer montags um 20:15 Uhr. Dabei wird es unter anderem um soziale Ungleichheit, um das Verhältnis Ost-West, um Gewalt gegen Kinder und um sexuelle Übergriffe im Alltag gehen. Nach Möglichkeit wird das Thema dann von Frank Plasberg bei „hart aber fair“ mit seinen Gästen weiterdiskutiert. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.04.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 28
    „Wenn Sie ein großes Vermögen haben, können Sie es durch Konsum nicht mehr zerstören. Sie schmeißen das Geld zum Fenster raus und es kommt zur Tür wieder hinein“, sagt Christoph Gröner, einer der größten deutschen Immobilienentwickler. Er baut in nahezu allen Großstädten Deutschlands Mehrfamilienhäuser, verkauft Eigentumswohnungen und plant ganze Stadtviertel. „Wir Unternehmer sind mächtiger als die Politik, weil wir unabhängiger sind.“ Der Film „Ungleichland“ begleitet Christoph Gröner in seinem Alltag. Er ist durch harte Arbeit nach oben gekommen und sagt: „Wir leben in der geilsten Gesellschaft der Welt.
    Hier kann jeder werden, was er will.“ Aber solch ein Aufstieg gelingt nur wenigen. Ungleichheit in Deutschland In einem der reichsten Länder der Erde geht es ungleich zu. Die Reichen setzen sich ab, die Armen sind abgehängt. Die Mittelschicht kämpft, um den Status zu halten, statt wie früher durch Arbeit und Leistung den Aufstieg zu schaffen. Jüngere Menschen haben heute weniger verfügbares Einkommen als die Generationen davor. Dieser Film bereist das „Ungleichland“ Deutschland und liefert anschaulich Zahlen und Hintergründe. Die weltweit führenden Forscher und Experten zum Thema Ungleichheit kommen zu Wort: etwa der Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, Ökonom Thomas Piketty oder Brooke Harrington, die intensive Feldforschung bei den Anlegern der internationalen Finanz-Elite betrieben hat.
    Branko Milanovic war Chef-Ökonom der Weltbank und zieht eine Bilanz der Globalisierung: Verlierer, sagt er, seien die unteren Mittelschichten der reichen Länder – wie Deutschland. „Diese Menschen verdienen heute das, was sie auch schon vor 20 Jahren verdient haben. Wie vor hundert Jahren“, so fasst es Milanovic zusammen, „steht die Menschheit auch heute wieder an einer Kreuzung: Lässt sie zu, dass die wachsende Ungleichheit die Gesellschaften der reichen Länder zerreißt? Oder hält sie dagegen?“ Ungleichland – das Online-Projekt Bereits im Vorfeld zu dieser Doku hat sich ein Team aus Film und Online-Autoren im Netz unter „docupy/​ Ungleichland“ mit Gerechtigkeit beschäftigt: Seit November 2017 fließen die Recherchen zu den Themenfeldern Ungleichheit bei Macht, Vermögen und Chancen in Videos, die im Netz millionenfach verbreitet und diskutiert wurden.
    https:/​/​www.facebook.com/​docupy/​ https:/​/​twitter.com/​docupy https:/​/​www.instagram.com/​docupy/​ www.docupy.de (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.05.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 29
    Knochenbrüche, ausgeschlagene Zähne, Verbrennungen. Mehr als 20 000 schwere Misshandlungen von Kindern zählt die Kriminalstatistik jährlich. Für 130 Kinder enden diese Leiden tödlich. Und immer mehr Kinder werden zu Opfern ihrer gewalttätigen Eltern. Wo liegen die Schwachstellen im Kinderschutzsystem? Im Zentrum der Kritik stehen oft die Jugendämter. Exklusiv wertet die Doku Ergebnisse einer Studie der Hochschule Koblenz aus, für die bundesweit Mitarbeiterinnen in Jugendämtern befragt wurden: Sind Arbeitsüberlastung und schlechte personelle, räumliche und technische Ausstattung die Ausnahme oder die Regel? Die Dokumentation zeigt, wie der Alltag im deutschen Kinderschutz aussieht.
    Sie rekonstruiert Fälle von Kindesmisshandlungen, Opfer und auch Täter kommen zu Wort. Warum versagt das Kinderschutzsystem immer wieder? Die Autorinnen weisen auf strukturelle Defizite und Missstände hin, nicht nur in Jugendämtern sondern auch in Familiengerichten und Kinderarztpraxen. Mit großer Offenheit gewähren Mitarbeiterinnen von Jugendämtern und andere Insider Einblick in ihren Alltag, zeigen ihre Probleme und wie sie zu lösen wären. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.05.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 32
    Wie die Kampagne #metoo zeigt, sind es erschreckend viele Frauen, die sexuelle Gewalt erfahren haben. Die bisherige Debatte über Abhängigkeit und Macht reicht aber nicht aus. Es fehlen Strukturen, die es Frauen nach einem solchen Verbrechen leichter machen, Anzeige zu erstatten. Denn: Nur 15 Prozent der Opfer von sexueller Gewalt gehen zur Polizei, so eine EU-Studie von 2014. Viele Frauen haben Angst vor dem, was ihnen bei Behörden und vor Gericht widerfahren kann, wenn sie die Täter anzeigen. Die Dokumentation „Vergewaltigt. Wir zeigen an!“ erzählt die Geschichten von vier mutigen Frauen und dem, was sie nach der Anzeige erlebt haben.
    Der Film stellt die Frage, was sich in Deutschland für Opfer von sexueller Gewalt ändern muss. Hilfsangebote nach sexueller Gewalt fehlen Die Soldatin Nora (30) kämpft nach einem sexuellen Übergriff innerhalb der Bundeswehr darum, von ihrem Vorgesetzten überhaupt ernst genommen zu werden. Dabei weisen Spuren und eine Videoaufzeichnung schnell auf Noras Täter hin – ebenfalls ein Soldat. Dennoch werden Nora wenig Hilfsangebote innerhalb der Bundeswehr gemacht. Schlimmer noch: Das angezeigte Verbrechen soll totgeschwiegen werden.
    „Wissen Sie eigentlich, was Sie ihrem Kollegen mit einer Anzeige antun?“, habe ein Oberstleutnant der Bundeswehr sie unter vier Augen gefragt. Immer wieder fühlte sich Nora in den Wochen nach dem sexuellen Missbrauch so, als werde sie vom Opfer zur Täterin gemacht. Aber Nora bleibt bei ihrer Anzeige und der Täter wurde 2017 zu zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung verurteilt. „Schlimmer als die Tat selbst“ Die 22-jährige Anna wurde von zwei Männern sexuell missbraucht. Die Täter filmten die Tat und konnten so überführt werden. Doch erst im Gerichtssaal des Landgerichts Münster passierte 2015 das, was Anna heute als „Horror“ und „schlimmer als die Tat selbst“ bezeichnet.
    Die junge Frau musste – nach einem Antrag der Verteidigung – Film- und Tonaufnahmen von dem sexuellen Übergriff im Gerichtssaal anschauen, in Anwesenheit der zwei später verurteilten Täter. Diese Bilder verfolgen sie jetzt Nacht für Nacht. Sie hatte vorher kaum Erinnerungen an das Verbrechen. Der mutmaßliche Vergewaltiger läuft frei herum Lisa erstattete wegen sexuellen Übergriffs durch einen Bekannten Anzeige. Die Polizei ermittelte schnell den mutmaßlichen Täter.
    Die Staatsanwaltschaft erhob im September 2014 Anklage wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Lisas Aussagen wertete sie als glaubhaft. Doch auch dreieinhalb Jahre danach ist der Angeklagte noch frei und kann ihr täglich auf der Straße begegnen. Für das traumatisierte Opfer ist nicht zu begreifen, dass es noch immer nicht zum Prozess gekommen ist, weil es laut Gericht „vorrangige Fälle“ gibt. Die Protagonistinnen gehören zu vermutlich Hunderttausenden Frauen in Deutschland, die sexuelle Gewalt erfahren haben. Autorin Nicole Rosenbach zeigt in diesem Film, was sich ändern muss, damit mehr Frauen den Mut haben, die Täter anzuzeigen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.05.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 34
    Es ist der 22. Dezember 2017: In einer ruhigen Wohnstraße im hessischen Darmstadt stellt sich ein 16-jähriger afghanischer Flüchtling einem 17-jährigen Mädchen in den Weg. Die beiden kennen sich aus der Schule, sie war seine Deutsch-Patin. Und er glaubte, sie wären ein Paar. Dann geht alles ganz schnell. Das Springmesser hatte er mitgebracht, damit sticht er zu, immer wieder. Eine brutale Attacke, die das Mädchen nur knapp überlebt. Noch am selben Abend wird der Junge in seiner Wohngruppe für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge festgenommen.
    Nur fünf Tage später im südpfälzischen Kandel: Mit zahlreichen Messerstichen tötet ein afghanischer Flüchtling seine ehemalige Freundin in einem Drogeriemarkt. Ein paar Wochen zuvor hatte das Mädchen die Beziehung beendet. Eine grausige Tat, deren Brutalität ganz Deutschland schockiert. Bereits wenige Stunden nach der Tat überschlagen sich Meldungen und Kommentare in den sozialen Medien. In Trauer und Entsetzen über den Tod des jungen Mädchens mischen sich Wut und Hass: auf den Täter; auf Flüchtlinge und die, die sie unterstützen. Und auf die Politiker, die die Sicherheit der Bevölkerung, wie es heißt, aufs Spiel setzten.
    Kandel ist gleich mehrfach zum Symbol geworden: für eine sträflich naive Flüchtlingspolitik – sagen die einen. Für die politische Instrumentalisierung eines schrecklichen Einzelfalles – sagen die anderen. Die hr/​SWR-Koproduktion „Das Mädchen und der Flüchtling“ geht auf Spurensuche in Kandel und in Darmstadt. Die Autoren wollen wissen: Wie begegneten sich Opfer und Täter? Wer hat versucht, den jugendlichen Geflüchteten die Werte einer freien und gleichberechtigten Gesellschaft nahezubringen? Ist es fahrlässig, junge Mädchen zu Deutsch-Patinnen junger Männer zu machen, die mit einem völlig anderen Frauenbild groß wurden? Welche Spuren haben die schrecklichen Messerattacken in den beiden Städten hinterlassen? In Kandel – wo inzwischen regelmäßig Tausende Menschen aus ganz Deutschland anreisen, um für oder gegen Zuwanderung zu demonstrieren.
    Und in Darmstadt, wo inzwischen fast 4.000 Flüchtlinge leben. Wie gefährlich ist es in einer Stadt, die 216 unbegleitete Minderjährige aufnahm, von denen viele aus Afghanistan stammen? Väter erlauben ihren Töchtern nicht mehr, am Abend in die Innenstadt zu fahren.
    Es gelingt den Autoren, tiefer einzutauchen in die tägliche Begegnung, in das aufgeladene Spannungsfeld von Flüchtlingen und Deutschen. Schülerinnen und Lehrerinnen der Darmstädter Berufsschule, in der sich das Mädchen und der Flüchtling in einer Integrationsklasse begegneten, sprechen offen über ihre Erfahrungen, ebenso die junge Lehrerin, die hier Ansprechpartnerin für alle Mädchen ist, die sich seit der Einschulung der Flüchtlinge sexuell belästigt fühlen.
    Schließlich bekommt das Team des Hessischen Rundfunks auch Zutritt zu der Wohngruppe, in welcher der afghanische Junge gelebt hat und wo er noch am Tatabend festgenommen wurde. Vor der Kamera steht eine Gruppe Jugendlicher, die Hälfte von ihnen aus Afghanistan, sportlich gekleidet, mit aktuellen Frisuren und dem obligatorischen Smartphone in der Hand. Einer aus ihrer Mitte hat versucht, ein Mädchen zu töten, das er meinte zu lieben. Über dem Eingang zur Wohnunterkunft mahnt ein Transparent: Respekt. Respekt vor jungen Frauen und Andersdenkenden müssen viele erst lernen. Wer bringt es ihnen bei? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.06.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 36
    Kurt ist 69 und stark pflegebedürftig, seit er in Folge eines Herzinfarkts einen Hirnschaden erlitten hat. Sein Frau Roswitha pflegt ihn zu Hause, seit sieben Jahren, inzwischen rund um die Uhr. Mit viel Liebe und Fantasie kämpft sie täglich dafür, dass er trotz seiner Krankheit Freude am Leben hat. Sie selbst jedoch verzweifelt zunehmend an ihrer Aufgabe – weil sie für ihren Mann keinen passenden Platz in einer Tagespflege findet, der sie entlasten könnte, und sei es nur stundenweise. Weil Roswitha keine Zeit mehr hat, ihren Beruf auszuüben, ist es finanziell eng, und für ihre Rente sieht sie ohnehin schwarz.
    Rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig. Ihre Zahl steigt, 2030 könnten es nach seriösen Schätzungen schon 3,5 Millionen Menschen sein. Derzeit werden zwei Drittel der Pflegebedürftigen zuhause von ihren Angehörigen gepflegt – zumeist von ihren Frauen oder Töchtern. Doch immer weniger Angehörige sind dazu bereit oder in der Lage, nicht zuletzt wegen des Armutsrisikos, das damit einhergeht. Zugleich fehlt es an Fachkräften in den Pflegeberufen: Die Arbeit in der Pflege ist anstrengend, belastend und in der Regel schlecht bezahlt.
    Ob in der ambulanten Pflege oder in den Heimen: Meist fehlt es den Pflegern an Zeit, sich um den einzelnen Menschen zu kümmern. Deutschland ist eine alternde Gesellschaft. Eine wachsende Zahl kranker, gebrechlicher Menschen würdig zu versorgen, ist eine Herausforderung. Aber dieser Herausforderung wird die Politik nicht gerecht. Ein Kernproblem: Pflege in Deutschland ist inzwischen ein Geschäft. Große Konzerne sind machtvolle Akteure auf dem Pflegemarkt. Kommerzielle Anbieter dünnen Personal aus, um die Rendite zu steigern – mit schlimmen Folgen für die Pflegebedürftigen.
    Der Staat verlässt sich darauf, dass die Familien durch Eigenarbeit oder Geld die Lücken schließen. Der Film erzählt vom Kampf der pflegenden Angehörigen und von den Nöten professioneller Pfleger. Nicht zuletzt erklärt er, woran menschenwürdige Pflege oft scheitert. Aber die Doku zeigt auch Wege aus dem Notstand. Dazu braucht es eine willige Kommune, ein gut funktionierendes Netzwerk und vor allem: die Möglichkeit, jeden Pflegefall ganz individuell zu lösen. Damit möglichst viele Menschen möglichst lange zuhause leben und gepflegt werden können. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.06.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 37
    China spielt im Weltfußball eine unbedeutende Rolle. Gerade hat man mal wieder die Qualifikation zur Weltmeisterschaft verpasst. In der FIFA-Weltrangliste dümpelt die Nationalmannschaft zwischen Platz 70 und 80. Für Staatspräsident Xi Jinping und Hunderte Millionen Chinesen ist das ein untragbarer Zustand. Das Land will endlich auch im Fußball eine Weltmacht sein. Der neue „große Sprung nach vorn“ ist eine Frage der Ehre – und für Deutschland ein Milliardengeschäft. Der deutsche Fußball soll dabei helfen, die wirtschaftlichen Beziehungen zu China zu stärken und auszubauen. Das ist der Masterplan von Kanzlerin Angela Merkel.
    Als amtierender Weltmeister genießt Fußball „Made in Germany“ großes Ansehen – auch in Fernost. Daher wurde zwischen dem DFB und der chinesischen Staatsführung eine offizielle Kooperation geschlossen. Wie diese Kooperation funktioniert und warum sich deutsche Firmen dafür mit großem Aufwand engagieren – das dokumentiert die NDR-Produktion „Das Milliardengeschäft – Deutschland, China und der Fußball“. Exklusive Einblicke aus China und Interviews mit den wichtigen Protagonisten ermöglichen einen spannenden Blick hinter die Kulissen eines Geschäfts, in dem es nicht nur um Tore, sondern vor allem um viele Millionen geht.
    Die Autoren des Films treffen wichtige deutsche Fußballfunktionäre und Trainer, die für chinesische Clubs oder den chinesischen Fußballverband arbeiten, aber auch chinesische Wirtschaftsbosse. Der Milliardenkonzern „Wanda“ äußert sich zu seinen Interessen im europäischen Fußballmarkt. Das Unternehmen ist Besitzer der weltweit führenden Sportrechteagentur „Infront“. Und „Infront“ ist wiederum für Marketingmaßnahmen der deutschen Nationalmannschaft verantwortlich. Im Fußball sind Deutschland und China, der Sport und das große Geld aufs Engste verknüpft. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.06.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 39
    Sommerzeit ist Grillzeit: In keinem Land der EU wird mehr Holzkohle verbraucht als in Deutschland. Doch das Sommervergnügen hat seine Schattenseiten. Dass sich dahinter ein milliardenschweres Geschäft verbirgt, das unter anderem Urwälder zerstört und Terror finanziert – das ist den meisten Verbrauchern nicht bewusst. „Die Story im Ersten“ folgt der Kohle vom Grill zurück zu ihrem Ursprung in Afrika und Osteuropa. Experten von Interpol, Earthsight, The Forest Trust und dem WWF machen klar: Die Handelswege der Kohle sind verschlungen, und nicht selten verbergen sich mafiöse Strukturen hinter den Produzenten. Korruption und kriminelle Netzwerke sind fester Bestandteil des Handels mit dem schwarzen Gold.
    Schon in den vergangenen Jahren haben Tests immer wieder gezeigt, dass in den Grillkohlesäcken oft nicht drin ist, was die gängigen Gütesiegel versprechen. Tropenholzkohle oder Kohle aus illegal geschlagenem Holz aus geschützten Urwäldern wird gerne als heimische Kohle deklariert. Gemeinsam mit dem WWF testet „Die Story im Ersten“ auch zur Grillsaison 2018 die im Handel befindlichen Säcke. Was verbirgt sich hinter den Ökolabels? Woher kommt die Holzkohle wirklich? Welche Wege nimmt sie? Wer verdient daran? Welchen Schaden richtet unser Grillvergnügen in den Herkunftsländern an? Und: Wie kann das schmutzige Geschäft mit der Grillkohle wirksam gestoppt werden? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.07.2018Das Erste
  • Staffel 7, Folge 40
    Tomaten, Gurken, Orangen – die Supermarktregale sind voll mit günstigem, frischem Obst und Gemüse. Der Umsatz erreichte im vergangenen Jahr den Rekordwert von 14,7 Milliarden Euro. Spanien exportiert die meiste Ware nach Deutschland. Auch Italien ist ein wichtiger Lieferant von Obst und Gemüse. Wie schaffen es die beiden Länder, so viel und so günstig zu produzieren? Vanessa Lünenschloß und Jan Zimmermann begeben sich auf Spurensuche und verfolgen den Weg der Produkte von den Plantagen über die Zwischenhändler bis in unsere Supermärkte. Dabei decken sie in beiden Ländern katastrophale Lohn- und Arbeitsbedingungen auf. Sie zeigen, wie Menschen in Not regelrecht versklavt werden, und wie die italienische Mafia dabei mitverdient. Kontrollbehörden versagen, der Handel schaut weg. Und die EU unterstützt das ausbeuterische und menschenverachtende System mit millionenschweren Subventionen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.07.2018Das Erste

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