Staffel 11, Folge 1–6

Staffel 11 von „Ab 18!“ startete am 11.03.2024 in der 3sat-Mediathek und in der ZDFmediathek und am 18.03.2024 auf 3sat.
  • Staffel 11, Folge 1 (30 Min.)
    Milena im Vorwärtsgang in Bangkok. – Bild: ZDF und Anna Sarukhanova.
    Milena im Vorwärtsgang in Bangkok.
    Mit dem Krieg gegen die Ukraine fühlt sich die erfolgreiche Casting-Direktorin Milena plötzlich wie im falschen Film. Sie flieht aus Moskau und versucht, zu helfen. Von Georgien aus gründet die junge Russin eine Hilfsorganisation, die ukrainische Krebspatienten ins europäische Ausland vermittelt. In nur einem Jahr beschleunigt sich unversehens ihr Leben – für eine digitale Nomadin fast eine Selbstverständlichkeit. Die eigene Großmutter lebt noch in der Ukraine, die Mutter als Putin-Getreue in Moskau. Während Milena Hilfe für kranke Menschen organisiert, hört sie die Bombeneinschläge neben dem Haus der Großeltern bei Kiew – ihnen kann sie nicht helfen.
    Mit 21 Jahren fühlt sie sich zunehmend erschöpft und unerwünscht, zumal Russen in Tiflis keine Sympathie entgegengebracht wird. Woher aber sollen die Menschen auf der Straße wissen, dass Milena zwar Russin ist, aber mit Putins Angriffskrieg nichts zu tun haben möchte? Milenas nächste Station wird Bangkok sein, um eine weitere Stufe auf der Karriereleiter zu erklimmen. Wie so viele junge Menschen wird sie „from remote“ am Computer arbeiten. Ob sie noch in einem Jahr dort sein wird, stellt sie sich selbst als Frage. Milenas Schicksal steht exemplarisch für das vieler junger Russinnen und Russen, die sich in ihrer Identität zerrissen und in ihren Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt fühlen, selbst wenn sie das Glück haben, nicht in den Krieg ziehen zu müssen.
    Die Regisseurin Anna Sarukhanova erzählt von dieser Rastlosigkeit, Heimatlosigkeit und Ungeduld mit beiläufiger Empathie und starken Bildern. Sie beschreibt mit ungewöhnlicher Leichtigkeit das Lebensgefühl einer ganzen Generation in einer Welt im Umbruch. Als Regisseurin hatte die Georgierin, die zurzeit in London lebt, bereits 2016 auf dem Filmfestival in Locarno mit ihrem Kinofilm „Till the End of the Day“ debütiert und 2018 am Talent-Campus der Berlinale teilgenommen. 2021 veröffentlichte sie ihren Spielfilm „Inconceivable Light“. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.03.20243satDeutsche Online-PremiereMo 11.03.20243sat-Mediathek / ZDFmediathek
  • Staffel 11, Folge 2 (40 Min.)
    Leonard (links) bei der Probe eines Theaterstücks zusammen mit seiner Schauspielpartnerin Florentine.
    Als bei Leonards Geburt Glasknochen festgestellt wurden, gab man ihm eine Lebenserwartung von einem Jahr. Heute ist er Mitte 20, Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler. Leonard ist kleinwüchsig, läuft im Rollstuhl, und sein Körper ist anders. Aber er lebt selbstständig und hat eine starke Ausstrahlung und Ziele, die manchmal über seine körperlichen Möglichkeiten hinauszugehen scheinen und die trotzdem erreichbar sind. Regisseurin Ira Tondowski zeigt Leonards Energie, Ausstrahlung und Kommunikationstalent in alltäglichen, beruflichen und privaten Situationen und stellt diesen Beobachtungen stilisierte, nachdenkliche Szenen gegenüber, in denen sich Leonard zu Aufnahmen aus seinem Familienarchiv an Momente seiner Kindheit erinnert und über sein Körpergefühl spricht.
    Director’s Statement: „In unserer Zusammenarbeit an diesem Film habe ich nicht nur Leonards spezifische Perspektive auf unsere Welt erleben dürfen, sondern auch die Vielfalt, der wir uns als normative Gesellschaft verschließen, wenn wir Menschen mit Behinderung nicht teilhaben lassen.
    Als eine Regisseurin Leonard als Hauptdarsteller in ihrem Kurzfilm besetzen will, heißt es von der Filmausfallversicherung der Produktion: ‚Eine Person mit Glasknochen versichern wir nicht.‘ Auch die sich selbst als so progressiv empfindende Filmbranche ist zutiefst ableistisch. Ein Ableismus, der viel mit Unwissen zu tun hat, mit Schubladendenken. In Film und Medien sind Menschen mit Behinderung nach wie vor massiv unterrepräsentiert. Leonard lebt ein Leben gegen diese Unsichtbarkeit. Dieser Film will den Reichtum, die Schönheit und Sinnlichkeit, die Weisheit, gesellschaftliche Relevanz, kurz, die Selbstverständlichkeit dieses Lebens mit möglichst vielen Menschen teilen.“ Ira Tondowski arbeitet seit 20 Jahren als Autorin und Regisseurin, als Produzentin teils preisgekrönter Filme sowie als Dozentin an der Internationalen Filmschule Köln (ifs).
    Zuletzt realisierte sie für die Reihe „Ab 18!“ den Dokumentarfilm „Ich will Gerechtigkeit!“ (zusammen mit Nuray Şahin, 2019). Ins Jahr 2024 startete sie mit den Vorbereitungen ihres Spielfilmdebüts. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.03.20243satDeutsche Online-PremiereMo 11.03.20243sat-Mediathek / ZDFmediathek
  • Staffel 11, Folge 3 (35 Min.)
    Im Wald begegnet Puck (links) ihrer Schöpferin (rechts).
    Puck lebt und arbeitet als Künstlerin, Aktivistin und Sexarbeiterin in Berlin. Dort tritt sie in alternativen Pornoproduktionen und queeren, sex-positiven Perfomances auf. Inszeniert als dokumentarisches Märchen und entstanden als enge künstlerische Zusammenarbeit zwischen Puck und der Regisseurin Maja Classen, gewährt der Film Einblicke in Pucks Leben und Arbeiten, ihre Inspirationen, Erfahrungen und Ängste. Dabei ist Puck nicht ihr bürgerlicher Name, sondern eine Figur, die sie geschaffen hat und in die sie während ihrer Performances hineinschlüpft.
    Während Puck selbstbewusst auftritt, zeigt sich Pucks Schöpferin unsicher und verletzlich. Im Film reflektiert sie die Diskrepanz zwischen sich selbst und der Kunstfigur, die oft missverstanden, verurteilt und fetischisiert wird und der Geschlechterrollen zugewiesen werden, die sie nicht verkörpern will. Pucks Aktivismus besteht darin, sich als Woman of Colour sichtbar zu machen und sich als Teil von Bildern zu inszenieren, aus denen Körper wie der ihre traditionell ausgeschlossen wurden. So wagt sie sich auch an kontroverse Positionen, wie zum Bespiel das Recht, als passiv-unterwürfige Figur in einem BDSM-Kontext („Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism“) aufzutreten, ohne sich aufgrund ihrer Hautfarbe dafür rechtfertigen zu müssen.
    Ein ebenso offener wie sensibler Umgang mit Fragen zu den Themen „Race“ und „Gender“ sind ihr wichtig. „A Body Like Mine“ wurde 2023 als „Best German Documentary Film“ beim „Doc.Berlin Documentary Film Festival“ ausgezeichnet. Die in Berlin lebende Filmemacherin Maja Classen ist Absolventin der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf.
    Ihr erster Dokumentarfilm war ein Porträt der Berliner Clubszene der frühen 2000er-Jahre, der erfolgreich auf zahlreichen Festivals lief und bis heute als wichtiges Porträt der damaligen elektronischen Musikszene gilt. Neben ihrer Arbeit als Regisseurin unterrichtet Maja Classen seit 2008 Dokumentarfilm an verschiedenen Film- und Kunsthochschulen. Filme (Auswahl): „Feiern“ (2006), „Osdorf“ (2007), „24h Berlin“ (2009), „Plötzlich ist die Welt ganz klein“ (2016), „Truth or Dare“ (2023). (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 18.03.20243satDeutsche Online-PremiereMo 11.03.20243sat-Mediathek / ZDFmediathek
  • Staffel 11, Folge 4 (45 Min.)
    Christin (rechts) lebt schon länger in der betreuten Lebensgemeinschaft Seewalde. Sie zeigt Lilli (links) die Umgebung.
    Lilli, eine junge Frau mit Behinderung, lebt bisher bei ihren Eltern. Sie steht vor einer großen Veränderung: dem Umzug in eine betreute Lebensgemeinschaft. Lilli ist eine fröhliche, lebenshungrige junge Frau, aber sie ist sehr betreuungsbedürftig und braucht im Alltag auch für einfache Tätigkeiten Anleitung. Der Dokumentarfilm begleitet sie dabei, wie sie sich in der neuen Umgebung ohne ihre Eltern zurechtfindet. Seit ihrem zweiten Lebensjahr ist Lilli durch ihre Behinderung auf die Unterstützung ihrer Mutter Yvonne angewiesen.
    Sie kann nur wenige Worte sprechen, versteht aber alles, was zu ihr gesagt wird. Sie ist ganz auf ihre Mutter und ihren Stiefvater Markus eingestellt, die mit ihr naturnah am Rand eines kleinen Dorfs in Niedersachsen leben. Nun, da Lilli 18 Jahre alt geworden ist, sehen Yvonne und Markus die Zeit gekommen, ihre Tochter loszulassen und ihr in einem anderen Umfeld neue Kontakte zu ermöglichen. Lilli zieht nach Seewalde in Mecklenburg-Vorpommern in eine Lebensgemeinschaft für Menschen mit Behinderungen. Für Lilli ist es ein Schritt in eine für sie unbekannte Welt ohne Eltern, mit neuen Anforderungen, aber auch Entfaltungsmöglichkeiten – ein neues Leben, das sie sich erobern muss.
    Die Autorin Rosa Hannah Ziegler („A Girl’s Day“, „Ab 18! – Du warst mein Leben“, „Familienleben“) kennt Lilli und ihre Familie schon längere Zeit, und so ist ihr eine behutsame Annährung an Lilli gelungen. Sie konnte sich auf ihre Art der Kommunikation einstellen und beobachten, welche Entwicklungsschritte sie in der neuen Umgebung machte.
    Director’s Statement von Rosa Hannah Ziegler: „Da Lilli auf ihre ganz eigene Art spricht, war die größte Herausforderung, eine filmische Form zu finden, die ihr gerecht wird, eine Ahnung von ihrer Welt vermittelt und davon was es heißt, sich mit einer eigenen Sprache durch das Leben zu bewegen. Ich habe selten eine Person getroffen, die so fröhlich, aufmerksam und liebevoll und sehr präsent im Hier und Jetzt ist. Mir ist dabei bewusst, dass das während der Drehzeit Gefundene immer eine Annäherung ist.
    Eine Interpretation dessen, wie Lilli sich in ihrer Welt bewegt. Ich entschied mich für lange beobachtende Einstellungen, um Lillis Welt näherzukommen. Lilli zeigte sich, führte uns in die Situationen, und wir folgten ihr. Eine Betreuerin aus Seewalde erzählte mir, dass sie bei der Arbeit mit den Bewohner*innen eines besonders gelernt habe: mit Verlangsamung umzugehen und sich auf den Rhythmus anderer einzulassen. Das war auch für uns eine wichtige Anregung. Es geht in diesem Film auch um Kommunikation.
    Wie kann man sich in unserer durch Sprache geformten Welt ohne Worte verständigen und annähern? Ich versuche, durch genaues Hinsehen zu ermöglichen, dass man mit sich und eigenen Vorurteilen konfrontiert wird. Der normale Alltag, vieles, was für uns selbstverständlich scheint, ist für die Bewohner*innen herausfordernd. Mich hat die liebevolle, einfühlsame Arbeit der Betreuerinnen und Betreuer in Seewalde, die für Menschen wie Lilli eine Heimat schaffen, berührt. Genauso die bedingungslose Liebe und Hingabe der Eltern, die eine Grundlage für Lillis weiteren Weg sind.“ (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.03.20243satDeutsche Online-PremiereMo 11.03.20243sat-Mediathek / ZDFmediathek
  • Staffel 11, Folge 5 (45 Min.)
    Günther beim Rodeo-Wettbewerb.
    Günther, genannt „Günni“, lebt mit seinem Vater in einer Art Bauernhof- und Reiteridylle im ländlichen Thüringen. Dort pflegen beide ihre Version des amerikanischen Traums. Auf ihrer eigenen Ranch widmen sich die beiden Cowboys vor allem dem „Roping“, bei dem Rinder wie in den Westernfilmen noch mit dem Lasso eingefangen werden. Doch ihre wahre Leidenschaft sind die echten US-Turniere. Mit 21 Jahren hätte sich Günther erstmals mit dem Vater in den USA für eine Team-Challenge anmelden können, so war der Plan.
    Ein Höhepunkt ihres eingespielten Männerbündnisses. Doch dann kam Corona. Zwischen den großen internationalen Einsätzen fordert aber ohnehin der Alltag seinen Tribut. Günni hat Landwirtschaft gelernt, er mag Tiere, weite Felder und das Landleben. Aufgewachsen bei der Mutter in der Stadt, hat er sich bewusst für die harte Arbeit auf dem Hof des Vaters entschieden. Beide sind Allrounder: Sie geben Unterricht im Lassowerfen, brutzeln selbst gemachte Hamburger, entbeinen Rinderkeulen und verkaufen im Industriegebiet der nächstgelegenen Stadt selbst gemachte thüringische Bratwürste.
    Denn die Roping-Rodeos wollen finanziert werden, und Las Vegas ist teuer. In einer Langzeitbeobachtung widmet sich das Leipziger Autorenpaar Antje Schneider und Carsten Waldbauer mit Empathie wie auch mit immer wieder aufscheinender Verwunderung über die Marlboro-Werbung-Welten mitten in Thüringen ihren beiden Protagonisten, die wie aus der Zeit gefallen scheinen. Doch die Frage, ob Günni überhaupt eine Chance gehabt hätte, einen anderen Weg einzuschlagen, beantworten beide einmütig mit einem klaren „Ja“.
    Er hätte ja auch Fußballer werden können, schlägt der Vater vor, oder auch Balletttänzer, wirft Günni ein, und beide lachen. Antje Schneider produzierte bereits lange Dokumentarfilme für das Kleine Fernsehspiel des ZDF: 2014 „Die schöne Krista“ und 2021 „Vier Sterne Plus“ mit Carsten Waldbauer als Kameramann und Stefan Kloos als Produzenten über ein Kreiskrankenhaus in Thüringen, das sich zu einem Patientenhotel wandeln sollte. Beide Filme liefen überaus erfolgreich auf Festivals. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.03.20243satDeutsche Online-PremiereMo 11.03.20243sat-Mediathek / ZDFmediathek
  • Staffel 11, Folge 6 (30 Min.)
    Raffly bei einer Wohnungsbesichtigung.
    Studium erfolgreich abgeschlossen – und nun? Bestens ausgebildet hat Raffly bereits ein lukratives Jobangebot einer großen deutschen Firma, aber weder Wohnung noch Arbeitserlaubnis. Raffly stammt aus Jakarta und hat in Berlin studiert. Mit Abschluss des Studiums muss er das Studentenwohnheim verlassen, seinen Aufenthaltsstatus und seine Arbeitserlaubnis neu klären. Eine Odyssee durch den Behördendschungel und Wohnungsmarkt beginnt. Das ist auf dem gnadenlosen Berliner Wohnungsmarkt für viele junge Menschen eine schwere Aufgabe. Doch Raffly ist charmant und kann sich den Erwartungen seines Gegenübers anpassen, denn er ist es gewohnt, sich selbstbewusst zwischen Uni und Bewerbungsgesprächen, muslimischer Gemeinde und dem Berliner Freundeskreis zu bewegen.
    Der junge Filmemacher Kilian Helmbrecht, Jahrgang 1993, und sein Kameramann und Produzent Alex Hasskerl begleiten Raffly zu Behördengängen, auf der Wohnungssuche und in den verschiedenen Sphären seines Alltags und zeigt dabei, wieviel Motivation und Durchhaltevermögen es für junge Fachkräfte aus dem Ausland braucht, um erfolgreich im deutschen Arbeitsmarkt anzukommen. Kilian Helmbrecht ist als Quereinsteiger zum Dokumentarfilm gekommen und arbeitet seit 2015 als Regisseur und Kameramann. 2016 erhielt er bei den Emmy Awards eine Nominierung „Beste Kamera“ für „New Zealand: Earth’s Mythical Islands“. (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereMo 25.03.20243satDeutsche Online-PremiereMo 11.03.20243sat-Mediathek / ZDFmediathek

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