Staffel 9, Folge 1

  • 47. Fehler und Irritation

    Staffel 9, Folge 1 (43 Min.)
    Der 22-jährige Maler Ferdinand Dölberg ist bereits erfolgreich auf dem Kunstmarkt vertreten. Der Film zeigt ihn zwischen Atelierarbeit und Kunstaktionen mit seinem Bruder Milan. Ferdinands Werke sind Ausdruck von Irritationen und hinterfragen das System, in dem wir leben. Mit seinem Bruder teilt er ein unkonventionelles Lebenskonzept, und sie erschaffen sich ihre eigene Fiktion. Dazu gehören sowohl die roten Fingernägel, die selbst gestochenen Tätowierungen, aber auch ihre Musikband und das Kunstprojekt eines Raketenstarts, das sie akribisch vorbereiten.
    Es ist eine besondere Beziehung – in der Kunst und im Leben -, die die Brüder haben, obwohl Milan sich außer um die Kunst noch um eine Familie mit zwei kleinen Kindern kümmern muss. Sein alltäglicher Stress wirkt wie weggeblasen, wenn er bei Ferdinand ist und sie als #popkornbrueder ihre dadaistischen Performances planen und durchführen. Die Brüder studieren beide noch an der Universität der Künste in Berlin und teilen sich ein großes Atelier. Außer über ihre Kunst kreisen ihre Gespräche oft um die Erinnerungen an ihren früh verstorbenen Vater.
    Während die beiden offen über ihre Trauer und Zweifel im Leben reden, äußert sich Ferdinand nur wenig über seine Kunstwerke an der Wand. Sie sprechen aus sich heraus, sie brauchen keinerlei Erklärung oder Rechtfertigung, sondern sind Ausdruck seiner inneren Bilder und seines Empfindens: Fragen zur eigenen Verortung innerhalb von sozialen Gefügen, zu zwischenmenschlichen Beziehungen sowie das Hinterfragen von Individualität sind Hauptgegenstand seiner Malereien und Zeichnungen.
    Fiktive Figuren, maskenhafte Gesichter und absurde Körperformen mit wechselnden Geschlechteridentitäten ziehen sich motivisch durch seine Werke. „Fehler und Irritation“ ist ein Film über unkonventionelle Lebensentwürfe, über künstlerische Perspektiven und Prozesse, die nicht immer schmerzfrei sind. Und darüber, dass es möglich ist, sich einer Gesellschaft, die auf Ökonomie und Automatismus getrimmt scheint, zu entziehen. Elke Lehrenkrauss über ihren Film: „Ferdinand wusste schon mit 16 Jahren, dass er in seinem Leben malen will, und so
    studiert er Malerei und wurde Maler.
    Seine Klarheit und Leidenschaft fasziniert mich. Ebenso wie seine Werke und die Art, wie sie die Sicht eines jungen Menschen auf unsere Gesellschaft widerspiegeln. Alles, was Ferdinand schafft, kommt aus ihm heraus. Doch wie kommt es da rein? Es sind die Dinge, die sich erahnen lassen, aber nicht klar aussprechbar sind, da sie anders kommuniziert werden. Dies filmisch zu erfassen, empfinde ich als reizvoll. Die zwei Brüder gestalten nicht nur ihre Bilder, sondern auch ihr Leben mit viel Phantasie.
    Und doch geht das nicht ausschließlich, denn Kunst will auch verkauft werden, um davon leben zu können. Diesen Spagat scheint Ferdinand zu meistern – und dennoch plagen ihn Alpträume und Existenzängste. Denn der künstlerische Prozess ist nie ein leichter. Er ist eine ständige Suche, oft auch persönlich, begleitet von Irritationen, Entdeckungen und Irrungen. Unser Film versucht, diese zu beobachten, ohne zu bewerten, und die Dinge, die in Ferdinands Leben von emotionaler Wichtigkeit sind, zu benennen.
    Die Brüder entziehen sich durch ihre Art und ihr Äußeres der Definition des klassischen Männerbildes. Ebenso beeindruckt hat mich ihre besonders liebevolle Beziehung, ihre tiefe Vertrautheit und Verbundenheit auf mehreren Ebenen. Die große Liebe zu ihrem verstorbenen Vater und Trauer um ihn berührten mich sehr und öffneten mir einen Zugang zu ihnen. An anderer Stelle empfand ich es anfänglich schwer, mich voll auf ihre Welt einzulassen – damit meine ich besonders ihre Performances, den fiktiven Raketenstart. Was soll das, wozu? Es macht keinen Sinn und ist nur Spiel und ist nicht – real.
    Darin bestand für mich die Herausforderung: etwas zu begleiten und filmisch aufzubereiten, was auf den ersten Blick keinen Sinn macht. Aber dann auf den zweiten umso mehr: Denn es reflektiert die Weltanschauung und Lebenseinstellung meiner Protagonisten. Es ist ihre Realität. Und diese empfinde ich als eine sehr wohltuende.“ Elke Margarete Lehrenkrauss studierte an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM). 3sat zeigte bereits ihren Abschlussfilm „Die Heilige Kubas“ (2014). Ihr erster langer Film war „Lovemobil“ (2020). (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 29.11.20213satDeutsche Online-PremiereSo 28.11.2021ZDFmediathek

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Sendetermine

Di 19.09.2023
05:37–06:20
05:37–
Mo 29.11.2021
22:31–23:14
22:31–
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