bisher 1295 Folgen, Folge 467–491
Franz Ruhm: Spiral-Guglhupf
Folge 467‚Wenn Küchenchef Franz Ruhm nach Kochlöffel und Schneebesen greift, um vor der Kamera seine Kunst zu zeigen, sind Mütter und Mädchen mit Notizblock und aufmerksamen Augen dabei‘, heißt es 1960 in der Programmvorschau des Bayerischen Rundfunks. Franz Ruhm – Wiener Küchenchef – stand von 1956 bis in die 1960er Jahre für das damalige Familienprogramm vor den Kameras. * Auf der Speisekarte dieser Ausgabe: Spiral-Guglhupf. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 04.10.2019 ARD-alpha Vom Wiener Kaffeehaus zum Münchner Hofbräuhaus
Folge 4681683 bei der zweiten Türkenbelagerung Wiens wurde das Osmanische Heer in die Flucht geschlagen. Behalten haben die Wiener aber dieses dunkle Getränk der Türken, den Kaffee, genauer gesagt den Mokka. Das war der Beginn der Kaffeehauskultur in Wien. In den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts konnte der berühmte Schriftsteller Alfred Polgar dann konstatieren: „Im Kaffeehaus sitzen Leute, die allein sein wollen, aber dazu Gesellschaft brauchen.“ Wie es so weit kommen konnte und warum es in den Sechzigerjahren noch so und doch auch wieder ganz anders war, erzählt diese kleine Dokumentation mit herrlichen Aufnahmen aus Wien aus dieser Zeit.
In einem Wiener Kaffeehaus bekam man damals – gespeist aus riesigen Ungetümen, die sich als Kaffeemaschinen entpuppen – Einspänner, Melange, kleine Kapuziner, Schalen mit Gold, große Braune usw. usf. Und man bekam Zeitungen aus aller Welt. Man konnte aber auch Billard oder Schach spielen. Im Film sieht man den Kritiker Hans Weigel in seinem „Hauptquartier“, dem Café Raimund. Zu den illustren Gästen an seinem Tisch gehört auch der noch ganz junge und enorm fesche Schauspieler Helmut Lohner. Schnell jedoch wird gewechselt ins damals einzige noch existierende wirkliche Künstlerlokal Wiens, so sagt es jedenfalls dieser Film, nämlich ins Café Hawelka und damit zu den Studenten, Malern, Autoren und überhaupt allen möglichen Künstlern.
Aber dem Kaffeehaus war mittlerweile Konkurrenz gewachsen: Auch die Jugend in Wien wollte keinen gefilterten Kaffee mehr trinken sondern Espresso. Also schossen in Wien sogenannte Espresso-Bars wie die Pilze aus dem Boden. Aber was wie ein Kaffeehauskrieg aussah, endete letztlich doch schiedlich friedlich: Café und Espresso näherten sich bis zur Ununterscheidbarkeit an.
Lediglich einige der Espressos wurden renommierte Nachtlokale mit Livemusik, mit live gespieltem Jazz. Das Resümee lautete also: Das Wiener Kaffeehaus wandelt sich ständig und bleibt doch immer gleich. Und dann geht es nach München. Dort angekommen konstatiert der Sprecher herrlich zweideutig: „Wir sind natürlich gebührend beeindruckt … wir vergleichen, oft noch viel stärker beeindruckt alle Preise. Aber obwohl wir wissen, dass wir nur knappe 500 Kilometer von daheim entfernt sind, fühlen wir uns manchmal fremd, beinahe wie wirklich im Ausland.“ Aber warum nur? Nun, der Münchner Kaffee ist, um es vorsichtig auszudrücken, „gesünder als wir ihn gerne trinken möchten“.
Was für eine nette Umschreibung dafür, dass dem Wiener der Münchner Kaffee schlicht zu dünn ist. Da geht er dann doch lieber ins Hofbräuhaus und trinkt Bier und hört Blasmusik. Gefilmt werden dort doch tatsächlich Einheimische beim Ratschen, Tratschen, Schwadronieren und Kartenspielen. Und sie trinken Bier aus steinernen Krügen mit einem Liter Inhalt, einer Maß halt, und essen dazu vielleicht einen aufgeschnittenen Rettich, einen Radi, und dazu eine Brezen. Touristen aber sind im Hofbräuhaus keine zu sehen – damals noch, im Jahr 1962. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 04.10.2019 ARD-alpha Das fränkische Weinjahr
Folge 469In Richard Dills Film aus dem Jahr 1957 geht es zuerst einmal in den Keller, in den Weinkeller, zur ersten Probe des neuen Jahrgangs: Der Winzer lässt aus dem Holzfass einen Krug voll „Sulzfelder Sonnenberg“ laufen. Und zusammen mit dem Gemeindediener wird er dann verkostet. Gut ist er, der neue Wein, aber er ist gemäß einem alten Winzerspruch halt leichter zu trinken als zu bauen. Und um den Weinbau geht es nun. Die Altstadt von Sulzfeld ist zwar bis heute im Großen und Ganzen erhalten geblieben, aber so schöne Aufnahmen wie hier und dann im weiteren Verlauf dieses Films dürfte es von Sulzfeld nicht so leicht ein zweites Mal geben: kleine malerische Gässchen mit Kopfsteinpflaster, auf dem ein paar Hühner herumstreunen – eine Anmutung wie in einem alten Märchenfilm.
Die Arbeit im Weinjahr strukturiert Richard Dill durch die jeweiligen Ausrufe des Gemeindedieners. Es beginnt damit, dass er verkündet, dass die Winzer im nahegelegenen Kitzingen neue Fechser, also junge Rebsetzlinge abholen können. In der Rebveredelungsanstalt holt sich also der Winzer Pfropfreben.
In den 50er-Jahren ging es bei der Veredelung i.d.R. um eine größere Wurzelreblaus-Widerstandsfähigkeit. Die Leberschädlichkeit neuer Weinsorten wurde damals übrigens an Hühnern, getestet, denen man tatsächlich Wein zu trinken gab. Hühner haben nämlich eine sehr empfindliche Leber. Der Winzer holt also die neuen Setzlinge und pflanzt sie in seinem Weinberg ein. Aber auch nach dem Einpflanzen fährt der Winzer jeden Tag mit dem Pferdefuhrwerk(!) in seinen Weinberg. Um den Eisheiligen im Mai Paroli bieten zu können, trugen die Winzer damals alles, was brennt und möglichst viel Rauch entwickelt – z. B. alte Autoreifen – in ihre Weinberge und zündeten es an.
Bei der Szene, in der an einem solchen Maiabend der zweite Bürgermeister mit einem Winzer vor dessen Haus beisammen steht und die beiden darüber sinnieren, ob sie bereits „heizen“ müssen, meint man ein Bild von Spitzweg vor Augen zu haben. Zwischen Ende Mai und Ende Juni war dann das Fronleichnamsfest das größte Fest in Mainfranken. Der Gemeindediener als Ausrufer weist die Menschen darauf hin, die Enten, Gänse und Hühner einzusperren und nicht frei auf der Gasse laufen zu lassen.
Denn die Böden der Gassen und Straßen wurden wunderschön geschmückt mit Heu und Blumen. Die nun im Film folgenden Aufnahmen von der Fronleichnamsprozession in Sulzfeld stehen solchen aus Süditalien in nichts nach: Würden die Menschen nicht mit fränkischen Dialekt singen, man könnte glauben, man wäre in den 50er-Jahren in einem Dorf in der Nähe von Palermo. Aber beten alleine hat nicht geholfen: Um z. B. Pilze wie den Falschen Mehltau bekämpfen zu können, wurde auch damals schon gespritzt.
Und das nicht wenig. Zumindest eine Atemschutzmaske für den Winzer beim Spritzen? Fehlanzeige. Und erst die Vögel! Die Schussapparate machten damals im Spätsommer im Mainfränkischen jeden Tag großen Radau, um die Vögel von den reifenden Trauben fernzuhalten. Irgendwann waren dann aber die Trauben doch reif für die Lese und so gibt es noch einmal wunderschöne Schwarzweiß-Aufnahmen aus dem fränkischen Maintal zu sehen: mit Pferdefuhrwerken am Fuß vom Cyriakusberg und vom Sonnenberg. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 11.10.2019 ARD-alpha Hopfen und Malz, Gott erhalts – Wie das Bier gemacht und getrunken wird
Folge 470In diesem Film von Otto Guggenbichler aus dem Jahr 1961 geht es ums Bier und um mehr oder weniger alles, was zum Bier dazugehört. Will man vom Bier erzählen, muss man beim Hopfen anfangen. „Der Hopf ist ein Tropf, der jeden Tag seinen Herrn sehen will!“ So sagen bis heute die Hopfenbauern in der Hallertau resp. Holledau, dem bis heute größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiet der Welt. Zu der Zeit, als Otto Guggenbichler diese Dokumentation drehte, vollzog sich gerade ein entscheidender Wandel bei der Hopfenernte: Sie wurde maschinisiert.
Noch Mitte der 50er-Jahre hatte man hingegen jedes Jahr ungefähr 100000 Menschen benötigt, die sich als Hopfenzupfer bei der Ernte verdingten. Danach geht es um das Malz, d. h. es geht in die Mälzerei, in der Gerste bei einer bestimmten Raumtemperatur in Braumalz verwandelt wird. In einer Brauerei im Allgäu ist dabei in ihren letzten Arbeitstagen eine riesige und wunderschöne alte Dampfmaschine zu sehen, die die benötigten Transmissionen und Rührwerke antreibt. Beim eigentlichen Biersieden lässt Guggenbichler den Sprecher Fritz Strassner dann quasi Ungeheuerliches sagen: Das Biersieden und das Kaffeesieden seien sich ähnlich! Aber es wird genau erklärt, wie das ist mit der Gerste bzw.
dem Malz und wann der Hopfen hinzugegeben wird und dann die Hefe, die das Gebräu aufspaltet in Alkohol und Kohlensäure. Nach dem Kochen wird das Ganze gekühlt, weswegen die meisten Brauereien damals schon eine ausgefeilte Kühlanlage besaßen. In dieser Dokumentation kann man freilich noch sehen, wie das damals mit dem Natureis funktioniert hat: Die Brauereien hatten eigene Eisgalgen, an denen im Winter das Eis „wuchs“.
Oder man ging vor allem im Februar an die Flüsse, um dort Eis herauszuschneiden – Eis, das anschließend in den Brauereikellern bis zum nächsten Winter für das Kühlen des Bieres benötigt wurde. Die schwere Arbeit bei klirrender Kälte, die das Eisschneiden und der Abtransport des Eises darstellte, wurde von Kameramann Ernst Hess in grandiosen Bildern festgehalten. Da diese Dokumentation auf Vollständigkeit Wert legte, wird anschließend auch das Erstellen und Pflegen der Holzfässer und das Herstellen von mundgeblasenen Gläsern gezeigt.
Beides war bereits damals ein aussterbendes Handwerk, wie Strassner bedauernd anmerkt, denn Stahltanks und industriell gefertigte Gläser waren längst auf dem Vormarsch. Nach all dem Handwerklichen geht es schließlich auch um die Kultur rund ums Bier: um Wettrennen mit Bierfässern und Hopfensäcken, um das Hochheben eines über 250 Kilogramm schweren Steines beim Starkbierfest usw.
Und es gibt herrliche Bilder vom Fingerhakeln zu sehen: Man möchte meinen, die Kontrahenten reißen sich gegenseitig den Mittelfinger heraus, wenn sie versuchen, sich gegenseitig über den Tisch zu ziehen. Zünftig wird es, wenn der berühmte Roider Jackl an der Gitarre beim Starkbieranstich die Politiker „derbleckt“. Aber enden muss ein Film übers Bier „selbstverständlich“ auf dem Münchner Oktoberfest. Wenn man ganz genau hinschaut, dann sieht man, dass damals alle Menschen quasi normal angezogen waren: 1961 trug auf dem Oktoberfest keine einzige Frau ein Dirndl! (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 11.10.2019 ARD-alpha Der Letzte seines Standes?: Der Fassbinder aus Sankt Paul
Folge 471Deutsche TV-Premiere Fr. 11.10.2019 ARD-alpha Auf dem Holzweg in die Zukunft: Die tatsächlich letzte Trift auf der Brandenberger Ache
Folge 472Seit diesem Film bringen auch im Brandenberger Tal Lastwagen die Stämme zu Tal.Bild: BRDas Brandenberger Tal liegt, grob gesagt, zwischen Kufstein und dem Tegernsee und war lange Zeit von den Entwicklungen der Moderne quasi abgeschnitten, da nur eine kleine versteckte und schlecht zu befahrende Straße in dieses Tal führte. Guggenbichler kann daher 1966 in seinem Porträt dieses Tals feststellen, dass es dort mehr Pferde als PS gibt – nämlich auf den Weiden der Haflinger. Noch. Und noch läuft auch der siebzigjährige Brot-Christl mit seiner 50 Kilogramm schweren Kraxe auf dem Rücken jeden Tag an die 25 Kilometer in diesem Tal bergauf, bergab, um den Bäuerinnen auf ihren abgelegenen Höfen Brot zu bringen.
Angebaut wurde in diesem Tal u. a. der Flachs – und von den Bäuerinnen weiterverarbeitet zu Hemden und Säcken. Woher es kommt, dass man zu jemandem sagt „du spinnst“ erklärt Guggenbichler in diesem Zusammenhang auch: Es hat etwas mit der Arbeit des Flachsspinnens zu tun. Kuchen hat man allerdings auch schon gebacken im Brandenberger Tal, nämlich den berühmten Prügelkuchen, bei dem über offenem Feuer Schicht um Schicht Teig auf einen rotierenden Holzprügel gestrichen wird.
Man sagt, für jeden Brandenberger werden in dessen Leben sieben Prügelkuchen gemacht: einen zur Geburt, einen zur Erstkommunion, einen zur Firmung, einen zur Hochzeit, einen wenn der Hoferbe auf die Welt kommt und einen zur Goldenen Hochzeit. Den siebten essen dann die Gäste beim Leichenschmaus als Nachtisch. Auch ein Holzschüsselmacher wird vorgestellt: Er fertigt aus Ahornholz extrem langlebige Holzschüsseln aus einem Stück! Im Brandenberger Tal hat man schon immer mit dem Holz gearbeitet und auch Holzwirtschaft betrieben.
Wie das Baumfällen im Bergwald mit der Axt – ein Mann schaffte nur einen Baum pro Tag – in früheren Tagen geschah, konnte Otto Guggenbichler in seinem Film aus dem Jahr 1966 nicht mehr dokumentieren. Aber er kam mit seinem Kamerateam gerade noch rechtzeitig, um wenigstens die letzte sogenannte nasse Trift im gesamten Alpenraum auf Celluloid zu bannen. Denn nach der im Film gezeigten, gab es keine nasse Trift mehr: Die gefällten Bäume werden seitdem auch im Brandenberger Tal per Lastwagen abtransportiert.
Was ist eine nasse Trift? Das Zu-Tal-Bringen der gefällten Bäume auf dem Wasserweg. Nachdem die Bäume von den Holzfacharbeitern – früher waren das die Holzknechte – gefällt und dann von allen Ästen befreit worden waren, ließ man sie in die Brandenberger Ache gleiten, von der sie bis hinunter nach Kramsach und damit bis zum Inn getrieben wurden. Nicht nur das Schlagen der Bäume in einem Bergwald war immer schon gefährlich sondern mindestens auch der Beginn der Trift: Im Winter wurden die Stämme oberhalb eines Stausees übereinander geschichtet gesammelt, im Frühjahr mussten die entsprechenden Keile entfernt werden, damit die Stämme in den See rollen.
Das Lösen dieser Keile durften in früheren Jahren nur unverheiratete Holzarbeiter erledigen, so gefährlich war dieser Moment. Kameramann Hans Lutz gelingen nicht nur hier atemberaubende Bilder. Seit dieser allerletzten nassen Trift wird das Holz auch im Brandenberger Tal auf Lastwagen, für die man extra Straßen angelegt hat, ins Tal gebracht. Und auf deren Weg nach unten kommen ihnen dann schon die Touristen in ihren Autos entgegen. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 18.10.2019 ARD-alpha Die Jachenau 1974: Ein Film über ein sonderbares Tal
Folge 473Die Jachenau 1974.Bild: BRDie Jachenau ist ein 15 Kilometer langes Tal in den Bayerischen Voralpen, das sich südlich von Lenggries in Ost-West-Richtung erstreckt. Besiedelt wurde es gegen Ende des 12. Jahrhunderts vom Kloster Benediktbeuern aus. Was hat es mit diesem Tal auf sich, dass Otto Guggenbichler es „sonderbar“ nennt? Der Bürgermeister der Gemeinde Jachenau erklärte Guggenbichler, dass seine Gemeinde in wirtschaftlicher Hinsicht auf drei Säulen ruht: Viehzucht, Holzwirtschaft und Fremdenverkehr. Man sollte wissen, dass damals, also zu Beginn der 70er-Jahre, noch an 120 Tagen im Jahr Schnee in der Jachenau lag und man es deswegen „bayerisches Sibirien“ nannte.
Die Jachenauer Bauern waren in früherer Zeit Selbstversorger, auch die Kleidung stellten sie selbst her, wie der Inhalt eines Brautschranks aus dem 19. Jahrhundert zeigt: Flachs, Hemden, Westen, Selbstgewebtes, Leinen usw. Der Sprecher, es ist übrigens niemand anderer als Hans Baur, der Richter aus dem „Königlich Bayerischen Amtsgericht“, sagt dazu: „Noch 100 Jahre, nachdem man in Indien und Amerika die Baumwolle entdeckte, Strick- und Webmaschinen erfand, pflanzten, spannen, webten und walkten sich die Jachner ihr Gwand selber.
An einem Hemd hingen drei Wochen, an Hose und Joppe fünf Wochen Arbeit dran.“ Und früher war angeblich auch noch die Ordnung im Dorf ganz klar: Der Lehrer war der Gescheiteste, der Pfarrer der Frömmste und der Wirt der Reichste. Aber auch in der Jachenau wird man das nicht immer zu 100 Prozent ernst genommen haben. Das Sonderbare an diesem Tal war zunächst einmal, dass sich deren Bewohner von denen in den anderen Tälern sorgsam abgrenzten: Man blieb lieber unter sich.
Und wenn man das Tal doch einmal verließ, nahm man vielstündige Fußmärsche auf sich, um nur ja die Nacht wieder zuhause zu verbringen: „Bauer und Bäuerin schlafen auf d’Nacht im eigenen Bett!“ Dazu kommt die Besonderheit, dass es in der Jachenau sogenannte Schattenhöfe gibt, die so nah am Berg stehen, dass sie von Ende November bis Ende Februar keinen einzigen Sonnenstrahl abbekommen, weil die Sonne nicht über den Berg kommt.
Im kompletten Alpenraum ist das einmalig. So sonderbar sind die Bewohner der Jachenau, also die Jachner, aber letztlich doch nicht, sie unterscheiden sich laut Otto Guggenbichler von anderen bayerischen Alpenbewohnern vor allem durch den etwas anderen Umgang mit dem Wirtschaftswunder: In der Jachenau ist es weniger ausgeprägt spürbar: Es ist langsamer eingedrungen und selbst der Tourismus ist zwar gewünscht, hält sich aber in den Auswirkungen in Grenzen. Und das bis heute. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 18.10.2019 ARD-alpha Pseudonym „Hunter“ – Ein Klatschkolumnist in der Ballsaison 1966
Folge 474Wenn man wissen will, wo sich die Drehbuchautoren von „Kir Royal“ haben inspirieren lassen: Hier erfährt man es: bei Hannes Obermaier, dem Erfinder der Klatschkolumne in Deutschland und Lehrmeister von Michael Graeter. Dieser Johannes Baptist Obermaier gab sich selbst das Pseudonym „Hunter“, also „Jäger“. Seine Arbeit machte ihn so wohlhabend, dass er mit dem Ferrari in die Redaktion der Münchner „Abendzeitung“ fahren konnte. Die Dokumentation ist mit einem unterhaltsamen, wortreichen aber auch sehr, sehr süffisanten Ton unterlegt. Vom alten Konsul Burda, dem Herrscher über ein Presseimperium, über die Soraya Esfandiary-Bakhtiary, der Exfrau des Schahs von Persien, bis zu Anneliese Friedmann, Hardy Krüger, Maria Schell usw.
usf. sind in diesem Film quasi alle zu sehen, die in der damaligen Bundesrepublik sozusagen Rang oder wenigstens Namen hatten. Ein kleiner Tipp für Münchenkenner und Fans vom Monaco Franze: Wer steht in Schwabing an der Bar? Der junge Fischer Helmut! Und der Graeter Michael ist auch schon zu sehen: als Lehrbub vom Obermaier. Und dann auf der von Hunter selbst veranstalteten „Treibjagd“, einer Faschingsparty, hat ein Star seinen großen Auftritt: Der noch junge Udo Jürgens am Klavier und mit Band. Erstaunlich ist, dass der Kameramann – kein geringerer als Willy Pankau – so nah an diese Menschen herankam. Man war wohl eitel genug, sich auch filmen zu lassen. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 25.10.2019 ARD-alpha Heut’ Abend (1982)
Folge 475Deutsche TV-Premiere Fr. 25.10.2019 ARD-alpha Expedition nach Bayern
Folge 476Mit dem Auge des Entdeckers bereiste der Reporter vor mehr als 30 Jahren das größte Bundesland mit dem Ziel, Klischeevorstellungen zu revidieren. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 08.11.2019 ARD-alpha Sterns Stunde: Bemerkungen über eine Urlaubslandschaft
Folge 477Der Alpenraum und seine Zerstörung durch Massentourismus und falsche Landwirtschafts- und Forstpolitik sind Thema dieses Films von Horst Stern von 1974: „Wo der Bergbauer geht, kommt … der düstere Fichtenwald. Im Tal kommt die lärmige Stadt. Erst geht die Kuh, dann geht der Gast. Wen soll man dann noch melken?“ Die Bergbauern kommen daher mit ihren Nöten ausführlich zu Wort. Zu sehen ist auch Hubert Weinzierl vom „Bund Naturschutz“, der Stern in dessen ökologischem Plädoyer unterstützt. (Text: ARD alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 08.11.2019 ARD-alpha Mit Heinz Haber 1978 ins Nördlinger Ries: Mondkrater in der Schwäbischen Alb
Folge 478Professor Heinz Haber fährt mit dem Fahrrad durch das Nördlinger Ries und erklärt Entstehung und Wesen dieses außergewöhnlichen Fleckens Erde in Bayern: Ein Meteorit schlug vor knapp 15 Millionen Jahren dort ein und verursachte einen Krater in die Erdoberfläche. Heinz Haber erklärt am Beispiel eines Wassertropfens, wie damals der Einschlag des Meteoriten auf die Erdoberfläche gewirkt hat. Mit einer Hochgeschwindigkeitskamera zeigt er, wie das aussieht, wenn ein Wassertropfen auf die Wasseroberfläche trifft. Der Meteorit damals hatte allerdings eine viel stärkere Wirkung, denn er durchstieß die Erdatmosphäre in knapp vier Sekunden und hatte dabei eine Geschwindigkeit von ungefähr 100000 Kilometer pro Stunde.
Diese Geschwindigkeit bedeutete hundertfache Schallgeschwindigkeit, was wiederum eine gewaltige Schockwelle verursachte. Heinz Haber erklärt, dass – würde das heute passieren – durch diese Schockwelle Ulm und sogar noch Stuttgart zerstört werden würden und zwischen Hamburg und Wien würde keine einzige Glasscheibe mehr heil bleiben. Das Nördlinger Ries sei insgesamt einem Mondkrater so ähnlich, erzählt Haber, dass bereits amerikanische Astronauten zu Besuch waren, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie es auf dem Mond aussieht. Anhand eines Tortenstücks vom Konditor erklärt Heinz Haber auch den Schichtenaufbau des Bodens im Ries: „Die oberste Zuckerschicht entspricht dem Humus hier im Ries … Der Tortenboden entspricht dem Urgestein ganz unten, dem Granit, der hier im Ries in einer Tiefe von 700 Metern zu finden ist.“ Das Interessante am Ries sei aber, dass durch den Einschlag des Meteoriten Granitgestein auch an die Oberfläche geschleudert worden ist und sich dort zu Hügeln türmte.
Zum Schluss des Films besucht Haber den Turmwächter in der Stadt Nördlingen, dessen Hauptaufgabe heute darin besteht, durch den Eintrittspreis, den man als Besucher bezahlen muss, um zu ihm hinaufsteigen zu dürfen, möglichst viel Geld für die Nördlinger Gemeindekasse einzunehmen. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 08.11.2019 ARD-alpha Die DDR öffnet die Grenzen
Folge 479Die damalige Livesendung des Senders Freies Berlin zum Mauerfall am 9.11.89 in der Nacht vom 9. auf den 10.11.89. Zuerst wird ein Ausschnitt aus der Sendung „Aktuelle Kamera“ (AK) des DDR-Fernsehens von 22:30 Uhr wiederholt, in der das neue Reisegesetz, das Schabowski einige Stunden vorher in dieser berühmten Pressekonferenz vorgestellt hatte, noch einmal erklärt wird. Dann beginnt um circa 23:20 Uhr die eigentliche Sondersendung der Berliner Abendschau, also ungefähr 50 Minuten nach dieser AK: live aus dem Studio mit Moderator Horst Schättle mit dem Regierenden Berliner Bürgermeister Walter Momper von der SPD, dem Berliner Oppositionsführer Eberhard Diepgen von der CDU und weiteren Gästen.
Während der Diskussion gibt es immer wieder Live-Schaltungen zu verschiedenen Grenzübergängen in Berlin, um zu erfahren, wie dort die Lage aussieht. Alles sind sehr, sehr aufgeregt und alles ist auch sehr aufregend. Erste Grenzgänger aus Ostberlin werden unmittelbar hinter den Schlagbäumen auf Westgebiet von den Reportern interviewt. Schättle muss immer wieder unterbrechen, weil sich dort an den Grenzübergängen neue, entscheidende Dinge tun. Irgendwann im Laufe der Sendung, kurz vor Mitternacht, verabschiedet sich dann Walter Momper von den Fernsehzuschauern mit den Worten, dass er nun woanders, nämlich vor Ort gebraucht wird.
Horst Schättle will gerade weitermoderieren und erklärt, dass das eben so sei in einer Livesendung – hinter ihm huscht Walter Momper hinaus -, da wird er vom Studioleiter unterbrochen: Man habe hier zwei DDR-Bürger, die soeben über die Grenze gekommen sind und sich mal den SFB anschauen wollten. Sie werden daraufhin mitten in die Runde gesetzt und sollen erzählen, was, wie, wann, wo … Um kurz nach Mitternacht verabschiedet sich Horst Schättle von den Fernsehzuschauern, sichtlich berührt von diesen historischen Minuten, in denen er live auf Sendung war. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Sa. 09.11.2019 ARD-alpha 1969 – Das Auto von morgen – Einst + Jetzt = Übermorgen
Folge 4801969: Das Auto ist das Vehikel der Zukunft. Doch wie sieht es in Zukunft aus? Der Film stellt Ideen vor, in welcher Form, Karosserie und mit welchem Antrieb sich das automobile Leben weiterentwickeln wird: Elektroantrieb, Wankelmotor, Wasserstoff oder Hybridantrieb? (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 15.11.2019 ARD-alpha 1971 – Zukunftsvehikel – Ideen zur Bewältigung des Massenverkehrs
Folge 481Das Auto, das Fahrzeug, das einst alle Verkehrsprobleme lösen sollte, ist am Ende: verstopfte Straßen, Verkehrsinfarkt – wie kann man Abhilfe schaffen? Die Sendung stellt Ideen und Konzepte vor, besonders den Nahverkehr neu aufzustellen – sei es mit umgebauten Autos, Steuerungsautomatiken oder ganz neuen Vehikeln wie Magnocar, Transurbahn, Linearmotor und Magnetschwebebahn. Die Bahn wirbt mit Flower Power. Auch junge Erfinder kommen zu Wort. Absurd und kurios? Oder sollte man die eine oder andere Idee noch einmal aus den Archiven hervorkramen? An den Problemen hat sich im Wesenskern nichts verändert; und manche Fragen von damals stellen sich noch heute, etwa: hemmt die Psychologie der Verkehrsteilnehmer, die am Individualverkehr hängen, die Entwicklung vernünftiger, aber prestigeabträglicher Massenverkehrsmittel (O-Ton Hans-Jochen Vogel, OB München)? (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 15.11.2019 ARD-alpha 1970 – Neue Wege des Flugzeugbaus – Von „Kiebitzen“, Gasrotoren und neuen Transportern
Folge 4821970: auf den Flughäfen wird es eng. Um in den wachsenden Flugverkehr Entspannung zu bringen, überdenken Ingenieure und Firmen die Flugzeugtechnik: Ein Senkrechtstarter ist bereits im Test. Weitere Projekte des (wieder) aufstrebenden deutschen Flugzeugbaus: neue Antriebe wie Gasrotoren, verbesserte Konzepte, aerodynamisch durchdesignte Leichtflugzeuge u.v.m. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 15.11.2019 ARD-alpha Dorfkinder im Tessin
Folge 483Der Fluss Verzasca im Tessin ist ein Zufluss des Lago Maggiore. Viele der steinernen Häuser in diesem Tal, die Rustici, standen damals leer, waren dem Verfall anheimgegeben, weil die Bewohner, um anderswo Arbeit zu finden, weggezogen waren. Im letzten Dorf im Tal, in Sonogno gibt es daher nur mehr 12 schulpflichtige Kinder unterschiedlichen Alters, die alle von einer Lehrerin gleichzeitig unterrichtet werden. Nur mehr zwei Kinder wollen wie ihre Eltern Bergbauern werden, der Rest hat andere Vorstellungen und will weggehen, obwohl das allen schwerfällt.
Bis dahin allerdings müssen die Kinder in den Sommerferien die Tiere der Familie auf der Alm hüten. Schlafen tun die Kinder auf der 1343 Meter hoch gelegenen Alm Püscen Negro alle in einem einzigen großen Bett. Da es in diesen Almen keinen Ofen und keinen Herd gibt, wird das Essen in einem großen Kupferkessel über offenem Feuer zubereitet. Wenn in einem so kleinen Raum wie einer Alm gedreht wird, lässt es sich nicht vermeiden, dass die porträtierten Kinder sich auf die Kamera beziehen, also mitten in die Kamera schauen.
Wie unverstellt sie das jedoch machen, wie offen, freundlich und auch glücklich, lässt der Zuschauerin und dem Zuschauer das Herz aufgehen. Getrunken wird Ziegenmilch, denn aus der Kuhmilch wird Käse gemacht. Ziegenkäse ließ sich damals noch nicht so gut vermarkten. Auch bei der Schafschur dürfen bzw. müssen die Kinder mitmachen, ebenso wie bei der weiteren Verarbeitung der Wolle. Über die Armut und das erbarmungswürdige Leben der Kinder vor damals 150 Jahren erzählt ein alter Mann im Verzascatal.
Da früher die Bauern sehr, sehr arm waren, haben sie ihre Kinder nach Italien verkauft, wo sie z. B. in Mailand von Schornsteinfegern als lebende Besen benutzt wurden, und in die Kamine hinabsteigen und diese mit bloßen Händen säubern mussten. Die meisten dieser Kinder erreichten nicht einmal das Erwachsenenalter. Heute, also in den frühen Siebzigerjahren, ist das anders, heute sitzen die Kinder im Herbst um das offene Feuer herum und lassen sich von der Großmutter in Tessiner Mundart alte Geschichten erzählen. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 22.11.2019 ARD-alpha Biwi – Satirische Mutter-Sohn-Geschichten mit Elfie Pertramer (1)
Folge 484Heitere Familienserie um eine alleinerziehende Mutter (Elfie Pertramer) und ihren 17-jährigen Sohn Biwi (ihr wirklicher Sohn Wolfgang Fischer). Am Anfang ist alles noch so schön, Elfie Pertramer badet ihr Baby Wolfi in der Schüssel, die Musik spielt „Alle meine Entchen“ und sie sagt: „Du bist ja mein braver Biwi, Du wirst einmal ein ganz tüchtiger großer Bube, ein braver, fleißiger, schöner.“ Groß ist er in der Tat geworden, der 17-jährige Wolfi alias Biwi, aber brav und fleißig ist er nicht. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 22.11.2019 ARD-alpha Biwi – Satirische Mutter-Sohn-Geschichten mit Elfie Pertramer (2)
Folge 485Deutsche TV-Premiere Fr. 22.11.2019 ARD-alpha Terror aus dem Kinderladen? – Antiautoritäre Kinder im ersten Schuljahr
Folge 486Was geschieht, wenn Kinder, die nicht im Kindergarten sondern im Kinderladen waren, in die Schule kommen? In diesem Beispiel aus Berlin ist es so, dass die wichtigsten Grundzüge der antiautoritären Erziehung in der ersten Klasse weitergeführt werden. So dürfen die Kinder machen, was sie wollen; sie können selbst bestimmen, wann und was sie lernen möchten. In dieser Situation finden sich die Kinder aus dem Kinderladen besser zurecht als diejenigen Kinder, die aus dem Kindergarten gekommen waren. Am Ende des ersten Schuljahres haben alle Kinder die vorgeschriebenen Lernziele erreicht. Die Kinder aus dem Kinderladen waren lernbegieriger als die anderen. Durch Meinungsäußerungen der Eltern und durch einen Elternabend werden aber azcg die Schwierigkeiten gezeigt, die für die anderen Kinder in so einer Klasse entstehen. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 22.11.2019 ARD-alpha Biwi – Satirische Mutter-Sohn-Geschichten mit Elfie Pertramer
Folge 487„Heitere Familienserie um eine alleinerziehende Mutter (Elfie Pertramer) und ihren 17-jährigen Sohn Biwi (ihr wirklicher Sohn Wolfgang Fischer). Am Anfang ist alles noch so schön, Elfie Pertramer badet ihr Baby Wolfi in der Schüssel, die Musik spielt „Alle meine Entchen“ und sie sagt: „Du bist ja mein braver Biwi, Du wirst einmal ein ganz tüchtiger großer Bube, ein braver, fleißiger, schöner.“ Groß ist er in der Tat geworden, der 17-jährige Wolfi alias Biwi, aber brav und fleißig ist er nicht. Er lässt die Mutter arbeiten und sich bedienen. In der ersten Folge geht es um die Erziehungsprobleme und um die Methoden, wie man als Mutter einen halbwüchsigen Sohn dazu bringt, sich an der Arbeit im Haushalt zu beteiligen. Und er wiederum will ihre Einwilligung für eine Party, die er im Haus veranstalten möchte. Ihre Befürchtung ist, dass die Zugehfrau ihre Stellung aufgeben wird, wenn sie erfährt, dass es im Haus eine Party geben wird. (Text: ARD alpha)Deutsche TV-Premiere Sa. 23.11.2019 ARD-alpha Die Schule im Dorf – Das Ende der Zwergschulen?
Folge 488Dieser Filmbeitrag von Helmut Dotterweich aus dem Jahr 1964 ist ein wunderbares Lehrstück für einen Journalismus, der nicht einseitig ist, der versucht, die Probleme umfassend darzustellen und sich nicht in einfachen Sichtweisen zu ergehen. Bayern startete in den 60er-Jahren eine massive Bildungsinitiative vor allem auf dem Land. Auch den Kindern dort sollten endlich bessere Chancen auf eine höhere Bildung ermöglicht werden. Die Frage lautete damals: Schafft man das nur, wenn man die Zwergschulen, also die einklassigen Dorfschulen komplett abschafft? Was bedeutet die Einrichtung von Mittelpunktschulen für die Kinder, die Lehrer und die Dörfer? Lebt ein Dorf ohne Schule und Dorflehrer überhaupt noch? Hinzu kommen wunderbare Aufnahmen aus alten Schulen und tolle Kinder- und Lehrerporträts. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 29.11.2019 ARD-alpha Beobachtungen auf einem Dorf – Ein Sonntag in einem wendischen Dorf in Ostholstein
Folge 489Beobachtungen auf einem Dorf in Ostholstein 1971: Am Sonntag ist die Straße leer.Bild: rbbDieser Film von Karlheinz Knuth aus dem Jahr 1971 zeigt das Leben und die Arbeit von Bauernfamilien in Söhren, einem Dorf in Ostholstein, an einem Sonntag. Verschiedene Familien werden vom morgendlichen Aufstehen bis zum Fernsehabend begleitet. Der Sonntag auf dem Land ist kürzer als in der Stadt, denn die Kühe wollen auch Sonntag gemolken werden, zweimal am Tag. Der Melker jedoch hat am Sonntag seinen freien Tag, d. h. der Bauer muss selbst melken. Und damals hatten viele Bauern noch Kühe und Schweinemast und Ferkelzucht und Getreideanbau. Die Probleme sind auf jedem Hof überall gleich: Ist der Hof wirtschaftlich überlebensfähig und gibt es jemanden, der eines Tages den Hof übernimmt? Hinzu kommen die Probleme, die die damalige EWG, die heutige EU, mit ihrer nach Ansicht der Bauern falschen Landwirtschaftspolitik verursacht.
Die Bäuerinnen, die auch am Sonntag ihrer Arbeit nachgehen müssen, geben zu, dass sie gelegentlich auch mal schlapp sind und es gut finden, wenn am Sonntag ein bisschen weniger zu arbeiten ist und sie immerhin für ein paar Stunden ausspannen können. Aber insgesamt ist es in so einem Dorf an einem Sonntag, wenn man nicht so viel arbeiten muss, schon auch ein bisschen langweilig, wie ein Bauer unumwunden zugibt – und seitdem sie einen Fernseher haben, gehen sie nicht mehr ins Kino und auch seltener zum Tanzen. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 29.11.2019 ARD-alpha Unser Dorf soll hässlich werden – Missglückte Neubauten auf dem Land
Folge 490Unser Dorf soll hässlich werden – Filmemacher Dieter Wieland sucht 1975 die effektivsten Möglichkeiten, wie man aus einem schönen Dorf ein hässliches macht.Bild: BRAlte Bauernhäuser sind die Summe von jahrhundertelangen Erfahrungen, erklärte Dieter Wieland in seinem viel beachteten und viel diskutierten Film zum Denkmalschutzjahr 1975. Deswegen sehen bzw. sahen sie auch in jedem Landstrich ein wenig anders aus: so wie sich jeweils das Klima, die Topographie und das Baumaterial von Gegend zu Gegend unterscheiden. Man nahm an Baumaterial das, was brauchbar und in der Nähe vorhanden war. Seit den 50er-Jahren wurde jedoch in den Dörfern überall gleich gesichtslos gebaut. Weil es billig war und weil das angeblich dauerhaften Schutz für die Wände bedeutete, wurden diese z.B. mit Asbestzementplatten „verziert“.
Der Straßenbau hatte bis in die 70er-Jahre hinein auch auf dem Land immer und überall Vorrang, die Straßen wurden begradigt und selbstverständlich verbreitert. Auch sonst wurde auf den Dörfern alles radikal asphaltiert. Die breitere und geradere Straße durch das Dorf vertrieb die Vorgärten, die Fußwege, die Lauben, die Bänke vor den Häusern. Die Dorfstraße, sagt Wieland, einst die Mitte des Dorflebens, wurde abgewertet zu einer gefährlichen, lebensfeindlichen Durchfahrpiste, die das Dorf in zwei Teile zerschneidet.
Aber nicht nur die Asbestzementplatten, deren Verkauf und Verwendung ab den 90er-Jahren aus gesundheitlichen Gründen endlich verboten wurde, machten die Dörfer hässlich, es wurden auch sonst unpassende Bauelemente verwendet wie z.B. Einscheibenfenster. Pflegeleicht sollte alles sein. Aber das simple, glatte ist gar nicht pflegeleicht, denn da fällt der Schmutz viel eher und stärker auf. Wieland sagt bezüglich des Bauens auf dem Land, die ganze Unkultur der Stadt werde aufs Land gekippt, von Anpassung, Einfügung, Rücksichtnahme der neuen Gebäude gegenüber den alten ist nirgends mehr die Rede: „Solche Baukultur ist nur noch als brutaler Vandalismus zu bezeichnen.“ Er endet mit den Worten, das sei gebaute Monotonie, Chaos in Beton, in der die Kultur keinen Stellenwert mehr habe.
Haben wir daraus gelernt? Dieter Wieland jedenfalls wollte uns in ästhetischer Hinsicht schulen, wollte unseren Blick schärfen für das sinnvoll gestaltete und schöne alte Gebäude. (Text: ARD-alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 29.11.2019 ARD-alpha Reisen mit Walter Sedlmayr: Einmal Kairo und zurück
Folge 491Walter Sedlmayr hatte sich 1976 seine Reise nach Ägypten sehr romantisch vorgestellt: ein Kamel vor der Kulisse der Pyramiden, die Sphinx im Sonnenuntergang, schöne Bauchtänzerinnen – doch als erstes landete er in Kairo im Verkehrsgetümmel. Später saß der bayerische Schauspieler in Clubs, doch die Bauchtänzerinnen waren ihm zu mager, dann unternahm er einen Kamel-Ritt, und – kulturbeflissen wie er war, besuchte er auch Museen. (Text: ARD alpha)Deutsche TV-Premiere Fr. 06.12.2019 ARD-alpha
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