bisher 1295 Folgen, Folge 492–516

  • Folge 492
    Die dreiteilige Chronik „Bauhaus“ aus dem Jahre 1969 – also 50 Jahre nach Gründung des Bauhauses – dokumentiert die wechselvolle Geschichte des Bauhauses selbst und zeigt, wie die Bauhaus-Philosophie noch lange nach seiner Schließung 1933 in der ganzen Welt weiter wirkte. Ausführlich äußert sich auch der Gründer: Walter Gropius, der 1969 starb. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 13.12.2019 ARD-alpha
  • Folge 493
    Zu Beginn des zweiten Teils über die Geschichte des Bauhauses von Walter Rüdel sagt Walter Gropius: „Das Bauhaus wollte keinen Stil oder ein Dogma. Es war eine Idee, eine lebendige Idee. Und wie es ist mit Ideen, wenn sie lebendig sind, sie entwickeln sich nur sehr langsam. Es dauert eine ganze Generation oder 30 Jahre, bis sich eine Idee wirklich verbreitet. Dasselbe fand statt mit dem Bauhaus. Unser Ziel war … wieder eine Einheit aller künstlerischen Tätigkeiten unter der Führung der Architektur herbeizuführen … Die Arbeit ging eigentlich wie in einem Laboratorium vor sich … die Imitation des Meisters durch den Schüler, die damals üblich gewesen ist, war für uns tabu.
    Stattdessen versuchten wir eine Wissenschaft des Sehens aufzubauen.“ Damit hatte das Bauhaus großen Erfolg und fand weltweit Beachtung. Dieser zweite Teil porträtiert u.a. die Arbeit der Bauhausmitarbeiter Wassily Kandinsky, Paul Klee, Laszlo Moholy-Nagy und Gerhard Marcks. Lyonel Feininger war von 1919 bis zum Ende 1933 Bauhausmitglied und von Gropius zum Leiter der Buchgestaltung bestimmt worden. Lux Feininger, der Sohn von Lyonel Feininger. selbst Maler und Bauhausschüler, erklärt, welche Ideen und Vorstellungen sein Vater auch als Lehrender am Bauhaus hatte.
    Aber es wurde auch angegriffen und verfolgt und vertrieben. Von Weimar ging es 1925 nach Dessau, weil es in dieser zunächst noch liberalen Stadt eine stabile sozialdemokratische Mehrheit im Stadtrat gab. Die Angriffe auf das Bauhaus rissen jedoch nicht ab und so trat Walter Gropius am 1.4.1928 als Direktor zurück und übergab das Amt an den Schweizer Architekten Hannes Meyer: Gropius wollte damit das Bauhaus aus der politischen Schusslinie nehmen, was jedoch nicht gelang. Ab 1930 leitete Ludwig Mies van der Rohe, der später berühmt gewordene Architekt das Bauhaus in Dessau.
    Als 1931 die Nationalsozialisten die Gemeindewahl in Dessau gewannen, setzen sie anschließend die Schließung dieser Einrichtung durch. Der Umzug nach Berlin 1932 brachte aber schon im Jahr darauf das endgültige Ende: Die Nationalsozialisten versiegelten Räume des Instituts und verhafteten Studenten. Am 20. Juli 1933 beugte sich das Bauhaus dem nationalsozialistischen Terror der Meisterrat beschloss die Schließung. Daraufhin emigrierten viele Bauhausmitglieder und trugen so – arm und unfreiwillig aber erfolgreich – diese Idee aus Deutschland hinaus in die Welt. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 13.12.2019 ARD-alpha
  • Folge 494
    Walter Rüdel beschreibt im dritten Teil das Leben und die Arbeit ehemaliger Bauhausmitglieder im Exil. Nach der erzwungenen Schließung 1933 wanderten u.a. Walter Gropius, László Moholy-Nagy, Herbert Bayer und Ludwig Mies van der Rohe in die Vereinigten Staaten aus und arbeiteten dort als Architekten und Hochschullehrer weiter, da es jenseits des Atlantiks mehr Mut zur Moderne gab als beispielsweise in England. 1937 wurde Gropius Leiter der Architekturabteilung an der Harvard University in Cambridge bei Boston.
    Damit hatte er natürlich erheblichen Einfluss auf die kommenden Generationen von Architekten nicht nur in den USA. Und Gropius baute natürlich auch in den USA Häuser: Der Film spürt diesen Gebäuden und den Gebäuden vor allem von Mies van der Rohe nach, u.a. in New York und in Chicago. Es kommen in diesem letzten Teil der Reihe über das Bauhaus aber auch Bauhausmitarbeiter und Bauhausschüler zu Wort, die nicht so berühmt geworden sind wie z. B. Josef Albers, Xanti Schawinsky oder Paul Citroen: Welche Wege haben sie in ihrem Berufsleben eingeschlagen, wie stark wirkte das Erbe des Bauhauses in ihren Arbeiten weiter? Der Film endet mit Aufnahmen von der Party, die die Harvard Universität 1968 zu Ehren von Walter Gropius an dessen 85. Geburtstag gab.
    Auf die Frage, wie er es schafft, mit 85 Jahren noch zu arbeiten und zu planen und so jung und tatkräftig zu sein, antwortet er: „Ich glaube, dass es das Leben verlängert, wenn man in der Jugend Elan und Nerv genug hat, progressiv zu denken und auch zu handeln.“ (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 13.12.2019 ARD-alpha
  • Folge 495
    Es beginnt in einer Schule, die Kinder werden gefragt, was sie unter Weihnachten verstehen und sie geben herrliche Statements ab: dass sie sich auf Weihnachten sehr freuen und dass die Oma aus Berlin kommt und dass sie schon ein wenig durchs Schlüsselloch lugen, um zu erfahren, was da an Dekoration und Geschenken vorbereitet wird. Der Sprecher aber erzählt von früher: „Das ganze Haus war voller Geheimnisse, jeder hatte sie vor dem anderen … Und es war durchzogen von ungewöhnlichen, aufregenden Gerüchen: Zimt, Anis, Nuss und Vanille.“ Das heißt, schon 1962, also vor beinahe 60 Jahren, schwelgt der Erzähler in Erinnerungen daran, wie schön Weihnachten früher gewesen ist und dass heute, also 1962, die Wirklichkeit so sehr anders aussieht, denn Weihnachten heißt nun: Weihnachtswerbung, Weihnachtsgratifikation, erhöhter Umsatz, Parkplatznot und lange Wartezeit all überall.
    Man hetzt sich, hat Verpflichtungen. Man muss Geschenke für die „liebe Familie“ nicht nur suchen sondern auch finden: Da gibt es Weihnachtskugeln mit Musik, teure Bücher über Kunst, teure Autos oder ein bisschen Haute Couture für die Dame. Der Geldbeutel jedenfalls bekommt die Schwindsucht. Was machen die Kinder? Sie führen ein Krippenspiel auf. Dieses aber in wunderbarem, noch von keiner Fernsehserie verfälschtem Bairisch.
    Und was bekommen sie dann an Weihnachten geschenkt? Vorausblickende Eltern schenkten schon 1962 im Zeitalter der Weltraumfahrt modernes und „erzieherisch wertvolles“ Spielzeug, wie z. B. den ferngesteuerten „Venusmann“, eine Kreuzung aus Astronaut und Darth Vader, der damals freilich noch nicht erfunden war. Beim Besuch einer betrieblichen Weihnachtsfeier war auch damals schon Musik aus dem Süden Europas angesagt – wegen der so genannten „Gastarbeiter“. Die jungen spanischen Frauen dort singen ganz selbstverständlich schöne, unsentimentale Lieder. In den Familien gab es Gänse und die weihnachtliche Musik kam von der Schallplatte. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 20.12.2019 ARD-alpha
  • Folge 496
    Der Film beginnt mit Originalaufnahmen von den Weihnachtstagen 1945: Mangels Dach weht in der Kirche ein kalter Wind während der Christmette. Der Luftangriff an Weihnachten 1944 hatte die Kirche fast gänzlich zerstört: „Wenn man an Weihnachten 1945 zurückdenkt, dann muss man, um das ganze Glück dieser trostlosen Tage zu begreifen, das Christfest ein Jahr davor in Erinnerung rufen. Am 17. Dezember 1944 hatte es einen schweren Luftangriff auf München gegeben, an Heiligabend und an den beiden Feiertagen heulten die Sirenen. 1945 war nach Jahren das erste Weihnachtsfest ohne Angst … Das war das große Geschenk dieser Tage.“ Dazu sieht man Bilder von München aus der unmittelbaren Nachkriegszeit, von der komplett zerstörten und ausgebrannten Innenstadt.
    In den Schuttbergen, die ehemals Häuser waren, steckten Schilder: „Familie … wohnt jetzt …“; „Geschäft … ist jetzt in der …“ Ab dem 20. Dezember 1945 gab es bei der Bahn ein Verbot der Personenbeförderung: Man brauchte die Züge wegen der akuten Versorgungsschwierigkeiten ausschließlich für den Gütertransport.
    Im November 1945 hatte in Nürnberg der Kriegsverbrecherprozess begonnen. Im Interview erzählt Hans Werner Richter, Gründer der Gruppe 47, welche geistige Atmosphäre an Weihnachten 1945 geherrscht hat: Es gab enormen kulturellen Nachholbedarf, und dies nicht nur bei den Intellektuellen sondern auch im Volk, die Theater blühten wieder auf, niemand dachte an Karriere oder – trotz großer Not – materiellen Wohlstand. In den Wärmestuben versammelten sich diejenigen, die alles verloren hatten und auf dem Münchner Christkindlmarkt gab es immerhin schon wieder 30 Buden, mit einem allerdings bescheidenen Angebot.
    Bei den Tauschzentralen hingegen war das Angebot üppig: „Biete Gesamtausgabe Goethe gegen ein Paar Knabenschuhe Größe 37.“ Und auf dem Schwarzmarkt in der Möhlstraße gab es ohnehin alles – nicht gegen Geld allerdings, die Währung waren Zigaretten. Weihnachten 1955 gab es bereits die D-Markkk, die Fresswelle war schon wieder passé, der Schutt war zum größten Teil weggeräumt, in Westdeutschland gab es einen massiven Bauboom und „neue Fassaden verwischten die Erinnerung“.
    Weihnachten war noch nicht wieder ein glänzendes Fest, aber es war ein zufriedenes, sattes Weihnachten. Da man nun wieder optimistisch in die Zukunft blickte, wurden bei der Bayerischen Landesbausparkasse alleine an Weihnachten 1955 8000 neue Bausparverträge abgeschlossen. In diesem Film von 1965 heißt es, „das Geld war da, aber es gab noch keinen Überfluss und es gab so vieles, was unbedingt notwendig war. Und deswegen waren kleine Geschenke an Weihnachten wirklich noch kleine Geschenke.
    Autos gab es allerdings auch schon wieder zu kaufen, vom kleinsten Kleinwagen bis zur repräsentativen Limousine. Und die Kinder? In den Theatern gab es Weihnachtsvorstellungen, wie überhaupt Weihnachten für sie wieder zum Fest der schönen Träume wurde. Dennoch gab es in diesem Jahr in München immer noch mehr als 20000 Menschen, die noch nicht einmal ihren nackten Lebensunterhalt bestreiten konnten. Viele von ihnen gingen immer noch wie zehn Jahren davor in die Wärmestuben. 1965 lag das Ende des Krieges bereits 20 Jahre zurück, eine erste Rezession deutet sich an und Kritiker sprachen von einer Gesellschaft von Egoisten, die sich inzwischen herausgebildet habe.
    Der Zukunftsoptimismus war hingegen ungebrochen, im Dezember 1965 wurden bei der LBS Bayern 50000 Bausparverträge abgeschlossen. „Die Symptome des flüssigen Geldes“, heißt es, „reichen inzwischen bis ins Kinderzimmer“, denn es gab mittlerweile modische Puppen zu kaufen, die einschließlich ihrer Vielzahl an Kleidern bis zu 1000 Mark kosteten. Die Wärmestuben aber gibt es immer noch, in diesen 20 Lokalen verkehren auch 1965 täglich bis zu 700 alte und bedürftige Menschen. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 20.12.2019 ARD-alpha
  • Folge 497
    Die Nacht von 24.12.1967 auf den 25.12.1967 in einer Kneipe auf St. Pauli. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 20.12.2019 ARD-alpha
  • Folge 498
    Bayerisches Adventssingen im Refektorium des Klosters Tegernsee im Jahr 1962. Die teilnehmenden Sängerinnen und Sänger bzw. Musikerinnen und Musiker werden leider nicht namentlich erwähnt, ganz eindeutig erkennbar sind jedoch u.a. die Riederinger Sänger und die berühmten Obern-Dirndl aus Chieming. Ruhig, besinnlich, sehr, sehr schön und musikalisch von hoher Qualität – und das schiere Gegenteil von Musikantenstadl und Co. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 20.12.2019 ARD-alpha
  • Folge 499
    Musikalischer Dokumentarbericht über den zweiten „Canteuropa-Express“, einen Eisenbahnzug, der mit bekannten italienischen Schlagerstars an Bord quer durch Europa fährt, um den im Ausland lebenden Italienern ein Stück Heimat zu bringen und zugleich für Urlaub in Italien zu werben. Mit von der Partie sind Gigliola Cinquetti, Rita Pavone, Patty Pravo, Wilma Goich, Bobby Solo, Edoardo Vianello, Ricky Shayne, Tony Santagata, Caterina Caselli, Mauro Lusini, Massimo Ranieri und Dino. Massimo Ranieri z. B. singt beim ersten Halt nicht am und nicht im Münchner Hauptbahnhof, sondern er steht auf dem Dach, das den Vorplatz des Bahnhofs überspannt – und er singt dort oben nicht wirklich, denn das Ganze wird im Playback-Verfahren gemacht.
    Das heißt, der Film ist u.a. auch ein Wiedersehen mit dem soeben komplett abgerissenen Münchner Hauptbahnhofs-Gebäude. Zwischen den einzelnen Stationen wird jeweils ein Schlagerstar porträtiert. Der „Canteuropa-Express“ macht u.a. in Prag, Wolfsburg, Kopenhagen und selbstverständlich auch Paris Station. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Di. 24.12.2019 ARD-alpha
  • Folge 500
    An Weihnachten 1957 brachte das Bayerische Fernsehen ein buntes Programm aus dem Deutschen Theater: Es spielt das Orchester von Hugo Strasser, Marika Rökk tanzt und singt, hervorragende Clowns und Artisten bringen die Menschen zum Lachen und Staunen und Freddie Crump, der berühmte Show-Schlagzeuger, bearbeitet kunstvoll sein Instrument. Auch bei einem großen kleinen Mann aus Wien gibt es etwas zu lachen: Hans Moser tritt zum ersten Mal im Deutschen Fernsehen auf und zeigt seine berühmte Dienstmann-Nummer. Dieses Mal aber nicht mit Paul Hörbiger sondern mit Hilde Berndt und Fred Kraus, dem Vater von Peter Kraus. Also, „reiß’ man auf!“ (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Di. 24.12.2019 ARD-alpha
  • Folge 501
    Live aus der Rhein-Main-Halle in Wiesbaden im Mai 1968: Einer wird gewinnen – Das große internationale Quiz mit Hans-Joachim Kulenkampff und Teilnehmern aus acht Ländern. Die Gäste müssen dieses Mal z.B. Mützen und Helme verschiedenen Uniformen zuordnen, blitzschnell Politiker erkennen oder Tennisbälle zielgenau werfen. Kulenkampff selbst spielt in einem Sketch an der Seite von Dunja Rajter und ausgestattet mit der Stimme von Hermann Prey zum großen Vergnügen des Publikums den Don José aus der Oper „Carmen“. Höhepunkt der Sendung ist der Auftritt des Stargasts am Ende: der neue Fixstern am Schlagerhimmel, Karel Gott, die Goldene Stimme aus Prag.
    Er singt – drei Monate vor dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in Prag – u.a. seinen ersten Hit in Deutschland: „Weißt du wohin …“ zur berühmten Melodie aus dem Film „Doktor Schiwago“. In der Finalrunde müssen die beiden Kandidaten z. B. wissen, wie der Gebirgszug in Griechenland heißt, der in der Mythologie die Heimat der Musen darstellt und nach dem man gelegentlich auch die Dichtkunst bezeichnet. Gemeint ist natürlich der Parnass. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 27.12.2019 ARD-alpha
  • Folge 502
    Die 1941 in New York City geborene Folksängerin Joan Baez gilt als die Stimme der politisch orientierten Folkmusik. Für Joachim Fuchsberger war es eine große Ehre, sie als seinen Gast begrüßen zu dürfen. Herr Fuchsberger spricht mit ihr über ihr Bürgerrechtsengagement und sie sagt, wer ein anständiger Mensch sein möchte, müsse automatisch politisch werden. Deswegen sei sie nach wie vor sehr aktiv. Dass die Bürgerrechtsbewegung in den USA den Vietnamkrieg beenden konnte, indem die US-Regierung gezwungen wurde, die amerikanischen Streitkräfte aus Vietnam abzuziehen, das sei ein großer Erfolg gewesen.
    Dass dann aber wiederum die Regierung in Hanoi das eigene Volk und alle weltweiten Unterstützer betrogen habe, sei schrecklich – aber eben auch typisch für Regierungen aller Art. Anschließend spricht Fuchsberger über die Organisation „Humanitas International Human Rights Committee“, die von Joan Baez 1979 gegründet worden ist und sich mit Menschenrechtsfragen und Flüchtlingsproblemen weltweit befasst. Ihr politisches Bewusstsein hatte sie allerdings bereits 1964 dazu gebracht, keine Steuern mehr zu bezahlen, da man ihr nicht garantieren konnte, dass ihr Geld nicht in den militärischen Sektor fließe.
    Daraufhin waren ihr Haus und ihr Auto gepfändet worden. Herr Fuchsberger meint dazu, dass es in Deutschland niemand wagen würde, sich mit dem Finanzamt anzulegen. Sie wiederum erzählt, dass sie früher selbstverständlich auch national gedacht hätte: Mit ungefähr acht Jahren hätte sie in der Schule beim Salutieren vor dem Unterricht den Höhepunkt ihres nationalistischen Bewusstseins erlebt.
    Sie sagt, seitdem habe dieses aber massiv abgenommen. Als dann schon berühmte Sängerin hätte Sie dann, wie Fuchsberger ausführt, große Schwierigkeiten mit Frauenverbänden in den USA bekommen, die ihr vorwarfen, anti-patriotisch zu sein: Sie hatte nämlich junge Frauen dazu aufgefordert, „ja“ zu sagen zu jungen Männer, die „nein“ zum Wehrdienst sagen. Joan Baez antwortet darauf sehr humorvoll mit: „Die größten Schwierigkeiten deswegen bekam ich mit meinem Mann.“ Joachim Fuchsberger erzählt dann im Hinblick auf die musikalische Karriere von Joan Baez, dass sie 1959 zum ersten Mal auf dem Newport Folk Festival aufgetreten sei: als Gast von Bob Gibson.
    Baez bestätigt das, in dem sie sagt: „Ja, ab diesem Auftritt war ich so etwas wie ein Star.“ Anknüpfend an ihre Aussagen zu ihrem aktuellen humanitären Engagement zugunsten der Bevölkerung in Kambodscha singt sie daraufhin ihr erstes Lied „Cambodia“, das mit den Zeilen beginnt: „We’ve watched them leaving, seen their ragged flight /​ Children of the jungle, mothers of the night /​ A boy of ten by the roadside lies /​ Hears his future in whispers and cries …“ Gegen Ende der Sendung singt Joan Baez die deutsche Version des Bette Midler Songs „The Rose“.
    Das Gespräch endet mit der Aussage von Joan Baez, dass wir Menschen uns von der Angst, die in uns allen vorhanden ist, nicht beherrschen lassen dürfen, dass wir diese Angst überwinden können, um dann auf gewaltlosem Weg für ein menschenwürdiges Leben für alle Menschen kämpfen zu können. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 01.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 503
    Joachim Fuchsberger begrüßt in dieser Sendung Dieter Hildebrandt, Jürgen Scheller und Hans Jürgen Dietrich. Da Joachim Fuchsberger gleich zu Beginn der Sendung Bezug nimmt auf das Buch von Klaus Peter Schreiner über die „Lach- und Schießgesellschaft“ mit dem Titel „Die Zeit spielt mit“ und das Zitat von Matthias Claudius, das diesem Buch vorangestellt ist, nicht mehr ganz korrekt wiedergeben kann, da er dieses Buch zuhause vergessen hat, und er deswegen vom im Publikum sitzenden Klaus Peter Schreiner korrigiert wird, wird Schreiner nach einigen Minuten ebenfalls auf die Bühne geholt.
    Er setzt sich neben Hans Jürgen Diedrich. Das Zitat bezog sich auf die Spötter in der Gesellschaft und darauf, dass man sich von ihnen fernhalten solle. Dieter Hildebrandt meint dazu, dass seiner Meinung nach vielmehr der Spötter unter dem, worüber er spottet, eigentlich am meisten leide und dass man, worüber man spotte, auch lieben müsse. Ergo würde er Franz Josef Strauß lieben. Diese Liebe stoße aber auf keine Gegenliebe. Das erste ernsthaftere Thema der Sendung ist die Auflösung der Lach- und Schießgesellschaft im Jahr 1972. Warum hatten sie aufgehört? Hildebrandt sagt, sie hätten bereits in den Sechzigerjahren beschlossen, nach der Olympiade aufzuhören, weil sie befürchteten, dann zu alt zu sein, um die steile Stufe zur Bühne hinauf noch elegant erklimmen zu können.
    In der ersten Hälfte der Sendung hat Fuchsberger sichtlich Schwierigkeiten, sich gegen das versammelte „Ensemble“ und den spontanen Witz seiner drei Gäste durchzusetzen, da sie nicht nur einmal diesen auf seine Kosten machen.
    Aber Fuchsberger irritiert das nicht, er scheint das eher zu genießen, denn das mache doch die Qualität von Livesendungen aus. Warum wurden die vier Herren Kabarettisten, wo sie doch alle aus gutbürgerlichen Familien entstammten, fragt Fuchsberger dann. Hildebrandt meint dazu ganz lakonisch: „Die Familie macht das schon“ – dass man Kabarettist wird, weil man dort oft gezwungenermaßen in Opposition gehen müsse. In der Mitte der Sendung spielen Hildebrandt, Scheller und Diedrich den berühmten Sketch „Eine Ballade für Brotmaschine und Hundepfeife“ live im Studio.
    Begleitet werden sie bei diesem Stück nicht nur von Christoph Pauli am Klavier sondern auch von Michael Well an der Tuba, der von Fuchsberger vorgestellt wird als Mitglied der damals zwar schon landesweit bekannten aber im Bayerischen Rundfunk nicht gespielten „sagenhaften Biermösl Blosn, die mit immer schönerer Musik und immer stärkeren und frecheren Texten die Leute begeistern.“ In diesem Sketch – Hildebrandt dreht an der Brotschneidemaschine, Dietrich pfeift auf der Hundepfeife – geht es darum, dass ein reichlich dummer Landesvater, gespielt von Jürgen Scheller, befiehlt, dass heute obwohl Donnerstag der Mittwoch zu sein habe, woraufhin Hildebrandt singt: „Und ab sofort waren alle Brüder und auch Schwestern, ob sie es wollten oder nicht, von gestern.“ Nach diesem Sketch wird darüber gesprochen, was die einzelnen Mitglieder nach der Auflösung des Ensembles alles gemacht haben.
    Hildebrandt trat mit Werner Schneyder traf und machte im ZDF den „Scheibenwischer“.
    Dietrich wurde Schauspieler und spielte zu dieser Zeit gerade die Hauptrolle in dem Stück „Der Hauptmann von Köpenick“. Jürgen Scheller hingegen war in der Zwischenzeit nicht nur Theaterdirektor sondern auch Gewerkschaftsführer geworden: In der Deutschen Angestellten Gewerkschaft engagierte er sich für die Belange der Schauspieler und Künstler. Gegen Ende der Sendung geht es um ein damals gerade sehr aktuelles Thema: Das Privatfernsehen soll auch in Deutschland Fuß fassen. Was wird das bringen? Dieter Hildebrandt und die anderen geben interessante Antworten darauf. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 01.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 504
    Joachim Fuchsberger hat sich für diesen Abend eine Kollegin eingeladen, die er schon lange bewundert, nämlich die Schauspielerin, Schriftstellerin und Malerin Lilli Palmer. Sie ihrerseits gibt zu, dass sie im ersten Moment, als sie von der Einladung erfahren hat, gesagt hat: „Weißt denn der Fuchsberger überhaupt, was da auf ihn zukommt?“ Er wusste es nicht, freut sich jetzt aber auf sie. Allerdings muss er in der Sendung mehrmals aufpassen, dass ihm nicht das Heft aus der Hand genommen wird, nicht in die Position desjenigen zu geraten, der nun seinerseits ausgefragt wird.
    Die enorm unterhaltsame und spitzzüngige Lilli Palmer erzählt ihm z. B. Witze über langjährige Ehen – sie selbst steht nämlich mit ihrem zweiten Mann vor der Silberhochzeit – oder befragt ihn nach seiner Filmkarriere. Auch wenn sich das heute niemand mehr vorstellen könne, sagt Fuchsberger, nachdem er vom Gast wieder zum Talkmaster mutierte, Frau Palmer habe sich früher für dick und hässlich gehalten. Sie erzählt ihm daraufhin, sie sei noch in London, ihrer zweiten Station in der Emigration – ihr war als 18-Jährige nach der Machtübernahme der Nazis aufgrund ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit am Theater gekündigt worden -, unfotografierbar gewesen, als von ihr für den Filmproduzenten Alexander Korda erste Probeaufnahmen gemacht werden sollten.
    Der Fotograf gab ihr den Rat, sie solle mindestens 10 Kilo abnehmen. Da sie in London ohnehin zunächst sehr, sehr ärmlich gelebt hat, fiel ihr das, wie selbst meint, relativ leicht. In der zweiten Hälfte der Dreißiger Jahre hatte sie dann aber erste Erfolge im britischen Film und konnte ihre Mutter und ihre Schwestern aus Deutschland herausholen und nach London kommen lassen.
    Mit ihrem ersten Mann Rex Harrison ging sie dann Ende 1945 nach Hollywood und wurde ein Leinwandstar. Mit ihrem zweiten Ehemann Carlos Thompson zog sie 1960 in die Schweiz, wo sie und Thompson mit dem Schreiben von Büchern begannen. Als Schriftstellerin war Lilli Palmer enorm erfolgreich, denn die deutsche Auflage von „Dicke Lilli – gutes Kind“ hatte zum Zeitpunkt der Sendung mit Joachim Fuchsberger bereits gut 1,3 Millionen Exemplare erreicht.
    Lilli Palmer wurde in der Schweiz darüber hinaus auch zur erfolgreichen Malerin, zur Sendung bringt sie einige ihrer Bilder mit wie z. B. „Spanische Landschaft“, „Frau mit Katze“ oder „Der Streit“, das sie aber zu Ehren von Fuchsberger spontan in „Talkshow“ umbenennt. Gegen Ende des Gesprächs geht es um ihren damals aktuellen Roman „Nachtmusik“, für den sie aus Recherchegründen sogar mal einen Tag im Münchner Gefängnis Stadelheim verbracht hat. Ihre Aussagen zur Kindererziehung und Liebe gegenüber Kindern ganz am Ende der Sendung sind allerdings mindestens diskussionswürdig. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Mi. 01.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 505
    Die Interviews auf dem Trainingsgelände mit Heiß, Küppers, Radenkovic usw. und mit Merkel und Präsident Wetzel. Man will zum ersten Mal süddeutscher Meister werden und damit für die neu geschaffene Bundesliga auserwählt werden. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 03.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 506
    Mitten im Stillen Ozean hat die Natur Tierformen entwickelt, die es nirgends sonst auf der Erde gibt. Auf den Galapagos-Inseln verfolgt der Pionier des deutschen Tierfilms Heinz Sielmann die Spuren Charles Darwins, der 1835 dort die Tiere beobachtete und seine Evolutionslehre von der Entstehung der Arten entwickelte. Im Entstehungsjahr des Films 1962 waren die Inseln vom Menschen teilweise noch völlig unberührt. Die Tiere haben noch nicht gelernt, die Menschen zu fürchten, und begegnen dem Filmteam mit Neugier: die Begrüßung der Seelöwen klingt wie ein gegrunztes Fragezeichen.
    Überhaupt lebt der Film ganz stark von der Vielfalt der Tierlaute, die ungestört von Filmmusik das Klangbild bestimmen. Zusammen mit Sielmann und seinem Partner Klaus Philipp begegnen wir dem „erstaunlichsten Kleinvogel unserer Erde“, einem Spechtfinken, der mit einem Werkzeug höchst geschickt Leckerbissen aus den Bäumen stochert; einer Spottdrossel, die aus dem Proviantkorb naschen darf, weil sie dem Team die giftigen Scolopender vom Leib hält; Pinguinen mit Migrationshintergrund; Schwärmen von Meerechsen auf den Felsen; einer Flugschulklasse für Flamingos und last but not least einer 300 Jahre alten Riesenschildkröte.
    Dass die Flamingos „rosarot“ sind, „wie hingetupft in zartem Pastell“ vor dem schwarz der Lavainsel, muss der Sprecher dazusagen – denn es ist ein Abenteuer in Schwarzweiß; doch die Bilder, die so nah an die Tiere herangehen wie sonst nirgends, sind einzigartig. So auf Tuchfühlung wird man mit den Tieren auf Galapagos heute nicht mehr kommen, denn auch dort hat der Tourismus längst Einzug gehalten. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 10.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 507
    Erste deutsche Expedition auf die Annapurna im Nepal mit einer Höhe von 8.091 Metern, 30 Jahre nach der Erstbesteigung durch eine französische Expedition. Die Annapurna ist der zehnthöchste Berggipfel der Erde und einer der gilt als einer der gefährlichsten Achttausender, vor allem wegen der ständigen Lawinengefahr. Auch diese Expedition hat mit gefährlichen Lawinenabgängen zu kämpfen. Start der Expedition ist Kathmandu, die Hauptstadt von Nepal.
    Wolfgang Börg begleitete 1980 die erste deutsche Expedition auf den zehnthöchsten Berg der Erde: auf die Annapurna im Nepal mit einer Höhe von 8.091 Metern. 1950 hatten französische Bergsteiger diese Berg zum ersten Mal bezwungen. Die Annapurna gilt als einer der gefährlichsten Achttausender, vor allem wegen der ständigen Lawinengefahr. Auch diese Expedition hat immer wieder mit gefährlichen Lawinenabgängen zu kämpfen. Start der Expedition ist Kathmandu, die Hauptstadt von Nepal und zur Bergsteigercrew gehören neben dem Filmemacher Börg noch sechs männliche Bergsteiger und eine weibliche Bergsteigerin. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 10.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 508
    Im tiefsten Winter, wenn der normale Mensch sich bemüht, die Zimmertemperatur auf 20 Grad zu heizen, geben sich in der verschneiten Gebirgslandschaft bei Krün auf dem Campingplatz Tennsee rund 400 Camper ein Stelldichein. Laut ihrem Präsidenten ist das Ausdruck einer „betont sportlichen Einstellung“ des Deutschen Campingclubs.“ Das bedeutet: Morgentoilette im Freien mit kaltem Wasser, Kaffeekochen mit geschmolzenem Schnee, aber auch Schneebar, Liegestühle zum Sonnenbaden, Skifahren am Berg und Schachspielen im Wohnwagen – ein Traum in (Schwarz-)Weiß. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 10.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 509
    Die Altbäuerin Germana Thöni ist wohl die Letzte im Südtiroler Ultental, die vollständige Selbstversorgung mit den Produkten betreibt, die der Berg und die Landschaft hergeben. Die verschiedenen Arbeiten im Jahreskreis sind: säen, füttern, pflegen, heilen usw. Dann geht es zur Ernte und der Nutzbarmachung der geernteten Produkte: Flachsbrecheln und Spinnen, Brot backen und Käse ansetzen, Wurst und Speck räuchern, und vieles für den langen Winter haltbar machen. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 17.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 510
    Friedrich Kaiser stammt aus Pfarrkirchen im Rottal in Niederbayern. Er ist Jahrgang 1905 und von Beruf Wagner. Als er nach dem Ersten Weltkrieg sein Handwerk erlernt, ist das gummibereifte und von der Industrie hergestellte stählerne Rad in der Landwirtschaft noch nicht eingeführt. Noch bestehen alle Räder aus Holz – hergestellt vom Wagner. Nun, zu Beginn der neunziger Jahre baut Friedrich Kaiser sein letztes Rad. Zuerst braucht es das Zentrum eines Rades, die Nabe, die aus einem Holzrohling hergestellt wird. Früher hatte Kaiser dafür nur eine Fuß-betriebene Drechselbank, die diese Arbeit unsäglich mühsam machte.
    Mit der elektrischen geht es leichter und ist doch mühsam genug. Danach stellt er – verbunden mit vielen verschiedenen Arbeitsschritten – die Speichen und die Felge ebenfalls selbst her. Ob der Wagner einen Ochsenkarren, einen Hörnerschlitten oder einen Hammerstiel herstellt, er muss nicht nur handwerklich begabt sein, er muss auch ein Wissen über die Eigenschaften der verschiedenen Hölzer besitzen, damit das, was er herstellt, stabil und haltbar ist. Über seine Kindheit in einer kinderreichen Kleinbauernfamilie sagt Kaiser: „Wir hatten nichts außer der Not.“ Der Hof war so klein, dass er nicht alle ernährt hat, weswegen die Kinder so schnell wie möglich „vom Tisch wegkommen“ mussten und zum Arbeiten anderswo geschickt wurden.
    Sein Beruf als Wagner hatte ab den Fünfziger-, Sechzigerjahren keine Zukunft mehr. Ohne seinen kleinen Bauernhof wäre es nicht gegangen, sagt Kaiser. Reich wurde er nicht als Bauer und Wagner, aber zu einem Goggomobil hat es immerhin gereicht, zu einem Kleinwagen der Firma Glas aus Dingolfing, mit dem er auch noch in hohem Alter durch Niederbayern knattert und der zum Zeitpunkt der Filmaufnahmen bereits 20, 30 Jahre alt ist. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 17.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 511
    Müsste man für den „Ring“ in Bayreuth die Rolle des Schmieds besetzen, Alfred Habermann wäre dafür vom Äußeren her eine Idealbesetzung. So stellt man sich einen Schmied vor: kräftige Gestalt, rundes Gesicht und Lockenkopf über dichtem graumelierten Bart. Habermann stammt aus einer tschechischen Schmiededynastie und hat sein Handwerk von seinem Großvater gelernt. Der erste Gegenstand, den er selbst geschmiedet hat, war ein Schmiedehammer: Dieser Hammer begleitet ihn seitdem sein ganzes Leben lang, quasi als Glücksbringer.
    Nach seiner Meisterprüfung in Prag durfte er für seine künstlerische Ausbildung nach Ostberlin und Venedig gehen, um dort an entsprechenden Akademien zu studieren, denn die Arbeit des Freiformschmiedens verlangt nicht nur enormes handwerkliches Geschick sondern auch großes künstlerisches Verständnis. Aufträge bekommt Habermann inzwischen aus aller Welt, vor allem aus Italien, um dort z.B. ein 300 Jahre altes geschmiedetes Tor zu restaurieren. Denn in der mitteleuropäischen Architektur werden heutzutage Schmiede nicht mehr verlangt: Es wird stattdessen industriell hergestellter Pseudobarock verbaut.
    Habermann sagt, dass es den Schmied vermutlich auch in Zukunft geben wird, was jedoch seit vielen Jahren mehr und mehr verloren ginge, sei das schöpferische, künstlerische Handwerk und das dafür benötigte Wissen und Können. Auch die „Schmiedesprache“, mit der sich Habermann in der ganzen Welt von Japan bis Amerika verständigen konnte, geht verloren: Schmiede reden nicht viel, sie lassen ihren Hammer sprechen, wenn dieser auf den Amboss trifft. In einem kleinen Tal in den italienischen Alpen besucht Habermann einen weit über 80-jährigen Kollegen, der eine Sichel mittels eines Jahrhunderte alten Wasserhammerwerks schmiedet: Das ist eine Schmiede, in der der Hammer von einem Wasserrad angetrieben wird.
    Benedikt Kuby und seinem Kameramann Bernd Strobel gelingen Bilder von großer Suggestionskraft: Man könnte ewig dabei zusehen, wie aus einem rohen Stück Metall mittels Feuer und Hammerschlägen z.B. eine Zange geschmiedet wird. Aber solche Stücke verlangen Zeit, viel Zeit, die heute oftmals nicht vorhanden ist. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 17.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 512
    Der Computer ersetzt heute den Stempelschneider, den Schriftgießer, den Schriftsetzer. Benedikt Kuby porträtierte unmittelbar nach der Wende mit Hubert Krause aus Leipzig einen der letzten Schriftgießer in Deutschland. Heute werden nur mehr ganz wenige Drucksachen im aufwendigen aber wunderschönen Bleisatz-Verfahren hergestellt: Für den Bleisatz braucht es eine Satzschrift aus Blei, die im Gießverfahren hergestellt wird. Deswegen ist auch der Beruf des Schriftgießers fast vom Aussterben bedroht. Was so ein Schriftgießer genau macht, zeigt Kuby in ruhigen eindrücklichen Bildern: Zuerst gießt Krause einige Probelettern.
    Dafür braucht es nicht nur handwerkliches Geschick, das ist absolute Präzisionsarbeit. Dann geht er an seine Gießmaschine, eine Küstermann Typ 2, die einst im Jahr 1910 4500 Goldmark gekostet hatte. Die Maschine, angetrieben von einem Elektromotor, gießt sodann in dieser Beispielvorführung eine Letter „A“ nach der anderen. Die Bleilettern der verschiedensten Schriften wurden mittels Matrizen, die in die Gießmaschine eingespannt wurden, hergestellt. Auch diese Matrizen konnten gerade noch vor der Vernichtung bewahrt werden. Einige dieser Matrizen in Leipzig sind mehr als 200 Jahre alt.
    Gutenberg hatte im 15. Jahrhundert noch 290 verschiedene Buchstaben, Zeichen und Ligaturen, also Buchstabenverbindungen, zur Verfügung. Im Gegensatz dazu gibt es in unserer Zeit nur mehr um die 100. Gutenberg war damit in der Lage, innerhalb der Worte zu variieren, sodass er trotz Blocksatz in jeder Zeile immer den gleichen Wortabstand einhalten konnte. Eine Buchdruckkunst, die das Auge des Lesers schont und erfreut. Die Aufnahmen aus dem Leipzig der frühen 90er-Jahre haben quasi schon historischen Wert. Die alten Arbeitsstätten im Industrieviertel Plagwitz sind weg, die Straßen sind im Vergleich zu den Jahren davor sehr ruhig und die Gebäude, sofern sie noch stehen, sind noch im selben verkommenen Zustand wie die Jahre und Jahrzehnte davor.
    Aber die Luft ist besser geworden, weil es nicht mehr so viel Qualm gibt. Die Menschen, die heute noch dort leben, sind in ziemlich bedrückter Stimmung, sagt Krause: Es gibt keine Arbeit mehr – und mit ihm selbst wird wohl auch der Beruf des Schriftgießers aussterben. Die geretteten Maschinen, die im Film gezeigt werden, existieren jedoch knapp 30 Jahre später immer noch und stehen heute hundertprozentig funktionsbereit im „Museum für Druckkunst Leipzig“. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 17.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 513
    Matterhorn
    4478 Meter ragt der „Löwe von Zermatt“ in den Himmel: das Matterhorn, „der schönste, der teuerste, ja vielleicht der berühmteste Berg der Welt.“ Der Ort Zermatt lebt von diesem Berg, genau genommen von den Touristen, die alle ein Ziel verbindet: den Gipfel zu erklimmen. Mit der Erstbesteigung am Freitag, den 13. Juli 1865 wurde der Grundstein zum Tourismusrummel gelegt. Von Anfang an forderte der Berg dabei seine Opfer – meistens Menschen, die sich allzu sehr als Helden fühlten und die Vernunft in den Wind schlugen. 1959 – im Entstehungsjahr des Films – beherbergte der Bergfriedhof bereits 150 Kletterer aus aller Welt, die sich in Besteigungs-Rekorden zu überbieten suchten.
    Und ein weiterer Kampf tobt auch damals schon dort: der Zwist zwischen Naturschützern und Verfechtern der Verkehrstechnik. Eine Zahnradbahn befördert auch Freunde der Bequemlichkeit bis auf 3100 Meter, mehr wird gefordert. Der Bau einer Seilbahn bis zum Gipfel aber wird zuletzt dann doch durch Proteste von Naturfreunden aus aller Welt verhindert. Ungeachtet dessen steigen die Touristenzahlen zusehends. Der alte Hüttenwirt am Hörnli weiß davon ein Lied zu singen.
    Oft ist seine Hütte schon so voll, dass selbst auf dem Fußboden kaum ein Schlafplatz zu finden ist. Ein Aufenthalt von mehr als einer Nacht kostet daher Strafgebühr – und er scheucht die Schläfer schon um 3 Uhr früh auf, zum Weiterziehen. Je höher das Filmteam bei seiner Matterhornbesteigung kommt, desto weiter entfernt scheint der Gipfel, desto mehr zeigt sich die Größe des Berges. Alpinistisch gesehen ist das Matterhorn ein Allerweltsviertausender – wenn das Wetter nicht umschlägt. Die Wanderer in diesem Film haben Glück, ihnen präsentiert sich der Berg unverhüllt in all seiner Schönheit.
    Festgehalten in fantastischen Bildern, die beweisen, welche Erzählkraft der Schwarzweißfilm hat; und unterlegt mit einem zutiefst poetischen, mitunter satirischen Text: zusammen genommen ein Genuss, der fern von Schnee, Eis, blaugefroreren Fingern und aufgeschürften Knien die einzigartige Zeitreise auf der Fernsehcouch ermöglicht. An das Glück der Bergsteiger reicht das natürlich nicht heran – diese durften nicht nur den herrlichen Ausblick in 3D genießen, sondern sich auch in dem Gefühl sonnen, als erstes Filmteam ohne Träger den Gipfel gestürmt zu haben. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 31.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 514
    Am Fuß der Totenkirchl-Nordwand im Kaisergebirge liegt auf 1580 Metern Höhe die Stripsenjochhütte. Es beginnt mit einer Beschreibung der Küche in dieser Hütte, die das soziale Zentrum der Hütte darstellt. Friedel sagt über das Personal, das dort arbeitet: „Gelangweilte Mitarbeiter können hier heroben sehr schnell an eine U-Boot-Mannschaft erinnern, die nicht mehr weiß, wie das wiederauftauchen geht.“ Später macht der Autor Georg Friedel Beobachtungen auf der Terrasse der Hütte. Es sind auch 30 Männer der Bergrettung auf der Hütte, um verschiedene Übungen abzuhalten, an diesem Tag geht es um: Rettung aus der Wand.
    Georg Friedel macht auch sehr genaue Beobachtungen unter den Bergwanderern, die einigermaßen erschöpft an der Hütte ankommen und sich auf der Terrasse auf einen freien Platz werfen. Über die, die an der Hütte ankommen und unzufrieden sind, weil sich bei ihnen dieses berühmte nach der Ersteigung eines Berges nicht einstellen mag, sagt er, sie hätten wohl zu viel und zu schwer mit heraufgetragen: „zu viele Gewohnheiten, zu viele Mitteilungen. Der Geübtere geht u. a. deshalb in die Berge, weil er das eine oder andere Unbewältigte unten lassen will.“ Und am Ende der Dreharbeiten wird es ganz unbeabsichtigt spannend, denn aus einer Bergwacht-Übung wird mit einem Mal eine echte Bergrettung, und keine ganz einfache.
    Zwei Kletterer hatten sich verstiegen in der Wand und wollten die Nacht über biwakieren, um am nächsten Tag weiterzuklettern. Ihr Biwak haben sie jedoch an der absolut falschen Stelle angelegt, was sie jedoch erst im Dunklen bemerken: Es hat zu regnen begonnen und aus einer Rinne ergießt sich nun ein permanenter Wasserfall über sie. Unterkühlung droht. Fort von dieser Stelle kommen sie jedoch nicht im Dunklen.
    Sie brauchen die Bergrettung. Um 3:45 Uhr in der Nacht kommen sie dann wohlgeborgen mitsamt ihren Rettern in der Hütte an. Die Geretteten – ein Elektromeister aus Rosenheim und ein groß gewachsener Bundesgrenzschutzmeister sind noch einigermaßen angefasst von der ganzen Geschichte. „Der Rest geht schnell, da alle müde sind. Ein sehr gemurmelter Dank des Großen und die halb amtliche, halb verschämte Entgegennahme durch den ‚schönen Alois‘“- das ist der Spitzname des Chefs dieser Bergwachttruppe – „enthalten plötzlich mehr Alpinismus als der ganze Tag.“ (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 31.01.2020 ARD-alpha
  • Folge 515
    Die Sicherheitsbindung war gerade aufgekommen und man fing schon an zu wedeln, als sich Otto Guggenbichler in seinem für den Bayerischen Rundfunk gedrehten Film Gedanken machte über die Entstehung des Skitourismus in den Bergen und wie heute, also 1961, so ein Skikurs eigentlich abläuft: „Nein, die Beine nicht sooo weit auseinander! So macht man heute keine Stemmbogen mehr!“ Den Mädchen und Buben aus St. Anton am Arlberg, die im Sport- und Heimatkundeunterricht mit der Vallugabahn auf den Gipfel gebracht werden, muss der Lehrer freilich nichts mehr beibringen in Sachen Skifahren: Sie wedeln und springen schon wie die Großen.
    Kameramann Ernst Hess hat sie mit seiner Kamera wunderbar eingefangen. Und am Ende wird auch geklärt, was ein Gletscherbus ist. Ein reicher Amerikaner lässt sich nämlich mit dem Hubschrauber nach oben bringen. Dorthin, wohin noch keine Seilbahn führt. Aber die Vision Guggenbichlers, dass künftige Generationen von Brettlrutschern ganz allgemein mit dem Flugzeug auf den Gletscher gebracht werden, hat sich Gott sei Dank nicht erfüllt. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 07.02.2020 ARD-alpha
  • Folge 516
    Was macht eine Kamera, der der Kameramann abhanden gekommen ist? Sie macht sich selbst auf den Weg, schwingt mutig ihre Stativbeine und schließt sich, da sie gerne mit Menschen zusammen ist, den Österreichern und Deutschen, den Amerikanern und Engländern an, die tatendurstig und urlaubsfroh aus der Eisenbahn drängen. Mit dieser humorvollen Idee als Grundlage zeigte die Münchner Abendschau 1964, was man damals im Dachsteinmassiv in Österreich alles erleben konnte als Skifahrer. Bereits im Tal bei Obertraun gibt es Schnee in Massen: für Skifahrer ein Traum. Und dann erst ihre Aufnahmen vom Fahren im unberührten Tiefschnee! Herrlich. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-Premiere Fr. 07.02.2020 ARD-alpha

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