Folge 468

  • Vom Wiener Kaffeehaus zum Münchner Hofbräuhaus

    Folge 468
    1683 bei der zweiten Türkenbelagerung Wiens wurde das Osmanische Heer in die Flucht geschlagen. Behalten haben die Wiener aber dieses dunkle Getränk der Türken, den Kaffee, genauer gesagt den Mokka. Das war der Beginn der Kaffeehauskultur in Wien. In den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts konnte der berühmte Schriftsteller Alfred Polgar dann konstatieren: „Im Kaffeehaus sitzen Leute, die allein sein wollen, aber dazu Gesellschaft brauchen.“ Wie es so weit kommen konnte und warum es in den Sechzigerjahren noch so und doch auch wieder ganz anders war, erzählt diese kleine Dokumentation mit herrlichen Aufnahmen aus Wien aus dieser Zeit.
    In einem Wiener Kaffeehaus bekam man damals – gespeist aus riesigen Ungetümen, die sich als Kaffeemaschinen entpuppen – Einspänner, Melange, kleine Kapuziner, Schalen mit Gold, große Braune usw. usf. Und man bekam Zeitungen aus aller Welt. Man konnte aber auch Billard oder Schach spielen. Im Film sieht man den Kritiker Hans Weigel in seinem „Hauptquartier“, dem Café Raimund. Zu den illustren Gästen an seinem Tisch gehört auch der noch ganz junge und enorm fesche Schauspieler Helmut Lohner. Schnell jedoch wird gewechselt ins damals einzige noch existierende wirkliche Künstlerlokal Wiens, so sagt es jedenfalls dieser Film, nämlich ins Café Hawelka und damit zu den Studenten, Malern, Autoren und überhaupt allen möglichen Künstlern.
    Aber dem Kaffeehaus war mittlerweile Konkurrenz gewachsen: Auch die Jugend in Wien wollte keinen
    gefilterten Kaffee mehr trinken sondern Espresso. Also schossen in Wien sogenannte Espresso-Bars wie die Pilze aus dem Boden. Aber was wie ein Kaffeehauskrieg aussah, endete letztlich doch schiedlich friedlich: Café und Espresso näherten sich bis zur Ununterscheidbarkeit an.
    Lediglich einige der Espressos wurden renommierte Nachtlokale mit Livemusik, mit live gespieltem Jazz. Das Resümee lautete also: Das Wiener Kaffeehaus wandelt sich ständig und bleibt doch immer gleich. Und dann geht es nach München. Dort angekommen konstatiert der Sprecher herrlich zweideutig: „Wir sind natürlich gebührend beeindruckt … wir vergleichen, oft noch viel stärker beeindruckt alle Preise. Aber obwohl wir wissen, dass wir nur knappe 500 Kilometer von daheim entfernt sind, fühlen wir uns manchmal fremd, beinahe wie wirklich im Ausland.“ Aber warum nur? Nun, der Münchner Kaffee ist, um es vorsichtig auszudrücken, „gesünder als wir ihn gerne trinken möchten“.
    Was für eine nette Umschreibung dafür, dass dem Wiener der Münchner Kaffee schlicht zu dünn ist. Da geht er dann doch lieber ins Hofbräuhaus und trinkt Bier und hört Blasmusik. Gefilmt werden dort doch tatsächlich Einheimische beim Ratschen, Tratschen, Schwadronieren und Kartenspielen. Und sie trinken Bier aus steinernen Krügen mit einem Liter Inhalt, einer Maß halt, und essen dazu vielleicht einen aufgeschnittenen Rettich, einen Radi, und dazu eine Brezen. Touristen aber sind im Hofbräuhaus keine zu sehen – damals noch, im Jahr 1962. (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-PremiereFr 04.10.2019ARD-alpha

Sendetermine

Mo 16.11.2020
15:40–16:00
15:40–
Sa 14.11.2020
23:10–23:30
23:10–
Fr 13.11.2020
21:40–22:00
21:40–
So 06.10.2019
00:10–00:35
00:10–
Fr 04.10.2019
21:40–22:05
21:40–
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