Staffel 10, Folge 1–8

Staffel 10 von „Ab 18!“ startete am 13.11.2022 in der 3sat-Mediathek und in der ZDFmediathek und am 14.11.2022 auf 3sat.
  • Staffel 10, Folge 1
    Nach seiner Abschiebung aus Deutschland jobbt Emrah auf einer Baustelle in Belgrad. Noch immer hat er keinen festen Wohnsitz und keine Papiere. Aber er hofft auf das Glück. Fortsetzung des „Ab 18!“-Films „Bella Palanka“ (2018) über einen charismatischen jungen Roma, der wegen mehrerer Delikte aus Deutschland ausgewiesen worden war und sich nun in Serbien als Tagelöhner verdingt. Doch sein Überlebenswille ist weiterhin ungebrochen. Mehr als vier Jahre nach dem ersten Kennenlernen besuchen Johanna Bentz und ihre Kamerafrau Julia Schlingmann Emrah erneut in Serbien. Mittlerweile lebt Emrah mit seinem Kumpel Rocki, der ebenfalls in Deutschland aufgewachsen ist, in einem möblierten Zimmer in der serbischen Haupstadt Belgrad. Im Sommer, wenn es Arbeit für ungelernte Hilfsarbeiter auf den Baustellen gibt, kommen die beiden einigermaßen über die Runden. Nur im Winter, wenn die Jobs knapp sind und kein Geld mehr für Miete und Kohle da ist, wird es schwierig.
    Manchmal überlegen sie, nach Deutschland zurückzukehren. Möglicherweise aber kommt das Glück irgendwann auch nach Belgrad, so ist ihre Hoffnung. Auch träumt Emrah noch immer davon, einmal in seinem Leben richtig Urlaub machen zu können.
    Johanna Bentz wurde in München geboren. Sie studierte von 2006 bis 2012 an der Filmakademie Baden-Württemberg. Ihre Filme „Drei Frauen für Toni“ (2010) und „Die Verführungskünstler“ (2013) wurden mit dem „Caligari“-Förderpreis ausgezeichnet. Außerdem erhielt sie 2013 den Baden-Württembergischen Filmpreis. Seit 2012 arbeitet sie als Autorin und Regisseurin für Film und Radio. Ihre „Ab 18!“-Produktion „Bella Palanka“ war 2019 für den Grimme-Preis nominiert worden. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.11.20223satDeutsche Online-PremiereSo 13.11.20223sat-Mediathek / ZDFmediathek
  • Staffel 10, Folge 2
    Joe Boots scheint in seinem neuen Leben als Künstler in Detroit angekommen zu sein. Doch dann droht ihn ein Diebstahl aus der Bahn zu werfen. Fortsetzung des erfolgreichen „Ab 18!“-Films „Joe Boots“ (2017) über einen jungen US-Kriegsveteranen, der an den Folgen seines Einsatzes im Irak leidet und bis heute um seine mentale und wirtschaftliche Stabilisierung kämpfen muss. Nach langem Ringen hat Joe vom US-Militär eine Invalidenrente zugesprochen bekommen und kann sich nun eine eigene Wohnung leisten. Er ist von Pittsburgh nach Detroit gezogen und als Künstler tätig – eine Entwicklung, die auch mit Erfahrungen zu tun hat, die er als Protagonist des Dokumentarfilms „Joe Boots“ machen konnte: Nach der Tour mit dem Film hatte Joe ein „artist in residence“-Stipendium am Otto-Pankok-Museum in Hünxe, Deutschland, erhalten.
    Das Material für seine Collagen stammt aus den vielen vom Verfall bedrohten Häusern, die nach dem Niedergang der Autoindustrie in Detroit leer stehen. Eines dieser Häuser will Joe kaufen, um dort gemeinsam mit Freunden ein Zentrum für Künstler aufzubauen. Zudem bereitet er eine erste eigene Ausstellung vor. Doch bei einem abendlichen Konzertbesuch wird ihm sein Auto gestohlen, in dem sich fast alle seine Kunstwerke befinden. Für Joe beginnt eine Odyssee auf der Suche nach seinem gestohlenen Van, die ihn psychisch an seine Belastungsgrenze bringt und seine posttraumatische Störung triggert.
    Der deutsche Filmemacher Florian Baron hat seit den Dreharbeiten in 2016 zu seinem Film „Stress“ über junge US-Kriegsveteranen Kontakt zu Joe Boots gehalten und ihn zusammen mit dem Kameramann Johannes Waltermann im November 2021 und Mai 2022 erneut in seinem Alltag begleitet.
    Florian Baron, Jahrgang 1984, studierte an der Filmuniversität Potsdam Regie. Sein langer Debütfilm „Stress“ wurde bei „DOK Leipzig“ 2018 in der „Next Masters Competition“ mit dem Förderpreis der DEFA-Stiftung ausgezeichnet. Für seinen Kurzfilm „Joe Boots“ erhielt er unter anderem die „Große Klappe“ der Duisburger Filmwoche 2017 sowie den Deutschen Menschenrechtsfilmpreis 2018. Florian Baron lebt und arbeitet in Berlin. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.11.20223satDeutsche Online-PremiereSo 13.11.20223sat-Mediathek / ZDFmediathek
  • Staffel 10, Folge 3 (44 Min.)
    Lale arbeitet seit acht Jahren als Model. Doch die Arbeit an der Oberfläche erschöpft sie. Sie hat die Idee, sich virtuell klonen zu lassen. Ihr Avatar soll für sie arbeiten. Die Idee ist verlockend. Mit Freunden und Experten bespricht sie Chancen und Risiken, während sie weiter zu Shootings reist. Dann entschließt sie sich, einen digitalen Scan machen zu lassen: Ihr Klon entsteht vor ihr auf dem Bildschirm. Die echte Lale könnte, statt auf Reisen zu gehen, etwas anders machen, könnte endlich eine Pause von der Selbstoptimierung einlegen: Immer öfter stellt sie sich die Frage, wer oder was sie wäre, wenn sie einfach aufhören würde, so hart an sich selbst zu arbeiten.
    Der Motiondesigner Vinzent, der ihren Körper und ihre Mimik in 3D dupliziert, muss noch viele Details nacharbeiten. Aber das Ergebnis ist eine digitale Lale, die lacht, aussieht, geht und spricht wie die echte Lale. Der einzige Unterschied ist, dass diese Lale nicht älter wird, immer arbeitet und niemals Hunger hat.Während nach und nach in klar komponierten Bildern die Science-Fiction-artige Schöpfung der zweiten Lale entsteht – von der fotogrammetrischen Vermessung bis zum Wiederaufbau der Hautporen und der Haarstruktur -, zeigt das ungeschönte Videotagebuch Lales ihr Leben zwischen Höhen und Tiefen. Am Ende kommt es zu einer Begegnung. Die Grenzen zwischen der physischen und der virtuellen Welt verschwimmen. Dem Auge ist nicht mehr zu trauen: Wer ist die echte Lale, wer der Avatar? Und: Bringt all das wirklich die lang ersehnte Freiheit für die echte Lale?
    Director’s Statement von Katherina Pethke: „Als Lale von der Idee erzählte, sich virtuell klonen zu lassen, schwankte ich zwischen Unglaube und Faszination: Auf der einen Seite dachte ich, das Ganze sei moralisch höchst fragwürdig, und auf der anderen Seite wollte ich sofort wissen, wie das denn gehen kann, wie es aussieht und ob das überhaupt funktioniert: ein digitaler Clone, der sich bewegt und agiert wie sein menschliches Vorbild. Um Lale kennenzulernen und einen Einblick in ihre Wirklichkeit zu bekommen, gaben wir ihr eine Kamera mit – mit dem Auftrag, ein Videotagebuch zu erstellen. Das Ergebnis überraschte uns: Es war ehrlich und reflektiert, offen und spannend und ganz das Gegenteil von der auf Hochglanz polierten Welt, in der Lale sich professionell bewegt.
    Auf Produktionsseite war es dann etwas komplizierter: Was vorher Gedankenspiel war, sollte plötzlich in der Realität umgesetzt werden. Was mich dabei vor allem interessierte, war die grundlegende Frage, was denn (schon ohne Avatar) an Lale und dem, was sie seit acht Jahren als tägliche Arbeit verrichtet, ‚echt‘ ist und was nicht. Handelt es sich bei den Bildern wirklich um sie? Die nächste Frage war: Wenn es tatsächlich bald soweit sein sollte, dass jeder (so die Vision von Zuckerberg für das neue Meta) einen eigenen Avatar von sich erstellt – was haben dann die ‚Quelle‘, also die eigentliche Person und die abgebildete, nun bald eigenständig agierende Avatar-Person, miteinander gemein – und muss nicht zwangsläufig eine Unterscheidung gemacht werden?
    Zu diesem Zeitpunkt gibt es mehr offene Fragen als Antworten: Die philosophische Körper-Geist-Frage steht den ganz konkreten ethischen und noch zu lösenden rechtlichen Problemen gegenüber. Fragen, mit denen wir uns dringend beschäftigen sollten, bevor der Unterschied zwischen real und virtuell tatsächlich nicht mehr wahrnehmbar ist! (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.11.20223satDeutsche Online-PremiereSo 13.11.20223sat-Mediathek / ZDFmediathek
  • Staffel 10, Folge 4
    Johanna Klug, 27, arbeitet als Sterbe- und Trauerbegleiterin. Die intensive Befassung mit dem Tod hat ihr Leben positiv beeinflusst. Der Dokumentarfilm begleitet Johanna Klug im Spannungsfeld dieser Arbeit, mit der sie inzwischen auch in verschiedenen Medien präsent ist, und ihres Alltags einer lebensfrohen jungen Erwachsenen in Berlin zwischen Doktorarbeit und Feiern mit Freunden. Johanna Klug steckt mitten in ihrer Doktorarbeit zum Thema „Patientenautonomie bei todkranken Kindern“ und hat gerade ihr zweites Sachbuch veröffentlicht.
    Mit 20 Jahren hatte sie angefangen, sterbende Menschen zu begleiten: „Seitdem lässt mich die Thematik um Sterben, Tod und Trauer nicht mehr los. Es war das Bedürfnis nach direkten, aufrichtigen und echten Begegnungen mit Menschen“, so Johanna. Diese Intensität der Begegnung findet sie nicht nur im Hospiz, wo sie unter anderem eine alte Dame und eine herzkranke junge Frau begleitet, oder bei ihren Ausflügen mit einem Mädchen, das um seine verstorbene Schwester trauert, sondern auch beim ausgelassenen Tanzen und Feiern mit ihren Freunden.
    Der Filmemacher Sobo Swobodnik, sein Editor Manuel Stettner und der Musiker Elias Gottstein haben in enger Zusammenarbeit mit Johanna Klug ein assoziatives dokumentarisches Porträt gezeichnet, das einem besonderen Lebenskonzept nachspürt, in dem Leben und Tod selbstverständlich und gleichwertig nebeneinanderstehen und das den Tod als elementaren Teil des Lebens versteht.
    Sobo Swobodnik, Jahrgang 1966, hat nach Schauspielstudium, Regiearbeiten im Theater und neben seinen Arbeiten als Journalist und Schriftsteller bereits mehrere Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme realisiert. Für „Der Papst ist kein Jeansboy“ wurde er 2012 mit dem „Max Ophüls Preis“ für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.
    Im gleichen Jahr erhielt sein Film „Unplugged: Leben Guaia Guaia“ auf dem Filmfest München den Publikumspreis. Damit begann seine Zusammenarbeit mit dem Musiker Elias Gottstein, Jahrgang 1989. Ihre gemeinsamen Filme wurden mit dem Dokumentarfilmmusikpreis ausgezeichnet („6 Jahre, 7 Monate und 16 Tage – Die Morde des NSU“, 2017) beziehungsweise mehrfach nominiert („Bastard in Mind“, 2019, und „Klassenkampf“, 2021). Für ihren Film „See you“ aus der Reihe „Ab 18!“, den sie gemeinsam mit dem Editor Manuel Stettner gestalteten, erhielten sie 2019 den „Robert Geisendörfer Preis“. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.11.20223satDeutsche Online-PremiereSo 13.11.20223sat-Mediathek / ZDFmediathek
  • Staffel 10, Folge 5
    Sein Debütalbum handelt vom Leben an Berlins Stadtrand, in der Hochhaussiedlung Gropiusstadt. Davor hatte Luvre47 nur eine kleine Fangemeinde. Aber nun kommt der Rapper richtig heraus. In einer eingängigen Mischung aus Wut und Melancholie erzählt Luvre von der eigenen Karriere als Schulabbrecher, von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und anderen Delikten, die einige seiner Kumpels damals ins Gefängnis, ihn jedoch zur Musik brachten. Die Regisseurin Simone Catharina Gaul begleitet den jungen Berliner, der mittlerweile bei einem großen Musiklabel unter Vertrag ist, von den Studioaufnahmen bis zur großen Release-Party in Anwesenheit der Mutter. Sie streift mit ihm durch die markanten Häuserschluchten, die mit der U-Bahn nur zehn Minuten vom trendigen Neukölln liegen, auch wenn in der Trabantenstadt ein deutlich anderer Wind weht.
    Durch den einst hohen Anteil an Sozialwohnungen von 90 Prozent war hier bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren ein Rückzugsort für all die Familien entstanden, die sich im Rest der Stadt die Miete nicht leisten konnten. Seit den 1980er-Jahren hatte er sich zum „sozialen Brennpunkt“ entwickelt, den Christiane Felscherinow 1978 bereits in ihrem Bestseller „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ beschrieben hatte.
    Doch Luvre sieht diese Gemengelage auch als Chance: „Hier lernt man Zusammenhalt. Das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben ist“, sagt Luvre abgeklärt mit Ende 20. In seinen Künstlernamen „Luvre47“ hat er die alte Postleitzahl des Bezirks als Reverenz an seinen Stadtteil aufgenommen.
    Simone Catharina Gaul ist Regisseurin für Dokumentarfilme und Journalistin für „Zeit Online“. Nach einer deutsch-französischen Schulzeit schrieb sie viele Jahre für die „Stuttgarter Zeitung“ und studierte Romanistik und Politik in Stuttgart und Paris. Anschließend studierte sie Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg mit Schwerpunkt Dokumentarfilm.
    Ihr Diplomfilm „Bintou“ wurde in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ für den „First Steps Award“ nominiert und lief weltweit auf zahlreichen Festivals. Premiere feierte er 2014 auf dem „Hot Docs“-Festival in Toronto. „Die neuen Kinder von Golzow“ feierte 2017 auf dem „DOK Leipzig“ Premiere und hat mehrere Preise gewonnen. Simone Catharina Gaul hat eine kleine Tochter und lebt in Berlin.3sat zeigt den Dokumentarfilm „Luvres Release“ im Rahmen der Reihe „Ab 18!“, in der Regisseurinnen und Regisseure mit außergewöhnlichen filmischen Handschriften Geschichten vom Erwachsenwerden erzählen. Redaktionshinweis: Am Montag, 5. Dezember, ab 22:25 Uhr zeigt 3sat drei weitere Filme der Dokumentarfilmreihe „Ab 18!“ in Erstausstrahlung. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.11.20223satDeutsche Online-PremiereSo 13.11.20223sat-Mediathek / ZDFmediathek
  • Staffel 10, Folge 6
    Die Bloggerin Shammi wurde als Freiheitsaktivistin in Bangladesch mit dem Tod bedroht. Heute arbeitet sie als Reporterin für die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands in Berlin. „Reporter ohne Grenzen“ hatte ihr 2015 zu einer dramatischen Flucht verholfen. Danach erlebte Shammi eine Art Verwandlung, die sie im Rückblick als glücklich beschreibt. Deutschkurs und ein anschließendes Journalistenstipendium hatte sie im Eiltempo absolviert. Der Filmemacher Shaheen Dill-Riaz hat die junge Frau seit ihrer Flucht immer wieder begleitet und ihren Tatendrang verfolgt. Es scheint, als ob dieses eine Leben kaum ausreichen würde, an all den Fronten zu kämpfen, die Shammi Haque wichtig sind. In Berlin setzt sie sich mittlerweile auch für die Belange der Queer-Community aus Bangladesch ein, die wie sie hier im Exil lebt und deren Mitglieder mit ihr auf dem Balkon alte Volkslieder aus der Heimat singen.
    Beim Spaziergang mit ihrem Freund auf dem Tempelhofer Feld erinnert sie sich mit Wehmut an die Reisfelder ihres Herkunftslandes – wohlwissend, dass diese unerreichbar für sie geworden sind. Zurzeit bemüht sie sich um einen deutschen Pass, damit sie ihre Familie zumindest als Touristin besuchen kann.
    Shaheen Dill-Riaz wurde 1969 in Dhaka, Bangladesch, geboren. Er war Mitorganisator des „International Short Film Festival Dhaka“ und arbeitete als Filmjournalist in Bangladesch. 1992 kam er über ein Kulturstipendium des Goethe-Instituts Berlin nach Deutschland. Nach einem Studium der Kunstgeschichte an der FU Berlin begann er 1995 ein Kamerastudium an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf.Für seine Dokumentation „Eisenfresser“ über Schiffsabwrackung bei Chittagong in Bangladesch erhielt er 2010 einen Grimme-Preis, ebenso 2012 für die 3sat-Produktion „Der Vorführer“ innerhalb der Reihe „Fremde Kinder“. Für seinen Dokumentarfilm „Fernglück“, der ebenfalls für 3sat entstand, war er 2015 zur Zeit der fundamentalistischen Unruhen nach Bangladesch gereist, wo er Shammi das erste Mal mit der Kamera begegnete. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.12.20223satDeutsche Online-PremiereSo 13.11.20223sat-Mediathek / ZDFmediathek
  • Staffel 10, Folge 7
    Der rassistische Mordanschlag von Hanau hat die Frage, wer eigentlich zu dieser Gesellschaft gehört, für eine Gruppe junger Erwachsener zu einem existenziellen Thema gemacht. Am 19. Februar 2020 haben Nesrin, 20, Serkan, 24, und Carlos, 25, ihren großen Bruder und Freund Ferhat verloren. Ferhat Unvar war einer der Menschen, die bei dem rechtsextremen Terrorakt getötet wurden. Welchen Umgang haben sie mit dem Trauma gefunden? Der Dokumentarfilm von Marcin Wierzchowski begleitet Nesrin, Serkan, Carlos und ihren Freundeskreis, die Teil einer Bildungsinitiative für Empowerment- und Aufklärungsarbeit gegen Rassismus geworden sind.
    Diese hatten sie mit Ferhats Mutter Serpil am 14. November 2020 gegründet – Ferhat Unvars 24. Geburtstag. Der Tag, an dem Ferhat starb, hat alles für sie verändert. Bis heute sind viele Fragen zum Tathergang und den Umständen ungeklärt, und auch der Umgang der Behörden mit den Betroffenen und Angehörigen hat tiefe Wunden hinterlassen. Gemeinsam mit dem Theaterregisseur Bassam Ghazi beginnen sie, an einem Stück zu arbeiten, das ihrer Trauer und Wut Ausdruck verleihen und ihren Erinnerungen an Ferhat gerecht werden soll.
    Der Frankfurter Filmemacher Marcin Wierzchowski hat seit dem Tag des Anschlags in Hanau gefilmt. Für seinen Dokumentarfilm „Hanau – Eine Nacht und ihre Folgen“ wurde er mit dem Grimme-Preis 2022 ausgezeichnet. Marcin Wierzchowski kennt seine Protagonistinnen und Protagonisten seit dem Tag des Anschlags. Über zwei Jahre hat er eine große emotionale Nähe zu ihnen herstellen können und hat sie bei der Entwicklung und Aufführung des Theaterstücks begleitet, das im Sommer 2022 auf Kampnagel in Hamburg seine Premiere feierte. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.12.20223satDeutsche Online-PremiereSo 13.11.20223sat-Mediathek / ZDFmediathek
  • Staffel 10, Folge 8
    Zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine wird Valeria durch sarkastisch-humorvolle TikTok-Videos zum Gesicht der jungen Kriegsgeneration. Dann flieht sie nach Italien. Ihre Videos aus dem Luftschutzkeller hatten Millionen von Followern. In Italien wird Valeria Shashenok, bekannter als @valerisssh, wie ein Star behandelt. Sie ist im TV präsent und veröffentlicht ein Buch. Aber ihre Posts sind nun weniger spektakulär. In Italien findet Valeria kaum Anschluss. Auch nehmen die Negativkommentare zu ihren Clips zu, die Zahl der Follower sinkt drastisch. Sie zieht zu der Familie ihres nach Deutschland geflohenen Bruders, die bei einer Gastfamilie bei Nürnberg untergekommen ist. Dort fühlt sie sich erstmals etwas zu Hause. Aber es wirkt, als habe sie ihr Momentum verloren.
    Da entschließt sie sich, auf der ewigen Jagd nach viralem Content, für zwei Monate nach Berlin zu gehen, und sie wird vom europäischen Parlament eingeladen. Gleichzeitig reift der Plan, in ihre Heimat zurückzukehren.
    Die junge Autorin Nicola Fegg, die noch an der Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) studiert, ist durch die TikTok-Videos von Valeria früh auf sie aufmerksam geworden und hat gleich nach deren Flucht Kontakt mit ihr aufgenommen.
    Anhand von Valerias Geschichte wird nicht nur deutlich, wie eine junge Generation, die vornehmlich durch die Linse ihrer Smartphones auf die Realität schaut, den Krieg und seine Folgen wahrnimmt, sondern auch erzählt, wie das anfängliche Interesse an den Kriegsgeschehnissen und die Solidarität mit den Geflüchteten abnehmen und der Krieg zu etwas Alltäglichem werden. Valeria bekommt dies auch durch Kritik an ihren Videos zu spüren, in denen sie als „Kriegs-Profitörin“ beschimpft wird.
    Ihre Haltung zu den sozialen Medien wandelt sich, speziell zu TikTok, auch wenn sie weiter präsent bleiben möchte. Valeria steht in dem Zwiespalt, ihr Leben als Influencerin in Westeuropa gestalten zu können und als das Gesicht der jungen ukrainischen Generation herumgereicht zu werden, während sie mit Trauer und Gewissensbissen zu kämpfen hat und ein großer Teil ihrer Familie weiterhin in der Ukraine lebt.
    Nicola Fegg vollzieht anhand von sparsam eingesetzten Videos, die Valeria von ihrem gegenwärtigen Leben für diesen Film dreht, von Archivmaterial, das ihre Medienpräsenz zeigt, und von selbst gedrehten Beobachtungen Valerias Werdegang nach. So wird erfahrbar, wie Valeria auf die ihr fremden Umgebungen reagiert und doch weiter Kontakt zu ihrer Familie hält. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.12.20223satDeutsche Online-PremiereSo 13.11.20223sat-Mediathek / ZDFmediathek

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