Staffel 11, Folge 1–32

derzeit in Arbeit
Staffel 11 von „Die Story im Ersten“ startete am 05.01.2022 in der ARD Mediathek und am 10.01.2022 in Das Erste.
  • Staffel 11, Folge 1
    Jedes Mal, wenn die Frauen in Shagra einen Akazien-Setzling in den Sand Darfurs einpflanzen, ist das in dem sudanesischen Dorf ein Anlass großer Freude. Der Baum wird seine Wurzeln hundert Meter ins Erdreich treiben und besser gegen die Dürren in der Sahelzone gewappnet sein als die meisten anderen Pflanzen. Er wird Gummisaft absondern, wenn die Frauen nach ein paar Jahren die Rinde anritzen. Der Verkauf von Gummi arabicum wird die Armut im Dorf lindern. 65.000 Akazien wachsen bereits in Darfur: ein Segen für die bitterarme Region und zugleich ein Kohlendioxid-Speicher, der dazu beitragen kann, die Erderwärmung zu begrenzen.
    Weltweit werden in Politik, Unternehmen, Laboren und Universitäten Lösungen für das drängendste Problem unserer Zivilisation gesucht. Die Macher der Doku besuchten Klimaretter:innen im Sudan, in Indonesien und Europa. Deren Erfindergeist lässt Winddrachen steigen, Gebäude abkühlen, Länder durch Ökostrom-Trassen verbinden oder Kohlendioxid aus der Atmosphäre saugen. Ihre Arbeit entscheidet mit über die Lebensbedingungen der nächsten Generationen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.01.2022Das ErsteDeutsche Online-PremiereMi 05.01.2022ARD Mediathek
  • Staffel 11, Folge 3 (50 Min.)
    Vor einem Jahr zog Joe Biden als 46. Präsident der USA ins Weiße Haus – mit großen Versprechen: Er wolle die Amerikaner versöhnen, die Seele der gespaltenen Nation heilen. „Amerika ist zurück!“ lautete Bidens Beschwörungsformel – an die eigenen Bürger, aber auch an die Welt. Ein Jahr später ist die Frage, was Joe Biden bislang erreichen konnte. Denn nach anfänglicher Zustimmung auch bei unabhängigen und moderaten Wählern ist seine Beliebtheit mittlerweile bedrohlich gesunken. Amtsvorgänger Trump verbreitet weiter erfolgreich die Legende vom Wahlbetrug, will Joe Biden mit aller Macht und skrupellosen Methoden aus dem Oval Office vertreiben.
    Und die Demokraten? Sie verzetteln sich im heillosen Flügelkampf und hindern ihren Präsidenten so daran, seine Wahlversprechen durchsetzen zu können. Wie denken die Amerikaner über Joe Biden? In welcher Verfassung ist das Land ein Jahr nach seinem Amtsantritt? Die USA-Korrespondentinnen Claudia Buckenmaier und Verena Bünten waren mit einem Team des ARD Studios Washington wochenlang unterwegs im Land.
    Ihre Reportage ist ein im besten Sinne schonungsloser Stimmungsbericht aus einem immer noch tief gespaltenen Land, das mit einer massiven Erblast zu kämpfen hat. Ein Beispiel ist die Corona-Pandemie, bei der die Haltung zu Impfung längst eine politische Glaubensfrage ist. Die Autorinnen trafen Impfgegner wie Stahlarbeiter Joe Kilduff, der Bidens Corona-Politik als Bedrohung seiner Freiheit sieht – und Stephanie Rimel, die eine bittere Botschaft an alle Impfleugner auf den Grabstein ihres am Virus verstorbenen Bruders meißeln ließ: „Fuck Covid-19“.
    Ein anderes Beispiel: In vielen Bundesstaaten nehmen Republikaner die Lüge von der angeblich gefälschten Präsidentenwahl als Vorwand, um das Wahlrecht zu manipulieren. Rutha Mae Harris hat schon als junge Frau mit den „Freedom Singers“ für die Bürgerrechtsbewegung von Martin Luther King gesungen. Die stimmgewaltige 80-jährige singt jetzt wieder gegen Wahlrechtseinschränkungen von Minderheiten – und hofft inständig, dass Biden für schwarze Amerikaner endlich mehr Gerechtigkeit schafft.
    Und auch die Situation an der Grenze zu Mexiko ist immer noch ein Reizthema. Joe Frank Martinez ist Sheriff in Texas – und Demokrat. Einer, der enttäuscht ist von Bidens Politik an der Grenze und sie deutlich kritisiert, so sehr, dass konservative Medien mit seinen Aussagen werben. Er war zuständig, als seine Gemeinde Del Rio mit dem Ansturm haitianischer Flüchtlinge umgehen musste. Keine leichte Aufgabe im konservativ geprägten Grenzgebiet zu Mexiko, wo selbsternannte Gesetzeshüter wie Bürgerwehren Streife gehen und Republikaner wie Beau Nettleton gegen Bidens Einwanderungspolitik klagen.
    Die Begründung: der Präsident lasse eine Invasion zu. Inflation, Ernüchterung in der Außenpolitik, der stockende Umbau zu einem sozialeren Amerika und ein Kulturkrieg um Themen wie Abtreibung – Joe Biden wirkt immer mehr wie ein getriebener Präsident. Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit, seine eigene Agenda umzusetzen: Bereits bei den im Herbst anstehenden Kongresswahlen wird entschieden, wieviel politische Gestaltungsmacht Biden für die zweite Hälfte seiner Amtszeit bleiben wird. (Text: WDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.01.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 4
    Gläubige im Dienst der katholischen Kirche in Deutschland wagen in der exklusiven ARD-Dokumentation den gemeinsamen Schritt an die Öffentlichkeit. Menschen, die sich als nicht-heterosexuell identifizieren, erzählen vom Kampf um ihre Kirche – manchmal sogar mit dem Risiko, dadurch ihre Arbeit zu verlieren.
    Es sind Priester, Ordensbrüder, Gemeindereferentinnen, Bistums-Mitarbeitende, Religionslehrende, Kindergärtnerinnen, Sozialarbeiter und viele mehr, die von Einschüchterungen, Denunziationen, tiefen Verletzungen, jahrzehntelangem Versteckspiel und Doppelleben berichten. Die Katholikinnen und Katholiken berichten von einem System, in dem Druck, Angst und Willkür die Mitarbeitenden in Ungewissheit lassen, was genau passiert, wenn sie zu ihrer sexuellen Orientierung oder Identität stehen. Während in einem Bistum offenbar viel geduldet wird, die Menschen zum Teil sogar große Unterstützung erfahren, gibt es im Nächsten harte Konsequenzen, bis zur Auflösung des Arbeitsvertrags.
    Denn für schwule Männer, die katholische Priester werden wollen, gilt ein Weiheverbot – sie werden quasi als berufsunfähig angesehen. Für Mitarbeitende in katholischen Einrichtungen gilt ein eigenes kirchliches Arbeitsrecht: Sie müssen die Grundsätze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre nicht nur im Beruf, sondern auch im Privatleben beachten. Nicht-heterosexuelle Beziehungen widersprechen dieser katholischen Sittenlehre. Viele leben in dauernder Anspannung und Angst entdeckt zu werden und im schlimmsten Fall ihren Beruf zu verlieren, der für viele auch Berufung ist.
    Der Investigativjournalist Hajo Seppelt recherchiert seit fast zehn Jahren zur Diskriminierung nicht-heterosexueller Menschen in der katholischen Kirche. Gemeinsam mit Katharina Kühn, Peter Wozny und Marc Rosenthal veröffentlicht er nun mit der Produktionsfirma EyeOpening.Media (Redaktion: Katharina Schiele) eine Dokumentation, die denen zuhört, die ihren Glauben jeden Tag leben und von der Institution Kirche herabgewürdigt werden. Für viele wäre ein Austritt aus der Kirche, ein Jobwechsel einfacher gewesen. Stattdessen wollen sie die Kirche verändern. Sie wollen nicht länger schweigen, sondern auf sich aufmerksam machen: „Wir sind hier und zwar so wie Gott uns schuf!“. (Text: rbb)
    Deutsche TV-PremiereMo 24.01.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 7
    Nie waren Sondierungsgespräche so abgeschottet, Koalitionsverhandlungen von einem so dichten Schleier des Schweigens umgeben wie derzeit. Genau in dieser Phase begleitet die Dokumentation die nächste Generation Politiker:innen, die jetzt im Parlament an die Schalthebel drängt. Die Kamera ist dabei, wenn sie nach 16 Jahren Merkel-Regierung ihre Rolle finden, eine neue Regierung bilden oder in der Opposition Position beziehen. Begleitet werden Newcomer:innen im Berliner Politikbetrieb wie Ricarda Lang (Bündnis 90/​ Die Grünen) und Tilman Kuban (CDU) sowie Etablierte wie Lars Klingbeil (SPD), Johannes Vogel (FDP), Katja Kipping (Die Linke) und Markus Frohnmaier (AfD).
    Vor welchen Herausforderungen stehen sie? Wer verliert, wer gewinnt an Einfluss? Die Hosts Jan Kawelke und Miriam Davoudvandi schaffen hier eine besondere Nähe. Sie begleiten die Politiker:innen bei wichtigen Ereignissen wie der ersten Bundestagssitzung oder Klingbeils Ernennung zum Parteivorsitzenden und werfen dabei einen Blick hinter die Kulissen des Berliner Politik-Business. (Text: tagesschau24)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.02.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 8
    Mit den Elitekämpfern der deutschen Marine in der Terrorzone Afrikas. „Die Story im Ersten“ mit exklusiven Einblicken in den Einsatz deutscher Spezialkräfte. „Gretel“ ist Kampfschwimmer, seinen richtigen Namen werden wir nie erfahren. Auch sein Gesicht werden wir nie ganz sehen. Er ist 30 Jahre alt, ein zurückhaltender, ungewöhnlich wacher Mann. Dass er BWL studiert hat, glaubt man sofort. Er kann aber auch anders. Er kann lautlos töten, aus Flugzeugen springen, aus U-Booten tauchen, er kann in allen Klimazonen kämpfen, Gegner ausspähen, Wunden verarzten. All das hat er in einer extrem harten Ausbildung gelernt, die im Jahr nur fünf bis sechs Soldaten überstehen.
    Jetzt wird es ernst. Er geht in den Einsatz nach Niger. „Failed State“ Niger Seit 2016 schwappt eine Welle von Terrorangriffen von Mali über die kaum befestigte Grenze ins bitterarme Niger. Milizen des IS, von Al Quaeda und Boko Haram überfallen fast täglich nigrische Dörfer und massakrieren die Zivilbevölkerung. Dazu ist Niger der Transitstaat auf der Fluchtroute aus dem südlichen Afrika an die Mittelmeerküste. Die Armee ist schwach, und kann Menschenhändlern, Drogenschmugglern und Terroristen wenig entgegen zu setzen. „Gretel“ und sein Trupp von Kampfschwimmern sollen jetzt helfen.
    Nie dagewesene Einblicke Bei Tillia, in der brüllenden Hitze etwa 70 Kilometer östlich der Grenze zu Mali, haben die Kampfschwimmer ihr Lager aufgeschlagen. Hier bilden sie seit 2018 im Rahmen der EU-Trainingsmission Gazelle nigrische Spezialkräfte aus. Ziel ist, das krisengeschüttelte Land zu stabilisieren. In der deutschen Politik gibt es derweil Zweifel an den Einsätzen in Mali und Niger. Denn die Lage verschlimmert sich immer weiter. Ein ARD-Team hat die Kampfschwimmer über ein ganzes Jahr von der Vorbereitung bis in den Einsatz begleitet. Noch nie haben die Kampfschwimmer eine solche Nähe zugelassen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 08.02.2022Das Erste
    Deutsche Erstausstrahlung ursprünglich für den 21.02.2022 angekündigt
  • Staffel 11, Folge 10
    Woche für Woche gehen zehntausende Menschen auf die Straße, protestieren gegen die Corona-Auflagen, gegen eine Impfpflicht, die Medien und den Staat. Viele von ihnen fühlen sich ihrer Freiheit beraubt, ausgegrenzt, nicht verstanden. In der ARD-Dokumentation „Impfen, nein danke – spaltet Corona unsere Gesellschaft?“ kommen diese Menschen zu Wort. Die Reporter Albrecht Radon (MDR) und Kolja Schwartz (SWR) treffen Protestierende in Ost und West und fragen nach: Welche Ängste treiben sie um? Was spricht ihrer Meinung nach gegen das Impfen? Woher kommt der Hass und wer organisiert die Proteste?
    Besuch bei Impfgegner:innen
    Constanze K. aus Gera geht schon seit Beginn der Pandemie regelmäßig gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße. Ausgewogene Ernährung, regelmäßiger Sport, aber auch Nähe und Berührung stärkten das Immunsystem – wer psychisch und physisch gesund sei, bräuchte keine Angst vor Corona haben, sagt sie. In den Schutzmaßnahmen gegen Corona dagegen sieht sie eine Gefahr für die Gesundheit. Eine Maske will sie in ihrem Bioladen nicht tragen. Das erwartet sie auch nicht von ihren Kund:innen.
    Die Allgäuerin Renate R. arbeitet für einen Pflegedienst in Kißlegg. Sie betreut ein schwerstbehindertes, dreijähriges Kind und weiß nicht, ob und wie lange sie ihren Beruf ausführen kann, wenn die Impfpflicht eingeführt wird. Die Pflegerin will sich auf keinen Fall impfen lassen. Ihr Mann hatte nach der Booster-Impfung eine Lungenembolie. Sie vermutet einen Zusammenhang. Jetzt demonstriert sie gegen die Corona-Maßnahmen und hofft auf ein Einlenken der Politik.
    Stefan H. aus Bingen nimmt kaum mehr am öffentlichen Leben teil. Der ungeimpfte Informatik-Student sitzt für sein Studium fast nur noch am heimischen Computer. Als Ungeimpfter kann er in Rheinland-Pfalz nicht einmal mehr zum Friseur. Doch der junge Mann nimmt das in Kauf, denn er fürchtet Impfschäden und sieht mächtige Wirtschaftsinteressen hinter der Impfkampagne.
    Folgen der Pandemie für die Gesellschaft
    Kolja Schwartz (SWR) und Albrecht Radon (MDR) gehen umstrittenen Behauptungen und Fragen der Impfgegner:innen nach. Wie sehr spaltet Corona die Gesellschaft, wie verhärtet sind die Fronten? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.02.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 12
    Nicht erst seit Corona werden Debatten in Deutschland immer aggressiver geführt, im Netz und auf der Straße. Kaum noch ein Shitstorm ohne Morddrohungen. Kann die Republik noch streiten ohne zu hassen?
    Der Hausarzt Florian Balkau wollte sich eigentlich Zeit nehmen für seine Patientin, die sich nicht gegen Corona impfen lassen möchte. Sie hat Angst, unfruchtbar zu werden. Doch zu einem Aufklärungsgespräch kommt es erst gar nicht. Die Patientin geht stattdessen zur Lokalzeitung und beschwert sich über ihren Arzt: Sie fühle sich von ihm zur Impfung gedrängt. Der Streit schaukelt sich hoch bis in die BILD-Zeitung. Am Ende sagt der Arzt, er wolle keine radikalen Impfgegner in seiner Praxis behandeln. Die Folge: Mehr als 300 Hass- und Drohmails mit teilweise detaillierten Mordfantasien.
    Das kennt die ZDF-Journalistin Nicole Diekmann aus eigener Erfahrung. Auch sie geriet in einen Shitstorm, schrieb ein Buch darüber und sagt: „Die Sozialen Netzwerke haben einen riesigen Anteil daran, dass unsere Debattenkultur vor die Hunde geht.“
    Welche Rolle spielen dabei umstrittene Journalisten? Roland Tichy ist der Gründer des Online-Portals „Tichys Einblick“. Der deutsche Journalistenverband sagt, er trage zur Polarisierung bei. Immer wieder gerät er in die Schlagzeilen, zuletzt wegen einer sexistischen Beleidigung gegen die SPD-Politikern Sawsan Chebli. Im Interview gibt er zu: „Debatten leben von Zuspitzung. Sie dürfen übertreiben.“ Eine Verantwortung für die Folgen seiner Texte will er hingegen nicht übernehmen: „Wir Journalisten wissen nie, wer uns liest und was es auslöst.“
    Im hessischen Dorf Dannenrod kennt man sich noch persönlich und trotzdem liegen die Nerven blank. Für den Ausbau der Autobahn wurde ein naheliegendes Waldstück gerodet. Aktivisten von Fridays for Future hatten sich dort verbarrikadiert. Mittlerweile geht ein Riss durch das Dorf: Die einen helfen den Klimakämpfern, die anderen halten sie für verrückte Spinner. Ingrid Süßmann ist die Wirtin des Dorf-Gasthofes und lässt die Aktivisten dort übernachten. Zu ihrem Verwandten, der gleich gegenüber wohnt, ist deshalb der Kontakt abgerissen. Der Streit hat sogar Familien entzweit.
    Was in Dannenrod passiert, ist offenbar symptomatisch. In einer repräsentativen Umfrage für diesen Film sagen 65 % der Befragten, dass die Deutschen sich heute in politischen Fragen zunehmend unversöhnlich gegenüberstehen. 52 % vermeiden es sogar, gewisse Themen im Bekanntenkreis anzusprechen, um keinen Krach zu riskieren.
    Der Autor Hans Jakob Rausch besucht Diskutanten, fragt Experten, warum die Balance zwischen Streit und Hass so oft verloren geht und sucht nach Lösungen für eine bessere Debattenkultur. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.03.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 14 (45 Min.)
    Die Fernsehjournalisten Natalia und Mikhail Maksimow erinnern sich noch genau an den Tag, der ihr Leben verändern sollte. „Niemand hat erwartet, dass es am 9. August so viel Gewalt geben würde. Dass so ein gigantisches Massaker geschehen würde.“ Beide arbeiteten für das belarussische Staatsfernsehen, auch am Tag der Präsidentschaftswahl im Sommer 2020. Diesmal wollte die Bevölkerung offenbar den „letzten Diktator Europas“, Alexander Lukaschenko, nicht noch einmal an der Staatsspitze sehen. Viele unterstützten das Frauenteam um Swetlana Tichanowskaja. Doch Lukaschenko ließ das Ergebnis fälschen und erklärte sich zum Sieger.
    Gegen diesen Betrug und die Willkür des Staatsapparates protestierten Hunderttausende Menschen aus allen Teilen der Bevölkerung – das hatte es in diesem Ausmaß in der jahrzehntelangen Herrschaft Lukaschenkos noch nie gegeben. Seine Reaktion: Das Regime schlug die friedlichen Proteste mit brutaler Gewalt nieder, inhaftierte die Demonstranten, ließ viele von ihnen misshandeln und foltern. Swetlana Tichanowskaja und andere führende Oppositionelle mussten ins Ausland fliehen. Aber auch einfache Bürger, die an Protesten oder Streiks gegen das Regime teilgenommen hatten, sahen sich gezwungen, Belarus zu verlassen. Wie die Fernsehjournalisten Natalia und ihr Mann.
    Die „Story“ zeichnet nach, wie das Lukaschenko-Regime den breiten Protest des Volkes unterdrückt und die Öffentlichkeit zum Schweigen gebracht hat. Die Autorin Irene Langemann hat in Polen und Deutschland Exil-Belarussen getroffen, die von ihren Erlebnissen nach den manipulierten Wahlen erzählen und exklusive Einblicke in das Vorgehen des Machtapparats geben. So etwa der ehemalige Oberstleutnant der belarussischen Polizei Alexander Asarow, der nach den Wahlen die Seiten gewechselt und sich in Polen der Organisation BYPOL angeschlossen hat.
    Diese wurde von ehemaligen Mitgliedern der belarussischen Sicherheitskräfte gegründet, um Zeugenaussagen und Daten über Folterungen, Mitschnitte von Telefongesprächen und Videos mit belastenden Aufnahmen zu sammeln und sie für zukünftige Prozesse aufzubewahren. Auch der frühere belarussische Kulturminister Pawel Latuschko ist nach Warschau geflohen und gehört heute zu den führenden Köpfen der Exil-Opposition. Mit seinem Wissen von heute, so sagt er, hätte er sich an die Spitze der Proteste stellen und für freie Berichterstattung sorgen sollen.
    „Denn was die Menschen schockierte, als das Internet wieder eingeschaltet wurde, waren die Gesetzlosigkeit und Gewalt. Hätte man es landesweit gezeigt, hätte es vielleicht das ganze Land aufgerüttelt.“ Maria Kolesnikowa stellte sich damals dem Regime entgegen, als eine der Galionsfiguren der Opposition. Sie wurde verhaftet und zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Ihre Schwester Tatiana Khomich erinnert die internationale Politik regelmäßig an das Schicksal der zahlreichen politischen Gefangenen in Belarus.
    Viele der Belarussen im Exil glauben, dass die friedliche Revolution die Menschen erstmals zu einer Nation zusammengeschweißt hat. Bis der Machthaber mit Gewalt jegliche Kritik zum Schweigen gebracht hat. Die „Story“ folgt den persönlichen Schicksalen der Protagonistinnen und Protagonisten und zugleich dem Drama des Landes. Bewegende Archivaufnahmen und kaum bekannte Bilder aus privaten Quellen zeigen, was in Belarus seit den Wahlen 2020 geschehen ist. Sie erlauben tiefe Einblicke in die Unterdrückung einer demokratischen Bewegung – Einblicke, die mit Blick auf den Krieg in der Ukraine besonders beklemmend und aufschlussreich sind. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.03.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 16 (45 Min.)
    Am 10. und 24. April finden in Frankreich Präsidentschaftswahlen statt. Der Wahlkampf steht diesmal unter besonderen Vorzeichen: Gleich zwei Kandidaten aus dem extrem rechten Lager treten an, neben Marine Le Pen vom Rassemblement National auch der bisherige Fernsehmoderator Eric Zemmour, der mit Hasstiraden und Ausländerfeindlichkeit auf sich aufmerksam macht. Und die bürgerlich-konservative Partei „Les Républicains“ schickt mit Valérie Pécresse eine Kandidatin ins Rennen, die in ihrer Partei ebenfalls dem rechten Flügel zugerechnet wird – und die mittlerweile als wichtigste Herausforderin von Amtsinhaber Emmanuel Macron gilt. Was heißt das für die Wahl? Vor allem aber: Was heißt das für das Land?
    Ein Samstag im Februar 2022: Im Bus herrscht eine Mischung aus Vorfreude und Angriffsmodus. Es ertönt die Marseillaise und alle singen aus voller Kehle mit. „Wir wollen uns endlich wieder sicher in unserem Land fühlen. Frankreich soll den Franzosen gehören“, erzählt Damien Baudry. Die Fans von Marine Le Pen sind auf der Fahrt nach Reims, um für ihr Idol Stimmung zu machen – in einer großen Halle mit Tausenden anderen Anhängern. Le Pen kandidiert das dritte Mal als Präsidentin. „Diesmal wird es klappen!“, ist sich Damien Baudry sicher. Der Konkurrent und Populist der neuen Rechten, Eric Zemmour wirbt am selben Tag zweihundert Kilometer nördlich in Lille für seine Kandidatur und gräbt gleichzeitig seiner rechtsextremen Konkurrentin Stimmen ab. Beide propagieren offenen Hass gegen Muslime und Einwanderer. Sie übertragen die sozialen Probleme Frankreichs auf dieses Feindbild.
    Die schrillen Töne im Wahlkampf verschieben die Debatte in Richtung Innere Sicherheit, Zuwanderung, Flüchtlingspolitik. Andere Themen, die den Umfragen zufolge für die Franzosen mindestens ebenso wichtig sind, geraten dabei in den Hintergrund: die steigende Inflation, der Abbau des Sozialstaates, das marode Gesundheitssystem und nicht zuletzt der Klimawandel. Präsident Macron profiliert sich unterdessen auf internationaler Bühne, so als schwebe er über den Dingen. Wer kann am Ende am meisten überzeugen?
    In einem kleinen Ort im Burgund betreut die Hebamme Sylvie Perrain eine schwangere Frau; die wird ihr Baby im zwei Stunden entfernten Clermont Ferrand zur Welt bringen müssen. „Es gibt hier einfach zu wenig gute Ärzte. Die Gesundheitsversorgung auf dem Land ist eine Katastrophe.“ Sylvie erlebt jeden Tag, wie sehr die Provinz abgehängt ist. Sie fährt an manchen Tagen 300 Kilometer mit ihrem Auto, um Entbindungen, Nachsorge und Geburtsvorbereitungen zu machen. Die medizinische Versorgung auf dem Land wird immer weiter ausgedünnt. Das sorgt für Frust und Wut. Vor fünf Jahren ist Emmanuel Macron als Hoffnungsträger gestartet, wie sehr kann er jetzt noch von sich überzeugen?
    Der Film beobachtet die letzten Wochen vor der Wahl in Frankreich; er schildert, wie und warum die Rechten aktuell den Ton angeben können, und fragt danach, aus welchen Gründen viele Franzosen möglicherweise für sie stimmen werden. Es ist eine Spurensuche in unserem Nachbarland, eine Reise ins Herz des französischen Wahlkampfs, der selten so spannend und so brisant war. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.04.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 17
    Zum ersten Mal in Deutschland tötete im September 2021 ein Mensch einen anderen aus Frust über Hygienevorschriften. In einer Tankstelle erschießt Mario N. einen Angestellten, weil der ihn auffordert, eine Maske zu tragen. Wie konnte es so weit kommen? Die investigative Doku hat nachgeforscht, wie sich der Täter konkret radikalisiert hat, bis er sich im legitimen Widerstand gegen staatlichen Zwang und Bevormundung sah. Die Recherche führt in die verstörende Parallelwelt der Corona-Leugner, in der sich Mario N. bewegte. Erstmals wird analysiert, in welchen Kanälen, auf welchen Plattformen und von welchen Personen der Täter derart aufgestachelt wurde, dass er überzeugt war, einen Volkswillen zu vollstrecken, als er mit einem großkalibrigen Revolver den Studenten erschoss.
    Gleichzeitig taucht der Film in die Szene ein, die Mario N. applaudiert und immer gewaltbereiter wird. Das Erschreckende: Die Spur führt nicht nur an die Ränder, sondern in die Mitte der Gesellschaft, etwa zu einer mitten im Leben stehenden Unternehmerin, einem kreativen Kopf in der rheinland-pfälzischen Provinz und zu einer bodenständigen Kommunalpolitikerin – alle Mittelständler:innen, die sich in derselben Gedankenwelt bewegen wie Mario N. Kann sich also der Mord von Idar-Oberstein wiederholen? Die ARD-Doku will das herausfinden und stößt auf ein Gewaltpotenzial, das ausgerechnet da aufkeimt, wo wir es am wenigsten vermutet hätten: in bürgerlichen Kreisen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.04.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 19 (45 Min.)
    Die letzten sieben Jahre waren die heißesten, die jemals in Folge auf unserem Planeten gemessen wurden. Die Zahl der Tage, an denen die Temperatur an einigen Orten der Erde 50 °C und mehr erreicht, hat sich seit den 1980er Jahren verdoppelt. Welche Auswirkungen hat das auf die Menschen, die an der „vordersten Front“ des Klimawandels leben? „Die Story im Ersten: Leben bei 50° C“ zeigt in einer eindrücklichen Reportage, wie sich der Alltag von Menschen durch die extreme Hitze verändert, wie der Zugang zu Wasser und erträglichen Lebensbedingungen – besonders für arme Menschen – immer schwieriger wird.
    Patrick Michells Familie lebt schon immer in Lytton, Kanada, so erzählen sie es sich, von Generation zu Generation. In den letzten Jahren hat Patrick beobachtet, dass sich der Ort durch den Klimawandel verändert. Im letzten Jahr dann, diese ungewöhnlich heißen Tage, um die 50 Grad. Und unmittelbar danach das Feuer, das innerhalb von wenigen Stunden fast den ganzen Ort zerstörte. Auch das Haus von Patrick Michell.
    Mohammed Cheikh Choumouh lebt in der Sahara und ist extreme Hitze gewöhnt. Doch die steigenden Temperaturen der letzten Jahre haben sein Leben verändert. Es fehlt an Wasser, an Regen. Seine Ziegen finden nichts mehr zu fressen. So groß ist die Not, dass er beschlossen hat, die Tiere mit Pappe zu füttern. Zuerst wollten sie nicht, berichtet er, aber vor lauter Hunger fingen sie schließlich an zu fressen. Aber: Welche Zukunft hat er so? Zusammen mit anderen Männern und etlichen Ziegen macht er sich auf den Weg aus der Wüste an die Küste. Es ist eine unwirklich erscheinende Reise, über mehrere Tage im Güterzug mitten durch die Sahara. Mit dem Ziel, ein lebenswertes Leben aufzubauen.
    Der Punkt, an dem sie jetzt angekommen seien, sei beängstigend, berichtet Faroud Barke. In seinem Dorf in Nigeria graben die Männer nach Wasser, sie brauchen einen neuen Brunnen. Sie graben tiefer und tiefer, aber da ist noch kein Wasser. Neun Tage werden sie schließlich gegraben haben, bis sie Erfolg haben, in über acht Metern Tiefe. So tief mussten sie noch nie runter, und mit Sorgenfalten auf der Stirn überlegen die Männer, wie lange sie noch hier leben können. Wie lange sie überhaupt noch Wasser finden werden, angesichts des sich verändernden Klimas.
    In Nord-Mexiko, dort wo der Stamm der Cucapah lebt, ist der Colorado seit Jahren ausgetrocknet, ein sandiges und staubiges Flussbett. Das Wasser nutzen die US-Amerikaner, weiter den Fluss hoch, so der Vorwurf von Antonia Gonzales Torres, die mit ihrer Familie hier wohnt. Früher waren sie Fischer, haben vom Fluss gelebt. Doch es ist heißer geworden, und trockener, der Fluss führt hier längst kein Wasser mehr. Auch Antonias Mutter Innocencia träumt von den alten Zeiten – jahrelang hat auch sie sich dafür eingesetzt, dass das trockene Flussbett endlich wieder geflutet wird. Und tatsächlich hatten Aktivisten Erfolg – letzten Sommer ließen die USA 43 Millionen Kubikmeter Wasser in das Colorado-Becken fließen. Innocencia ist glücklich, ein letztes Mal kann sie noch die Fluten bewundern, bevor sie wenig später nach langer Krankheit stirbt.
    „Leben bei 50° C“ erzählt Geschichten von Menschen an extrem heißen Orten, die mit Einfallsreichtum und Widerstandsfähigkeit um ihr Überleben kämpfen oder um Anpassung ringen. Die Story begleitet sie in Mexiko, dem Irak, Australien und anderen Orten auf der Welt, an denen es 50 Grad heiß wird. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.04.2022Das Erste
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich für den 28.03.2022 angekündigt
  • Staffel 11, Folge 20 (45 Min.)
    In kaum einem anderen Land wird so viel Orangensaft konsumiert wie in Deutschland. Hergestellt wird er meist 10.000 Kilometer von uns entfernt in Brasilien. Das Land liefert so viel Orangensaft wie kein anderes auf der Welt. Doch der Industrie werden seit Jahren Vorwürfe gemacht: Arbeiter und Arbeiterinnen würden ausgebeutet, ihre Gesundheit und Sicherheit gefährdet. Stimmt das und was steckt dahinter? Unter welchen Bedingungen wird unser Orangensaft produziert?
    „Du arbeitest bei Sonne, Regen, Kälte, extremer Hitze. Es ist körperlich anstrengend. 27 Kilo wiegt ein Sack“, erzählt Alfonso. Er ist einer von mindestens 50.000 Erntehelfern, die im Bundesstaat Sao Paulo jedes Jahr zwischen Mai und Dezember Orangen für die Saftproduktion ernten. Mindestens 1,6 Tonnen schleppt jeder von ihnen pro Tag. Oft nicht ohne Folgen. Der ehemalige Gewerkschaftsdirektor Abel Barreto berichtet von Krankheiten und gesundheitlichen Problemen.
    Gewerkschaften und NGOs versuchen seit Jahren, gegen Missstände und schwarze Schafe in der Branche anzukämpfen. Auch die Behörden sind aktiv: Staatsanwalt José Maturana vom brasilianischen Arbeitsministerium fährt so oft es geht zu Kontrollen und berichtet: „Immer wieder sind Arbeiter nicht ordnungsgemäß registriert. Ihre Lebensverhältnisse sind prekär, sie haben keine individuelle Schutzausrüstung, und sie haben keinen Platz für eine richtige Mahlzeit“. Andererseits ist für viele Arbeiter und Arbeiterinnen die Orangenernte die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen, um für ihre Familien zu sorgen.
    „Die Story“ blickt hinter die Kulissen der Saftindustrie Brasiliens, in die sonst nur wenige Außenstehende Einblick erhalten. Im Gespräch mit Gewerkschaftern, Arbeitern und Arbeiterinnen, ehemaligen Plantagenbesitzern, den Industrievertretern und der deutschen Saftindustrie folgt sie der Frage: Zu welchem Preis wird unser Orangensaft produziert? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.04.2022Das Erste
    TV-Premiere ursprünglich für den 21.03.2022 angekündigt
  • Staffel 11, Folge 22 (45 Min.)
    Der Ukraine-Krieg hat die deutsche Abhängigkeit von russischer Energie in den Fokus gerückt. Schnellstmöglich will die Bundesregierung auf Kohle, Öl und Gas aus Russland verzichten. Gleichzeitig sollen regenerative Energien ausgebaut und signifikant Energie eingespart werden. Unternehmen und Bürger fürchten Engpässe und steigende Preise. Wie kann ein sicherer Energiemix gelingen?
    Seit Jahrzehnten tragen russische Kohle, Erdöl und vor allem Gas wesentlich zum deutschen Energiemix bei. Jetzt die radikale Kehrtwende. Deutschland will sich aus der Abhängigkeit lösen. Doch woher soll der Strom aus der Steckdose kommen, wenn russische Energieträger ausbleiben? Wie will die Politik weitere Preisexplosionen verhindern? Wie kann der Industriehunger nach Energie gestillt werden? Welche Rolle spielen dabei erneuerbare Energien?
    Reporterinnen und Reporter von BR, NDR, rbb, SWR und WDR waren in ganz Deutschland unterwegs, um nachzuspüren, wo die Herausforderungen liegen und wie eine sichere Versorgung gelingen kann.
    Das kleine Dorf Etzel in Ostfriesland ist für die Energieversorgung Deutschlands von großer Bedeutung. 800 Meter unter der Erde lagern bis zu 4,3 Milliarden m³ Gas sowie ein Teil der Rohölreserven der Bundesrepublik. Als Speicher dienen 75 sogenannte Kavernen – Hohlräume in einem Salzstock – jede einzelne ist doppelt so hoch wie der Kölner Dom.
    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat gerade alle Hände voll zu tun, um die Energiesicherheit auch für die Zukunft gewährleisten zu können. Krisen- statt Klimapolitik dominiert das Tagesgeschäft, die Frühwarnstufe des „Notfallplan Gas“ hat er bereits ausrufen müssen. Sein Ministerium trägt die Schlüsselrolle zu einem Thema, das für die Entwicklung von Deutschlands Wohlstand mitentscheidend sein wird.
    In Brunsbüttel am Nord-Ostsee-Kanal kämpft Frank Schnabel schon seit mehr als zehn Jahren für ein sogenanntes LNG-Terminal. Sein Unternehmen stieß jahrelang mit Plänen für Flüssiggas bei der Politik auf taube Ohren. Jetzt könnte sich das Blatt wenden. Doch bis die Anlage steht, können noch Jahre vergehen. Ob sie dann wirklich Sinn macht, ist umstritten.
    Die Lage der oberfränkischen Glasindustrie eskaliert. „Wir wissen nicht, was morgen passiert und was übermorgen passiert. Dieser Zustand ist nicht tragbar“, sagt Murat Agac von der Heinz-Glas Gruppe. Niemand kann mehr ausschließen, dass dem energieintensiven Betrieb im Ernstfall der Gashahn abgedreht wird. Seit Jahren schon versucht das Unternehmen auf Energie aus Windkraft umzusteigen und setzt sich für einen Windpark ein. Das größte Hindernis ist bisher die sogenannte 10H-Regel, die es nur in Bayern gibt.
    Marita Dresen lebt mit ihrer Familie in Kuckum. Das Dorf bei Erkelenz in NRW könnte demnächst abgebaggert werden. Denn inzwischen wird wieder laut über die Braunkohle als Alternative zu russischem Gas diskutiert. Unter Kuckum und Umgebung gibt es große Kohlevorkommen. Besonders hart ist es für ihre 85jährige Mutter. „Bevor die mich in das Neubaugebiet umsiedeln, ziehe ich auf den Friedhof“, sagt sie.
    „Wir könnten hier die Stromerzeugung in wenigen Wochen wieder voll hochfahren“ meint Friedhelm Latajka und zeigt auf den Block A des Kohlekraftwerks Neurath. Der wurde gerade im Rahmen des Kohleausstiegs in den Stand-by-Modus versetzt. Latajka hat 46 Jahre lang für RWE in der Braunkohleförderung gearbeitet. Jetzt wird er frühverrentet. Kohle gilt in Deutschland als Auslaufmodell. Latajka kann das nicht verstehen. „Der günstige Strom wird gebraucht. Da hängen hier jede Menge Arbeitsplätze in der Industrie dran.“
    Die Raffinerie PCK im brandenburgischen Schwedt versorgt fast alle Fahrzeuge in Ostdeutschland mit Kraftstoff. Das gesamte Rohöl kommt aus Russland über die Pipeline „Druschba“. Jetzt stellt sich die Frage, wie lange es noch fließt. Am Standort wird fieberhaft über Alternativen nachgedacht. Ein Unternehmen für Kraftstoffe aus Biomasse hat bereits Hunderte Millionen Euro investiert und will in großem Stil russisches Öl ersetzen.
    Landwirt Florian Reyer baut am Bodensee Getreide unter Photovoltaikanlagen an, die kostbaren Flächen werden so doppelt genutzt. Die Sonnenenergie soll für Reyer ein zweites Standbein werden, Ertragsausfälle abfangen helfen. Ein zukunftsträchtiges Win-Win-Modell? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.05.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 25
    Es ist die größte Mordserie in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. Fast fünf Jahre lang tötete der Pfleger Niels Högel in Oldenburg und Delmenhorst Patientinnen und Patienten. Das Landgericht Oldenburg hat ihn in 91 Fällen rechtskräftig verurteilt, doch die Ermittler sind sich sicher, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist. 2019 wird der Mörder zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe unter Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verurteilt. Doch wie konnte der Pfleger so lange unbehelligt töten und wer trägt noch Verantwortung? Seit Mitte Februar 2022 müssen sich erstmals acht ehemalige Vorgesetzte des Pflegers vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: Totschlag durch Unterlassen sowie Beihilfe zum Totschlag durch Unterlassen.
    „Schwarzer Schatten – Der Serienmörder Niels Högel“ in der „Story im Ersten“ befasst sich mit dieser beispiellosen Mordserie und spricht dafür erstmals mit dem Ermittler der ersten Stunde, Oliver Lenz, einer ehemaligen Kollegin, Sylvia Offermanns-Ohnesorge und seinem damaligen Freund Matthias Corssen, der erst an Niels Högels Unschuld glaubte und dann erfuhr, dass er selbst zum Opfer wurde.
    Durch die von Regisseur Steffen Hudemann und Regisseurin Liz Wieskerstrauch geführten Interviews mit Angehörigen, Überlebenden, Kolleginnen und Kollegen, Ermittlern, Staatsanwältinnen, -anwälten, Expertinnen und Experten ergründet die Dokumentation, wie es zu dieser Mordserie kommen konnte und beschreibt gravierende Versäumnisse und Missstände.
    Statistiken, die klar aufzeigen, dass Niels Högel bei den meisten Reanimations- und Sterbefällen im Dienst war, führen nicht zu Konsequenzen. Trotz des aufkeimenden Verdachts, dass er Patientinnen und Patienten in reanimationspflichtige Zustände versetzt, um sich bei der darauffolgenden Reanimation als Retter zu profilieren, reagieren die Vorgesetzten nicht. Ist die Vorstellung, dass ein Pfleger mordet, zu grausam? Stehen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund? Ist der eigene Ruf wichtiger als das Leben der Patientinnen und Patienten? Als Högel in Delmenhorst auf frischer Tat erwischt wird, handelt die Klinikleitung und schaltet einige Tage später endlich die Polizei ein – eine Verzögerung, die fatale Folgen hat.
    Dem erfahrenen Ermittler Oliver Lenz ist früh klar, dass hier etwas nicht stimmt. Er vernimmt im Jahr 2005 Niels Högel, der sich in Widersprüche verstrickt. Die vom Krankenhaus angeforderten Zahlen zu Sterbefällen, Medikamentenverbrauch und Dienstzeiten der Pflegenden verstärken den Verdacht. Trotzdem geht die Staatsanwaltschaft den Hinweisen auf eine Mordserie nicht nach, verfolgt zunächst nur den einen angezeigten Fall. Der Polizei sind die Hände gebunden. Nur durch Zufall bekommt Lenz Jahre später die Gelegenheit, noch einmal neu anzusetzen.
    Es dauert insgesamt 18 Jahre und drei Prozesse, bis die Mordserie von Niels Högel durchermittelt ist. Weil in den Krankenhäusern niemand einschritt, konnte Niels Högel ungestört morden. Weil die Justiz lange untätig bleib, konnten manche Taten nicht mehr aufgedeckt werden. Und einige, bei denen die Opfer überlebten, sind längst verjährt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.05.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 26
    Im September 2017 zieht die AfD zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag ein. „Wir werden sie jagen!“ ruft Alexander Gauland am Wahlabend damals den Parteianhängern zu. Eine Zäsur für die parlamentarische Demokratie: Der Ton im hohen Haus wird rauer, über die lautstarken Aktionen der AfD-Fraktion wird ab jetzt viel berichtet – auch über die tiefen Risse, die durch Partei und Fraktion laufen. Doch wie erleben die Abgeordneten der Partei die Arbeit im Bundestag? In der „Story im Ersten: Die AfD im Bundestag – Innenansichten einer Protestpartei“ sprechen Mitglieder der AfD-Bundestagsfraktion über ihre politischen Strategien und Ziele. Wie erinnern sie die parteiinternen Krisen, wie den erbitterten Richtungsstreit mit dem rechten „Flügel“ – und wie blicken sie auf ihr eigenes Handeln in der Corona-Krise? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.05.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 27
    Sommer 2021: Die Allianz-Arena in München soll zum Spiel Deutschland gegen Ungarn in Regenbogenfarben leuchten. Die UEFA verbietet das – und Deutschland ist aus Protest im Regenbogen-Rausch: Wahrzeichen werden bunt angestrahlt, Regenbogenfahnen werden gehisst, die eigene Toleranz wird gefeiert. Deutschland, ein Paradies für queere Menschen?
    Reporter Klaas-Wilhelm Brandenburg hat andere Erfahrungen gemacht. Er will wissen, wie es queeren Menschen in Deutschland geht. Jasmin L. aus Berlin ist nicht-binär und lebt in einer Beziehung mit einer anderen nicht-binären Person. Als sich die beiden vor zweieinhalb Jahren liebevoll an einem Bahnhof in Berlin voneinander verabschieden, werden sie von einem Familienvater beschimpft und angespuckt. Sowas erlebt Jasmin immer wieder: „Ich weiß, sobald ich auf die Straße gehe, kann irgendwas passieren, wenn ich mich offen oute.“
    Auch Paulino K. aus Ulm kennt Ablehnung. Schon im Kindergarten merkt er, dass er ein Mann ist – aber in seiner Geburtsurkunde steht als Geschlecht weiblich. Seine Eltern können das nicht akzeptieren. Später kommt er in ein Mädchenheim – hier wird er ausgegrenzt, sogar als „Transe“ beleidigt. „Ich hatte niemanden, mit dem ich mal so richtig reden konnte“, sagt Paulino heute. Er musste ganz alleine mit dem Druck fertig werden. Ein Leidensdruck, der irgendwann fast lebensgefährlich für ihn wurde.
    „Die Story im Ersten“ trifft queere Menschen in den verschiedensten Phasen ihres Lebens: Kinder in der Schule, junge Menschen im Beruf, Senior*innen im Pflegeheim. Wir ziehen Bilanz nach fünf Jahren „Ehe für alle“: Wie gleichgestellt sind queere Menschen in Deutschland? Wie tolerant ist unsere Gesellschaft tatsächlich? Müssen queere Menschen auch im Jahr 2022 noch um Akzeptanz kämpfen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.05.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 29
    Eine investigative Recherche über das Geschäftsgebaren eines großen deutschen Immobilienkonzerns. Deutschland braucht dringend mehr Wohnraum und zwar günstigen. Warum aber bleiben in vielen deutschen Städten riesige Grundstücke in bester Lage unbebaut? Warum wird der Bau von Wohnungen immer wieder angekündigt, aber nicht verwirklicht? Die preisgekrönten Autoren Michael Richter und Christoph Twickel gehen dieser Frage nach. Sie sprechen mit Handwerkern, die auf horrenden Rechnungen sitzen bleiben, treffen Käuferinnen und Käufer, die jahrelang auf ihre Wohnungen warten und Kommunalpolitikerinnen und -politiker, die scheinbar hilflos zuschauen. Der Verdacht: Hinter der schleppenden Bautätigkeit steckt ein System. Statt zu bauen, wird mit Grundstücken spekuliert. Doch wem nutzt das? Hat Deutschland nach Wirecard den nächsten milliardenschweren Euro-Betrugsfall, diesmal in der Immobilienbranche? (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 27.06.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 31
    Mit 15 Jahren verlässt Leonora Messing heimlich ihr Zuhause in Sachsen-Anhalt. Sie hat die Reise akribisch geplant. Über die Türkei geht es nach Syrien. Sie träumt von der Ehe mit einem IS-Kämpfer – einem Mann, den sie nicht einmal kennt. Sie schließt sich der Terrororganisation Islamischer Staat an und heiratet den IS-Geheimdienstmitarbeiter Martin Lemke. Auch er stammt aus dem Osten Deutschlands. Es beginnen Jahre voller Schrecken – ein Kampf um Leben und Tod. Der Vater von Leonora, Maik Messing, ein Bäcker aus dem Südharz, versucht alles, um seine Tochter zurückzuholen.
    Plötzlich hat er Kontakt zu Schleusern, redet mit Al Kaida. All das war unvorstellbar für ihn. Er ringt um das Leben seiner Tochter. Es ist ein unendliches Bangen, einmal hält er sie gar für tot. Nach sieben Jahren kommt sie zurück nach Deutschland, wird zeitweilig in Haft genommen und schließlich vor Gericht gestellt. Das Einleben ist eine Herausforderung für Leonora und die Familie – denn die erlebten Traumata holen sie immer wieder ein, lassen sie nicht los. Ein ARD-Team ist in den Jahren dabei: eine Geschichte über Schuld und eine zweite Chance. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 04.07.2022Das Erste
  • Staffel 11, Folge 32
    Die drei Kleinstädte Borodjanka, Butscha und Irpin markieren die Orte, welche die russische Armee auf ihrem Eroberungsfeldzug in Richtung Kiew über Wochen besetzt hat. In den Gärten zwischen den Wohnhäusern schossen die Panzer und Scharfschützen. Flugzeuge und Raketen bombardierten die Heimat Hunderttausender. Nach einem Monat schwerster Kämpfe wurde die russische Armee zurückgeschlagen. Kiew, die Hauptstadt der Ukraine, war zumindest vorläufig gerettet. Der brutale Preis, den Russland die Ukrainer dafür zahlen ließ, wurde am Tag nach Abzug der russischen Truppen sichtbar. Vor den Ruinen einer völlig zerstörten Stadt säumten Leichen dutzender getöteter Zivilisten die Straßenränder von Butscha.
    Mila Teshaieva und Marcus Lenz sind mit der Kamera in die Region gereist. Ihr Film gibt den Menschen nach der Katastrophe eine Stimme: Wie geht es den Menschen vor Ort? Wie lebt man, im Angesicht des Grauens?
    Yuri, Chef der Stadtwerke, versucht händeringend, den Menschen wenigstens Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen und ist neben dieser kaum zu bewältigenden Aufgabe auch noch dafür zuständig, die vielen Toten identifizieren zu lassen und unter die Erde zu bringen.
    Ein Paar wird getraut, ein junges Glück, strahlend tanzend, allein in der Mitte eines Platzes, an dessen Rändern hunderte Soldaten stehen, von ihren Familien getrennt, die sie – wenn es möglich war – ins sichere Ausland gesendet haben. Verliebt und strahlend tanzt das Paar minutenlang. Und die anderen schauen ihnen selig zu.
    Liudmyla sucht die Leiche ihres vor dem gemeinsam erbauten Haus erschossenen Mannes. Eigentlich hatten sie ihn in ihrem Garten begraben, doch irgendjemand hat ihn exhumiert, wohl um den Leichnam an anderer Stelle zu bestatten. Seit Tagen kann sie nun schon seinen Körper nicht finden. Neben ihrem zerstörten Haus liegt noch die Tasche eines Russen. Liudmyla packt sie aus: Zwölf gebrauchte Mobiltelefone sind die Beute eines Eroberungsfeldzuges.
    Darrel und Waid sind amerikanische Freiwillige, die sich um die Toten von Butscha kümmern. Waid hat fünf Kinder in den USA und einen Teil seines Eigentums verkauft, um sich die Reise in die Ukraine leisten zu können. Gott hätte ihn gerufen, um an der Seite dieser Menschen zu stehen, so erzählt er.
    Olenka ist die einzige Schülerin im Klassenraum der Schule Nr. 1, zwei Mitschüler wurden getötet, alle anderen haben das Land verlassen. Sie vermisst das normale Leben und hofft, dass ihre Freunde zurückkommen. In diesen Tagen hält sich Olenka viel im Garten auf. Sie liebt den Kirschbaum. Überall stehen die Obstbäume jetzt in voller Pracht.
    Dieser Film erzählt die Geschichten vom Leben nach den mutmaßlichen Kriegsverbrechen in Butscha und Umgebung. Geschichten von zerstörten Leben – von Grauen und Abgründen. Aber auch Geschichten von Menschlichkeit und Hoffnung – mitten im Krieg. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 11.07.2022Das Erste

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